Das Mahnmal für die Opfer des Terroranschlags am Berliner Breitscheidplatz
Zwölf Fotos, viele Fragen: Für die Opfer des Terroranschlags ist das Mahnmal ein wichtiger Ort / Sascha Klösters

Breitscheidplatz Terroranschlag - „Das Thema Breitscheidplatz ist für die Regierung unbequem geworden“

Vor drei Jahren fuhr der Islamist Anis Amri mit einem Sattelschlepper über den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz. Der Terroranschlag kostete zwölf Menschen das Leben. Sascha Klösters verlor an diesem Tag seine Mutter. Wie geht er damit um?

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Sascha Klösters ist Pilot. Er wurde bei dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz vor drei Jahren schwer verletzt, seine Mutter verstarb noch vor Ort.  

Herr Klösters, am 19. Dezember jährt sich das Attentat auf dem Berliner Breitscheidplatz zum dritten Mal. Was machen Sie an diesem Tag?
Wir werden uns in der Gedächtniskirche versammeln – also alle die, die in irgendeiner Form Opfer des Anschlags wurden. Das sind Überlebende und Angehörige, aber auch Helfer. Es sind ungefähr 30 Leute, wenn nicht noch mehr.  

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Bernd Muhlack | Mi., 18. Dezember 2019 - 18:24

Wenn man sich vorstellt, dass plötzlich ein Sattelschlepper in den Glühweinstand, das Festzelt donnert …
Da gibt es natürlich keinerlei Kontrolle, Übersicht mehr.
Es gibt das so genannte Triage-System.
Die Retter teilen die Opfer in 5 Gruppen auf.
Schwarz = tot
Blau = sterbend, "keine Chance"
Rot = schwerst verletzt, sofortige Behandlung
Gelb = mittlere Verletzungen, Ruhigstellung
Grün = keine bis leichte Verletzungen, Betreuung

Ich bin kein Experte, jedoch ist einer meiner Kumpels Notarzt, erklärte das einmal.
Das sind hammerharte Situationen!
Wen retten wir? Wer hat mehr oder weniger Pech?

Bei einer Herzkatheter-Untersuchung gingen bei mir einmal plötzlich die Lichter aus: PÄNG!
Dann ein zweites PÄNG: der Defibrillator-Einsatz; das habe etwa 20 Sekunden gedauert, sagte man mir.
Das war ein ganz seltsames Gefühl.
"War ich tot?" - "Im Prinzip JA!"

Breitscheidplatz? Ich denke auf das Beileid, "Verständnis" wird so mancher verzichten können. Floskeln, Placebo, nicht wahr? (WIR, gell?)

Alice Friedrich | Mi., 18. Dezember 2019 - 19:06

Dieses Interview berührt mich tief. Mein Mitgefühl gehört den Menschen, die diesem schmählichen Attentat zum Opfer gefallen sind.
Meine Wut gehört den Behörden, die dieses Verbrechen hätten verhindern können.
Fassungslos macht mich, dass es staatlichen Behörden nicht möglich ist, in einem solchen Fall unbürokratisch und schnell zu helfen, dass sie aber nichtdestotrotz die Dreistigkeit haben, das vollmundig öffentlichwirksam anzukündigen.
Ich wünsche allen Betroffenen, dass sie wieder in ein gutes Leben zurückfinden.

Gerhard Schwedes | Mi., 18. Dezember 2019 - 20:30

Erst einmal mein tiefstes Mitgefühl für die Hinterbliebenen und jene, die noch an seelischen oder körperlichen Folgen leiden. Den Deutschen sagt man für gewöhnlich nach, akribisch genau, perfektionistisch, sorgfältig und pflichtbewusst zu sein. All diese Eigenschaften haben sich seit einigen Jahren in Luft aufgelöst, als wollte man seine eigene Geschichte an ein Ende bringen. Wenn es tatsächlich ein solches Phänomen wie Freuds Thanatos geben sollte, dann scheinen die Deutschen davon befallen zu sein. Schlampereien, wohin man schaut, anstehende Probleme werden nicht mehr gelöst, die Redezeit bei Parlamentsdebatten gekürzt, selbst der Fußball scheint nicht mehr zu funktionieren. Es werden nicht mehr Konsequenzen politischer Entscheidungen gegeneinander abgewogen, der Rat von Experten scheint nicht mehr gefragt zu sein, taktische Spielchen, wohin man schaut. Ein anständiger Mensch vermag eine Regierung, die solche Tendenzen zu verantworten hat, nicht mehr zu wählen.

Heidrun Schuppan | Do., 19. Dezember 2019 - 09:23

Antwort auf von Gerhard Schwedes

nach diesem Anschlag muss einen dazu veranlassen, diese Politiker nicht mehr zu wählen. Hier haben viele versagt, und es geht weiter wie bisher.

