coronavirus-oekonomische-folgen-postwachstum-industrie-deutschland
Klimaschutzdemo trotz Corona am 12. März vor dem Kanzleramt / dpa

Corona und die ökonomischen Folgen - Bloß keine Postwachstums-Esoterik

Mitten in der Coronavirus-Krise spekulieren „Fridays for Future“ und Postwachstums-Ideologen auf ihre große Stunde. Doch es wäre ein Fehler, Covid-19 als Katalysator für eine weitere De-Industrialisierung zu missbrauchen. Deutschland braucht künftig mehr heimische Wertschöpfung, nicht weniger.

Nils Heisterhagen

Autoreninfo

Nils Heisterhagen ist Sozialdemokrat und Publizist. Zuletzt sind von ihm im Dietz-Verlag erschienen: „Das Streben nach Freiheit“ und  „Die liberale Illusion“.

So erreichen Sie Nils Heisterhagen:

Stefan_Laurin

Autoreninfo

Stefan Laurin ist freier Journalist und Herausgeber des Blogs Ruhrbarone. 2020 erschien sein Buch „Beten Sie für uns!: Der Untergang der SPD“.

So erreichen Sie Stefan Laurin:

In diesen Tagen findet man zwei Arten von politischen Büchern in den Sachbuchbestsellercharts. Sehr konservative Bücher à la „Die Welt ist nicht mehr so wie sie war“ wie das neue Buch von Peter Hahne „Seid ihr noch ganz bei Trost!“. Oder Bücher wie das von der Ökonomin Maja Göpel „Unsere Welt neu denken“, wo urban-linke Beobachter des Weltgeschehens „Alles muss anders und das ist auch gut so“-Bücher schreiben, und damit nicht selten auch ihre Postwachstumsträume, Verzichtsideologien und „Weniger ist mehr“-Philosophie verkaufen. Maja Göpels neues Buch jedenfalls will anregen, anders zu wirtschaften. Es fordert Umdenken und eine Abkehr – inklusive Wachstumskritik und Lebensartkritik.

Man dachte eigentlich, generelle Wachstumskritik würde nur noch ein Schattendasein innerhalb grün-radikaler Milieus führen, nachdem die grüne Partei sich von der „Club of Rome“-Wachstumskritik Anfang der 1970er Jahre und marxistischen Träumen wie dem von Jutta Ditfurth langsam verabschiedete und im Sinne ihres langjährigen Vordenkers Ralf Fücks eher zu Ideen eines „Green New Deals“ und damit zu „Grünem Wachstum“ umschwenkte. Postwachstums-Ökonomen wie Niko Paech waren jahrelang eher in Subkulturen dominant. Nun gewinnen sie mit ihrer „Weniger ist mehr“-Philosophie immer mehr Boden und das schon vor Corona. Mitten in der weltweiten Viruskrise scheint für manche endlich der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, vieles in Frage zu stellen, was Jahrzehnte unseren Wohlstand gesichert hat. Die Coronakrise als ein Katalysator für Postwachstums-Ideologien?

Deutungshoheit urbaner Beobachter

In den Mainstream jedenfalls ist die Idee vom Postwachstum spätestens mit „Fridays for Future“ eingesickert – auch Luisa Neubauer warb schon eindringlich für Postwachstums-Orientierung. Seit „Fridays for Future“ nimmt die neue Ouvertüre der „Weniger ist mehr“-Philosophie einen Stringendo-Ton an, der uns die Abkehr von wachstumsorientierter Politik immer eindringlicher als einzigen Ausweg verkauft. Die Federführer dieser Umkehr sind urbane Eliten, die kaum einen Bezug zur Wertschöpfungsbasis dieses Landes mehr aufweisen. Sie verdienen ihr Geld entweder in der Bürokratie, Universität, einer Partei wie den Grünen oder bei einem eher linksliberalen Medium, haben aber selten eine Fabrik von innen gesehen und wollen auch nicht wissen, wie ein Shopfloor heute aussieht oder welche Rolle Künstliche Intelligenz bei der Industrie 4.0 spielt. Was die Welt der Industrie 4.0 so spannend macht, wollen sie oft nicht einmal wissen.

