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„Gegen Rechts“, die neue Nazikeule / picture alliance

Debattenkultur - „Die Aussage ,ich bin rechts' ist sozialer Selbstmord“

Das Thüringen-Debakel hat die Frage aufgeworfen, wo die Grenze nach rechts verläuft. Die „Neue Zürcher Zeitung“ kritisiert, dass die Medien diese Grenze mit unscharfen Begriffen ständig selbst verwischen – mit verhängnisvollen Folgen für den Diskurs.

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Noch nie war die Gesellschaft politisch so gespalten wie nach der Thüringen-Wahl. Der Versuch von CDU und FDP, mit den Stimmen der AfD einen Mann zum Ministerpräsidenten zu wählen, der bei der Landtagswahl nur mit Ach und Krach über die 5-Prozent-Hürde gekommen war, spaltet die Nation. Schließlich gibt es Beweise, dass FDP und CDU sich der Gefahr vorher durchaus bewusst waren, dass Höcke & Co. den 3. Wahlgang nutzen könnten, um den bürgerlichen Parteien eine Falle zu stellen.

Dass sie sich hinterher ahnungslos stellten und Betroffenheit heuchelten, als das Kalkül der Rechtspopulisten aufging. Kann man den bürgerlichen Parteien noch trauen, fragen sich jetzt viele. Oder sind die, die das schmutzige Spiel der AfD mitgespielt haben, nicht auch selbst „rechts“? Und so , wie sie den Begriff aussprechen, ist klar, welche Bewertung sie damit verbinden. Rechts zu sein, gilt als anstößig, skrupellos, völkisch, hurra-patrotisch – kurz als „igittigitt“ 

Die Gesinnung obsiegt über die Differenzierung

Aber stimmt das wirklich? Oder muss der Begriff nicht nur herhalten, um Andersdenkende zu diskreditieren? Diese Frage greift Judith Sevinc Basad in einem Beitrag für die Neue Zürcher Zeitung auf. „Die Aussage, ,ich bin rechts', ist kein Bekenntnis mehr zu liberalen oder konservativen Werten, sondern ähnelt eher dem letzten Schritt auf dem Weg zum sozialen Selbstmord“, schreibt sie. Die Unschärfe des Begriffs lasse genug Spielraum, um einen ursprünglich neutralen Begriff im Diskurs über die Lufthoheit über den Stammtischen symbolisch aufzuladen. 

Was dabei herauskommt, wenn Medien nicht mehr fein differenzieren zwischen „rechts“, „rechtsextrem“ oder  „rechtskonservativ“, erläutert Basad am Beispiel der Kontroverse über die verunglückte „Umweltsau“-Satire des WDR-Kinderchors. Die Etikettierung führte dazu, dass jede sachliche Kritik an dem Video als „rechte Hetze“ abgestempelt wurde. Die Gesinnung obsiegte über die Differenzierung. Dabei, schreibt die Autorin, gibt es Gewalt, Hass und Extremismus auch im Selbstbild der so genannten Linken oder Linksliberalen. Aber Hass unter dem Deckmantel der vermeintlich guten Sache werde nicht sanktioniert, er werde geduldet. „Linksliberale hassen anders, sie hassen ,richtig'“. 

Den vollständigen Beitrag lesen Sie hier: https://www.nzz.ch/feuilleton/rechts-konservativ-liberal-das-ist-alles-dasselbe-mais-non-ld.1540148

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Achim Koester | Mo., 17. Februar 2020 - 13:34

Wer sich noch an die Hessenwahl 2008 erinnert, die für Andrea Ypsilanti zum Desaster wurde, weil sie ihr Versprechen, nicht mit der Linken/PDS zusammenzuarbeiten, um der Macht willen brechen wollte, wird nicht umhin kommen festzustellen, dass sich die CDU heute exakt an demselben Punkt der x-Achse im politischen Koordinatensystem befindet, in dem sich seinerzeit Ypsilantis SPD tummelte. Die Bereitschaft der thüringischen CDU, einen MP der Linkspartei/SED zumindest zu tolerieren, wenn nicht gar zu unterstützen, beweist, wie weit die CDU schleichend nach links gerückt ist. Der einzige Weg konservative Wähler zurückzugewinnen ist m.E. die konsequente Rückführung der Partei auf das Programm vor Merkel, auch wenn sie dadurch in den Augen der Mainstream-Medien "rechts" eingeordnet wird.

