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Gegen Armin Laschet dürften die anderen Kandidaten kaum eine Chance haben / dpa

Führungskrise der Union - Kann Laschet die CDU wirklich versöhnen?

Ein tiefer Riss geht durch die Union, auf der einen Seite die Anhänger einer Merz-CDU, auf der anderen die einer Art Polenz-CDU. Ob Armin Laschet im Falle seiner Wahl die beiden Seiten der Partei versöhnen kann, ist mehr als fraglich.

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Beim Heiligen Römischen Reich dauerte die Führungskrise 36 Jahre. 36 Jahre schlingerte es seit dem Jahr 925 dahin, ohne gekrönten Kaiser, bis sich  Otto I. mit seinem Sieg über die Magyaren auf dem Lechfeld 955 empfahl und 961 von Papst Johannes XII. zum Kaiser gekrönt wurde. 

Natürlich ist Angela Merkel nicht Karl der Große und die CDU ist nicht das Heilige Römische Reich. Dennoch ist absehbar, dass mit dem erfolglos zu Ende gehenden Intermezzo der Einjahres-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer das Führungsvakuum und vor allem die tiefe Sinnkrise der Christdemokraten in Deutschland schon überwunden sein könnte.

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Ernst-Günther Konrad | Mo., 2. März 2020 - 08:34

Sie haben wie so oft recht Herr Schwennicke. Nur was sie da beschreiben scheinen Flügelkämpfe zu sein oder? Und ich dachte, das gäbe es nur in der AFD. Ach stimmt. Da nennt man Lager, die sich gegenüber stehen. Letztlich wird die CDU den gleichen Abstieg wählen, den die SPD bereits angefangen hat. Warum? Nun, neben den zu wählenden Personen fehlt etwas ganz entscheidendes. Es fehlt an politischen Inhalten, Werten, an einer Selbstreflektion, am Mut Roß und Reiter zu benennen und durch schonungslose Aufklärung des Wählers, das eigene Versagen zu personifizieren. Egal, wer in der CDU das Rennen macht. Damit allein ist noch kein Wähler gewonnen oder von der AFD zurück geholt. Das "Gesindel" hat das Urvertrauen in die Parteien der alten Machart verloren. Die Kritiker wurden braun angestrichen, aber die Farbe hält nicht. Das blau kommt immer wieder durch. Der schwarze Lack der CDU ist abgeblättert. Hervor kommt eine rot-grüne Merkel. Die müsste entfernt werden, dann hält der Neuanstrich.

Wenn jemand die CDU als konservativ-liberal-christliche Partei zusammenführen kann, dann Armin Laschet.
Friedrich (Fritze) Merz dagegen vertritt klar den Wirtschaftsflügel der Partei, spaltet also den christlich-demokratischen Teil der Union.
Möglicherweise schafft es Herr Laschet nur bis zum Vizekanzler; er sollte sich dann jedoch nicht zu fein dazu sein, dieses MInisteramt auch anzunehmen.

Christa Wallau | Mo., 2. März 2020 - 10:44

Die CDU braucht keinen "Schlawiner", sondern einen, der klar sagt, was er vorhat und was mit ihm auf keinen Fall zu machen ist.
Glaubwürdigkeit kann die CDU bei den Abtrünnigen u. Unentschlossenen n u r dadurch gewinnen, daß sie
1. eindeutig die Fehler der Vergangenheit einräumt
(Also eine Abrechnugn mit Merkel vornimmt!)
und
2. ihr Profil gegenüber der SPD, der FDP und
b e s o n d e r s den Grünen schärft.
Die Abgrenzung gegen die AfD und die Linken reicht nicht aus.

Das alles ist v i e l verlangt. Auch Merz wird Mühe haben, diesem Anspruch zu genügen. Aber wenn es überhaupt jemand schaffen kann, dann wohl er.
Ich habe manches an ihm auszusetzen, aber einen
Geeigneteren kann ich in der CDU momentan nicht ausmachen.
Im Interesse Deutschlands (n i c h t im Interesse der AfD!) wünsche ich mir daher, daß jemand wie Merz oder Söder Kanzlerkandidat der CDU wird.
Ich bin nämlich eine Patriotin: Das Schicksal meines Landes ist mir wichtiger als jede Partei!

Will die CDU nicht an ihren inneren Widersprüchen zugrunde gehen, sollte sie zunächst akzeptieren, dass die Gesellschaft sich ausdifferenziert hat. Es gibt inzwischen unterschiedliche Lebensentwürfe. Die Vorstellung von einem Wählertypus des bürgerlichen Mittelstandes mit dem Lebensprinzip Regelmäßigkeit und Beständigkeit, der bescheiden und ordentlich jeden Tag ins Büro geht und jeden Sonntag in die Kirche- damit ist es endgültig vorbei (siehe Generation X, Y und Z).

