09.05.2019, Niedersachsen, Hannover: Theaterregisseur Peter Sellars steht bei einer Pressekonferenz zu den 10. KunstFestSpiele Herrenhausen in der Galerie der Herrenhäuser Gärten.
Gretas großer Bruder: Opernregisseur Peter Sellars weiß, wie sich die Welt noch retten lässt / picture alliance

Salzburger Rede - Die Klimakirche ist da!

Der Regisseur Peter Sellars ruft dazu auf, eine neue Zivilisation zu schaffen, um die Welt vor dem Klimatod zu retten. Solche Anmaßung ist kein Einzelfall. Ein messianischer Holismus der tumben Art greift um sich

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Die Eröffnungsreden der Salzburger Festspiele haben nicht selten Geschichte geschrieben. So war es etwa 1972, als Eugène Ionesco über die „bedrohte Kultur“ sprach. Der rumänische Dramatiker war düster gesinnt, bedauerte den „Hass, der die Völker gegeneinander aufwiegelt“. In diesem „Zeitalter des Zorns“ mit seinen waffenstarrenden Machtblöcken warb er für einen anderen Blick auf den Menschen: „Wir haben vergessen, was Kontemplation sein kann. Wir sind nicht mehr imstande, zu betrachten. Wir können nicht mehr zum Himmel aufblicken. (…) Wir müssen wieder lernen uns zu wundern.“ Und heute? Am 27. Juli 2019 rief der amerikanische Opernregisseur Peter Sellars in Salzburg eine neue globale Zivilisation aus und riet Frauen, „im Kampf gegen den Klimawandel“ weniger Kinder zu bekommen.

Ein Foto zeigt Sellars als alten Punk mit irrem Blick, wirrem Haar. Das Bild mag in einem ungünstigen Augenblick aufgenommen worden sein, trifft aber den Kern der Rede. Stringenz suchte man vergebens. Interessant ist die Rede allemal und symptomatisch für eine Zeit, die es nicht unter Weltrettung macht und die ganze Schöpfung aus einem einzigen Blickwinkel zu betrachten sich angewöhnt hat – dem des Klimawandels. Natürlich ist nicht die ganze Welt von diesem messianischen Holismus befallen, wohl aber sind es „wir, die Bewohner der westlichen Hemisphäre,“ in deren Namen Sellars das Wort ergriff. Und die er züchtigte mit Sätzen wie Peitschenhiebe: „Wir bewegen uns in eine vollkommen falsche Richtung. (…) Die Wissenschaft gibt uns noch genau 15 Jahre, um eine neue, eine ökologische Zivilisation zu schaffen.“

Erster Apostel einer Klimareligion

Panik kann das Hirn verkleistern. Anders ist ein solcher Satz nicht zu erklären. Man muss schon weit in vormoderne Zeiten wandern, um sich dem Trugbild von „der“ Wissenschaft hinzugeben. Die Rationalität moderner Wissenschaft besteht gerade darin, dass sie Zweifel operationalisiert, auch Zweifel an den eigenen, je nur vorläufigen Ergebnissen. Die Wissenschaft, Herr Sellars, gibt es nicht! Der Regisseur muss freilich diese reaktionäre Fiktion verwenden, um der Zahlenspekulation von den „genau 15 Jahren“ Autorität zu verleihen. Was um Himmels Willen wird sich 2034 ereignen, wenn wir Westler keine „neue Zivilisation“ auf moralimperialistischen Pfaden schaffen? Und wird das unnennbare Ereignis genau am 27. Juli 2034 eintreten oder ein paar Tage später oder ein paar Wochen eher? Man merkt: Peter Sellars hielt eine Erweckungsrede zu kirchengründenden Zwecken. Er empfahl sich in Salzburg als erster Apostel der Klimareligion. Deshalb verwies er auf „Buddhas erste Lehre“ und die „sichtbaren und unsichtbaren Naturwelten“.

Was soll also, was muss der Westler – eine Minderheit der Weltbevölkerung wohlgemerkt – in den kommenden 15 Jahren zur Weltkatastrophenabwehr tun? Laut Sellars müssen „wir dringend die Strukturen des Kapitalismus und des internationalen Bankensystems hinterfragen“, müssen zweitens „auf alte, tradierte Erkenntnisse indigener Völker zurückgreifen“, drittens „die Umstellung auf pflanzliche Ernährung intensivieren“, viertens auf die Kinder hören. Sellars ist demnach ein antikapitalistischer Vegetarier, der mit der Fridays-for-Future Bewegung sympathisiert. Mehr ist diesem Kessel Buntes nicht zu entnehmen. Außer vielleicht noch: Ins Maßnahmenpaket mit der Aufschrift „Klimawandel“ lässt sich jeder noch so lange Wunschzettel legen.

