anschlag-halle-synagoge-antisemitsmus-rechtsextremismus-islamismus
Sachsen-Anhalt, Halle: Ein Mann mit einer Israel-Flagge vor der Synagoge / picture alliance

Anschlag in Halle - Verkapselungen und Entladungen

Nicht nur der rechtsterroristische Anschlag von Halle zeigt: Deutschland steht vor einem heißen Herbst. Gegen Extremismus jedweder Art helfen aber keine Sonntagsreden, sondern kühler Kopf und entschlossenes Handeln. Aber ausgerechnet daran mangelt es

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

So erreichen Sie Alexander Kissler:

Berlin, Limburg, Halle an der Saale: Zweimal ging es glimpflich aus, einmal ganz und gar nicht. In Halle wurden zwei Menschen ermordet, weil sie zufällig in die Schusslinie eines Mannes gerieten, der ausgezogen war, um Menschen zu töten. Am gestrigen Mittwoch fuhr der Täter – ein Rechtsextremist aus Sachsen-Anhalt – zur Hallenser Synagoge. Er wird gewusst haben, dass die örtliche jüdische Gemeinde, rund 50 Menschen, dort gerade das Jom-Kippur-Fest feierte. Wäre sein Versuch, in die Synagoge einzudringen, erfolgreich gewesen, hätte er ein Blutbad anrichten können. Was geht in solchen kranken Hirnen vor? Wie gedeiht ein derart schlimmer Hass? Und warum wächst an vielen Stellen der Eindruck, in Deutschland blühten wieder die Extreme, gehe wieder einmal die Mitte verloren?

Der Extremist von Halle filmte seine Taten mit einer Kamera, die auf seinem Kopf angebracht war. So hielt es auch der Attentäter im neuseeländischen Christchurch, der im März dieses Jahres rund 50 Menschen in zwei Moscheen ermordete. Auch das Video aus Halle fand man im Internet. Der Täter rief antisemitische Verwünschungen aus. An seinem Motiv besteht kein Zweifel. Der Hass auf Juden trieb den Mann. Ihnen unterstellte der Neonazi, für die „Massenmigration“ verantwortlich zu sein. Mir fehlt, offen gestanden, die Phantasie, wie ein erwachsener, ein in Deutschland aufgewachsener Mensch im Jahr 2019 zur wahnhaften Überzeugung von der jüdischen Weltverschwörung gelangen und sich in diese so fest verkapseln kann, dass er zum Töten bereit ist. Wenn diese Bereitschaft dann zwei unbeteiligte Menschen das Leben kostet, steigert sich die Fassungslosigkeit zur abgrundtiefen Trauer.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Katja Kempe | Do., 10. Oktober 2019 - 11:09

Die Schuldige für alle diese schrecklichen Entwicklungen sitzt in Berlin und nennt sich Bundeskanzlerin. Und mit ihr tragen die Politiker aus CDU/ CSU/ SPD/ FDP/ LINKE/ GRÜNE sowie die Medien Schuld an einem mittlerweile apokalyptischen Klima in diesem Land. Weil sie sie haben gewähren lassen und es immer noch tun. Weil sie ihr sogar noch applaudieren für immer neue Wahnsinnigkeiten. Sie hat das Land in den letzten vier Jahren bewusst und mit Anlauf in allen Bereichen vor die Wand gefahren, scheinbar zur Freude fast aller. Wie und wann soll das enden, wenn jeder, der versucht, Vernunft zu predigen, als Nazi diskreditiert wird? Mit Merkel in den Untergang?

