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Der Countdown läuft: Bis 2022 wird das letzte Atomkraftwerk in Deutschland abgeschaltet / picture alliance

Ausstieg vom Atomausstieg - „Ab 2022 werden wir teuren Strom aus dem Ausland importieren müssen“

Volkswagen-Chef Herbert Diess hält den bis 2022 geplanten Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie für verfrüht. Einer, der davor schon lange warnt, ist der CDU-Politiker Michael Fuchs („Atom-Fuchs“). Im Interview erklärt er, warum wir den Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg brauchen

Bastian Brauns

Autoreninfo

Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

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Michael Fuchs (CDU) ist ein deutscher Politiker. Von 2002 bis 2017 war er Mitglied des Bundestages.

Herr Fuchs, VW-Chef Herbert Diess hat Zweifel an der Sinnhaftigkeit unseres mehrfach beschlossenen Atomausstiegs geäußert. So irre das klingt, aber brauchen wir jetzt wirklich den Ausstieg vom Ausstieg des Ausstiegs vom Ausstieg?
Weil wir vollkommen überstürzt nach der Fukushima-Katastrophe ausgestiegen sind, machen wir uns jetzt das Erreichen der Klimaziele deutlich schwerer. Die Kernkraft ist nunmal die Energieform, die bei Dunkelflaute permanent zur Verfügung steht. Egal wie viel Wind die Grünen machen, der Wind weht einfach nicht immer. Mit Kernkraft produzieren wir CO2-freien Strom.

Aber längst produzieren die Erneuerbaren auch Überkapazitäten, die quasi ungenutzt verpuffen. 
Ja, weil wir de facto keine wirklich sinnvollen Speichermöglichkeiten haben. Alles, was da versucht wird, wie zum Beispiel über das Speichern in Wasserstoff, erreicht nur einen Wirkungsgrad von ca. 25 Prozent. Das heißt aber auch, der Strom wird damit viermal so teuer. Besonders ärgerlich finde ich: Wenn wir bei Dunkelflaute keinen Strom aus erneuerbaren Energien (EEG) im Netz haben, dann müssen wir Kernkraftstrom aus Frankreich und der Schweiz oder Kohlestrom aus Polen importieren. Das ist doch ein Witz.

Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck sagt, man sei sich dieser Problematik bewusst, müsse sie aber in Kauf nehmen, um als Vorbild voranzugehen, um dann langfristig eine gesamteuropäische, erneuerbare Energieunion zu realisieren. Solarstrom könnte aus der Sahara zu uns fließen.
Das bekannte Desertec-Projekt von RWE in der Sahara ist ja seinerzeit gescheitert. Weil Sandstürme die Solarpanele schnell blind gemacht haben und damit der Wirkungsgrad immer weiter nachließ, musste man einen Rückzieher machen. Sie werden Sandstürme auch künftig nicht aufhalten können. Was wir also brauchen, sind Speichermöglichkeiten für unseren EEG-Strom.

Und die sind nach wie vor nicht ausreichend vorhanden?
Also wenn zum Beispiel der Energieexperte der Grünen-Fraktion im Bundestag, Oliver Krischer, vorschlägt, man könne doch die künftig vermehrt fahrenden Elektroautos als mobile Stromspeicher nutzen, dann ist das kompletter Unfug. Erstens bräuchten Sie dafür eine riesige Lade- und Entladeinfrastruktur und zweitens: Wer würde denn freiwillig sein E-Auto mittags entladen, wenn er es dann vielleicht spontan doch schnell braucht? Von solchen hirnrissigen Ideen halte ich nichts. 

Warum glauben Sie, kommt Herr Diess von VW plötzlich mit diesen Zweifeln am Atomausstieg um die Ecke?
Na, weil er es genauso sieht wie ich. Wir schaffen es nicht. In den nächsten 20 Jahren sollen alle Kohlekraftwerke abgeschaltet werden und schon 2022 alle Atomkraftwerke. Ich sage Ihnen voraus, ab 2022 werden wir massiv Strom aus dem Ausland importieren müssen.

Dann würde sich die Kostenfrage noch massiver als jetzt stellen?
Ja natürlich! Die werden uns ja nicht mit den Preisen entgegenkommen. Darum sagt Herbert Diess völlig zurecht, dass wir überlegen müssen, die verbliebenen sieben Atomkraftwerke doch länger laufen zu lassen. Bis wir eben eine echte Alternative haben. Ich bin ja gar nicht der größte Fan von Atomkraftwerken.