Tausche Moral gegen Argument

Was aber hat es mit dem demografischen Faktor auf sich? Sellars nennt die „Stärkung der Position der Frau“ einen „der vielleicht wesentlichsten Schritte im Kampf gegen den Klimawandel“ und folgert: Frauen sollten „als Partner auf Augenhöhe die Möglichkeit haben, selbstbestimmt zu entscheiden, ob und wann sie Kinder bekommen. Das allein wird schon eine weitreichende Wirkung erzielen“ – eine Wirkung, heißt das, auf den Klimawandel. Weniger Kinder, besseres Klima: darauf läuft die harte Gleichung hinaus. Ist es auch zynisch, so hat es doch Methode. Dem Klimakirchenapostel ist alles Recht, was seinem eigenen apokalyptischen Szenario zuwiderläuft, das er nährt, indem er es abzuwehren vorgibt.

Hätte man dem panischen Punk diese große, diese historisch überaus bedeutsame Bühne bieten sollen? Es waren immerhin bereits die 99. Salzburger Festspiele, gegründet einst von Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt. Einerseits trat eine kolossale Überforderung zutage. Es war keine gute Rede, die Gretas großer Bruder hier vortrug. Andererseits sind für solchen intellektuellen Quark derzeit nur die teuersten Podien gut genug. Wo Klima aufgerufen wird, nimmt das Publikum dankbar Moral für Argument und tauscht Geist gegen Gefühl. Insofern war es ein großer Augenblick der Wahrheit. Danke, Salzburg. Sellars' Inszenierung von Mozarts „Idomeneo“ bekam übrigens fast ausnahmslos schlechte Kritiken.

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Mario Felizzi | Do., 1. August 2019 - 12:34

Hervorragend, Herr Kissler! Demaskieren Sie weiter diese Heuchler und Klima-Apostel!

herbert binder | Do., 1. August 2019 - 14:34

Antwort auf von Mario Felizzi

Da bin ich ganz Ihrer Meinung, lieber Herr Felizzi.
(Klima-)Wahrheit ist für diese neumodernen Propheten,
Hellseher, Mahner, Künder, Alarmisten, und, und, und...zu so
etwas wie Kaffeesatzleserei verkommen. Motto: Wer hat noch
nicht, wer will noch mal? Als wenn es die Gedanken einer
Geistesgröße hierzu nie gegeben hätte: "Wenn Gott in seiner
Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den einzigen
immer regen Trieb nach Wahrheit [...] verschlossen hielte und
spräche zu mir: wähle! Ich fiele ihm mit Demut in seine Linke
und sagte: Vater gib! die reine Wahrheit ist ja doch nur für
dich allein! [Gotthold Ephraim Lessing].

Per L. Johansson | Do., 1. August 2019 - 22:57

Antwort auf von Mario Felizzi

Über solche Leute schimpft man gerne und viel, ich kann das gut verstehen.
Aber letztlich gab es Gretas, Göring-Eckardts, Bedford-Strohms oder Künstler wie diesen Sellars immer schon.
Der Unterschied liegt darin, daß man ihnen früher nicht die Deutungshoheit und Meinungsführerschaft in Fragen der Wissenschaft oder der Politik überließ.
Anders gesagt. An der Massenhysterie tragen nicht die paar ewigen Hysteriker die Schuld, sondern die, die auf sie hören. Und die, die es besser wissen, aber in der nicht nur klimatisch aufgeheizten Stimmung vorziehen zu schweigen.

Und es ist falsch, den menschlichen Einfluß auf das Klima einfach abzustreiten. Denn damit macht man es einfach, Kritik wegzuwischen.
Dabei wäre es so wichtig, kritisch zu fragen, ob z.B. Elektromobilität im kleinen Deutschland denn überhaupt einen signifikanten Effekt auf den Lauf des Weltklimas hätte, und was man mit den dafür veranschlagten Milliardenbeträgen anderweitig im Arten-und Umweltschutz erreichen könnte.