Erkennen wir doch wenigstens an, liebe Frau Kempe, daß
unsere Bundes-Desaster-Beauftragte diesmal deutlich
weniger als zwölf Monate brauchte, um ihre unendliche
Trauer und ihren tiefen Schmerz zum Ausdruck zu bringen.
Alles was rechts und "billig" ist.

auch in Deutschland oder Europa Krieg führen zu können?
Ich würde unterscheiden wollen zwischen Menschen, die aus Kriegsgebieten hierher zu uns kommen und solchen, die in Frieden aufwachsen konnten.
Der junge Mann lebt, hoffentlich erfahren wir mehr über Menschen, die anderen die Schuld geben und auch glauben, sie dafür zur Rechenschaft ziehen zu können.
Wenn ich richtig gelesen habe, wollte er Leute töten, die er nicht mochte.
Diese Ruhe beim Schiessen, er wirkte fast "getunnelt" in der Sequenz auf n-tv.
Es sind Passanten ums Leben gekommen, deshalb traue ich mich zu sagen, dass der junge Mann töten wollte.
Zur Auswahl hätte auch eine Moschee gestanden, die es in Halle aber wohl nicht gibt, deshalb vielleicht der Dönerladen oder "Emanzen" etc.?
HASS und Ablehnung der Umgebung, er soll nur vor dem Computer gesessen sein, sagt der Vater.
BEZIEHUNGSLOSIGKEIT?
Der rechtsextreme Zusammenhang bot ihm Zielscheiben für Hass und Ablehnung und Halt?
Umfassend reagieren
Mein Beileid

Würden Sie Ihren Beitrag allen Ernstes als Appell an die "Vernunft" bezeichnen?

Sie müssen nicht antworten. Die Frage ist rein rhetorisch...

Ernst-Günther Konrad | Fr., 11. Oktober 2019 - 19:37

Antwort auf von Kai Hügle

Stellen Sie keine Frage, deren Antwort Sie nicht bereit sind zu hören.
( Pythagoras )

Mal abgesehen von dem Anschlag in Halle... was ist die Antwort dieser verantwortlichen Regierung für die regelmäßigen Übergriffe auf Juden von Arabischstämmigen? Was ist mit den ständigen Übergriffen auf Frauen, Messerstechereien etc... seitens den ebenso Hereingerufenen?
Erstaunlich wie einseitig dies von der Regierung und den Mainstream Medien hingenommen wird.
Und diese Fragen könnten noch viel mehr erweitert werden...
Das gibt ein böses Erwachen.

Liebe Frau Kempe, Sie haben - leider - genau ins Schwarze getroffen. Und wenn man genau zwischen den Zeilen liest, sollte man auch das Jahr 2015 nennen. Ab diesem Zeitpunkt bebt es - zumindest für mich - gewaltig in Deutschland. Diese Leute suchen - mit schrecklichen und absolut nicht gut zu heißenden Folgen - irgendeine Art von Ventil, um ihren Hass, ihren Frust loszuwerden. (Denken Sie auch an den 19jährigen Syrer, der mit einem Gürtel auf einen Israeli eingeschlagen hat.) Es war einmal ein ruhigeres Land, das Deutschland. Was seit 4 Jahren passiert haben wir dieser eigenmächtigen vor Arroganz strotzenden Merkel zu verdanken. Sie ist die Kernursache für das Desaster in Deutschland und nicht zuletzt in Europa. - Ich wünsche trotzdem allen Cicero-Lesern ein halbwegs angenehmes Wochenende!

Frau Kempe,
Sie haben die Situation in Deutschland richtig beschrieben. Leider ist es so, das viele Menschen in Deutschland nicht begriffen haben, wer dieses Klima in Deutschland zu verantworten hat.

Heidemarie Heim | Do., 10. Oktober 2019 - 12:18

Wenn es denn nur Sonntagsreden wären! Wie erwartet haben unsere Betroffenheitsrhetoriker in Politik und einigen Medien nichts besseres zu tun als den politischen Gegner für diesen neuerlichen kranken Angriff auf unser aller Sicherheit zu beschuldigen. Auch bin ich mittlerweile nicht mehr empfänglich für die immer gleichlautenden Aufrufe zur Solidarität durch unseren Staatsobersten. Was denn sonst?! Glaubt unser Herr Bundespräsident wir hätten es in der Masse unserer Mitbürger mit Antisemiten und Judenfeinden zu tun, an die man immer wieder appellieren muss? Die Glückwünsche zur Revolution an den größten Judenfeind Iran hat er ganz bestimmt nicht in meinem Namen geschickt!!! Aber gut! Solange man sich an einem
Rechtsterroristen aus eigener Produktion abarbeiten kann, braucht man nichts zu den gestrigen Opfern eines verbündeten Kurdenhassers zu sagen! MfG

Tomas Poth | Do., 10. Oktober 2019 - 12:41

Antwort auf von Heidemarie Heim

Fühle da mit ihnen, da kann einem die Hutschnur aufgehen.
Merkel in Halle ok, und wo war sie am Breitscheidplatz unmittelbar nach der Tat?

