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Strippenzieher im Bundesvorstand: Andreas Kalbitz konnte seinen Platz behaupten / picture alliance

AfD-Politiker Kay Gottschalk - „Die AfD straft Mitglieder ab, die unbequeme Wahrheiten aussprechen“

Auf ihrem Bundesparteitag hat sich der rechtsnationale Flügel der AfD gegen die Gemäßigten durchgesetzt. Auch der Bundestagsabgeordnete Kay Gottschalk verlor seinen Vorstandsposten. Im Interview spricht er über den Richtungsstreit hinter den Kulissen

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Kay Gottschalk ist finanzpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag. Der ehemalige SPD-Mann gilt als Gemäßigter innerhalb seiner Partei. Beim Bundesparteitag verlor er nun sein Amt als stellvertretender Bundessprecher. 

Herr Gottschalk, seit dem Kyffhäuser-Treffen im Juli streiten Gemäßigte und Rechtsnationale in der AfD um die Deutungshoheit. Hat der Flügel um Björn Höcke diesen Richtungsstreit auf dem Bundesparteitag gewonnen?
Nein, gewonnen hat aus meiner Sicht die AfD. Wir haben einen vernünftigen Bundesvorstand gewählt in der Nachbetrachtung. 

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Susanne Dorn | Di., 3. Dezember 2019 - 17:53

…wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sind Nichtwähler, die es zu mobilisieren gilt, der Mittelstand und, ganz wichtig für die AfD, auch die Jugendlichen. Eine personelle Verjüngung dieser Partei war daher notwendig.

Die Erfahrung und Kompetenz der abgewählten, älteren Generation bleibt dieser Partei ja erhalten. Und das ist gut so. Beide Generationen ergänzen sich, was die Parteiarbeit angeht, perfekt und können sowohl im Osten, wie im Westen, allemal fachlich gegen die GRÜNEN punkten.

....so wie auch Herr Gottschalk, der ein vernünftiger Mann ist.
Es ist aber nicht vernünftig, sich hier einer Parteidisziplin unterzuordnen.
Genau diese braven Parteisoldaten, die im Dienste der gemeinsamen Sache die Flucht in die Arbeit antreten, machen grobe Fehlentwicklungen erst möglich. Genau dieser Geist hat z.B. die Union ruiniert. Da hatten viele schon lange die Fehler gesehen, aber keiner wollte für Streit verantwortlich sein, weil das ja das Ansehen der Partei und somit Stimmen kostet.... Alles wahr, aber manchmal muß man da eben durch, sonst kriegt man die Kurve nicht mehr.
Wenn man den Flügel jetzt nicht köpft, sondern versucht zu integrieren, dann wird die Überwachung durch des Verfassungsschutz kommen, und dann geht die AfD den Weg der Republikaner. Sprich, ein Exodus der bürgerlichen Mitglieder läßt einen radikalen Rest zurück, von dem sich dann auch die Wähler abwenden.
Da nützt einem auch ein etwaiger Sieg vor dem Verfassungsgericht Jahre später gar nichts mehr.

Ja. "Pfeifen im Wald". Nikolaus ist GroKo aus! Dann werden wir sehen was geht...! Ob das "Wahlvieh" sich von der Beurteilung des Verfassungsschutzes, deren Präsident sich im Besitz eines bezeichnenden Parteibuches befindet, weiter betrügen lässt oder der letzte, bisherige Nichtwähler auf den Mist springt.. !
Zittern Sie weiter.

Per L. Johansson | Mi., 4. Dezember 2019 - 15:16

Antwort auf von Bernd Alisch

...wütend und desinformiert.

Der Verfasungsschutz ist kein zahnloser Tiger. Bei einer Beobachtung werden direkt die Staatsdiener die Partei verlassen, weil es sonst berufliche Konsequenzen gibt. Viele haben schließlich eine Familie.
Das gilt dann z.B. auch für all die Soldaten auf die die AfD ja so stolz ist.
Und es spielt dafür überhaupt KEINE Rolle, ob es jemals zu einem Verbotsverfahren oder gar einer Verurteilung vor dem Verfassungsgericht kommt.
Der Grundatz, daß jeder unschuldig ist, bis seine Schuld bewiesen wurde, gilt hier nämlich so nicht.