Es ist nicht falsch, den Einfluss des Menschen auf eine Arbeitshypothese abzustreiten. Es wäre nicht mal aus taktischen Gründen geraten, der unbewiesenen (und auch unbeweisbaren) einfachen Korrelation zwischen dem CO2-Anteil in der Atmosphäre und dem Welt-Klima nicht zu widersprechen. Denn NUR der WIDERSPRUCH und die dagegen gestellte faktenbasierte WIDERLEGUNG desselben bieten einen sinnvollen Weg zum Erkenntnisgewinn!
Wer den Widerspruch ablehnt, selbst aus "guten" Gründen, schadet der Sache im Ganzen.
Wenn dieser Grundsatz aufgegeben wird, erübrigen sich alle weiteren Bemühungen in der Sache. Das ist es, was inzwischen auf dem Spiel steht.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 2. August 2019 - 14:15

Antwort auf von Wolfgang Brauns

Ich kann in so einer Atmosphäre nicht atmen.
Aber Sellars darf Selbstdarsteller sein, inszeniert mit weitem Blick voraus und zurück.
`Kunst kommt von Können, käme sie von Wollen hiesse sie Wulst.´
Das war noch bei TE, als ich einem entsetzten Professor die Zauberflöte näherbringen wollte, in deren Inszenierung wie diesem Vietkong? der Königin der Nacht die Pistole an die Schläfe gedrückt und bei diesem wohl abgedrückt wurde.
Kriegshorror hat meine Kindheit, Jugend und mein Erwachsenleben begleitet.
Krieg a la Nonchalance wird es nur gegen mich geben.
Danke, dass Maas in dieser Richtung tätig ist.
Ich höre wieder den Aufschrei hier, aber auch die sogenannten guten Einsätze werden evtl. geboren aus dem Rechthabenwollen der Guten.
Welche Hybris, der ich nicht mehr nachzugeben gedenke.
Weltintelligenz braucht diese Welt und ich glaube, dass Sie ausreichend vorhanden ist.
Lieber Herr Brauns, jetzt haben Sie bestimmt auch Anderes vernommen, als Sie selbst schreiben würden?

Per L. Johansson | Fr., 2. August 2019 - 15:37

Antwort auf von Wolfgang Brauns

...lichen Erkenntnisgewinnung. Das bedeutet aber nicht, Dinge einfach für ungültig zu halten.
Denn die von Ihnen geforderte „faktenbasierte Widerlegung“ findet ja gar nicht statt.
Ihr „Widerspruch“ reduziert sich auf eine reine Ablehnung, so lange das nicht 100% belegt sei.
Letzteres ist naturwissenschaftlich aber nie möglich, da man immer nur mit Modellen arbeitet. Mit der Argumentation könnten Sie auch z.B. die Evolutionstheorie ablehnen.
Der Begriff „Theorie“ meint nicht, daß es nur eine „Arbeitshypothese“ ist, so auch beim Treibhauseffekt.
Zeitraum und Schwere sind schwer zu berechnen und insofern wie alles mit einer gewissen Unsicherheit belegt, aber dem Grundprinzip einfach zu widersprechen ist ein Kampf auf verlorenem Posten !
Und damit nimmt man sich dann, wie schon erwähnt, auch die Chance, all die berechtigte, sinnvolle Kritik vorzubringen:
Was bringt unser Verzicht auf XY konkret?
Was könnte man alternativ mit all dem dafür verplanten Geld für die Umwelt tun? etc.

Liebe Frau Sehrt-Irrek, ich weiß (noch) nicht, was Sie von meiner Erwiderung auf Herrn Johansson halten, aber es ist heutzutage leider nicht so, dass die "paar ewigen Hysteriker" keine Schuld trügen, sonst könnte ein Herr Höcke ja schließlich auch kein "Gott-sei-bei-uns" sein.
Und neben vielen "warmen Worten" über den von Ihnen Bewunderten habe ich leider auch wohl deshalb Ihre Kritik an diesem außerfachlichen Messias-Gehabe vermissen müssen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 2. August 2019 - 14:01

Antwort auf von Wolfgang Brauns

Meinung abhängig.
Ich habe sehr ausgefeilte zu manchen Themen und gerate immer mal mit dem Einen oder der Anderen aneinander, akzeptiere das Eine oder Andere.
Möchte ich deshalb die Unterhaltung hier missen?
Aber um fast nichts auf der Welt.
Früher nahm mich mein Vater `überall´ mit hin, las mir jeden Text vor, den er gut fand oder für die Schule benutzen wollte, evtl. um zu sehen, dass es Schülerniveau war oder jeden Leserbrief.
Mein Vater war ein Universum für mich, wie der Rest der Familie.
Ich glaube gar, mehr wollte ich nie, man denke an die alten Jungfern aus den Krimis von Agatha Christie - Gott sei Dank beginnt Poirot auf ONE wieder neu, ich sah es schon auf DDR-Fernsehen - es kam anders und auch nicht.
Mein Vater war auch Medienlehrer; wir lebten eigentlich nicht in einem Haus, sondern den jeweiligen Ansammlungs- und Arbeitsplätzen aller Bewohner, räusper.
Gerade hatte mir mein Vater einen normalen Julius Cäsar geschenkt, da entdeckte ich Sellars.
Ich halte ihn aus!

