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Party, bis der Arzt kommt: Von Ischgl aus verbreitete sich das Virus in ganz Europa / picture alliance

Virenschleuder Ischgl - „Wie kann ein kleiner Gastronom einschätzen, was größer ist?"

In der Coronakrise spielt der österreichische Skiort Ischgl eine wichtige Rolle. Von hier aus haben hunderte Skifahrer das Virus nach ganz Europa verschleppt. Der erste Infizierte war ein Barmann in der Après-Ski-Bar „Kitzloch“. Deren Wirt steht jetzt am Pranger. Zu Recht?

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Bernhard Zangerl, 25, ist der Spross einer österreichischen Gastronomen-Familie. Seit einem Jahr ist er Geschäftsführer des „Kitzloch“ in Ischgl. 

Herr Zangerl, wenn man den Namen Ihrer Après-Ski-Bar „Kitzloch“ googelt, findet man Begriffe wie „Virenschleuder“ oder „Brutstätte“ der Coronakrise. Können Sie noch gut schlafen? 
Diese Schlagzeilen kennen wir alle. Es gibt auch private Emails, die uns täglich erreichen. Die sind nicht sehr nett. Es reicht von Beschimpfungen bis zu Morddrohungen. Mittlerweile haben wir uns ein bisschen dran gewöhnt. Aber am Anfang war es schwer. Es hat uns nachdenklich gestimmt. 

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Michaela 29 Diederichs | Fr., 3. April 2020 - 20:38

"Unsere Spezialität sind „Flügerl“, roter Wodka mit Red Bull. Bei uns ist es üblich, dass die Gäste 100 Gläser auf einmal bestellen." Das ist aber schon Ballermann-Niveau - also für mich jedenfalls. Unterschätzt wurde die Lage doch von allen. Sie haben gut nachgehakt, Frau Hildebrandt, aber der Mann kann keinen Fehler erkennen. Bei uns gab es doch auch noch am 7.3. ein Fußballspiel mit Fans trotz Heinsberg. Ob das Kitzloch in der nächsten Saison wieder gut besucht sein wird? Ihnen jedenfalls herzlichen Dank für das Interview.

Bernhard K. Kopp | Sa., 4. April 2020 - 07:12

Antwort auf von Michaela 29 Di…

Unzweifelhaft hat der lokale und regionale Klüngel von Ischgl/Tirol die Verbreitung der Infektion aus epidemiologischem Unverstand und aus Geschäftsinteresse länger zugelassen als es hätte sein dürfen. Dafür gibt es eine staatsanwaltschaftliche Untersuchung. Trotzdem war, insbesondere im Vergleich zu Massenveranstaltungen in Deutschland, dem ungehinderten Einreisen von vielen Hunderten von Passagieren aus Iran, und anderswo, bis in die zweite März-Hälfte, u.v.a.m, viel mehr epidemiologischer Unverstand/Geschäftsinteresse, und Staats- und Behördenversagen. Ischgl ist der Splitter im Auge des anderen, den Balken im eigenen Auge will man nicht sehen.

Die Schuld braucht immer ein Gesicht, es darf nur nicht das Spiegelbild sein.
Jetzt hat man halt den Gastwirt am Haken. Anstatt daraus zu Lehren zu ziehen, erstmal alle "druff uff" den armen Kerl, der etwas richtig beurteilen hätte müssen, was ganze Staaten nicht hinbekommen haben, auch Deutschland nicht.
Sie haben völlig recht mit dem was Sie hier kommentieren. Wir sollten bei uns bleiben. Hier gibt es eine Menge Versäumnisse und Fehleinschätzungen. Es steht uns einfach nicht zu, moralisierend und besserwisserisch andere zu beurteilen. Erst mal den eigenen Schmutz vor der eigenen Haustür kehren.

Hinterher sind alle schlau. Was bringt das jetzt? Es stiftet nur internationalen Unfrieden. Kehret vor eurer eigenen Tür, die Schaufel wird es nicht fassen. Auch unsere Regierung hat anfangs beschwichtigt; Herr Spahn: "wir sind gut gerüstet." Es reicht doch, dass uns bereits italienische Komiker beschimpfen, weil wir keine Euro- Bonds wollen. Ich will auch keine Schulden von Anderen übernehmen. Stoßen wir die Österreicher nicht mit solchen Vorwürfen vor den Kopf. Nicht immer ist viel Feind auch viel Ehr!

Barbara Piele | Sa., 4. April 2020 - 07:48

Antwort auf von Michaela 29 Di…

Drei Jahre in Österreich gelebt. Erst Salzburg, dann Wien. Und leider muss ich sagen, dass die Österreicher doch seeeeehr dehnungsfähig und elastisch sind, wenn es um persönliche "kreative Umsetzungen" geht.
Ich lese regelmäßig den Wiener Standard. Ist schon interessant zu verfolgen, wie die Schuldzuweisungen dort derzeit ablaufen. Was die sich jetzt eingebrockt haben... das wird nie wieder so sein. Oder wir geraten alle ins Vergessens-Koma. -- Das erinnert mich übrigens leider auch an die Brand-Katastrophe in Kaprun. Alle 16 Angeklagten wurden nach zwei Jahren Prozess freigesprochen. Ich bin mal gespannt wie das jetzt mit der Sammel-Klage der betroffenen Touristen weitergeht. - Ansonsten: Stay at home, bleiben Sie gesund und probieren Sie mal mein Parmesan-Spargel-Rezept.

. . . und Dank für Ihre Zeilen, denen ich größtenteils zustimme.- Da ich kein Wintersportler bin, und Ischgl auch nicht kenne, kann ich mich betr. des "Winter-Ballermanns" auch nicht äußern. Interessieren tut mich die Angelegenheit aber schon.-
Sie empfehlen Ihr Parmesan-Spargel-Recept? Wo findet man denn dieses?