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Es gebe keine Alternative, sagt die Grüne Jugend / picture alliance

Grüne Jugend - Sozialismus rettet das Klima nicht

Die Nachwuchsorganisation der Grünen sieht sich als linke Avantgarde. Auf ihrem Bundeskongress in Gelsenkirchen wurde deutlich: Wer wie die Grüne Jugend für den Sozialismus schwärmt, braucht einen starken Staat und drakonische Eingriffe in die Freiheitsrechte des einzelnen

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Da hat der Kapitalismus noch einmal Glück gehabt: Erst soll das Patriarchat und danach erst der Kapitalismus zerstört werden. Gab nun die neue Bundessprecherin der Grünen Jugend bekannt, Anna Peters aus Freiburg, Jahrgang 1996. Andere Redner auf dem Gelsenkirchen Bundeskongress der Nachwuchsgrünen waren weniger konziliant. Das doppelte Zerstörungswerk solle besser in einem Aufwasch erledigt werden. Die Menschheit stehe am Abgrund, der Planet müsse gerettet werden, da dürfe man nicht zimperlich sein. Eine junge Frau aus Hamburg jubilierte, „auf den Kapitalismus kann endlich was Anderes folgen“. Dann klappe das auch mit der „Weltveränderung“. Die Jungen Grünen, soviel steht fest, wollen nicht bürgerlich sein und nicht Mitte. Sie sehen sich als radikal linke Kampftruppe für eine sozialistisch „befreite Gesellschaft“.

Marx, Lenin, Trotzki hätten es mit Wohlgefallen gehört. Was aber mag im Kopf des grünen Vorsitzenden Robert Habeck, Jahrgang 1969, vorgegangen sein, als er die Gelsenkirchener Kampfansagen hörte? Oder hatte der flauschige Schöngeist Besseres zu tun? Das wäre schade, denn Erhellenderes hatte das vergangene Wochenende nicht zu bieten als diesen 53. Bundeskongress der Grünen Jugend unter dem Motto „Die Tage des Patriarchats sind gezählt“. Was wie eine Kampfansage an den Islam klang, entpuppte sich als Losung zur Bündelung der Kohorte. Die Grüne Jugend lebt in einem Land, in dem „Frauen (…) noch immer Menschen zweiter Klasse sind“ (Anna Peters) und nicht über ihren „Uterus entscheiden dürfen“ (Vorstandsmitglied Rahel Kellich).

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Wolfgang Tröbner | Fr., 8. November 2019 - 07:48

Auf den Punkt gebracht. Herr Kissler. Wieviel Spaß man in der sozialistischen Demokratie haben kann, scheint die Grüne Jugend nicht zu wissen. Ein Blick in die Geschichtsbücher könnte da Abhilfe schaffen, falls diese Menschen überhaupt noch Zeit fürs Lesen haben. Ihr Hinweis, Herr Kissler, auf die katastrophalen Umweltbedingungen in Bitterfeld sollte eigentlich reichen, ihnen die Augen bezüglich der Segnungen des Sozialismus zu öffnen. Aber es gibt noch andere Beispiele. Eine Umgestaltung der Landwirtschaft hatte nämlich auch der Genosse Stalin im Sinn, als er in den 1930-iger Jahren die russischen Bauern nach Sibirien umsiedelte. Mit dem Ergebnis, dass mehrere Mio Menschen verhungerten. Und was in einer sozialistischen Demokratie mit den sogen. Intellektuellen (als die sich wahrscheinlich auch die Grüne Jugend begreift) passiert, haben die Roten Khmer eindrucksvoll bewiesen. Das Mindeste, was auch ihnen selbst blühen könnte, wäre, dass sie dann arbeiten müssen und zwar richtig.