Danke, liebe Frau Sehrt-Irrek für Ihre zwei Antworten. Das nenne ich Gedankenaustausch. Erst die Reflexionen machen die Sache rund und bedingen geradezu das "Aneinander geraten".
Und wie gesagt auch die Widersprüche. Deshalb fühlte ich mich auch berufen, auf diesen "Fehler" bei Herrn Johansson hinzuweisen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 3. August 2019 - 10:55

Antwort auf von Wolfgang Brauns

überwältigenden Schönheit vieler Werke vieler Menschen all over the world schlechte interpretationen nichts anhaben können, unterschiedliche Herangehensweisen aber zur Werkgeschichte hinzugehören, zum nicht abreissenden Strom der Auseinandersetzung im besten Falle in Demut und Respekt für ewige Schönheit.
Dies können wir schon für die Werke der großen Komponisten selbst annehmen, Mozart studierte Händel, lernte von Haydn und vielen mehr, die wir schlichtes Publikum meist nicht einmal mit Namen kennen.
Um so schöner sind Einstudierungen von Ensembles, die die großen Künstler in ihre Zusammenhänge stellen, z.B. von il Gardellino "LAMENTATIONES" oder umfassende Werke zu einem Künstler von einem anderen Künstler, der nur etwas anderen Art, z.B. von Sir John Eliot Gardiner "Bach. Musik für die Himmelsburg".
Ich könnte von morgens bis abends auf den Knien liegen und danken für den schier unerschöpflichen Reichtum, von dem wir leben.
Vergessen wir nicht unsere Zeit, unsere Künstler!

Tomas Poth | Do., 1. August 2019 - 12:40

Ist diese nicht schon lang in Form des IPCC da? Die Medien mit jedem Wetterereignis betätigen sich als Trompeter der Klimaapokalypse!
Die Kirchen verlieren Mitglieder zu hauf, da bietet sich doch der Klimaglaube als Ersatzreligion an. Der Mensch hat nun mal ein religiöses Bedürfnis.

Andreas Zimmermann | Do., 1. August 2019 - 14:12

Tja, der Klimawandel - ein Phänomen welches diesen Planeten von Anbeginn prägt und schon mehrmals für krasse Veränderungen gesorgt hat. Letztlich resultieren der Siegeszug der Säugetiere und die Entstehung unserer Art daraus.
Wir reden also über ein Dauerthema, die Frage ist tragen wir dazu bei? Schon möglich! Dies jedoch an den CO2 Emissionen festzumachen welche nur zum Teil menschlichen Ursprungs sind, einem Spurengas welches um die 0,04% in der Atmosphäre vorkommt und an ein paar heißen Sommern ist schon gewagt - kann man aber machen. Die Schlussfolgerungen dieses Herren, das Problem wachsender Überbevölkerung an Europa festzumachen ist verrückt. Am Anfang der Entstehung unseres Planeten, hatten wir einen CO2 Anteil von 6-12%, die Photosynthese von Einzellern und Pflanzen hat das in ein paar 100 Millionen Jahren in Biomasse und Sauerstoff umgewandelt. Es ist kein Wunder das die Klimamodelle des IPCC diese Fakten nicht in Einklang können ohne die derzeitige Hysterie zu entkräften.

Dr. Georg Steger | Do., 1. August 2019 - 14:18

Lieber Herr Kissler, auch wenn ich nachstehend eine kritische Anmerkung mache, finde ich doch Ihre Beiträge immer lesenswert, danke!

In einer Hinsicht hat Sellers natürlich recht: das exponentielle Bevölkerungswachstum trägt in großem Maße zum CO2-Ausstoß bei: Fleischkonsum, landwirtschaftliche Produktionsflächen bei Abholzung von CO2-Senken (Urwälder) etc.
Was wir brauchen, ist sicherlich eine bedingungslose Eindämmung unseres Bevölkerungswachstums!

Eine direkte Korrelation zwischen CO2-Ausstoß (und CO2-Konzentration) und Klimawandel (so es denn wirklich einer ist!) herzustellen und den Untergang zu predigen, ist Hysterie in Reinstform.
Bereits vor Millionen von Jahren gab es (lange vor menschlichem Leben auf der Erde) CO2-Gehalte, die wesentlich höher sind als heute (bestimmt aus Bohrkernen).

Vermutlich braucht der hedonistische Mensch nur eine neue Religion, die ihn in seiner Hysterie unterstützt, nachdem die christlichen Kirchen alles tun, um ihre Anhänger zu minimieren!