Christa Wallau | Mo., 17. Februar 2020 - 13:39

Dieser Artikel in der NZZ bringt es auf den Punkt:
Auf der rechten Seite des politischen Spektrums
wird in D nicht differenziert, sondern pauschal alles als extrem verunglimpft, auf der linken Seite dagegen herrschen Verharmlosung und Beschönigen vor. Selbst Angriffe auf das Eigentum politischer Gegner u. deren Bedrohung an Leib und Leben gelten als irgendwie vertretbar,weil sie aus der "richtigen" Gesinnung heraus geschehen.

Ja, es gibt den "guten" und den "schlimmen" Haß
in der heutigen polit. Auseinandersetzung:
AfD-ler darf man hassen, Mitglieder anderer Parteien natürlich nicht.
Gebetsmühlenartig wiederholen die Linken, auch die Grünen und die SPD-ler, daß rechter und
linker Terror n i c h t vergleichbar seien.
Kein Stalin u. kein Mao kann es mit Hitler aufnehmen. Das soll deutsche Staatsdoktrin auf
ewig sein u. bleiben. Also werden Bürger mit einer grundsätzlich rechten Einstelleung nie die gleiche Reputation in der Gesellschaft erhalten wie diejenigen mit einer linken.

Ihre inhaltliche Einschätzung habe ich den Bundestagsabgeordneten meines Wahlkreises der Parteien SPD, FDP und CDU vor drei Wochen mitgeteilt. Anlass war die einseitige Einladung des Lars Klingbeil an alle Parteien außer AfD, Maßnahmen gegen von rechter Gewalt betroffenen Politiker zu besprechen.
Meine Fragen zu linker Gewalt und das gemeinsame Auftreten dieser Parteien mit Verdi und Antifa gegen "erfundene" rechte Bürger (Stuttgart/München) bleiben bisher alle unbeantwortet. Macht nichts, wichtig war mir, denen auf zwei Seiten ihre eigene Widersprüchlichkeit und Einseitigkeit an Hand konkreter Fälle aufzudecken.

bleibt festzustellen, dass Frau Basad einen solchen Artikel eben nur in der NZZ als freie Journalistin veröffentlichen kann. Hötte der Cicero einen solchen Gastkommentar veröffentlicht und sich dem anschließend einem erwartbaren Bashing ausgesetzt? Obwohl, Frau Hildebrandt hat den Gastkommentar verlinkt.
Sie trauen sich. In der NZZ - die ich täglich lese - erfährt man immer wieder Sichtweisen, die nur noch in wenigen deutschen Medien zu lesen sind, wenn überhaupt.
Ihr Kommentar verehrte Frau Wallau sagt alles, was man hierzu noch ergänzend ausführen kann.Und es wird wieder bestimmte Kommentatoren geben die behaupten, Sie, ich und viele andere hier im Forum sind "Hetzer". Wer in D Probleme benennt und sie aus persönlich Sicht bewertet und dies sich traut öffentlicht zu schreiben und zu sagen dass sind alles Hetzer. Wer anders Denkende bedroht, verfolgt, ausgrenzt und diffamiert kommt in den Antifa-Himmel. Verkehrte Welt.

Dr. Markus Gerle | Di., 18. Februar 2020 - 09:44

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Glücklicherweise haben Sie erwähnt, dass es einen Link zum Artikel in der NZZ gab. Sonst hätte ich protestiert ;-) Vielen Dank für den Link. Immerhin hebt Cicero sich wohltuend von links-grünen Medien ab. Gut es gibt auch noch andere alternative Medien, welche ich loben könnte. Aber die wachsen auch gegen den Trend. Cicero kaufe ich ab und zu. Ein Heft des Spiegels habe ich zuletzt vor gefühlt Jahrzehnten erworben.
Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die NZZ gar nicht so mutig ist. In der gefestigten Demokratie der Schweiz wird die Meinungsfreiheit nicht angegriffen. Da ich beruflich viel rum komme, stelle ich fest, dass dieser Hang ins Totalitäre aus moralischen Gründen ein rein deutsches Phänomen ist. Freunde von mir aus dem Ausland befürchten inzwischen, dass Deutschland ein drittes Mal zu einem totalitären sozialistischen System mutieren könnte, wobei alle davon ausgehen, dass es eines ohne die Vorsilbe “national“ sein wird.

