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Wie kann sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk aus seiner Krise befreien? / picture alliance

Öffentlich-rechtliches Fernsehen - ARD & ZDF zwischen App und Apparat

Zu hohe Kosten, alte Zuschauer, zu viele Funktionäre und nun die Umweltsau-Debatte – mitten in der Digitalisierung stecken die Öffentlich-Rechtlichen in einer tiefen Rundfunkkrise. Sie bezieht sich direkt auf die Aufgabe von ARD und ZDF

Michael Haller

Autoreninfo

Michael Haller, Jahrgang 1945, war bis 2010 Professor für Journalistik an der Universität Leipzig. Zuvor hat er viele Jahre Erfahrungen als Redakteur bei Printmedien gesammelt, darunter beim Spiegel und bei der Zeit. Unter Hallers Leitung entstand unlängst die viel beachtete Studie „Die ,Flüchtlingskrise‘ in den Medien“ im Auftrag der Otto-­Brenner-Stiftung

Foto: Kreuzkam/HMS

So erreichen Sie Michael Haller:

Es ist Sonntagabend. Die „Tagesschau“ geht, der „Tatort“ kommt: Kassenschlager der öffentlich-rechtlichen Fernsehmacher. Nehmen wir den 3. November 2019. An jenem Sonntagabend verfolgten knapp 13 Millionen Zuschauer, wie Professor Boerne und Hauptkommissar Thiel den Lakritz-Zyankali-Mörder entlarven – wahnsinnig komisch und schön verzuckert mit volksmundigen Sprüchen. Alte und Junge lieben dieses Format, keine andere Produktion ist ähnlich erfolgreich.

ARD und ZDF swingen im Unterhaltungsrausch. Auf der Quotenrangliste des Monats November stehen vier „Tatort“-Krimis im Spitzenfeld, erst auf Rang neun taucht eine „Tagesschau“-Sendung auf. Im Durchschnitt erreicht sie drei bis fünf Millionen Zuschauer, jeder „Tatort“ schafft annähernd das Doppelte. Informationsvermeidung ist angesagt.

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Michaela Diederichs | Do., 19. Dezember 2019 - 17:20

Gemeinwohlförderung ist weder in der Politik noch in den ÖR ein wirkliches Anliegen und so kommen sie auch rüber. Versammeln sich Familien noch vorm TV um (wenigstens noch gemeinsam) Tagesschau gucken? Wohl eher nicht.

Ron Barker | Fr., 20. Dezember 2019 - 09:37

Antwort auf von Michaela Diederichs

Versammeln sich Familien noch vorm TV...Oh so gestern! Heute verkriechen sie sich in Ecken und gucken mittels Apps Was-Auch-Immer. Die Gemeinwohlförderung ist dennoch gewährleistet, denn die Abwärme ( und resultierende Co2 Emissionen ) von Streaming, Social-Media, Messaging et alia Apps macht die Heizung in der Wohnung überflüssig. Weiter so ÖRR - noch mehr Apps, Streams etc um die Klimakrise zu verschärfen. Gut gemacht!

Bernd Muhlack | Do., 19. Dezember 2019 - 18:41

Herr Haller: ein hervorragender Artikel!
Ich habe ihn in meinem Bekanntenkreis verbreitet.

1986, die Neujahrsansprache von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl - na klar, man kennt sich aus, erinnert sich!
Es war die wiederholende Rede aus 1985, ist das nicht bemerkenswert?
Alles ist nur eine Worthülse, Textbaustein, nicht wahr?
Ich war damals kein Freund des Kanzlers, sehe das jedoch angesichts "des Mädchens" inzwischen in einem anderen Licht.
Was ich ihm allerdings immer glaubte, war sein Patriotismus und sein Einsatz für Europa, ein Europa der "Vaterländer"(Charles de Gaulle et Konrad Adenauer).
"Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes und gutes neues Jahr! Und Gott schütze unser deutsches Vaterland!"

Letzterer Satz würde der Pfarrerstochter, also Bundeskanzlerin Dr. Merkel niemals über die Lippen entfleuchen!
Ob sie wieder solch eine spacy "Silbereisen-Kutte" tragen wird?
"Dann ist das nicht mehr mein Land!"
MEIN LAND?
"Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen!"

dieter schimanek | Fr., 20. Dezember 2019 - 10:09

....dafür mehr Wunschdenken. Bei jedem Interview - Grün und Mutti ohne Ende. Selbst bei Krimis wird grün eingefärbt, dazu möglichst ein rechtsradikaler Schurke. Wenn bei den Briten neu gewählt würde, wäre die Mehrheit deutlich für einen Verbleib in der EU. Der Lügner Johnson hat das Gegenteil bewiesen. Trump ein Strolch, den eigentlich keiner will, ich bin ziemlich sicher, auch er wird die "Medienschaffenden" vom Gegenteil überzeugen. Greta und ihre Groupies - GANZ TOLL, völlig egal welchen Blödsinn sie fordern. Hauptsache es wird von den Parteien umgesetzt. Die machen das auch und gehen dabei unter. Die Glaubwürdigkeit der ÖR aber auch.

