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Plötzlich beschimpft und bekämpft: Joanne K. Rowling / picture alliance

Joanne K. Rowling - Der Hass der politisch Korrekten

Die erfolgreiche Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling hat es gewagt, sich gegen eine From der political correctness auszusprechen, die Existenzen vernichtet. Dafür wird sie nun mit Hass und Verleumdung überzogen. Sie würde Transmenschen ausgrenzen, lautet der Vorwurf

Autoreninfo

Eva C. Schweitzer arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen in New York und Berlin. Ihr neuestes Buch ist „Links blinken, Rechts abbiegen“.

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Joanne K. Rowling, die Harry-Potter-Erfolgsautorin und eine der reichsten Frauen der Welt, gibt sich wirklich Mühe, politisch korrekt zu sein. Sie tweetet gegen Donald Trump; sie hat, ohne mit der Wimper zu zucken bestätigt, dass die Kinderhexe Hermione Granger schwarz sein könnte, weil sie beim Schreiben nicht an eine Hautfarbe gedacht habe, sie tritt gegen den kulturellen Boykott von Israel auf und sie spendet viel Geld für alleinstehende Mütter mit Kindern. Trotzdem hat sie nun schwer Ärger mit einer winzigen, aber lautstarken Gruppe: den Kämpfern für die Rechte von Transmenschen, die dafür eintreten, dass sich Frauen als Männer und Männer als Frauen identifizieren dürfen.

Rowlings Verbrechen? Sie hat sich für Maya Forstater eingesetzt; eine Steuerspezialistin, deren Vertrag mit dem Center for Global Development in London nicht verlängert wurde, nachdem sie getwittert hatte, es sei unmöglich, das Geschlecht zu verändern. Forstater zog vors Schiedsgericht und verlor. Ihre Ansichten seien nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt (mit der es in Großbritannien ohnehin nicht sonderlich weit her ist, verglichen mit den USA); sie seien „inkompatibel mit der Menschenwürde und den Rechten anderer.“ Zudem habe Forstater Transfrauen als „er“ bezeichnet und denen „enormen Schmerz“ verursacht. Rowling twitterte daraufhin, jeder könne sich anziehen, wie sie wolle, nennen wie sie wolle und (einvernehmlich) mit jedem schlafen, der volljährig sei, aber Frauen aus ihrem Job zu werfen, weil sie sagten, das biologische Geschlecht sei real, das gehe zu weit.

Rowling sei eine „anti-transgender Fundamentalistin“

Man sollte meinen, ein vorsichtiges Statement für Meinungsfreiheit und Jobsicherheit, aber nein. Rowling wurde in der Twittersphere als „stupid cunt“, dumme Fotze beschimpft, als „Hure“, „Müll“, „alte Frau“ und „verfickt hässlich“, und natürlich als „TERF“. Das ist ein von penistragenden Menschen erfundenes Schimpfwort, das „Trans Exclusive Radical Feminist“ heißt; eine Feministin, die sich nicht um Transrechte kümmert (im Netz werden TERFs meist zusammen mit wütenden Transen abgebildet, die Feministinnen mit einer Axt erschlagen). Anthony Ramos, laut New York Times der Celebrity-Beauftragte der schwul-lesbischen Lobbyorganisation GLAAD sagte, Rowling habe sich mit einer unwissenschaftlichen Ideologie gemein gemacht, die Transgender-Menschen die Menschlichkeit verweigert. Und Alphonso David, Präsident der einflussreichen amerikanischen LGBT-Organisation „Human Rights Campaign“ warf Rowling vor, eine „anti-transgender Fundamentalistin“ zu sein und forderte eine Entschuldigung.

Das ist noch nicht alles; aufgebrachte Fans – oder welche, die sich als Fans ausgeben – wollen nun ihre Harry-Potter-Bücher und Schals verbrennen. Einige twitterten, sie fühlten sich verunsichert, weil sie sich ihrer Fantasie beraubt sähen, irgendwann mal einen Brief von einer Zaubereule mit einer Einladung nach Hogwarts zu bekommen. Zu denen zählt offenbar auch Enrico Ippolito, Kulturredakteur bei Spiegel Online. Der wundert sich, dass Rowling, die in ihrem Romanen doch eine Welt voller freier Wesen, Hauselfen und Gestaltenwandler geschaffen habe, in der Realität so anachronistisch denke.