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 1. August 2019 - 14:24

Mozart-Inszenierungen, seinen Cäsar in Ägypten von Händel?
So schnell werde ich meine Bewunderung für Peter Sellars ungewöhnlichen Blick auf ganz große Musik nicht zur Seite tun.
Vielleicht hat er sich verrannt oder Sie haben ihn nicht auf der intellektuellen Höhe erkannt, auf der ich glaube, dass er sich bewegt.
Für was halten Sie mich, wenn ich glaube, dass frei nach Nietzsche "Wehe die Wüste wächst" aus Zarathustra die Selbstbestimmung der Frau ein wirklicher Klimawandel wäre?
Dummerweise kenne ich die Oper Idomeneo nicht.
Habe jetzt bei Wiki geschaut.
Demnach dürfte es m.E. eine Anlehung auch an Händel-Oratorien haben, evtl. Jephta kombiniert mit Abrahams Opferung seines Sohnes allerdings im starken Impuls, nicht etwa die Stärke Jahwes zu akzeptieren, sondern den Vater genealogisch zu überwinden in der Liebe Idamantes zu Ilia (evtl. DIE Andere), nicht Elektra (evtl. DIE Gleiche).
Eine frühe Form der Identität der DIFFERENZ, die Webers lernte Mozart in Mannheim kennen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 1. August 2019 - 14:47

jung zu der Zeit und sicher ein Kind nicht nur seines Vaters, sondern auch seines Landes.
Ich höre schon die Begeisterung der "Apologeten der Differenz".
Aber es heisst nun mal auch bei Heidegger "Identität und Differenz" und Mozart entwickelt sich in seiner MUSIK dann zur IDENTITÄT der DIFFERENZ, gipfelnd in Zauberflöte und Requiem.
Ich schrieb immer mal, dass er um dieser IDENTITÄT der DIFFERENZ willen, die sich FÜR IHN in Tenor und Sopran ausdrückt, in Cosi fan tutte die Paare "ungleich" setzt, Dorabella(Mezzo)/Ferrando(Tenor) und Fjordiligi(Sopran)/Guglielmo(Bariton), damit ja diese Geschichte von Wortbruch in der Liebe die Liebe selbst nicht tangiert, sondern wenigstens als reines Bild im Wechsel der Paare, gespielt aufleuchtet.
Niemals hätte Mozart SEINE Liebe ihrer Reinheit und Göttlichkeit beraubt, weshalb er eine Zauberflöte UND ein Requiem schreiben konnte.
Dem entspricht, dass die prussischen Frauen nicht IN (Gleiche) ihrer Sippe heiraten durften?
Mozart liebte ALLE

Daß Sie ein gebildeter Mensch sind, liebe Frau Sehrt-Irrek,
wird wohl niemand bestreiten. Aber müssen Sie das immer
und immer wieder so quälend demonstrativ raushängen
lassen? Ich lese gerne Beiträge intelligenter Menschen, völlig
egal, ob ich deren Meinung teile. Aber kurz und klar gefaßt,
d.h. lesbar - das sollte eigentlich genügen.Und es drückt auch
vor allem eins aus: Respekt allen anderengegenüber. Apropos
Peter Sellars. Einer dieser von mir so heiß und innig geliebten
Regietheatralen. Die immer schon gewußt haben, wie der
Komponist "wirklich und einzig richtig" zu verstehen ist - um
sich damit nichts weniger als über diesen zu erheben. Und es
ist (zumindest) der Versuch, das Publikum zu manipulieren.
Daß solche Menschen auch unter den Klimaapokalyptikern zu
finden sind, ist für mich jedenfalls nicht verwunderlich, fast
schon selbstredend. The end.

Dr. Georg Steger | Fr., 2. August 2019 - 15:56

Antwort auf von herbert binder

ich danke Ihnen für die treffenden und klaren Worte.
Auch ich habe mich über die lange Abhandlung gewundert, die ja wohl m.E. gar nichts, aber auch wirklich nichts mit dem zu kommentierenden Artikel zu tun hat. Wenn ich mich zur Politik äußere möchte ich auch nicht, dass man meine wissenschaftliche Tätigkeit mit dieser Privatmeinung verglichen wird, ja mehr noch, dass man beides in einen Topf wirft und das Eine nur in Abhängigkeit vom Anderen sieht.l

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 2. August 2019 - 17:40

Antwort auf von herbert binder

in mich gehen.
Aber ich hoffe, ich treffe Sie und andere auch ein bisschen, wenn ich sage, dass ich mich bemühe, auf IHR NIVEAU zu antworten.
Das gelingt mir vielleicht nicht immer, aber ich glaube dieses Niveau, unser Niveau bedeutet doch dem Einen oder Anderen etwas. Unterschätzen Sie sich bitte nicht. Ich brauche unterschiedlich lange, die jeweiligen Kommentare zu verstehen und mir einen Reim darauf zu machen und mir fehlt nicht selten Hintergrundwissen.
Dann schaue ich eben nach.
RESPEKT