Andreas Zimmermann | Fr., 20. Dezember 2019 - 14:54

Ich habe die Flimmerkiste 1992 endgültig abgeschafft, nach dem meine alte Russenkuh ein volltransistorisierter Secam-Farbfernseher Raduga die Hufe hochgerissen hat. Damals ein willkommener Vorwand um das mir unerträgliche rechte BRD-Fernsehen und die einhergehende organisierte Volksverdummung zu boykottieren. Nun mehr als ein fernsehfreies Vierteljahrhundert später, sind die Medien noch unerträglicher geworden - diesmal von der anderen Seite des politischen Spektrums. Nun könnte ich mich glücklich schätzen, wenn ich denn eine derartig linke verbohrte Ignoranz von Staatsmedien nicht schon mal erlebt und mitgetragen hätte. Letztlich weis ich ja wie so etwas endet. Und so erlebe ich zum zweiten Mal, wie ein medial ideologisch durchgezogener Ansatz von links scheitern wird, diesmal auf der anderen Seite stehend. Und er wird scheitern! Hoch verdient und gründlich und nichts wird danach mehr so sein wie es war. Um es mal mit Wowereit zu sagen "... und das ist gut so."

Ein ehemaliger Linker

... selbst schuld, wer sich das noch anschaut/-tut.
Ich durfte als "Westler" in den 60ern zwar die "andere" Seite bzw. deren Propaganda kennenlernen, hatte aber das Glück, einen kleinen Transistorradio zum 10.Geburtstag (1962) geschenkt zu bekommen, mit dem man auf UKW am besten "DDR-Funk" (Zonenrandgebiet...) hören konnte.
So hörte ich nicht nur Hits von drüben (Puhdys/Omega Ensemble...), sondern manchmal auch deren politische Ansichten - wie so oft lag die Wahrheit meist in der Mitte ;); leider ist der Ausgleich verloren gegangen...

Tomas Poth | So., 22. Dezember 2019 - 12:13

Abzocke und Narkotisierung der Bevölkerung.
Die ÖRs müssen an Haupt und Gliedern reformiert und gestutzt werden.
Alle Unterhaltungformate einschl. Religion und Weltanschauung müssen abgetrennt und über Pay per View finanziert werden.
Aufgabe des ÖR sind ausschließlich Nachrichten und Bildungsformate.

gabriele bondzio | Mo., 30. Dezember 2019 - 08:44

Wer sitzt den noch vor den Fernseher? Also ich kann ARD und ZDF kaum noch etwas abgewinnen.Schon gar keine Unterhaltung, Eher Ärger über schlechte Filme, Talk-Shows usw. Verzweifelt such ich manchmal für meine 85jährige, gehbehinderte Mutter. Und finde oft bei ARD, ZDF und den dritten TV-Programme vor allem gegenseitige Wiederholungen. Ein aufgeblähtes, veraltendes System, das erkennbar am Ende ist.
Jedes schon mal gelesene Buch ist interessanter!

Klaus Peitzmeier | Mo., 30. Dezember 2019 - 11:50

Seit der Gründung der Sender sind diese scheinbar in der Krise u werden es immer bleiben. Ich finde die ÖR in allen Belangen besser als die Privaten u zahle gern dafür. Natürlich gibt es bei den ÖR`s zuviel Bürokratie u ärgert mich manchmal die Zusammensetzung der Talkshowgäste. Dafür gibt es zum Glück den Ausschalter. Die Privaten mit ihren flachen Halli-Galli Shows, permanenten Werbeunterbrechungen u amerikanischen Billigserien sind doch Unterkanteniveau. Und der Ruf nach den alten, großartigen Journalisten ist doch lächerlich. Früher wurden diese zerfetzt u heute hochgejubelt u nachgetrauert. Wo sind denn die großartigen, kritischen Journalisten bei den Privaten? Da können die sich doch gar nicht entwickeln. Ein kritischer Satz u die Werbegeldzahler sorgen dafür, daß sie verschwinden.