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Zwei, die sich zum Rücktritt schleppen: Mike Mohring und Annegret Kramp-Karrenbauer / dpa

Kramp-Karrenbauer, Kemmerich, Klinsmann & Co. - Gegangen, um zu bleiben

Den Rücktritt zu vollziehen, scheint kein einfaches Unterfangen zu sein. Vor allem Politiker scheitern derzeit immer öfter an dieser Aufgabe. Vielleicht könnten ein Fußballtrainer und ein Geistlicher als leuchtende Vorbilder dienen, wenn es darum geht, konsequent zu sein.

Marko Northe

Autoreninfo

Marko Northe hat die Onlineredaktion von cicero.de geleitet. Zuvor war er Teamleiter Online im ARD-Hauptstadtstudio und Redakteur bei der "Welt". Studium in Bonn, Genf und Berlin sowie am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 

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Von Thüringen aus macht derzeit ein Phänomen Mode, das auch die Berliner Politik bereits fest im Griff zu haben scheint: Der angekündigte, aber nicht vollzogene Rücktritt. Immer öfter scheint es Menschen schwerzufallen, sich endgültig zu verabschieden.

Thomas Kemmerich hat es vorgemacht. Erst hatte er nicht die „mentale Stärke“ eines Wolfgang Kubicki, die Wahl zum Ministerpräsidenten des Freistaats durch Stimmen der FDP, CDU und AfD nicht anzunehmen, also gewissermaßen noch vor dem Antritt zurückzutreten. Dann musste erst Christian Lindner (der noch nicht zurückgetreten ist) nach Erfurt einreiten, um ihn zum Rücktritt zu bewegen. Den Kemmerich sodann auch ankündigte, um aber wegen angeblicher juristischer Bedenken doch noch im Amt zu bleiben. Erst ein Machtwort der Kanzlerin ließ ihn dann doch den sofortigen Rücktritt vollziehen. Ein Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.

Merkel, die Mutter des angekündigten Rücktritts

Apropos Kanzlerin: Angela Merkel ist sozusagen die Mutter des angekündigten, aber nicht vollzogenen Rücktritts. Zumindest wurde in ihrer mittlerweile knapp 15-jährigen Regentschaft immer wieder ihr Rücktritt vorhergesagt, er trat jedoch nicht ein. Ihren geordneten Rückzug bereitete sie aber bereits vor über einem Jahr vor und gab schon mal das Amt der CDU-Parteichefin an Annegret Kramp-Karrenbauer ab. Vergeblich, denn jetzt hat sie sogar ihre Nachfolgerin politisch überlebt.

Annegret Kramp-Karrenbauer hat nämlich ebenfalls ihren Rücktritt angekündigt. Allerdings will auch sie sich mit dem Vollzug Zeit lassen, bis ein Nachfolger und Kanzlerkandidat gefunden ist. Und das kann AKKs Meinung nach dauern: Im Sommer soll einer gefunden worden sein, im Winter auf dem Bundesparteitag gekürt werden. AKK wäre nach ihrer Rücktrittsankündigung also noch fast ein Jahr im Amt, immerhin darin wäre sie ihrem Vorbild Merkel fast ebenbürtig.

Der Abschied fällt schwer

Ein Rücktrittsverzögerer ist in dem ganzen Trubel fast schon wieder in Vergessenheit geraten: Mike Mohring, der thüringische Fraktionschef, wurde erst in einer langen Nachtsitzung von seinen Abgeordneten dazu genötigt, am folgenden Tag seinen Rücktritt anzukündigen. Das schien Mohring aber am nächsten Morgen schon wieder verdrängt zu haben, so dass seine Untergebenen mit einer Vertrauensabstimmung gegen ihn drohten. Woraufhin er doch bekannt gab, nicht wieder für den Fraktionsvorsitz kandidieren zu wollen. Bis zum Mai könnte sich sein endgültiger Rücktritt noch hinziehen. Mohring soll derweil erst einmal in den Skiurlaub gefahren sein. Seine letzte „Abfahrt“ hatten sich Manche gewiss anders vorgestellt.

Wieso schaffen es die großen Herren und Damen der Politik nicht, konsequent zurückzutreten? Klar, ein Abschied fällt oft schwer, zumal, wenn man endlich da angekommen ist, wo man immer hin wollte: an den Hebeln der Macht. Doch zu gehen, um zu bleiben, macht die Sache ziemlich kompliziert. Denn als lame duck fällt es umso schwerer, sich durchzusetzen. AKK beispielsweise behauptete in ihrer Rücktrittsankündigung zwar, sie könne nun "befreiter den Prozess der Kandidatenkür mitgestalten", doch sie wird selbst wissen, dass das bestenfalls eine Wunschvorstellung ist. Die Untergebenen schielen schon nach der Gunst ihres möglichen Nachfolgers oder halten sich selbst für ihn. Wen AKK zum Kanzlerkandidaten küren möchte, wird niemanden mehr interessieren. 