Ihr Thema sind die Narrative, über die sie als urbane Beobachter Deutungshoheit erstreben. Ein Gastbeitrag in der freundlich gewogenen und in urbanen Zentren produzierten Zeitung ist da auch oft drin. So schaffen urbane Medien ihre eigene Realität, die mit der in Sindelfingen, Blomberg und Ingolstadt relativ wenig gemeinsam hat. Aber in einer Stadt wie Blomberg, einer kleinen Stadt in Nordrhein-Westfalen, sitzen die Hidden Champions dieser Republik. Phoenix Contact ist es in Blomberg. Eines der führenden Industrie 4.0-Unternehmen hierzulande, die von Elektrotechnik über Automatisationstechnik ein breites Portfolio haben und aus der Provinz heraus Hochtechnologie in alle Welt verkaufen. Diese Unternehmen wie Phoenix Contact schaffen den Wohlstand dieses Landes und die gut bezahlten Jobs.

Schöne Texte für Kaminabende

Das Jahresdurchschnittseinkommen in der Industrie lag 2018 bei 56.143 Euro brutto. In boomenden Dienstleistungsbereichen wie Verkehr und Lagerei, zu denen auch Amazon und DHL gehören, waren es gerade einmal 39.475 Euro. In anderen Dienstleistungsberufen, gerade in denjenigen hippen und kreativen Jobs, die man uns seit der Dotcom-Phase als Zukunft des Kapitalismus verkaufen möchte, wird in der Regel auch weit unter dem Niveau der Industrie entlohnt. Der Hipster in seiner 4er-WG in Berlin Kreuzberg und mit 1.400 Netto, kann sich zwar als kulturelle Avantgarde fühlen, aber den Wohlstand des Landes schaffen die Ingenieure und Facharbeiter bei Unternehmen wie Phoenix Contact.

Deutschland ist ein Industrieland. Aber genau das möchten uns die Öko-Beobachter aus den urbanen Zentren am Liebsten ausreden. Ihr neues Ökotopia hat aber eher nur literarischen Wert als dass dadurch Arbeitsplätze und Wohlstand geschaffen werden. Das neue und oft postindustriell verstandene Ökotopia verzückt Leser. Es sind schöne Texte für Kaminabende. Diese Öko-Belletristik hat mit der deutschen Realität und Wirtschaftsstruktur jedoch wenig zu tun.
Ausgerechnet der externe Schock des Corona-Virus, der eine ökonomische Rezession mit sich bringen wird, kann nun zwei Folgen für die Sichtweise auf Industrie und Wachstum haben:

1. Nach der Corona-Krise könnten diejenigen postindustriellen Postwachstums-Aktivisten mediales Oberwasser gewinnen, und uns eine neue schöne Arbeitswelt von Home-Office Grafikdesignern vorstellen, wo weniger produziert wird. Die Folge wäre: Deutschland würde ärmer.

2. Die Luxusideologie und Verzichtsideologie von manchen „Friday for Future-Aktivisten“ und den etwas älteren Bürgerkindern aus dem neuen „Kulturkapitalismus“ (Andreas Reckwitz) wird die Corona-Krise nicht überstehen. 

Die Postwachstumsideologien aber dürfen nach der Coronakrise nicht gewinnen. Im Gegenteil, wir dürfen stattdessen nicht nur darauf hoffen, dass ein Bewusstsein zurückkehrt, was den Wohlstand dieses Landes eigentlich schafft, wir sollten auch über eine Reindustrialisierung nachdenken.

