03.06.2019, Berlin: Andrea Nahles (SPD), Vorsitzende, verlässt nach der Präsidiums- und Vorstandssitzung ihrer Partei die SPD-Parteizentrale, das Willy-Brandt-Haus. Sie will bei einer außerordentlichen Klausurtagung des SPD-Vorstands ihren Rücktritt als Parteichefin erklären
Bye-bye, Bätschi: Kann eine neue Führungspersönlichkeit der SPD ihre Würde zurückgeben? / picture alliance

SPD in der Krise - Aristoteles statt Ätschi-Bätschi

Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles steht die SPD an einer historischen Klippe. Wenn sie die Große Koalition platzen lässt, sinkt sie in die Bedeutungslosigkeit, schreibt Mathias Brodkorb. Ihre Krise sei eine personelle, keine programmatische. Nur eine Persönlichkeit mit Charisma könne ihr die Würde zurückgeben

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

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Kaum hat Andrea Nahles ihren Rücktritt erklärt, greift die sozialdemokratische Ur-Sehnsucht nach dem Ausstieg aus der Großen Koalition bei gleichzeitiger programmatischer Erneuerung wieder um sich. Die Ursache für die krachende Niederlage bei der Europawahl soll demnach gar nicht in der eigenen politischen Schwäche, sondern im Raffinement des Koalitionspartners liegen. Dabei dürfte das eigentlich dasselbe sein.

Auch wenn das nicht zur Beruhigung beiträgt: Ein großer Teil der Stimmenverluste war für die SPD einfach unvermeidlich. Deutschland vollzieht seit einigen Jahren eben jene politische Erschlaffung nach, unter der andere westliche Demokratien teils bereits seit Jahrzehnten ächzen („Postdemokratie“). Das Zeitalter der Volksparteien alten Typs dürfte endgültig vorbei sein. Auch die Union bekommt dies zunehmend zu spüren. Insofern konnten Schulz und Nahles kämpfen, wie sie wollten. Sie mussten verlieren – und mit ihnen die SPD. Wir erleben insofern nicht die Krise der SPD, sondern die der Volkspartei als strukturierendes Prinzip.

Auf dem Weg zurück zur Volkspartei

Anstatt die objektiven, vielfältigen Gründe für die Veränderungen dieser Rahmenbedingungen nüchtern zu analysieren, rief die Parteiführung nach der Wahlniederlage 2017 die große „Erneuerung“ aus. Alles sollte anders und besser werden: neues Personal, neues Programm, neue Medienstrategie. Ziel war es, sich den Titel Volkspartei zurückzuerkämpfen, nicht mehr und nicht weniger. Anstatt die SPD-Mitglieder also auf einen steinigen und frustrierenden Weg vorzubereiten, wurden utopistische Aphrodisiaka verabreicht und illusionäre Erwartungen geschürt, an deren Nichterreichbarkeit die erste Frau an der Spitze der ruhmreichen SPD krachend gescheitert ist.

Wer nun ernsthaft fordert, die SPD müsse ihren Kurs der Radikalisierung und programmatischen Erneuerung nur umso intensiver fortsetzen, kopiert in frappierender Weise die Logik jener politischen Kräfte, die auf den Hinweis der empirisch erwiesenen Unwirksamkeit marktradikaler Konzepte erwidern, dass diese eben nur umso radikaler verfolgt werden müssten. Auch wenn es schwer fällt, das anzuerkennen: Die SPD hat nicht in erster Linie ein programmatisches Defizit, sondern – abgesehen vom postdemokratisch veränderten Umfeld – ganz andere Sorgen.

Moralisch verlottert und prinzipienlos

Die sozialdemokratische Ursünde neuerer Zeit datiert auf den 24. September 2017. Wenige Minuten nach Veröffentlichung der ersten Hochrechnungen des Bundestagswahlergebnisses verkündete die SPD-Führung das Ende der Großen Koalition. Zu ihren Gunsten wird man dabei ins Feld führen müssen: Dieser Schritt dürfte auf so ziemlich allen SPD-Wahlpartys in Deutschland mit stürmischem Beifall begrüßt worden sein. Er entsprach den innersten Empfindungen des real existierenden Durchschnittssozis. 

