Die Schauspieler Uwe Steimle als Benno Gütermann posiert am Dienstag (21.08.2007) während eines Fototermins am Rande der Dreharbeiten des Films "Einmal Millionär sein!" in Wernigerode (Landkreis Harz) in einer Garage vor einem Auto. Als Busfahrer erlebt Benno Gütermann hautnah die Berg- und Talfahrt des Lebens: In einem Moment noch arbeitslos, im nächsten schon Millionär. Ob so viel Geld ein Segen oder ein Fluch ist, erzählt der Fernsehfilm
Ossi-Versteher, Sachse – und jetzt Märtyrer: Uwe Steimle / picture alliance

Uwe Steimle und der MDR - Hinter den Altar „gekackt“

Als Ossi-Versteher brachte es Uwe Steimle zum Aushängeschild des MDR. Doch jetzt hat der Sender das Aus für das Format „Steimles Welt“ verkündet. Der Schauspieler und Kabarettist wähnt sich als Opfer der Zensur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Aber ist er das wirklich?

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Stellen Sie sich vor, Sie sind der Chef des MDR. Aus der rechten Zeitung Junge Freiheit  erfahren Sie, dass ausgerechnet einer Ihrer bei den Zuschauern beliebtesten Mitarbeiter eine Verschwörungstheorie verbreitet, die die Reichsbürger in die Welt gesetzt haben. Er behauptet, Deutschland sei kein souveräner Staat, sondern „Besatzungsgebiet der USA.“ Die Kanzlerin und Ihr Sender seien nur eine Marionette der USA. Wie würden Sie reagieren?    

Vor dieser Frage stand der MDR vor einem Jahr. Uwe Steimle hieß der Mitarbeiter, der gegen seinen eigenen Arbeitgeber geschossen hatte. Schauspieler, Kabarettist, Sachse. Für „Steimles Welt“ tuckert, pardon, tuckerte er seit 2013 mit einem Wartburg durch die mitteldeutsche Provinz, um mehr oder weniger skurrile Originale zu Hause zu besuchen. Denn dieses Format ist Geschichte. Gerade hat MDR-Programm-Direktor Wolf-Dieter Jacobi verkündet, die Sendung werde eingestellt. Aber warum erst jetzt? 

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dieter schimanek | Do., 5. Dezember 2019 - 12:15

"Steimle habe wiederholt öffentlich die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage gestellt".

Die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks anzuzweifeln, geht natürlich gar nicht, der ist staatsfern, das muss man auch als Kabarettist wissen.
Es ist wohl in der Tat so, dass die Sendeanstalten gar keine staatlichen Eingriffe nötig haben. Die sind eben so. Die brauchen keine Zielvorgaben.
Die sind selbst staatlich. Quasi-Staat. Nicht Staat im Staate, nicht autonom, sondern die zentrale Steuerungseinheit der Echokammer, die autokratisch geführt wird. Hier wird bestimmt, wem ein Forum gegeben werden darf. Die Macht der Informationsgesellschaft ist hier gebündelt, die staatlichen Personalfragen sind nachgeordnet. Eine Beschreibung des Selbstverständnisses wäre vielleicht nicht so direkt und prägnant, aber stünde kaum im Widerspruch. Die Journalisten wollen bei Hofe aufsteigen, und der Hof sind sie selbst.
Es wäre also eher zu fragen, ob das staatliche Agieren ausreichende Unabhängigkeit von der Rundfunkerei und dem Gesinnungsjournalismus besitze.