Das Leben als Rücktrittsankündigung

Je länger sich der Prozess der Rücktrittsankündigung hinzieht, desto gefährlicher wird er. Sowohl für den Ankündiger selbst als auch für sein Aufgabengebiet. So ein angekündigter Rücktritt lähmt Parteien, Regierungen und letztlich ein ganzes Land. Das retardierende Moment mündet in der klassischen griechischen Tragödie nicht ohne Grund in der Katastrophe. Wollen wir hoffen, dass es in Thüringen und in Berlin nicht so weit kommt. Einer in der Hauptstadt macht jedenfalls vor, wie man auch konsequent und schneller als gedacht zurücktreten treten kann: Jürgen Klinsmann kündigte seinen Rücktritt als Trainer von Hertha BSC auf Facebook an, bevor er seinen Verein davon in Kenntnis setzte. Ob das die Katastrophe des Abstieg des Berliner Clubs noch verhindert, weiß allerdings nur Gott.

Wo wir gerade über Gott sprechen: Vielleicht beruhigt der Gedanke, dass im Grunde das ganze Leben eine einzige Rücktrittsankündigung ist. Irgendwann sind wir alle Geschichte. Das weiß wohl auch Kardinal Reinhard Marx, der mit frommer Gelassenheit ankündigte, nicht erneut als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz anzutreten. Er hat im Unterschied zu den meisten anderen derzeit auch einen unspektakulären, vielleicht sogar den besten Grund für sein Ausscheiden: sein Alter. Mit 66 Jahren hat man sich den Ruhestand verdient. 

Vielleicht ist das ja auch ein Grund, warum sich andere, jüngere von ihren Ämtern nicht trennen können. Denn was kommt nach dem wirklichen, endgültigen Rücktritt? Die grauenhafte Leere der Bedeutungslosigkeit, das Nichts der tagtäglichen Frage: Was fange ich heute nur mit mir an? Ob das quälend lange Hinauszögern des Abschied allerdings erträglicher ist, müssen AKK, Mohring & Co. für sich entscheiden.  

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Michaela Diederichs | Di., 11. Februar 2020 - 17:03

Sie können nichts mehr gestalten, wollen aber immer noch mitreden. Ich bin dann mal weg, ist ihnen unbekannt. Staatstragend tönen sie dann immer von Verantwortung. Dabei ist das Klammern am Amt aus meiner Sicht verantwortungslos. Wir bzw. ich mache den Weg frei, wäre zu begrüßen.

"Nö, mach ich aber nicht!" " Die Klatschhasen krieg` ich auch als lame duck weiter gebändigt. Die widerspenstigen von der Werteunion sollen sich endlich gefälligst überlegen, ob sie noch in der richtigen Partei sind!" "Außerdem hat die Chefin gesagt, das sie mich als Insolvenzverwalterin und Cheforganisatorin der Bundeswehr weiter behält!" Ätsch! MfG;-)

Ernst-Günther Konrad | Di., 11. Februar 2020 - 17:47

Das ich Piplotta Nahles nichz ugeigt war dürfte hier im Forum sicher jeder wissen. Nur, das muss man ihr lassen. Rücktritt, sofort, kurze Ansage, ein einziges Interview in einem lokalen Blatt ohne Nachtreten und Besserwisserei zund ja Herr Northe, sie ist z.B. Geschichte.
Ob Klinsi das richtig gemacht hat, kann ich nichtg beurteilen. Ich kenne zuwenig die Hintergründe und dcie vereinsinternen Ströumungen und Probleme. Sicher ist Twitter nicht der richtige Weg, aber er hat es so getan, das muss man respektieren. Inkonsequent ist er dann doch, er will über die dann als Mitglied des Aufsichtsrates "wachen und entscheiden", denen er zuvor mangelndes Vertrauen als Grund für seinen Rücktritt vorwarf. Passt irgendwie nicht.
Was kann AKK eigentlich? Ich sage, nicht mal ordentlich zurücktreten. Was will die noch bewegen? Wer nimmt sie noch ernst? Wollen die genauso ein monatelanges Tauziehen, wie weiland die SPD um deren Vorsitzinde dem Wähler bieten?
Die haben einfach keinen Kanzlerkandidat.