Guter und böser Feminismus

Zunächst einmal fragt man sich, ob Ippolito überhaupt jemals Harry Potter gelesen hat; Hogwarts ist keineswegs frei, sondern ein voll durchgeregeltes Zauberinternat, bei dem pro Band mehrere Schüler wegen diverser Verstöße über die Wupper gehen und die zum Schluss beinahe in toto von einem bösen Zauberer abgeschlachtet werden. Des weiteren sollte man vermuten, dass ein Spiegel-Redakteur zwischen Realität und Roman zu unterscheiden in der Lage ist.

Aus der FAZ erfahren wir dann noch, dass der trans-inklusive Feminismus das Geschlecht als etwas ansehe, das lediglich von der binären – also zweigeschlechtlichen – Gesellschaft konstruiert werde. Dieser trans-inklusive, also gute Feminismus, der beispielsweise von Judith Butler vertreten werde, unterstütze die Rechte aller marginalisierten Gruppen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe und gesellschaftlicher Schicht. Das ist nett, aber nicht die Definition von Feminismus, das ist nur der gute alte Nebenwiderspruch durch die Hintertür.

Biologisches Geschlecht als Frage des Gefühls?

Worum es eigentlich geht, lesen wir nirgends: Forstater ist dagegen, dass sich nach einem neuen britischen Gesetz jeder Mann als Frau ausgeben kann, ohne vorher irgendwelche Umstände in Kauf zu nehmen, etwa eine Hormontherapie oder den Penisverlust. Somit können sich biologische Männer in Toiletten und Umkleidekabinen für Frauen, Frauengefängnisse oder Flüchtlingslager für traumatisierte Vergewaltigungsopfer hineinklagen, Stipendien für Frauen abgreifen oder Medaillen im Frauensport gewinnen. Das Gesetz gilt natürlich auch für Frauen, die sich als Männer fühlen, und die sich nun in Schwulenclubs einklagen dürfen.

Um welche verletzte Seele, die von Forstater mit „er“ angeredet wurde, geht es überhaupt? Es handelt sich um Gregor Murray, einen Politiker aus dem schottischen Dundee, der im Stadtrat für Familien und Kinder zuständig war und der sich gendermäßig trotz Vollbarts als „plural (neutral)“ und „non-binary“ identifiziert. Zu seinen Aktivitäten gehört ein Versuch, seinen Minister Alex Salmond zu torpedieren, der eine 40-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten durchsetzen wollte. Im Familienausschuss fiel  Murray dadurch auf, dass er Frauen ordinär beschimpfte, Tampons an Jungen verteilen wollte, sich nicht um die Sicherheit der Schulkinder kümmerte, und schließlich erst aus dem Stadtrat und dann aus der schottischen Unabhängigkeitspartei hinauskomplimentiert wurde, unter anderem, weil er mehrfach öffentlich das C-Wort („Cunt“) benutzt hatte. Ein echter Feminist also.

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Ernst-Günther Konrad | Mo., 23. Dezember 2019 - 17:31

Noch bevor meine Kinder die Bücher lesen konnten, habe ich sie verschlungen. Zwei davon habe ich an einem Strang gelesen. Das selbst diese herrliche Autorin sich nun solcher Anwürfe ausgesetzt ist zeigt doch nur eines. Kleine und kleinste Interessengruppen, die früher niemand interessiert hat und die letztlich häufig unerkannt und unbehelligt lebten, suchen nun den Weg in die Öffentlichkeit. Auch sie wollen im Mittelpunkt stehen und ins "Fernsehen" bzw. "Internet" kommen. Wundern tut es mich nicht.
Sie selbst haben ja schon eine Antwort gegeben.
"Des weiteren sollte man vermuten, dass ein Spiegel-Redakteur zwischen Realität und Roman zu unterscheiden in der Lage ist." Nein, das kann man nicht vermuten. Wer einen Relotios jahrelang zuläßt, wer einen Layendecker im Fall Bad Kleinen Unwahrheiten verbreiten läßt, der hat kein Interesse an Wahrheit. Der will nur Schlagzeige, Auflage, medial dabei sein. Ich wüsste gar nicht, wie ich einen Transhgender erkenne. Und ehrlich, mir egal.

