
- Macht endlich das Bahnfahren billiger!
Umweltministerin Schulze will das Fliegen verteuern, die Preise für das Bahnfahren aber unangetastet lassen. Offenbar sind die Renditen für die staatseigene Deutsche Bahn AG wichtiger als der Klimaschutz. Und wer Bürger gängelt, wird sie nie gewinnen
Auf der Suche nach dem verschwundenen Markenkern geht die SPD einen langen Weg. Enteignungspläne werden diskutiert, drastische Eingriffe ins Eigentumsrecht. Werbung für Tabakprodukte will man zügig verbieten, das Recht auf Homeoffice hingegen gesetzlich verankern. In Straßburg votierte man gegen die deutsche Kandidatin für das Amt der EU-Kommissionspräsidentin, obwohl deren Wahl vom Rest der europäischen Sozialdemokratie mitgetragen wurde. Die verwaiste Spitze der Partei soll von einem Mann-Frau-Duo eingenommen werden. Die Spaßkandidatur Karl Lauterbachs, des in den sozialen Medien notorisch rüpelnden Gesundheitsexperten, ist eine kuriose Randerscheinung. Unbezwingbar aber bleibt der immer tiefere Griff in des Steuerzahlers Portemonnaie. Als Steuererhöhungspartei hat die SPD ihren vielleicht letzten Ruf zu verlieren. Darum soll nun das Fliegen verteuert, aber keineswegs das Bahnfahren verbilligt werden.
Umweltministerin und SPD-Präsidiumsmitglied Svenja Schulze erklärt in einem dieser typischen „Es kann nicht sein“-Phrasensätze, die spezielle politische Forderungen als allgemeine Imperative drapieren und so die eigene Machtlosigkeit herausstellen: „Es kann nicht sein, dass auf bestimmten Strecken Fliegen weniger kostet als Bahnfahren.“ Damit ist die verkehrsmittelabhängige Spreizung der Ticketpreise korrekt beschrieben. Wer mit der Deutschen Bahn AG etwa von Berlin nach Köln reist, zahlt regulär 125 Euro in der zweiten Klasse. Easyjet bietet die Strecke für rund 25 Euro an, sofern man sich mit Handgepäck begnügt. Differenzen können freilich auf zwei Arten verringert werden: Indem man die höhere Zahl absenkt oder die niedrige anhebt. Svenja Schulze hat sich für die zweite Variante entschieden: „Ich bin deshalb dafür, dass wir die deutsche Luftverkehrsabgabe (…) erhöhen.“ An den teuren Bahnpreisen soll sich nichts ändern.