Die Befürchtung Ihrer Freunde Hr. Dr. Gerle ist m.E. durchaus begründet. Es obliegt nämlich scheinbar der deutschen Mentalität immerzu und ohne Rücksicht bzw. Weitblick für zukünftige Entwicklungen am persönlichen bequemen Leben festhalten zu wollen, dass die Augen vor beginnenden Auflösungsprozessen konsequent verschlossen werden. Verschlossen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein leichtes Dagegenhalten gegen gesellschaftliche (ggf. demokratiegefährdende) Schieflagen nicht mehr ausreicht. - was danach kommt?, ahnt man und möchte man nicht/ nicht mehr. Allerdings möchten auch alle bis zum letzten Sekündlein nichts von ihrer egoistischen, persönlichen Sicherheit/ Bequemlichkeit aufgeben. Früher,in meiner Jugend, basierte diese Bequemlichkeit noch primär darauf, an der Haltestelle schnell wegzuschauen, wenn es dort zu Belästigungen oder Pöbeleien Schwächeren gegenüber kam. Danach wurden unliebsame Kollegen kollektiv mitgemieden, sofern es dem Schutz persönlichen Wohles diente. - und heute???

Trotzdem schlimm genug. Neben dem üblichen Opferlamento, was die AfD angeht, wird bedauert, dass Stalin und Mao als nicht so schlimm gelten, wie Hitler. Wie soll man das verstehen? Soll man das jetzt bedauern? Fühlt sich da jemand betroffen, weil Hitler der schlimmere Verbrecher sein soll?
Weiter gehts: die Parteien links der Mitte verharmlosen linken Terror im Verhältnis zu rechtem Terror. Aha.
Natürlich kann man einen solchen Kommentar nicht ernst nehmen.
Sicher hat die NZZ, der AfD zuweilen durchaus gewogen, eine schöne Steilvorlage geliefert. Linksliberale hassen richtig, wer rechts steht und hasst, begeht dagegen sozialen Selbstmord - Ironie geht auch subtiler, und ehrlicher.
"Die Aussage, ,ich bin rechts', ist kein Bekenntnis mehr zu liberalen oder konservativen (jetzt linken?) Werten, sondern ähnelt eher dem letzten Schritt auf dem Weg zum sozialen Selbstmord“. Ja was denn nun? Sollen sich AfDler also selbst als rechtsextrem "outen"? Der Begriffsklarheit zuliebe? Wäre gut.

Herr Lenz!
Der folgende Text ist Teil von Stalins Toast (07.09.1937) zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution: ".. Und wir werden jeden dieser Feinde, auch wenn es ein alter Bolschewik ist, vernichten, einschließlich seiner Angehörigen und seiner Familie. Jeder, der durch seine Handlungen und durch sein Denken, ja auch sein Denken, wider die Einheit des sozialistischen Staates handelt, wird gnadenlos vernichtet. Auf die Vernichtung aller Feinde, bis zum Letzten, auf die Vernichtung der Feinde und der Sippschaft!". Weiter gehts mit der Arte-Doku und den sozialistischen Gulags: https://www.arte.tv/de/videos/080114-001-A/gulag-die-sowjetische-hauptv…. Oder das Napalm Video mit Maria Clara Groppler: "...Deswegen mein Vorschlag: Wir nehmen einfach Löschflugzeuge. Füllen die mit Zitronensaft und lassen die über Chemnitz fliegen. Und wenn das nicht funktioniert: Napalm. Ist jetzt ein bisschen hart. Punkt.". Noch Fragen, Kienzle?

Alles was links von meiner Meinung ist, geht in Richtung RAF ;-)
Wäre doch logisch, oder ÷()

Ach, Frau Hildebrandt, bereits mehrere Male hinter einander bin ich begeistert von Ihren "Esprit".
Es geht doch ... ;-)
Da bekomme ich selbst als "Dumpfbacke" ein Lächeln ins Gesicht.

