Queen Elizabeth, ihr Enkel Harry und dessen Frau Meghan auf dem Balkon des Buckingham Palace im Januar 2018
Oma, allein zu Haus: Prinz Harry und seine Frau Meghan treten aus „der Firma“ aus / picture alliance

Krach im britischen Königshaus - Wackelt die Krone der Queen?

Der Rückzug von Prinz Harry und seiner Frau Meghan aus der königlichen Familie ist ein weiterer Sargnagel für die britische Monarchie. Kritiker der Windsors begrüßen diesen Schritt. Denn warum sollten Königskinder Winke-Auftritte absolvieren, statt ihr eigenes Geld zu verdienen?

Tessa Szyszkowitz

Autoreninfo

Tessa Szyszkowitz ist Londoner Korrespondentin des österreichischen Wochenmagazins Profil. Im September 2018 erschien „Echte Engländer – Britannien und der Brexit“. Foto: Alex Schlacher

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Wer dachte, dass die Netflix-Serie „The Crown“ schon die süffigsten Stories aus dem Haushalt der Queen erzählt hat, der hat die Realität unterschätzt. Derzeit befeuern die britischen Royals wieder die Gerüchteküche. Am Donnerstag verkündeten Meghan Markle und Harry Windsor alias Herzogin und Herzog von Sussex ihren De-Facto-Austritt aus der königlichen Familie und ihren Umzug nach Kanada. Das ist bei den Royals seit 1936 nicht mehr vorgekommen, als Edward VIII. die Krone aufgab, um mit der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson nach Frankreich ins Exil zu gehen. 

Hinter der Ankündigung von Prinz Harry und seiner Frau Meghan steht viel mehr als eine von den royalistischen Boulevardblättern hochgespielte Privatfehde zwischen Prinzessin Meghan und ihrer Schwägerin Catherine, der Ehefrau von Harrys älterem Bruder William. Die Queen steht zwar nicht direkt vor der Entthronung, und auch eine republikanische Rebellion vor den Toren von Buckingham-Palast ist nicht so bald zu erwarten. Doch das britische Königshaus steckt wieder einmal in einer tiefen Krise. Die Folge: Der königliche Haushalt wird drastisch verschlankt. 

Sentimentale Vorbildfunktion 

An sich ist die europäische Monarchie seit langem dem Untergang geweiht. Seit Jahrhunderten geht es mit den einst mächtigen britischen Royals bergab. Zwar muss der britische Premierminister immer noch einmal pro Woche bei der Queen zur Audienz anrücken, um mit ihr über die politischen Geschäfte zu reden. Doch de facto hat Königin Elizabeth II. seit ihrem Amtsantritt 1952 knapp nach dem Zweiten Weltkrieg nur zeremonielle Funktion. 

Da die Royals nun nicht mehr als von Gott geweihte Regenten verstanden werden, blieb den Angehörigen des Königshauses nur noch eine gewisse sentimentale Vorbildfunktion für Anhänger der ehrwürdigen, britischen Tradition. Viele Briten lieben ihre altmodischen Zeremonien, und da gehört die Queen mit ihren goldenen Kutschen eben dazu. Daran änderten auch die Skandale um Queen-Schwester Margaret oder den untreuen Queen-Gemahl Philipp wenig, die sich in den Swinging Sixties aus Langeweile über  die Sinnlosigkeit ihrer Existenz in Alkoholexzesse und Affären stürzten. 

Der Tod von Lady Di und seine Folgen 

Schon schlimmer wog die Scheidung von Lady Diana und Prinz Charles und der darauf folgende Tod der Ex-Prinzessin 1997 in Paris. Diana wurde von Paparazzi in Paris in ihrer Limousine in den Tod gehetzt. Das Bild des blassen Knaben Harry, der allein hinter dem Sarg seiner Mutter gehen musste, hat sich als Sinnbild für eine kalte, starre Monarchie ins britische Bewusstsein gegraben.