Dieter Erkelenz | Fr., 8. November 2019 - 07:48

"Lass' doch der Jugend, der Jugend ihren Lauf, - und in Abwandlung - Rechthaber wachsen immer wieder auf! Tanz' mit der 'Mo', walz' mit der 'Mo' ( nein, nicht nach Schweinau - nach Göttingen)! "

helmut armbruster | Fr., 8. November 2019 - 09:07

es ist das Vorrecht der Jugend das, was sie in ihrem noch kurzen Dasein auf dem Planeten vorfindet, in Frage zu stellen. Akzeptieren, was man vorfindet kommt nicht in Frage, schließlich hat man ja Ideen und den Willen zur Veränderung und das Recht zu verändern natürlich auch.
Die Jugend glaubt eben noch an Ideale. Und das ist ja nicht eigentlich schlecht.
Unangenehm sind nur die Methoden, mit denen diese Verbesserungen erreicht/erkämpft werden sollen. Da greift man zu Verboten, Unterdrückung, Abschaffung der Freiheit, Zwangsverwaltung und was es davon sonst noch gibt.
Unangenehm ist auch die absolute Rechthaberei. Wozu andere Meinungen zur Kenntnis nehmen, wenn man von vornherein im Recht ist?
Aber keine Sorge, die Wortführer dieser Jugend sind wir Kometen. Sie verglühen, wenn sie eintauchen in die Atmosphäre des Pragmatismus und des täglichen Klein-klein. Ideen brauchen Höhenluft, in normaler Atmosphäre lösen sie sich gewöhnlich auf.

Christa Wallau | Fr., 8. November 2019 - 11:39

Antwort auf von helmut armbruster

Ich bin davon nicht überzeugt, lieber Herr Armbruster.
Immerhin hat es Stalinismus u. Maoismus r e a l gegeben.
Warum sollte sich "grüner" Radikalismus nicht auch
verwirklichen können?
Es muß nur genügend Agitation u. Propaganda betrieben werden,
(was ja heute bereits geschieht), dann wirkt diese Geisteskrankheit
ansteckend.
Den verwöhnten jungen Leute unserer Tage fehlt jegliche Erfahrung mit realen
Problemen einfachster Daseinsbewältigung. Sie haben nie unmittelbar
lebensbedrohlichen Situationen erlebt, in denen sie sich beweisen mußten.
Also schwärmen sie stattdessen von einer Welt des geheilten Klimas, die s i e herstellen müssen - und zwar mit allen Mitteln (Verbote/Zwangsmaßnahmen). Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie in der UdSSR und in China Millionen Tote durch Vernichtung freier Bauern bzw. Intellektueller für verrückte Ideologien in Kauf genommen wurden, könnte schlimmstenfalls Ähnliches in D durch "Grüne" geschehen.
(Ganz ehrlich: Mir wären Marsmännchen lieber ... )

Während Sie und Ihre Mitstreiter sich hier in - Pardon: lächerlichen Phantasien über links-grün-öko-faschistisch-stalinistisch-maoistische Umerziehungs-, Arbeits- und Vernichtungslager ergehen, tragen Behörden, Wissenschaftler und Journalisten immer mehr belastendes Material über nicht wenige Ihrer Parteifreunde zusammen, die kaum einen Zweifel an ihrer rechtsextremistischen Gesinnung zulassen. Vielleicht sollten Sie erst einmal nachdenken, bevor Sie pauschal über "die verwöhnte Jugend" lamentieren, die noch nie "lebensbedrohliche Situationen" überstehen musste. Sie haben Nerven, so etwas zu schreiben - fünf Monate nach Kassel, vier Wochen nach Halle und sieben Tage nach Bekanntwerden von Todeslisten, auf denen vor allem die Namen grüner Politiker stehen!

Karla Vetter | Fr., 8. November 2019 - 19:36

Antwort auf von helmut armbruster

das mit jedem Tag ein wenig seiner Heilung näher kommt. Beschleunigen könnte den Heilungsprozess eine Einladung zu einem China -oder Nordkoreaaufenthalt .Wobei letzterer eigentlich ein umwelt -und klimatechnischer Vorzeigestaat sein müsste, mangels Industrie.