Michael Fuchs
Michael Fuchs / picture alliance

Sie werden bis heute „Atom-Fuchs“ genannt.
Ja, weil ich mich immer dafür stark gemacht habe, dass wir nicht überstürzt aussteigen dürfen. Das ist doch eine verlogene Geschichte, erst selber aussteigen, aber dann Kernkraft importieren. Das habe ich so damals als Parlamentarier vertreten, und das mache ich auch heute noch.

Dennoch hat Ihre Partei den für uns Steuerzahler extrem teuren Wiederausstieg zu verantworten. Milliarden-Entschädigungen fließen nun an die Atomstrom-Unternehmen.
Ich war an diesem Wochenende im März zwei Wochen vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit der Bundeskanzlerin und allen Beteiligten zusammen. Ich habe damals schon gesagt: Das ist falsch, was wir hier machen. Erstens ist Fukushima 9.000 Kilometer weg. Zweitens ist das Kernkraftwerk durch einen Tsunami kaputt gegangen. Drittens gab es keinen einzigen Toten. Die sind traurigerweise von einer Flutwelle getötet worden. Und viertens ist das Gelände inzwischen wieder freigegeben, und die Leute schwimmen wenige Kilometer entfernt wieder im Meer.

Ein politisches Manöver, das die historische Abwahl der CDU in Baden-Württemberg trotzdem nicht mehr verhindern konnte.
Ja klar, weil der Bürger gemerkt hat, wie unglaubwürdig das war. Wir haben damals nur Fehler gemacht. Ich konnte mich damals leider nicht durchsetzen.

Haben Sie den Eindruck, dass jetzt politisch wieder Bewegung in die Sache kommen könnte?
Es gibt mittlerweile eine Reihe Leute, die sich fragen, wo wir den CO2-freien Strom herbekommen und die sich fragen, was macht denn die übrige Welt. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Das hatten wir schon mal. Das hätte ich nicht so gerne wieder. 56 Kernkraftwerke sind weltweit im Bau. Es gibt inzwischen sogar solche, die abgebrannte Brennstäbe wieder benutzen können. Da hat sich technisch viel getan. Wenn wir wirklich ehrlich sind, ist das der einzige Weg, den wir zur Zeit haben, um CO2-Neutralität zu erreichen.

Sieht Frau Merkel das auch so?
Es wäre vermessen von mir, zu sagen, dass sie das auch so sieht. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass auch sie darüber nachdenkt. Das ist ja eine physikalische Problematik, die es zu lösen gilt. Bis jetzt gibt es keine Alternativen. Batterien sind sicher keine Option. Das sieht man ja am Auto. Je größer das Auto und je größer die Entfernung, desto schwerer wird die Batterie, desto mehr Energie muss sie wiederum liefern. Ein Teufelskreis, der derzeit nicht durchbrochen werden kann.

Aber das Thema der Endlagerung bleibt doch bestehen.
Ja, und das muss gelöst werden. Ich habe mit Jürgen Trittin in der Endlagerkommission damals verhandelt. Da kamen ja durchaus brauchbare Ergebnisse raus. Wir haben in Deutschland Möglichkeiten, entweder in Ton, Salz oder Granit zu lagern.

Aber keiner will dieses Endlager haben.
Ja, das ist hierzulande so: Heiliger Sankt Florian, verschon' mein Haus, zünd’ andere an. Sie werden kein Bundesland finden, das Hurra schreien wird. Aber das wird eines Tages ohnehin politisch entschieden werden müssen, ob die AKWs nun weiterlaufen oder nicht. Und das ist unsere Aufgabe als Politiker. Und auch mit Leuten wie Jürgen Trittin kann man hierbei vernünftige Lösungen erzielen.

Ist Atomstrom für Sie eine Brückentechnologie oder eine für die Ewigkeit?
Irgendwann wird ein schlauer Mensch auf dieser Welt eine Idee haben, wie man Strom ohne große Wirkungsgrad-Einbußen speichern kann. Ich bin überzeugt, dass erst dann der Durchbruch der erneuerbaren Energien kommen wird. Es kann aber keine Lösung sein, dass wir eine riesige Leitung durchs Meer nach Norwegen legen, dort das Wasser den Berg raufpumpen und das als unseren Stromspeicher zu bezeichnen.