Auch der Bruder von Charles, Prinz Andrew, taugt seit Langem nur noch zum Fremdschämen. Seine Freundschaft mit dem verurteilten Sexverbrecher und US-Milliardär Jeffrey Epstein, der auch dem Prinz minderjährige Mädchen zugeführt haben soll, war für die Queen höchst peinlich. Erst kurz vor Weihnachten hat ihr Sohn, im Volksmund als Randy Andy bekannt, der Queen den Schweiß auf die Stirn getrieben, als er in einem BBC-Interview so offensichtlich die Unwahrheit sagte, dass sie ihn sofort und für immer aus dem Verkehr gezogen hat. 

Skandale auf Kosten der Steuerzahler 

Da die Royals nicht einmal mehr als Vorbilder taugten, stellt sich die Sinnfrage. Wozu gibt es die königliche Familie überhaupt noch? Schließlich kostet sie ihre Untertanen jährlich Millionen, die Windsors besitzen ja mit wenigen Ausnahmen selbst ihre eigenen Schlösser wie Buckingham Palace längst nicht mehr, und der ganze pompöse Haushalt muss aus Steuergeldern bezahlt werden. 

Einen Hoffnungsschimmer bot nun kurzfristig die junge Generation. Der äußerst brave Prinz William, nach seinem Vater Zweiter in der Thronfolge, „produzierte“ mit seiner Ehefrau Catherine bereits Nummer Drei, Vier und Fünf in der Thronfolge. Dann heiratete der kleine Bruder Harry im vergangenen Jahr eine Amerikanerin, die einen Hauch von Moderne in die staubigen Hallen der Windsor-Paläste zu bringen versprach.

Wink-Auftritte in der Wartschleife

An Meghan Markle arbeiteten sich allerdings viele Briten bereits ab, bevor sie Herzogin von Sussex wurde. Die US-Schauspielerin, die mit der Fernsehserie „Suits“ auch schon vor ihrer Ehe mit Prinz Harry in Europa mittelberühmt geworden war, galt von Anfang an als umstritten: Rassisten stießen sich daran, dass ihre Mutter schwarz war; Konservative lehnten sie ab, weil sie eine moderne Vorstellung von Beziehung und Lebensführung hatte; Nationalisten wollten keine Amerikanerin in der Royal Family sehen. Dass die junge Herzogin sich jetzt derart schnell und nur ein halbes Jahr nach der Märchenhochzeit in Windsor nicht nur aus der Öffentlichkeit, sondern ganz aus der königlichen Familie zurückzieht und ihren Traumprinzen Harry nach Kanada mitnimmt, das hat auch viele Experten des britischen Königshauses kalt erwischt. Ganz zu schweigen von Prinz Charles, Harrys Bruder William und der Queen herself. 

Die Flucht der Sussexes hängt wohl auch damit zusammen, dass sie sich nicht zu Komparsen degradieren lassen wollten. Denn da die Queen bisher mit ihren 93 Jahren immer noch recht vergnügt regiert, ist nicht einmal Prinz Charles bisher zum Zug gekommen. Sollte er es überhaupt noch auf den Thron schaffen, heißt das wiederum für seinen ältesten Sohn William, dass er noch viele Wink-Auftritte in der Warteschleife absolvieren muss. Für den Sechsten in der Thronfolge, den kleinen Bruder Prinz Harry, der außer Hubschrauber Fliegen nicht viel gelernt hat, blieb da im Prinzip gar keine Aufgabe übrig. 

Königskinder wollen ihr eigenes Geld verdienen

In ihrer Neujahransprache hat die Queen jetzt eine für die royalistischen Kaffeesatzleser eindeutige Präferenz zu erkennen gegeben hat – kein Foto von Harry, Meghan und Babyprinz Archie auf dem Beistelltischchen, dafür aber deutlich sichtbar Will und seine Gang. Seither schien die Sache klar: Die Royals planen selbst, sich auf die Hauptlinie einzuschrumpfen, damit ja keiner auf die Idee kommt, die gesamte Marke Windsor einzustellen. Für Meghan Markle war damit die Fluchtroute freigegeben. Die Wellen der Empörung schlagen nun hoch. Doch eigentlich tut die Herzogin von Sussex allen einen Gefallen. Selbst Geld zu verdienen sollte auch Königskindern 2019 erlaubt werden. Es wird die Unterhaltskosten für die Untertanen senken. „Der Marktwert von Meghan & Harry in Amerika ist extrem hoch“, sagt etwa die Starjournalistin Tina Brown: „Ob in wohltätigen Vereinen oder im Mediengeschäft – Meghan hat sich da längst nach Optionen umgesehen.“ 

Und wenn die Royals anfangen, höchstpersönlich in Fernsehserien mitzuspielen – Markle ist zumindest spaßeshalber schon für die zweite Staffel der TV-Serie „Succession“ im Gespräch – dann werden sich die Macher von „The Crown“ für die vierte Staffel noch süffigere Stories ausdenken müssen. Sonst werden sie von der Reality Show der Windsors überholt. 

