Homöopathie Globuli
Globuli: Alles nur Placebo-Effekt? / picture alliance

Homöopathie - Kügelchens Krise

Gesundheitspolitiker und Krankenkassen unterstützten bislang die Homöopathie. Jetzt soll Schluss sein. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung fordert den Gesundheitsminister auf, sie aus dem Leistungskatalog zu nehmen. Selbst Grüne wenden sich von der alternativen Medizin ab

Autoreninfo

Nike Heinen ist Wissenschaftsjournalistin und lebt in Hamburg.

So erreichen Sie Nike Heinen:

Bastian Brauns

Autoreninfo

Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

So erreichen Sie Bastian Brauns:

An diesem heißen Donnerstagnachmittag im August liegt kein Duft von warmem Essen in der Luft – dafür ein Hauch von Revolution. Die Mensa der Freien Universität Berlin ist so gut wie leer. Es ist vorlesungsfreie Zeit. Tim Niclas Demisch blickt an die hohe Decke. Er zeigt auf die weißen Lampenkugeln aus Glas. „Die sehen ja aus wie Globuli.“ Der 18-jährige Politikstudent muss lachen – Teilen seiner Partei ist dies hingegen vergangen.

Denn Tim Demisch macht derzeit vor allem zwei Dinge: In den Büchern paukt er Politiktheorie – und 15 Stunden in der Woche mischt er bei den Grünen ganz praktisch die Politik auf. Mitte November steht die Bundesdelegiertenkonferenz in Bielefeld an. Unter seiner Federführung entsteht dafür ein Antrag: Es soll Schluss sein mit der Homöopathie als Kassenleistung.

Mitten ins grüne Herz

Tim Demisch
Tim Demisch will, dass sich die Grünen
klar zur Homöopathie positionieren /
Andreas Müller

Das könnte mitten ins grüne Herz gehen. Wenn bisher solche Ideen in der Öffentlichkeit die Runde machten, wurden sie gerade von Spitzengrünen prompt abgeschmettert. Die Partei macht sich traditionell gern stark für alternative Heilmethoden. Das ist die gute alte Art von Rebellion, die gegen das Establishment in den weißen Kitteln. Aber jede Generation hat ihre eigenen Ideen. Es ist vor allem der Parteinachwuchs, die Grüne Jugend, die Demisch unterstützt. Egal, ob es um den Klimawandel geht oder um Globuli:

Die Fridays-for-Future-Generation will es den Alten nicht länger durchgehen lassen, dass sie bei ihren Gesetzen regelmäßig die Stimme der Wissenschaft ignorieren. Auch bei der FDP sind es die Jungen Liberalen, die beim Thema Homöopathie Druck auf die Parteiführung machen. So schwurbelte Christian Lindner im Sommerinterview, er wolle die Homöopathie auf Kassenleistung nicht abschaffen, aber das sei seine Privatmeinung.

Tatsächlich ist im Gesundheitssystem eine seltsame Schieflage entstanden. Es misst mit zweierlei Maß. Auf der einen Seite bekennt man sich seit mehr als zehn Jahren ausdrücklich zur evidenzbasierten Medizin: wider den Humbug. Die Kassen sollen Behandlungen nur noch unterstützen, wenn es wissenschaftlich eindeutige Belege für ihren Nutzen gibt. Auf der anderen Seite schaffen dieselben Verordnungen und Gesetze eine Hintertür für etwas, das gerade Wissenschaftler für ganz besonders hartnäckigen Humbug halten – die Homöopathie.

Medikamente ohne Wirksamkeitsstudien

Globuli
Kügelchen gegen Krankheiten /
Basile Bornand

Ihr Problem: Durch die vorgeschalteten Verdünnungsstufen enthalten homöopathische Präparate nur einzelne Moleküle des angeblichen Wirkstoffs, wenn überhaupt. Zu wenig, um im Körper etwas zu bewegen. Die Erben der vor 220 Jahren erschaffenen Heilslehre überbrücken diese logische Fehlstelle so: Die Trägersubstanz soll eine Art Erinnerung an den Kontakt mit dem Wirkstoff haben. In der Arzneimittelrichtlinie heißt das „besondere Wirkungsweise“. Der soll bei der Zulassung „Rechnung getragen“ werden.

