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Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit / picture alliance

Was ist konservativ? - Härte, aber kein Hass

Der Konservative hat es nicht leicht. Er will an dem festhalten, was er für richtig hält, weiß aber, dass sich die Welt laufend ändert. Woran man den Konservativen erkennt? Ein Steckbrief

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Aus links-grüner Sicht ist konservativ kein schmückendes Etikett: Wer angeblich längst vergangenen Zeiten nachtrauert, aus Mangel an Phantasie an Traditionen festhält, nicht an eine Multikulti-Idylle glaubt, die Jungen nicht versteht und Schwierigkeiten mit emanzipierten Frauen, gleichgeschlechtlicher Liebe oder Minderheiten hat, der gilt gemeinhin als konservativ. Wobei die Parteien links der Mitte konservativ gern im Sinne von national-konservativ auslegen. Vom National-Konservativen bis zum Nazi ist es dann nicht mehr weit. Die Achtundsechziger und ihre in den Medien stark vertretenen Nachkommen haben da ganze Arbeit geleistet.

Freilich gibt es kein verbindliches „Konservatives Manifest“. Denn der Konservative kennt keine ewigen Wahrheiten, keine in Stein gemeißelten ideologischen Glaubenssätze. Der Konservative ist ein Pragmatiker. Er will an dem festhalten, was er für gut und richtig hält. Aber er weiß, dass die Welt sich laufend ändert. Wenn er Veränderungen für notwendig erachtet, dann kämpft er dafür. Doch bekämpft er die vermeintlich fortschrittliche Einstellung, wonach Veränderungen ein Wert an sich wären. Da halten sich Konservative lieber an die Maxime: If it ain’t broken, don’t fix it. 

Legal, illegal, scheißegal 

Der Konservative schätzt Verlässlichkeit und Klarheit. Deshalb ist er ein Anhänger des Rechtspositivismus. Gesetze kann man, ja muss man aus seiner Sicht bisweilen novellieren. Aber solange sie gelten, sind sie zu respektieren. Der seit den 1968er Jahren im linken Spektrum weit verbreiteten Devise, „legal – illegal – scheißegal“, setzt der Konservative das „Kartoffeltheorem“ seiner Mutter entgegen: Jetzt sind die Kartoffeln auf dem Tisch; jetzt werden sie auch gegessen.

Deshalb hat der Staat einen besonderen Stellenwert. Die staatlichen Instanzen – Legislative, Exekutive, Judikative – setzen Regeln und haben bei der Befolgung von Gesetzen Vorbild zu sein. Der Konservative ist alarmiert, wenn der Staat – wie beim Thema illegaler Zuwanderung – rechtsstaatliche Prinzipien nicht beachtet. Ein Staat, der sich selbst nicht an Recht und Gesetz hält, macht sich zum Gespött; er dankt faktisch ab.

Mehr Markt, weniger Staat 

Konservative hoffen nicht auf den neuen Menschen, wollen niemanden umerziehen. Sie glauben nicht wie Sozialisten, dass der Mensch stets nach dem Wahren, Guten und Schönen strebe, wenn man ihn nur lasse und ihn finanziell entsprechend ausstatte. Der Konservative kennt seinen „alten Adam“, weiß, dass der Mensch fehlbar ist. Auch deshalb ist ein starker Staat eine Voraussetzung für ein geordnetes Miteinander. 

Der pragmatische Konservative vertraut – anders als ein  Ideologe – empirischen Erfahrungen. Beispiele aus aller Welt zeigen, dass die Verbindung von Freiheit und Wohlstand am ehesten gelingt, wenn wirtschaftliche Entscheidungen weitgehend dem Marktmechanismus unterliegen und nicht staatlichen Planvorgaben. Folglich tritt der Konservative ganz nüchtern für mehr Markt und weniger Staat ein. Da ungezügelter Wettbewerb sehr unerfreuliche Folgen haben kann, muss der Staat Leitplanken einziehen, die den Beteiligten Grenzen setzen. Je freier der Wettbewerb, umso wichtiger ist der Staat in seiner Rolle als strenger Schiedsrichter. Doch versteht sich von selbst, dass der Schiedsrichter nicht mitspielen darf. 