Ökologische Industriepolitik statt Verzicht

7,4 Millionen Menschen arbeiteten laut Statistischem Bundesamt 2017 in Deutschland in der Industrie und im Baugewerbe noch 2,3 Millionen Menschen. Die Industrie-Unternehmen erwirtschafteten 2018 ein Viertel des Bruttosozialprodukts, das Baugewerbe weitere fünf Prozent. Sie sorgen für den volkswirtschaftlichen Wohlstand, der wiederum dafür sorgt, dass vom Finanzbeamten bis zum Ausdruckstänzer Millionen Menschen ein Einkommen haben. Die Industrie exportierte 2018 Waren im Wert von 1295 Milliarden Euro. Die Dienstleistungsbranche hingegen nur im Wert von 290,7 Milliarden Euro. Das sind gewaltige Unterschiede.

Diese Zahlen deuten an, warum man sich nun in keiner Weise auf „Die Welt neu denken“-Diskurse einlassen sollte – zumindest nicht in der naiven „Alles muss anders“-Form dieser Diskurse. Wir können den Kapitalismus neu denken, wir müssen ihn sogar neu denken. Gerecht ist er nämlich immer weniger und ökologisch auch nicht. Warum aber Kapitalismuskritik mit Wachstumskritik einhergehen soll, ist weder offensichtlich noch richtig. Die Zusammenbindung von Ökologie und Ökonomie ist zwar in der Tat eine Jahrhundertaufgabe. Aber dafür steht eine ökologische Industriepolitik bereit, und eben nicht der Verzicht auf Auto, Konsum und die Befreiung von allem Überflüssigen. „Alles anders“ muss nicht heißen: Von allem weniger. Es kann auch heißen: Bessere Technik, grünere Industrie und mehr Wohlstand durch deutsche GreenTech.

Re-Industrialisierung statt De-Industrialisierung

Wir müssen jetzt also nicht nur De-Industrialisierungsdiskurse verhindern, sondern sollten sogar Re-Industrialisierungsdiskurse führen. Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, wie groß die Abhängigkeit auch in existenziellen Bereichen wie der medizinischen Versorgung von China und Indien ist. Durch alle Lager hinweg wird nun gefordert, zumindest solche Teile wieder in Deutschland produzieren zu lassen. Bei der Zurückverlagerung der Produktion in der Pharmaindustrie sollte es jedoch nicht bleiben. Wir brauchen auch eine generelle Debatte über die Rücknahme der Auslagerung von Produktion.

Neue Techniken wie Industrieroboter und 3-D-Druck ermöglichen auch dieses Reshoring der Produktion, weil es nicht mehr die Manpower benötigt, die europäische Unternehmen aufgrund der Lohnkosten einst zum Offshoring der Produktion nach Rumänien, China und Vietnam trieb. Losgröße 1, also individualisierte Unikatsproduktion jenseits der Economies of Scale, gewinnbringend zu produzieren, ist auch längst möglich – der Industrie 4.0 sei Dank. Deutschland kann einen Industrieboom erleben – wenn es denn nur will. Allerdings muss es dafür sehr bald die Grundlagen schaffen: Schnelle Genehmigungsverfahren, eine hohe Akzeptanz bei den Bürgern für die Industrie, eine neue Technikkultur im Land und massive Investitionen in sein Bildungssystem.

Energie muss preiswert werden

Aber das alleine reicht auch noch nicht: Das Reshoring von Produktion und Wertschöpfung zurück nach Deutschland würde nämlich weitere Implikationen haben. Der Energieverbrauch im Land würde massiv steigen und die grünen Hipster werden dann lernen müssen, dass Energie so preiswert sein muss, dass Industrie möglich ist. Der neue Maßstab für den Energiepreis ist die pharmazeutische Fabrik in Leverkusen, nicht das MacBook in der Kreuzberger WG. Der Hipster wird aber noch einen weiteren Lernprozess durchgehen müssen. Er hat nämlich gerade wie andere Millionen von Menschen die Erfahrung gemacht, dass öffentlicher Nahverkehr allein wegen der Ansteckungsgefahr riskant ist. Und dieser wird in der Krise noch ausgedünnt. Das Auto, das außerhalb einer neuen grünen Verzichtsphilosophie nie weg war, wird bleiben. In der Krise fuhr nur Bahn wer keine Alternative hatte. Und wer die Angst angesichts eines niesenden Mitpassagiers erlebt hat, wird ein eigenes Auto haben wollen.