Die Ideen vom massiven Leitungsausbau klingen vielleicht sinnvoll, aber sie kommen eben nicht voran.
Es gibt in der Nähe von Borkum den riesigen Windpark BorWin3 mit ungefähr 700 Megawatt. Das entspricht schon einem kleinen Atomkraftwerk. Der wird jetzt fertiggestellt, endet aber im Sand. Es gibt keine Anschlussleitung an Land. Weil wir keine Leitungen haben, weil es überall Demonstrationen dagegen gibt. Darum werden wir nächstes Jahr 700 Millionen Euro für Strom bezahlen, der nicht verwendet werden kann. Und das wird über die Netze abgerechnet. Was für ein Irrsinn. Ich hatte damals vorgeschlagen, dass wir eine einzügige Gerichtsbarkeit für den Netzausbau einführen müssen, wie es in den Neunzigern beim Ausbau der Straßen in den neuen Bundesländern gemacht wurde. Mit den dreizügigen Gerichtsverfahren aber dauert jeden Genehmigung mindestens drei Jahre – wenn nicht fünf Jahre. 

Wird der pure Druck, die Klimaziele erreichen zu müssen, am Ende zu einem Umdenken führen?
Ich habe das Gefühl, dass wir als Deutsche derart vernarrt sind in die Erneuerbaren, dass sich da nichts ändern wird. Aber mit jedem Abschaltvorgang werden wir unsere Abhängigkeit von anderen vergrößern. Das wird den Strom noch teurer machen. Dabei könnte man die Milliarden-Entschädigungen für die Atomunternehmen sparen, wenn man die Laufzeiten nun doch wieder verlängern würde.

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Dieter Zorn | Do., 1. August 2019 - 18:03

Ja, schön, der Mann hat recht. Nur, das können Sie nirgendwo schreiben in der Mainstreampresse. Weder in der WELT noch in der FAZ, schon gar nicht in der ARD. Die Journalisten sind derart grün-vernarrt, dass sie alle ARGUMENTE einfach blocken und den Kopf in den Sand stecken. Eben typisch deutsch: Deutsch sein heißt eine Sache um ihrer selber willen tun!

Roland Völkel | Fr., 2. August 2019 - 19:13

Antwort auf von Dieter Zorn

traut sich aber nicht, dass Kind beim Namen zu nennen! Nicht WIR sind panikartig aus der Atomkraft ausgestiegen, es war "seine Chefin" die die "alternativlose" Entscheidung einsam getroffen hat, Herr Zorn!
Als er noch MdB war, wäre er für die Aussage:"Wir schaffen es nicht" von AM gerügt worden und vieleicht mit einen Parteiausschuß-Verfahren belangt worden?

Alfred Röck | Sa., 3. August 2019 - 08:59

Antwort auf von Dieter Zorn

I) Das dt. Windpotential ist 2900 TWh / annum, aus nur 12,8 % Fläche, offshore 214, Photovoltaik 153; der Eigenverbr. 2018 war 527 TWh brutto + 55 TWh exportiert, [Fraunhofer IWES]; d. h. der Kohle- u. Atomausstieg (303 TWh/a) sind spielend ersetzbar, auch der Wasserstoff (H2), 700 bar), für die 48,5 Mio PKW locker erzeug-bar, (E-Lyse v. Wasser), nötig 268 TWh/a; als eCars geladen werden (Je 12000 km/a) ist 2,3 x weniger Strom benötigt (i. Vgl. zu H2-fahren; II) Flauten überbrücken: Aus bestehenden PSW (Pumpwasser- Speicher-Werken), 7 GW, für 8 h (=8750 WKA (WindKraftAnlagen), ferner 7 GW ohne Stundenbegr. aus österr. Wasserverträgen (≙8750 WKA) wochenlang, aus 9800 Biogasanlagen+ Biomasse 45,7 TWh/a, mit 5 Tage Speicher künftig, ≙ 32500 WKA 5 T lang! Gas-KW 2018, unausgelastet), p= 9,52 GW ≙ 11900 WKA; Σ WKA überbrückbar= 61900 WKA. Dez. 2018 rotierten 29880 WKAs. Apotheker Fuchs MdB, den "Dr.rer.-nat." aberkennen, da ideolog.-sophistisch, ohne Zahlen (!), zur Energie plappernd!