Ernst-Günther Konrad | Do., 10. Oktober 2019 - 13:14

Antwort auf von Heidemarie Heim

Danke an Sie Frau Heim und auch an Sie Herr Dr. Kissler. Sie schreiben es im Artikel Herr Dr. Kissler. Wir brauchen einen kühlen Kopf und und eine harte Hand bei der Durchsetzung des Rechtsstaates. Genau daran fehlt es derzeit. Der Staat ist personell und logistisch überfordert. Unser politisches Personal ergeht sich in Phrasendrescherei und im Absondern von Betroffenheitsheuchelei. Warten wir ab, was es noch mit dem türkischen-kurdischen Konflikt in Syrien ergibt. Hier in D leben viele Menschen beider Herkunft. Wenn das in Syrien eskaliert, wovon ich ausgehe, ist es eine Frage der Zeit, das auch in D eine weitere terroristische Baustelle eröffnet wird.
Die Regierung hat einen Teil der Probleme ins Land geholt und die, die hier groß wurden ausgeblendet, verharmlost, unterbwertet. So z.B. die NSU - Morde. Wer soll's richten?

Ellen Wolff | Do., 10. Oktober 2019 - 13:38

Antwort auf von Heidemarie Heim

Die Scheinheiligkeiten nehmen kein Ende und die Spalter spalten immer weiter. Es geht scheinbar immer nur um die Macht und um die Deutungshoheit.

Wilfried Düring | Do., 10. Oktober 2019 - 16:04

Antwort auf von Heidemarie Heim

Unser Herr Bundespräsident ist ein Mann, der in den 80-er Jahren gemeinsam mit seiner späteren SPD-Minister-Kollegin Zypries zur Redaktion der linken Quartalszeitschrift Demokratie und Recht des Pahl-Rugenstein Verlags gehörte, welcher unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stand (Quelle Wikipedia). Was lernen wir daraus?
* Steinmeier ist genau der Richtige, um uns Dunkel-Deutsche bzgl. Demokratie, Rechtsstaat und Toleranz zu agitieren. Glaubwürdiger geht es nicht!
* Eine fragwürdige linke Vergangenheit qualifiziert in dieser Republik für höchste Ämter (wir kennen das bereits von seinem Außenministerkollegen, dem Schläger Joseph Martin Fischer).
* Solange die 'Vergangenheit' ANDERER Leute (Rechte, Nazis, Dunkel-Deutsche) in den Schlagzeilen ist, muß Steinmeier unbequeme Fragen zu SEINER Vergangenheit nicht fürchten.
* Wer das iranische Geiselnehmer-Regime zu seinem blutigen Putsch 'beglückwünscht', ist nicht geeignet, anderen Leuten Vorhaltungen bzgl. Antisemismus zu machen.

Liebe Frau Simon,
gerne möchte ich zwei Dinge ergänzen.
Gestern habe ich mich über den Ablauf der Veranstaltung im Leipziger Gewandhaus (Erinnerung an 30 Jahre 'Friedliche Revolution') geärgert, bei der Herr BP Steinmeier die Festrede hielt. Vgl. hierzu die Diskussion auf der Achse des Guten. Und so bin ich gestern über die Information in Wikipedia 'gestolpert'.
Ich wußte 'es' also bis gestern auch nicht.
Dann möchte ich ein gutes Wort für Otto Schily einlegen. Schily hatte die Kraft und den Mut, EIGENE Fehler zuzugeben und zu bedauern (vgl. seine berührenden und selbstkritischen Worte an die Heimatvertriebenen - '... die politische Linke hat ... zeitweise ... über das millionenfache Leid ... hinweggesehen ...').
An Steinmeier stört mich nicht seine Tätigkeit bei Pahl-Rugenstein.
Mich stören seine ständigen pharisäerhaften Plattitüden.
Er sieht immer nur, die 'Splitter im Auge des Bruders' (Lukas 6); nie die eigenen!
Zu einer Geste wie damals Schily, ist er nicht fähig.