Wie soll man das verstehen dass die zig-Millionen Opfer weltweit die der Sozialismus/Kommunismus gefordert hat und leider immer noch fordert (z.B. Venezuela, das Mekka der Linken) nicht zählen?
Da ist ja kein Ende in Sicht und viele Nostalgiker dieser Ideologie versuchen den x-ten Anlauf, um doch noch den "wahren" Sozialismus/Kommunismus zu implementieren. Allen voran Die Linke mit ihrer K-Gruppen-Vernetzung. Der Verfassungsschutz berichtet regelmäßig darüber. Was für ein Schmu denen hier in Deutschland in den Sattel helfen zu wollen, das ist demokratisch unglaubwürdig.
Die ewig Gestrigen, mit Aufwärmung alter politischer Suppe, das sind die Roten im Schlepptau die Grünen mit der Sonderform des Öko-Sozialismus.
Faschismus und die Sonderform Nationalsozialismus währte nur über wenige Jahre in Europa und liegt 75 Jahre zurück. Das ist Vergangenheit, das gibt es nicht mehr als Partei organisiert.
Das macht den Unterschied aus!

wenn Sie sich bemühen würden, die Dinge etwas differenzierter zu betrachten, müssten Sie zugeben, dass Frau Wallau - wie so oft - Recht hat.
Herrn Gauland wird nach zwei Jahren noch immer vorgeworfen, dass er die Regierung "jagen" will. Frau Kipping hat nur ein paar Tage später von "treiben" gesprochen, das wurde gar nicht zur Kenntnis genommen.
Die AfD arbeite mit böser Angstmache, wenn Greta aber "Panik" fordert, wird gejubelt.
Die AfD arbeite mit Ausgrenzung, wird aber selbst in lange nicht mehr dagewesener Weise ausgegrenzt. Nur drei von vielen Beispielen.
Frau Wallau ist in einer Partei, die Ihnen nicht gefällt. Das ist aber ihr gutes Recht. Und sie hat sich in diesem Forum noch nie so herablassend und überheblich geäußert wie Sie das oft tun.
Freundliche Grüße

Zu Ihrem Kommentar fällt mir eine Begebenheit ein die einige Jahre zurückliegt. Es war noch vor 2013,dem Jahr der AfD-Gründung. Eine durchaus illustre Journalistenrunde war sich in einer Diskussion des Senders Phönix darüber einig, dass es in Deutschland wohl nicht gelingen könne eine Partei des "rechten" Spektrums zu etablieren. Die Abgrenzung und der" Kampf gegen Rechts" seien, im Gegensatz zu Österreich mit seiner FPÖ ,in Deutschland Staatsräson. Da war man sich ganz sicher. Ausgangspunkt der Diskussion war das Aufkommen der sog. Populisten in verschiedenen europäischen Ländern.

Dirk Weller | Mo., 17. Februar 2020 - 13:54

Da können wir uns hauptsächlich bei unseren "Qualitätsmedien" bedanken.
In deren Augen muß man immer links/grün sein, bzw. eine links/grüne Meinung als richtig akzeptieren und anerkennen.
Sachliche und in Teilen berechtigte Kritik an solchen links/grünen Meinungen/Ansichten oder auch nur kleine Abweichungen davon sind in deren Augen immer "rechts", "AfD-nah", "Pegida Rhetorik" . . . . .
Zwischenstufen gibt es nicht mehr.
Ein Debattieren mit den "Rechten" Abweichlern angeblich nicht möglich oder nicht erwünscht.
Das traurige daran ist, das ein großer Teil der Bevölkerung das nicht merkt, oder aus Angst den Mund hält, um nicht selbst als "Rechts" gebrandmarkt zu werden.

dann stellen mich mir unwichtige Leute eben in diese Ecke. Na und? Für mich sind die heutigen "Rechten" die, die wirklich Haltung zeigen und noch selbst denken, diejenigen, die mutig sind.
Ich meine, es gibt gar keine Rechten im eigentlichen Sinne mehr; früher galten CDU/CSU und FDP als rechts, die anderen als links. CDU etc. sind heute eher links, und das, was früher links war, ist heute kommunistisch oder sozialistisch. Ich war immer eher links, also für die Sache der Arbeitnehmer; das ist längst Geschichte; nicht, weil ich mich geändert hätte, wohl aber die Parteien.. Heute steht Links nur noch für "Weltoffenheit", was aber nichts anderes als offene Grenzen und Portemonnaies bedeutet. Und deren "Kampf gegen Rechts" ist die Unterstellung, alte Umstände wären wieder erstanden. Diese Leute sind nicht in der Lage, die Unterschiede zu erkennen. Ich wählte wieder links, wenn dieses unsägliche und dumme Rufen nach immer mehr "Buntheit" nicht wäre.