Dr. Georg Steger | Do., 1. August 2019 - 19:04

Wenn nur Alles so einfach wäre wie wir uns das vorstellen: Ausstieg vom..... Inzwischen sind die wertvollen Mitarbeiter aus den Kernkraftwerken abgewandert (wer möchte schon das Licht ausmachen?) und Nachwuchs fehlt.
Viele der notwendigen Wartungsfirmen (ja unsere Kernkraftwerke werden regelmäßig gewartet und immer auf dem neuesten Stand der Technik gehalten!) haben aufgegeben und ihre Leute entlassen.
Wir haben die weltweit sichersten Kernkraftwerke gebaut, unser diesbezügliches Know-How ist weltweit anerkannt, wurde aber - wie so Vieles - ins Ausland verscherbelt und wird dort gerne verwertet.
Außerdem: wer möchte in einem Land investieren, in dem Panik und Hysterie zum Lebensstil gehört?
Vielleicht wachen wir dann mal auf, wenn auch etliche Firmen erkennen, dass die Produktion im Ausland halt doch billiger ist als in D, denn Energiekosten sind eben nicht vernachlässigbar.

... wer den Energiewende-Wahnsinn als das benennt, was er wirklich ist, ist rechts und entweder in der Werte-Union oder gleich in der AfD.
Eine seltsame Interpretation, die Sie, Frau Fimiani, von sich geben. Vielleicht machen Sie sich mal mit den diversen Randparametern vertraut um zu erkennen, dass man nicht dem rechten Flügel unserer Gesellschaft angehört, wenn man nur Vernunft und nicht Ideologie als Grundlage eigenen Denkens akzeptiert.

Roland Völkel | Fr., 2. August 2019 - 20:30

Antwort auf von Dr. Georg Steger

Herr Steger (den Dr. lasse ich weg), was veranlaßt sie, Frau Fimiani so anzugehn?
Sie stellte bloß eine banale Frage und SIE interpretiren und unterstellen ihr Dinge, die sie nicht Gefragt noch Geantwortet hat.
Und ganz sicher hat sie keine Linke oder Grüne Ideologie. Ich kenne sie eher als kritische Zeitgenossin (s. Kommentare), die der "Politik" einer AM durchaus nicht gut heißt!
Ich interpretiere ihre (Fimiani) Frage ganz anders!
Da sie wohl betreutes Denken ablehnen, dürfen sie dreimal raten, was Frau Fimiani
mit ihrer Frage wohl sagen wollte?
Ein bisschen Nonchalant würde ihnen sicher nicht schaden, wo sie doch auf ihren Dr. Titel Wert legen. Ich würde niemals schreiben: Dipl. Ing. Roland Völkel.
Bleibe auch mit Titel doch nur ein Mensch (wie Du und Ich-R. Mey).

Gisela Fimiani | Sa., 3. August 2019 - 11:41

Antwort auf von Dr. Georg Steger

So kann man sich irren, wenn man unterstellend kommentiert. Ich hat das Gegenteil im Sinn. Für mich könnte die CDU wieder wählbar werden, wenn die Werteunion das Ruder übernähme. Meine Frage galt der Informationsfindung. Hat Herr Fuchs den Mut, sich innerhalb der Partei zu positionieren und der Werteunion anzuschließen? hätte die Frage auch lauten könne. Look before you leap, Herr Dr. Steger.

Dr. Georg Steger | Do., 1. August 2019 - 19:25

Wer in D modernes Denken belegen will, betont, dass auch er schon demonstriert hat: gegen diesen oder jenen Reaktor. Im Ausland wird dies mit Verwunderung zur Kenntnis genommen - German Angst. Für mich sind solche Bekundungen nur ein Zeichen dafür, wie Indoktrination das Denken lähmt und zu irrationalem Handeln führt.
Man hat das Gefühl, dass die Deutschen immer noch glauben, Radioaktivität mache an den Grenzen halt! Wir können deshalb unsere sicheren Reaktoren abschalten und sind beruhigt, obwohl Reaktoren mit erheblich niedrigerem Sicherheitsstandard direkt an unseren Grenzen den Strom liefern, den wir u.a. mit unseren E-Autos brauchen werden.

Kann man Unvernunft noch besser zur Schau tragen?

Interessant: die Deutschen schalten ab, aus Angst vor einer potentiellen Gefahr und der gefühlten Sicherheit im eigenen Haus. Dass sie mit dem real existierenden erhöhten CO2-Ausstoss nicht nur sich, sondern auch das Weltklima gefährden: dieser Gedanke scheint ihnen gar nicht zu kommen!