Insofern kann es auf dem Schiff „Gesellschaft“ nicht mehr einen obersten Kapitän, oder einen Kapitän der das alles steuern könnte geben. Ebenso kann das Schiff „Gesellschaft“ nicht in eine Werft gesteuert werden um es dann nach einem Plan umzubauen, es kann nur auf hoher See umgebaut werden. Dazu benötigt man integrative Persönlichkeiten mit einem „kooperativen Führungsstil“. Und Wirtschaft wird in der Wirtschafft gemacht.

Tja, liebe Frau Wallau.... lasch, lascher, Laschet. Er wird genau den Politik-Stil (sofern man das überhaupt so bezeichnen kann) der Merkel fortführen. Statt Merkelianer gibt es dann die Laschetianer. Und denen scheinen wir - das willfährige Volk - eher lästig bis egal zu sein. Ich fand es z.B. mal richtig erfrischend, dass der Merz nassforsch gesagt hat "Der CDU-Parteitag war grottenschlecht!" Gab's ja auch sofort eins auf die Mütze. Besonders von meinem "Liebling" - das ist nicht ernst gemeint - Ziehkind und Musterschüler Günther aus SH. Ich habe nur langsam eine berechtigte Nervosität, dass das an anderer Stelle gekungelt wird. Von Merkel, Laschet und Butler James Spahn. -- Fazit: Ich bin entsetzt über die deutsche "Politik", nicht über Deutschland. -- Und zu guter Letzt frage ich mich: Wie wird denn dieses Mal die Flüchtlingsinvasion geregelt? Schaffen wir es wieder? Abgesehen von Corona wird das der nächste Brennpunkt. -- Trotzdem, obwohl dennoch einen schönen Tag!

Dr. Roland Mock | Mo., 2. März 2020 - 11:08

Die CDU braucht keine „Teamlösung“ und schon gar keine „Versöhnung“. Sie bedürfte eines salto mortale in die 80 er. Allein: das traue ich ihr nicht zu; schon gar nicht dem Befürworter von Steuererhöhungen und ansonsten in allem beliebigen leutseligen Schwätzer Armin Laschet.

Norbert Heyer | Mo., 2. März 2020 - 11:17

Herr Laschet wird Parteivorsitzender, weil er sich als Tandem sehr klever aufgestellt hat. Er bedient die alte Merkel-Fraktion und die sturmreif geschossenen Restkonservativen gleichzeitig und würde nach dem Motto „keine Experimente“ im Sinne der Nochkanzlerin weiterwursteln. Mut hat er ja, ein solches Erbe anzutreten. Jeder würde im Privatleben eine Erbschaft ablehnen, die ihm nur Nachteile und Kosten beschert. Aber nich ist die kleine unscheinbare Ex-Sekretärin am Ruder und bis zum Ablaufdatum kann noch viel passieren. Eines wird Herr Laschet jedoch feststellen, wenn er denn Kanzler würde: Die Langmut und wohlwollende Begleitung seiner Regierungstätigkeit durch die Medien wird nicht solange halten wie bei der Kanzlerin. Außerdem müsste er gegen das unfähige, aber smarte grüne Tandem antreten und da hat er optisch schon verloren. Vielleicht reicht es zur Co-Partnerschaft mit den Grünen, auch Vizekanzler ist schließlich ein respektabler Titel, mehr als er sich jemals erträumen konnte

Noch nicht lieber Herr Heyer, noch nicht. Glauben Sie einfach an die
Macht des positiven Denkens. Etwas anderes fällt mir augenblicklich
nicht ein.

Markus Michaelis | Mo., 2. März 2020 - 11:31

"Das Schisma der CDU gründet mindestens so tief wie jenes der SPD nach den Schröder-Jahren. "

Wichtige Sachen muss man oft genug wiederholen: Klar ist die CDU auch gespalten - das ist ein Symptom der Orientierungslosigkeit des gesellschaftstragenden Bürgertums.

Man steht fest zu Europa, Verfassung, Buntheit etc., wobei man immer weniger konkret sagen kann, was man damit meint und wie man konkret mit den (immer vorhandenen) Widersprüchen umgehen will.

Europa ist in großen Teilen das, was man im mit "deutsch-korrekter" Haltung als rechts-außen bezeichnen müsste: was meint man mit Europa? Unsere Verfassung sind erstmal wertneutrale Streitregeln, aber man versucht sie zunehmend als DIE bibelhafte Wertebasis für alle Alltagsfragen zu interpretieren, weil man die so geliebte Buntheit sonst kaum erträgt (da könnte ja jeder kommen).

Es sind viele solcher Sackgassen der alten Werte, Formeln und Einstellungen, um die es geht.

