Deutschland und Polen. Eine schwierige Beziehung / picture alliance

Emilie Smechowskis „Rückkehr nach Polen“ - Von Fehlern, Halbwahrheiten und schlechter Recherche

Polen-Experte Peter Oliver Loew hat sich über das neue Buch von Emilie Smechowski geärgert, „Rückkehr nach Polen“. Die Autorin gilt vielen deutschen Medien als Kennerin des Landes. Dabei zeigt sie ihre Unkenntnis durch ihre Pfuschereien ganz offen

Autoreninfo

Peter Oliver Loew ist Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Direktor im wissenschaftlichen Bereich des Deutschen Polen-Instituts.

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Dieses Buch ist eine Zumutung. Eine Zumutung mit einigen hübschen Facetten und einer netten Erzählidee: Emilie Smechowski, die als Aussiedlerkind von Polen nach Deutschland kam, kehrt mit Mitte 30 für ein Jahr nach Polen zurück, mit ihrem eigenen, vier Jahre alten Kind und der Absicht, ein Buch zu schreiben über ihre zeitweilige Rückkehr. Es ist treffend, wie sie den auf nervöse Eile und rastlose Effektivität getrimmten Großstadtalltag in Danzig beschreibt. Die vielfach vorherrschende ängstliche Anonymität. Den Einzug haltenden Sommer in einer Landschaft aus Grau. Die schreckliche Propaganda im Staatsfernsehen. Oder die Suche nach den Kindheitsgerüchen.

Genau solche Texte über Polen sind bitter nötig, Texte, die – von deutscher Feder geschrieben – einfühlsame Blicke in unser Nachbarland werfen und jenseits des politischen Alltagsgeschäfts die Tiefen und Untiefen von Gesellschaft und Mentalität erkunden.

Fragwürdiger Inhalt

Allerdings besteht nicht das ganze Buch aus solchen Stellen. Seine Rahmenhandlung verweilt beim Leben einer deutschen Mutter, die mit ihrer Tochter in Danzig lebt und sich vorgenommen hat, den „Riss, der durch dieses Land geht“ (S. 251) zu erkunden. Doch diese Handlung wird immer wieder von reportageartigen Texten unterbrochen, die kaum in einem Zusammenhang miteinander stehen und so wirken, als seien sie zu ganz anderen Zwecken entstanden: ein Porträt des Stadtpräsidenten von Posen, ein Bericht über die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau – beides tatsächlich ähnlich schon in der Zeit erschienen – oder auch ein völlig aus der Form fallendes Gespräch mehrerer Erasmus-Studentinnen in Krakau, von dem man sich fragt, was es hier verloren hat.

Nun jedoch zu den wirklich ärgerlichen Dingen. Es sind leider sehr viele: Faktenfehler, die von mangelndem Wissen und schlampiger Recherche zeugen, die zuweilen auch den Eindruck erwecken, als habe sich Smechowski von ihrem Stil, ihrer manchmal hübsch rhythmischen Prosa mitreißen lassen und dabei die Wirklichkeit aus dem Blick verloren. Das ist umso ärgerlicher, als die Autorin derzeit für deutsche Medien eine wichtige Ansprechpartnerin in Sachen Polen ist.

Ein kleiner Faktencheck

Fangen wir beim Politischen an: Es stimmt nicht, dass PiS die einzige „rechtskonservative“ Partei in Europa ist, die eine absolute Mehrheit erzielt hat (S. 14), es genügt an die ungarische Fidesz zu erinnern, die zeitweise mit einer Zweidrittelmehrheit regierte. Es stimmt nicht, dass es „die Linke“ in Polen seit 1989 „schon immer schwer“ hatte (S. 15): Bei den Wahlen von 1993 (37,2%) und 2001 (47,0%) erzielte sie hervorragende Ergebnisse und stellte neben mehreren Ministerpräsidenten auch einen Staatspräsidenten. Auch mit der Geschichte der Zwillinge Kaczyński und ihrer PiS-Partei steht Smechowski auf Kriegsfuß.Es stimmt nicht, dass es die Gewerkschaft Solidarność „kaum mehr“ gebe (S. 25), sondern es handelt sich trotz aller Wandlungsprozesse immer noch um die größte Einzelgewerkschaft des Landes mit 2015 knapp 600.000 Mitgliedern. Es stimmt nicht, dass Jarosław Kaczyński 2007 „aus der Regierung aus[schied]“ (S. 33) – er wurde abgewählt, seine Regierung hörte auf zu bestehen, er konnte somit gar nicht aus ihr ausscheiden.