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier warnt in einem Gespräch mit dem Magazin "Stern" (Ausgabe vom 30.10.2019) vor einer zunehmenden Erosion des Rechtsstaats. Zu viele Ermittlungsverfahren in Deutschland würden eingestellt und Haftbefehle vielfach nicht vollzogen, kritisiert Papier. "Die Politik hat lange Zeit über alle Parteigrenzen hinweg die Justiz schlicht vernachlässigt", so Papier.

Michaela Diederichs | Mi., 18. Dezember 2019 - 21:54

"Fast an derselben Stelle, wo ich schwer verletzt wurde und meine Mutter starb, steht heute wieder eine Glühweinbude." Da komme ich gar nicht drüber hinweg. Und die Menschen machen einfach so weiter an dieser Stelle, als sei nichts gewesen. DE wird mir immer fremder. Da wird hier erinnert und da erinnert mit Kränzen und Schleifen. Aber im Grunde ist es der Politik völlig egal. DE simuliert Moral nur noch. DE ist so etwas wie ein Flugsimulator geworden. Wir tun so, als ob. Mit dem Herzen sehen vermutlich erst dann wieder gut, wenn wir selbst in die Situation kommen. Vielen Dank Frau Hildebrandt für dieses einfühlsame und doch professionelle Interview.

Günter Johannsen | Mi., 18. Dezember 2019 - 22:55

Mich hat dieser Anschlag wütend gemacht. Wütend auf solche Leute, die sich herausnehmen, andersdenkende/andersgläubige Menschen abzuschlachten, weil sie die als lebensunwertes Leben betrachten. Wütend aber auch auf die Politiker, die solches zu verantworten haben, aber keine Verantwortung übernehmen. Andere ehrliche Politiker mit Charakter und politisch-ethischer Kompetenz sind wegen viel geringeren Fehlern zurückgetreten(Willi Brandt z.B.).
Von solchen Menschen sollte Deutschland nicht regiert werden. Andere Länder lachen m it Recht über uns. Ich habe den Eindruck, den heutigen Politikern geht es nur noch ums Klammern am hochbezahlten Sessel! Das muss endlich ein Ende haben, sonst landen wir über kurz oder lang (eher über kurz!) in der Weimarer Republik 2.0 und den schlimmen Folgen … Davor bewahre uns Gott!

Hans-Jürgen Stellbrink | Do., 19. Dezember 2019 - 09:33

Der Umgang speziell der Kanzlerin mit diesen Opfern in Folge ihrer "wir schaffen das"-Politik ist beschämend. In jeder funktionierenden Demokratie würden sich die Medien auf verantwortliche Politiker stürzen und sie zum Rücktritt zwingen. Leider ist die Reihe der Opfer von "Schutzsuchenden", die Deutschland vermeintlich gerettet hat, mittlerweile lang, auch in Folge sexueller Angriffe. Wenn man von der Blutspur des Rechtsradikalismus spricht und dabei auf die AfD schielt, muss man auch die viel größere Blutspur der Migrationspolitik diskutieren, die in normalen Zeiten politische Konsequenzen erfordern würde, welche durch staatsferne Medien erzwungen würden. Leider erledigen diese ihre Aufgabe nicht und betreiben nur noch Hofberichterstattung.
Wenn Politiker gerne Verantwortung übernehmen, sollen sie sie auch tragen, wenn ihre Entscheidungen zu tödlichen Konsequenzen führen - übrigens auch unabhängig davon, ob man sie für Fehlentscheidungen hält oder nicht.

Hans Krüger | Do., 19. Dezember 2019 - 09:45

Ich war vor ein paar Wochen in Berlin und bin bewusst an diesen Ort um inne zu halten ,zu beten an einem hektischen Samstag für die Opfer und Hinterbliebenen ,mit einfachen Worten. Dieser Terrorakt sitzt wie ein Stachel in der so bunten Gesellschaft .

Klaus Funke | Do., 19. Dezember 2019 - 10:21

Der Unwille zur Aufklärung der Mordsache Breitscheidplatz, die verspätete und peinliche Entschuldigung der Kanzlerin, die Impotenz und das Kpompetenzgerangel der verschiedenen Dienste - alles Symptome derselben Krankheit. Die Kanzlerin will nicht eingestehen, dass die eigentliche Ursache dieses Desasters auf ihren Fehlentscheidungen beruht. Einen Fehler zugeben - das geht gar nicht. Dann hätte man ja etwas eingestanden, was man niemals zugeben darf. Und die Konsequenz wäre der Rücktritt. Denn: Wer sein Volk nicht schützen kann (oder gar will) ist fehl am Platze. Das Fatale: Mit der Sache Breitscheidplastz ist ja das Drama nicht zu Ende. Schaut in unsere Innenstädte und vergleicht dies mit der Situastion von vor 10 oder 15 Jahren. Da wird das Staatsversagen mit Händen greifbar. Die erste Pflicht eines Staates ist seine Bürger zu schützen. Dafür werden Steuern gezahlt. Wenn man aber Grenzen offenlässt, wenn man alles laufen lässt und seine Bürger vergisst, dann.. Es gibt einen Amtseid.