Herr Dr. Steger, ich teile Ihre Meinung zur Problematik Atomausstieg, sowie Ihre Aussage zur Vernunft als politisch unabhängige Denkbasis. Betreffs der CO2- Problematik muss ich, nach allem was ich bisher dazu gelesen habe aber feststellen, dass sich die Wissenschaft keineswegs zu, wie oft suggeriert wird, 97% einig ist, dass das anthropogen emittierte CO2 die Ursache oder alleinige Ursache der Klimaveränderungen ist. Dieser Bereich bedarf sicher noch wesentlich umfangreicherer Forschung als bisher, auch unter Einbeziehung anderer denkbarer natürlicher Ursachen. Natürlich darf man so lange nicht die Hände in den Schoß legen. Man muss aber mit Augenmaß agieren. Spontanität und Hysterie sind hierbei eben so wenig angebracht wie beim Atomausstieg.

Dr. Georg Steger | Do., 1. August 2019 - 19:31

... ich sehe die Angstperlen auf den deutschen Stirnen, ob der Befürchtung, dass ein Tsunami Brokdorf überrollen oder ein Jahrhundert-Erdbeben Isar-II zerstören könnte (vermutlich sind dann aber auch Hamburg und München platt!).
Das Resultat von Hysterie, vorangetrieben durch die Medien und politisch mit der “Energiewende” zum Abschluss gebracht kennen wir hinreichend.

Warum bleibt dieses Denken bei der Kernkraft stehen? Haben wir doch genauso unsere Chemie- und Gentechnik-Labors, bei denen ungewollte Freisetzung von Stoffen ungleich schlimmere Wirkungen haben kann, als es selbst im schlimmsten GAU der Kernkraft möglich wäre.

Übrigens: Bekanntermaßen sind Endlagerstätten sind vorhanden (Informationen erteilen gerne die diversen Institute für Bodenkunde) - aufgrund eines Moratoriums aus der Regierungszeit Schröder/Fischer wurde die Ausdeutung verschoben um später sagen zu können, dass eine Endlagerung nicht möglich sei.

Tomas Poth | Do., 1. August 2019 - 19:35

haben alle Bürger und jene Betriebe die nicht von der EEG-Umlage befreit sind.
Wir subventionieren seit 2 Jahrzehnten diese Art Energieerzeugung. Jetzt sollen E-Autos auch noch vermehrt subventioniert werden.
Das ist völlig falsch. Wir subventionieren uns zu Tode!
Wind- und Solarenergie müssen zu allen anderen Energieträgern in den Wettbewerb gestellt werden.
Die Laufzeitverlängerung der vorhandenen KKW wäre eine Übergangsoption.
Des Weiteren müssen wir unseren Energieverbrauch erheblich reduzieren, ob bei Strom oder Mobilität. Oder wir müssen aus dem Weltklimavertrag aussteigen, wie andere auch schon.
Deutschland wird niemals seinen gesamten Energiebedarf über Erneuerbare autark erzeugen können. Es sei denn wir halbieren den derzeitigen Bedarf bei Strom und fossilen Energieträgern.

Man müsste noch ergänzen, dass wir auch noch den Strom massiv mit Steuern und Abgaben teurer machen. Das ist nicht nur die EEG-Umlage, sondern auch noch die Stromsteuer und ein Teil geht auch noch in die Rente. Umsatzsteuer von 19% muss auch noch gezahlt werden.

PS: Grundsätzlich hätte ich kein Problem damit, wenn wir Strom im Ausland einkaufen würden. Ich glaube nur nicht, dass dort Strom in großen Mengen zu haben ist. Ansonsten wäre ich auch dafür die noch laufenden Kraftwerke nicht vorzeitig abzuschalten, sondern sie normal bis zum Ende laufen zu lassen. Da die Stromleitungen vom Norden in den Süden verspätet fertiggestellt werden, wäre das auch sinnvoll. Und wenn jetzt doch der Kohleausstieg kommt, war ja vorher nicht vorgesehen gewesen, wäre das auch ein Grund. Allerdings wenn es zu schwarz-grün oder grün-schwarz in Berlin kommt, sehe ich für derartige Überlegungen keine Chance.