Ja auch ich liebe diese Bücher und auch die Filme. Diese Bücher haben tatsächlich etwas Prophetisches...
Sie haben einen tieferen Sinn und haben eine Botschaft: sie geben Kindern und Jugendlichen wichtige Regeln und Werte mit. Und warnen gleichermaßen vor unbedachten Handlungen und Bekenntnissen, die ihnen ideologische Verirrungen der falschen Weltverbesserer vorgaukeln. Z.B. wird eine Greta von einer politischen Clique instrumentalisiert, die andere Interessen verfolgt, als sie vorgibt, letztlich aber nur die eigene Macht-Sucht füttert. Insofern ist Lord Voldemort eine sehr lehrreiche Figur, das Böse auch in unserer realen Welt zu identifizieren und ihm nicht auf den schleimigen Leim zu gehen!

Dazu kommt, dass die Bücher von Harry Potter von J.K. Rowling brilliant und phantastisch geschrieben sind. Es ist ein großartiges Gesamtwerk ohne jede ideologische Absicht ... eine Komposition, die mehr bewirkt hat, als irgendeine philosophische Abhandlung!

dass ein Leyendecker zum Kirchentags-Präsidenten des Evangelischen Kirchentages 2019 in Dortmund auserkoren wird. Sowas geht nur mit einem EKD-Ratsvorsitzenden, der selbst gern SPD-Vorsitzender wäre, als nur einfaches Mitglied einer Partei, die vor einer weiteren Zwangsvereinigung zwischen Kommunisten und Sozis steht?! Mit einem Leyendecker mutiert eben der evangelische Kirchentag zu einem Grün-Linken Parteitag, der eine weitere Kirchenaustrittswelle verursacht mit Work-Shops wie: Vulven malen; Schöner kommen oder Freitagsgebet in einer Moschee!

Christa Wallau | Mo., 23. Dezember 2019 - 17:33

Ich bin froh darüber, daß - so ganz allmählich -
in aller Krassheit deutlich wird, auf welches Glatteis man sich ohne Not mit der m. E. völlig überflüssigen Gender-Debatte begeben hat.
Anstatt das Thema der wenigen Fälle von unklarer sexueller Zuordnung dort zu belassen, wo es hingehört (nämlich in eine Nische), hat man es
nicht nur an die Öffentlichkeit gezerrt, sondern es zu einem Popanz aufgeblasen.
Den Betroffenen hat man damit keinen Gefallen getan. Im Gegenteil: Jetzt werden sie eher noch mehr angefeindet als vorher.
Es wird höchste Zeit für eine Rückkehr zum
Wesentlichen und Wichtigen; denn die Zeiten dafür, aus Mücken Elefanten zu machen bzw.
Luxusprobleme zu wälzen, dürften
spätestens dann zu Ende sein, wenn sich die
wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechtern.
Allzuweit sind wir davon nicht mehr entfernt.

Schließe mich an. Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Joshua Crestos liebte auch seine Feinde und Widersacher und segnete sie. Das sollte uns immer wieder moralischer Ansporn sein. Auch wenn es uns schwer wird. Danke, Herr Johannsen.

Auf den Punkt, wunderbar auf den Punkt, Frau Wallau. Diese völlig überflüssige Gender-Debatte ist keine Wissenschaft, sondern nur dekadentes Geschwurbel von satten Geschwätzwissenschaftlern, die ohne dieses aufgeplusterte Nischenschlachtfeld ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten könnten. Kurz: „Gender“ und seine Auswüchse sind - frei nach Grimme-Preisträger Kalkofe - wie Hämorrhoidencreme als Brotaufstrich, also eigentlich fürn A...

Brigitte Miller | Mo., 23. Dezember 2019 - 18:26

braucht es noch Feminismus, wenn das Geschlecht nur ein soziales Konstrukt ist?
Und die Frauen, die ihn brauchen könnten, werden wieder kulturrelativistisch betrachtet: "Das mobile Stoffgefängnis sei eine „Übung in Bescheidenheit und Stolz“, das nicht etwa Frauen zum Verschwinden bringt, sondern einen „Schutz vor Scham symbolisiert“ und deshalb zu konservieren sei: „Der Verlust der Burka kann eine Erfahrung von Entfremdung und Zwangsverwestlichung mit sich bringen, die Spuren hinterlassen wird. Wir sollten keineswegs davon ausgehen, dass Verwestlichung immer eine gute Sache ist. Sehr oft setzt sie wichtige kulturelle Praktiken außer Kraft, die kennen zu lernen es uns an Geduld fehlt."
Judith Butler
Frauen kennenzulernen, die von den Taliban unter Androhung des Todes kollektiv in menschliche Säcke verwandelt worden sind, oder denen für missfälliges Verhalten bei lebendigem Leib Nasen und Ohren abgeschnitten wurden: die hierfür notwendige Geduld fehlt vor allem einer Judith Butler. EMMA

