Mit ihren Traktoren legten die Bauern den Verkehr im Tiergarten lahm / Marguier
Großer Bahnhof vorm Großen Stern: Mit ihren Traktoren legten die Bauern den Verkehr in Berlin lahm / Aufn. (4): Marguier

Bauern-Proteste in Berlin - „Wir kämpfen gegen Windmühlen“

Tausende Landwirte demonstrieren heute in Berlin gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung. Aber um was genau geht es ihnen? Was bedeutet das sogenannte Agrar-Paket für die Landwirtschaftsbetriebe? Hier erzählen drei der Demonstranten, warum sie in die Hauptstadt gekommen sind

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Mit tausenden Treckern legen aufgebrachte Landwirte seit Dienstagmorgen den Verkehr in der Berliner City lahm. Sie protestieren insbesondere gegen das zwischen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) ausgehandelte Agrar-Paket – und die damit einhergehende Verschärfung der Umweltschutzauflagen. Wir haben drei Bauern gefragt, was sie heute auf die Straße treibt.

Markus
Markus Streuling

Markus Streuling aus Tarnow, Mecklenburg-Vorpommern: 

„Ich bin Angestellter auf einem Hof, der auf einer Fläche von 2.600 Hektar konventionelle Landwirtschaft betreibt – Getreide, Raps, Rüben und Marktfrüchte. Insgesamt sind wir bei uns zwölf Festangestellte und fünf Erntehelfer. Wir haben uns heute Morgen mit anderen Landwirten in Neustrelitz gesammelt und sind um zwei Uhr in der Frühe zusammen nach Berlin weitergefahren. Alles auf dem Trecker über die Landstraße. Ich bin hier, um dagegen zu demonstrieren, dass die Politik über unsere Köpfe hinweg entscheidet. Das Agrarpaket kam nämlich von oben über uns herab; im Endeffekt bedeuten die ganzen Vorschriften für uns erheblichen Mehraufwand.

Viele der Studien, die dem Paket zugrunde liegen, kann ich übrigens nicht nachvollziehen. Und es ist auch einfach nicht wahr, dass es keine Insekten mehr geben würde. Das war vielleicht Anfang der 1990er Jahre mal so, aber inzwischen hat sich die Situation deutlich verbessert. Die Politik schießt da komplett übers Ziel hinaus, zumal die neuen Vorschriften ja nur für Deutschland gelten sollen und nicht europaweit. Dabei haben wir hier doch schon die höchsten Standards. Konkret würde das Agrarpaket bedeuten, dass wir Flächen verkleinern und zusätzliche Blühstreifen anlegen müssen. So etwas wird ja auch schon längst praktiziert, aber es soll jetzt eben nochmal eins draufgesetzt werden. Natürlich bedeutet das für die Betriebe mal wieder einen bürokratischen Mehraufwand. Künftig müssen wir dann also noch teurer produzieren, und die Supermärkte kaufen ihre Waren günstig im Ausland. Ich erwarte von der Politik ganz einfach, dass sie auch mit uns Bauern redet, anstatt über unsere Köpfe hinweg zu entscheiden. Ich gehe jetzt erstmal mit den Kollegen lautstark demonstrieren, und heute Abend fahre ich auf dem Trecker die 200 Kilometer wieder zurück nach Hause.“

Sven Schröder aus Selsingen, Niedersachsen: 

Sven
Sven Schröder 

„Ich bin 30 Jahre alt und selbständiger Landwirt, wir haben Milchvieh und Mastschweine mit Ackerbau. Also 150 Milchkühe mit weiblicher Nachzucht sowie 2.200 Mastplätze für die Schweine. Und zwar alles auf Grundlage der Tierwohl-Kriterien. Mir geht es darum, dass wir Landwirte heute in Berlin einfach Flagge zeigen, damit die Leute uns überhaupt mal wahrnehmen. Ich bin mit dem Schlepper hierhergekommen, in Kremmen, nördlich von Berlin, habe ich mich mit einigen Kollegen getroffen. Von dort sind wir heute Morgen um halb fünf auf unseren Treckern bis hierher weitergefahren. Laut der Kriterien, die die Politik jetzt von uns einfordert, sollen wir 20 Prozent weniger düngen – als ob einzig und allein wir Bauern für die Qualität des Grundwassers verantwortlich wären.