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 3. August 2019 - 10:34

Antwort auf von herbert binder

setzen.
Tut das denn Herr Sellars?
Gibt es informationen darüber, ob Herr Sellars in weiterem Zusammenhang mit den Philosophen Roy und Wilfried Sellars gesehen werden könnte?
Wie gesagt, ich weiss nicht, ob Sellars das Libretto z.B. der Oper Cosi fan tutte noch toppen wollte oder ob er den m.E. Mozart-"Zug" in dessen Opern erkannt hat, der m.E. völlig unabhängig von den Libretti sich entfaltet, ich bezweifle auch stark, dass die Librettisten überhaupt erkannten, wie Mozart sicher auf Grundlage der Texte, jedoch seine "eigenen" Texte vertonte.
Das vermute ich bei allen großen Musikern, die ihr Heiliges komponierten, z.B. auch bei Bach, der allerdings sehr gut auf Luthertexte zurückgreifen konnte.
Was soll ich sagen, diesen "Zug" Mozarts erkannte ich durch Dauerhören - soweit man das für die damalige Zeit schon sagen könnte - in meiner Kindheit, weshalb ich nur mit wenigen Inszenierungen einverstanden war und mit Cosi fan tutte erst wenig anfangen konnte.
Man folge Mozarts Musik

Manfred Gimmler | Sa., 3. August 2019 - 16:40

Antwort auf von herbert binder

Gut, wirklich gut, Herr Binder!

Urban Will | Do., 1. August 2019 - 14:58

nach weniger Kindern werden sie bestimmt hören in Afrika und anderswo.

Wenn aber nicht...

Kinderarmut in Europa und anderswo, haben wir schon seit Jahrzehnten und trotzdem will das Klima nicht mitmachen.
Vielleicht müssten es noch weniger werden. Das rettet den Planeten ganz bestimmt, zumal wenn die Lücke dann durch Massenzuwanderung aus uns klimarettungstechnisch weit überlegenen Zonen dieser Erde geschlossen wird.

So haben wir dann die Klimaretter aus Afrika und anderswo hier im Lande, die unsere umweltzerstörende Kultur endlich überführen in ein vegan – CO² loses Miteinander.

Guter Plan.

Manfred Bühring | Do., 1. August 2019 - 15:15

Es ist beklemmend, mit welcher Irrationalität der Klimaweltuntergang derzeit - trotz Aufgeklärtheit der Gesellschaft - propagiert wird. Nach Orwell 1984, Waldsterben, Robbensterben, Maya-Apokalypse 2012, alles "Schnee von gestern", nun also die nächste Untergangsreligion. Wenn es nicht zu so tiefgreifende Verwerfungen für unsere freiheitliche Demokratie führen würde, die Gesellschaft so spalten würde, könnte man eigentlich nur darüber lachen. Nur das einem das Lachen langsam vergeht.

Christa Wallau | Sa., 3. August 2019 - 11:20

Antwort auf von Manfred Bühring

„Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“
Ich kann jeden verstehen, der an der Politik in unserm Lande verzweifelt und deshalb der Verbitterung Nähe ist.
Dennoch rufe ich allen Leidensgenossen zu: Gönnt den „Figuren“, die Euch dies antun nicht, daß sie Euch auch noch das Letzte rauben, was dem Menschen bleibt: sein HUMOR (der ab und zu auch zum Sarkasmus mutieren darf) und seine HOFFNUNG auf ein Wunder.
In diesem Sinne sende ich herzliche Grüße aus unserem (heute leider zu Ende gehenden) Urlaub im
Harz an alle beim CICERO versammelten Betroffenen!
C. W.

Bernd Muhlack | Do., 1. August 2019 - 15:39

Sorry, jedoch musste ich mich erst einmal kundig machen, wer dieser Zeitgenosse überhaupt ist.
Was tut er, kann er?
OK, das ist jetzt absolut nicht mein Ding, aber ein jeder wie er will. "Ist das Kunst oder kann das weg?" (Damals die "Fettecke" von Beuys)
Vielleicht fehlt mir ja auch der intellektuelle Zugang, um es mit Hape Kerkeling zu sagen? HURZ!
Zu solch einem eher unterirdischen Vortrag dieses Herrn, verbietet sich eigentlich ein Statement.
Herr Kissler, Sie schreiben: "Ein Foto zeigt Sellars als alten Punk mit irrem Blick, wirrem Haar. Das Bild mag in einem ungünstigen Augenblick aufgenommen worden sein, trifft aber den Kern der Rede."
Es ex ein Bild von Frau Dr. Merkel zusammen mit Frau Schwesig, damals noch Familienministerin; aufgenommen im Bundestag. Schwesig redet auf Merkel ein, diese schaut mit irrem Blick, wirrem Haar, jedoch "unpunkig" ins Nichts.
Sind es nicht diese Wirren und Irren welche UNS in die "Apokalypse" führen?
Das 4., fahle Pferd u es hieß... PSST!