Und ja, wir werden es sehen.
GroKo-Aus am Freitag? Sie scheinen Geheimquellen zu haben..
Und dann Neuwahlen? Warum sollte Merkel das machen? Mit Jamaika oder Minderheitsregierung fährt sie besser.
Und warum in aller Welt sollte auch der letzte Nichtwähler plötzlich AfD wählen?
Hätten die doch schon x-mal tun können.

Sie schleudern mir ein „Zittern Sie weiter“ entgegen?
Da kann ich nur entgegnen: Träumen Sie weiter.

ich stimme Ihnen gern zu.

Schon lange sage ich, dass die AfD ihren re. Flügel stutzen, oder eben ganz abstoßen muss.

Sonst verlieren sie viele bürgerliche, aber eben auch konservative Wähler. Da die mit re. Ideologien gar nichts zu tun haben wollen.

Thomas Hechinger | Di., 3. Dezember 2019 - 18:05

Für mich ist es überhaupt nicht unwichtig, welchen Beruf Herr Chrupalla im bürgerlichen Leben ausübt. Dies ist gerade das Problem der etablierten Parteien, daß sie sich aus sich selbst heraus rekrutieren: Studium der Politik unterbrochen, bei einem Bundestagsabgeordneten untergeschlüpft, Mitarbeiter im Büro, Studium abgebrochen, Parteikarriere, Netzwerke, Listenplatz, Bundestagsabgeordneter. Man schaue sich etwa den Lebenslauf des saarländischen Ministerpräsidenten Hans an, der so etwas auf Landesebene praktiziert hat. Die AfD hebt sich bei ihren Abgeordneten mit einer bunten Mischung an Berufen wohltuend von den andern Parteien ab. Ich selber bin Akademiker. Mir ist aber wichtig, daß Malermeister und andere Berufe, direkt aus dem Leben, ihre Sicht in den Bundestag einbringen. Natürlich qualifiziert der Beruf Maler allein noch nicht für den Bundestag, der Beruf "abgebrochener Politikstudent" mit Sicherheit aber auch nicht.

Man muss, glaube ich, nicht Akademiker sein, um zu wissen, dass Verallgemeinerungen selten bis nie hilfreich sind. Wie hoch schätzen Sie denn bei den etablierten Parteien den Anteil derjenigen, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben? Und würden Sie das auch Sebastian Kurz und Matteo Salvini, beides Studienabbrecher, vorhalten, die hier im Forum als Lordsiegelbewahrer von Integrität und Klugheit verehrt werden?

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 3. Dezember 2019 - 18:42

Herr Meuthen wirkte von Weitem relativ verträglich, was ist denn das für eine Sprache?
Nein die AfD wird nicht an die Macht kommen.
Vielleicht kann sie irgendwann irgendwo mitregieren, wenn Linke, Grüne und SPD komplett versagen, aber wer so spricht, wird in der Bundesrepublik niemals an die Macht kommen.
Am Rande, mal überlegt, wer auch als "Maler" bzw. "Anstreicher" bezeichnet wurde?
Der Befragte wirkt so, als wisse er um die Probleme.
Mal an Rückkehr gedacht?

Per L. Johansson | Di., 3. Dezember 2019 - 23:19

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Warum sollte er zur SPD zurückkehren?
Ich meine nicht den Umstand, daß die gerade untergeht. Ich meine die Tatsache, daß man dort genauso redet. Auch das aktuelle Grundsatzprogramm der Sozialdemokraten zitiert nämlich gleich im Vorwort Willy Brandt mit "Wie an die Macht kommen, wie an der Macht bleiben"
Googeln Sie mal...
Nur mal ein Beispiel dafür, daß diese Wortwahl kein Erkennungsmerkmal für Demokratiefeinde ist.
Sie interpretieren da etwas rein. Vielleicht, weil Sie Vorurteile haben?
Erinnert an den medialen Aufschrei über Gaulands "Wir werden sie jagen".
Seltsamerweise hatten vergleichbare Formulierungen bei anderen Politikern nie solch eine Ächtung hervorgerufen. Auch Andrea Nahles fast zeitgleich in Richtung CDU geschleudertes: "Ab morgen kriegen sie in die Fresse" kommentierte die ZEIT mit "kämpferisch". Keiner kam auf die Idee, ihr deshalb Hetze, Gewaltaufruf und Demokratiefeindlichkeit zu unterstellen.
Was hätte die Zeit wohl geschrieben, wenn ein AfDler das gesagt hätte...

