Meyers Nachruf auf... - ...die Volksparteien

Der Schweizer Journalist, Medienberater und Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer spricht mit Cicero-Redakteur Alexander Kissler über den desolaten Zustand der sogenannten Volksparteien und die Absurdität der Debatte

Frank A. Meyer hält den Begriff Volkspartei für problematisch.

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Romuald Veselic | Sa., 9. November 2019 - 09:56

SED, Die Linke bis zum Pol Pot oder Kim Jong-un, die zur Gottheit erhoben wurden. Da das klassische Proletariat Marxscher Prägung in Dt. + EU nicht mehr existiert, glauben diese Parteien, in Migranten ihr Ersatzproletariat gefunden zu haben. Mit dem Nachteil, dass diese "Proletarier" nicht selten Analphabeten sind, und nie was von Marx, über Lenin/Stalin/Mao bis Erich Honecker hörten.
Die Parteien der Mitte sind Windsack-Parteien und Meister der Verstellung und Beliebigkeit.
Und die rechten Parteien bis Ultrarechten, tun alles verkehrt, was die Linken so gerne tun würden. Ein klarer Antagonismus nach Plus-Minus-Prinzip.
Das Wort Elite ist nur anderer Begriff für Dekadenz, Borniertheit, Arroganz und Besserwisserei, sowie Kastendenkweise. Sie handeln nach dem Ablass-Prinzip der mittelalterlichen Kirche, indem sie meinen, durchs Geld und Spenden für dies und jenes etwas Gutes zu tun, Hauptsache die Almosennehmer werden dadurch weit weg von ihren Domizilen abgehalten.

gerhard hellriegel | Sa., 9. November 2019 - 10:23

Grundgesetz Artikel 30.1: "Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages" ... "sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen."
Das wort zum sonntag oder? Die idee, parteien seien interessenvertretungen, ist selbst entpolitisiert. Nach dem GG sind die abgeordneten eben weder partei- noch interessenvertreter. Aber natürlich ist richtig, dass die praxis ganz anders aussieht, gemeinwohlorientierung ist geradezu weltfremd. Diese beschränkung auf interessen verweist auf eine tiefliegende spaltung in der gesellschaft. Und sie verweist auf die vereinnahmung der politik durch die ökonomie. Selbstverständlich ist damit gemeinwohl noch nicht inhaltlich bestimmt. Und hier ist der ort der parteien: verschiedene auffassungen von gemeinwohl zu transportieren. Deswegen müssen die interessen immer durch gemeinwohlargumente getarnt werden. Die fdp hat einmal den fehler gemacht, das zu unterlassen (moevenpick), bekam ihr gar nicht gut.

Helmut Bachmann | Sa., 9. November 2019 - 12:00

Sind die Untertitel wirklich notwendig? Wer keine Freude am schweizer Deutsch hat, könnte ja das Interview als Text lesen. Mich stört der Untertitel beim Genießen.

Brigitte Miller | Sa., 9. November 2019 - 18:46

Antwort auf von Helmut Bachmann

Herr Bachmann
auch wenn wir Schweizer , von Ausnahmen abgesehen, ziemlich ungeschickt Hochdeutsch sprechen, was Herr Meyer spricht, ist Hochdeutsch und nicht Schweizerdeutsch. ?

Jacqueline Gafner | So., 10. November 2019 - 16:55

Antwort auf von Helmut Bachmann

Herr Bachmann, was Sie dafür zu halten scheinen, ist sogenanntes Hoch- oder auch Schriftdeutsch, wie man dazu in der Schweiz sagt, gesprochen mit einem unverkennbar deutschschweizerischen Akzent. Was es gibt, ist eine Vielzahl von ziemlich unterschiedlich klingenden Dialekten, die Schweizer problemlos einen bestimmten Kanton (Gliedstaat der Eidgenossenschaft) zuordnen können und da nicht selten auch noch einer bestimmten Teilregion oder Stadt. Da verstehen die meisten Nicht-Schweizer deutscher Zunge dann effektiv nicht mehr allzu viel auf Anhieb, denn dass ein "Müntschi" die berndeutsche Version eines hochdeutschen Kusses ist, oder mit einem "Mürgu" - je nach Kontext - ein Brotanschnitt oder aber ein verschlossen-mürrischer Mann gemeint sein kann, erschliesst nicht einem nicht ohne weiteres. - Die Untertitel dürften vorliegend weit eher ein Service für Leute sein, deren Gehör beeinträchtigt ist ... :)

so ist es. Das aber weiß man erst, wenn man selbst betroffen ist. Normalerweise kann man Untertitel ja wahlweise dazuschalten; im Fernsehen bin ich froh, diese Möglichkeit zu haben, da viele Leute für mich sehr undeutlich sprechen. Es strengt zwar an, sowohl Bild als auch Text wahrzunehmen, aber wenn man nichts versteht, macht es auch keinen Spaß. Das Alter... es kann schneller kommen, als man denkt.