Man kann den Hipster der Kreuzberger WG ja sogar verstehen. Er hat nicht das Geld für ein eigenes Auto und in Berlin fehlt es ohnehin meist an Parkplätzen – vom anstrengenden Berliner Verkehr gar nicht erst zu sprechen. Natürlich neigt der ein oder andere dann dazu, was er selbst nicht hat, bei anderen kritisch zu sehen. Aber offener Neid war nie sonderlich gesellschaftsfähig. Ein neues Ökotopia jedoch, inklusive des antizipierten Endes des Individualverkehrs, hat einen ähnlichen Effekt, nämlich das eigene Besitzlose zum neuen Maßstab gesellschaftlicher Vorbildhaftigkeit zu erklären, mit einer „Weniger ist mehr“-Philosophie diesem die Legitimität und den höheren Sinn zu verleihen und in der Folge die Summe des Individualverkehrs zu begrenzen. Diesen Weg darf das Industrieland Deutschland, insbesondere die Autonation Deutschland, nicht einschlagen. Ein postmaterialistisches Deutschland wird nur einen Effekt haben: Ein materialistisch ärmeres Deutschland.

Corona ist kein Stromausfall

Die Corona-Krise wird also idealerweise dazu führen, dass der seit Jahren Überhand nehmende Postmaterialismus durch die neue Krisenerfahrung und Erfahrungen des Mangels – man denke nur an die leeren Regale infolger der Hamsterkäufe von Toilettenpapier und Seife – zerstört wird und wieder das wird, was er zuvor war: Eine nicht mehr wirkmächtige Wunschvorstellung postmaterialistischer Gesellschaftsschichten, die keinen Bezug zur Wohlstandsbasis dieser Gesellschaft haben: nämlich der deutschen Industrie.

Oder um es in den Worten des Journalisten Dieter Schnaas zusammenzufassen, der gerade in der „Wirtschaftswoche“ in einem Essay zur Corona-Krise schrieb: „Nein, nein, liebe Chefbeobachter, spart euch bitte eure Besinnungsaufsätze über totalitäre Demokratien und klimafreundliche Stillstandsrepubliken – Corona ist kein Stromausfall, der uns daran erinnert, dass im Kerzenschein schön kuscheln ist. Und schon gar kein Ausgangspunkt für Verzichtsdiskurse.“ Also jetzt bloß keine Postwachstums-Esoterik.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Ellen wolff | Fr., 27. März 2020 - 14:10

Grundsätzlich sehe ich die Dinge ähnlich, wie sie der Autor beschreibt. Dennoch gibt es Bereiche, wo weniger mehr wäre. Man schaue sich mal so manches Kinderzimmer an, die Kinder haben so viel Krempel, dass sie oft überfordert davon sind. Dennoch wollen sie immer mehr, immer das Neueste und möglichst mehr als die anderen haben. Sie werden oft früh auf Konsum gedrillt, der allzuhäufig mangelnde Zeit und Zuwendung der Eltern wett machen soll. In diesem Spiel sind weder die Eltern noch die Kinder in der Lage zu spüren, was schief läuft. Wenn dieser Teufelskreis begonnen hat, ist der Ausstieg daraus sehr schwer.