Bisher wurden sämtliche in Deutschland zugelassenen homöopathischen Medikamente ohne Wirksamkeitsstudien durchgewunken. Es reichte, dass andere Homöopathen die behauptete Wirksamkeit der Formel gegenüber dem staatlichen Zulassungsinstitut, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), bestätigten. Der Weilheimer HNO-Arzt Christian Lübbers, der durch seine kritische Website Informationsnetzwerk Homöopathie bekannt wurde, nennt dieses erstaunlich unwissenschaftliche Verfahren bissig: den Geheimrat.

Aber so geheim ist es nicht. Das BfArM geht mit den fehlenden Belegen ganz offen um. In einem aktuellen Bericht steht: „Bislang wurde noch kein homöopathisches Arzneimittel zugelassen, bei dem sich der Antragsteller auf eine zum Beleg der Wirksamkeit geeignete Studie berufen hätte.“ Das sei schlicht unfassbar, sagt Lübbers.

Die Seite der Wissenschaft

Dr. Lübbers
HNO-Arzt Christian Lübbers will mehr Transparenz

Für Tim Demisch war das der entscheidende Punkt, sich zu engagieren. „Ich bin ja immer davon ausgegangen, dass das, was ich in der Apotheke oder von Ärzten bekomme, auch staatlicherseits geprüft wurde“, sagt er. Als Manuela Schwesig, SPD-Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern, dann noch die Schirmherrschaft beim Deutschen Ärztekongress für Homöopathie im Mai 2019 übernahm, reichte es ihm. Er twitterte: „#Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus. Lasst uns das auf der #BDK19 klarstellen!“

Seitdem rumort es in der Partei. Kein Wunder, dass vor allem junge und gesunde Menschen die alternative Heilmethode ablehnen, heißt es von älteren und prominenten Parteimitgliedern. Demisch versucht es mit einem strategischen Argument. „In den Umfragen wird uns zunehmend zugetraut, Verantwortung zu übernehmen. Also sollten wir uns auf die Seite der Wissenschaft stellen.“ Eigentlich keine Frage von Par­teigrenzen. „Im Grunde ist das eine Gewissensfrage.“

Klingt vertraut. Karl Lauterbach zum Beispiel, Professor für Gesundheitsökonomie und führender Gesundheitspolitiker der SPD, forderte früher regelmäßig, die Homöopathen vom öffentlichen Tropf zu nehmen. Seit er für den Parteivorsitz kandidiert, möchte er sich dazu nicht mehr äußern. Auch CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn ließ sich einst gern mit seiner ablehnenden Haltung gegen die Globuli zitieren. Und jetzt? Im Ministerium wird das Thema nicht mehr gern kommentiert. Man mache sich damit nun mal keine Freunde, erzählen mehrere Mitarbeiter.

Immer beliebtere Globuli

Homöopathie
Homöopathie: Mehr als Placebo? /
Basile Bornand

Erfahrene Politiker wissen: Das eigentliche Problem, das ist nicht das Gewissen. Es sind die Wähler. Die Patienten mögen es zurzeit nun mal „ganzheitlich“ und „sanft“. Nach einer Zählung des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller kauften Apothekenkunden 2018 auf eigene Kosten Homöopathika im Wert von 569 Millionen Euro. Verglichen mit 2014 ist das eine Steigerung um ein Drittel. Fast ein Zehntel des gesamten Marktes rezeptfreier Arzneimittel wird jetzt von den weißen Kügelchen bestritten.

Der Trend schlägt sich auch in den Töpfen der Krankenversicherungen nieder. Homöopathika im Wert von 98 Millionen Euro hatten die Apotheken 2018 nach Vorlage eines ärztlichen Rezepts verkauft. In ihrer Version der Arzneimittel-Richtlinie von 2008 hatten Union und FDP die Homöopathika rechtlich anderen nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gleichgestellt. Ob der Arzt Ibuprofen als nachweislich fiebersenkendes und entzündungshemmendes Mittel verschreibt oder als Arzneimittel zugelassenen Zucker verordnet – für Kinder müssen beide als rezeptfreie Medikamente übernommen werden

Allein dieser Homöopathie-Posten beläuft sich nach Angaben des für Dokumentation zuständigen Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) auf 15 Millionen Euro bei den gesetzlichen Krankenkassen. Dazu kommt ein nicht dokumentierter Betrag für sogenannte Satzungsleistungen – wahrscheinlich ein Vielfaches dieser Summe.