2010 waren nicht „96 Vertreter der polnischen Regierung und des Militärs“ (S. 33) Opfer der folgenschweren Flugzeugkatastrophe, sondern es waren drei Vertreter der Regierung (Staatssekretäre) und elf Vertreter des Militärs. Zu den übrigen 82 Opfern zählten der Staatspräsident, der laut Verfassung ebenso wenig Mitglied der Regierung war wie die Mitarbeiter der Präsidialkanzlei, die 14 Parlamentarier, die 23 Angehörigen von Katyn-Opfern und so weiter.

Dem Narrativ der PiS aufgesessen 

Die Venedig-Kommission ist anders, als es uns Smechowski weismachen will, keine Einrichtung der EU, sondern des Europarats (S. 59), das Abtreibungsgesetz von 2016 war nicht von PiS, sondern von einem Bürgerkomitee eingebracht worden, weshalb sich die Partei auch nicht „gezwungen“ sehen konnte, „den Gesetzentwurf zurückzuziehen“ (S. 78), sondern man ließ ihn aus taktischen Gründen in den Ausschüssen versanden. Recht lange lässt sich Smechowski darüber aus, dass sich PiS und Bürgerplattform „nicht allzu sehr“ (S. 85) voneinander unterscheiden, denn beide „lehnen gleichgeschlechtliche Partnerschaften ab“ (S. 85), was nicht stimmt, denn die Bürgerplattform befürwortet diese – im Gegensatz zur Homo-Ehe – mittlerweile und viele ihrer Spitzenpolitiker laufen bei den „Gleichheits-Paraden“ in zahlreichen Städten mit. Auch dass sie „desaströs bei den Wahlen“ (S. 85) von 2015 abgeschnitten habe, stimmt so nicht: 24,09 Prozent der Stimmen und 30 Prozent der Mandate waren zwar ein unerwartet schlechtes Ergebnis, aber sicherlich kein „Desaster“. Und sträflich vereinfachend ist es, zu schreiben: „Die Bürgerplattform – wie die ganze politische KIasse – galt schon immer als arrogant und elitär.“ (S. 85) – Wieso konnte sie denn 2007 und 2011 an die Regierung gewählt werden, wenn sie als „arrogant und elitär“ galt? Hier sitzt Frau Smechowski ganz offensichtlich dem von PiS in die Welt gesetzten Narrativ auf.

Problematische Vereinfachung

Schließlich beschreibt Smechowski auch die Kommunalwahlen in Danzig falsch, obwohl sie diese quasi live in Danzig miterlebte, mitsamt der kurze Zeit später folgenden Ermordung des Stadtpräsidenten Paweł Adamowicz. Dieser habe „am Wahlsonntag“ in den Umfragen noch hinter seinem Kontrahenten – „ebenfalls aus dem liberalen Lager“ (S. 246) – zurückgelegen, bis er dann doch im Amt bestätigt worden sei. Das Problem – es gab zwei Wahlrunden, in der ersten schaffte es Adamowicz gegen eine ganze Reihe von Konkurrenten in die Stichwahl, und in dieser Stichwahl siegte er tatsächlich, allerdings unangefochten mit haushohem Vorsprung und gegen den PiS-Vertreter. 
Auch in Fragen der weit verstandenen Kultur offenbart Smechowski eklatante Wissenslücken. So hat Fryderyk Chopin kein „polnisches Weihnachtslied“ geschrieben (S. 16), allenfalls zitiert er in seinem Scherzo h-Moll eines. Fußball ist in Polen mitnichten „ausschließlich für Arbeiter und kleine Angestellte“ (S. 72) wichtig: So wie in Deutschland, so fiebern auch in Polen Vertreter der Mittelschicht und der Oberschicht, des Klerus oder der Politik mit ihren Vereinen und der Nationalmannschaft mit.

