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Was war Ihr Song 2019? / picture alliance

Sound zum Jahreswechsel - Unsere Songs für 2020

Welchen Song fanden Sie 2019 für sich ganz persönlich am bedeutendsten? Bei uns lief Altes, Altbewährtes, Neues und Wiederentdecktes. Die Cicero-Playlist zum Jahreswechsel

Cicero Cover 04-24

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Liebe Leserinnen und Leser,

da Sie wie auch wir nicht nur Leser, sondern auch Hörer sind, haben wir für Sie zum Jahresende zusammengestellt, welche Songs unsere Redaktion in diesem Jahr besonders gerne gehört hat. Unseren Cicero-Soundtrack für den Jahreswechsel finden Sie hier, zusammen mit einer kleinen persönlichen Anekdote dazu.

Hinterlassen Sie doch gerne auch Ihren wichtigsten Song und eine kleine Geschichte dazu in unseren Kommentaren.

Viel Spaß beim Hören und Selberstöbern!

Ihre Cicero-Redaktion

Alexander Marguier

The Black Crowes – „She talks to angels“

Der Song ist inzwischen auch schon 30 Jahre alt, er stammt vom Debütalbum der amerikanischen Rockband „The Black Crowes“. Ein Klassiker, den man immer wieder hören kann. Der eigentliche Grund aber, warum dieses Stück im abgelaufenen Jahr für mich von Bedeutung war: Ich habe den Gitarrenpart gelernt; insbesondere das Intro erfordert einige Übung. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle übrigens an Justin Sandercoe und seine Online-Gitarren-Tutorials auf www.justinguitar.com! Natürlich braucht niemand ein ganzes Jahr lang mit einem einzigen Song herum zu machen. Dass „She talks to angels“ trotzdem so häufig auf meiner Playlist stand, hat denn auch einen banalen Hintergrund:

Die Gitarre muss dafür umgestimmt werden, und zwar vom Standard-Tuning auf das sogenannte Open-E-Tuning. Wenn das Instrument aber erstmal umgestimmt ist, bleibt es aus Bequemlichkeit auch dabei. Das verkleinert allerdings das Spektrum der möglichen Songs ganz erheblich. Immerhin: Bei „Jumpin’ Jack Flash“ von den Rolling Stones muss die Gitarre auch auf Open-E gestimmt sein. Und jetzt raten Sie mal, welcher zweite Song mich in diesem Jahr beschäftigt hat…

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Bastian Brauns

John Frusciante – „Become“

Als ich John Frusciante kennenlernte, tauchte gerade ein wilder Elch neben mir auf. Nach langer Fahrt mit konstant 100 km/h auf einer schwedischen Asphaltschneise auf dem Weg zum nördlichen Wendekreis, musste ich mal austreten. An einem glatten See, umgeben von nichts als Nadelwald. Aus unserem alten T3-Diesel-VW-Bus, der einst als saarländischer Gefangenentransporter diente und wir ihn deshalb für rund 2000 Euro erstehen konnten, dröhnte aus vier selbst verlegten Boxen der Song „Carvel“ von John Frusciantes Album „Shadows collide with people“. Ich hörte und fühlte mich frei. Also fast, wie gesagt. Keine fünf Meter von mir entfernt, erschrak dann aber nicht nur ich, sonder auch das wilde Huftier. So schnell wie der Elch auftauchte, verschwand er wieder im Gehölz.

Frusciante verhält sich wie dieser Elch. Er taucht auf. Er verschwindet. Er prägte den Mega-Erfolg der Red Hot Chili Peppers schon als 18-Jähriger Gitarrist. Dann Drogen. Dann Tschüss. Dann Solo. Dann zurück. Dann wieder Solo. 2020 kehrt er nun wieder zurück zu den Peppers, die damit wieder auf mehr Melodik und Tiefgang hoffen können. Frusciantes neuester Solo-Song „Become“ ist ganz typisch für ihn. Ein Lied, um sich zu verlieren, und um sich zu finden. Und diese Zeilen passen einfach zu gut in unsere Zeit: „Lies You don't know how real you are“ – „Truth You don't know how fake you are“

 

Antje Hildebrandt

Seeed – „Geld“

Es muss im Sommer 2009 gewesen sein. Die Wuhlheide, DAS Open-Air-Stadion im Osten Berlins, 18.000 Menschen, ein Refrain: „Dickes B, oben an der Spree/Im Sommer tust du gut und im Winter tut’s weh/Mama Berlin – Backsteine und Benzin/Wir lieben deinen Duft, wenn wir um die Häuser ziehn.“ Ich war einige Jahre zuvor aus der niedersächsischen Provinz nach Berlin gezogen, aber erst an diesem lauen Sommerabend hatte ich das Gefühl, richtig angekommen zu sein.

Mit Berlin ist das ja so eine Sache. Man muss diese Stadt lieben, weil sie jeden so lässt, wie er ist. Aber genau dafür hasst man Berlin eben auch manchmal. Und genau diese Ambivalenz drücken die Songs von Seeed aus. Berliner Schnauze trifft auf zentnerschwere Grooves und  leichtfüßige Afrobeats. Tanzend geht alles leichter. Und live wirkt so ein Konzert wie eine Gruppen-Therapie. Jetzt haben die Jungs mit BAM BAM das erste Album nach dem Tod ihres Sängers Demba Nabé herausgebracht. Nicht alle Songs versetzen mich wieder zurück in jenen rauschhaften Zustand wie beim Konzert in der Wuhlheide 2009. Aber „Geld“ schafft es noch. Bitterböse Parabel auf den Kapitalismus, Gute-Laune-Musik. Wenn Sie in der U-Bahn eine Norddeutsche mit Kopfhörern treffen, die um ihr Leben groovt, also dezent mit der rechten Schuhspitze wippt, winken Sie mir ruhig zu.