...das weder in neuem Gewand noch durch wiederholtes Abspielen besser wird. Steimle verbindet in seinen Auftritten vortrefflich die Rolle des ewig lamentierenden Jammer-Ossis mit der des dauerhaft benachteiligten Problembürgers. Da ist einer, der - satirisch verkleidet - denen DA OBEN "die Wahrheit engegenschmettert", damit trifft er den Nerv ausgerechnet der Klientel, mit der Steimle angeblich nichts zu tun haben will. Dass der blonde "Vorzeigesachse" Thesen der Rechten vertritt und für diese (Pegida) Partei ergreifft, sich aber als Linken begreift, zeugt von einem ziemlich chaotischen Weltbild. Satire muss vieles dürfen können, aber sie darf sich nie zum Werkzeug einer politischen Seite machen - und genau hier liegt Steimles Problem. Aber in der Tat: Mit Steimles erzwungen Abgang wird ein neues "Opfer" erschaffen - denn Steimle besitzt nicht die Courage, denen, die er so heftig kritisiert, von sich aus den Rücken zuzukehren.

'Satire muss vieles dürfen können, aber sie darf sich nie zum Werkzeug einer politischen Seite machen.'
Sagen Sie das doch mal dem Genossen Böhmermann. Wahrscheinlich weiß der das nicht. Sie erinnern sich:
Wo blieb bei der 'ZiegenFi....'-'Satire' der Aufschrei gegen 'HaSS und Hetze'?
Und seit wann entscheiden Sie, was 'Satire darf'?
Eine 'Zensur' findet im ÖR-Fernsehen doch (angeblich) nicht statt!

Wenn jemand aus dem rechtem Spektrum meint, das morgen die Sonne wieder aufgeht und Herr Steimle ähnliches äußert, können Sie beide nicht einfach in die gleiche Schublade stecken. Beide sagen die Wahrheit, meinen jedoch etwas grundsätzlich Verschiedenes.
Herr Steimle (er)-kennt anscheinend Meinungen, die zwischen den Zeilen ausgesprochen, oft für Außenstehende ein Rätsel bleiben.
Wenn Sie die Vita um die Eltern Herrn Steimles kennen würden und sich in die Jugendjahre in einem indoktriniertem System hineinversetzen könnten, würden sie ein chaotisches Weltbild anders einschätzen.
Ja, Satire darf alles, sogar einem türkischem Ministerpräsidenten den Umgang mit Ziegen andichten. Oder messen Sie hier ebenfalls mit zweierlei Maß?

Genau diese Einseitigkeit werfe ich Herrn Steimle vor. Wer stetig nur in eine Richtung drischt, bekommt garantiert aus der anderen Richtung Beifall. Man kann blöde Witze sowohl über eine Merkel als auch einen Hoecke reissen, aber letzteres traut sich Steimle wohl nicht, wohlwissend dass so mancher seiner Fans das nicht mögen würde. Vor allen Dingen aber sollte er aufhören, irgendwelchen Quatsch zu behaupten, der mit Satire nichts zu tun hat, aber sehr viel mit dem Denken rechtsextremistischer Kreise.

"...Quatsch [...]der mit Satire nichts zu tun hat..."

Und Was etwas mit Satire zu tun hat, dass entscheidet der Herr Lenz? Oder Social Justice Warriors, vielleicht ein Moralgremium des schwarz-rot-grünen Blocks oder gleich die Antifanten (die könnten dann auch gleich exekutieren)? Wie wäre es mit dem Zentralkomitee (die Partei existiert ja noch) oder wenigstens einem reanimierten Ministerium für Kultur, eventuell unter der Führung von Anetta Kahane? Herr Lenz, unter uns: Satire ist doch sowieso Mist. Und wenn, dann sollte sie nur den kapitalistischen/imperialistischen Klassenfein treffen! Oder? Wo ist Mao, wenn man mal eine Kulturrevolution braucht.

haben Sie Recht, werter Herr Lenz. Das Narrativ vom" Besatzungsstaat" kann genauso von der linken Seite kommen .Beide Extreme pflegen einen Antiamerikanismus und eine Russlandblindheit .Die äußersten Enden dieser Ideologien berühren sich dann wohl. Bestes Beispiel ein Herr Mahler ,erst RAF-Verteidiger ,jetzt Ultrarechter. Bei beiden Extremen und ich meine wirklich E X T R E M E grassiert außerdem ein beschämender Antisemitismus.

ist das Problem aller derer, die nicht so ticken wie von Staatsfunk gewünscht. Hatte da nicht auch der Nuhr so seine Probleme? Und wehrt sich mit den Worten: "Die Gesellschaft ist krank.Er könne keine Rücksicht nehmen „auf Menschen, die andere Meinungen nicht mehr ertragen, weil sie in ihrer Blase damit in der Regel nicht mehr konfrontiert werden“.