Heiner Hannappel | Mo., 2. März 2020 - 12:43

Auf alle für Deutschland wichtigen Politikfeldern muss eine Kurskorrektur vorgenommen werden wie:
Eurorettung, Energiewende, Ausstattung der Bundeswehr, Migrationspolitik, das Verhindern der Einwanderung in unsere Sozialsysteme, eine ausgewogene Klimapolitik mit einer funktionierenden Wirtschaft und nicht wie bisher gegen die Wirtschaft. Für all das steht Friedrich Merz. Entscheidet sich die CDU gegen diese fähigen Mann, ist diese für Konservative nicht mehr wählbar und strebt wie die SPD ihrem Untergang entgegen.Punkt!

Laschets Versöhnung wäre die Gleichstellung der "Polenz-CDU". Merkels Politik wäre in Stein gemeißelt.
Dieser Tage verfolgte ich im Deutschlandfunk ein Gespräch mit Polenz. Er befürchtet, daß wir Merkel noch nachweinen. Kann er mit dieser Prophezeiung Merz´s Niederlage einläuten? Der Rückhalt der Merkelianer, Laschets Verschlagenheit, sein Coup mit dem Wendehals Spahn, Laschets Kritik an Merkels Europapolitik könnten ihm derzeit Pluspunkte bringen,angesichts des erneut drohenden Flüchtlingszuzug.

Gerhard Schwedes | Mo., 2. März 2020 - 14:41

Merkel: nicht Fisch, nicht Fleisch (nur stur); Laschet: nicht Fisch, nicht Fleisch (nur Oberschlaule); Söder: nicht Fisch, nicht Fleisch (nur Machtmensch); Lindner: nicht Fisch, nicht Fleisch (Typus: Mamis Liebling); Merz: FLEISCH

C. Wolf | Mo., 2. März 2020 - 15:54

Ich halte die Wahl immer noch für offen. Der Schachzug von Team Laschet mag der ein oder andere für eine gute Idee halten, doch wirkt er glaubwürdig? Jens Spahn hat sich dafür entschieden seine eigenen Ambitionen für den Parteivorsitz aufzugeben und als konservative Beilage für dem Merkelianer Armin Laschet zu dienen.Kann man so ein Team überhaupt wählen? Jens Spahn wird so ein Amt angeboten in das er eigentlich gewählt werden müsste. Der Riss in der CDU geht erkennbar nicht durch die Basis, sondern er ist zwischen der Basis und der Führung der CDU. Diese Führung ist, darauf hatte A.Merkel immer ein Auge, von Leuten besetzt die sich alle eher im "Team Merkel" sehen und trotz aller Wahlniederlagen noch immer nicht zu einem Neuanfang nach Merkel bereit sind. Das dürfte für viele Wähler, die sich eher der CDU verbunden fühlen, kaum ein Argument sein bei einer kommenden Wahl ihr Kreuz bei der CDU zu machen. Deshalb hoffe ich die Delegierten wählen Friedrich Merz.

Tomas Poth | Mo., 2. März 2020 - 17:05

Nein kann er nicht! Es wird ein Brutus gebraucht.

Holk | Mo., 2. März 2020 - 17:36

Den Vergleich, Merz sei für die CDU wie Esken für die SPD kann ich überhaupt nicht teilen. Esken steht für eine SPD vor ihrer Regierungsfähigkeit. Merz für eine CDU, die über 40 Prozent erhalten hatte. Wer ihm zuhört kann dabei nicht auf die Idee kommen, er wolle einfach zur CDU der 8oer Jahre zurück. Es geht mehr darum, auf die wirklichen Herausforderungen zu reagieren

Joachim Kopic | Di., 3. März 2020 - 10:57

Antwort auf von Holk

Der linke Bader-Meinhof-Schreck vorbei, man hatte mehr im Geldbeutel, es gab noch Zinsen auf der Bank und man konnte abends gefahrloser auch durch dunkle Gassen laufen. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass es deutlich mehr PolitikerInnen gab, die ihr eigenes Wohl hinter dem des Volkes, das sie gewählt hatte, stellte. Irre ich mich?

Johannes Reusch | Di., 3. März 2020 - 02:24

Merkel geht - und was wird aus der AfD?
Zu deren Glück gibt's Armin Laschet.
Dessen mit offen gezeigter Lauterkeit daherkommende Unbestimmtheit erreicht zwar wohl kaum merkelsche Werte der Ablehnung, aber Verachtung kann ja auch zur Wahl des politischen Gegners bewegen.

Ingo Kampf | Di., 3. März 2020 - 14:16

Es mag sein, daß der beliebige Laschet mit seinem Adlatus Spahn das Rennen macht. Aber damit ist kein Neuanfang verbunden. Die Sehnsucht nach dem Abtreten von Frau Merkel ist jeden Tag fühlbarer. Wenn nun jemand kommt, der einfach so weitermacht, hat er von Anfang an verloren. Die AfD wird Kreide fressen und die enttäuschten Wähler auf ihre Seite ziehen. Dazu kommt, daß Laschet von seinem Habitus her alles andere, als der Kanzler einer großen Industrienation ist. Er mag witzig sein - aber er hat keinen Schneid!