Keiner von uns Landwirten hat doch ein Interesse daran, mehr zu düngen als nötig. Aber wir müssen bei der Düngung eben auch auf die vollwertige Ernährung der Pflanzen achten. Mit den Vorschriften aus dem Agrar-Paket müsste ich ungefähr 20 Prozent zusätzliche Flächen pachten, um auf den gleichen Ertrag zu kommen. Und dann noch der bürokratische Mehraufwand. Die Politik schießt hier komplett übers Ziel hinaus; unsere Argumente spielen da einfach keine Rolle. Ich wünsche mir von Politikern wie der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, dass sie offen auf uns Landwirte zugehen und den Dialog suchen, anstatt immer nur über uns zu bestimmen. Immerhin freut es mich, dass sogar hier in Berlin viele Leute uns vom Straßenrand zuwinken. Natürlich zeigen auch manche den ausgestreckten Mittelfinger, aber das ist wirklich die Ausnahme.“

Frank Spörner aus Rothenburg ob der Tauber, Bayern:

Frank Spörner
Frank Spörner 

Ich betreibe im Zuerwerb Ackerbau auf einer Fläche von rund 45 Hektar – Biogas-Mais, Weizen, Gerste und Körnerraps. Außerdem arbeite ich noch als Berater für Pflanzenbau. Heute bin ich mit Kollegen vom Bauernverband im Bus nach Berlin gekommen. Mich stört am Agrar-Paket, dass darin sehr viele Dinge nicht nach Sachlage geregelt werden, sondern nach Ideologie. Wenn ich höre, dass die Politiker sich von Umwelt-NGOs getrieben fühlen, wird mir klar, dass dabei keine bürgernahe Politik herauskommen kann. Diese Nichtregierungsorganisationen vertreten nämlich Einzelinteressen – und von der Politik erwarte ich, dass sie das gesamte gesellschaftliche Spektrum im Blick hat.

Ich finde es wirklich hoch problematisch, dass der Einfluss der NGOs auf politische Entscheidungen immer größer wird, obwohl diese Organisationen demokratisch nicht legitimiert sind. Außerdem stört mich, dass die einzelnen Vorschriften des Agrar-Pakets nur tröpfchenweise zu uns Landwirten durchgesickert sind. So soll zum Beispiel in Vogelschutzgebieten nur noch biologischer Anbau möglich sein. Das heißt, dass etwa der Ochsenfurter Gau, also das beste Stück Ackerland in ganz Nordbayern, komplett auf Bio-Anbau umgestellt werden müsste. Das macht ökonomisch aber überhaupt keinen Sinn, weil die Nachfrage nach Bio-Produkten längst nicht so groß ist.

Mir ist es wichtig, dass in unserer Branche gleiche Standards für alle herrschen – dass also Importwaren den gleichen Regeln unterliegen wie heimische Produkte. Oder dass zumindest eine Kennzeichnungspflicht besteht, wenn das nicht der Fall ist. Aber nichts davon passiert, wir kämpfen da gegen Windmühlen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die meisten Medien ein völlig verzerrtes Bild der deutschen Landwirte zeichnen. Ich bin übrigens auf unterer Stufe im Deutschen Bauernverband tätig – und muss leider feststellen, dass die Spitzen unseres Verbands eine zu große Nähe zur Politik pflegen: Wenn da gewisse Leute selbst politische Positionen anstreben, können sie die Interessen der Mitglieder aber nicht mehr aufrichtig vertreten. Sollte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner jetzt nicht einlenken, werden wir weiter auf die Straßen gehen.“

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Romuald Veselic | Di., 26. November 2019 - 17:36

dass Dilettanten, Fantasten und Wunschdenker über existentielle Zweige und Berufe entscheiden wollen, indem sie keine Ahnung von der Materie und den Zusammenhängen dahinter haben. Manche Politiker haben bislang nicht ihr Kinderzimmer verlassen, indem sie über ihre Legosteine Landschaft nach belieben walten konnten. Deutschland ist nicht mehr das Land der Dichter und Denker, sondern Freiluftanstalt für Idioten und Möchtegern Diktatörchen.