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Moritz Gathmann

Alligatoah – „Musik ist keine Lösung.“

Kann Musik die Welt verändern? Der deutsche Rapper Alligatoah (mir wurde er von Studenten als “Goethe des 21. Jahrhunderts verkauft) hat dazu eine eindeutige Meinung: „Musik ist keine Lösung“ Vielleicht hat ihn dazu die jahrelange Erfahrung auf Musikfestivals gebracht? „Die Melodie löst bei ihnen Hoffnung aus, heute hebt das Festival-Gesocks die Faust. Aber morgen wachen sie in ihrer Kotze auf“, singt er da. Auch wenn der Goethe-Vergleich möglicherweise etwas überzogen ist - unter den deutschen Rappern, die in ihrer Masse vor allem von Chicks und Drogen singen, ist der 30-Jährige (mit bürgerlichem Namen Lukas Strobel) einer der Interessantesten.

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Alexander Kissler

Anna Katt – „Hello“

Lange lag diese CD auf meinem Schreibtisch. Der Name der Band – oder sollte es der Name einer Sängerin sein? – sagte mir nichts. Das Albumcover zeigt gleißende Sonne, wolkengerahmt, ufergrundiert, darüber steht „Skymning“, das erste Lied heißt „Hello“. Passender kann kein neues Album, kann keine Begegnung mit einer Unbekannten stattfinden. Die Unbekannte, die ich mittlerweile nicht missen möchte, ist die Stimme der schwedischen Sängerin Kristina Lindberg. Sie führt gelassen, kraftvoll, zart durch den Kosmos von „Anna Katt“, streicht dessen Wände, setzt hier ein Licht, zieht dort den Vorhang zu und heißt mich und uns und gewiss ein neues Jahr willkommen. „Hello“: das sagt sich leicht, viel zu leicht, doch in der Flapsigkeit kann Freude stecken und in der Freude Melancholie.

So wie hier, wenn Lindberg, begleitet von zwei Gitarren und einem Schlagzeug, schwungvoll, poppig, vorwärtstreibend ein unvermutetes Wiedersehen besingt und die Drohung des Immergleichen: „Hello – to the challenges today, to the challenge of tomorrow.“ Mein Ohrwurm im Herbst ist dieses „Hello“ geworden. Die österreich-schwedische Band beschließt ihr Album dann mit „Goodbye“, und da zieht es einem bei allem musikalischen Glück doch das Herz zusammen, denn das Ende kommt wie ein Dieb in der Nacht. „Skymning“ heißt auf Deutsch übrigens Zwielicht und meint also das Leben.

 

Christoph Schwennicke

The Who – „Behind Blue Eyes“

Die Who haben 2019 nach 13 Jahren Pause wieder ein Album auf den Markt gebracht. Es ist, nun ja, okay. Und Anlass, die schönste Ballade der Band in Erinnerung zu rufen. „When I smile tell me some bad news before I laugh and act like a fool...“ Pete, Roger - See you in Birmingham 2020!

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Tristan | Mo., 30. Dezember 2019 - 22:47

... war von Ellie Goulding "Flux"..... und es ist ein trauriger Grund, weshalb.....
https://www.youtube.com/watch?v=JcV0SvIDjAA

Allen alles Gute fürs Neue Jahr, ganz besonders Herrn Kissler: Ihren Artikeln fühle ich mich sehr verbunden, auch wenn dieses mein erster Post hier ist, so habe ich doch alles gelesen und erwarte voller Spannung Neues....

Susanne Dorn | Di., 31. Dezember 2019 - 05:28

Herzlichen Dank für den sehr abwechslungsreich gestalteten Jahreswechsel-Soundtrack und dessen sehr persönliche Geschichten aus dem richtigen Leben. Eine perfekte musikalische Überleitung in ein neues Jahrzehnt!

Ihnen allen, selbstverständlich auch allen Kommentatoren ein friedliches und gesundes Neues Jahr 2020.

Achim Koester | Di., 31. Dezember 2019 - 11:08

Liebes Cicero Team,
Ihnen allen wünsche ich ein gutes neues Jahr, und freue mich auf jeden Ihrer treffenden Artikel. Zum übernächsten Jahreswechsel, also im Jahr 1 nach Merkel, wäre mein Lieblingssong der Pilgerchor aus Richard Wagners "Tannhäuser": "Beglückt darf nun dich o Heimat ich schauen".

Brigitte Simon | Di., 31. Dezember 2019 - 14:43

Wie schön, lieber Cicero,
während ich meinen Kommentar an Sie tippe, spielt auf unserem 2. Computer, besser kann
es nicht sein:

Freddy Mercury´s "Radio GaGa"
exclusiv für mich.
Seit Entstehung dieses Song´s
"absolut number first".
Einen schönen Silvester, Brigitte Simon