Zu den wesentlichen Funktionen eines repräsentativen Systems gehört es jedoch, dass die gewählte Führung zwischen den Emotionen der Massen und den rationalen Erfordernissen der Sache vermittelt und dabei die langfristigen Konsequenzen des eigenen Handelns bedenkt. Die SPD-Führung verwechselte damals demokratische Führerschaft mit dem imperativen Mandat. Was dann geschah, ist bekannt: Nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen lud sich Deutschlands Aufmerksamkeit und moralischer Druck vollständig auf die SPD ab. Die SPD-Bundestagsfraktion kündigte der Parteiführung die Gefolgschaft auf und zwang sie so in die Große Koalition. Nicht der Gang in die Große Koalition, sondern der Bruch eines am Wahlabend unnötig und voreilig gegebenen Versprechens zerstörte die Glaubwürdigkeit der SPD und ihres neuen Führungspersonals. Dass Martin Schulz sich dann später sogar noch anschickte, Außenminister der Bundesrepublik werden zu wollen, obwohl er ein Ministeramt unter Angela Merkel noch vor der Wahl kategorisch ausgeschlossen hatte, rundete aus Sicht des Wahlbürgers das Bild einer moralisch verlotterten und prinzipienlosen SPD vollends ab. 

Was Andrea Nahles von Aristoteles lernen kann 

Die SPD hat also zuallererst ein Glaubwürdigkeits- und Vertrauensproblem und kein programmatisches. Ihre Vertrauenskrise lässt sich dabei nur über die Personalfrage lösen. Wählerinnen und Wähler vertrauen Menschen und nicht Parteitagsbeschlüssen. Das gilt in einer Demokratie der modernen Medien umso mehr. Andrea Nahles, die übrigens im Amt der Bundesarbeitsministerin regelrecht über sich hinausgewachsen ist, konnte diese Projektionsfläche für die Wiedererlangung von Vertrauen nicht abgeben.

Ein bisschen funktioniert Politik am Ende nämlich doch, wie es Aristoteles für die attische Tragödie in seiner „Poetik“ empfohlen hat: Der Sinn der Tragödie besteht demnach darin, dass sich die Zuschauer mit dem Helden auf der Bühne identifizieren und nur so aus seinen Fehlern lernen können. Die Voraussetzung der Identifikation ist eine ausreichend große Ähnlichkeit zwischen Publikum und Held. Da sich jeder Mensch aber gewöhnlich für besser hält, als er in Wahrheit ist, empfiehlt Aristoteles in der Tragödie die Nachahmung von Menschen, „die besser sind als wir“.

Pippi-Langstrumpf-Lieder und Bätschi-Auftritte

Ganz ähnlich ist es auch in der repräsentativen Demokratie. Auch sie gelingt nur, wenn sich die Repräsentierten in den Repräsentanten wiedererkennen können. Und da sich in aller Regel nicht nur Theaterzuschauer, sondern auch Wahlbürger für besser halten, als sie sind, müssen sich Politiker besonderen moralischen Anforderungen aussetzen, um als Gleiche zu gelten – und genau darin wurzelt ihre Würde und die des Staates. Wer unter diesen psychologischen Voraussetzungen immer wieder mit Pippi Langstrumpf-Liedern und Bätschi-Auftritten von sich reden macht, hat schon die Mindestvoraussetzung dafür zerstört, dass einem die Menschen zuhören. 

Sagen wir es frank und frei heraus: Die SPD steht an einer historischen Klippe. Der Versuch, sich aus dieser Zwangslage durch einen erneut emotional gesteuerten und übermotivierten Entschluss zum Austritt aus der Großen Koalition zu befreien, würde in den Abgrund führen. Er könnte jene nicht zurückholen, die der SPD wegen eines am Wahlabend gegebenen und sogleich gebrochenen Versprechens den Rücken gekehrt haben, würde aber vermutlich erhebliche Teile jener gesellschaftlichen Mitte verstören, die die SPD aus wohlverstandenem Eigeninteresse in Regierungsverantwortung sehen wollen. Dass Mitgliedschaft wie Wählerschaft der SPD sowohl ökonomisch als auch kulturell tief gespalten sind, macht die Sache nicht eben einfacher.