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Maria Fischer | Sa., 11. Januar 2020 - 09:35

Gegenüber Frau Merkels Hofstaat, samt Vollversorgung ihrer Höflinge, ist das britische Königshaus geradezu lächerlich kostengünstig.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 11. Januar 2020 - 09:51

Die einen sagen, man kann sich seine Eltern nicht aussuchen, andere sagen, jeder sucht sich seine Eltern aus um zu lernen.
Was immer stimmt. Die kleine Familie hat sich entschieden, dem royalen Trubel zu entsagen, selbst Geld zu verdienen und ein halbwegs normales Leben zu führen. Lasst sie doch in Ruhe. Nein, ich sehe die etwas eingestaubte und sehr traditionelle Monarchie nicht in Gefahr. Die Briten lieben mehrheitlich eben ihre Kultur und Historie. Ich respektiere das.
Ich bin sicher, sie kommen in Kanada oder auch der USA mehr zur Ruhe und können freiheitlich selbst entscheiden, was sie wollen und was nicht. Wenn sie dabei noch selbstverdienenden ihren Lebensunterhalt bestreiten, geht das völlig in Ordnung. Auch wenn Harry nichts gelernt hat, so dürften seine monarchistische Bildung genügend Talente gefördert haben, die er, wie auch immer beruflich und monitär zum Einsatz bringen kann. Ich wünsche der kleinen Familie alles erdenklich gute. Meghan drehe wieder bei Suits.

Christa Wallau | Sa., 11. Januar 2020 - 11:20

Sich als Person in einer Rolle zu befinden, die täglich und überall "Contenance pur" verlangt, das ist kein Zuckerschlecken.
Und die Kinder der Royalties suchen sich ja ihre Aufgabe nicht aus, sondern werden hineingeboren.
Das ist schon hart, und ich begreife sehr wohl, daß man da ausbrechen will.
Allerdings hätten Harry und Meghan m. E. dann
von vornherein auf den Pomp ihrer Hochzeit verzichten und sich vorher von der "Familie" verabschieden sollen. Ich vermute nämlich, daß die dem Königssohn altermäßig und in ihrer Entschlußkraft überlegene Meghan schon längst wußte, daß sie den "Zirkus" nicht mitmachen wird.

Die Briten sollten sich überlegen,ob sie nicht ganz
auf

Christa Wallau | Sa., 11. Januar 2020 - 11:24

... Königin nicht übernehmen!
Sich als Person in einer Rolle zu befinden, die täglich und überall "Contenance pur" verlangt, das ist kein Zuckerschlecken.
Und die Kinder der Royalties suchen sich ja ihre Aufgabe nicht aus, sondern werden hineingeboren.
Das ist schon hart, und ich begreife sehr wohl, daß man da ausbrechen will.
Allerdings hätten Harry und Meghan m. E. dann
von vornherein auf den Pomp ihrer Hochzeit verzichten und sich vorher von der "Familie" verabschieden sollen. Ich vermute nämlich, daß die dem Königssohn altermäßig und in ihrer Entschlußkraft überlegene Meghan schon längst wußte, daß sie den "Zirkus" nicht mitmachen wird.

Ich werde es allerdings wohl nicht mehr erleben,
daß die Briten ihre Monarchie abschaffen. Es steckt zu viel gefühlsmäßige Bindung dahinter.