Kurt Walther | Sa., 9. November 2019 - 13:45

Frank A. Meyer sagt es deutlich, dass in unserer Gesellschaft betreffs inneren Frieden zunehmend kulturelle Aspekte bzw. Unterschiede eine Rolle spielen. Aus Sicht der Linken waren es immer die ökonomischen Verhältnisse, der Unterschied von Kapital und Arbeit, den es zu bekämpfen gilt. Kulturelle Aspekte rücken jedoch angesichts der Politik der offenen Grenzen und der damit einhergehenden Masseneinwanderung kulturfremder Menschen - überwiegend Dritte-Welt-Armut - immer mehr in den Mittelpunkt. Wem oder was stört Otto Normalverbraucher wohl am meisten? Der Multi-Milionär in der abseits gelegenen Villa mit den teuren Luxus- Autos? Oder ist es eher die Nacht durch feiernde Großfamilie in der Wohnung dicht nebenan? Vielleicht fliegt dort auch noch der Müll aus dem Fenster auf die Straße oder ins Treppenhaus. Hier findet vorrangig Kulturkampf statt, Das hat mit Rassismus absolut nichts zu tun. Linke und Linksliberale sollten vor den nächsten Wahlen mehr darüber nachdenken.

mittlerweile auch Kulturkampf, der wurde den Linken vom Kapital überlassen.
Hier dürfen diese sich aufblähen und die Arbeiterklasse international gegen einander antreten lassen. Die Migration ist das Beispiel dazu, wie im unterer Arbeitssektor die gering qualifizierten gegen einander ausgespielt werden. Darauf ist die Linke bereitwillig eingegangen.

Jürgen Keil | Sa., 9. November 2019 - 16:25

Ihre Wahl des Begriffes "radikal", Herr Meyer, ist gewagt. Ich denke, das haben Sie, nachdem Sie es ausgesprochen haben, auch bemerkt. Also unser Verfassungsschutz und seine Richtungsweiser pflegen diesen Ausdruck anders zu verstehen als Sie es hier meinten. Aber Sie haben recht. Ich kann Ihren Überlegungen gut folgen. Man muss und kann sicher nicht jede gesellschaftliche Sachfrage einem Volksentscheid unterwerfen. Aber es gibt Probleme, die eine große Mehrheit der Bürger bewegen und für die man keinen Hochschulabschluss, sondern nur gesunden Menschenverstand braucht, um sie im Volksentscheid zu behandeln. Also der Begriff Volkspartei ist für mich immer nur ein selbstgefälliger politischer Adelstitel gewesen. Ich habe ihn nie ernst genommen. Aber was Sie zur Politisierung der Bürger sagen; AFD hin oder her, seit es sie gibt, die AFD, hat die Politisierung der Bevölkerung in Deutschland zugenommen. Das ist gut!

heisst in der Romandie (französischsprachiger Teil der Schweiz) offiziell "PLR.Les Libéraux-Radicaux", Herr Keil, "radikal" hat da mehr Facetten als in Deutschland und ist durchaus nicht a priori negativ besetzt. Auch erstaunt mich als Schweizer Freisinnige immer wieder, wie reserviert man sich in Deutschland zur Möglichkeit von Volksentscheiden äussert. Weshalb sollte man denn, sieht man von Effizienz-Überlegungen ab, nicht jede gesellschaftliche Sachfrage einem Volksentscheid unterwerfen können? Die sogenannten Volksvertreter/-innen fallen schliesslich nicht vom Himmel herab, sondern entstammen demselben Volk, dessen Interessen sie in Parlamenten und Regierungen aller Stufen vertreten sollen, oder nicht?

Wieder etwas dazu gelernt Frau Gafner. Danke! Zu Volksentscheiden: sicher habe ich mich etwas mißverständlich ausgedrückt. Also ich denke, es gibt Themen oder Problemstellungen, die vielleicht zwar viele Bürger interessieren, aber für deren Lösung doch spezielle Fachkenntnisse erforderlich wären. Ich denke da zum Beispiel an spezielle außenpolitische Themen oder Fragen aus dem Wissenschaftsbereich. Volksentscheide verursachen ja auch einen gewissen Aufwand. Na ja, Ihr Schweizer habt da mehr Erfahrungen. Aber für Volksentscheide möchte ich schon votieren.

Christa Wallau | Sa., 9. November 2019 - 20:34

das, was Sie zu recht einfordern und was die
Medien n i c h t leisten, nämlich eine "rabiate und radikale" (Ihre Worte) Auseinandersetzung mit Problemen, genau das leistet die neue Partei in Deutschland, die AfD.