Smechowski scheint sich in die Rolle Margarete Stokowskis (die sie im Nachwort ihre Freundin nennt) zu begeben und beklagt das Leid der polnischen Frauen. Eine brutale Geschichte, die sie schildert, zeige „exemplarisch, welche Verachtung Frauen in Polen jahrzehntelang entgegenschlug“ (S. 81). Das ist eine höchst problematische Vereinfachung. Bei aller Ungleichheit im Arbeitsleben oder in der Politik, bei aller Gewalt gegenüber Frauen von Seiten ihrer Männer – es mag Brutalität sein, mit denen sie immer wieder zu kämpfen haben, vielleicht gelegentliche Geringschätzung, aber doch nicht „Verachtung“. Im Gegenteil, Frauen haben in polnischen Familien oft eine starke Rolle, und auch im öffentlichen Diskurs werden sie keineswegs stärker „verachtet“ als etwa in Deutschland. Und warum „jahrzehntelang“ – soll das heißen, dass die Kommunisten am Leid der Frauen schuldig waren? War es denn zuvor besser gewesen?

Gendermäßig über die Stränge geschlagen 

Auch an anderer Stelle schlägt Smechowski gendermäßig über die Stränge: „Die polnische Politik nämlich ist fast durchweg männlich“ behauptet sie (S. 85). Dabei ist der Anteil von Frauen unter den Sejm-Abgeordneten in den letzten beiden Jahrzehnten von 13 Prozent auf 24 Prozent gewachsen (im Bundestag beträgt er derzeit 31,2 Prozent), es gab drei Premierministerinnen, zahlreiche Ministerinnen und Stadtpräsidentinnen sowie zwei polnische EU-Kommissarinnen – zweifelsohne zu wenig, aber „durchweg männlich“ ist das politische Leben in Polen keineswegs.

Das mit der Kirche hat Smechowski ebenfalls nicht so ganz reflektiert. „Sie hetzt gegen Schwule, Lesben und Transmenschen“, schreibt sie plakativ, dabei ist auch die polnische Kirche nicht nur „die Kirche“, sondern es gibt in ihr durchaus – einige – liberale Stimmen. Priester, so die Autorin weiter, „sitzen an wichtigen Schalthebeln der Gesellschaft, wie etwa in der Jury des berühmten ‚Nike‘-Literaturpreises“ (S. 166). Man mag darüber streiten, ob dieser Preis ein wichtiger Schalthebel der Gesellschaft ist, und in den letzten Jahren habe ich in den Jurys dort keinen Priester finden können. Wenn man nun bedenkt, dass Vertreter der Kirchen in den Räten all jener deutschen Fernseh- und Rundfunkanstalten sitzen, für die Frau Smechowski so gerne Interviews gibt… aber das würde jetzt zu weit führen. Wichtiger ist es, sich mit den „drei Gründen“ (S. 166) auseinanderzusetzen, die sie für die starke Stellung der Kirche in der polnischen Gesellschaft anführt: Nr. 1 (Gegner des Kommunismus) und Nr. 3 (Rolle von Papst Johannes Paul II.) sind nachzuvollziehen, aber Nr. 2 verwundert doch sehr: Die Tatsache, dass die polnische Kirche nach dem Krieg „erste Annäherungsversuche an die Deutschen unternahm“ (S. 166), sei dafür nämlich auch verantwortlich. Man stelle sich eine Umfrage unter polnischen Kirchgängern vor, bei der alle auf die Frage: „Gehen Sie in die Kirche, weil die Kirche Deutschland die Hand zur Versöhnung gereicht hat“ begeistert „ja, natürlich“ rufen und in die Hände klatschen…