Satzungsleistungen wurden 2007 von derselben Koalition mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz vorgesehen, um den Kassen mehr Lockargumente im Kampf um Kunden zu ermöglichen. Die freiwillige Übernahme von Homöopathie greift seitdem um sich. Inzwischen bietet jede zweite Kasse die Übernahme homöopathischer Medikamente bei Erwachsenen an. Und zwei Drittel der Kassen haben Honorarverträge mit den Homöopathen abgeschlossen.

Ohne jegliche Evidenz

Iris Hundertmark
Iris Hundertmark verzichtet auf Globuli in ihrer Apotheke

Mit den gesetzlichen Möglichkeiten ist eine ganze Industrie gewachsen. Es verdienen die Hersteller, die Apotheken, die Ärzte. Aber trotzdem wachsen gerade auch bei den möglichen Profiteuren die Widerstände. Eine davon ist die Apothekerin Iris Hundertmark. Sie betreibt die Bahnhofsapotheke in Weilheim – seit 2018 globulifreie Zone. „Eine Apotheke ist ein Ort, der für Vertrauen, Seriosität und Wissenschaftlichkeit steht“, sagt sie. „Es ist falsch, dort etwas zu bewerben, das aller pharmakologischen Grundlagen und jeglicher Evidenz entbehrt.“

Andreas Gassen, Präsident der Deutschen Kassen­ärzte, sieht es ähnlich. „Wer homöopathische Mittel haben möchte, soll sie auch bekommen. Aber nicht auf Kosten der Solidargemeinschaft.“ Gassen glaubt da die Ärzteschaft hinter sich. Trotzdem: Homöopathie ist weiterhin eine ganz anerkannte Zusatzweiterbildung im Qualifizierungskatalog der Bundesärztekammer. Nach Angaben der Kammer waren 2018 in Deutschland 6875 Kollegen offiziell lizenzierte Homöopathen – vor allem Hausärzte und Kinderärzte.

Eine davon ist Michaela Geiger, die Vorsitzende im Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte. Sie ist in dritter Generation homöopathische Ärztin und von der Wirksamkeit der Methode überzeugt – weil ihr doch die Patienten immer sagten, dass es wirkt. Den Einwand, dass nicht wirken kann, was nicht da ist, lässt sie nicht gelten. „Da muss eben noch weiter geforscht werden. Es gibt auch in der Schulmedizin Therapien, bei denen der Mechanismus unklar ist.“ Dass diese trotzdem in Studien nachhaltig überzeugen müssen, um von den Krankenkassen bezahlt zu werden, das unterschlägt sie. Auf den Einwand, dass die Patienten ja gar nicht beurteilen könnten, ob ihr Schnupfen mit den Kügelchen schneller verschwunden ist, als er es ohne wäre, auch darauf geht sie nicht ein.

Abwägen zwischen den Behandlungsmethoden

Homöopathie Globuli
Labormittel ohne Evidenz /
Basile Bornand

In der Sektenforschung nennt man diese Denkweise ein geschlossenes Weltbild. Die Vorstellungen erklären sich aus sich selbst heraus. Was von außen kommt, wird nur insoweit berücksichtigt, als es die Annahmen bestätigt. Ihre Patienten beschreibt Geiger so: „Wir haben viele, die ansonsten austherapiert sind. Sie haben Rheuma, für das es bisher keine gute Lösung gab, oder Migräne“, sagt sie. „Wir sind alle auch klassisch medizinisch ausgebildet und wägen sehr wohl sorgfältig ab, wie etwas behandelt werden muss.“ Ihr Beispiel: Antibiotika bei Lungenentzündung, Globuli bei Bronchitis.

