Ein Soldat liegt in eingequetscht in einem Panzer
Wer größer ist als 1,84 Meter, passt nicht mehr stehend in den Panzer / Illustration: Moritz Wienert

Bundeswehr - Die Schrottarmee

Mauscheleien beim Carsharing und ein merkwürdiges Plakat: Kein Tag vergeht ohne neue Peinlichkeiten aus der Bundeswehr. Nichts fliegt, nichts schwimmt und nichts läuft mehr bei der Truppe. Gelähmt wird sie von einer überbordenden Bürokratie. Wer die kritisiert, wird kaltgestellt

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Im September 2014 war es, da entschloss sich die Nato, ein Zeichen zu setzen. Am östlichen Rand Europas hatten die Ukraine und russische Separatisten gerade einen Waffenstillstand unterschrieben. Der verhinderte aber nicht, dass beide Parteien weiter aufeinander schossen. Also wollte das nordatlantische Verteidigungsbündnis der sich aufplusternden Militärmacht Russland zeigen, was es draufhat. 6500 Soldaten aus den verschiedenen Mitgliedsländern nahmen an dem Manöver teil. Mit dabei: ein Bataillon der Bundeswehr. Die Deutschen kamen mit Panzern, aber ohne Waffen. Das sah aber irgendwie nicht so eindrucksvoll aus. Also nahmen die Soldaten Besenstiele, malten sie schwarz an und montierten sie als Kanonenersatz.

Als im Fernsehen berichtet wurde, beeilte sich das Verteidigungsministerium zu erklären, dass für die Panzer bei diesem Manöver gar keine Bewaffnung vorgesehen war. Man habe keine Ahnung, warum die Soldaten die Besenstiele montiert hätten. Trotzdem, das Bild von den Besenstielpanzern blieb bei den Leuten hängen. Es passt einfach zu gut zum Gesamteindruck der Bundeswehr.

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Christa Wallau | Do., 6. Juni 2019 - 23:32

Es ist unfaßbar, was sich eine Bundesministerin der Verteidigung in Deutschland alles an Versagen und Fehlentscheidungen erlauben kann, ohne daß sie dafür geradestehen muß!

Ähnlich wie bei der Kanzlerin scheint sich um Ursula von der Leyen ein Mantel der Unantastbarkeit gebildet zu haben, an dem
jegliche Kritik abprallt wie eine Kugel an
schußsicherem Glas.

Der Begriff "Verantwortung übernehmen" und seine Realisierung in der Praxis scheint völlig aus der Mode gekommen zu sein. Dies trifft nicht nur auf Politiker zu, sondern z. B. auch auf die Generäle und Führungsstäbe der Bundeswehr.

Kurz: Die Fische stinken überall vom Kopf her -
und das gewaltig! Aber weil sie alle mehr oder weniger stinken, ertragen sie sich bestens und halten den Gestank wohl noch lange aus.

Auch hier wird wieder einmal die Gretchenfrage ausgeklammert: Wozu eigentlich eine möglichst hoch gerüstete Bundeswehr, nachdem wir spätestens seit 1990 "von Freunden umzingelt" sind?
Zum Terminus "Verantwortung übernehmen": Die deutsche Ministerium umschreibt damit vornehm die politische Bereitschaft "zum Mitmachen, zum Mitschießen" überall auf der Welt, "wo wir gebraucht werden".
Das hatte bisher bereits verhängnisvolle Auswirkungen, könnte unter einem fehlgesteuerten US-Kommando jedoch noch Schlimmer kommen.
Frau von der Leyen hätte eigentlich genug damit zu tun, ihren Augiasstall auszumisten, also alle Dienstvergehen des eigenen Personals konsequent zu ermitteln und zu ahnden.
Deshalb wäre es nach wie vor sinnvoll, den "Apparat Bundeswehr" zu sezieren und auf eine reine Landes- bzw. Bündnisverteidigung auszurichten. Gleichzeitig sollten wir alles daransetzen, die USA von ihrer Rolle als "Weltpolizisten" abzubringen, denn genau hier liegt die Wurzel allen Übels: Im Imperialismus.