Kurt Walther | Do., 1. August 2019 - 19:37

Stimme Herrn Michael Fuchs ausdrücklich zu. Erstaunlich, dass es in der CDU überhaupt noch einen solch schlauen Fuchs, hier: Atom-Fuchs, gibt. Ist nicht die AfD diejenige Partei, die sich generell gegen A. Merkels überhastete Energiewende und für den Weiterbetrieb der deutschen AKWs positioniert hat? Ist das dann auch so ein typisches Merkmal für "Rechte" oder etwa gar für Nazis?
AKWs können durchaus sehr gefährlich werden, wenn damit nicht sorgsam umgegangen wird. Landesweite Stromausfälle können aber auch sehr gefährlich werden. In meinem schon etwas längeren Leben kann ich mich sehr wohl an frostige Tage und Wochen erinnern, an denen der Himmel bedeckt war und kaum ein Lüftchen wehte. Dann heißt es: teuren Kohle- und Atomstrom unserer Nachbarn importieren und/oder Strom in einigen Regionen abschalten. Ich befürchte, wir werden es erleben, so oder so. Die "German Angst" betreffs AKW ist riesig. Aber ein jeder sollte überlegen, was passiert, wenn gar kein Strom mehr ...

Ellen Wolff | Do., 1. August 2019 - 20:33

Wenn Ideologien die Agenda bestimmten droht immer der Wahnsinn. Oder ist es Populismus? Oder geht es denen nur um die Macht? Ich habe eigentlich die Hoffnung aufgegeben, dass die Verantwortlichen noch zur Vernunft kommen und ein vernünftiges tragfähiges Konzept auf die Beine stellen. Ich frage mich immer öfter, wie blöd Sind die eigentlich, und kann man wirklich so blöd sein.

Henning Magirius | Fr., 2. August 2019 - 06:50

Selbstverständlich hatte sich die Bundesregierung Gedanken gemacht, wie bei einem Atomausstieg 2022 weiterhin die Grundlastenergie (also bei Dunkelflaute der Erneuerbaren) gewährleistet werden kann. Als Lösung war der Ausbau der Gaskraftwerksstromerzeugung vorgesehen. Für den dann massiv erhöhten Gasbedarf ab 2022 wurde das Piplineprojekt Nord Stream 2 angeschoben. Die Pipline sollte schon Ende 2019 in Betrieb gehen, doch daraus wird nichts. Dänemark und Polen verhindern mit einer eigenen Ostseepipline (Norwegen - Dänemark - Polen) derzeit die letzte erforderliche Genehmigung für einen Teilabschnitt von NordStr2 bei Bornholm. Und die USA stehen kurz davor, die Errichterfirmen von NordStr2 zu sanktionieren. Das für den Atomausstieg notwendige Gas kommt wohl nicht - typisch Bundesregierung unter Merkel: schlecht geplant, schlecht gemanagt. Die Äußerungen von VW-Chef Diess und von Herrn Fuchs sind Testballons um die Deutschen auf den Ausstieg vom Atomausstieg vorzubereiten.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 2. August 2019 - 14:35

Antwort auf von Henning Magirius

Besonderen Dank Herr Magirius für Ihren Kommentar. Das mit der Ostseepipiline war mir so nicht bekannt. 24 Std. am Tag reichen nicht, um alle und jede Information wahrzunehmen und zu prüfen. Deshalb mag ich die Kommentatoren hier so, weil immer neue Gedanken, Sichtweisen, Überlegungen und Denanstöße, aber auch Erinnerungen wieder gegeben werden und einem selbst den Tag wieder etwas heller macht.
Ich stelle wieder einmal fest, eine von Merkel's Schnellschüssen, die AKW's abschalten zu lassen. Sie, die alles vom Ende her denkt. Offenbar hat sie in diesem Fall das Ende von Deutschland gedacht und den Weg dorthin ebnet sie gerade. Wenn ich Herrn Dr. Stegners Kommentar und die anderen mit einbeziehe, werden uns selbst bei einem Rücknahme des Ausstiegs erhebliche Probleme entstehen, wieder genügend gutes und geeignetes Personal zum Betrieb und zur Kontrolle zu bekommen. Es werden also ganz erhebliche Probleme entstehen, das ganze auch praktisch umsetzbar rückgängig zu machen. Gemurksel.

Dr. Georg Steger | Fr., 2. August 2019 - 15:42

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

... lieber Herr Konrad: mit Herrn Stegner von der SPD habe ich nichts gemeinsam (auch nicht der Name!) und bin froh darüber!