lieber Herr Düring, für Ihre ausführliche Antwort. Gerne lerne ich dazu, das bedeuten mir die Kommentare. Was Schily betrifft, haben Sie vollkommen
Recht. Mental entschuldige ich mich bei ihm.
Ich freue mich auf Ihre weiteren Korrekturen, sie sind für mich interessant.
Ein schönes Wochende, Brigitte Simon aus dem sonnigen München.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 11. Oktober 2019 - 11:48

Antwort auf von Heidemarie Heim

dann muss man sich dem stellen.
Mit umso reinerem Herzen kann man das dann bei Extremisten anderer Lager auch tun.
Kritik und Selbstkritik gehören zum Handwerkszeug unerer friedliebenden parlamentarischen Demokratie.
Nur getippt, der Schock in Halle sitzt so tief, weil die Stadt sich selbst nur schwer mit diesem Ereignis in Verbindung bringen kann und tief erschüttert ist.
Mit aller Vorsicht gesprochen passt evtl. dazu, dass das Konzept des Täters nicht aufging und zuletzt Passanten Opfer wurden.
Wachen VOR der Synagoge hätten aber genau so einem schlecht organisierten Täter überhaupt keine Chance gelassen.
Sie wirken in dem reinen Wohngebiet allerdings etwas erschreckend.
LEIDER müssen Synagogen zu "Hochsicherheitsstätten" ausgebaut werden.
Wahrscheinlich auch Moscheen.
Diese Vorkehrungen werden in der Erfahrung einer Abwehr rechtsradikaler Auswüchse sofort greifen, wenn sie woanders auftauchen.
Unsere Öffentlichkeit steht gegen jeden Übergriff auf friedliche Gemeinschaft.

Selbstverständlich liebe Frau Sehrt-Irrek! Aber ich nehme es nicht mehr als politisch konservativ ausgerichteter Mensch und Wählerin hin,auch nicht von unserem Bundespräsidenten aufgrund dessen als latenter Antisemit,Migrationsfeind oder Islamfeind zu gelten oder mich bezüglich meiner Solidarität und Empathie für die Opfer aller Straftaten, im Namen egal welcher INDISKUTABLEN radikalen Ideologie belehren zu lassen! Oder sogar absprechen zu lassen,in dem man mir indirekt unterstellt als Befürworterin einer bestimmten politischen Richtung würde ich da irgendwelche Unterschiede machen bei den Tätern und deren unschuldigen
Opfern. In der Tat bin ich persönlich bei meinen Besuchen der Synagogen der von mir bereisten Orte mit den für mich auch in einer Demokratie unsäglichen Sicherheitsmaßnahmen/Erforderlichkeiten gut vertraut. Genauso wie mit verschlossenen Kirchentüren. Muss Politik die allgemeine Stimmung deshalb durch ein/abseitige Unterstellungen umlenken und noch mehr anheizen? MfG

Kevin Seicht | Do., 10. Oktober 2019 - 12:52

das ist ein sehr seltsames verstörendes Verhalten von A. Merkel. Bei dt. verwirrten Tätern bekundet sie innerhalb von Stunden den Opfern und Bedrohten die Anteilnahme.
Bei durch ihr Verhalten ermöglichten unkontrollierten Tätern aus archaischen und gewalttätigen Herkunftsgebiet und Religion reagiert sie gar nicht, erst nach Monaten oder sie fährt kommentarlos in den Urlaub (FfM Hbf).
Dies extrem einseitige Betroffenheit macht nur nochfassunglos. Das ist nur noch durch ihre Mitverantwortung für Gewalttaten, der durch sie bisher und andauernde unkontrollierten ermöglichtem Zustrom von vielen Gewalttätern zu erklären.
Das läßt sich eigentlich nur noch durch Bewußtseinspaltung erklären.