Klaus Funke | Fr., 27. März 2020 - 14:30

Das Bild zeigt eine verbotene Zusammenrottung. Ist das noch erlaubt? Aber insgesamt typisch für diese "Bewegung", die nichts begriffen hat. Sie ist out.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 27. März 2020 - 20:54

Antwort auf von Klaus Funke

Herr Funke.
Haben Sie die letzten Jahre vergessen?
Diese Bewegung ist den Kindern und Jugendlichen doch nicht von heute auf morgen eingefallen.
Da stehen sehr viele Erfahrungen über Jahre dahinter, ob nun bewußt oder en passant und irgendwann reflektiert.
Die Bilder zeigen jetzt, wie sehr die Natur aufatmen kann, während sich der Mensch in Quarantäne begibt.
Weder wird es ein einfaches weiter so geben, noch werden Reflexionen ausbleiben, vor allem, wenn es im Sommer wieder heiss wird.
Man kann es den Grünen durchaus positiv auslegen, dass sie sich jetzt in die Gruppe der gutwilligen und engagierten Schützer des menschlichen Lebens begeben haben.
Herr Habeck hat nichts von seinem politischen Charme eingebüßt und um ehrlich zu sein, sollten wir dankbar sein, über jeden konstruktiven Politiker.

Hans Jürgen Wienroth | Fr., 27. März 2020 - 14:37

Das „Postwachstum“ hat bereits vor Corona eingesetzt, schließlich war kaum noch Wachstum vorhanden. Wo sollte dieses auch herkommen, wenn es seit dem Smartphone kaum Innovationsschübe gibt und die Wünsche der Menschen in dem „wohlhabenden Teil der Erde“ weitestgehend erfüllt sind. Die Weiterentwicklungen werden weniger wichtig, nur Yuppies müssen die neueste Technik haben.
Der „Green Deal“ lebt von der Illusion, dass alles ökologischer hergestellt wird. Das ist in einer globalen Wirtschaft wenig überprüfbar. Durch die Internationalisierung ist das Vertrauen in Handel und Gewerbe verloren gegangen.
Nach Corona werden sich die Menschen in allen Ländern auf das Notwendige beschränken. Das eigene Auto wird zum Luxus, gerade in Städten mit gutem ÖPNV. Der Aufbau einer neuen Industrie passt in D nicht zur Work-Life-Balance, woher sollen die MINT-Genies (incl. IT) auch kommen. Von den „anspruchsgeminderten“, geisteswissenschaftlichen Gymnasien und Hochschulen kaum.

Gisela Fimiani | Fr., 27. März 2020 - 15:07

Vielen Dank, den Autoren für den wohltuenden Realismus. Gern würde ich demnächst von Ihnen lesen, welcher Art von Demokratie es bedarf, damit kritisches realistisches Denken (Vernunftethik) ins Land zurückkehren kann. Die derzeit zunehmend gelenkte Demokratie samt deren erstickenden staatsabhängigen „Apparaten“ (Bürokratie, Medien, Kirchen, NGOs......) belasten nicht nur die staatlichen Finanzen, sondern knebeln durch ihre vehemente Gesinnungsethik jeden Freisinn, auf den der Wohlstand und die Kreativität im Land angewiesen sind. Der Paternalismus macht den freien Bürger zum Untertan. Bitte nicht noch mehr wohlwollenden väterlichen Staat jenseits von Corona.

Sven Wasmuth | Fr., 27. März 2020 - 15:11

Der Artikel macht eine künstliche Frontstellung auf, die so gar nicht notwendig ist. Wenn man von Dirty Tech zu Green Tech wechselt, heißt das noch lange nicht, dass man weiterhin immer mehr produzieren muss, insbesondere wenn der Gütermarkt im reichen Westen vielerorts gesättigt ist. Und wenn man Produktion aus dem Ausland nach Deutschland zurückverlagert, gegebenenfalls kombiniert mit Individualanfertigung, gilt das gleiche: es muss nicht mit weiterer Ausweitung der Stoff- und Energieströme einher gehen.
Was die Nutzung von ÖPNV bzw. Pkw angeht, war schon vor Corona klar, dass es hier keine allgemein gültige Antwort gibt, sondern je nach Bedarf UND Kapazitäten (auch des Raumes) Angebotspolitik erforderlich ist. Das heißt in Großstädten weiterhin, dass das Pkw das dümmste und teuerste Verkehrsmittel ist.