Henning Magirius | Fr., 2. August 2019 - 18:04

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Das freut mich natürlich sehr, dass Sie sich durch meinen Kommentar gut und neu informiert fühlen. Ehrlich gesagt, hinter dem Kommentar stecken auch seit ca. 5 Monaten Google-Online-Recherchen zu bestimmten Stichworten, die ich immer wieder alle paar Tage vorgenommen habe. Nur so war ich in der Lage, mir ein entsprechendes Bild zu diesem Thema zu machen. Die komprimierte Information meines Kommentars werden Sie nirgendwo in den Online-Medien finden. Dieses neue -zusätzliche und erneute - Regierungsversagen, das wieder Unsummen von Steuergeld verpulvern wird, wird von den Mainstream-Journalisten (bewusst?) aktuell nicht thematisiert. Wofür werden sie dann bezahlt?

Roland Völkel | Fr., 2. August 2019 - 21:18

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

lieber Herr Konrad!
Dat Annalena und där Roooobärt werden die Sache schon schaukeln. Neben dem Netz (Annalena... darum fungiert das Netz als Speicher) könnte vieleicht die Grüne Tonne (igitt, hat bei uns einen brauen Deckel) als Stromspeicher ausgebaut werden.
Oder Milliarden von Hamster drehen Nachts am Rad um damit wenigtens die E-Autos zu laden.
Alle konventionell hergestellte Lebensmittel (Obst, Gemüse u.a.) werden für die Stromerzeugung verwendet. Nur noch Bio-Vegane werden davon ausgenommen.
Im Wald & Flur werden Schneisen geschlagen und mit hübchen Windparks zugepflastert. In Berlin, in den öffentl. Parks.
Der Fuhrpark des Bundestags (Länder & Kommunen auch) werden durch Rischkas ersetzt. Zusätzlich werden die Stromzapfsäulen (sind doch kostenfrei) von Feinkost-Aldi angezapft (können die auch Strom liefern?).
Die Strassenbeleuchtung wird von 22:00 Uhr bis 06:00 Uhr abgeschaltet.
Weitere klimaschonende Vorschläge an die Netzagentur senden (per Brieftauben-an Ökö denken!).

Dr. Georg Steger | Fr., 2. August 2019 - 16:54

Antwort auf von Henning Magirius

... die Pipeline ist die eine Sache, das Durchleiten durch D und das Bauen von Gaskraftwerken in D ist eine andere Sache, will heißen, dass eine Verfügbarkeit von Gas Ende 2019 gar nichts bedeutet, solange die internen Fragen nicht v o r h e r gelöst sind. Jeder weiß, wie lange es dauert, eine Durchleitegenehmigung zu bekommen (s. Stromtrassen) und dann noch die Kämpfe mit den lokalen Initiativen zu führen. Und die Genehmigung eines neuen Kraftwerks dauert übersteigt eine solche Zeit noch erheblich!
Außerdem: wieso will sich D das Recht nehmen und mit einer eigenen Pipeline die Belange der Ost-See-Anliegerstaaten missachten?
Sie würden sich doch bestimmt auch nicht freuen, wenn an Ihrem Grundstück vorbei eine Transferleitung gelegt würde, so dass für Ihre eigene Versorgungsleitung kein Platz mehr bliebe, oder?

Carsten Fischer | Fr., 2. August 2019 - 07:56

Ich war bis 2012 im Kernkraftwerk Biblis bei RWE angestellt und kann mich noch gut an die Betriebsversammlung erinnern, die im Juli 2011 in der Kantine stattfand. Es sprach der damalige RWE-Chef Dr. Großmann zur politischen Entscheidung aus der Kernkraft auszusteigen. Alle Kollegen waren sehr verunsichert und viele konnten diese Entscheidung nicht nachvollziehen.
Hr. Großmann stellte aber 2011 schon fest, dass die nationalen Ziele, die von der Bundesregierung ausgerufen wurden, den CO2-Ausstoß bis 2020 um minus 40 % zu reduzieren, einen Rückschlag erleben werden bzw. nicht zu erreichen sind. Aus Klimaschutzgründen will man jetzt auch aus der Kohleverstromung aussteigen, möglichst schnell. Ich denke Michael Fuchs hat Recht. Man hat damals einen Fehler begangen. Einen alten Atommeiler stillzulegen, darüber hätte man vielleicht reden können. In Biblis wäre aber durchaus eine hervorragende Infrastruktur da gewesen, einen hochmodernen dritten Block C zu errichten.

helmut armbruster | Fr., 2. August 2019 - 08:55

Selbst unter der Voraussetzung, dass ein Atomausstieg der einzige Weg wäre, das Klima zu retten, muss man vernünftigerweise zugeben, dass ein Alleingang Deutschlands nichts bewirken kann, solange der Rest der Welt nicht mitmacht.
Unsere grünen Klimaretter stört dies aber überhaupt nicht. Sie blenden einfach aus, dass die ganze Welt mitmachen müsste, wenn etwas erreicht werden soll.
Da die Welt aber nicht mitmacht, berauscht man sich eben an den eigenen Phantasien in der sichersten Überzeugung, dass man im alleinigen Besitz der Wahrheit ist.
Eine sehr bedenkliche Einstellung, die auch sehr gefährlich werden kann.