Egon Scherzer | Mi., 4. Dezember 2019 - 14:32

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Zwei Fragen: 'wer so spricht, wird in der Bundesrepublik niemals an die Macht kommen'

1) Ist es die Art so zu sprechen? Das haben aber alle Parteien bereits so gemacht!
2) Ist es die AFD an sich, dann werden Sie sich selbst opfern.

Was glauben SIe eigentlich in welcher Welt Sie leben? Die aus ARD, BILD, SD und FAZ ist es in Wahrheit nicht.

Klaus Peitzmeier | Di., 3. Dezember 2019 - 20:17

Der "Blut u Boden" Flügel hat sichtbar seinen Einfluß in der AfD ausgebaut. Damit ist der Zenit der AfD überschritten. Mit diesen Rechtsextremen läßt sich kein Staat machen u wird kein Koalitionspartner gefunden werden. Die AfD hat sich genährt aus allen Parteien u verliert jetzt wieder an alle Parteien. Sie ist nur noch eine Einthemen Partei. Nur noch Migration, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus gepaart mit dem modifizierten Cato Ausspruch "Merkel muß weg". Nichts mehr mit Wirtschaftsthemen u Euroskepsis. Nichts mehr was Leidenschaft u einen fröhlichen Furz hervorbringen könnte. Nur noch Hass u Verbohrtheit. Man stelle sich vor, Merkel ist weg. Dann bleibt doch nichts mehr ausser "Umvolkung" u das hört sich nicht "bürgerlich" an.

Das stimmt nicht so ganz, verehrter Herr Peitzmeier. Die AfD thematisiert sehr wohl Wirtschaftsthemen: Sie ist die einzige im Bundestag vertretene Partei, welche (den Irrsinn, wie ich meine) der „Energiewende“ in Frage stellt. Eigentlich der Job der leider windelweichen FDP. Und sie weist als einzige ziemlich geschlossen auf die finanz- und sozialpolitischen Verwerfungen der durch Merkels und Macrons Personalpolitik geförderten sog. Nullzinspolitik der EZB hin. Und auf das sich über die „ Südschiene“ der EU (und durch den deutschen Steuerzahler finanzierte) Füllhorn aus staatlichen „ Rettungsmaßnahmen“. Alles keine Wirtschaftsthemen?

Rob Schuberth | Mi., 4. Dezember 2019 - 13:10

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Ich stimme Ihnen zu Herr Mock,

aber da unsere Medien darüber kaum berichten, sondern meist nur das "völkische" des re. Flügels mit der Partei gleichzusetzen versuchen, werden die ganzen Themen, die Sie alle richtig benannt haben, quasi ausgeblendet.

Daher fand ich den hier bei Cicero gerierten Begriff der LÜCKEN- u-. nicht Lügenpresse auch so zutreffend.

werden die Probleme, die SIE verursacht hat (Details wohl bekannt) bleiben!!!
Den Karren wieder auf Vordermann zu bringen, bedarf es sicher eine Dekade?
Es ist zuviel den Bach runtergegangen oder gar nicht es angepackt worden!
Frau Merkel konnte immer vortrefflich Aussitzen, Beiseite schieben, Abwarten (auch wenn der Zug abfährt), Verdrängen...
Aber das kann sie wirklich gut, da ist sie eine Meisterin drin!
Es gibt auch noch andere Probleme Herr Peitzmeier, ausser "Umvolkung", Migration u.ä.
Öffnen sie mal die Augen, dann werden sie die Defizite schon sehen: Digitalisierung, Infrastruktur, Automobil-Branche, Energie, u.v.w.m.
Seit 14 Jahren eine bleierne Zeit-nur Verwalten, keine Visionen - NADA!
Salute

Ulrich Mende | Di., 3. Dezember 2019 - 20:38

Sollten wir wirklich missbrauchte Worte ein für allemal aus unserer Sprache tilgen? Vielleicht blieben dann gar nicht viele Worte übrig?
Missbrauchte Menschen stoßen wir ja auch nicht aus unserer Gesellschaft aus.

Frau Hildebrandt, könnten Sie nicht statt der Ächtung von missbrauchten Worten und deren Benutzer versuchen zu verstehen, worum es geht?