Ronald Lehmann | Fr., 27. März 2020 - 18:53

Antwort auf von Sven Wasmuth

Nicht nur die Finanzkrise, auch die Wirtschaftskrise & eine Gesellschaftskrise tiefstes Ausmaß mit hunderten von Pharisäern, die mit neuen Wörtern das Volk (Souverän knan man es nicht nennen) noch weiter verdummen und falsche Fährten legen.
Und liebe Cicero-Redaktion & Herr Schwennicke. Dabei spielt es keine Rolle, ob auch dieser Artikel wieder nicht .... Es kommt, wie es kommen muß und selbst "Corona" ist kein "Verursacher", sondern nur der Turbo & das Ergebnis der 30-letzten Jahre der sozialistischen Monopol-Wirtschaft -& Gesettschaft, die uns allen auf die Füße fällt. Auch wenn das marktwirt. System nur so lange gut funktioniert, solange es keine "roten Hotels" auf den Spiel stehen, der Sozialismus "auch mit seinen Schienenlösungen" hat nichts gebracht, Frau Wasmuth. Als Eisenbahnfan habe ich genügend Bilder aus der Ära der 80-er aus DDR-Zeiten. Ihr vergesst leider nur viel zur sehr immer auch die negative Seite, nie die positive. Wie wäre es mit einen Wettbewerb:Langlebigkeit

Gregor Kühn | Fr., 27. März 2020 - 19:56

Antwort auf von Sven Wasmuth

In Düsseldorf werden die sogenannten Umweltspuren gerade wieder für die Benzin -und Diesel-Pkw freigegeben. Nicht mit Begeisterung, sondern der Einsicht gehorchend, dass Busse und Straßenbahnen im Vergleich zum Pkw wahre Epidemie-Beschleuniger sind. Ich bin keine Freund von zugeparkten Innenstädten, aber in Coronazeiten in isolierenden und damit schützenden Pkw nicht mehr als das dümmste und teuerste Verkehrsmittel zu sehen ist doch reichlich kurz gesprungen. Ich gebe den Autoren recht: Viel nachdenken, Offenheit für neue Wege, aber keinerlei Gestaltungsmacht den Ökoideologen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 27. März 2020 - 15:46

liebe Autoren.
Ihr Artikel wäre durchaus Kaminlektüre für mich.
Sah gerade Dieter Nuhr auf Youtube,
das Gehirn ist erst mit 30 Jahren ausgewachsen?
Manchmal nicht zu glauben, wenn man die Leistungen mancher junger Menschen sieht, ja auch hier bei Cicero, dann aber wieder doch.

Heiner Hannappel | Fr., 27. März 2020 - 15:48

Ein wunderbarer Artikel, der die Realitäten in unserem Land ins richtige Licht rückt.Angesichts der drohenden Rezession und Inflation, der drohenden Vergemeinschaftung der Euroraum-Schulden brauchen wir ein Deutschland, welches sich auf seine Qualitäten als Industrienation besinnt und so ein Bruttosozialprodukt erwirtschaftet, mit dem wir die nun rasant gestiegenen Schulden auch bezahlen können.

Manfred Sonntag | Fr., 27. März 2020 - 15:50

Ich bin von diesem Artikel begeistert! Hinzufügen möchte ich aber noch einen Punkt: Bildung. Eine Bildungsinitiative ist in unserem Land zwingend erforderlich. Alle unsere Kinder und Enkel, egal ob von Einheimischen, Migranten oder Flüchtlingen müssen endlich gleiche Chancen auf optimalste Bildung haben um mit ihrem dann erworbenen Wissen eine noch bessere Welt aufbauen zu können. Mit der bisherigen Praxis der dauernden Niveauabsenkung in Schule und Hochschulen muss sofort Schluss sein. Bei einer Ideologie des Postwachstums ist Wissen nicht vorgesehen bzw. wird nur bestimmten Gruppen zugestanden. Intelligenz bei den Bürgern wird von diesen Ideologen als störend empfunden und gilt als herrschaftsgefährdend. PC, Denkschablonen, Meinungskorridore etc. müssen eliminiert und der freie Wissens- und Gedankenaustausch, natürlich im Rahmen des GG, wieder ideologiefrei möglich und gefordert sein. Zuerst an den Schulen und Universitäten, dann folgen die anderen von ganz allein.