Selbständige statt betreute Bürger

Kein Konservativer leugnet, dass wirtschaftlicher Wettbewerb zu sozialen Verwerfungen führen kann. Ebenso wenig, dass manche Menschen aus unterschiedlichen Gründen nicht wettbewerbsfähig sind. Hier kommt Vater Staat ins Spiel. Er muss für sozialen Ausgleich sorgen, muss denen helfen, die zum Beispiel zu alt oder zu krank sind, um für sich selbst zu sorgen. Doch ist der Staat nur „helper of last resort“, er entlässt den Einzelnen nicht aus  seiner Verantwortung. Die staatliche Rund-um-sorglos-Vollkasko-Absicherung, wie sie vielen Linken vorschwebt, ist aus konservativer Sicht nicht nur nicht finanzierbar. Viel schlimmer: Sie unterminiert die Eigeninitiative der Menschen, degradiert die Bürger zu Sozialstaatsuntertanen. 

Generell hat das Leistungsprinzip Vorrang vor staatlicher Betreuung. Es muss deshalb auch an Schulen und Hochschulen gelten. Wer mehr leistet, wer mehr kann und tut, dem soll, nein, dem muss es besser gehen als anderen. Dem Leistungsprinzip beim Erzielen von Einkommen entspricht der Grundsatz des „Sich-Leisten-Könnens“ beim Ausgeben. Deshalb treten Konservative für solide Staatsfinanzen ein. Dass sie sich, wenn sie regieren, nicht immer an dieses Prinzip halten, steht auf einem anderen Blatt.

Fördern und fordern

Wer Leistung bejaht, akzeptiert Unterschiede und neigt folglich nicht zum Neid, der bei vielen Linken Teil ihrer DNA ist. Konservative plädieren bei sozialen Leistungen für eine Bedürfnisprüfung, damit der Fleißige nicht zum Dummen wird. Die Formel „Fördern und Fordern“ stammt zwar von Gerhard Schröder, bringt aber das konservative Sozialstaatsverständnis auf den Punkt.

Konservatismus und Toleranz sind keine Gegensätze. Doch haben Konservative ein pragmatisches Verständnis von Toleranz. Ethnische, religiöse, sexuelle oder andere Minderheiten verdienen Respekt. Doch kennt die Rücksicht auf sie Grenzen. Das Prinzip „Leben und leben lassen“ kann nicht dazu führen, dass die Mehrheit mit Rücksicht auf Minderheiten ihren Lebensstil grundlegend ändern oder Handlungen tolerieren muss, die in anderen Kulturen wurzeln, unseren Wertvorstellungen jedoch zuwiderlaufen.

Gegen Sprech- und Denkverbote

Konservative bekennen sich zu ihrer Nation und ihrer Geschichte, stehen zu den Leistungen früherer Generationen und leugnen nicht von Deutschen begangene Verbrechen. Sie lehnen einen Hurra-Patriotismus, der sich über andere Völker erhebt, ab; sie sind Verfassungspatrioten. Konservative sind überzeugte Europäer, weil sie wissen, dass nur ein geeintes Europa sich gegenüber den Weltmächten behaupten kann. Das Ja zu Europa ist ein Ja zu einem Europa der Vaterländer, nicht zu einem europäischen Einheitsstaat.

Aus konservativer Sicht ist das Grundgesetz die beste deutsche Verfassung aller Zeiten. Die vom ihm verbriefte freiheitlich-demokratische  Grundordnung, von den Achtundsechzigern als „FDGO“ verspottet, ist die Basis unserer freien Gesellschaft. Die parlamentarische Demokratie ziehen Konservative einer plebiszitären  „Volksherrschaft“ auf Bundesebene vor. Das Wissen gewählter Volksvertreter schätzen sie höher als  „Schwarmintelligenz“

Härte, aber kein Hass

Freiheit kann sich nur entfalten, wenn der Staat die Menschen nicht gängelt. Eine freie Gesellschaft muss zugleich gegen Übermachtansprüche von Parteien und Interessengruppen verteidigt werden. Freiheit und Wahlfreiheit sind für den Konservativen zwei Seiten derselben Medaille. Der Staat hat sich in die Lebensgestaltung der Menschen und die Art ihres  Zusammenlebens nicht einzumischen. Aber er hat darauf zu achten, dass Verfassungsgebote wie beispielsweise der besondere Schutz von Ehe und Familie nicht ausgehöhlt werden.