Edith Lackner | Do., 1. August 2019 - 15:52

Dem ist nichts hinzuzufügen, wie immer eine tiefgreifende Analyse, furios im Ton, abwägend im Urteil, welches notabene nur vernichtend sein kann.
Ein solch angemessen scharfes Wort darf nur führen, wer die Singularstellung von Salzburg einzuordnen weiß. So ist denn der Einstieg mit dem Verweis auf die lange Tradition der Eröffnungsreden in diesem Zusammenhang außerordentlich wichtig.
Das ist nicht nix, irgendein formelles langweiliges „Banddurchschneiden“, die Intendanz denkt sich da was dabei, vielmehr als Sellars, auch der Idomeneo anvertraut wurde, einem Regisseur, der ohne jede Schadenfreude, sein gespenstischer Auftritt war nur traurig, seinen Zenit längst überschritten hat.
Man muss hier genau wissen, wovon die Rede ist und ich bin sehr, sehr froh und dankbar, dass es im Cicero einen Autor gibt, wo dies ohne jeden Zweifel der Fall ist.

Jürgen Keil | Do., 1. August 2019 - 16:39

Zu meiner Jugendweihe erhielt ich, wie fast jeder DDR- Jugendliche, das Buch "Weltall, Erde, Mensch", in welchen, natürlich aus marxistischer Sicht, der damalige Wissensstand zu Natur und Gesellschaft sowie deren Entstehung und Entwicklung beschrieben wurde. Für mich damals ein interessantes Buch. In mehreren Bildtafeln wurde mit anschaulichen Gemälden die Entwicklung des Menschen vom Affenmenschen, Jäger und Sammler zum heutigen Kulturwesen dargestellt. Eine Tafel zeigt eine Kulturlandschaft mit weidenten Tieren. Eine Menschengruppe vor Schilf bedeckten Hütten. Eine Frau mahlt mit zwei Steinen Korn. Frauen und Kinder mähen das Selbige. Ein Mann mit einen Wolfshund, eine Harke geschultert scheint sich zur Feldarbeit zu begeben. Andere Männer bei primitiver Arbeit. Warum kommt mir diese Bild beim Lesen dieses Artikels in den Sinn?

Dieter Zorn | Do., 1. August 2019 - 17:54

Sellers ist nicht allein, sondern nur die obskure Spitze des Eisbergs: Versuchen Sie mal bei der FAZ einen kritischen, aber maßvollen Beitrag gegen den Klimahype los zu werden. Das werden Sie nicht schaffen. Den sortieren selbst dort die Praktikanten aus ...

Gisela Fimiani | Do., 1. August 2019 - 18:52

......wann bemerken wir, dass wir die Tyrannis gegen die Demokratie zu tauschen im Begriff sind?

Norbert Heyer | Fr., 2. August 2019 - 06:57

Wir glaubten, in einer aufgeklärten Zeit zu leben. Wir hielten Hexenverbrennungen, Ablasshandel und Religionswahn für überwunden. Jetzt kommt das Mittelalter mit aller Wucht zurück. Unreife, fehlgeleitete und verwöhnte Kinder erklären uns die Welt, wissen, dass alles in wenigen Jahren vorbei ist und fordern nicht mehr und auch nicht weniger, als unsere Zivilisation und Kultur
elementar abzuschaffen. Sollten sie das tatsächlich erreichen, wären sie entsetzt, in was für ein Chaos sie uns führten. Noch trauriger ist es, dass es anscheinend keine „Stimme der Vernunft“ gibt, die diesen Irrsinn stoppen kann. Im Gegenteil, die Eliten überschlagen sich, auf die irrsinnigen Forderungen der hüpfenden Generation einzugehen. Oder machen sie es nur, um den tatsächlichen Zusammenbruch der bestehenden Weltordnung dadurch zu verschleiern? Das die ungebremste Migration, EURO, Target-Konten, EU, Rettungsschirme und Bankenkrise dann die wahren Ursachen für ein Ende der bestehenden Zivilisation sind?