Und die Verlogenheit dieses sogenannten Rechts......
Hätte Steimle in der FAZ eine Huldigung an Grönemeyer & die Ärzte zelebriert & den Kampf gegen die AFD angesagt, die nächsten Jubel-Tage & Jubel-Wochen der Rot-grünen Szene inklusiv Medien hätten nicht aufgehört, ihn wie ein Gott zu verehren. Er wäre von den Medien & ÖR gekrönt worden wie ein Star. So sieht die heutige Gerechtigkeit & Gleichheit aus.....
Mahlzeit & Gott beschütze uns "Unbelehrbare",
die nicht "abschwören" wollen.

Olaf Bayer | Do., 5. Dezember 2019 - 12:51

In Ihrem Artikel bezeichnen Sie "Staatsfunk" als Vorurteil. Zuvor führen Sie aus, dass das Bekenntnis zur Verfassung "...unabdingbare Voraussetzung für alle, die für den Staat arbeiten – sei es als Entertainer oder als Polizist." sei. Herr Steimle hat bisher für den MDR gearbeitet. Nach der zitierten Einlasssung also für den Staat. Dann ist an der Bezeichnung des Mitteldeutschen Rundfunks als Staatsfunkt doch nichts zu beanstanden!
Abgesehen davon, kann ich in keiner von Steimles Äußerungen einen Mangel an Verfassungstreue erkennen.

Für Polizisten ist das Bekennntnis zur Verfassung unabdingbare Voraussetzung, Für Mitarbeiter des öffentlichen Rundfunks gibt es noch einen eigenen Kodex (der das aber natürlich auch impliziert). Da hätte ich feiner differenzieren können. "Staatsfunk“ suggeriert aber etwas anderes. Der Begriff unterstellt, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk  von den Regierungsparteien gesteuert wird. Und das ist – mit Verlaub – Unsinn. 

 

Mit freundlichen Grüßen 

Antje Hildebrandt 

Oh je, Frau Hildebrandt, da wissen Sie aber mehr, als der durchschnittliche Wutbürger..
Sicher stehen Ihnen dann bei dem Thema hier im Forum noch einige aufregende Stunden bevor!

wie alle politischen Kampfbegriffe ist „Staatsfunk“ eine Übertreibung.
Wie sollte man auch ein ganzes Thema differenziert und gleichzeitig provakant genug in ein Wort gießen?
Es ist aber unfair, die politischen Gegner (egal welcher Couleur) für dumm zu halten und pauschal zu unterstellen, sie wären sich dessen nicht bewußt und würden alles wörtlich nehmen.
Denn die zu Grunde liegende Kritik ist eben nicht aus der Luft gegriffen.
Der öffentlich rechtliche Rundfunk ist aktuell auffallend regierungsnah („Staat“ ist da eigentlich der falsche Begriff) und die Grenze zum Regierungssprecher ist nicht nur personell, sondern auch inhaltlich dünn geworden.
Ich kann auch nicht erkennen, daß die aktuell etwa 15% AfD-Anhänger unter den Journalisten, Sendeformaten, Kommentaren etc. angemessen repräsentiert würden. Sollte es nicht ein Rundfunk für alle Bürger sein?
Und es ist auch kein Verfolgungswahn, wenn man den Eindruck bekommt, daß man dort geradezu bemüht ist, die AfD möglichst kleinzuhalten.

