Donald Trump
Kurzfristig erzielt Donald Trump mit seiner Wirtschaftspolitik Erfolge. Doch bis Wahl 2020 sind es noch 16 Monate / picture alliance

US Wirtschaft - Was macht Trump richtig?

Den Nationalfeiertag in den USA begeht Donald Trump mit einem Affront: einer Militärparade. Trotz niedriger Beliebtheitswerte, kann er auf seine Wiederwahl 2020 hoffen, denn die Wirtschaft brummt. Doch es bleiben Risiken

Autoreninfo

ist Autor des „Tagesspiegel“ und berichtete acht Jahre lang aus den USA. Er schrieb die Bücher: „Der neue Obama. Was von der zweiten Amtzeit zu erwarten ist“, Orell Füssli Verlag Zürich 2012. Und „Was ist mit den Amis los? Warum sie an Barack Obama hassen, was wir lieben“. Herder Verlag Freiburg 2012.

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Der Satz ist beinahe zu Tode zitiert worden. Und doch bleibt das Wahlkampfmotto des früheren US-Präsidenten Bill Clinton gültig: „It’s the economy, stupid!“ Sein Nachfolger Donald Trump hat einen mächtigen Helfer mit Blick auf das Wahljahr 2020: Die US-Wirtschaft brummt. Das ist das verbreitete Gefühl in den USA. „Die Wirtschaft bleibt der Lichtblick von Trumps Präsidentschaft“, das ergab kürzlich eine Umfrage von CNN. Ihr zufolge missbilligen 53 Prozent der Amerikaner die Amtsführung des Präsidenten. Gleichwohl glauben 54 Prozent, dass er wiedergewählt wird. Nur 41 Prozent sind anderer Meinung. 

Noch mal vier Jahre Trump? Diese Aussicht dürfte viele in Deutschland und in Europa verwundern. Und empören. Trump ist in ihren Augen ein Präsident, der eigentlich alles falsch macht. Der die internationale Ordnung zerstört. Der in der Wirtschaftspolitik zu den Rezepten des „Voodoo-Kapitalismus“ greift, die allenfalls ein zeitlich begrenztes Strohfeuer auslösen, aber nicht nachhaltig wirken: Steuersenkungen für die Konzerne und die Reichen sowie Deregulierung. Und die gemeinsam das Risiko der nächsten Blase und des nächsten Crashs heraufbeschwören. Wie kann so einer Erfolg haben, und warum entzaubert er sich nicht?

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Christoph Kuhlmann | Do., 4. Juli 2019 - 16:46

den USA lähmten. Was nützt Freihandel mit China, wenn der Staat die Wirtschaft lenkt. Es gibt keine freien Gewerkschaften, es gibt kaum Möglichkeiten der Bürger gegen die Umweltverschmutzung zu klagen und die Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen. Die Börsenkurse haben sich im staatlich vorgegebenen Rahmen zu bewegen und die Kredite werden von den Banken ebenfalls entsprechend politischer Anweisungen vergeben. Vom Wechselkurs mal ganz abgesehen. Wer in diesem Zusammenhang von Freihandel und freiem Wettbewerb redet, ist schlecht informiert oder hat die Absicht zu täuschen. Was die USA mit Kanada und Mexiko gemacht haben sei mal dahingestellt. Die deutsche Autoindustrie hat längst reagiert und würde Zölle überstehen. Es ist legitim, dass Trump Druck macht, die hohem Lebensmittelzölle der EU benachteiligen amerikanische Farmer enorm. Trump ist der erste Präsident, der etwas gegen das amerikanische Außenhandelsdefizit tut, welches seit Jahrzehnten die Weltwirtschaft destabilisiert.

Richtig, Trump hat umfassend dereguliert, was vermutlich dazu beigetragen hat, die längste Wachstumsphase in der jüngeren Geschichte der VS, eingeleitet übrigens von Obama, zu verlängern. Seine Politik hat aber auch Nebenwirkungen und Folgekosten. Zum einen hat Trumps Steuerreform innerhalb kürzester Zeit ein massives Haushaltsdefizit verursacht - und das trotz Wirtschaftswachstum von durchschnittlich etwa 3%!
Zum anderen ist trotz der Strafzölle das Handelsbilanzdefizit nicht gesunken sondern gestiegen, und zwar deutlich (um ca. 20 % im Vergleich zum Vorjahr).
Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht liegen nicht nur an den terms of trade, sondern u.a. in der Tatsache begründet, dass die USA seit Jahrzehnten in der Realwirtschaft, im Bereich Maschinenbau etwa, nicht mehr konkurrenzfähig sind.
Da Hardcore Trump-Wähler aber ein etwas eigentümliches Verhältnis zu Zahlen und Fakten pflegen, ist eine Wiederwahl 2020 tatsächlich nicht ausgeschlossen.