Erst das Land, dann die Partei

Die SPD braucht eine neue Führungspersönlichkeit: mit Charisma, Regierungs- und großer Lebenserfahrung, Durchsetzungsvermögen und Würde. Und am besten eine Persönlichkeit, die ihr Geld nicht mit Politik verdienen muss. Das hätte den Vorteil, dass sie die nun von der SPD zu gehenden, schmerzlichen Wege nicht im Interesse der persönlichen Karriere um irrlichternde Umwege erweitern müsste und stattdessen die Realität nüchtern zur Kenntnis nehmen könnte. Und sie müsste einen Ratschlag des guten alten Willy Brandt beherzigen: Erst das Land, dann die Partei. Nur so könnte diese Persönlichkeit zeigen, dass sie „besser ist als wir“ und das symbolische Würde-Kapital zurückerobern, in dem öffentliches Vertrauen wurzelt.

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Markus Michaelis | Di., 4. Juni 2019 - 12:51

Ich sehe es eher genau anders als Herr Brodkorb. Ginge es nur um Personen, würde ich wohl noch SPD wählen. Ich mag zwar Nahles oder Stegner nicht so, aber Dreyer, Barley und viele andere sind sehr glaubwürdige und sympatische Menschen. Als meinen Freundeskreis würde ich mir soetwas aussuchen. Um sie zu wählen müsste aber das Programm passen und das fängt ganz tief an: nach meinem Eindruck passt das Weltbild der SPD (und auch des Bürgertums - die CDU wird folgen) nicht mehr zur Welt und Gesellschaft, die sich geändert haben und weiter ändern.

Soweit würden glaube ich auch viele mitgehen. Bunt wird es bei der Idee, was genau nicht mehr zur Welt passt. Im Moment sagen die meisten: zu wenig Jugend, zu wenig Klima, zu wenig Frauen. Alles gut, aber ich glaube das ist viel bunter und das ist das Problem. Ich würde es auch etwas anders sehen. Im Moment haben wir kaum die Basis über soetwas überhaupt diskutieren zu können - geschweige denn auf einen gemeinsamen neuen Nenner zu kommen.

Vor allem anderen zu wenig Wahrheit einhergehend mit Authentizität im Sinne von Glaubwürdigkeit, Sicherheit, Zuverlässigkeit was nicht nur das Personal, sondern wie Sie schreiben auch ein vom Wähler gewolltes Programm und dessen Umsetzung betrifft.Bemerkungen wie "über die Köpfe oder am Wähler vorbeiregieren" kursieren ja nicht erst seit kurzem. Dazu diese mit einer gewissen Arroganz übertünchten Fehlleistungen, derer man sich über alle an die Politik gerichteten Fragen entledigt. Von dem Gefühl auch von Medienseite ausgeübter Manipulation zu erliegen ganz zu schweigen. Wie Sie zurecht feststellen ist dies alles keine Basis für eine relevante politische Auseinandersetzung, zumal sie nicht mal auf Augenhöhe mit einer breiten wie diversen Wählerschicht stattfindet. Entsprechend dann auch die herbeigeführten "Brüche" mit politisch althergebrachtem wie Volkspartei und dem Anspruch auf immerwährende Gefolgschaft.Eine Dauer-GroKo
und unbegrenzte Kanzlerschaft ist einfach ungut. MfG

"Als meinen Freundeskreis würde ich mir soetwas aussuchen" . . . . . sorry, aber ist das hier ein Buddy-Movie??? Wir brauchen Leute, die ein Land regieren, die endlich die X Baustellen pro-aktiv angehen. Das sind die von Ihnen genannten Personen mit Sicherheit nicht. Freundeskreis ?? In der Politik heißt sowas Seilschaften oder Lobbyismus !

Ich glaube allerdings auch, daß es sehr wichtig ist, wie die Person an der "Spitze" einer Partei wirkt. Gerade das Beispiel der "Grünen" hat dies doch belegt - bevor Habeck und Baerbock an deren Spitze waren, stand die Partei in vielen Bundesländern kurz vor der 5%- Hürde.
Natürlich spielt sowohl die programmatische Richtung als auch die traditionelle Ausrichtung eine Rolle - aber ohne Menschen, die etwas bestimmtes verkörpern wird es auf die Dauer nicht gehen. Meiner Ansicht nach kann man das durch die Geschichte der letzten Jahrzehnte klar belegen.
Die CDU profitiert auch immer noch - wenn es auch heftig bröckelt - von einem Stammwähler-Potential, auch das kann man ziemlich gut an der Altersverteilung der Wählerschaft erkennen.
A. Nahles war zu keinem Zeitpunkt allgemein beliebt, wie auch im Artikel zu lesen ist, u.a. durch diese unsäglichen schreienden, quietschigen Auftritte. AKK allerdings ist auch keine Person, die etwas Besonderes ausstrahlt, für einen Habeck die Chance.