Wer keine ewigen Wahrheiten verteidigt, bejaht offene Debatten, lehnt Sprach- und Denkverbote ab. Erlaubt ist, was sich im verfassungsgemäßen Rahmen bewegt, nicht was von selbst ernannten Gesinnungs- und Sprachpolizisten als politisch-korrekt oder gendergerecht zugelassen wird. Freund-Feind-Denken ist aus konservativer Sicht unvereinbar mit einer pluralistischen Gesellschaft; der politische Wettbewerb kennt Härte, aber keinen Hass. Konflikte müssen sein. Aber am Ende stehen Kompromisse und Koalitionen - wenn möglich, sogar ein Konsens.  

PS. Der Konservative hält am generischen Maskulinum fest und verzichtet auf gendergerechte Wortspielereien.  

konservativ

 

Der Text Hugo Müller-Vogg ist erschienen im Band „konservativ?! – Miniaturen aus Kultur, Politik und Wissenschaft“, Duncker & Humblot, Berlin.

 

 

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gabriele bondzio | So., 3. November 2019 - 10:31

Warum ETWAS in die Tonne klopfen, was bisher gut funktioniert und den Ansprüchen vollauf gerecht wird. Beklagen wir nicht immer stattfindende materielle und kulturelle Verwüstungen in der Neuzeit? Den totalen Verfall der früheren Kultiviertheit, welcher sich im zivilen Umgang mit Andersdenkenden symbolisiert. Dazu muss man nicht einmal irgendwelchen Dystopien nachjagen, um diese Feststellung zu treffen. Die Beschneidung vieler Freiheiten ist eine resultierende Folge. Das Gespür, dass etwas im Argen liegt, ist ja auch bei jungen Menschen (siehe Shell-Jugendstudie) angekommen. Die Eigeninitiative des Menschen, ist doch der Motor der Entwicklung von Gesellschaften, Wissenschaft und Technik. Würgen wir diesen ab (sozialistische Ideen), geht es rückwärts, in frühere Abhängigkeiten. Wollen wir eine moderne Leibeigenschaft?
Selbstverständlich muss jede Toleranz gegenüber Minderheiten Grenzen finden.Es kann nicht sein, dass wir blind werden für Strukturen, die Intoleranz fördern.

Hugo Müller-Vogg favorisiert das vielbeschworene "Leistungsprinzip". Fraglich bleibt in diesem Zusammenhang, was denn diejenigen leisten, die von anderer Leute Arbeit leben?
Also beispielsweise Superreiche mit einem immensen Aktien- und Immobilienkapital, die - bislang jedenfalls - durch Dividenden und Zinserträge reicher und reicher wurden, weil sie über ein "leistungsloses" Einkommen in Millionenhöhe verfügen konnten?
Diese Tatsache wird auch heute weitgehend ausgeblendet. Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erbringen Arbeitsleistungen, deren Gewinnerträge von den Kapitaleigentümern "abgeschöpft" werden. Die Beschäftigten erhalten lediglich Löhne und Gehälter, sind also nicht an den Unternehmensgewinnen beteiligt. Ihre Lohn- und Gehaltskosten werden als Kosten des Produktionsfaktors Arbeit verbucht, und damit hat es sich.
Wie kann jemand also auch heute immer noch von "Leistungsträgern" schreiben, die in Wahrheit - ja das darf ruhig gesagt werden - Schmarotzer sind?

Ich verstehe ihren Einwand durchaus, Frau Walden. Aber selbst unter der Sozialdemokratie gab es hierfür keine praktikable Lösung.
Sonst wäre ihr Stern nicht im Sinken.