Fakt ist, dass extensive Formen der Landwirtschaft den Klimawandel verschärfen. So z.B. tragen gegenwärtige Formen der Massentierhaltung z.B. von Rindern insgesamt zu 20% zur Emission von Treibhausgasen (z.B. Methan) bei.
Andererseits müssen wir uns die Frage stellen, wie wir in Zukunft eine Weltbevölkerung von bis zu 10 Milliarden Menschen ernähren werden.
Hierzu ist eine nachhaltige Reform der Landwirtschaft notwendig, die Zielvorgaben für die Reduzierung von Treibhausgasen implementiert und die Landwirte mit Ihrer Expertise einbezieht.
Die heute von „rechts“ kommunizierte Don Quichotterie ist ebenso wenig hilfreich wie der von „links“ erhobene moralische Zeigefinger.

Dietmar Krug | Mi., 27. November 2019 - 09:49

Antwort auf von Martin Reims

Die Ernährung der Weltbevölkerung wird nicht durch Öko-, Bio und Regional... zu erreichen sein! Das sind grüne Träumereien! Es wird nicht ohne Pflanzenschutz und Kunstdünger gehen! Bio-Landbau erzeugt viel zu wenig und benötigt deshalb wesentlich größere Anbauflächen! Woher sollen die kommen? Wald abholzen? - Und woher soll der organische Dünger kommen wenn es kaum noch Tierhaltung gibt?

....sollten die "konventionell vergifteten Lebensmittel" durch ökologisch angebaute
ersetzt werden. Dafür müssen keine neuen Flächen geräumt werden, sondern genau die Trecker-Demonstranten und ihre Brüder im Geiste sollten auf biologisch/ökologisch erzeugte Produktion umstellen. Vor 50 Jahren musste das noch kaum jemand. Alles war mehr oder weniger ÖKO- abgesehen von den durch Abgase der Industrie unvermeidbaren Einträge - besonders im Ruhrgebiet.
Pflanzenschutz und Düngung sind auch ohne Gifte aus dem Hause Monsanto/Bayer machbar. Wenn deutsche Bauern adäquate Preise für ihre Produkte - dringend und mit Recht - einfordern, dann müssen die entsprechenden Produkte aus dem Ausland eben teurer werden. Das gilt nicht für Lebensmittel, die hierzulande nicht wachsen.
Heute Morgen fuhr soeben wieder ein Trecker mit Güllefass an mir vorbei aufs Feld: natürlich ohne Schleppschläuche, sondern mit der althergebrachten Prallplatte, die längst out ist. Eine schöne Demo für Ignoranz.-

Weder sind konventionell erzeugte Produkte Objektiv gesehen ungesünder, manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall, noch wäre die Welt mit einer Umstellung auf Öko gerettet. Sie vergessen, dass es vor 50 Jahren noch wesentlich weniger Mäuler zu stopfen gab. Nichtsdestotrotz muss auch die Landwirtschaft ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten. Aber dafür Bedarf es ein gesamtheitliches Konzept mit mutigen Schritten zu geringerem Konsum tierischer Produkte, zum Einsatz neuer Technologien und Rückbesinnung auf gesunde Fruchtfolgegestaltung und Humusaufbau. Das muss aber langfristig angelegte und vernünftig kommuniziert werden. Nur so kann sich der einzelne Landwirt darauf einlassen ohne gleich seine wirtschaftliche Existenz aufs Spiel zu setzen.Und es Bedarf mutiger Reformen bei der Gestaltung der Subventionen, Zöllen und Steuerung des Konsumverhaltens. Aber wann hat die Bundesregierung zuletzt mutige Entscheidungen getroffen? Im Moment werden nur die dringensten Probleme notdürftig geflickt

Petra Führmann | Mi., 27. November 2019 - 10:20

Antwort auf von Martin Reims

Weshalb muss man von 10 Milliarden Menschen ausgehen? Die Überbevölkerung ist in meinen Augen die Ursache vielen Übels, weshalb wird nicht lieber und mit Nachdruck dafür gesorgt, dass diese überproportionale Reproduktion aufhört? Wenn der Mensch nicht von selbst darauf kommt, wird es vielleicht die Natur richten. Wenn es dann überhaupt noch welche gibt. Die Menschen werden mehr, der Boden weniger...