Im ÖR sind Vertreter politischer Parteien, Gewerkschaften, Kirchen usw. die Entscheider (siehe Causa Bender*). Bei Kenntnis dieses Zusammenhangs erscheint die Entscheidung des MDR in einem ganz anderen Licht. Der Pöbler und menschenverachtende Hilfskomiker Böhmermann hat derweil auf Grund seiner zur Schau getragenen Gesinnung, Narrenfreiheit. Ich meine zu Recht. Für alle Satiriker sollte das Grundgesetz den äußeren Rahmen bilden. Und wo hat jetzt Herr Steimle dagegen verstoßen?
Grundgesetz Artikel 5 (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
* https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/entscheidung-des-verwaltungs…

Der muss gar nicht gesteuert werden. Man muss nur die richtigen Leute an den richtigen Stellen platzieren, dann läuft das von selbst. Bei vielen Journalisten des
ÖR kommt man schon stark ins Grübeln.

Vielleicht nicht gesteuert, aber der Versuch der Einflussnahme soll schon vorgekommen sein. Ich erinnere mich noch gut an unseren SWR und unsere Ministerpräsidentin Frau Dreyer, die dem Sender und der Redaktion ausrichten ließ, das sie keinesfalls mit einem Vertreter der AfD gemeinsam in einer Sendung auftreten würde. Natürlich wurde ihrem Wunsch entsprochen. Die Verzögerung seitens des MDR was die Trennung betrifft, so hat man eventuell die 3 Wahlen im Osten abgewartet? Was die Finanzierung des ÖR über die zu leistenden Gebühren betrifft , ähnlich dem Einzug der Kirchensteuer sei uns wenigstens der ein oder andere Zweifel erlaubt. Insbesondere wenn man auch an so völlig apolitischen Leuten wie Böhmermann
festhält, dessen lyrische Rhetorik den ein oder anderen diplomatischen Konflikt auslöst. MfG

Wir sind seit einiger Zeit wieder so weit, das man zwischen den Zeilen lesen muß & das Wahrheit & Berichtserstattung mit Fesseln & Kopiergerät/PC versehen wird.
Frau Hildebrandt, Sie enttäuschen mich immer mehr. Das Sie auch gerne Seitenhiebe verteilen, mag auch sicher mit ihrer Tätigkeit zusammen hängen & wer's mit Humor nimmt, ist gut bestellt.
Das Sie uns aber in Bezug der "Medien & derer & ihrer Gleichbehandlung vor Gesetz" uns ein Kind heutzutage einreden wollen, ist sehr zweiseitig & grenzwertig, worauf wir vor allen aus den Erfahrungen als Ostler (Frau M.Diederichs) empfindlich sensibel reagieren.
Nichts für Ungut, jeder hat seine Weltansicht. Beim Herrn Lenz & den ÖR sind wir das gewöhnt, hier sind wir beim Cicero. Auch wenn die meisten Kommentarleser wissen, dass selbst ein Herr Schwennicke oder Herr Kissler seine Wortwahl & Inhalt mehr (!!!) wie genau überlegt & dies tun muß, damit "er" auf dieser Bühne überlebt (Spagat)
Ich wette mit meinen eigenen "Kopf" dafür ;- MfG

so kann man es auch nennen, Frau Hildebrandt: ("...Regierungsparteien gesteuert wird. Und das ist – mit Verlaub – Unsinn.") Verschwörungs-Fake.
Nur, wer bestimmt oder wer benennt denn (am Bsp. ZDF) den Fernsehrat?
Hier ein Paar Zahlen zum ZDF-Fernsehrat (insg. 60 Mitglieder)
- 16 Vertreter der Länder ( meist von CDU & SPD)
- 2 Vertreter des Bundes ( auch Partei-Mitglieder)
- 5 Vertreter der Religionsgemeinschaften
- 37 weitere Vertreter (DGB, BDI, AWO u.s.w. fast alle Mitglieder der BT-Parteien
Und da behaupten sie, der ÖR wäre nicht "Gesteuert"?