Kurt Walther | So., 3. November 2019 - 11:01

Hier wurde zweifellos viel Gutes gut zusammengetragen, was "bürgerliche Mitte" ausmacht. Ich kann mir vorstellen, dass es dafür in unserem Lande - und nicht nur da - immer noch eine stabile Mehrheit gibt, sogar östlich von Elbe und Werra. Um das zu gewährleisten, müssen aber etliche Wahrheiten auf den Tisch, die seit Jahren von Medien und Politik (Mainstream) verschwiegen und unterdrückt werden. Es geht hier nicht nur um die illegale Migration und ihre Folgen. Das begann bereits mit der Eurorettung, dann die katastrophale Energiepolitik, jetzt die Klimahysterie. Dr. Müller-Voggs Aussage betreffs Konservativen: "Das Wissen gewählter Volksvertreter schätzen sie höher als 'Schwarmintelligenz'." halte ich für zu zu grob. Aus meiner Sicht hätten Volksabstimmungen nach Schweizer Modell einige Fehlentscheidungen unserer Parlamentarier (Altparteien) verhindern können, zumindest abgeschwächt. Die Meinung des Einzelnen in der Summe als bloße "Schwarmintelligenz"abzutun ist arrogant.

Christa Wallau | So., 3. November 2019 - 11:02

von dem, was man unter "konservativ" zu verstehen hat. Das Wichtigste ist die Feststellung, daß ein Konservativer nicht grundsätzlich gegen Veränderungen eingestellt ist, sie aber stets kritisch daran mißt, ob sie wirklich einen Fortschritt zum Wohl der Menschen bedeuten angesichts dessen, was sich bisher als bewährt u. vernünftig erwiesen hat. Gleichzeitig ist sein Welt- u. Menschenbild so verschieden von dem eines Links-Ideologen, daß sich hier nie eine Einigung ergeben kann: Der Konservative glaubt nicht - wie jeder Linke - , daß der Mensch grundsätzlich gut sei u. wir nur die Umstände ändern müßten, um eine friedliche Welt zu haben, sondern er weiß um die unveränderliche Beschaffenheit des Menschen als ein Wesen mit allen Facetten des Guten u. Bösen. Von daher erwartet er nie himmlische Zustände auf Erden, sondern - falls er gläubig ist - die jenseitige Erlösung von allem Bösen.
Der größte Lehrmeister des Konservativen ist die
Erfahrung - die persönliche u. die geschichtliche.

Benno Pluder | So., 3. November 2019 - 11:48

Allein schon für das PS. lohnt es sich, den Artikel bis zum Schluss gelesen zu haben.

Ernst-Günther Konrad | So., 3. November 2019 - 11:53

ich forderte vor einigen Tagen genau einen solchen Artikel und nun lese ich Ihnen von Ihnen.
Deshalb meinen verschärften Dank an Sie.
Ja, Konservative sind Menschen die Veränderungen nicht ablehnen, aber fordern dies mit gesundem Menschenverstand zu tun und soviele Menschen wie möglich, mit durchgedachten, ehrlichen und klaren Erklärungen mit zu nehmen. Konservative verlassen sich auf einen Handschlag, kennen Ehre und Aufrichtigkeit, bestehen auf Pflichtgefühl und Pünktlichkeit, fordern Sauberkeit und Ordnung, brauchen verständliche klare Vorgaben, soweit das nötig ist und fordern ansonsten Zurückhaltung des Staates aus dem Privatleben der Bürger. Da ich einer bin, schreibe ich nun, ich möchte Sicherheit in der Familie und im öffentlichen Raum, einen starken Staat nach innen und nach außen, der die Bürger ( alle hier legal lebenden ) schützt und respektiert. Der Meinungsfreiheit links wie rechts ermöglicht und nur da eingreift, wo Straftaten begangen werden. Bin ich jetzt "rächts"?

Klaus Peitzmeier | So., 3. November 2019 - 11:58

Der Konservative hält gern die Mitte u hält sich von Linken- u Rechten Traumfantasien fern. Er ist Realist. Antiautoritäres Handeln der Linken u das Verteilen von Wohltaten die nicht refinanzierbar sind, führen in der Gegenbewegung zum Rechtsextremismus.
Die generelle Verharmlosung krimineller Clans u die Gleichgültigkeit gegenüber allgemeinen Rechtsbrüchen wie z.B. in Berlin u anderen Großstädten erkennbar, ist durch unser Polizei- u Gerichtswesen nicht mehr korrigier- u beherrschbar. Diese Abdrift der Gesellschaft in die linke Leitplanke wird leider nur durch den Gegencrash in die rechte Leitplanke zu korrigieren sein. Hoffentlich werden die Lenkungsbewegungen nicht zu extrem u langwierig u die Gesellschaft findet in die Mitte u zur Vernunft zurück.

aber die Linksextremisten wollen keinen Frieden, hat man den Eindruck … sie wollen Krieg bis zum Ende der Demokratie. Kurt Schumacher hatte schon recht: "Kommunisten sind nur rotlackierte nazis. Ihnen ist gemeinsam der Hass auf die Demokratie und der Hang zur Gewalt!"!