@ Frau Führmann und andere: Mir scheint, Sie stehen in der 6 stufigen Reaktionsstufe des Veränderungsmanagements noch auf Stufe 2 (Protest und Widerstand). Dies ist nichts außergewöhnliches; ich fürchte nur uns als Gesellschaft bzw. Menschheit bleibt nicht genug Zeit, beim Durchlaufen dieser notwendigen Veränderungen unsere eigenen Befindlichkeiten zu pflegen.

Oleg | Mi., 27. November 2019 - 18:45

Antwort auf von Martin Reims

Gemeint ist hier ja wohl die intensive und nicht die extensive Landwirtschaft - oder habe ich da was falsch verstanden?

Martina Wiegand | Do., 28. November 2019 - 11:05

Antwort auf von Martin Reims

Dass der "Klimawandel durch deutsche Landwirtschaft verscchäft wird", ist kein Fakt, sondern eine aktuell allgemein akzeptierte Behauptung. Da gegenteiige wissenschaftliche Meinungen zum Teil mit Gewalt unterdrückt werden und die Presse einseitig darüber berichtet, ist hier die Faktenlage nicht klar.
Was aber unbestritten ist, ist der Mangel an Fachkenntnis in allen politischen Ministerien und eine zwaghafte Orientierung an schlecht durchdachten und mangelhaften BWL Dogmen, die die gesamt Wirtschaft belasten und zerstören. Diese Regierung ist auch im Bereich der Landwirtschaft - geollt oder einfach auf Inkompetenz beruhend - eine inkompetente Zumutung für die Bevölkerung.

Eine menschenrechtsbesessene Gesellschaft(aus Dilettanten, Fantasten und Wunschdenkern) vernichtet Existenzen im eignen Land bzw. erschwert deren Überleben.
Die Aufgabe der Menschenrechte besteht auch darin, Mehrstimmigkeit im Land zu bewahren und nicht Politik über die Köpfe der Betroffenen zu machen.
Die Menschen vor Ort haben in der Regel bessere Ideen, als reine Schreibtischtäter.

Bernd Muhlack | Di., 26. November 2019 - 17:49

Ich stehe mal wieder im Kaufland vor dem Tiefkühlregal und grüble.
Also nehme ich jetzt das Straußensteak aus Südafrika oder doch den Alligator-Gulasch aus Australien.
Neulich hatte ich Chamäleon-Schenkel aus Brasilien; da muss man beim Braten gaaanz vorsichtig sein, exactement au point!
Und so eine Billig-Prol-Pfanne geht schon gar nicht!
Ja, ich habe (inzwischen) sehr viel Verständnis für solche Proteste. Giga-Unternehmer wie Uli Hoeneß oder Clemens Tönnies sind dort natürlich nicht vertreten, das sind global player.

Und dann Julia Glöckner! Sie macht einen auf Kumpel und das ominöse WIR!
Ein Crash-Kurs bei Norbert Blüm?
"Mensch Leute, so geht es doch nun wirklich nicht! Lasst uns das zusammen machen, die Ärmel hochkrempeln, anpacken, gell?"

Ich las einmal den genialen Spruch: "Norbert Blüm ist die Inkarnation des Geruchs von Altöl und Handwaschpaste." AAA+++
Der alte Opelianer und Doktor der Theologie.

Übrigens entschied ich mich für 2 Rinderrouladen, beim Metzger um die Ecke!

...dass es bei Ihnen noch einen Metzger um die Ecke gibt. Unserer hat neulich aufgegeben. Eu-Vorgaben bzgl. Schlachthaus und Hygiene bringen weitere dazu zu schließen. Die Regionalität bleibt auf der Strecke. Die Masse der Verbraucher setzt auf die Kühlregale im Discounter. Nur wenige interessieren sich für die Transportwege. Aber Klimaschutz steht verbal ganz oben. Die Ernährung der Weltbevölkerung wird aber kaum durch immer mehr agrarischen Flächenverbrauch gelingen. Flächen sind nicht beliebig vermehrbar und die Erträge darauf sinken, wenn ökologisch gewirtschaftet wird, was wünschenswert ist. Bleibt nur die Reduzierung der Weltbevölkerung.