fehlt in der Politik an Persönlichkeiten. Vor einigen Tagen habe ich mir eine alte ZEIT-DVD über Helmut Schmidt angesehen. Auf ihr wurden mehrere Reden und Interviews des SPD-Politikers aus den Zeiten von 1953 bis kurz vor seinem Tod gebracht. Von der Art der Inhalte über Rhetorik, Beantwortung und Analyse der Fragen und angsprochenen Problematiken trennten es Welten zu dem inhaltslosen Gestammel einer Frau Nahles. Damals gab es zwischen der Wahl von Strauß und Schmidt oder Schmidt und Kohl für die Wähler noch Alternativen. Alles gestandene Persönlichkeiten, die Entscheidungen auch gegen den Mainstream getroffen und durchgehalten haben. Vielleicht lag es an der Sozialisation der damaligen Protagonisten durch den Krieg und dessen Folgeerscheinungen. Jetzt ist, egal von welcher Partei, nur oberflächliches Gebrabbel zu hören, das sich permanent am herrschenden Zeitgeist orientiert. Keiner der derzeitigen Politiker hätte 1977 gegenüber der RAF die Nerven behalten und wäre eingeknickt.

Bernd Eifländer | Di., 4. Juni 2019 - 14:14

Die SPD steht an der Klippe und wird einen großen Schritt nach vorne machen. Sie besitzt weder die Kraft, die Zeit noch das Personal für einen Neuanfang. Allein die Rettungs-Übergangsmannschaft , ein Team des Grauens. Und die CDU wird folgen - meine 3 Söhne alle erfolgreich selbstständige Unternehmer können weder mit der aktuellen SPD, Grüne noch CDU was "anfangen" und das ist bezeichnend für die Attraktivität der Parteienlandschaft auf jüngere Menschen.

Martin de la Roche | Do., 6. Juni 2019 - 14:31

Antwort auf von Bernd Eifländer

Im Gegensatz zu Parteien wie der FDP, deren Personaldecke nach Lindner in der Tat sehr dünn ist, hat die SPD durchaus ausreichend Potential, um einen Neuanfang erfolgreich zu bewerkstelligen.

Das Hauptproblem der SPD aktuell ist Mutlosigkeit. Mutlosigkeit, der CDU einmal richtig die Meinung zu geigen. Mutlosigkeit, bestimmten Interessengruppen einmal den Egoismus der eigenen Forderungen vor Augen zu führen. Mutlosigkeit, einmal klare Stellung zu beziehen, sofern da Widerspruch zu befürchten ist.

Und was ihre Söhne anbelangt, können die wahrscheinlich mit keinem demokratischen Angebot etwas anfangen. Oft ist Geldverdienen der Lebensmittelpunkt. Gibt es leider sehr häufig. Volkskrankheit hemmungsloser Hedonimsus.

Marianne Bernstein | Di., 4. Juni 2019 - 14:38

Ich halte es für sehr gefährlich eine charismatische Persönlichkeit zu fordern und dann zu glauben, dass sich alle Probleme auflösen.
Hitler war mit Sicherheit charismatisch, auch wenn man sich das heute kaum vorstellen kann. Zwar könnte eine charismatische Persönlichkeit helfen, aber die CDU hat sich aus dem Kohl-Tief mit Angela Merkel heraus gearbeitet, aber Frau Merkel gehört doch zu den eher weniger charismatischen Persönlichkeiten.
Am Ende entscheiden eben doch die Inhalte, egal ob sie charismatisch oder nicht vorgebracht werden. Das Einzige, was der SPD hilft ist ein radikaler Neuanfang, personell und inhaltlich.

Christa Wallau | Di., 4. Juni 2019 - 14:46

... die Herr Brodkorb - völlig zu recht - für die politische Arbeit fordert?

Wo ist noch ein gesellschaftlicher Nährboden für Menschen mit all den anspruchsvollen Eigenschaften u. Voraussetzungen, die für gute Arbeit in der Politik nötig sind?

Für welches kulturelle Erbe, für welche Werte und für welche Anerkennung lohnt noch zu kämpfen
in Deutschland, da doch täglich alles vielfältiger,
beliebiger und fragwürdiger wird?