Die Autorin scheint Danzig schlecht zu kennen

Selbst wenn Emilia Smechowski ein Jahr in Danzig gelebt hat – wirklich kennengelernt hat sie die Stadt offensichtlich nicht. Das 2004 eröffnete Gebäude „Manhattan“ in Langfuhr war längst nicht das „erste Einkaufscenter Danzigs“ (S. 21); das erste „Einkaufscenter“ dürfte das seit Anfang der 1990er in einem ehemaligen Flughafenhangar eingerichtete ETC gewesen sein. Überhaupt, man hat den Eindruck, als habe sich Frau Smechowski vor allem in großstädtischen Einkaufszentren aufgehalten: „Es gibt in Polen kaum noch Läden, die man tatsächlich direkt von der Straße betreten kann.“ (S. 96) Das klingt zwar geradezu sensationell, aber es stimmt schlicht und ergreifend nicht. Selbst wenn Shopping-Malls und Riesen-Supermärkte immer mehr Kaufkraft aufsaugen, gibt es immer noch zahllose „normale“ Läden, gerade in mittleren und kleineren Städten. Apropos Kleinstädte: Słupsk (Stolp) mit seinen 91.000 Einwohnern als solche zu bezeichnen (S. 94), ist eigentlich eine Beleidigung.

Zurück nach Danzig: Das Gebäude des Europäischen Solidarność-Zentrums besteht nicht aus „braunrotem Beton“ (S. 26), sondern die rostrote Farbe verleihen ihm große oxydierende Metallplatten. Und warum soll es in der Dreistadt genau „sieben Strände“ (S. 118) geben? Es gibt in Danzig (ohne Zoppot und Gdingen) sieben bewachte Strandabschnitte, aber im Grunde zieht sich ein einziger Strand von Gdingen bis zur Weichselmündung in Neufahrwasser… Und einer soll „an der Danziger Werft“ (S. 118) liegen? Die Werften befinden sich bekanntlich an der Toten Weichsel – wo es keine Strände gibt – und nicht am Meer. Vielleicht verwechselt sie den in die Danziger Bucht ragenden Nordhafen, gleich neben dem Strand von Heubude (Stogi), mit einer Werft?

„Ein furchtbar rückständiges Land“

Wenn man Smechowski glaubt, ist Polen jenseits der Großstädte ein teils rückständiges Land – oder sollte es sich nur um einen fürchterlich schludrigen Satz handeln? Denn so schildert sie den Beginn ihrer Autofahrt nach Białystok: „In Danzig fahre ich los. Und ziemlich schnell hinter der Stadtgrenze sieht plötzlich alles ganz anders aus. (…) Die Straßen, holprig und eng, sind stellenweise unbefestigt oder verwandeln sich für ein paar Kilometer in Sandwege.“ (S. 48-49) Ob da ihr Navigationsgerät versagt hat? Zwar wurde noch 2018 an der vierspurigen Schnellstraße von Danzig Richtung Warschau gebaut, aber auf Sandwege kommt man bei einer Fahrt in den Osten nur, wenn man weitab vom Weg einsame Weiler aufsucht.

Hin und wieder nimmt es Smechowski mit der Chronologie in ihren Geschichten nicht so genau, sondern schreibt sie so um, bis sie ihr in die Erzählung passt. So fährt sie zu einer Frauenrechts-Aktivistin nach Radomsko, die selbst einmal Opfer einer brutalen Vergewaltigung war: Sie sei „52 Jahre alt, die Geschichte, die sie meint, liegt 18 Jahre zurück“ (S. 78). Es muss also um das Jahr 2000 gewesen sein. Und dann schildert sie diese Geschichte: „Es war ein Abend im Mai, Ende der Achtziger, welches Jahr, will [sie] nicht sagen.“ (S. 79). Wenn die Frau das nicht sagen will, wie kommt Smechowski dann wenige Sätze zuvor auf die genaue Angabe „18 Jahre“? Und zwischen dem Ende der 1980er Jahre und 2018 liegen 28 Jahre…