Tomas Poth | So., 3. November 2019 - 12:40

dem in fast allem zustimmen.
Den Satz - Das Wissen gewählter Volksvertreter schätzen sie höher als „Schwarmintelligenz“. - sehe ich kritisch und statt Härte ziehe ich den Begriff Festigkeit vor, der von der Starrheit zu unterscheiden ist. Starrheit ist eine Eigenschaft die zum Marxismus/Leninismus/Sozialismus/Kommunismus/Faschismus und anderen Totalitarismen gehört.

Wolfgang Brauns | Mo., 4. November 2019 - 22:41

Antwort auf von Tomas Poth

Volle Zustimmung eines Maschinenbauers zu Ihrer Korrektur der Begriffe.
In unserem Metier weiß man sehr gut um den Unterschied zwischen Härte und Festigkeit. Glashart als Synonym steht gegen die Zerbrechlichkeit desselben Stoffes.
"Glück und Glas, wie leicht bricht das."
Und Ihrer Zuordnung der Starrheit ist ohnehin nichts hinzuzufügen

Hans Jürgen Wienroth | So., 3. November 2019 - 14:11

Zum Konservativen gehört der Erhalt des Bewährten. Neben den Gesetzen gehören dazu in unserem Land auch die von der Kanzlerin so hoch gehaltenen „christlichen Werte“ wie die 10 Gebote, „Umgangsformen“ usw., ohne die ein Zusammenleben in einer Gemeinschaft nur schwer möglich ist. Wollen wir wirklich alles in Gesetzen niederschreiben? Dann muss es auch kontrolliert und bestraft werden. Neben den Gesetzen muss es auch Regeln für das Zusammenleben geben, die bei Verstoß nur eine „Maßregelung“ durch die Gemeinschaft zur Folge haben. Wird alles durch die Justiz verfolgt, wird sie aufgebläht und langsam, die Wirkung der Strafe verfliegt.
Ist es nicht einfacher zu sagen: Das tut man nicht!
Schließlich hat dieses Verhalten genauso wie z. B. auch Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit den Ruf und den Wohlstand unseres Landes begründet. Es waren Regeln des Zusammenlebens.
Leider sind uns viele dieser Regeln im Rahmen der „Liberalisierung“ abhanden gekommen.

CDU/CSU haben nur eine Chance, wieder von einer starken Mehrheit des Volkes gewählt zu werden, wenn sie Merkels "Modernisierung" nach links zurückfahren und zu ihren konservativen Werten zurückkehren, oder sie müssen das ´C´ aus ihrem Parteilogo streichen. Christlich-konservativ ist:
„Löscht den Geist nicht aus. Verachtet prophetisches Reden nicht. Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Tess. 5, 19-21)

Eva Kammerloher | So., 3. November 2019 - 14:55

Gut beschrieben. So sollte es funktionieren. Aber leider muss man schon aufpassen mit wem man redet, sonst bekommt man heute sofort den Stempel Nazi, aufgedrückt. Dabei bin ich politisch, in Bezug auf Umwelt erhalten, eher grün. Traurig

Umwelt bewahren i s t konservativ. In dem Sinne, etwas durch besondere Behandlung oder Pflege möglichst lange und dauerhaft zu erhalten.

Dennis Staudmann | So., 3. November 2019 - 18:30

wenn in unserem Land alles, was nicht "links-grün" denkt und handelt, zu konservativ alias rückständig alias reaktionär erklärt wird. Schaut man dann, wie der angebliche Fortschritt der selbsternannten progressiven Parteien aussieht, stellt man sehr schnell fest, dass deren Programme eher eine Zeitreise in die Vergangenheit sind. Die Linkspartei ist, als sie noch SED hiess, mit Verstaatlichung, gedeckelten Mieten etc. schon vor 30 Jahren grandios gescheitert. Was heute in ihrem Parteiprogramm steht, ist in grossen Teilen nichts weiter als eine Neuauflage von dem, womit man in der DDR schon erfolglos war. Spätestens seit Venezuela wissen wir, dass "Links" letztlich immer Armut und Unterdrückung heisst. Wann gab es wohl zuletzt den perfekten Bio-Bauern? Bevor es Landmaschinen gab und genau die wollen die Grünen nun u.a. abschaffen. Erst wenn der Bauer den Acker wieder mit dem Ochsen pflügt, wird sein CO2 Konto vorbildlich sein. Das alles hat wohl eher nichts mit "Fortschritt" zu tun.