Welcher kluge, gebildete und weitsichtige Mann
bzw. welche Frau, die in einem anderen Beruf erfolgreich und finanziell gut dotiert gearbeitet hat, tut sich heutzutage ein politisches Amt an?

Gibt es bei "den" Deutschen überhaupt noch einen
Konsens darüber, was es bedeutet, dem
Volk als Politiker zu "dienen"? Ist nicht vielmehr das Ansehen des politischen "Geschäftes" inzwischen so gesunken, daß dort kaum jemand mehr
als "anständig" angesehen wird?

Also, nochmals: Woher sollen die charismatischen
Persönlichkeiten in der Politik denn kommen???

Das sehe ich auch so. Es ist wohl zunehmend ein Problem, warum sich Menschen mit den geforderten Eigenschaften und der notwendigen Langfristigkeit in der Politik engagieren sollten, wenn immer unklarer ist für wen oder welche Werte man da überhaupt einstehen soll. Im Moment schwimmen die Grünen auf den sich ändernden Werten, was vielleicht auch Nachwuchspolitiker anzieht. Ich denke es ist aber auch da nur eine Frage der Zeit, dass im Wandel der Werte und mit dem nächsten Thema die Vorwürfe die Anerkennung überflügeln.

dieter schimanek | Di., 4. Juni 2019 - 15:45

.....Außendarstellung paßte nicht zum Amt aber Schuld am desolaten Zustand der SPD hat sie nicht. Die Partei ist nicht reformierbar, weder durch Köpfe, noch programmatisch. Dabei ändert es nichts, ob sie in der Koalition bleiben oder nicht.
Mit pseudosozialem kann man nicht punkten, mit Spurwechsel und Familiennachzug noch weniger. Umwandelung in eine NGO für illegale Zuwanderung und wenn sie dann 10 Mill. zusammen haben, kann es wieder was werden.

Norbert Heyer | Di., 4. Juni 2019 - 15:52

Die SPD hat die Beliebigkeit der Union in der Regierung voll akzeptiert und sogar übernommen. Sie hat die katastrophale Migrationspolitik nicht nur klaglos gestützt, nein, sie hat sogar noch einen draufgesetzt (Familiennachzug für Geduldete). Es war und ist in unserer politischen Landschaft schlichtweg unmöglich, eine ergebnisoffene Diskussion zu führen, auch mal eine völlig andere Sicht der Dinge zuzulassen. Dadurch wurde der Demokratie nachhaltig geschadet, weil man dadurch gute Lösungen, die eine breite Basis haben, einfach arrogant abwürgte. Jetzt aber die Grünen kopieren zu wollen, mit einem Herrn Habeck, dem alles Deutsche nach eigenem Bekunden völlig abgeht, ist garantiert der falsche Weg. Die momentane Stärke der Grünen nährt sich aus der Klimahysterie, die nicht von Dauer sein wird. Sollten die Grünen tatsächlich in politische Verantwortung kommen, werden sie schneller entzaubert werden, als ihnen lieb ist. Ein Thema macht noch keine Volkspartei, ein Blender keinen Kanzler ...

in politische Verantwortung kommen, werden sie schneller entzaubert werden, als ihnen lieb ist."...das tun sie in Talkshows, jetzt schon reichlich. Sie versuchen ihr Gegenüber aus Unkenntnis eher besoffen zu quatschen. Bei vielen Grünen-Wählern scheint das auch hervorragend zu klappen.

Es hilft nicht zu klagen, weil den Grünen die jungen Wähler zu fliegen. Diese sind ja alle in einer Wohlstandsgesellschaft aufgewachsen. Sie wissen nicht was ein Trümmerhaufen ist. Deshalb rate ich der Regierung, Ja, Grüne Partei, wir schalten alle Kohlekraftwerke ab, IHR übernehmt alle daraus resultierenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen für die Bürger unseres Landes. Der Hinweis, wir Grüne sind nicht in der Regierung, doch stellt ihr diese Forderungen – abschalten der Kohlekraftwerke, wir die Regierung folgen nur euren Wünschen. Denn es wird ja zur Zerstörung via YouTube aufgerufen - weshalb fehlt euch der Mut so zu handeln?