Gemeint ist mit "Umvolkung", dass die seit einigen Jahren anhaltende extreme Massenmigration
(die nur wenig mit Asyl und Kriegsflucht zu tun hat), die ethnische und kulturelle Zusammensetzung unseres Volkes irreversibel verändert. Man kann ausrechnen, dass die Deutschen in ihrem eigenen Land in 30-50 Jahren flächendeckend in der Minderheit sein werden. Diese Migration, die uns als alternativlos dargestellt wird, läuft gegen den Willen der Mehrheit der deutschen Bevölkerung ab.

Ich mache mir extreme Sorgen um die Zukunft meiner Tochter und ihrer Kinder.

Man lese: Bundestags-Entschließung 13/4445 vom 23.4.1996.

Tomas Poth | Di., 3. Dezember 2019 - 23:37

Antwort auf von Ulrich Mende

Ist natürlich ein NS-belasteter Begriff. Neben all dem Murks den die Nazis damit betrieben haben, findet man unter Wiki als Beschreibung dazu auch den Halbsatz: "andererseits die Umsiedlung bestimmter Volksgruppen in ihnen neu zuzuweisende Gebiete"
Ist denn die Relocation and Resettlement Vereinbarung der EU anderes als diese so beschriebene Umsiedlung, bis zu 80-tausend Personen pro Jahr, also in dieser Summe Völkerteile anderer Nationen, denen in Europa einen neuen Lebensraum zu gewiesen wird?

Per L. Johansson | Mi., 4. Dezember 2019 - 00:06

Antwort auf von Ulrich Mende

aber nicht schlimm, wenn man die intendierte Bedeutung berücksichtigt. Seine Nähe zum Flügel ist es aber. Das sollte Herr Gottschalk nicht kleinreden.
Mag sein, daß der Flügel bei den AfD-Mitgliedern nur 20-25% erreicht. Aber sie stellen definitiv einen höheren Anteil der Delegierten, sonst wären die Wahlen anders verlaufen,
Sorry, wer Kalbitz (!) in den Bundesvorstand wählt, der IST ein Anhänger des Flügels. Demnach reden wir von der Hälfte der Anwesenden.
Verantwortlich ist dafür eine doppelte negative Auslese. Welcher AfD-Wähler traut sich denn überhaupt unter der allgemeinen Ächtung in die Partei einzutreten, und wer von denen arbeitet dann aktiv mit? Das erfordert im sozialen Umfeld Opfer, und erhöht damit leider jeweils auch den Anteil Radikaler.
Die AfD muß aufpassen, sich nicht ebenso von ihrer Wählerschaft zu entfremden, wie dies anderen Parteien schon passiert ist. Gauland warnte ja nicht zum ersten Mal. Ich fürchte, viele Flügelleute begreifen nicht, daß er sie gemeint hat.

gabriele bondzio | Mi., 4. Dezember 2019 - 10:03

Antwort auf von Ulrich Mende

Ach wäre es schön, Frau Hildebrandt, wenn nach Parteitagen anderer Partein, auch immer viele kritisch-nachhakende Fragen gestellt und die einen oder anderen Abgeordneten auch mit früheren Aussagen konfrontiert sind.
Aber Herr Gottschalk hat sich hier wacker geschlagen, wenn man bedenkt wie viel (teils unbegründete Abneigung) den Parteigängern entgegenschlägt. Da wird schon im Vorfeld viel Negatives konstruiert. Chupalla wird keiner der Strömungen in der Partei zugerechnet und bisher als Vertreter des Handwerkermilieus bekannt. Vertrat also bisher deren Interessen. Grenzt sich auch von den Aussagen eines Gedeon klar ab.Und trotzdem spricht man von der AfD, welche sich im rechtsradikalen Bereich festgesetzt hat.

Wolfgang Tröbner | Mi., 4. Dezember 2019 - 09:23

die unbequeme Wahrheiten öffentlich aussprechen". Mag ja alles richtig sein. Aber ist das ein Alleinstellungsmerkmal der AfD? Ich glaube nicht. So hat z.B. die CDU-Chefin AKK den Parteiausschluss des früheren Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen angeregt. Sie sehe keine Haltung, die ihn mit der CDU verbinde. Maaßen wolle eine andere Partei schaffen (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-08/cdu-hans-georg-maassen-…). Und die SPD hat Thilo Sarrazin, der regelmäßig den Unmut seiner Partei erregt, weil er Dinge zur Sprache bringt, die nicht der offiziellen Parteilinie entsprechen. Wo ist also das Problem?