helmut armbruster | Fr., 2. August 2019 - 08:38

Wir erleben z.Zt. mit der "grünen Religion" ähnliches wie einst mit dem frühen Christentum. Die heutigen Zeitgenossen fühlen, dass die Gesellschaft instabil geworden ist und die Zukunft nicht mehr berechenbar ist. Sie fürchten daher eine Art Weltuntergang durch Klimawandel und Ähnliches. Die Grünen versprechen Abhilfe und Rettung. Diese wird gläubig und kritiklos angenommen.
Im frühen Christentum war es nicht anders. Es traf ebenfalls auf eine verunsicherte Gesellschaft, versprach ebenfalls Rettung vor dem Weltuntergang und fand ebenfalls Glauben bei den damaligen Zeitgenossen.
Eine erstaunliche Parallele, die uns zeigt, dass das Geschäft mit der Furcht vor einem Weltuntergang auch heute noch zugkräftig ist.

Gerd Smieszkol | Fr., 2. August 2019 - 09:28

Nennt es sarkastisch wie ihr wollt, das neue WELTENGRUNDGESETZ oder neuen 10-15 Gebote sind überfällig. Und eines von denen muss (!) heissen: "Du sollst maximal 2 Kinder gebären, mindestens für die nächsten 1000 Jahre" warum ? nein, nur zum Teil wegen dem allzubald unstoppbaren Klimathema sondern, VOR ALLEM ANDEREN, wegen der sonst drohenden Auslöschung von 80-90 % aller Arten auf diesem blauen Staubkorn im Weltraum. Und die brauchen die in 50 Jahren FÜNFZEHN MILLIARDEN Primaten halt zum Überleben, während die Arten und der Planet UNS nicht braucht.... definitiv nicht somit ist zumindest Vernunft, aber auch DEMUT angesagt, anstatt Sarkasmus und und nicht bis zu Ende gedachte Bessermeinerei, Herr Chefredakteur !

Horst Weber | Fr., 2. August 2019 - 09:48

Sellars ist kein Politiker ! Insofern verstehe ich Herrn Kissler nicht in seiner bösen Ablehnung sämtlicher von einem Künstler ausgesprochenen Empfehlungen für die Zukunft. Nicht einmal Politiker wissen die Zukunft noch zu gestalten. Was also verlangt man von einem Theaterregisseur ?
" Dringend die Strukturen des Kapitalismus und des internationalen Bankensystems zu hinterfragen" ...
Das ist doch längst allgemeiner Konsens - zumindest unter denen, die ein "Weiter so" ablehnen.
"Wir bewegen uns in eine völlig falsche Richtung "...
auch das ist Konsens mit Denkern wie Precht, Welzer, Sloterdijk et al.
Wenn Sellars die Kirchenmimik benutzt, dann sicher als Persiflage auf das, was vor allem von der katholischen Kirche immer noch weltweit gegen Schwangerschaftsverhütung gepredigt wird.
Der Hinweis Kisslers auf "fast ausnahmslos schlechte Kritiken" des Idomeneo - zeigt eine überraschend untergründige Emotionalität.

Carsten Paetsch | Fr., 2. August 2019 - 11:32

Wenn man sich manche sog. „Inszenierungen“ in diesen Kulturtempeln anschaut, wundert es nicht, wenn ein Protagonist mal in mentale Resonanz gerät.
Schließlich lebt das Theater – oder besser: wird durch Subventionen am Sterben gehindert – seit Jahrzehnten von verstörenden Momenten, die oft genug das gesellschaftliche und politische Klima linkslastig überdehnten. Die Aufnahme des echten Klimas in den Spielplan ist somit nur die Anpassung an den Markt, artgerecht mit einer gehörigen Portion Kunstblut überschüttet.

Aber soll ich Ihnen was sagen? Der Mann hat Recht: Weniger Kinder, weniger CO2.
Da gibt es nichts zu philosophieren.
Und wer schon auf der Welt ist, kann auch mal die Luft anhalten. Spart auch CO2.

Verstehen Sie mich nicht falsch, das mit der Überbevölkerung ist, weniger des CO2 wegen, des Planeten Hauptproblem.
Nur, wer fängt mit entsprechenden "Appellen" bei den Adressaten des derzeitigen Geburten-Exzesses an?
Nein, beim Salzburger Festspielpublikum, beim Chefredakteur und beim "alten weißen Mann" ist da "leichter Beute" zu machen.

Klaus Funke | Sa., 3. August 2019 - 09:47

Tauschen wir die Namen aus. Statt Peter Sellars - Peter Sellers. Da sind wir bei dem Pariser Polizeiinspektor Jaques Clouseau. Und sofort können wir die Salzburger Eröffnungsrede richtig einordnen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Tausend Dank, lieber Alexander Kissler, für diesen Sommerspaß und die witzige Entlarvung eines Clowns