Sie betont das mehrfach. Es macht den Eindruck, dass sie überwiegend schulmedizinisch tätig ist, dass bei einer ernsten Erkrankung Homöopathie nicht zum Einsatz kommt. Auf der Website „Homöopathie natürlich“ des Globuliherstellers Deutsche Homöopathie-Union klingt es anders. Dort sagt sie: „Ich therapiere so gut wie rein homöopathisch, ich schätze den Anteil auf 85 Prozent. Als Hausärztin habe ich natürlich auch den konventionellen Blick auf meine Patienten, in der Arzneitherapie versuche ich aber primär Homöopathika einzusetzen.“

Edzard Ernst, emeritierter Professor für Komplementärmedizin im englischen Exeter, macht dieser Misch­masch unruhig. Ernst ist auch Arzt, stammt aus Deutschland, Sohn eines bekannten deutschen Homöopathen. Er war früher selbst tief überzeugt. Dann begann er nach Belegen für die Wirksamkeit zu forschen. Und seine Welt zerstob angesichts der armseligen Beweislage. „Homöopathie wirkt schon“, sagt er. „So wie jedes beliebige andere Placebo eben auch. Wenn Menschen eine Heilwirkung erwarten, dann tritt sie auch ein. Aber ein echtes Arzneimittel, mit Brief und Siegel und Kostenübernahme von der Kasse, das muss mehr können.“

Es geht um Geld

Ernst hört oft von Kollegen, dass sie Homöopathie bei den Patienten verschreiben, die wegen jeder Kleinigkeit in die Praxis kommen. Mit Zipperlein wie leichten Schmerzen oder Erkältung, Dinge, die auch von allein verschwinden würden. Die Mediziner haben mit der Homöopathie auf dem Rezept dann ein besseres Gefühl – solche hypochondrischen Naturen würden sich mit zu vielen echten Medikamenten leicht dauerhafte Nebenwirkungen einhandeln.

„Ich finde diese Haltung riskant“, sagt Ernst. „Wenn man erst einmal anfängt, Voodoo zuzulassen, dann gräbt sich der tief in die Köpfe, es macht die Menschen offen für irrationales Denken. Wenn der Homöopath von der Kasse bezahlt wird – warum soll man dann nicht auf ihn hören, wenn er vom Impfen oder der Chemotherapie abrät?“

Es gibt noch ein Argument, das Gesundheitspolitiker gerne in vertraulichen Runden für die Homöopathie ins Feld führen. Es könnte der Hauptgrund für die gelb-schwarze Hintertür gewesen sein. Es geht um Geld. Homöopathie treibt zwar eine millionenschwere Industrie an und kostet die Versicherer etwas. Aber viel weniger, als die patentgeschützten Innovationen auf der anderen Seite des Überzeugungsspektrums.

Einstieg in die sanfte Medizin

Der Arzneimittelmarkt ist derzeit einer der Hauptkostentreiber im Gesundheitssystem. Eine Preisexplosion mit häufig sechsstelligen Beträgen für einen einzelnen Behandlungszyklus. Verglichen damit sind die Globuli ein Schnäppchen: etwa 150 Euro pro 100 Gramm Zucker.

Also untersuchten Wissenschaftler der Berliner Charité bei 43 800 Patienten der Techniker Krankenkasse, was Homöopathie wirklich einspart. Ihre Studie von 2017 ist ernüchternd. Die Patienten, die in das Homöopathiemodell einstiegen, waren unterm Strich keine Kostensparer, sondern Kostentreiber: Mit dem Einstieg in die sanfte Medizin stiegen die Ausgaben um etwa ein Fünftel. Nach 30 Monaten waren es rund 2000 Euro pro Fall. Die Erklärung angesichts der Patientenakten: Die Patienten überantworteten sich mit ersten Beschwerden wie Depression oder Asthma den Homöopathen. Die Anwendung der Homöopathie könnte die eigentlich dabei notwendige schulmedizinische Behandlung nicht vermieden, sondern nur unnötig hinausgezögert haben.

Die Angst vor den Patienten

Die Techniker Krankenkasse scheint nun aus der Homöopathie-Erstattung aussteigen zu wollen. Nur noch jedes dritte Jahr sollen Globuli erstattet werden. Kommuniziert wurde das allerdings nur leise. Die Angst vor den Patienten besteht auch hier.

Wer sich öffentlich gegen Homöopathie engagiert, bekommt schnell Post. Es ist meist keine nette, weiß auch Tim Demisch. Als gekauft von der Pharmalobby wird er immer wieder diffamiert. Auch der HNO-Arzt Christian Lübbers wird persönlich beleidigt. Die Homöopathie-Gegner aber feinden die Homöopathie-Anhänger ebenfalls an – im Dienste der evidenzbasierten Wissenschaft scheint auch hier verbal alles erlaubt zu sein. „Scharlatan“ steht ziemlich oft in skeptischen Onlinebeiträgen. Oder „Zuckermagier“ und „Vollidiot“.