Ingo frank | So., 3. November 2019 - 19:16

die Rücksicht auf sie auch Grenzen „
Wenn man Grenzen gleich setzt mit Regeln die sich eine Gesellschaft auferlegt hat und die Forderung nach Durchsetzung dieser Regeln als konservativ bezeichnet ist das der Anfang vom Ende. Mit einer konservative (Regeln einfordernd) Einstellung gilt man heute ja schon als rechts. Wenn diese Regeln verletzt werden, müssen Sanktionen greifen. Egal, wer diese Regeln verletzt hat.Mit dem einzelnen Bürger klappt das ja hervorragend.

Walter Böhm | So., 3. November 2019 - 20:05

Wenn bei der Lektüre vom Müller-Voggs Beschreibung des Konservativen ( z. B. Klarheit, Verlässlichkeit, Rechtsstaatlichkeit, Europa der Vaterländer, Gender, Patriotismus) an Frau Merkel denkt, kann man eigentlich nur staunen, was diese Frau aus ihrer Partei gemacht hat.

Horst Weber | Mo., 4. November 2019 - 07:45

Dr. Müller-Vogg zeichnet ein idealisiertes Bild des "Konservativen".
Bis auf den Bereich Wirtschaft und Soziales kann ich ihm voll und ganz zustimmen.
In jenen Bereichen jedoch wird von Leuten wie Merz, Altmeier und Co. alles Negative an Überproduktion, an zunehmendem Stromverbrauch, an gigantomanischer Expansionswirtschaft und all den damit verbundenen sozialen und umweltwirksamen Schäden ausgegrenzt und der Gewinnmaximierung auf Deubel komm raus nichts entgegengehalten.
Genau da liegt dann das Potential der Links/Grünen, die gleich alles Sonstige in unserer Gesellschaft in den Strudel der besinnungslosen Veränderungsansprüche hineinzerren.
An dieser beschriebenen Schwelle zwischen Links/Grün und Konservativismus müsste faktisch diskutiert werden. Aber davon ist man weit entfernt.- Leider.

Eine ausgezeichnete Einlassung Ihrerseits lieber Herr Weber! Wenn das, so habe ich Sie verstanden "Globalisierungsprozess" an check and balance ausbleibt, stiehlt sich der Staat aus seiner höheren Verantwortung hinsichtlich der Verlierer solcher Entwicklungen. Ein für alle zu 100% gerecht werdendes System gibt es leider nicht. Aber unsere Form der Demokratie mit dem Bestreben nach einer sozial ausgewogenen wirtschaftlichen Entwicklung und weitere gut "kontrollierte"!Fortschritte in die Zukunft nächster Generationen, käme dem schon sehr nahe. Die Befähigung dazu haben wir doch in der Vergangenheit mehr oder weniger gut;) doch durchaus schon erwiesen wenn ich mir so meine Generation (Baujahrreihe 1950-1970er) betrachte. Alles Gute! MfG

Wolfgang Tröbner | Mo., 4. November 2019 - 08:43

Vielen Dank für diesen Artikel, der sehr präzise die gravierenden Unterschiede zwischen den Konservativen und ihren Kritikern aufzeigt. Während Konservative Pragmatiker sind, die zwar an dem festhalten, was sich bewährt hat, sich aber dennoch neuen Entwicklungen nicht verschließen, lehnen die links-grünen Phantasten alles ab, was mit der Vergangenheit zu tun hat, egal ob es sich bewährt hat oder nicht. Die Konservativen versuchen, die Folgen ihres Handelns schon im Vorfeld abzuschätzen, während die links-grünen Phantasten sich in keinster Weise damit befassen, auch weil ihnen häufig die Erfahrungen fehlen, die sie hätten haben können, wenn sie sich mit der Vergangenheit beschäftigt hätten. Die links-grünen Phantasten sollten im Übrigen froh sein, dass die Konservativen mit ihrer Leistungsbereitschaft die materiellen Grundlagen auch für das Leben ihrer Kritiker geschaffen haben. Diese selbst sind nämlich dazu nicht in der Lage, sie können nur verteilen, aber schaffen selber nichts.