Das hätte ich nicht gedacht, dass Sie, liebe Frau Wallau, sich einen Kopf über das Wie und Warum im britischen Königshaus machen. Das lässt den Schluss zu, dass Sie diese Show ernst nehmen. Das kann und darf man zwar, aber es ist unnütz. Reines Kasperletheater! Und bedeutungslos für fast jeden Bürger. Und auch diese "Abnabelung" wird wieder viel Steuergeld kosten. Wer es sich leisten kann? Die Briten können es sich im Grunde nicht leisten. Ein teures Hobby.

Christa Wallau | Di., 14. Januar 2020 - 14:57

Antwort auf von Stefan Bosel

wie jede andere auch, nämlich als genau das, was sie sein soll: eben
eine spezielle SHOW!
Die langjährige Hauptdarstellerin in der Royalty-Show im UK hat ihre Rolle - so finde ich- recht gut gespielt.
Sie ist diszipliniert bis ins letzte
Knopfloch. Dazu gehört heutzutage schon etwas!
Dagegen sind Ihr Kinder fast alle
„aus der Rolle gefallen“.
Von daher müsste die Show m. E.
eigentlich vom Spielplan genommen werden. Aber das ist
Sache der Briten.

Heidemarie Heim | Sa., 11. Januar 2020 - 14:00

Die einen Steuerzahler leisten sich den Pomp eines Königshauses, die Briten sind ja nicht alleine in dieser Hinsicht, die anderen eines der größten Parlamente aller Demokratien und zahlen bis heute Luxus-Steuer auf ihren Sekt, die der verehrte Wilhelm II zur Finanzierung seiner Flotte erhob. Was sich traditionell dahingehend auch erhielt, wenn man sich die Ausgaben unseres geliebten Windjammers Gorch Fock von schlappen 150 Milliönchen vor Auge hält;-)Unser "Randy Andy" hält diese Tradition in seinem Ministerium ebenfalls hoch;-)Wackelt deshalb irgend eine deutsche Krone? Die Queen und der ganze royale Clan sind m.E. aufgrund nationaler wie ökonomischer Gegebenheiten noch lange too big to fail, insbesondere für die Yellow Press. Den Sussexes, mit und ohne Apanage und Titel, sowie allen Freunden in Great Britain wünsche ich alles erdenklich Gute! Uns natürlich auch!;) MfG

Königin Elisabeth ist unangreifbar. Sobald aber Charles König wird, und seinen Sohn Harry nicht in eine HRH-Contenance zwingen kann, dann wackelt die Monarchie. Die " Sussex Royals ", die höchstwahrscheinlich zu " Royal Kardashians of Frogmore Cottage -Windsor " werden wollen, um " selber " ihr Luxusleben zu finanzieren, wird die Monarchie möglicherweise nicht aushalten. William und seine Familie könnten nur hilflos zusehen, und schweigen.

Jens Christer Jensen | Sa., 11. Januar 2020 - 20:21

Viele Kopenhagener kennen sie: Da kommt eine Dame auf dem Fahrrad, raucht, lächelt, winkt, stellt das Fahrrad an ein Haus, verschwindet darin - und malt Kinderbücher. Sie hat auch die dänische Ausgabe des "Herr der Ringe" bebildert, Texte von Simone de Beauvoir übersetzt und heißt, naja, so behauptet sie, Ingahild Grathmer - Heute hat sie sich das Rauchen abgewöhnt, fährt auch nicht mehr auf der Stroget. Jeder weiß: So geht Monarchie auf Dänisch. GB ist meilenweit davon entfernt. Jeg ønsker min Königon held og lykke

Reinhold Meinl | So., 12. Januar 2020 - 10:35

Meine Meinung ist, dass uns Deutschen dies überhaupt nichts angeht! Umgekehrt dürfte es
die Briten bestimmt nicht interessieren, ob sich
Deutschland den Luxes eines Bundespräsidenten
leistet.

Stefan Bosel | So., 12. Januar 2020 - 10:54

Diese Nachrichten sind Futter für die Yellow-Press. Mich interessiert das noch weniger als der Wetterbericht. Vollkommen uninteressant. Meldungen für Lieschen Müller. Sollen die machen, was sie wollen. Die Engländer leisten sich dieses teure Hobby - ein Königshaus. Müssen damit klarkommen. Im Grunde ist es eine bunte, glitzernde Ablenkung fürs Volk... wem´s gefällt, bitte schön.