Demisch will sachlich bleiben und so seine Partei im November hinter seinem Antrag versammeln. Das Vorhaben eines Verrückten, raunen einige, die es sehen wie der junge Grüne, aber die Partei schon länger kennen.

titel

Dieser Text ist in der September-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder direkt bei uns portofrei kaufen können.

 

Jetzt Ausgabe kaufen

 

 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Dr. Georg Steger | Mi., 4. September 2019 - 14:52

nachdem ich Ihren Artikel bereits im letzten CICERO-Heft gelesen hatte, habe ich - als Naturwissenschaftler eigentlich absoluter Skeptiker bzgl. dieser Methoden - einen Arzt (kein Homöopath!) über diese "Kügelchen" befragt.

Wenn ich seine Aussagen richtig verstanden habe, ist es ja immer diese Spitze mit absoluter Verdünnung, die in den Diskussionen wie auch in Ihrem Artikel herangezogen wird (nach dem Motto "1 Kaffebohne wird über die Tasse gehalten und der Schatten fällt ins aufgebrühte Wasser: das ist dann verdünnter Kaffee" oder in der Homöopathie noch viel hirnrissiger, weil man hier gar auf atomarer Ebene argumentiert!): das ist für mich Scharlatanerie.

Aber der wesentliche Aspekt scheint ja zu sein, dass der Homöopath mit einer Verdünnung arbeitet, die auf die zu behandelnde Krankheit oder Krankheitsphase abgestimmt ist. Für mich ist das eigentlich ähnlich zu verstehen wie die Einnahme von Tabletten von bspw. 100 mg, 200 mg ... Wirkstoff.
Oder täusche ich mich da?

Die üblichen Medikamente, auch die vom Arzt verschriebenen,
versuchen mit mehr oder weniger Erfolg, Einfluß auf Krankheits-
SYMPTOME zu nehmen. Homöopathika stimulieren den Körper,
sich gegen die ein oder andere Krankheit zur Wehr zu setzen,
aktivieren die zuständigen Immunsysteme. Es besteht eine
gewisse Ähnlichkeit zu den Impfsystemen.
Es gibt hervorragende Homöopathen, die meisten sind
Schulmediziner.
Aber ein Schulmediziner, der mir bei einer Erkältung Antibiotika
verschreibt, ist nicht mehr wert als viele Homöopathen -
´Pecunia non olet´sagte Vespasian vor ca. 2000 Jahren.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 5. September 2019 - 08:31

Antwort auf von Karlheinz Wehner

Ihren Kommentar.
Es wäre schade, wenn die Krankenkassen ihre Finanzierung der Homöopatie ganz einstellten, denn ich halte sie für medizinischen Luxus, ein i-Tüpfelchen, eine hochintelligente Form, an Krankheiten heranzugehen etc.
Dafür würde ich nicht in Urlaub fliegen, sondern mich auf eine homöopathische Behandlung konzentrieren.
Der Patient muss schon in sich hineinhorchen, liegt er lieber links oder rechts etc.
Goethe wurde von Hahnemann behandelt?
Gleichwohl, man bedenke wie alt das Leben ist und wie stark sich Krankheiten ebenfalls aufgebaut haben können.
Ich würde, obwohl es sich um etwas eigentlich grundsätzlich Verschiedenes handelt, dennoch die homöopathische Behandlung nur palliativ einsetzen oder zur Genesung, nicht wenn gehandelt werden muss.
Der Stress der heutigen Zeit lässt fast nichts anderes mehr zu.
Wohl dem, der Ruhe findet, andere Wege zu beschreiten.
Sofern Ärzte, können übliche Teilbehandlungen sicher mit der Krankenkasse abgerechnet werden?