Romuald Veselic | Do., 10. Oktober 2019 - 14:50

weiter zunehmen, denn die Extremisten sehen, dass in D. an sich, ihnen keine existenzielle/physische Gefahr droht, denn es gibt ganz wenige Länder auf diesem Planeten, die die schlimmsten Verbrechern mit so niedrigen Strafen schuldig spricht. In dem Milieu ist es längst bekannt, dass in D. auch die besten Knäste gibt, mit Rundumversorgung.
Lichterketten oder Massenproteste spielen keine Rolle oder werden als lächerlich betrachtet. Ein Reflex in dem man sich Mut macht in dem dunklen Wald.
Es reicht nur ein Blick nach Frankreich/Schweden, wie weit es gehen kann, ohne dass die Täter die eingeführten Maßnahmen als Abschreckung betrachten. Sondern nur als Hindernis, bis man die Wege findet das erneut umzugehen.

Christa Wallau | Do., 10. Oktober 2019 - 15:17

Wir hätten solche schlimmen Taten wie jüngst in Halle und Limburg gar nicht, w e n n es nicht seit 2013 diese fürchterliche neue Partei gäbe, die mit ihrer Hetzpropaganda und ihrem unmenschlichen Programm die Köpfe der Menschen beeinflußt. Es gäbe keine Terrorattacken, keine Amok-Läufe und keine Rasereien aus Wut und Haß, w e n n man die
Anständigen im Lande nicht dauernd angreifen würde und ihnen ihr mitmenschliches Handeln so erschwerte u.vermieste. Die vorausschauende, ausgewogene und weise Politik der Kanzlerin und ihrer vier Regierungsmannschaften trüge inzwischen gute Früchte, w e n n nicht die alles verachtenden Kritiker vom rechtsradikalen Rand überall Unrat witterten und die Leute mit der Nase drauf stoßen würden: Die Migranten wären längst integriert, die Juden lebten ohne Angst, Deutsche retteten das Klima und unsere Republik würde blühen und gedeihen.
Es wird höchste Zeit, sich dieser Partei durch Verbot zu entledigen. Dann wird endlich wieder Frieden in D einkehren.

Ganz schlimm wird es immer, wenn keine Sündenböcke mehr vorhanden sind, denen man die Schuld zuweisen kann. Insofern ist es ein Segen, daß es 'in unserem Land' die AfD gibt. Wäre es anders, müßte 'man' (ggf. die 'zuständigen Organe') sie erfinden. Ein Verbot der AfD würde diesen 'Zielkonflikt' offenbaren. Wer bietet sich als NEUER Sündenbock an?

Seehofer beleidigt uns. Seine Äußerung "Das ist eine Schande für das ganze
Land" ist infam. Dieser Rundumschlag ist diskriminierend, contraproduktiv
für unsere Seele. Wo war seine Stellungnahme zu dem Attentat auf dem
Breitscheidplatz? Wo war die Bundeskanzlerin Angela Merkel? Nach einem
"Offenen Brief" der Hinterbliebenen mußte sie gezwungen werden, erst nach
e i n e m Jahr den Breitscheidplatz zu besuchen. War sie in Chemnitz?
Nach vielen Wochen wurde sie erneut von den betroffenen Bürgern dazu
gezwungen, den überfälligen Besuch zu absolvieren. Wo war Seehofers Stellung-
nahme?

Wir sind, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung heute schreibt, nur "weiße
Deutsche". Wir müssen kontrolliert, überwacht werden fordert Seehofer. Das erzeugt Bitternis. Sind wir nur noch Überwachungsobjekte? Wir "weiße Deut-
sche"?