Denn ganz egal wo denn nun die vielbeanspruchte Mitte des politischen Spektrums liegt, stehen logischerweise die Hälfte der Bürger links und die Hälfte rechts davon. Sonst wäre es nicht die Mitte !
In Deutschland will aber keine Partei außer der AfD mehr zugeben, zu dieser rechten Hälfte zu gehören. Man nennt sich lieber „bürgerlich“ oder „Mitte“.
Seit wann bitte ist Mitte das Gegenteil von Links?!
Und niemand unterstellt einem Linken pauschal ein Verfassungsfeind zu sein, den man bekämpfen muß, so wie dies unser Staat mit seinem „Kampf gegen Rechts“ tut.
Von der Einseitigkeit ganz zu schweigen (was ist mit linkem oder religiösen Extremismus?), wird einfach die gesamte rechte Hälfte kriminalisiert.
Wenn selbst Justizminister weder fähig noch Willens sind, ein Minimum an Differenzierung zu üben, wird es wirklich bedenklich.
Von Journalisten erwartet man mehrheitlich gar nichts anderes mehr.
Und die geächteten Konservativen sind dann auch noch schuld an der Spaltung im Land ??

bei unseren "Qualitätsmedien" bedanken-
Ja das auch.
Und wenn es keine Rechte mehr gibt, ist die „Mitte“ dann rechts?
Und wenn es keine Linke mehr gibt, ist die „Mitte“ dann links, usw?
Verschiebungen im koordinatensystem...
Dann Frage ich mich: wenn die „Mitte“ alles liefern könnte was der Mensch braucht, wäre es doch die richtige Partei ohne „Rechts oder Links“? Oder liege ich da etwas Falsch? In der Jugend „Das Kapital“ zu lesen hatte einen größeren Eindruck auf mich gemacht als Reden unsre heutigen Politiker...

Jürgen Keil | Mo., 17. Februar 2020 - 15:07

Es wird nicht mehr differenziert, da hat die zitierte Frau Basad recht. Ich selbst bezeichne mich als einen konservativen Agnostiker, der in Sachen Ehe und sexueller Orientierung eine liberale Position vertritt. Wobei ich allerdings die völlig über ihre gesellschaftliche Bedeutung hinaus behandelten Gendertheorien kritisiere. Nach der im Beitrag thematisierten, von Linken verschobenen Rechtsskala bin ich damit wohl ein Rechter. Wenn ich jetzt noch schreibe, dass ich national- konservative Ansichten, wenn sie nicht in Rassismus nach der "ursprünglichen Definition" münden, im Sinne politischer Vielfalt für daseinsberechtigt halte, bin ich nach dieser Teufelsskala schon am Rande des Rechtsextremismus. Ich bin mit mir im Reinen, mich ficht so eine Verortung nicht an. Da ich unabhängig bin, kann ich mir diesen Luxus leisten. Der Artikel hat gewiss seine Berechtigung! Man sollte aber, so sachlich muss man sein, auch nach links differenzieren.

gerhard hellriegel | Mo., 17. Februar 2020 - 15:18

Wenn ich mir überlege, was ich mit rechts verbinde, dann fällt mir als markenkern ein: starke wirtschaft, starker staat, selbstbehauptung, ordnung, eigentum, formierte gesellschaft. - Mit dem überbau: geistig-moralische wende, christentum, werte, nationale identität, demokratie, freiheit als aushängeschild der westlichen welt, strammer antikommunismus, dabei nur mühsam liberal, lieber staatsgläubig, autoritätslastig, nostalgisch. - Wenn rechte sich also fragen, warum sie damit ins hintertreffen geraten sind, hier vorschläge: die gesellschaft hat sich erheblich gewandelt; die vorstellungen werden vielfach als aufgesetzt, angestaubt, heuchlerisch gesehen; die kluft zwischen worten und taten ist erheblich. Wenn "konservativ" bewahren bedeutet, dann bleibt unklar, was sie eigentlich wirklich bewahren wollen. Deswegen wirkt das alles zwar sehr schön profitlich, aber seltsam inhaltsleer. Sind nicht die grünen konservativer als afd und cdu zusammen? Verbales pathos ersetzt keine inhalte.