Gerhard Lenz | Do., 5. September 2019 - 12:55

Antwort auf von Karlheinz Wehner

Tun Sie vielleicht ein wenig, im besten Fall, diese Mittelchen, im schlechtesten Fall helfen sie überhaupt nicht.
Es gibt keinerlei empirische Studien, die die Wirksamkeit homoepathischer Medizin ausreichend belegen - dafür aber grundlegende, die jede Wirksamkeit in Frage stellen.
Alle nur von der pharmazeutischen Industrie und der Schulmedizin bezahlt? Wohl kaum. Jeder verantwortlich handelnde Naturmediziner bedient sich auch der Chemie. Es ist kein Zufall, sondern spricht Bände, dass für schwerste und chronische Krankheiten keinerlei homeopathische Mittel empfehlenswert sind. Aber bei einem leichten Schnupfen können sie sicherlich nicht schaden. Vielleicht braucht ein Land, in dem Impfgegner das Wiederauftreten von Seuchen, oder Instant-, selbsternannte und sonstige Heiler den Tod von Krebspatienten in Kauf nehmen (alles schon dagewesen) auch ein Angebot an Alternativmedizin - für die, die unbedingt daran glauben möchten. Aber bitte nicht auf Kosten der Gemeinschaft.

Kathrin Siebert | Sa., 7. September 2019 - 13:13

Antwort auf von Karlheinz Wehner

Selbstverständlich wehrt sich der Körper ohnehin so gut er kann. da hat er die verschiedensten Mechanismen - sozusagen eingebaut. Der schnupfen verzieht sich deshalb auch ohne Medikamentengabe, und so manchees ander auch.
Wenn das aber nicht gelingt, bei schweren Infekten, Krebs etc. kommt man nich herum um die Gabe echter Wirkstoffe. Manchmal gelingt das auch nicht, je nach Ausgangslage und Krankheit. Aber mit dem hauch bzw. dem durch Verdünnung nicht mehr vorhandenem Stoff (Wirkstoff mag ich es nicht nennen) erreicht man nachweislich nicht mehr als Placeboeffekte. Diese zu nutzen*ist möglich, aber äußerst problematisch.
*Nichts anderes macht Homöopathie - was allerdings in den Globuli drin ist, ist völlig egal, es wirkt nur der Placeboseffekt.

Nach dem ich bei Wiki noch mal über die Herstellungsverfahren, z.B. dem sogenannten Potenzieren, verschütteln und verreiben des Wirkstoffs aus einer sogenannten Urtinktur nachgelesen habe, bin ich im Zweifel, ob man die Wirkstoffangaben wirklich vergleichen kann. Bei der Behandlung mit homöopathischen Mitteln mit verschiedenen Potenzen 1:10,1:100 usw. bis 1:50000,also immer 1 Teil des verbleibenden Wirkstoffs aus der vorhergehenden
Verdünnung plus 49999 Teile Lösungsmittel, wird auch von vorneherein ein völlig anderer Wirkzeitraum angesetzt. Bei brüchigen Fingernägeln;-) kann man je nach Produkt ja auch erst mal mindestens 2-4 Wochen Kieselerde schlucken sozusagen. Stellt man aber relativ rasch fest, das das Fieber je nach Infekt mit Ibu 100 (eingangs bei Kindern) nicht genügend greift, kann man schnell wirksam nachdosieren. Bei den Kügelchen schwieriger, sei denn 3x tägl.1 ganzes Kugellager;).Glaubhafter finde ich dagegen Naturmedizin wie von z.B. Hildegard v.Bingen o. Kneipp. MfG

Da wirkt sicher nicht das "Kügelchen", sondern der Placebo-Effekt. Der ist wissenschaftlich bestätigt und "Kügelchen" können den Effekt auslösen. Übrigens, der Placebo-Effekt wirkt auch wenn man weiß dass da nichts drin ist, die Darreichung und die Verpackung muss nur stimmen. Also, z.B. wenn der "Herr Doktor" einem das "Wässerchen" gibt, wirkt es, gibt es dagegen die Sprechstundenhilfe, dann nicht.

Brigitte Miller | Mi., 4. September 2019 - 16:27

und Arztrezepte haben die Homöopathika geadelt, die jahrzehntelange Werbung "sanft und natürlich" hat das ihre getan, die Leute glauben zu lassen, Homöopathie sei eine Art gleichwertige, aber nebenwirkungsfreie Medizin.
Es ist höchste Zeit, dass mit diesem Aberglauben aufgeräumt wird, mit Natur hat Homöopathie nichts zu tun, sie ist ein Gedankenkonstrukt, das sich als falsch erwiesen hat.
"Da muss eben noch weiter geforscht werden"
Wie lange noch Geld ausgeben für etwas, das niemals bewiesen werden kann.