Kirsch | Fr., 6. Dezember 2019 - 12:13

Antwort auf von Roland Völkel

natürlich nimmt so ein Fernsehrat Einfluss aufs Programm, das ist seine Aufgabe. Zu unterstellen, er würde den Sender aber regelrecht „steuern“ – womöglich auch noch im ureigenen Interesse, gegen die Interessen Beitragszahler – ist und bleibt eine Unterstellung, die Sie bitteschön erstmal beweisen müssen

 

Mit freundlichen Grüßen 

Cicero Online 

Sehr geehrte Frau Hildebrandt,
Beweise könnte ich nur dann erbringen, wenn ich im Verwaltungsrat sitzen würde.
Nur zwei Anmerkungen zu "Gesteuert"
1. Der ehem. chefredakteur des ZDF wurde förmlich "Rausgeschmissen" Die Unionsmehrheit im ZDF-Verwaltungsrat hatre sich durchgesetzt: Der Vertrag von Chefredakteur Nikolaus Brender wird nicht verlängert. Damit ist der Journalist zum Opfer einer parteipolitischen Machtdemonstration geworden (s.a. R. Koch & E. Stoiber).
2. Das Bundesverfassungsgericht hatte in einem Urteil festgelegt, dass die pol. Parteien überhaupt keine Vertreter mehr in den ZDF-Verwaltungsrat entsenden sollen! Und? ist das geschehen?
Nachtrag: Malu Dreyer weigerte sich mit einem Vdertreter der AfD in einer Sendung zusammen aufzutreten - Ihr Wunsch wurde entsprochen.
Für mich sind die o.g. Vorgänge schon eine "Steuerung"
MfG RV

Heinz Maier | Fr., 6. Dezember 2019 - 18:53

Antwort auf von Roland Völkel

Wie könnte man das bewerten, wenn der Bundeskanzlerin in der Sendung Klartext vor ausgewältem Publikum, ausgewählte Fragen von ausgewählten Fragern gestellt werden und die Fernsehzuschauer das garnicht wissen?

„ …dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk von den Regierungsparteien gesteuert wird.“

Dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk keine Anweisungen vom Kanzleramt erhält, mithin von den Regierungsparteien gesteuert wird, mag zutreffend sein. Jedoch bedarf es m. E. solcher Anweisungen nicht. Denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk weiß, was von ihm erwartete wird. Das spiegelt sich in der Themensetzung, der Berichterstattung, in der Auswahl der Bilder, der herausgeschnittenen Bildsequenzen, der zitierten Textpassagen bspw. der Pariapartei, etc. wieder. Wer das Geld gibt, der gibt die Richtung vor und muss darauf nicht extra hinweisen. Manchmal, wenn es brenzlig wird, dann ladet sich eine hochkarätige Politikerin auch schon mal selbst ein und lässt sich (mit vorher übermittelten Fragen)befragen.
Einem ehemaliger DDR-Bürger, der auch gelernt hat seinen Verstand zu gebrauchen und aufmerksam zu beobachten, kann man da nichts vormachen, auch wenn man versucht, es geschickt zu verpacken.

Nur mal so als Hinweis: Ich erinnere mich an ein Interview/einen Artikel mit/von Herrn di Lorenzo (ZEIT) der das pro Zuwanderungsengagement in 2015 (nicht nur) des eigenen Mediums damit begründete, dass er und viele Kollegen eine Chance sahen, Politik mitzugestalten. Und di Lorenzo war mit dieser Einstellung bei Weitem nicht allein.
Mit dieser Haltung braucht man keine direkte Steuerung der betroffenen Medien durch irgendeine ominöse Regierungsstelle. Das läuft dann von ganz alleine.

Wenn dann ausgewählte Medienvertreter auch noch zu Hintergrundgesprächen ins Kanzleramt eingeladen werden, dann ist aber fast jede Spekulation über eine "Zusammenarbeit" zwischen Regierung und ausgewählten Medien zulässig.
Inbesondere dann, wenn es einer Klage des Tagespiegels bedurfte, um vom Kanzleramt Auskunft über Teilnehmer aus den Medien und über die besprochenen Themen zu erhalten. Der Klage wurde übrigens stattgegeben. Ob tatsächlich alle Fragen beantwortet wurden, weiss ich nicht.