Tomas Poth | Di., 26. November 2019 - 18:03

Wie hier beschrieben, wird die Tüchtigkeit unserer Landwirte bestraft, man wirft ihnen Knüppel zwischen die Beine, damit Auslandsprodukte mit niedrigeren Standards hier vermarktet werden können.
Dazu fällt mir der Amtseid ein:
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe. “

Michaela Diederichs | Di., 26. November 2019 - 18:04

Dank an Herrn Marguier, dass er die Bauern zu Wort kommen lässt. Die NGO´s treiben die Politiker vor sich her. Den Eindruck habe ich inzwischen auch. Und es geht quer durch alle Lebensbereiche.

Kurt Walther | Di., 26. November 2019 - 18:19

Richtig so, dass Alexander Marguier im"Cicero" auch die Bauern einmal zu Worte kommen lässt. Wenn ich früher von Bauernprotesten hörte bzw. sie im TV sah, dann waren es die französischen Landwirte, die Frankreichs gesamte Infrastruktur zeitweise lahm legten. Den Franzosen ging es aber meist um mehr EU-Geld - gezahlt vor allem von den Deutschen.
Nun demonstrieren deutsche Landwirte mit ihrem Gerät in Berlin gegen das innerhalb der deutschen Regierung ausgehandelte Agrar-Paket und die damit verbundenen neuen Umweltschutzauflagen, die nach Meinung der Bauern viel zu weit gehen und zu sehr die Sonderinteressen von NGOS wahrnehmen, anstatt auch die Interessen der Landwirte zu berücksichtigen.
Ich halte die Standpunkte der drei zit. Landwirte für durchaus berechtigt. Es gibt aber auch fragwürdige Entwicklungen: Muss D wirklich Schweinefleischexporteur, Futter aus USA (Soja) importiert, sein? Man denke an die dabei anfallende Masse von Gülle. Wohin mit der Gülle?

Volker | Di., 26. November 2019 - 18:40

Dann sollen Vorschläge auf den Tisch wie man anders die Nitratwerte im Grundwasser relevant senkt.
Weg muss das Zeug.

Ingo frank | Di., 26. November 2019 - 18:55

In den 60 ziger Jahren wagen die Ausgaben für Lebensmittel etwa 40 % des verfügbaren Einkommens. Heute sind das nur 15%!
Was will ich damit sagen? Es ist einfach so, dass die Lebensmittelpreise einfach zu niedrig sind. Ich bin der Meinung, würden die Subventionen der EU für die Landwirtschaft gestrichen würde die Landwirtschaft in Europa sterben. Dazu kommen die Agrarimporte aus Billiglohnländern. Ich kann die Proteste der Landwirte verstehen und hoffe die Demonstrationen haben Erfolg.

Tomas Poth | Mi., 27. November 2019 - 12:47

Antwort auf von Ingo frank

wären die Lebensmittelpreise im Vergleich so hoch wie früher bliebe heute kein Geld für Kleidung und Wohnung.
Man darf das eine nicht vom anderen losgelöst betrachten. Will man höhere Kosten für Agrarprodukte ermöglichen müssen die Kosten für Wohnung, Mobilität und anderes gesenkt werden oder die Einkommen um den Betrag der Kostensteigerung für Agrarprodukte erhöhen.