Chris Groll | Do., 19. Dezember 2019 - 16:33

"Fast an derselben Stelle, wo ich schwer verletzt wurde und meine Mutter starb, steht heute wieder eine Glühweinbude." Die Vorstellung, dass das so ist, finde ich fürchterlich. Aber ich denke es ist so gewollt. In anderen Ländern wird ganz anders mit den Opfern von Terroranschlägen umgegangen. Sie werden betreut, man kümmert sich um sie. Bei uns nennt man nicht einmal die Namen der Opfer, damit diese und somit das Verbrechen, dem sie zum Opfer fielen, dann schneller in Vergessenheit geraten.

Ingrid Gathmann | Do., 19. Dezember 2019 - 18:03

Es ist unfasslich, wie die Kanzlerin sich bei diesem Anschlag verhalten hat. Erst ein Jahr nach dem Anschlag hat sie sich bei den Hinterbliebenen und Opfern gemeldet. Und kein Mainstream-Blatt spießt das auf. Normalerweise hätte sie die Opfer in den Krankenhäusern besuchen müssen, hätte sich bei den Hinterbliebenen melden müssen und hätte dafür sorgen müssen, dass die finanzielle Hilfe wirklich unbürokratisch und schnell erfolgt.
Ich bin entsetzt über das, was inzwischen aufgedeckt wurde. Amri war bekannt und verdächtig und nichts geschieht. Und dann meint eine Grünen-Politikerin, man hätte Amri doch nicht gleich erschießen müssen, man hätte ihm doch auch ins Bein schießen können. Unglaublich.
Zum Glück haben ihn die Italiener erwischt und nicht die Deutschen.

Joachim Kopic | Do., 19. Dezember 2019 - 22:03

Antwort auf von Ingrid Gathmann

...vielleicht wäre bei einem lebend gefassten Amri doch mehr bekannt geworden, als es manchen PolitikerInnen lieb gewesen wäre ... obwohl ... die ÖR hätten Nachfragen dazu dann doch wohl eher so dargestellt, dass die Rechten nur vor den wirklichen Problemen ablenken wollen ;)

Johan Odeson | Do., 19. Dezember 2019 - 19:41

Vermutlich kann man den Polizisten keinen Vorwurf machen, sondern klar der Politik. Es durfte auf keinen Fall eingestanden werden, das die unkontrollierte Migration mit erheblichen Gefahr für die Sicherheit des Landes verbunden ist. Zudem durch den Islamismus, den man lange auch nicht wahrhaben wollte. Das passte nicht in die Scheinwelt von Links- Grün- CDU wonach von den Migranten, oder geframt ‚Flüchtlingen‘, keine Gefahr ausgehen würde. Das eigentlich mit gesundem Menschenverstand Offensichtliche war zum Tabu erklärt worden, an dem nicht gerüttelt werden durfte. Ähnliche Reaktionen hinsichtlich der massenhaften Übergriffe in Köln, als auch der bewussten Hinnahme der Clankriminalität. Das wäre ja Wasser auf die Mühlen der...... gewesen. Breitscheidplatz war einer der blutigen Beweise dieser Haltung, die weiterhin so vertreten wird. Nicht unbequem, sondern inakzeptabel für diese politische Kaste. Man kann der Realität ja Vieles vorwerfen, nur nicht dass sie wirkt.

Albert Schultheis | Fr., 20. Dezember 2019 - 14:22

Nein, sie ist nicht das, was hier allseitig alimentierte und gepeppelte Hergelaufene anrichten - sie ist das, wie die offizielle Politik, wie ganz besonders und herausragend die Gott*Kanzler*in und mit ihr die Systemparteien und die Relotius-Medien mit diesem Verbrechen umgehen. Das ist der eigentliche Skandal. Und er setzt sich fort mit jedem neuen Verbrechen, mit jeder neuen Vergewaltigung. Und dazu fügt sich der bräsige Zynismus eines ehemaligen Bundesrichters Thomas Fischer, der sich herausnimmt, die Trauernden und die sich Empörenden auch noch zu verspotten. Das sind die Promotoren und Treiber des Deep State Deutschland. In so einem bösen, verderbten Land möchte man nicht leben, oder man müsste wieder Recht, Ordnung und Anstand wiederherstellen - aber selbst das sind kontaminierte Begriffe in diesem Land. Die "Schöne neue Welt" George Orwells war ein vergleichsweise liberales Land dagegen.

Albert Schultheis | Fr., 20. Dezember 2019 - 14:34

Sie liegt offiziell bei 140 Menschen. Darüber haben wir uns zurecht über Jahrzehnte hinweg entrüstet, das hat uns wütend gemacht gegen den SED-Unrechtsstaat, der heute wieder als gar nicht so böse dargestellt und dessen Epigonen längst wieder führende Rollen übernommen haben.
Die Zahl der infolge der irregeleiteten Migrationspolitik der Gott*Kanzler*in Ermordeten, die "Merkel-Toten", sie liegt längst weit über der Zahl der Mauertoten - aber über allen deutschen Wipfeln herrscht die Ruh', bleiern und bigott!