sie bestätigen leider das gefährliche Demokratieverständnis vieler Linker. Es geht nicht um die gute vs. schlechte Seite wie in Starwars. Sie zeichnen ein Klischee des Konservativen, das man dann getrost ablehnen kann. Versuchen wir es mal andersrum: Linke leben gern vom und verteilen gern das Geld anderer. Sie träumen auf bunten Straßenfesten naiv von Multikulti, weil sie nicht zu den bösen Deutschen gehören wollen, bringen aber ihre Kinder in eine Privatschule, da es da so wenig Migranten gibt. Sie wollen die Armen retten, aber natürlich mit dem Geld anderer. Sie haben kein Verständnis für Geschichte, benötigen schlichte Schwarz-Weißschemen. Polizisten sind doof, es sei denn, sie müssen den Einbruch bei einem Linken aufklären, usw. Kurz: es sind hoffnungslose Träumer und Gutmenschen, die die Konservativen zwar verachten, weil ja jemand böse sein muss, aber brauchen, um den eigenen Wohlstand zu erhalten.

@gerhard hellriegel:
"Verbales pathos ersetzt keine inhalte."
Sie haben Recht.
Aber fehlende Inhalte kann man auch nicht durch "Moral" oder "Haltung" ersetzen.
Leider sind aber "Moral" und "Haltung" momentan die "Hauptargumente" vieler Journalisten, die sich für Links halten, um nicht zu sagen die einzigen "Argumente".

gabriele bondzio | Mo., 17. Februar 2020 - 15:35

Hass dürfte ja wohl die höchste negative Emotion- Stufe überhaupt sein.Wut oder Zorn, Ablehnung oder Abneigung kenne ich. Aber Hass zielt tendenziell auf die Vernichtung des Gehassten, heißt es in der „Philosophie der Gefühle“. Und Hass braucht eine ständige Quelle um gespeist zu werden.
Bei dieser Betrachtung wird der Satz: „Medien können nicht mehr fein differenzieren zwischen rechts, rechtsextrem oder rechtskonservativ“...enorm aufgewertet. Da Jeder, der nicht das gewünschte links-grüne Meinungsspektrum abdeckt, sei es beim Klima, Flüchtlingen oder sonstigen Problemen, heutzutage leicht zum Hassobjekt werden kann. Und zweifellos kann man daraus noch ableiten, das ein hassender Mensch kein guter Mensch sein kann, auch wenn er angibt Gutes zu verfolgen. Ergo einen Staat, der gegen Hass und Hetze agiert, aber auf einen Auge blind ist.

Manfred Sonntag | Mo., 17. Februar 2020 - 15:54

Was dabei herauskommt, wenn Medien nicht mehr fein differenzieren zwischen „rechts“, „rechtsextrem“ oder „rechtskonservativ“, habe ich im Leserbeirat einer größeren ostdeutschen Lokalzeitung erlebt. Konservative Bürger werden ständig mit (Framing-)Begriffen wie "umstritten" verunglimpft. Buchautoren erhalten, trotz besseren Wissens, das Prädikat "Lügner". Menschen mit konservativen Meinungen gelten nicht mehr als Gegner, sondern als Feinde. Selbst Sitzungsprotokolle werden mit unwahren Behauptungen gespickt. Nach meinen Erkenntnissen sind die meisten Medienvertreter ideologisch verblendet und haben selbst keine Antworten auf die wichtigsten Fragen der Zeit. Sie sind die Vorboten der "Schneeflocken" und zur Selbstreflexion nicht mehr in der Lage.
Die Redakteure des Cicero und einige wenige andere bilden die Ausnahme. Macht weiter so!

Andreas Zimmermann | Mo., 17. Februar 2020 - 16:29

bestätigen. Nachdem ich nur durch Nachfragen und das Aufführen von belegbaren Gegenargumenten in Fragen ESM, Atomausstieg (vor allem!) Migration (unbeschreiblich) von Abweichler zum Opportunisten über (nur kurz) Konservativen zum Rechten bzw. Rechtsextremen wurde darf ich mich nun wohl als Nazi bezeichnen. 50% meines Bekanntenkreises ist weg und mit der Hälfte vom Rest reden wir nur noch über unverfängliches. Der Rest hat wie ich inzwischen wahltechnische Alternativen gefunden. Und? Ja, gut als selbständiger Einzelunternehmer kann ich da weitaus freier agieren als andere, berufliches und privates (Sex, Religion, Politik) hab ich stets getrennt. Soziale Ächtung von solchen "Linken" ist mir ziemlich schnuppe außerdem habe ich eine Menge neuer Menschen kennengelernt. Das Problem wird sich mit der Zeit erledigen wenn immer mehr Menschen mitbekommen wie der Hase hier läuft und es wird ja alles dafür getan. Was kommt wohl nach Nazi? Untermensch? Kannibale? Die Medien werden es wissen...