Ein anderes Beispiel: Smechowski greift – nicht zum einzigen Mal – eine Reportage auf, die sie bereits vor einigen Jahren veröffentlicht hat, und schildert das bewegende Schicksal zweier jüdischer Schwestern, die im Krieg auseinandergerissen wurden und sich erst Jahrzehnte später wiederfanden. Helena wurde 1941 geboren, wird von einer polnischen Familie adoptiert, „mit acht Jahren bekommt sie zum ersten Mal eine weiße Oblate in den Mund gelegt – die Erstkommunion. Dann endet der Krieg.“ (S. 172) Demnach hätte der Krieg mindestens bis 1949 gedauert … Aber es klingt halt so schön, und es ist so schwer, sich seiner eigenen Phantasie entgegenstemmen zu müssen… Herr Relotius lässt grüßen.

Falsche Zahlen

Bleiben wir noch kurz bei der Geschichte der Juden in Polen: Nach 1968 hätten, so Smechowski, 20.000 von ihnen Polen verlassen, „die bisher größte Ausreisewelle der polnischen Nachkriegsjahrzehnte“ (S. 177). Klingt effektvoll, stimmt aber auch nicht: Alleine zwischen 1945 und 1949 haben 100.000 Juden Polen verlassen.

Immer wieder greift die Autorin zu Formulierungen, die verschleiern sollen, woher sie ihre Informationen bezieht, und glauben machen sollen, dass das, was sie sagt, gesichertes Wissen sei. Sie schreibt dann „man“, „die Polen“, „es muss“, sie will etwas gehört oder gelesen haben. So höre sie „immer öfter“ von Übergriffen auf Deutsche in Polen (S. 39). Tatsächlich gab es vor einigen Jahren ein paar aufsehenerregende Fälle, aber davon auf eine ganze Gewaltwelle zu schließen, ist Humbug. „Die Polen …“, meint die Autorin, „haben noch immer wenig Erfahrung darin, die eigenen Verfehlungen in der Geschichte aufzuarbeiten“ (S. 199). Es ist unzulässig, das so zu verallgemeinern, denn natürlich gibt es sehr viele Polen, die sich der „Verfehlungen“ bewusst sind, auch wenn sie vielleicht nicht die Mehrheit stellen.

Wir und die da oben

Oder es heißt über den 30 Jahre zurückliegenden politischen Umbruch: „Damals, sagen sie [die Polen], begann die Spaltung des Landes. Damals begann auch der Hass zwischen Lech Wałęsa und Jarosław Kaczyński.“ (S. 25) Das klingt pathetisch. Doch – Spaltungen hat es auch zuvor in der polnischen Geschichte gegeben: Zwischen Westlern und Traditionalisten, Menschen, die gegen die Teilungsmächte kämpften, und solchen, die mit ihnen kooperierten, Piłsudski-Anhängern und eingefleischten Piłsudski-Gegnern, Standhaften und Profiteuren während der NS-Besatzung, Kommunisten und Antikommunisten – und immer wieder zwischen „uns“ und „denen da oben“. Und die Auseinandersetzungen in der Solidarność auf einen Konflikt zwischen den Herren W. und K. zu reduzieren, wertet den bis in die 1990er Jahre relativ unbedeutenden K. viel zu stark auf.

Kurzum: Weder die Autorin noch das Lektorat ihres Verlags haben sich mit diesem Buch mit Ruhm bekleckert. Smechowski häuft so viele falsche, halbwahre oder verdrehte Informationen über Polen an, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Und sie nimmt nur das wahr, was sie wahrnehmen will. Letztlich ist das Buch eine Zumutung. Polen hat eine bessere Berichterstattung verdient!

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Gisela Fimiani | Mi., 11. September 2019 - 14:19

Ein Beispiel für „Leserverachtung“ und eine Autorin, die es sich offenbar leider leisten kann ihre „Unkenntnis und Pfuschereien“ unkritisiert unter das Volk zu bringen. Danke für Ihre Kritik, Herr Loew.