Stefan Jurisch | Mo., 23. Dezember 2019 - 19:08

Gender-Unsinn allmählich nicht mehr ertragen. Als was müssen sich redliche Menschen denn noch alles beschimpfen lassen, wenn es irgendeiner Minderheit nicht passt? Was genau hat das noch mit Demokratie oder wenigstens gutem Umgang zu tun? Ich bin es echt langsam leid!

Mein letztes kurioses, wenngleich harmloses Erlebnis: ich wurde in einer Herberge auf die Unisex-Toilette hingewiesen und etwas abfällig gefragt, ob ich ein Problem damit hätte. Ich sagte nein, denn ich habe sowas zu Hause auch. „Das sei nicht dasselbe“, wurde ich empört zurecht gewiesen.

Echt, diese Intoleranz der Toleranten nervt!

Richard Leblanc | Mo., 23. Dezember 2019 - 21:54

Beruflich habe ich viel mit Transsexuellen gearbeitet und muss eindeutig festhalten: Es ist enorm wichtig, echte Transsexuelle von homosexuellen Transvestiten zu unterscheiden. Letzteren würde man durch eine Geschlechtsumwandlung enorm schaden. In Deutschland sind aus gutem Grund zwei unabhängige Gutachen vor einer geschlechtsumwandelnden Operation erforderlich.

Zum Thema Genderforschung zwei Artikel aus der NZZ:
https://www.nzz.ch/feuilleton/gender-studies-frausein-als-doktrin-ld.15…

https://www.nzz.ch/feuilleton/gender-theoretikerinnen-warum-sie-oft-fra…

Sehr erhellend!

Tomas Poth | Mo., 23. Dezember 2019 - 23:01

das tun doch all diese entgleisten und der eigenen Willkür verfallenen Personen, die sich selbst zum Maß aller Dinge machen wollen, ... - auf Kosten anderer.

gabriele bondzio | Di., 24. Dezember 2019 - 08:21

Der Trend, wegen alles oder nichts, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Nimmt weiter Fahrt auf.

Frohe Weihnachten allen.

Günter Johannsen | Di., 24. Dezember 2019 - 12:37

Albert Einstein (1879-1955) über Jesus Christus:
„Das strahlende Bild des Nazareners hat einen überwältigenden Eindruck auf mich gemacht. Es gibt nur eine Stelle in der Welt, wo wir kein Dunkel sehen. Das ist die Person Jesu Christi. In ihm hat sich Gott am deutlichsten vor uns hingestellt. Jedem tiefen Naturforscher muss eine Art religiösen Gefühls naheliegen, weil er sich nicht vorzustellen vermag, dass die ungemein feinen Zusammenhänge, die er schaut, von ihm zum ersten Mal gedacht werden. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. – Die gängige Vorstellung, ich sei Atheist, beruht auf einem großen Irrtum. Wer sie aus meinen wissenschaftlichen Theorien herausliest, hat sie kaum
begriffen. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind. Nicht Gott ist relativ und nicht das Sein, sondern unser Denken.“
Euch allen gesegnete Weihnachten!

Robert Zydenbos | Di., 24. Dezember 2019 - 17:42

Dass diese politisch Korrekten (laut welcher Politik, übrigens? Nicht der meinigen) so laut und so vulgär herumschreien, sollte an sich schon als Beweis gelten, dass etwas mit deren Anschauungen nicht in Ordnung ist. Das war in den 1920er und 1930er Jahren auch so. Als Hochschullehrer finde ich es auch schockierend, was im offensichtlichen Namen einer wirren Ideologie so alles als ,wissenschaftlich‘ verkauft wird. Was für ,Wissenschaft‘ ist das? Dies wird nicht einmal erwähnt. Es gibt auch die taugliche und die schlechte Wissenschaft, die durch offene, rationale Diskussion bestimmt wird, nicht durch Schimpfwörter. Auch die Schreihälse der 1920er und 1930er Jahre, Kommunisten sowie Nazis, schrieen gerne über ihre ,Wissenschaftlichkeit‘.