<<50% meines Bekanntenkreises ist weg und mit der Hälfte vom Rest reden wir nur noch über unverfängliches.>>

Geht mir in unserem Dorf auch so. Das fatale daran ist, die, die weg sind haben an Politik kein großes interesse. Sie beziehen ihre Informationen aus den Mainstream-Medien und glauben alles, was ihnen vorgesetzt wird. Bevor meine Frau und ich zu Einladungen oder sonstigen wöchentlichen Treffen gehen, werde ich gebrieft:

Keine Politik anzuschneiden.

Was willst Du, uns geht es doch allen gut, ist der Standartsatz den ich zu hören bekomme.

Urban Will | Mo., 17. Februar 2020 - 17:13

Artikel, sie schießen ja geradezu aus dem Boden in letzter Zeit.

Es ist gut so, aber es bringt nicht wirklich was.

Wir waren als Gesellschaft auf dem ethisch – moralischen Felde schon deutlich weiter, auch im Umgang mit unserer Geschichte.

Und irgendwann haben wir den Pfad des Infantilen eingeschlagen.

Warum nur? Wann denn nur?
Für mich persönlich wurde im Spätsommer 2015 auf jeden Fall der Turbo gezündet in Richtung des heutigen Zustandes.
Gesinnungschauvinismus, moralische Überheblichkeit, Meinungspflicht, himmelschreiende Naivität der Regierungen/Verwaltungen, was fiele mir nicht noch alles ein...

Ich weiß es aber nicht, und das herauszufinden, vor allem die Ursachen dafür, das wäre eine wirklich sinnvolle Aufgabe für unsere ethisch – moralischen Überflieger.

Ob sie das „ideologiefrei“ noch könnten, weiß ich auch nicht, aber wenn sie es nicht mehr können, dann geht die ganze Chose weiter bis zum... großen Knall?

Wann endlich beginnt es?

Manfred Bühring | Mo., 17. Februar 2020 - 17:26

"Oder sind die, die das schmutzige Spiel der AfD mitgespielt haben, nicht auch selbst „rechts“? "
Dieser Satz der Autorin bringt den medialen Empörungskultur auf den Punkt, der in der ganzen Diskussion gar nicht oder nur am Rande erwähnt wird. Denn es wäre doch ein Leichtes für die "anderen" Parteien, ein Verbotsverfahren gegen die "schmutzige" AfD einzuleiten. Dann wäre ein für alle mal geklärt, ob sich die AfD auf dem Bodn unseres GG bewegt oder nicht. Von einem "schmutzigen Spiel" zu sprechen, diffamiert unsere rechtsstaatlichen und parlamentarisch-demokratischen Grundsätze. Frau von der Leyen hat doch auch die Stimmen der Rechtspopulisten, selbst der AfD, im EU-Parlament nicht verschmäht, um Kommissionspräsidentin zu werden. Ich bin kein Freund der AfD, im Gegenteil, aber so langsam sollte man sich seitens der "anderen" Parteien und der Medienkommentatoren*innen wieder an die politischen Spielregeln gewöhnen und mit Inhalten argumentieren.

<<Dann wäre ein für alle mal geklärt, ob sich die AfD auf dem Bodn unseres GG bewegt oder nicht.>>
Die Frage habe ich MP Günther gestellt. Antwort steht noch aus.

<<Ich bin kein Freund der AfD>>

Das man dies besonders betonen muss sagt vieles über den Zustand unseres Staates aus. Es wird aber viele geben, die es Ihnen nicht glauben, weil Sie sich wohl kritisch äußern. Eine Klärung würde ihnen das Hassobjekt entziehen.