Hans Jürgen Wienroth | Di., 26. November 2019 - 19:23

Die Politiker in unserem Land wissen besser als alle anderen, wie gutes Wirtschaften funktioniert. Sie haben aus den Fehlern des sozialistischen Deutschlands gelernt und meinen, diese nicht zu wiederholen. Gleichzeitig müssen die Herausforderungen des Umweltschutzes gemeistert werden. Die Überproduktion von Lebensmitteln, die zur Wegwerfgesellschaft führt, muss abgeschafft werden. Umweltschutz steht über dem Gewinnstreben von Unternehmen, zu denen auch die Landwirte gehören. Dass ist die neue „Wendegesellschaft“. Wer das nicht unterstützt ist der neue Feind. Der wird vorsorglich schon an den Pranger gestellt.
Statt Lebensmittel schaffen die Politiker „Felder für Insekten“, die eine Etage höher von den Windrädern gleich wieder geschreddert werden. Lebensmittel können billiger importiert werden.
Sie kämpfen um Bäume, um dann den Wald für den Transport der Windräder abzuholzen. Der Lebensraum seltener Vogelbestände wird gleich mit abgeholzt. Ist das unser neues Bewahren der Schöpfung?

Christa Wallau | Di., 26. November 2019 - 19:33

Schon seit 70 Jahren entscheiden die Bauern in Deutschland nicht mehr darüber, wie sie ihren lebenswichtigen Beruf ausüben. Sie wurden schon in den ersten Jahren der EG zu Subventionsempfängern degradiert, denen die Politik die Agenda vorschrieb.
Alles, was sich seitdem auf dem Agrarsektor abgespielt hat, gründete in politischen Entscheidungen, die in Brüssel fielen. Ausgerechnet also jetzt die Bauern zu Sündenböcken für eine total verfehlte Agrar- und Ernährungspolitik bzw. deren schädlichen Auswirkungen zu machen, ist eine Unverschämtheit. Ich freue mich, daß die deutschen Bauern sind endlich (!) ihrer einstigen Würde besinnen und in Berlin Tacheles reden. Es wurde höchste Zeit!
Weiß übrigens überhaupt noch jemand, welch
große körperliche u. logistische Leistung es darstellt, einen Hof zu führen? Es ist ein Tag- und Nacht-Unternehmen. Jeder Bauer trägt zudem das finanzielle Risiko für seinen Betrieb selbst, obwohl er nicht über die Produktionsbedingungen entscheiden darf.

Horst Weber | Di., 26. November 2019 - 19:34

...Befragte aus Reihen der Trecker-Armee wollen natürlich nichts an ihrem Verhalten ändern: sei es das überdosierte Ausbringen von Gülle mit den Folgen der Grundwasservergiftung, sei es der Verzicht auf Glyphosat zum Totspritzen sogenannten "Unkrauts", aber auch von Tieren und Insekten. Ebenso wenig wollen sie ihre Massentierhaltung missen, wollen aber für Getreide-Überproduktion, aber auch Mangelernten Subventionen einstreichen. Bauern der sogenannten "Konventionellen Landwirtschaft" kämpfen nicht für vernünftige Preise ihrer Produkte, sondern für Subventionen. Massenviehhaltung, riesige Anbauflächen mit Monokulturen - , Verdichtung der Böden durch monströse Erntefahrzeuge. Abkehr von Nachhaltiger Wirtschaftsweise und ein bäuerliches "Weiter So" - möglichst ohne Kontrolle.
Die Trecker-Armee hat nicht begriffen worum es heute gehen muss. Sie belächeln Ökobauern.
Wo bleibt die Gegendemonstration der biologisch einkaufenden Lebensmittelkunden ???

Herr Weber, müssen Sie (u.a.) einbeziehen, dass mit Bio allein die wachsende Bevölkerung nicht ernährt werden kann.

Eine Frage speziell an Sie habe ich dennoch. Haben Sie jemals in Ihrem Leben einen Kohlkopf gepflanzt oder einen Baum? Vermutlich eher nicht. Ebensowenig wie die meisten der biologisch einkaufenden Lebensmittelkunden. Meine Erfahrung besagt, dass die nur das Gemüse und Obst kaufen möchten, das wie gemalt aussieht, nicht aber Produkte, die ohne Chemie kultiviert wurden. Das sieht nämlich alles andere als schön aus. Ich bin übrigens nahezu Gemüse-Selbstversorger und spreche aus Erfahrung