Auf jeden Fall war Pippi in ihrem Ministerium im Großen und Ganzen erfolgreicher.
Viel interessanter fand ich hingegen auch die Reaktionen der Chefin und ihrer Unionskollegen, wie sie versuchten ihre tiefe Trauer über den Inhalt des AKK- Überraschungs-Eies mit den eingeübt, üblichen Kondolenz-Phrasen und poker face zum Ausdruck zu bringen. Auch da ging es emotional bei Nahles und der verdutzten SPD höher her. Selbst bei den Linken rappelte es mehr im Karton als diese Frau Wagenknecht ins Abseits beförderten, was die Partei übrigens m.E. in Zukunft noch zutiefst bereuen wird. Denn letztendlich sehe ich auch die in politischer Verantwortung, die zuschauen, stillhalten wenn es heißt: Freunde-Feinde-Parteifreunde! Ich glaube anstatt millionenteure externe Berater (für was braucht man die neben den Fachleuten in den Ministerien eigentlich?), sollte man es wie der BND,Siemens und die CIA machen und Anteile an einer Schauspielschule erwerben.
Wann kommt was zu dem Knaller liebe Redaktion?

Bernd Haushalter | Di., 11. Februar 2020 - 18:02

Verantwortung ist ein zweischneidiges Schwert, sie übernehmen und dafür einstehen kann nicht jeder.
AKK hat meine Achtung.

Christa Wallau | Di., 11. Februar 2020 - 18:15

Es liegt m. E. daran, daß die Politiker sich nicht mehr p e r s ö n l i c h verantwortlich fühlen für das, was in ihrem Aufgabenbereich schief bzw. falsch lief oder noch läuft.
Deshalb kann sich eine Frau Merkel erlauben, weiter im Kanzleramt im Amt zu bleiben, obwohl die Zustimmungswerte zur Union kontinuierlich gesunken sind. Bis heute zeigt sie nicht die geringste Spur von Einsicht in die Tatsache, daß
s i e es ist, die den Absturz der Volksparteien in erster Linie zu verantworten hat.

Wenn also der Fisch vom Kopf her stinkt, warum sollten dann andere, wenniger wichtige Teile des Fisches (= politischen Personals) nicht auch weiter munter vor sich hin stinken? Das Volk hat sich offenbar längst an den üblen Geruch gewöhnt.
Es gibt ja zudem einen wunderbaren Sündenbock, auf den man den Gestank zurückführen kann:
die AfD.
Wenn die nicht wäre, würde es duften
in der BRD wie in einem Rosengarten ...

...das übliche Klagelied über die permanente Diffamierung der AfD, vorgetragen von einem bekanntermassen dem völkischen Flügel (siehe Stuttgarter Aufruf) zuzurechnenden AfD-Mitglied.
Nach dessen kruder Logik können die Verantwortlichen für den weitverbreiteten Niedergang und Verfall deutscher Herrlichkeit nur bestehen, weil sie ihr Versagen der durch und durch unschuldigen AfD in die Schuhe schieben. Und jetzt - unfassbar - wagt es eine AKK auch noch, nach angekündigtem Rückgang übergangsweise im Amt des CDU-Bundesvorsitzenden zu bleiben. Nach AfD-Lesart kann man das wohl schon als Vorstufe zum Vaterlandsverrat bezeichnen. Bei derlei dramatisch-bombastischem Opfergesang über die geschilderten, himmelschreienden Ungerechtigkeiten sind flächendeckende Tränen-Sturzbäche als Zeichen des geschundenen Volksempfindens wohl zwangsläufig.
Merkels Zustimmungswerte mögen gefallen sein. Nur wo findet man die beliebtesten AfD-Politiker? Verlässlich am Ende der Skala, und das dauerhaft.

Sehr geehrte Frau Wallau,
Ihre Partei sollte endlich die Opferrolle ablegen. Denn Opfer ist die Partei schon lange nicht mehr. Mit Ihren Provokationen schaffen Sie es zwar immer noch in die Medien, weil Sie es schaffen die Medien zu piesacken. Leider wird Ihnen gern immer sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl es nicht angebracht ist.
Ihr Herr Meuthen und die anderen Protagonisten sind auch nicht zurückgetreten, als es um die Skandale ging. Obwohl Sie rechtskräftig verurteilt worden sind, für Ihre Spendengeschenke.
Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen.

