
- „Also, so geht's mir“
Lange sagte sie nichts zur Coronavirus-Epidemie, am Mittwoch bequemte sich Kanzlerin Merkel dann doch zu einer Pressekonferenz. Einen Erkenntnisgewinn brachte die Veranstaltung allerdings nicht, außer dass man froh sein kann, dass Jens Spahn auch noch da ist.
Krisen sind die Zeiten großer Worte. Selbst Angela Merkel, die nicht als große Rednerin gilt, hat das 2015 bewiesen, als sie ihren berühmten Satz „Wir schaffen das“ in der Bundespressekonferenz sprach. Der Satz fiel ihr im weiteren Verlauf oft genug auf die Füße, wird heutzutage oft auch gerne in einem sarkastischen Tonfall benutzt, nicht nur beim Thema Flüchtlinge. Möglicherweise hat es auch mit diesem schlecht gealterten Bonmot der Kanzlerin zu tun, dass sie sich in der derzeitigen Corona-Krise, die sowohl das Gesundheitssystem als auch das Wirtschaftssystem unter Stress setzt, eher bedeckt hält. Besser gesagt: bedeckt hielt. Denn am Mittwochvormittag entschloss sie sich dann doch spontan dazu, eine Pressekonferenz zur Coronavirus-Epidemie zu geben.
Über die Gründe der plötzlichen Eingebung, sich als Regierungschefin zu einem Thema öffentlich äußern zu wollen, das die Republik im wahrsten Sinne des Wortes seit Wochen in Atem hält, kann man nur spekulieren. Merkel behauptete selbst, die Videokonferenz mit den übrigen EU-Staats- und Regierungschefs sei der Anlass gewesen. Es könnte allerdings auch damit zu tun haben, dass sich in den letzten Tagen die politischen Beobachter in der Hauptstadt immer öfter fragten, wo denn eigentlich die Kanzlerin sei. Am Mittwoch machte dann die Bild groß mit dem Thema auf: „Kein Auftritt, keine Führung in der Krise: Die Kanzlerin und das Corona-Chaos“. Und schon saß Merkel ein paar Stunden vor der Hauptstadtpresse und beantwortete über anderthalb Stunden geduldig die Fragen der Journalisten.