Ein guter Artikel - volle Zustimmung. Vielleicht setzt nach der Krise ein Umdenken ein und die jungen Leute streben in die MINT-Fächer, die Pflege oder ins Handwerk. Vielleicht erkennen sie, was wirklich wichtig ist. Hängt vielleicht davon ab, wie lange Hausarrest und damit Bedenkzeit dauern. Die Geisteswissenschaften, Kunst und Kultur sind die ersten, die abgehängt werden und die letzten, die wieder benötigt werden. Denn das ist Luxus.

Hans Jürgen Wienroth | Fr., 27. März 2020 - 17:48

Das „Postwachstum“ hat bereits vor Corona eingesetzt, schließlich war kaum noch Wachstum vorhanden. Wo sollte dieses auch herkommen, wenn es seit dem Smartphone kaum Innovationsschübe gibt und die Wünsche der Menschen in dem „wohlhabenden Teil der Erde“ weitestgehend erfüllt sind. Die Weiterentwicklungen werden weniger wichtig, nur Yuppies müssen die neueste Technik haben.
Der „Green Deal“ lebt von der Illusion, dass alles ökologischer hergestellt wird. Das ist in einer globalen Wirtschaft wenig überprüfbar. Durch die Internationalisierung ist das Vertrauen in Handel und Gewerbe verloren gegangen.
Nach Corona werden sich die Menschen in allen Ländern auf das Notwendige beschränken. Das eigene Auto wird zum Luxus, gerade in Städten mit gutem ÖPNV. Der Aufbau einer neuen Industrie passt in D nicht zur Work-Life-Balance, woher sollen die MINT-Genies (incl. IT) auch kommen. Von den „anspruchsgeminderten“, geisteswissenschaftlichen Gymnasien und Hochschulen kaum.

Joachim Brunner | Sa., 28. März 2020 - 11:12

Corona zeigt uns mit welch abseitigem Unsinn unsere öffentliche Diskussion in den letzten Jahren besetzt war. Eine technikfeindliche ja geradezu antiaufklärerische und damit inhumane Demagogie landauf landab. Eine fortschrittsbejahende Grundausrichtung der Politik das wird benötigt! Wie kann man so etwas fördern? Ich bin jedenfalls sofort dabei!
Danke nochmals!

Christoph Kuhlmann | So., 29. März 2020 - 13:00

Ob im Kapitalismus oder Postmaterialismus oder in der Öko-Diktatur. Der real existierende Sozialismus erinnerte eher an eine Art von Feudalismus, weil die Triebkraft des Kapitalismus fehlte, der überkommene Rollenmuster aufbrach und neue entstehen ließ. Jede Art von Planwirtschaft oder Wirtschaftslenkung wird die feudalen Verhaltensmuster neu entstehen lassen. Die Unterordnung unter die Willkür von Individuen. Allein die Dynamik aus technologischer Entwicklung und globalen Durchsetzung derselben in atemberaubender Geschwindigkeit verhindert erstarrte Gesellschaften. Ohne den kreativen Zerstörer, wie Schumpeter ihn nannte wird es wieder Jahrhunderte des Stillstandes geben um das "ökologische Gleichgewicht" zu bewahren, dass es so niemals gab. Die UNO geht davon aus, dass gegen Ende des dritten Jahrtausends der Meeresspiegel um ca. einen Meter wegen der Klimaerwärmung gestiegen sein wird. Mein Gott, bis dahin hat die Menschheit ferne Galaxien besiedelt.