Wilfried Düring | Mi., 11. September 2019 - 22:29

Antwort auf von Gisela Fimiani

Wer mit einer Margarete Stokowski befreundet ist, sollte sich über Verachtung nicht beklagen! Aber das nur nebenbei.

'... Texte über Polen sind bitter nötig, Texte, die – von deutscher Feder geschrieben ...'
Warum müssen Texte über Polen 'von deutscher Feder' geschrieben werden?
Die Polen brauchen keine Vormünder, Gouvernanten und Kommissare.
Auch die Polen haben fähige Autoren, Schriftsteller, Journalisten ...!
Darum sich die deutschen (Print-) Medien osteuropäischen Journalisten 'öffnen' - den Polen, Ungarn, Tschechen, Balten, Kroaten etc ...
Meine Favoritin: Aleksandra Rybinska

Margaretha Graf | Mi., 11. September 2019 - 14:47

Da antworte ich mal mit dem derzeit in Deutschland vorherrschenden Satz, wenn es um Fakten, um plagiierte Dissertationen oder um Viertel-Wahrheiten beim Klima-Hype geht. „Ist doch egal!“1

Dennis Staudmann | Mi., 11. September 2019 - 15:28

darum ging, Fakten zu schildern oder die üblichen Klischees und Unterstellungen der sich selbst "liberal" nennenden Regierung Deutschlands zu bedienen. Man kann es einfach nicht ertragen, dass die polnische Bevölkerung mehrheitlich eine Partei wählte, die eben nicht "links-liberal" ist. Die Polen haben also eine demokratische Wahlentscheidung getroffen, die Deutschland zu akzeptieren hat. Zumindest wäre das so, wenn man hier nicht längst eine andere Definition von "Demokratie" hätte. Also reagieren deutsche Politiker eben so, wie sie es auch gegenüber jedem Bürger in eigenem Land tun, wenn dieser eine andere Meinung vertritt. Man erklärt ihn zum Antidemokraten und Nazi. In diesem Zusammenhang ist es schon bezeichnend, dass 1981, als es zum Streik auf der Lenin-Werft kam, in der linken DDR jedes Tabu gebrochen wurde. Man behauptete, dass die Polen zu faul zum arbeiten wären und klauen würden...Jeder konnte seinen Ressentiments freien Lauf lassen. Die Verachtung Polens ändert sich nie.

Es kommt auch darauf an wer das macht. Über das Grenzregime Frankreichs wird geschwiegen. Als das selbe in Bayern eingeführt werden sollte, war das unakzeptabel und nazi. Über Trump werden von höchsten deutschen Politikern Dinge gesagt, die man sich bei anderen Ländern nicht trauen würde. Wie ist das z.B. mit dem See-Grenzregime von Australien? Alles Nazis, dort unten? Ja, das ist das alte deutsche Problem der Unhöflichkeit, Besserwisserei und Überheblichkeit.

Wenn Sie den Text richtig verstanden haben, erkennen Sie, dass die Autorin keineswegs im Sinne irgendeiner "liberalen" Gruppe unterwegs ist. Scheinbar sind ihr schlicht diverse Ungenauigkeiten oder Fehler unterlaufen, stellenweise scheint sie der offiziellen, nicht immer faktentreuen rechtskonservativen Regierungsrhetorik augesessen zu sein.
Daraus zu schliessen, der Kritiker wolle man wieder auf die "ewigen Opfer" am rechten Rand eindreschen, ist falsch.

Wie komme ich bloss darauf, dass die Autorin "im Sinne irgendeiner liberalen Gruppe unterwegs sei"? Und es ist natürlich reiner Zufall, dass "Ungenauigkeiten", wie Sie es nennen, und Fehler, die teilweise ziemlich gravierend sind, grösstenteils die Vorurteile der Linksliberalen bestätigen. Es ist wirklich schön, dass es Menschen wie Sie gibt, die das wirklich glauben.