Karlheinz Wehner | Mi., 4. September 2019 - 16:51

Antwort auf von Brigitte Miller

Hallo, wie intelligent Sie sind. Sie beurteilen Dinge, von denen Sie
keine Ahnung haben. Was zahlt Ihnen die Lobby der seit vielen Jahren
von allen Medien verrissenen ´Medizin-Industrie´?
Die Zahl der Krebs-Toten steigt von Jahr zu Jahr und Sie hofieren diese
kriminelle Clique.
Intelligenz hat wohl doch nichts mit Verstand zu tun.

ist mir gut bekannt von Homöopathie-Verfechtern. Solche bekam auch Natalie Grams zu Hauf, als sie sich ( Medizinerin und ehemalige Homöopathin) von der Homöopathie abwandte. Und ihr kann man nun wirklich kein Unwissen vorwerfen. Und ob ich Ahnung habe, können Sie nicht wissen.

für einen Menschen, der irgendwann feststellt, dass Homeopathie eher eine Glaubensangelegenheit als ein wirksames Heilmittel ist. Gut, wenn der "Glaube" heilt, ist dagegen natürlich nichts einzuwenden.

Hier lese ich mit einigem Erstaunen, dass Homeopathie auch bei Tieren hilft. Soll das empirisch gesichert sein, oder ist das interessengesteuertes Wunschdenken? Lege ich meinem Hund, wenn es ihm mal nicht gut geht, meine Hand auf - und er geniesst das, beweist das schon die Wirksamkeit von Handlauflegen?

Tatsächlich ist das mit dem Glauben an die Wirksamkeit von Homeophathie schon eine seltsame Sache. Chemie ist grundsätzlich schädlich, Natur ist gut, und überhaupt muss man ja die Selbstheilungskräfte des Einzelnen stärken. Schön gedacht, nur sind Krankheiten eben manchmal stärker. Aber es geht wohl auch um tiefsitzendes Mißtrauen den Etablierten (Schulmedizinern) gegenüber, bei denen man natürlich Gier und Gewinnsucht, besenfalls Unwissenheit vermutet.

Alice Friedrich | Mi., 4. September 2019 - 16:57

Antwort auf von Brigitte Miller

Es hilft und es hilft und es hilft. Bei Mensch und Tier. Nicht bei jedem. Und selbstverständlich gibt es Grenzen, die ein seriöser Arzt kennt.
Mein erster Kontakt mit einem homöopathischen Mittel: In einer Großstadt bahnte sich bei mir ein Allergieschock nach einem Hotelfrühstück an. Ich war schon unterwegs, und Passanten brachten mich in die nächstgelegene Praxis . Eine Spritze in den Nacken, zehn Minuten später waren die Atemwege abgeschwollen . Der anthroposophische Arzt hatte mir Bienengift in homöopathischer Dosierung gespritzt.

Angela Bösener | Mi., 4. September 2019 - 20:33

Antwort auf von Brigitte Miller

Bevor Sie vorschnell urteilen, sollten Sie sich ganz gezielt einmal mit den Erfolgen von Samuel Hahnemann (einer der Väter der Homöopathie) vertraut machen.

Jürgen Scheit | Mi., 4. September 2019 - 18:19

Die Schulmedizin (Ärzte, Krankenhäuser) und ihre mächtigen Sponsoren ('wissenschaftliche' Medizinforschung, Pharmaindustrie) sind zu allererst an mögl. hohen Honorar- bzw. Medikamentenumsätzen (bes. 'Blockbuster') durch Kranke interessiert, nicht aber an der Gesundheit, da an Gesunden kaum verdient wird.
Was bewusst nicht erforscht wird (z.B. wegen zu geringer 'Marktaussicht') und durch seriöse unabhängige Studien belegt wird (zu aufwendig oder Verdacht auf unerwünschtes Ergebnis), wird einfach kaltschnäuzig als 'unwissenschaftlich' abgetan & verhindert, so wie jetzt die auf hinreichend positiver LangzeitErfahrung basierende Homöopathie, die der Schulmedizin als preiswerte und unschädliche Alternative insbes. bei chronischen Krankheiten immer mehr Konkurrenz macht.
Warum funktioniert eigentlich die Homöopathie auch bei Haustieren? Ach so, Placeboeffekt mit Hochpotenz!!
Wie erklärt die Schulmedizin die 5-stelligen Toten/Jahr in D durch Falschmedikation? Tote durch HP: Keine!!