Franco Rota | Mo., 17. Februar 2020 - 17:44

Es ist müssig, hier eine akademische Debatte über die kennzeichnenden Begriffe der politischen Rechten vorzunehmen. Dennoch: jeder, der sich dem Thema ein wenig anspruchvoller nähern will, muss zwischen den attribuierten Richtungen: nationalsozialistisch (nazi), faschistisch, völkisch, rechtsradikal, nationalistisch, rechtskonservativ, konservativ unterscheiden. In der gegenwärtigen Debatte wäre es durchaus sinnvoll, dass sich die jungen, an Medienhochschulen ausgebildeten Journalisten, die mit den Begriffen 'rechtsradikal, völkisch, faschistisch' etc. nur so um sich werfen, eben mit den Differenzierungen beschäftigen würden, um tendenziell objektivere Berichterstattung liefern zu können. Es reicht leider nicht, nur zu wissen, wie die 'Medien gehen', sondern auch, was anspruchsvoller Content ist. Insofern stimmt es durchaus, dass die meisten Medien in D die Debatte verzerren, die Leser hinters Licht führen und die ideologische, unselige Spreizung anheizen.

Romuald Veselic | Mo., 17. Februar 2020 - 18:33

die "Guten" müssen sich damit abfinden, dass die "Bösen", nie aussterben werden. In anderem Fall, werden die "weniger Guten", die nicht mehr existierenden "Bösen" ersetzen. Die gütige "Göttlichkeit" wird die Welt "regieren".

Bernd Muhlack | Mo., 17. Februar 2020 - 19:11

"Noch nie war die Gesellschaft politisch so gespalten wie nach der Thüringen-Wahl.
Schließlich gibt es Beweise, dass FDP/CDU sich der Gefahr vorher durchaus bewusst waren, dass Höcke & Co. den 3. Wahlgang nutzen könnten, um den bürgerlichen Parteien eine Falle zu stellen."

Sehr geehrte Frau Hildebrandt!
Das stimmt so nicht!
Das Ergebnis der Thüringen-Wahl ist lediglich die "Präsentation" der bereits vorhandenen Spaltung.
Das Prinzip Ursache u Anlass, nicht wahr?

Ein Forist erwähnte Frau Ypsilanti, ich biete Heide Simonis: 3mal angetreten, 3mal verloren!
Das wars damals. Wieso sollte das mit Herrn Ramelow anders sein?
Ein jeder der des Rechnens noch halbwegs mächtig ist, die Fähigkeit besitzt, Wahlen, Wahlgänge nachvollziehen zu können, wird darin schwerlich ein "Falle stellen" erkennen.
"Schließlich gibt es Beweise"

OHA Frau Hildebrandt! Was soll das?

Des Abends treffen sich Linke, Grüne, SPD u CDU!
Schließlich gibt es Beweise!

Elmar Brok: "Krebsgeschwüre muss man entsorgen!"

STEFAN KREPPEL | Di., 18. Februar 2020 - 00:08

Hier kommen Gleichgesinnte zusammen. Doch die Büchse der Pandora ist geöffnet. Das anonyme Internet als Forum für Hass und Hetze. Von links und rechts. Wie damals auf der Strasse. Auch damals wurde die Mitte zerrieben. Lässt es sich noch aufhalten?

Norbert Heyer | Di., 18. Februar 2020 - 07:14

Als 2015 die Migration ihren ersten Höhepunkt erreichte, hoffte ich auf den Rechtsstaat und seine Gesetze. Als die Staatsgrenze aufgegeben wurde und jeder ohne jede Einschränkung dieses Land betreten durfte, habe ich auf bestehende Gesetze und ihre Anwendung gehofft. Jedoch beherrscht bis heute Moral und Emotion die Diskussion im Umgang mit der Flüchtlingskrise, Recht und Gesetz sind ausgesetzt. Menschen, die diesen Rechtsbruch kritisieren, werden in die Ecke gedrängt, in der man sie verachten und verhöhnen kann. Wenn gesetzestreue Bürger deshalb als „Nazi“ oder „alter weißer Mann“ verunglimpft werden, gibt es zwei Möglichkeiten: Sie ziehen sich zurück oder sie radikalisieren sich. An diesem Punkt sind wir angelangt - kein Wunder, wenn die etablierten Parteien die AfD total isolieren und pauschal verurteilen. Das Ergebnis ist in Thüringen sichtbar: Die AfD könnte jetzt jede Wahl eines Kandidaten verhindern, indem sie für den stimmen, den sie
ablehnen - eben klassisches Schachmatt pur

<<Die AfD könnte jetzt jede Wahl eines Kandidaten verhindern, indem sie für den stimmen,>>

Dem stimme ich nicht zu. Sie würden eine in ihren Augen plausieble Begründung finden, warum sie die Wahl -trotz Zustimmung durch die AfD- annehmen "müssen".