Nach über 30 Jahren Obst,-und Gemüseanbau (im kleinen Rahmen) und nach ebenso langer Kompetenz beim Einkauf von biologisch erzeugten Lebensmitteln, ökologischer Tierzucht weiß ich, was richtig, möglich und für jeden machbar ist, wenn es um die Verwendung von weitgehend ungiftigen Pflanzenprodukten, oder um die drastisch notwendige Reduzierung des Fleischkonsums geht. Im TV gibt es dazu diverse Sendungen zusätzlich. Björn Freitag, Sternekoch (bei Schalke 04) führt regelmäßig vor, wie man mit frischen, sauberen Zutaten - preisgünstig - leckeres Essen herstellen kann. Und nicht nur er.- Die Ignoranz vieler Zeitgenossen, die zwar behaupten, nur das Billigste von allem kaufen zu können - ist oft vergesellschaftet mit dem Kauf riesiger Mengen an Süßigkeiten für die schon übergewichtigen Kleinkinder und für den Einkauf von Zigaretten.
Wer biologisch erzeugte Lebensmittel mit konventionellen verglichen hat, muss schon die Nase zuhalten, um die Unterschiede nicht zu schmecken. Bauern stört`s.-

können Sie zumindest jeden Freitag bei FFF erleben. Denn da demonstriert die kleine und große Bionade.
Auch mit Ihrer Behauptung, dass die konventionellen Landwirtschaft lediglich für Subventionen, Massenviehhaltung, riesige Anbauflächen mit Monokulturen etc. kämpft, sollten Sie sehr vorsichtig sein. Das sind unhaltbare Unterstellungen und Pauschalisierungen. Haben Sie überhaupt schon einmal in der Landwirtschaft gearbeitet? So richtig auf dem Feld bei Regen, Wind und Sonnenschein geschuftet? Meinen Sie in der Tat, dass man durch die Nutzung herkömmlicher Methoden wie zu Großmutters Zeiten, die man heute BIO nennt, die wachsende Bevölkerung versorgen kann? Was die Bodenverdichtung durch Erntemaschinen anbelangt, wäre es hilfreich, sich einmal mit der Errichtung von Windkraftanlagen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und Wäldern zu beschäftigen. Meine Eltern waren im Übrigen zum großen Teil Selbstversorger und ich weiß wovon ich rede.

...wir wohnten 30 Jahre im sogenannten "Güllegürtel" zwischen Vechta und Osnabrück. Dort finden sie, wovon ich schreibe. Qualhaltung von sogenannten Nutztieren - egal ob Massenhaltung von Hühnern, Rindern, Schweinen.
Dort sind die Hochburgen des unvernünftigen Übermasses zu besichtigen (wenn ein Kamerateam heimlich fllmt). Dort sind die Grundwasser mit Nitrit verseucht, die angrenzenden Flüsse und Seen ebenso ( Hase Hunte, Dümmer See...)
Haben Sie sich schon mal dort im Urlaub getummelt ? Die Region ist eine für meine Kritik typische. Daneben gibt es auch Klein,-und mittelgroße Betriebe weiter südlich - aber meine Pauschalierung entspricht der Kritik der Trecker-Armee. Sahen sie die Riesenschläge in Meckpom ? Da blüht nichts, keine Biene summt.-
Holländer exportieren ihre Unmengen an Gülle in die angrenzenden deutschen Regionen, wo sie - häufig noch sehr unkontrolliert aufgebracht werden. Mein Sohn ist Wasserschutzbeuftragter für Niedersachsen gewesen. Der kann ein Lied singen.-

Wolf-Dieter Hohe | Mi., 27. November 2019 - 12:22

und die "oberste GrenzenPriorität" hat die hemmungslose Vermehrung des Menschen.
Solange
a) da und dort Verhütung verboten oder nicht bekannt -gemacht - wird
b) trotz zwei schon verhungerte Kinder die Mutter sich drei bis...weitere "zufügen" lässt, lassen muss
fährt die Menschheit immer schneller Richtung Wand und nimmt alle sonstigen Bewohner dieses Planeten mit sich.

Exakt.
Mit Bibelinhalten wie "Macht euch die Erde untertan" und "Seid fruchtbar und mehret euch" wird in den Kirchen immer noch Politik gemacht. Obwohl die Urschrift Jahrtausende zurückliegt, eine Zeit, im Vergleich zu heute, in der es nahezu menschenleer auf unserem Planeten einherging.