Jürgen Keil | Fr., 8. November 2019 - 09:50

Wenn ich diese sozialistischen Spinnereien und undemokratischen Forderungen höre, die von Lebensweisheit unbelastet und ohne ökonomischen Hintergrund heraus gejubelt werden, erinnert mich das doch schon ein wenig an die Zeit der Kulturrevolution in China. Auch dort haben engagierte, aber mit roter Seife hirngewaschene junge Leute alles Alte verneint, und die "neue sozialistische Zukunft" herbeizerstört. Auch Maos großer Sprung sollte uns eine historische Lehre dafür sein, welche Folgen es haben kann, wenn man mit Halbwissen und intellektuell schlichten, aber drakonischen Lösungen an komplexe Probleme herangeht. Dreißig Jahre nach einem halben Leben im real existierenden Sozialismus meine Warnung: Bitte keine umwälzenden, gesellschaftlichen Experimente mehr!

Sind die 68er Vorbilder für die Altlinken? Ja, soweit sie ihre Forderungen durchsetzen können. Die "Klimajugend möchte gerne als politisch eigenständige Bewegung wahrgenommen werden. In dieser linken fanatischen Ideologie befinden sich viele GRÜNE als begeisterte Jungsozialisten. Getarnt als Melonen, außen grün und innen rot.

Ihr Umweltkampf gegen wirtschaftliche, schmutzige Investitionen gewährt durch Abschaffung des Kapitalismus ihre Ziele nicht. Schließlich soll die Welt am grünen Wahnsinnswesen genesen.
Unterstützung erhielten die GRÜNEN in den 1970ziger Jahren von den marxistischen
"Berufsrevolutionären" mit einem plötzlichen GRÜNEN Herz, und dem noch heutigen Gedankengut.

Wir leben vegan, unsere Welt gesundet. Wir atmen frische Luft, die Wolken werden grün. Hinter unseren Ohren waren wir schon immer grün und bleiben grün mit rotem Akzent.

Heidemarie Heim | Fr., 8. November 2019 - 12:01

Dieser Begriff erinnerte mich an mein eigenes persönliches Totschlagargument gegenüber westlichen BRD-Marxisten, Leninisten und sonstigen antikapitalistischen Kämpfern,die mich in meinen jüngeren Jahren versuchten zu gewinnen. Jeglicher Versuch der Überzeugung endete abrupt mit der von mir gestellten Frage, warum sie dann noch in diesem für sie unmöglichen Kapitalistenstaat BRD verweilen, dessen Demonstrationsfreiheit, Bildungsfreiheit u.a. weidlich nutzen. Warum sie die ebenfalls unbeschränkte Reisefreiheit, versehen mit einer gut gefüllten Reisekasse durch ihre Kapitalisteneltern und Ludwig-Erhard-Anhängern nicht nutzen, um in ein Land ihrer sozialistischen Träume und Ideologien, z.B. DDR oder noch weiter östlich zu ziehen um ihr Lebensprojekt dort zu verwirklichen. Und mich nicht ganz einfach meinem Schicksal,geboren in einem freien aber vom Kapitalismus verseuchten und dem Untergang geweihten Land überlassen. Also macht Euch auf Ihr Lieben!Das 3. i-Phone bleibt aber hier! MfG

Helmut Bachmann | Fr., 8. November 2019 - 13:32

Wir haben es unter dem Strich nicht mehr mit einer progressiven Linken zu tun, die einen gesunden Gegenpol zur (bei uns nicht mehr vorhandenen)konservativen Rechten bildet, also das Ying zum Yang. Nein, wir haben es mit einer regressiven Linken zu tun und das in des Wortes mehrfacher Bedeutung. Wohlstandskinder, die vor der Verantwortung weglaufen und sich in Träume flüchten, die alle mitzuträumen haben. Daraus erwächst Totalitarismus, Intoleranz und Gewalt. Zurück ins 20.Jahrhundert. Wäre schön, wenn die Grünen und ihre Kanzlerin endlich eine Opposition bekämen.

Jochen Röschmann | Fr., 8. November 2019 - 13:39

Wer eine solche Jugend hat, braucht keine Feinde mehr...