FAZ 10.10.19:

"Auf die auch in Deutschland kontrovers diskutierte Frage, aus welcher Richtung Juden derzeit die größte Gefahr droht, hat der Beitrag in „Israel Hajom“ eine klare Antwort: Auch wenn der Attentäter von Halle der extremen Rechten zuzuordnen sei, gehe der Großteil der Angriffe auf Juden von arabischen und muslimischen Einwanderern aus. Die tägliche physische Bedrohung der Sicherheit von Juden in Deutschland, so schreibt der Autor, werde „auf dem Altar von Deutschlands beschwichtigender Politik gegenüber arabisch-islamischem Antisemitismus geopfert“. Er legt nahe, dass erst die folgenlosen Angriffe auf Juden durch Muslime und Araber die Rechten ermuntert hätten, es ihnen gleichzutun."

Und, liebe Frau Simon, da liegt ein dicker Hund begraben. Nur: Weder Politik noch die Medien (außer Cicero) trauen sich daran, den dicken Hund ordentlich ordentlich durchzubeuteln. Damit er weiß und endlich kapiert, was in Deutschland geht und was nicht geht.

Danke, liebe Frau Piele, für Ihre Antwort. Ja, so hat sich alles entwickelt,
Was fällt Seehofer noch Alles ein? Er wollte Merkel vor dem Verfassungs-
gericht anklagen, heute klagt er Deutschland und kollektiv uns Deutsche
an! Setzt sich der Politiker Seehofer für uns ein? Nein!
"Ich schäme mich für Seehofer".

Ein schönes Wochende und liebe Grüße aus München

Wie viel Bitternis und Sarkasmus steckt in Ihren Worten, liebe Frau Wallau. Doch genau dieses ist des Pudels Kern. Die Absurdität der staatlichen Verlautbarungen zu diesem tragischen Fall wird dadurch überdeutlich. Wenn sich Herrmann und Friedman dazu äußern in ihrer Weise, so verwundert das nicht. Der eine ruft "haltet den Dieb!", der andere ist ein Aufwiegler. Komisch, dass solche Vorkommnisse immer kurz vor wichtigen Wahlen auftreten? Sollte man da nicht stutzig werden? Warum sollte sich die AfD selber ans Bein p....? Nein, das Klima in diesem Land ist vergiftet. Es gibt keine Auseinandersetzungen oder Diskurse, es gibt nur Vorverurteilungen und staatlich verordneten Hass. In einem anderen Forum zum gleichen Thema tobt sich wieder ein gewisser Herr L. aus - es ist sinnlos sich auf deine Diskussion mit ihm einzulassen. Sie, liebe Frau Wallau, haben schon länger darauf verzichtet. Eine weise Entscheidung. Aber dieser Herr spricht im Grunde im staatlichen Auftrag. Es wird einem übel.

dieter schimanek | Do., 10. Oktober 2019 - 16:44

Ob von rechts, links oder Migranten solche Taten verübt werden, die Strafe sollte einheitlich sein. Auch das persönliche Bedauern von Politik vor Ort, sollte keinen Unterschied machen. Ist das so? Für Juden wird es mehr als nur ungemütlich im Land der Willkommenskultur und das von gleich zwei Seiten. Die Fluchttendenzen unserer jüdischen Bürger sind verständlich. - Schon wieder einmal!

Klaus Peitzmeier | Do., 10. Oktober 2019 - 16:53

Bei unserer historischen Vergangenheit müßte man gegen Rassismus u Antisemitismus u gegen Neonazis viel konsequenter vorgehen. Da darf es kein Pardon geben. Die Gesetze sind doch da. Nur die Richter scheinen nicht zu verstehen wofür die da sind. Da wird solange abgewogen u weichgespült, daß selbst die Täter sich nur noch krümmen vor Lachen. Und die Politiker sind wie die Richter. Statt "kühler Kopf u harter Hand", inkonsequent, telegen rumquatschend u wendehälsig. Während GRÜNEN Habeck auf Fragen antwortet die er nicht gehört hat, weiß doch jeder Zuschauer schon, was der Gefragte Politiker antworten wird. Betroffenheit vorgaukelnd, ohne weitere Konsequenzen.