Dieter Erkelenz | Fr., 7. Juni 2019 - 06:30

Klasse, Herr Wißmann! So erfahre ich 'investigativen' Journalismus . Für mich ist dieses nun keine leere Worthülse mehr.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 7. Juni 2019 - 08:16

Wer neue Fließen braucht, geht zum Metzger, wer ein neues Dach braucht geht zum Augenarzt, wer eine Verteidigungsministerin braucht holt eine Fachärztin für Frauenheilkunde. Die Bundeswehr bildet das ab, was die Regierung ihr vorlebt. Inkompetenz, Machterhalt in höchsten Ebenen, Führen mit Angstszenarien, staatliches Mobbing.
Nicht nur bei der Bundeswehr, überall sind Juristen in allen Bereich eingesetzt, die natürlich der Politik folgend und sich rechtlich absichernd die Wirklichkeit ausblenden und eine Scheinwelt erzeugen. Sollen doch die Politiker selbst und ihre Adlaten die Besenstiele in die Hand nehmen und unser Land im Notfall verteidigen. Achso, ich vergaß. Die haben ja eigene Bunker und kennen bestimmt jemanden im Ausland, den sie im Ernstfall schnell besuchen. Das Generäle Angst haben kann man verstehen. Existenzangst einerseits und Gesichtsverlust bei Entlassung andererseits macht gefügig. Wie es Kritikern geht? Fragen Sie Herr Maaßen, der könnte sicher ein Buch schreiben.

Roland Völkel | So., 9. Juni 2019 - 16:03

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Hallo Herr Konrad,
eine weitere Wahrheit ist aber auch: Von deutschen Boden geht nie wieder ein Krieg aus!
Gefahr erkannt = Gefahr gebannt

Bernd Schiebener | Fr., 7. Juni 2019 - 09:32

Verglichen mit dem Zustand der aktuellen Bundeswehr waren wir damals eine brandgefährliche, einsatzbereite Truppe. Bis zu unglaublichen 80 % der Waffen und Kriegsgeräte waren einsatzbereit und wir durch die Politoffiziere der inneren Führung täglich motiviert worden - gegen den Feind im Osten. Der entscheidende Fehler wurde 1990 gemacht - wir hätten die NVA behalten sollen und die BW einmotten.
Nun, die Kameraden werden sich gefreut haben, das die Besenstiele zur besonderen Verwendung eingezogen wurden. Ohne Besen keine Reinigung der Unterkünfte möglich und daher auch kein Stubendurchgang des UFFz vom Dienst um 22:00 Uhr ;-))

Heidemarie Heim | Fr., 7. Juni 2019 - 12:42

Diesmal in Form eines bürokratischen Apparates besetzt mit juristisch geschulten Schreibtischtätern?
An der Spitze ein(e) Minister(in), die sich schon vor der Ernennung gewiss sein kann, das er/sie mit Bedacht auf "den" effektivsten ministerialen Schleudersitz den die BRD zu vergeben hat gehievt wurde. Also zieht sich die Form dieser "Kaltstellung" von ganz oben über die gesamte Hierarchie bis Schütze Ar...
Wahrlich, aus dem Haufen Sch… muss inzwischen ein ganzer Dschungel gewuchert sein, indem für unsere Soldaten/Innen mit ihren 70 000 87b-Betreuern wohl mehr Gefahren erwachsen als in manch realem Feldeinsatz. Unerträglich auch die Kontrolleure/Abgeordneten unserer Verteidigungsstreitkräfte,die militärisch von Tuten und Blasen noch weniger Ahnung haben, aber davon viel! Selbst mit einem ehemaligen BW-Berufssoldaten und einem Angehörigen in der Familie, welcher über 40 Jahre bei den amerikanischen Streitkräften arbeitete, sieht man das politische Versagen überdeutlich. MfG