Wilfried Düring | Sa., 9. November 2019 - 15:14

Antwort auf von Jochen Röschmann

Ungebildet, arbeitsscheu und dem Stalinismus treu.

Klaus Peitzmeier | Fr., 8. November 2019 - 15:17

Anfang der 70er Jahre gehörte ich zu den Jusos u war Stamokap Anhänger. Was haben wir Glück gehabt, daß diese Jugend nicht ernst genommen wurde. Wir hassten den Kapitalismus u leugneten die katastrophalen Entwicklungen im sog. Sozialismus. Ohne Rücksicht auf Mensch u Umwelt wurde von der DDR bis nach China Luft u Erde verseucht. Die Folgen sind längst nicht beseitigt u jetzt folgt die nächste Generation u hat scheinbar nichts gelernt. Ich kann nur sagen: Bloß nicht ernst nehmen diese radikalen linken u rechten Jugendorganisationen. Alles Radikale in der Politik ist Mist.

Manfred Sonntag | Fr., 8. November 2019 - 15:23

Herr Kissler, ein KLASSE Beitrag. Beim Lesen hatte ich ein Déjà-vu Erlebnis. Wie überheblich sind denn diese Jungdiktatoren, wenn sie behaupten: 'Endlich und erstmalig soll der Sozialismus dazu dienen, „Teilhabe für alle Menschen“ mit der Rettung „unseres Planeten“ zu verbinden'? Wann begreifen sie denn, dass das System "Sozialismus" nicht funktioniert, noch nie funktioniert hat? Bei den ersten Problemen der Umsetzung wird immer ein rigides Regime aktiviert um das GUTE zu sichern. Egal ob das Frühjahr, Sommer, Herbst, Winter oder Herr Winston Smith ist, alles und jeder wird zum Sündenbock des systemimmanenten Fehlers gemacht. Zur Verschleierung von Mängeln dient "Neusprech, Stufe 1" als pc heute schon.

Gunther Gaida | Fr., 8. November 2019 - 18:01

Das sind die Enkel der 68 er .
Es wiederholt sich.Aufgewachsen in gutsitiuierten
Verhältnissen,Universität bis Mitte 30 ohne Abschluß.
Erbrachte Leistung Null,wenn man ASTA Sitzungen abzieht.
Andere (Performer) zahlen dann seit Jahren in das Sozialsystem ein.
Aber die sind ja auch nicht intellktuell.lol

Juliane Krah | Fr., 8. November 2019 - 21:08

für alle, die meinen, Sozialismus sei die Lösung.
Herrlicher Konter, Herr Kissler. Obwohl es so traurig und beängstigend ist, musste ich laut lachen. Hoffentlich kommt die Gesellschaft noch zu Verstand, sonst muss man übers Auswandern nachdenken. Da hilft nur weiter Gegenhalten in öffentlichen Diskussionen, und zwar von jedem einzelnen von uns, die ihrer Kritik zustimmen.

Christoph Kuhlmann | So., 10. November 2019 - 01:01

abtun. Seit 2015 kann man nicht mehr sicher sein, dass eine CDU Kanzlerin auf den Zug aufspringt und das in einer einsamen Entscheidung eins zu eins umsetzt. Bei dem Kadavergehorsam in dieser Partei und dem von der Gesäßgeographie geprägtem Denken anderer Parteien, kann es dann ein Jahrzehnt dauern, bis die Mehrheit mitbekommt, dass hier linksaußen Politik gemacht wird.

Hans Krüger | So., 10. November 2019 - 17:08

Dieser Artikel hat mich das ganze Wochenende beschäftigt. Das sind also die Grünen Hauptamtlichen Politiker von Morgen! Danke für den Einblick in deren Welt ,Herr Kissler. Die Kommentare dazu gefallen auch durchweg. Linksgrüne Ideologien werden dieses Deutschland auch nicht retten und schon gar nicht diese Welt mit all ihren Menschen mit all ihre Wünschen und Hoffnungen auf ein besseres Leben .