ginge es darum, hätten schon lange vor 2013 viele Selbstbediener ihren Hut nehmen müssen. Ein Kohl, der die Spender nicht verrät, ein Schäuble, der vergessen hat, wo 100.000 DM geblieben sind, eine komplette SED, heute Die Linke, die nicht preisgibt, wo das ehemalige Parteivermögen geblieben ist, ein Hofreiter mit Zweitwohnsitzskandal, ein Özdemir mit Flugmeilen, Edathy, Drogen Beck, J. Kahrs wegen Stalking vor Gericht...,die Liste ließe sich beliebig weiterführen. Die Medien werden gepiesackt? Ich habe den Eindruck, dass Ihre Wahrnehmungsfähigkeit, diplomatisch ausgedrückt, auf tiefstem Niveau vor sich hindümpelt. Für die Aufmerksamkeit sorgen doch erst Ihre Medien und Einheitspolitiker, jegliche Äußerungen werden von dieser Seite doch sofort skandalisiert, und wenn es nicht passt, etwas dazugedichtet oder weggelassen. Super Beispiel aus den Medien: AfD Politiker empfiehlt Frauen verbrennen gegen den Klimawandel. Das ist der Stoff aus dem Ihr Kommentar gemacht ist.

Reinhard Oldemeier | Mi., 12. Februar 2020 - 15:05

Antwort auf von Armin Latell

"Ich habe den Eindruck, dass Ihre Wahrnehmungsfähigkeit, diplomatisch ausgedrückt, auf tiefstem Niveau vor sich hindümpelt."
Die AFD sucht nicht die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner und zu deren Themen. Sie sucht die Provokation. Sie provoziert mit Ausgrenzung von Menschen. Sie bezeichnen sich als Alternative, aber Sie handeln wie die sogenannten "Altparteien".

Armin Latell | Do., 13. Februar 2020 - 11:59

Antwort auf von Reinhard Oldemeier

Bitte ein echtes Beispiel. Illegaler Einwanderer abzusdchieben ist keine Ausgrenzung, abgelehnte Asylbewerber abschieben, ist keine Ausgrenzung. Schwule, Lesben und Juden gibt es in der AfD. Als auch hier keine Ausgrenzung. Also nochmal: bitte faktische, nachvollziehbare, eindeutige Beweise, Herr Oldenmeier!! Ihr großes Problem ist das Messen mit mindestens zweierlei Maß. Das merken normale Menschen. Wenn Sie, was Sie noch nie getan haben, wie man Ihrem Kommentar entnehmen kann, hin und wieder BT Debatten verfolgen würden, könnten Sie erkennen, wer wen provoziert. Unsägliche Zwischenschreiereien, wenn ein Abgeordneter, den ich gewählt habe, meine Standpunkte vertritt. Herr Oldemeier, jeder darf seine Meinung haben, so abwegig ich sie vielleicht auch empfinde, aber eines kann ich nicht verstehen: wenn diese Leute einfach nur vorgekaute Meinung rezitieren, eigene Argumente haben sie keine. Also: versuchen Sie mich zu überzeugen, bringen Sie Beispiele und Argumente.Bitte!

Ihr Beispiel, werter Herr Oldemeier, ist, um es mal freundlich zu sagen, etwas unglücklich gewählt. Sie erinnern sich an die CDU-Spendenaffäre von 1994? Und die 100.000-Mark-Spende, die der Waffenhändler Karl-Heinz Schreiber 1994 dem damaligen CDU-Chef Schäuble überreicht haben soll? Interessant aus mehreren Gründen. Erstens, weil Schäuble den deutschen Bundestag über den Kontakt zum Waffenhändler Schreiber belogen hat. Zweitens weil das Geld, also die Bargeldspende an ihn, verschwunden ist. Und drittens weil Merkel, die bei der CDU-Spendenaffäre Aufklärung versprach und sowohl Kohl als auch Schäuble von der Bühne verdrängte, ausgerechnet diesen Mann mitten in der Finanzkrise, wo Banken vom Steuerzahler mit 500 Milliarden Euro an Geld und Garantien gerettet wurden, zum Herrn der Finanzen von 82 Millionen Deutschen machte. Ach ja, und heute ist er Bundestagspräsident. Also ich habe da keine Fragen mehr.

Ist doch bei politischen Themen nicht anders: 2015 darf sich nicht wiederholen, aber natürlich dürfen die Gesetze und der politische Wille, der 2015 möglich gemacht hat, nicht geändert werden. Man lügt den Leuten ins Gesicht. Ein Rücktritt, der keiner ist, ist keiner. Man will sich nur aus der Kritik nehmen, aber sonst weiter machen wie bisher. Wieder einmal macht Merkel es vor und die anderen machen es nach.