Klaus D. Lubjuhn | Di., 4. Juni 2019 - 15:57

Dass das Prinzip Volkspartei als strukturiendes Merkmal unserer Parteiendemokratie ausgedient habe, scheint angesichts der Wahlergebnisse des letzten Jahrzehnts empirisch bestätigt.
Keineswegs aber funktioniert das Argument von Mathias Brotkorb, die SPD brauche statt der jetzt (nach der Sommerpause)dringend für ihre Rekonvaleszenz gebotenen Oppositionsrolle einfach mal eine charismatische Politiker-Persönlichkeit. Die SPD muss - nach der Tour d'Horizon als Juniorpartner der GroKo - wieder Nein sagen lernen. Und was ihr währenddessen als Partei der Arbeit fehlte, eine aktuell explizite Antwort auf die Frage, was mit Hunderttausenden von Zuwanderern, die mit mit Bleiberechten versehen sind, aber meist nicht mit deutschen Sprach- und anderen Fach- Kenntnissen, geschehen soll. Das Fachkräftezuwanderung - Gesetz kann doch nur der Anfang sein.

Was genau heißt denn "Volkspartei"? Leider wurde das im Artikel nicht gesagt. In den letzten Tagen wurde es gelegentlich von Politikwissenschaftlern erklärt: es meint catch-all Parteien. Also, man versucht alle glücklich zu machen, während z.B. die Grünen, die FDP und die AfD nur ein oder mehrere Segmente der Wähler ansprechen. War die SPD eine Volkspartei, wäre die nächste Frage. Da bin ich mir gar nicht so sicher. Angetreten war die SPD als Arbeiterpartei und nicht als Volkspartei. Wurde sie irgendwann zur Volkspartei? Sie hat das versucht, nachdem ihrer Wähler durch den Wandel von der Industrie - zur Dienstleistungsgesellschaft weniger wurden. Was könnten die neuen Kernwähler werden? Die Grünen sprechen das städtische links-liberale Milieu an. Wie wir beim Cicero kürzlich lesen konnten, versucht die Linkspartei das auch, eventuell auch noch die SPD? Ich glaube das linke Lager ist größer, allerdings ist der Fokus der Medien nur noch auf das links-liberale Milieu fokussiert.

Gisela Fimiani | Di., 4. Juni 2019 - 16:53

.....und am Ende regieren die Philosophenkönige, wie Plato es bevorzugt hätte. Wer entscheidet im Übrigen darüber, wer der „bessere“ Mensch ist? Nein, Herr Brodkorb, bemühen wir doch nicht die alten Griechen, Kant und Popper tun es auch. Hätte man sich des eigenen kritisch-rationalen Verstandes bedient, anstatt sich an Macht und Posten zu klammern, wäre die Verantwortung der Handelnden gegenüber ihrem Souverän! womöglich ins Bewusstsein getreten. Selbstkritik und Demut, das Bewusstsein immer irren zu können, sind weitaus hilfreicher, als moralische Debatten, oder gar der Ruf nach dem einen Retter. Die Demokratie kann nur so gut sein, wie deren Demokraten. Welche Art von Demokraten weist die SPD (und nicht nur sie) auf? Welche Demokratie wollen wir? Die res publica, oder die paternalistische Regierung, die nach Kant der größte denkbare Despotismus ist. Besinnung auf diesen Grundwert ist notwendig, um der Orientierung Willen.

helmut armbruster | Di., 4. Juni 2019 - 16:54

und zwar dank der Inhalte für welche sie steht und welche sie kämpferisch einfordert.
Je kämpferischer sie auftritt um so glaubwürdiger wird sie.
Wenn eine Partei ihre Inhalte erst mühsam zusammen suchen muss, nach außen auch noch innere Zerstrittenheit sichtbar wird, oder ihre Inhalte den jeweiligen Meinungsumfragen anpasst und keinen Kampfgeist erkennen lässt, dann verliert sie an Zustimmung.
Weil das alles nie und nimmer überzeugend wirkt.
Niemand wird eine solche Partei vermissen, wenn es sie nicht mehr gibt.

