DeepL-Chef Jaroslaw Kutylowski
DeepL-Chef Jaroslaw Kutylowski hat keine Angst vor Google

DeepL - Besser als der Google Übersetzer

Die Kölner Firma DeepL übertrumpft mit ihrer Übersetzungssoftware Branchenriesen wie Google und Microsoft – und baut ihren Vorsprung weiter aus. Immer mehr Unternehmen und Behörden setzen auf das Programm. Wie ist das zu erklären?

Autoreninfo

Nils Wischmeyer ist freier Finanz- und Wirtschaftsjournalist beim Journalistenbüro dreimaldrei

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Übersetzungen sind heute schnell gemacht: Browser öffnen, einen oder mehrere Sätze eingeben und schon spuckt Google Translate den Text in der gewünschten Sprache aus. Viele Millionen Nutzer machen das jeden Tag. Doch immer wieder stoßen sie auf Probleme, wenn das Programm sinnlose oder falsche Phrasen ausspuckt. Ganze Texte mit der Software des US-Konzerns zu übersetzen, vermittelt nach wie vor allenfalls einen Eindruck dessen, was eigentlich als präzise Übersetzung erwünscht wäre. Ist Künstliche Intelligenz noch nicht so weit?

Die Kölner Firma DeepL behauptet seit rund zwei Jahren anderes. Immer beliebter wird die eigene Software bei Unternehmen und gilt bereits als neuer Star unter den digitalen Übersetzern. DeepL übersetzt ganze Sätze im Kontext und das oft besser als die Techfirmen im Silicon Valley. Zuletzt schafften sich sogar die Schweizer Behörden die Profiversion an, um Texte übersetzen zu lassen. Da die Schweiz mehrsprachig ist, verspricht man sich dort Kostenersparnisse.

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Andreas Conow | Do., 26. März 2020 - 15:09

"Übersetzungen sind heute schnell gemacht" - das mag sein, aber so sehen die Übersetzungen dann auch aus.

Ich arbeite als beeidigter Übersetzer für Italienisch im Fachgebiet Rechtstexte, blicke auf mehrjährige wissenschaftliche und anwaltliche Erfahrung im deutsch-italienischen Rechtsverkehr zurück und kann nur sagen, dass der Artikel die Realität stark verzerrt.

Wer sich mit der Thematik näher auseinandersetzen möchte, dem sei die Lektüre des BDÜ-Tagungsbandes von 2019 empfohlen ("Übersetzen und Dolmetschen 4.0: Neue Wege im digitalen Zeitalter"), der sich recht breit mit den Vor- und Nachteilen maschineller Übersetzungen befasst.

DeepL ist zwar tatsächlich etwas weiter als einige Konkurrenten, aber für den Übersetzer auch als Ergänzung nur sehr bedingt brauchbar, bei . Für einfache Texte mag sich die Software eignen, aber bei Fachübersetzungen stellen sich abseits des problematischen Datenschutzes doch erhebliche Probleme. (Fortsetzung folgt)

Andreas Conow | Do., 26. März 2020 - 15:35

Abgesehen von den Schwierigkeiten mit vielen Fachtermini hat DeepL abseits der Sprachkombination Deutsch-Englisch große Probleme mit der Zuordnung von Adverbien, mit Mehrfachbedeutungen einzelner Begriffe mit sprachlichen Anspielungen und Andeutungen sowie mit komplexen Satzstrukturen. In italienischen Rechtstexten zum Beispiel mäandern Sätze mit einiger Poesie über halbe Seiten, hier sind die Ergebnisse der Software schlicht unbrauchbar. Nicht zuletzt muss der Übersetzer auch darauf achten, all die Fehler zu finden, die die Software eingebaut hat.

Wer diese Probleme kennt, der mag für sich entscheiden, das Werkzeug zu nutzen, um mittelfristig je nach Fachgebiet möglicherweise 10 oder 15% der Arbeitszeit einsparen, bei einfachen Texten und in der Kombination Englisch-Deutsch vielleicht auch mehr.

Natürlich sind sie nicht perfekt. Selbstverständlich erkennen sie nicht alle Nuancen. Und dennoch: sie sind viel besser bzw. weiter, als die meisten Konkurenten!
Zumindest sehe ich es so für Deutsch-Polnische Übersetzungen, die für eine Software nicht unbedingt einfacher sein dürften, als Deutsch-Italienische.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 27. März 2020 - 08:41

Antwort auf von Andreas Conow

Danke für Ihre Sichtweise als Praktiker. Klingt ja im ersten Moment alles sehr innovativ und scheinbar zeitersparend. Aber eben nur scheinbar. Ich persönlich habe die Sichtweise, gelernt ist gelernt. Sich mal Vokabelhilfe schnell holen. Okay. Aber gerade in Rechtsgebieten und technischen Bereichen mag ich Ihre Zweifel sofort übernehmen. Deutsche Sprache, schwere Sprache hörte ich immer wieder von Ausländern, die hier zu Besuch waren oder inzwischen mit uns leben. Und Suaeli will auch gelernt sein. Auch wenn es die Fiktion gibt, dass Computer die Menschen ersetzen werden. In allen Lebenslagen glaube ich das nicht. Das mag jeder aber anders sehen.

Christoph Kuhlmann | Fr., 27. März 2020 - 08:03

dass wenigstens einfache Sätze fehlerfrei ins Englische übersetzt, wäre bereits ein großer Fortschritt, wenn man es mit Fachbegriffen trainieren könnte, die dann sinnvoll verwendetwürde, Die Berücksichtigung desKontextes ist hier von entscheidender Bedeutung. Solange es keine wirklich guten elektronischen Übersetzer gibt ist das ganze Gerede von künstlicher Intelligenz stark übertrieben. Auch die ganzen Fahrassistenten scheitern im Schneetreiben oder bei mehrfachen und beschädigten Straßenmarkierungen etc. Ich erwarte in den nächsten Jahren allenfalls geringe Arbeitserleichterungen durch sie. Trotz aller Ankündigungen der IT-Branche.

Soweit Sie eine Software für den unternehmerischen Einsatz suchen, könnten Sie sich nach einem sog. CAT-Tool umschauen. Die Software unterteilt den Text in einzelne Segmente und speichert die zugehörige Übersetzung in einem "translation memory". Taucht im selben oder in einem neuen Text ein gleichlautendes oder ähnliches Segment auf, so zeigt Ihnen die Software Ihre vorherige Übersetzung als Vorschlag an. Sie können auch eigene Begriffsdatenbanken ("termbase") wie ein Wörterbuch einbinden und damit unternehmensintern zB eine konsistente Begriffsverwendung sicherstellen. All das kostet zwar einige Einarbeitungszeit, zahlt sich bei häufigem Gebrauch aber bald aus und erleichtert sogar die Zusammenarbeit mit dem externen Übersetzer, denn Sie können ihm Ihre Begriffsdatenbank zusenden, damit er Ihr unternehmensintern übliches Vokabular bei seiner Arbeit berücksichtigt.