Man mag zu ihr stehen, wie man will, aber diesen
Erfolg (= Gewinn für die demokratische Kultur) kann ihr niemand absprechen: Sie hat die eingeschlafenen Demokraten in Deutschland brutal aus dem Tiefschlaf herauskatapultiert.
Schauen SIe sich die Debatten im Bundestag an: Sobald jemand von der AfD redet, gibt es nur noch heftige Reaktionen, die entweder aus Schreien, lautem Schimpfen, versteinerten Mienen, Gelächter, ostentativer Beschäftigen mit anderen Dingen o. ä. bestehen. Jedenfalls lassen diese Reden n i e m a n d e n kalt, weil sie Tatsachen
benennen, die sonst nicht auf den Tisch kommen,
unangenehme Dinge, die man lieber nicht ansprechen möchte.

Richtig beobachtet von Ihnen: Die SPD hat es mit dem Migrationsthema genau s o gemacht. Sie hat es totgeschwiegen.

Tomas Poth | So., 10. November 2019 - 17:30

Antwort auf von Christa Wallau

Erst wenn die Altparteien zusammen keine Koalitions-Regierung mehr bilden können, erst dann werden auch die wirklich drängenden Fragen behandelt. Solange das nicht der Fall ist werden diese ausweichen.
Um die wichtigen Fragen, Migration, EU-Ziele, Euro, mehr Demokratie, Klimadiskurs usw. kontrovers aufs Trapez zu bringen muss die AfD auf 30% bundesweit anwachsen.
Das muss das Ziel der AfD sein wenn sie etwas für die Nation tun und erreichen will.

Heidemarie Heim | Mo., 11. November 2019 - 17:05

Antwort auf von Tomas Poth

Dazu braucht man oft noch nicht mal unbedingt 30% lieber Herr Poth! Als politische Opposition kann man aktuell aus einem reichen Fundus schöpfen. Einfach mal in der seit Jahren gewachsenen Ablage der Regierungsparteien stöbern. Im Zuge des Grundrenten-Kompromisses wurde nämlich auch die seit 15 Jahren bestehende Abzocke des Staates, genannt doppelte Verbeitragung der Betriebsrenten und der Direktversicherungen der Rentner anscheinend in Angriff genommen. Minister Spahn und Herr Linnemann wurden zunächst explizit und höchstpersönlich von der Kanzlerin und Minister Scholz abgeschmettert. Bei näherer Recherche stieß ich auf eine dahin gehende Anfrage durch die AfD was diesen einmaligen Eingriff in das Bestandsschutzrecht bestehender Verträge in 2004 unter rot-grün und seither fortgeführt betrifft. "Und siehe da, dachte ich, auf einmal sind wir wieder im Geschäft!" Jedoch soll der KV-Abzockbetrag über 10 Jahre nur halbiert werden da sonst Milliarden in der Staatskasse fehlen! MfG

Gerhard Lenz | Mo., 11. November 2019 - 11:48

Antwort auf von Christa Wallau

Wie sonst sollte man eine solche unkritische, lobhudelnde AfD-Schwärmerei erklären? Tatsache ist nun mal: Zwei Drittel der Deutschen lehnen die AfD als Partei ab - mit dem Vorwurf des Extremismus. AfD-Aktivität beschränkt sich auf einige wenige Themen, im Vordergrund - natürlich - die Migrationspolitik, gefolgt von Euro, GEZ, Energiekrise und ÖR....und dann? Fehlanzeige. Keine Wirtschaftspolitik, keine Sozialpolitik, keine Rentenvorschläge...
Kurz, die AfD, eine Partei, die man nach richterlichen Beschlüssen (auch) als antisemitisch und rechtsextremistisch bezeichnen darf, mit Politikern, die auch als faschistisch genannt werden dürfen, haben sicherlich Bewegung in die Parlamente gebracht - nur eben nicht im positiven Sinn. Eine solche Partei bereichert die Demokratie nicht, sie gefährdet sie. Was auch der Verfassungsschutz zunehmend so zu sehen scheint.

Heidemarie Heim | So., 10. November 2019 - 17:15

Sie tun`s nicht nur nicht, sie verweigern und unterbinden schlichtweg die Debatte darüber!
Und sind gemeinsam mit der Mehrheit aller Parteien sowie dem Großteil der veröffentlichenden Medien überein gekommen, das Verstöße jeglicher Art dagegen als undemokratisch zu geißeln sind. Es ist in der Tat absurd, das man jahrzehntelange eigene Mitglieder und Wähler das demokratische Verständnis und Sein abspricht, die es wagen unsere Gesetze bzw. Handlungen in der Politik
zu hinterfragen oder Kritik zu üben. Die Schadensbilanz ist für die "Volksparteien" zwar verheerend, hindert sie scheinbar aber nicht weiter diese Ausgrenzung zu betreiben. Bei uns muss es halt ganz dunkel werden.....MfG

Ernst-Günther Konrad | So., 10. November 2019 - 19:44

klipp und klar, leicht verständlich, inhaltlich nachvollziehbar, mit vielen Denkanstößen und durchaus logischen Schlussfolgerungen.
Ein weiteres Glanzstück Herr Meyer.
Eigentlich Pflichtprogramm für jeden politisch denkenden Menschen. Und was die Folgen des Verlustes der politischen Mitte anbetrifft, schließe ich mich Frau Wallau an.

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