Karl Seegerer | Di., 4. Juni 2019 - 17:46

Meines Erachtens hat Andrea Nahles durchaus authentisch sozialdemokratische Politik verkörpert. Auch ihre Wahlkampfrede- Rede in Bremen war engagiert und überzeugend, wenn man von den Prämissen der aktuellen sozialdemokratischen Politik ausgeht. Allerdings wirkte ihr Auftreten etwas bizarr, was möglicherweise auf Psychostrukturen hinweist, die zu wenig an das Übliche angepasst sind. Dennoch war ihr Vortragsstil interessant, die Inhalte aber z.T. fragwürdig, z.B. Das Lob für den Bremer Regierungschef, weil er viel Geld beim Länderfinanzausgleich herausgeholt habe.

Tomas Poth | Di., 4. Juni 2019 - 18:08

Was ist denn an Merkel oder anderen bekannten Politikern so charismatisch? Alle ducken sich vor einem kritischem Diskurs mit den Medien.
Gerade werden Baerbock und Habeck zu Kanzlerkandidaten in der Presse hochgejazzt!
Hier liegt der Hase im Pfeffer!
Wer liest denn Parteiprogramme? Sozialdemokratische "Inhalte" kriegt man mittlerweile doch bei allen Parteien!
Wenn der mediale Mainstream, wie derzeit die Grünen Themen an die mediale Glocke hängt, darf man sich nicht wundern wie es gerade aussieht.
Es fehlt jemand, der die Kommunikation mit den Wählern teilweise gegen oder vorbei an den Medien wagt!!
Wer führen will muss Koch in der Küche sein und nicht Kellner.

Klaus Moll | Di., 4. Juni 2019 - 19:29

Die Abkehr der Wähler hat sehr wohl programmatische Gründe. Die charismatische Persönlichkeit, deren Fehlen Sie derzeit beklagen, hatte die SPD zuletzt mit Gerhard Schröder, der durch seine Weigerung sich am Irak-Krieg zu beteiligen, starken Rückhalt in einem großen Teil der Bevölkerung erhielt. Leider hat er dann mit der Agenda 2010 den ersten Schwund seiner Wählerschaft verursacht. Weiter abwärts ging es dann durch die unverständliche Zustimmung der Parteispitze zu der illegalen Masseneinwanderung und unkontrollierten Öffnung unserer Grenzen. Die Koalition mit Frau Merkel die noch keinem gut bekommen ist, hat nun auch noch die letzten treuen Wähler vergrault. Die Partei-Oberen waren aber so mit sich selbst beschäftigt, dass sie die Stimmung in der Bevölkerung garnicht mehr registriert haben.

Marianne Schad | Di., 4. Juni 2019 - 19:50

sollte nach Dänemark blicken, dort gewinnen die Sozialdemokraten wahrscheinlich die Wahlen. Mit klaren Aussagen zu Abschiebungen von Migranten, zu Grenzsicherungen, zur Auflösung von muslimischen Ghettos. Das fehlende Programm hat die Volksparteien dezimiert, nicht das Personal ohne Charisma. Das gilt für die CDU ebenso. Ohne Merkels unselige Migrationspolitik, die bis heute weiter geht und von der SPD mitgetragen wird, gäbe es andere Wahlergbnisse.

Tomas Poth | Mi., 5. Juni 2019 - 12:32

Antwort auf von Marianne Schad

und die Parteien werden es auch wissen.
Es stellt sich die Frage warum wider besseren Wissens am eigenen Untergang gestrickt wurde? Welche Logik, welcher Zwang, gar welche Erpressung mag dahinter stecken?

Gisela Fimiani | Di., 4. Juni 2019 - 20:42

.....und am Ende regieren die Philosophenkönige, wie Plato es bevorzugt hätte. Wer entscheidet im Übrigen darüber, wer der „bessere“ Mensch ist? Nein, Herr Brodkorb, bemühen wir doch nicht die alten Griechen, Kant und Popper tun es auch. Hätte man sich des eigenen kritisch-rationalen Verstandes bedient, anstatt sich an Macht und Posten zu klammern, wäre die Verantwortung der Handelnden gegenüber ihrem Souverän! womöglich ins Bewusstsein getreten. Selbstkritik und Demut, das Bewusstsein immer irren zu können, sind weitaus hilfreicher, als moralische Debatten, oder gar der Ruf nach dem einen Retter. Die Demokratie kann nur so gut sein, wie deren Demokraten. Welche Art von Demokraten weist die SPD (und nicht nur sie) auf? Welche Demokratie wollen wir? Die res publica, oder die paternalistische Regierung, die nach Kant der größte denkbare Despotismus ist. Besinnung auf diesen Grundwert ist notwendig, um der Orientierung Willen.