Der 'Fall' Steimle erinnert an das Schicksal des Moderators und Satirikers Otto Franz (O.F.) Weidling.
Weidling war einer der ganz Großen des DDR-Humors.
1984 wurde in Ost-Berlin der renovierte Friedrichstadtpalast eingeweiht.
Auch SED-Chef Honecker und viele Politbüro-Mitglieder feierten mit.
Weidling führte als Conférencier durch die 'große Gala', die (zu allem Unglück) - LIVE ! - im zensurgewohnten DDR-Fernsehen übertragen wurde. Während seiner Auftritte machte Weidling seine Witze und Späße: schräg, politisch unkorrekt und unabgesprochen (an der Zensur vorbei !!!) - also 'illoyal'!
Irgendwann machte er über SED-Wirtschaftslenker Mittag einen Witz (zuviel) ...
Am nächsten Tag sendete man eine Aufzeichnung der zuvor LIVE übertragenen Gala. Alle Beiträge Weidlings waren rausgeschnitten.
Im DDR-Fernsehen wurde er nie wieder gesendet; man hatte sich abrupt 'von ihm getrennt'.
Der hochbegabte und beliebte Humorist erhielt DDR-weit Auftritts- und Berufsverbot. Er starb als Verfemter.

Entscheidend ist nun, ob er einen neuen Arbeitgeber findet, bei dem er seine Sendung fortsetzen kann. Erfolgreich war sie ja wohl, daran sollte es also nicht scheitern.
Denn erst wenn alle in Frage kommenden Sender sich der vollzogenen öffentlichen Ächtung beugen, wird aus dem Rauswurf tatsächlich eine Art "de facto-Berufsverbot".

Im übrigen empfehle ich selbst einmal den kritisierten Artikel bei der Jungen Freiheit ("Der Sachse macht’s Maul auf") zu lesen, um sich eine eigene Meinung zu bilden, ob Steimle dort den Boden der Verfassung verlassen hat.
Auf mich wirkt er eher wie ein Idealist und Träumer, der zu grellen Bildern und kompromißlosen Schlüssen neigt.
Steimle ist sicher kein vollendeter Diplomat und politischer Feingeist, aber wer weiß, vielleicht muß man so ticken, um erfolgreich Kabarettist zu sein.
Denn gerade das politisch Inkorrekte und unter den Teppich Gekehrte war ja sein Metier. Dort hingehen und das thematisieren, das andere lieber ausblenden wollen.

Andreas Zimmermann | Do., 5. Dezember 2019 - 13:34

Und wieder ein Versuch uns x für ein u vorzumachen. Zweierlei Maß ist die Regel bei zwangsfinanzierten Staatsfunk. Dies und noch viel mehr ist der Grund warum diese "neutralen" Medien auf dem absteigenden Ast sind und so gründlich und hochverdient scheitern. Um es mit Klaus Wowereit zu sagen "Und das ist gut so!"

Jo Steiner | Do., 5. Dezember 2019 - 13:37

Diesen Herrn muss man ja nicht mögen, von seiner Sorte gibts im ÖRR einige die uns Woch für Woch mit Blödsinn zumüllen. Aber den ÖRR sollte man schleunigst abschaffen.

Michaela Diederichs | Do., 5. Dezember 2019 - 15:16

Eigentlich ist die ganze Angelegenheit keine Zeile wert, wäre da nicht das Gewähren lassen für ein weiteres Jahr. Kabarettisten, die im ÖR auftauchen, sind in der Regel dort deutlich gemäßigter als auf der Bühne. Also muss es da einen Codex geben, an den sich alle zu halten haben - auch ein Herr Steimle. Durch den verspäteten Rauswurf wird ein Politikum daraus mit Steimle in der Opferrolle. Ein gefundenes Fressen für den Osten.