Gerhard Lenz | Fr., 13. September 2019 - 11:29

Antwort auf von Dennis Staudmann

Es reicht schon, wenn Sie den Teil mit der Überschrift "Dem Narrativ der PiS aufgesessen..." nochmal lesen, zum besseren Verständnis.

Natürlich steht es Ihnen danach frei, alles, so wie sie es gerne sehen (möchten), in den Text hineinzuinterpretieren.

Ich war von 1983-85 als junger Wehrpflichtiger in Eggesin (vglw. nahe der polnischen Grenze) stationiert. Ältere Soldaten berichteten, daß die Einheiten 1981 wochenlang im Alarm-Zustand lebten und auf den 'Einsatz-Befehl' warteten. Im Klartext: Die NVA war bereit zum Einmarsch! Der 'Friedenspolitiker' Honecker und sein Politbüro waren bereit - für eine neue Teilung Polens bzw. bereit zur militärischen Unterstützung einer innerpolnischen Kollaborantenregierung.
Die (kluge) Entscheidung, es Jaruzelski allein versuchen zu lassen, fiel Gott sei Dank in Moskau.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 11. September 2019 - 17:31

die wie in diesem Fall auch noch von unseren Politikern und Medien hochgelobt werden. Ein weiblicher Relotius eben, wie sie selbst erkannt haben. Ich kannte die Frau nicht, mich interessiert ihr Buch nicht und jetzt weis ich auch sie einzuschätzen, wenn sie wieder einmal als "Expertin" irgendwo auftritt. Insofern Danke Herr Loew für ihre sachliche Analyse.

Kurt Walther | Mi., 11. September 2019 - 23:14

Da hat sich also ein Polen-Experte angeblich über ein Buch "geärgert". Ich bewundere den Aufwand dafür, wie der Experte/Historiker das Buch zerpflückt, genauer: die falschen und schlampige Aussagen im Buch. Obwohl nur wenige Kilometer vom Grenzfluss zu Polen lebend, kann ich nur die wenigsten angeführten Aussagen und Gegenaussagen bewerten, begrüße aber jede fundierte Richtigstellung. Unsere Nachbarn im Osten sind es wert, stets korrekt im Lichte der historischen Wahrheit gesehen und behandelt zu werden. Dieses stolze Volk hatte es in seiner Geschichte schwer genug. Deshalb vielen Dank an den Historiker Peter Oliver Loew für die mühsame Kleinarbeit. Auch ich wünsche mir, dass die polnische Demokratie mit der jetzigen gewählten Regierung, die den links-liberalen Kräften im Westen - besonders Brüssel und Berlin - nicht gefällt, voll respektiert wird. Noch ist Polen nicht verloren ...

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 12. September 2019 - 11:31

Deutschland immer verteidigen gegen Unsinn, Willkür und Anmassung.
Obwohl die Deutschen, die meines Wissens von den Polen ins Land im Kampf gegen die Prussen geholt wurden, sich dort vieler Verbrechen und (Fremd)(Nachbar)-Herrschaft schuldig machten, müssen sie nicht immer im Unrecht sein gegenüber den Polen.
Deren Abwehr ist verständlich, sollte aber auch historisch eingeordnet werden, gerade auch in die polnische Geschichte.
Der Osten war besetzt, in der Besetzung fand der Westen Deutschlands zu grandioser Freiheit und solidarischer Selbstbestimmung, nicht zu vergessen Wohlstand.
Ich würde Polen, den gesamten europäische Osten/Südosten wie ein "rohes Ei" behandeln und helfen, dass viel Potenzial schlüpfen kann.
Ich erwarte mit fortschreitender wirtschaftlicher Erholung auch eine Basis für Verständigung mit den islamischen Staaten.
Polen muss keine Angst haben, denn Polen ist sehr stark.
Sie wollen sich wiederfinden, jetzt in einem solidarischen Europa, später einer Welt...