Barbara Ebert | Do., 5. September 2019 - 06:43

sie wirkt bei Tieren.
Selbst wenn man "nur" von einem Plazeboeffekt sprechen würde, heißt es doch: Wer heilt, hat recht.

Gerhard Lenz | Do., 5. September 2019 - 12:46

Antwort auf von Barbara Ebert

nicht bei jedem, sondern natürlich nur bei denen, die daran glauben.

Alle anderen haben dann eben Pech gehabt.

Aber egal, die Kasse zahlt trotzdem.

Ulrich Jarzina | Do., 5. September 2019 - 09:03

Wer sich mit der Geschichte der Homöopathie befasst, kommt an ihrem Gründer, Samuel Hahnemann (+1843), nicht vorbei. Als Arzt und Chemiker stand er der Verordnungspraxis seiner Kollegen recht skeptisch gegenüber. Diese verschrieben nämlich gerne Arsen, Quecksilber und dergleichen, vorzugsweise nach der Devise "viel hilft viel".

Somit ist es kein Wunder, dass es vielen Patienten, die, nach einer konventionellen Behandlung, zu Hahnemann und seinen Schülern kamen, bald besser ging. Seine homöopathischen "Medikamente" schadeten dem Körper nicht, sodass dieser im Heilungsprozess ungestört war.
Damit galt die "Wirksamkeit" der neuen Behandlungsmethode als erwiesen.

Was die Popularität von Homöopathie heute angeht, so glaube ich, dass ein Hauptgrund darin besteht, das der Therapeut sich sehr viel mehr Zeit für das Patientengespräch nehmen kann, als wenn er konventionell abrechnen würde. So lernt er den Patienten besser kennen und bleibt nicht in einem 08/15 -Schema stecken.

Ernst-Günther Konrad | Do., 5. September 2019 - 11:41

Jahrelang wurde die Homöopathie als Unsinn bezeichnet. Vor allem auch Grüne als Alternative zur Schulmedizin ( keine Wissenschaft, sondern Sammelsurium von über 5000 Hypothesen) wollten angeblich naturbezogene Heilmittel, auch um eine ausufernde Schulmedizin einzudämmen. Die Pharmaindustrie baute sich dann ein zweites Standbein auf. Offenbar nehmen sie nicht genug ein. Also wird sie jetzt wieder schlecht geredet und damit Widerspruch zu generieren, weil es eben auch Menschen gibt, die dieses Angebot nutzen. Was wird am Ende herauskommen? Ich vermute mal es wird beibehalten und entweder Zuszahlungen oder höhere Beitragskosten damit begründet.
Verdiener bleibt die Pharma und die Politik kann sagen, die Menschen wollen ja auch die Homöpathie haben, sollen sie dafür zahlen.
Sicher, einen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit bleibt die Homöpathie schuldig, mit Ausnahme der Notfallmedizin aber auch auch die Schulmedizin. Da hat jeder so seine Meinung. Da fehlt wieder Geld.

Richard Leblanc | Do., 5. September 2019 - 17:13

Die ganzen Diskussion über Homöopathie auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen ist eigentlich völlig überflüssig. Anders als in der Schweiz wird eine homöopathische Anamnese in Deutschland nur von einigen Krankenkassen im Rahmen sogenannter IV (=integrierte Versorgung) bezahlt, die Medikamente - da rezeptfrei - sowieso nicht. Und in der Schweiz (siehe NZZ vom 31.08.2019: https://www.nzz.ch/meinung/homoeopathie-hilft-ja-vielleicht-auch-wenn-m…) wurden zuletzt 0,027% im Gesundheitswesen für Homöopathie ausgegeben. Mir liegen keine Zahlen für Deutschland vor, die Kosten dürften hier aber noch wesentlich geringer sein. Also mal wieder ein Kampf gegen Windmühlenflügel?