Der Atomausstieg hat fürs Klima Null gebracht, da Atomkraftwerke gar kein CO2 produzieren. Was er hingegen sehr wohl bewirkt hat, ist, dass die Grünen zu Merkels besten Unterstützern wurden. Merkel hat fast von Anfang an die politischen Ziele von SPD und Grünen zu ihren eigenen Zielen gemacht. Das war eine strategische Entscheidung von ihr und nur so hat sie die CDU und sich selber so lange an der Macht halten können. Der aktuelle Cicero-Artikel "Regieren ohne zu regieren" greift das auf.

80% der menschengemachten Treibhausursachen passieren außerhalb Europas und sind teilweise irreversibel (Regenwald) und von uns zukünftig praktisch nicht beeinflußbar.Angenommen wir haben sichere Kernkraft und keine Atomraketen mehr hier, es wird trotzdem knapp werden. Außer die Kernfusionstechnik kommt ins praktikable Stadium.Aber für alle.
Das ist die einzige Hoffnung. Was ist aus Carache geworden?

Edgar Timm | Fr., 2. August 2019 - 09:34

ich werde die Butter nicht dünner auf´s Brot schmieren müssen. Sorgen bereitet mir allerdings die Minderproduktion von elektrischer Energie bei einer "Dunkelflaute" und der daraus resultierende Stromausfall, denn ich habe die im Internet verfügbare Drucksache 17/5672 des Deutscher Bundestages "TA-Projekt: Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung" gelesen (unbedingt lesen!). Was hier nüchtern dargestellt wird ist erschreckender als der Thriller "Blackout" . Das Fazit: "Die Folgenanalysen haben gezeigt, dass bereits nach wenigen Tagen im betroffenen Gebiet die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit (lebens)notwendigen Gütern und Dienstleistungen nicht mehr sicherzustellen ist. Die öffentliche Sicherheit ist gefährdet, der grundgesetzlich verankerten Schutzpflicht für Leib und Leben seiner Bürger kann der Staat nicht mehr gerecht werden."

Für den statistischen Durchschnittshaushalt geht es bei den Stromkosten um ca. € 50 - 70 pro Monat. Für die sozioökonomisch ärmere Hälfte der Bevölkerung ist dies relevantes, frei verfügbares Einkommen, oder unvermeidbare Fixkosten. Der teuerste Haushaltsstrom Europas, der auch so von Gewerbebetrieben bezahlt werden muss, die nicht befreit sind, ist ein negativer, gesamtwirtschaftlicher Faktor. Mit der Erwärmung werden die Klimaanlagen in öffentlichen, gewerblichen und auch privaten Gebäuden stark zunehmen, die Branche rechnet damit, wodurch sich der Stromverbrauch in 10 Jahren verdoppeln dürfte - für den es keine KW gibt. Es wird noch teurer, und man wird Atom- und Kohlestrom importieren. Daran denken die FFF-Kids, und die Klimaänderungs-Wissenschaftler nicht.

In dem Interview wird wieder einmal Robert Habeck mit dem Argument "Deutschland als Vorbild" genannt. Man stelle sich vor, Deutschlands Nachbarn, die die Dunkelflautephasen in Deutschland mit ihren Kohle- und Kernkraftwerken überbrücken, würden ebenfalls nachahmend auf erneuerbaren Flatterstrom setzen: dann wäre es schon heute in Deutschland zappenduster.

dieter schimanek | Fr., 2. August 2019 - 15:29

Ob unser Geld von unserer Regierung verschenkt wird oder ob man dafür Kohlestrom aus Polen einkauft, den man zur Not im Netz speichern kann, ist piepegal. Hauptsache, wir fahren elektrisch. So lange es wo anders stinkt und raucht, ist alles prima. Natürlich ist dann zu erwarten, das es ein paar obdachlose Flaschen sammler mehr gibt, nicht schlimm, die arbeiten schließlich für eine saubere Umwelt.