Robert Müller | Fr., 5. Juli 2019 - 12:25

Antwort auf von Kai Hügle

Trump nimmt massiv neue Schulden auf, für 2019 habe ich Zahlen von knapp über 4 % gefunden. Das Wachstum liegt in Q1 bei etwa 3%. Kann man so machen, nachhaltig ist das aber nicht. China fährt die Verschuldung auch massiv hoch, etwa seit der internationalen Finanzkrise explodiert das geradezu. Da das versteckt passiert, sieht die offizielle Verschuldung nach wie vor gut aus. Bekannt ist, dass auch Japan in Schulden ertrinkt. Von den großen Ländern geht nur Deutschland einen anderen Weg, deshalb die Rufe hier auch massiv sich zu verschulden. Ich denke, bei Vollbeschäftigung in DE brauchen wir keine neue Verschuldung. In der USA - auch Vollbeschäftigung - sieht man das anders. Ich halte den deutschen Weg für besser. Und wenn es jetzt etwas runter geht, wird der Facharbeitermangel in der Industrie zurück gehen.

Ernst-Günther Konrad | Do., 4. Juli 2019 - 18:20

Was mühten sich die Demokraten ab, Trump persönlich zu diskreditieren und wünschten im sicher alles "schlechte" dieser Welt. Jetzt scheint seine Masche Erfolg zu haben und schon beanspruchen sie diesen für sich selbst und Obama. Einen Krieg hat er noch nicht begonnen, sieht man davon ab, das er sich um sein Aussenhandelsdefizit auf seine Art kümmert und dabei doch tatsächlich an sein eigenes Land denkt und nicht an die anderen. China und Russland tun das schon ewig und Trump hat nun Waffengeichheit hergestellt. Je mehr Amerikaner Arbeit finden und ein halbwegs eigenständiges Auskommen erzielen, desto größer sein Erfolg, ob man ihm das gönnt oder nicht. Er ist mir nicht symphatisch, dass muss er auch nicht. So dümmlich, wie man ihn gerne hinstellt scheint er nicht zu sein. Denn für ihn läuft's eigentlich. Und komisch, das sonst überbordende Trump-Bashing wurde offenbar erstmal reduziert. Er spricht mit Kim UN, er übt druck auf den Iran aus, er schickt keine Soldaten in andere Länder.

..., Trump ist schon ziemlich dumm. Wenn er z. B. nach dem Zustand des Liberalismus (als Grundrichtung politischen Denkens, engl.: " Western liberalism") gefragt wird, dann schimpft er über die Demokraten an der Westküste. Er erfindet Länder, die es nicht gibt, z. B. "Nambia", hält Belgien für eine "wunderschöne Stadt" und hat gestern davon fabuliert, wie die amerikanischen Unabhängigkeitskämpfer strategisch wichtige "Flughäfen" besetzten - 1775/76!
Das sind nur drei von zahllosen und vergleichsweise harmlosen Beispielen, wenn man bedenkt, dass er Kalibern wie Kim, bin-Salman und Putin mehr Glauben zu schenken scheint als seinen eigenen Geheimdiensten.

Stimme Ihrem Kommentar voll zu. Aber gegen Trump zu sein und ihn lächerlich zu machen ist eine Spezialität der Deutschen und der linken Demokraten in den USA. Aber gut, das Recht dazu hat jeder. Ich jedenfalls wäre froh, wenn wir diesen Präsidenten hätten.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 4. Juli 2019 - 20:37

Wenn die US-Firmen durch weniger Steuern prosperieren, verdienen die Amis durch Aktien mit, jedenfalls diejenigen, die Aktien kaufen können?
Von Weitem kommt mir das ein bisschen so vor, wie Schröders Überlegungen.
Aber dann kam Merkel.
Die asiatischen Märkte sind für die USA noch gar nicht richtig erschlossen.
Das kann noch eine winwin-Situation für die USA, Russland und China werden.
Merkel hat überhaupt kein Gespür für ökonomische Dimensionen, aber viel moralisches und religiöses Pathos.
Das kommt vielleicht Herrn von Marschall entgegen aber nicht den Möglichkeiten der Zeit.
Trump ist ganz sicher nicht dumm, seine Verwandtschaft spricht schon dagegen. Er ist ein Unternehmer an der Spitze der USA.
Hoffentlich wird das ausreichend politisch begleitet.
Es aber nicht zu erkennen, "anzuerkennen" ist entweder dumm oder überheblich.
Sein oder Nicht-Sein ist hier nicht die Frage.
Wer könnte Trump erkennen? Vielleicht Macron, weil er mindestens ein unternehmerischer Politiker ist.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 4. Juli 2019 - 20:42

einen Riesenfehler, wenn er die politische Größe Obamas, seine Bedeutung für den Zusammenhalt der USA, die Stellung der USA in der Welt nicht erkennen, anerkennen will.