Inge Meier | Mo., 4. November 2019 - 11:20

Linke träumen von der idealen Gemeinschaft die Gott ersetzen soll und dass der Fortschritt der Weg zum Guten ist. Und in letzter Zeit glauben sie auch oft, dass der Mensch völlig bestimmt ob es eine Eis-oder Hitzezeit gibt.

Klar die sozialutopischen Positionen der Linken sind irgendwie attraktiv und verlockend und entsprechen mehr dem Prinzip Hoffnung. Insbesondere die Medien sehen sich oft gerne als Herolde einer positiv-optimistischen Utopie.

Bei sogenannten Konservativen geht es aber nicht so sehr ums starre festhalten, wie oft unterstellt wird, sondern um eine realistische Skepsis und die Möglichkeit Bestehendes auch positiv und erhaltenswert zu sehen.Und sie halten es auch für möglich ,dass Veränderung um ihrer Selbstwillen zu etwas Negativen führen kann.

Heidemarie Heim | Mo., 4. November 2019 - 12:22

Tausend Dank werter Herr Dr.Müller-Vogg und der Redaktion! Diese Beschreibung meiner selbst erspart mir die Kosten einer Psychotherapie zu 100%;-)!
Besser hätte mich der u.a. Kulturtheoretiker Sigmund Freud auch nicht analysieren können!
Außerdem erklärt sich damit meine momentane politische "Heimatlosigkeit" von selbst.
"You made my day!" MfG

Günter Johannsen | Mo., 4. November 2019 - 13:54

Die Diffamierung linker "Politiker" gegenüber der CSU, die noch (!) als rechtskonservativ gilt, ist deutlich zu erkennen. Es geht nicht mehr um Inhalte, sondern Grün-Linke haben ein Vehikel gefunden, um die CSU als inkompetent und rückständig darzustellen. Herr Söder sollte endlich erkennen, dass es nichts bringt, wenn er sich an den links-grünen Mainstream herankuschelt. Damit verliert er nur die Gunst der angestammten CSU-Wählerschaft! CSU-Wähler wollen eine Partei mit Rückgrat, die konservative Werte verteidigt - auch gegen und trotz der Anfeindung der Linkspopulisten!
Gefragt ist Werterhalt, aber nicht ein Einknicken vor einer selbsternannten linkspopulistische Moral-Elite, die sich für gottgleich darstellt!

Susanne Dorn | Mo., 4. November 2019 - 15:27

Konservative sind Realisten, die aus ihrem (Lebens)-Erfahrungsschatz schöpfen.

Was Politker auszeichnet, ist eine Lebensferne, die durch fehlende Qualifikation, Berufsunfähigkeit und das Parteiengefüge gefördert wird, bei schier unendlicher staatlich garantierten Versorgung. Aber nicht nach Leistungsprinzip.

Das ist auch der Grund, warum unsere freiheitlich demokratische Grundordnung von links-grünen, fanatischen Ideologen systematisch ausgehöhlt wird. Die Mär von der heilen Welt , dem glücklichen Einheitsmenschen, von einem Staat gelenkt, ohne eigene Meinung, Verantwortungsbewusstsein, Kritikfähigkeit, Fleiß und Zugehörigkeitsgefühl, Werten und Idealen gibt es nicht. Wer soll das bezahlen, wenn alle gleichermaßen versorgt werden, keiner jedoch zur Arbeit verpflichtet wird?

Meiner Meinung nach müssten links-grünen Krawall-Studenten sofort exmatrikuliert werden, um zu verhindern, dass sie irgendwann in politische Ämter gelangen und diesen Staat dann komplett ruinieren.

Heiner Hannappel | Mo., 4. November 2019 - 16:19

In diesem, Ihrem Artikel Herr Müller-Vogg finde ich mich als Konservativer wieder.