Romuald Veselic | Do., 5. Dezember 2019 - 15:42

so authentisch, wie die stille Post.
Einige Moderatoren tun mir leid, die anderen nicht. Jeder verkauft sich auf seine Art. Deshalb bin ich nicht nur dafür, das die Prostitution legal bleibt, sondern sie sollte zum ehrbaren Beruf erklärt werden.

Jürgen Großheim | Do., 5. Dezember 2019 - 16:27

Wickipedia Schule und Studium
Von 1965 bis 1973 besuchte Wille eine Polytechnische Oberschule in Karl-Marx-Stadt, anschließend von 1973 bis 1977 die EOS Karl Marx, die sie mit dem Abitur abschloss. Mit 18 Jahren trat sie in die SED ein.[1] Anschließend nahm sie ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität in Jena auf und wurde 1986 dort mit einer Arbeit über Rechtsverkehr in Strafsachen zwischen den sozialistischen Staaten zum Dr. jur. promoviert. An der Universität Leipzig arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin und erlangte die Lehrbefähigung (facultas docendi) in Medienrecht. Am dortigen Institut für Internationale Studien, welches den „Klassenfeind“ – die Bundesrepublik Deutschland – fest im Blick hatte, veröffentlichte sie zusammen mit einem Geheimdienstoffizier im besonderen Dienst die Zusammenfassung zur Internationalen Konferenz zu aktuellen Fragen des Revanchismus in der BRD, in welcher u. a. zu lesen ist: „Im politischen und Ideologie…

Jürgen Keil | Do., 5. Dezember 2019 - 20:10

Sehr geehrter Herr Düring, auch mich erinnert diese Meinungsäußerungsfreiheitsbeschränkung des MDR ein wenig an den Fall O.F. Weidling. Natürlich, dies für einen bestimmten Kommentator im Voraus, vergleiche ich die Bundesrepublik nicht mit der DDR! Aber, Satire legt mit Zuspitzung und Übertreibung den Finger in politische Wunden, weißt mit Humor, mit Witz auf politische Fehler und Dummheiten hin. Das verträgt der Haltungs-Homulus eben nur schlecht. Frau Hildebrandt, wer als "Entertainer für den Staat arbeitet"... "Ehrencodex des MDR"? Hat da vielleicht Ihr Unterbewusstsein leichtfertig die Feder geführt? Dieter Nuhr? Ich sehe ihn ganz gern. Ja, er treibt so seine Späßchen mit den Auswüchsen und Dummheiten des grünen und linken Zeitgeistes. So lange er dies auch gleichgewichtig mit denen der AFD tut, wird er Steimle wohl noch nicht folgen. Beim Ritt auf einer Messerschneide besteht jedoch die Gefahr, dass man sich irgendwann selbst die E... abschneidet. Entschuldigung!

Peter Schrader | Do., 5. Dezember 2019 - 20:54

Die Äußerungen von Steimle waren nicht alle nach meinem Geschmack, aber diese Reaktion des MDR und Ihre Unterstützung hier geht gar nicht. Der Fall Böhmermann hat gezeigt, wie weit man gehen kann. Den Begriff Marionette hat Steimle begründet. Das Interview ist online verfügbar. Aber offensichtlich darf man einer "rechten Zeitung" kein Interview geben. Auch "Kraft durch Freunde" war geschmacklos aber zu akzeptieren. Und dann wird hier noch das liebedienerische Verhalten im Öffentlichen Fernsehen abgestritten - wo leben Sie?

Juliana Keppelen | Fr., 6. Dezember 2019 - 11:09

nehme Herrn Steimle aber ab, dass er mit viel Herzblut die Anliegen und den Unmut seiner Landsleute vertritt sowie auf Missstände und Ungereimtheiten hinweist die offensichtlich vorhanden sin. Sein Problem ist, dass er dabei ohne Rücksicht auf"die da Oben" vorgeht und sich nicht um Tabuthemen und Tabupartner schert er ist einfach herzerfrischend unkonventionell und tabulos und das geht im Merkelland gar nicht. Schon mancher wurde deswegen mit der Moralkeule fast erschlagen (z. Bspl. Sarazzin).