
- Die verkauften Spiele
In Doha kämpfen Leichtathleten bei der WM vor leeren Zuschauerrängen unter unzumutbaren Bedingungen. Beim Marathon der Frauen mussten von 68 Starterinnen 30 ärztlich behandelt werden. Die Globalisierung hat eben doch Grenzen. Sportgeist und Euphorie lassen sich nicht einfach exportieren
Die Fußballweltmeisterschaft des Jahres 2022 wird die erste sein, bei der man Glühwein trinkt und Lebkuchen isst. Zumindest hierzulande, wo im November und Dezember Weihnachtsmärkte sonder Zahl um Kundschaft buhlen. Wenn dann zeitgleich im Emirat Katar Millionäre und solche, die es werden wollen, gegen den Ball treten, wird auch der gutmütigste Fan kapieren, was die Stunde geschlagen hat. Spitzensport unter den Bedingungen der Globalisierung ist Sport als Kulissenschieberei und Imagepflege, ist Brachialökonomie auf dem Rücken der Athleten und der Fans. Die gerade in Katar stattfindende Leichtathletik-Weltmeisterschaft zeigt es überdeutlich: Der Sport verliert seine Seele, wenn er sie an den Teufel Mammon verkauft.
In Katars Hauptstadt Doha findet die WM statt, weil Katar das nötige Großgeld zu spendieren bereit war. Doha setzte sich gegen Austragungsorte in Spanien und den Vereinigten Staaten durch. Um welchen Preis aber? In einem Stadion, das 40.000 Menschen fasst, verlieren sich mitunter lediglich 3.000 Zuschauer. Obwohl dort mit gehörigem Aufwand kommode 25 Grad Celsius hergestellt werden. Draußen, jenseits der Klimaanlage, können es 15 Grad mehr sein – mit entsprechenden Kollateralschäden: Beim Marathon der Frauen mussten von 68 Starterinnen 30 ärztlich behandelt werden. Der ehemalige äthiopische Weltklasseläufer Haile Gebreselassie sagt zurecht: „Menschen, die bei solchen Wetterbedingungen laufen, hätten sterben können“.