Susanne Dorn | Di., 11. Februar 2020 - 19:22

...die unendliche Angst vor Eigenverantwortung und dem richtigen Leben.

Daniel | Mi., 12. Februar 2020 - 00:22

Seehofer ist doch der eigentliche Erfinder des folgenlosen Rücktritt. Ich weiß gar nicht wie oft der schon zurückgetreten ist und immernoch da ist.

Ulrich Jarzina | Mi., 12. Februar 2020 - 09:20

Wenn ein Politiker vor 20 Jahren sagte, er übernehme die Verantwortung, dann bedeutete dies seinen unmittelbaren Rücktritt.

Wenn ein Politiker heute sagt, er übernehme die Verantwortung, meint er damit, dass er noch länger auf seinem Posten bleiben möchte.

Verrückte Welt...

Norbert Heyer | Mi., 12. Februar 2020 - 13:26

Ehrlich gesagt würde ich mich am meisten freuen über einen sofortigen Rücktritt der Kanzlerin. Damit wären viele Problemlösungen möglich, die sie jetzt noch gekonnt aussitzt, die Hände fest in die Armlehnen ihres Sessels gekrallt. Direkte Rücktritte bedeuten ja auch ein Wiederankommen im wahren Leben: Selbst Autofahren mit Parkplatzsuche, Bankgeschäfte tätigen, selbst einkaufen, in einer Schlange warten. Würde viele Politiker und andere Würdenträger wieder mal etwas mehr erden. Vielleicht bekäme man auch ganz neue Erkenntnisse über die berechtigten Sorgen und Nöte der Bevölkerung. Ein Rücktritt ist für mich ein sofort zu vollziehender Vorgang ohne Restlaufzeit. Zwischen Ankündigung und tatsächlichem Verzug findet kein normaler Ablauf mehr statt. Man wird nicht mehr mit dem gleichen Respekt oder Hochachtung behandelt, man agiert schließlich auf Abruf. Auch hier kenne ich nur eine Person, die damit (bisher) ganz gut zurechtgekommen ist und sich das vielleicht auch noch einmal überlegt.

Armin Latell | Mi., 12. Februar 2020 - 15:30

Ich weiß nicht, ob ich überrascht sein soll: er hatte nicht die „mentale Stärke“ eines Wolfgang Kubicki, die Wahl zum Ministerpräsidenten des Freistaats nicht anzunehmen. War das mit Kubicki nicht ein wenig anders? Ein Lindner musste einen demokr. gewählten MP zum Rücktritt bewegen? Ein „Machtwort“ der Kanzlerin erst ließ ihn sofort zurücktreten? In früheren Zeiten hätten echte Journalisten all diese Abszesse an den Pranger gestellt, heute scheint das für diese Gattung „Berichterstatter“ völlig normal zu sein. Wenn die oberste, über allen menschlichen Gesetzen und Regeln stehende Gottheit nach einer, noch immer andauernden Serie von Rechtsbrüchen nicht einmal ansatzweise auf den Gedanken kommt, aus diesen Gründen zurückzutreten, dann muss das auch sonst niemand mehr tun. Wenn sich Charakter- und Rückgratlosigkeit zur politischen Staatsräson entwickelt haben, muss man sich um Kleinigkeiten bei Untergeordneten doch nicht mehr den Kopf zerbrechen.

nicht alles gegen die Wand gefahren, Herr Latell. Aber mit einen irdischen Rücktritt können sie ihr nicht kommen. Denn "Gottheiten" machen keine Fehler, also auch keine Rücktritte! Oder sind Staatsratsvorsitzende (Honecker, Stalin, Mao, Castro uvm.) jemals zurückgetreten? Durch ihre Unfehlbarkeit ist dies nicht vorgesehen.
Auch hier im Forum hatte jemand groß angekündigt, hier(beleidigt)zurückzutreten.
Die Tinte war nicht mal getrocknet da gab es schon ein grandioses Comeback=Rücktritt vom Rücktritt. All diese Personen mussten wohl feststellen, dass ohne sie, der Laden den Bach runter geht. Einer muß den Laden ja am laufen halten. Also läßt man sich nieder und macht (zum Wohle der Allgemeinheit) weiter!
Liebe Foren-Teilnehmer: hiermit kündige ich meinen Rücktritt hier im Forum an! Wann & wenn überhaupt, muss jedoch noch reichlich abgewägt werden. Suche noch nach passenden Bewegründen für den Rücktritt oder davon zurückzutreten.
Ich glaube, ich verheddere mich gerade?
Salute