Klaus Funke | Mi., 5. Juni 2019 - 12:44

Es ist nicht allein die SPD. Es ist das ganze Parteiensystem in Deutschland, das krank und siech ist. Das Parteiensystem hat sich überlebt, von links bis rechts. Es kommt beim Bürger nichts mehr an. Der wendet sich ab. Man hat den Eindruck, dass die Parteien sich immer mehr mit sich selbst befassen. Es geht ihnen um Posten und Pöstchen und das gesicherte Nachher. Merkel hat einen großen Anteil an dieser Situation. Sie hat um sich ein System von Vasallen und Günstlingen geschaffen, wozu auch die Medien gehören. Es gibt landauf, landab keine Persönlichkeiten mit Profil in der Politik mehr. Das Hoch mit den Grünen ist nicht echt, es wird verpuffen, ehe es begonnen hat. Alles, im Grunde leider ein Zustand, der an die Jahre von Weimar erinnert. Daraus wächst im Volk die Sehnsucht nach einem Führer. Die Geschichte hat gezeigt, dass solche Figuren immer bereit stehen. Auch unser "neuer Führer" läuft schon irgendwo herum. "Es geschieht nichts Neues unter der Sonne", sagte einst König Salomo.

Hans-Jürgen Schulze | Mi., 5. Juni 2019 - 14:15

Das Volk weis einfach besser was Demokratie bedeutet und drückt es, durch das Wahlverhalten aus.Heute sind es nur die sogenannten Volksparteien,morgen werden es der Rest von Hasstiraden gegen die AFD strotzenden möchte gerne "Volksparteien" sein.Es hat noch nie einer Partei mit einem "d" wie demokratisch in Ihrem Logo genutzt wenn man der Opposition keine oder nicht ein mal zuhört Aufmerksamkeit schenkt.Das politische Verhalten von eben genannten Parteien sind nur als Antidemokraten zu betiteln. Hier zeigt sich das bessere aber politisch ungewollte Denken der Bevölkerung im Osten unserer Republik. Schnauze halten und mit klatschen,aber nicht mit uns.
Bezeichnend sind auch die Wahltrend´s in anderen als demokratisch gelobten Staaten in Europa. Auch bei denen sind die Vertrauensverhältnisse geschrumpft bis verloren.Den ein zigsten Tip den ich geben könnte wäre,:"dem Volk aufs Maul zu schauen, wenn man Volkspartei sein möchte, dann wird es auch mit den W.Ergebnissen wieder stimmig."

Ernst-Günther Konrad | Mi., 5. Juni 2019 - 17:14

Da lese ich gerade, das Herr Scholz tatsächlich in einem Stern-Interview behauptet, es sei für die SPD noch nicht alles verloren. Man könne sogar bei den nächsten Wahlen stärkste Partei werden und den Kanzler stellen. Offenbar hat der Cicero und wir Kommentatoren irgendetwas nicht verstanden. Ich weis jedenfalls nicht, von welcher Wahl der spricht. Ich gehe mal nicht davon aus, bei den vorgezogenen Neuwahlen nach Aufkündigung der Groko, wenn die SPD im Osten versenkt wurde. Wenn er von den Wahlen in 201 faselt, jo, dann sollte ihm mal jemand sagen, dass die SPD da möglicherweise unter "Sonstige" aufgeführt werden wird.Es sind gerade diese und ähnlich grundfehlerhafte Selbsteinschätzungen einzelner SPDler, die nur noch Kopfschtteln erzeugen. Kein Programm, kein Führungspersonal, aber offenbar schon eine Idee, wer Kanzler machen kann.
Was hat der geraucht würde sein Kollege Kahrs wohl jetzt fragen? Ich sage, nicht geraucht, eher nichts verstanden.

Monika Templin | Mi., 5. Juni 2019 - 17:43

Hans-Jürgen Schulte, ich kann Ihrem Kommentar nur zustimmen. Solange man dem Volk nicht "aufs Maul schaut" und die Ursache eben dieses Walverhaltens leugnet und die Wähler in die rechte Ecke zu stellen versucht (besonders im "sogenannten abgehängten " ostdeutschen Teil unseres Landes)werden die sogenannten Volksparteien weiter zittern müssen und das zurecht. Das sollte ihnen zu denken geben und nicht immer die Schuld bei anderen suchen