Norbert Heyer | Do., 10. Oktober 2019 - 18:52

Unsere Politik hat eine wohl bisher einzigartige Gemengelage geschaffen, dass wir zwischen allen Stühlen sitzen - eben alte deutsche Tradition. Frau Merkel hat die Migrantenkrise losgetreten, damit die ganze EU destabilisiert. Der Vertrag mit Herrn Erdogan war der nächste Fehlgriff. Wir zahlen für den Austausch von Migranten 1:1, die Türkei bestimmt, wer zu uns kommt. Jetzt zieht sich die USA aus Syrien zurück und die Türkei geht militärisch vor. Herr Erdogan rät davon ab, ihn dafür zu kritisieren, da er sonst seine Flüchtlingslager öffnet. Egal, wie Deutschland oder die EU entscheidet, bei der Gemengelage bei uns mit anschwellendem Rechts- und Linksterror und vielen Millionen Türken und Kurden im Land kann jede starke Antwort auf die Erpressung von Herrn Erdogan zu einem unkontrollierbaren Gewaltausbruch bei uns führen. So ist es eben, wenn man Recht und Gesetz aussetzt, ein Pokerspieler wie Erdogan hat alle Trümpfe in der Hand und wird sie bei passender Gelegenheit gnadenlos nutzen.

Inge Meier | Fr., 11. Oktober 2019 - 10:58

Also ich glaube fest daran, dass es in Deutschland eine Mehrheit und „Mitte“ gibt , die Antisemitismus entschieden ablehnt und Taten wie in Halle verabscheuungswürdig findet. Problematisch ist , dass durch gefährliche Spinner wie Stephan G. In den Medien der Eindruck erweckt wird, dass dem nicht so sei. Diese erschaffen sich offensichtlich, ihrer kranken Phantasie entsprechend ihr eigenes Reich im Internet /dark net und hier müsste die Prävention ansetzen. Offensichtlich kursierten dort ja schon seit längerem Gewaltvideos und extremistische Ansagen.

Heidemarie Heim | Fr., 11. Oktober 2019 - 16:12

Antwort auf von Inge Meier

Wie können Sie, ich oder noch so wachsame Sicherheitsbehörden solchen Taten vorbeugen, liebe Frau Meier? Dieser sich immer mehr aus einer normalen Gedankenwelt verabschiedende, an sich selbst und an einer Teilhabe an der Gesellschaft Gescheiterte, folgt seinen kranken Absichten egal aus welchem Motiv.
Man hätte zwar können erfassen, das er sich innerhalb des Netzes auf Portalen bewegt mit für uns unfassbaren Inhalten wie etwa einem Wettbewerb: "Wer tötet beim eigenen Attentat mehr Menschen oder "Gegner" als das Idol A.Breivik oder der filmende Christ church-Mörder?". Aber was bleibt danach in unserem Rechtssystem an Handhabe oder Prävention? Sie können solche sogenannten "Gefährder" bisher doch lediglich bestenfalls auf dem Schirm haben und zeitweise beobachten. Rechtmäßig verurteilen und wegschließen können Sie den "mutmaßlichen Täter"
erst nach bewiesen begangener Tat. So klar wie das jedermann ist, hören wir wohl hier lieber auf die Theoretiker aus Politik und Medien. MfG

Josef Olbrich | Fr., 11. Oktober 2019 - 15:59

Klare Ansage, Herr Kissler - danke. Leider wird sich, außer Sonntagsreden, kaum etwas ändern, da viele Entscheidungsträger unter Toleranz die Verbeugung vor den Intoleranten als friedensstiftende Maßnahme sehen. Die Mehrheit, die diesem Treiben skeptisch zuschaut, schweigt und wendet sich ab, was in Wahlen sichtbar wird.

Karla Vetter | Fr., 11. Oktober 2019 - 19:31

machen betroffen. Da ermordet ein Pariser Polizist mit islamistischem Hintergrund vier seiner Kollegen. Ein Syrer kapert einen LKW um damit Unheil anzurichten und wenn dies alles nicht schon schlimm genug wäre geschieht als trauriger Höhepunkt die Bluttat von Halle durch einen deutschen Rechtsterroristen. Und es geht damit weiter, eben lese ich von einem Messeratentat in Manchester. Diese Welt ist aus den Fugen.