
- Klare Kante kann keiner mehr
In Zeiten von Greta, Rezo und Co. sind rationale Argumente kaum erwünscht. Den Grünen kommt das entgegen, die CDU leidet darunter. Aber die Partei macht es sich auch selbst schwer. Denn würde sie Paroli bieten, müsste sie den Markenkern der Merkel-CDU aufgeben
Politik in Zeiten, in denen das Unpolitische Triumphe feiert, ist ein schweres Unterfangen. Das musste in der vergangenen Woche besonders brutal die CDU erfahren. Rationale Argumente, klare Sachanalyse, fundierte empirische Ausgangsdaten, nüchterne Einschätzung der Machtverhältnisse – all das ist in Zeiten von Greta, Rezo und Co. nicht erwünscht und nicht gewollt. Hier geht es vielmehr um Emotionalisierung, um das Formulieren von Bekenntnissen, um das Plakative. Es wird verkürzt, es wird vereinfacht, es werden Zahlen und Daten verdreht oder Annahmen als Tatsachen verkauft – egal, Hauptsache das Bedürfnis nach einfachen Botschaften, Authentizität und moralischer Wohlfühlatmosphäre des eventsüchtigen Publikums wird erfüllt.
Das aufgekratzte Klima kommt den Grünen entgegen
In einer dermaßen emotionalisierten Atmosphäre machen traditionelle Parteiapparate notwendigerweise eine schlechte Figur. Nur den Grünen kommt ein so aufgekratztes Klima entgegen. Hier kann man einfach mal Forderungen stellen nach Grenzwerten, Verboten, Ausstiegen und Abschaltungen oder was einem im kollektiven Weltrettungsrausch sonst noch so einfällt. Ob das alles sinnvoll ist und zielführend und was das für Folgen hat für die Wirtschaft, für den allgemeinen Wohlstand, für den sozialen Frieden – egal. Denn der Zeitgeist gefällt sich in Geistlosigkeit und suhlt sich in Betroffenheit und Aktionismus. Das Ergebnis ist die Aushöhlung des Politischen, die andauernde Politsimulation, die sich in ihrer kindlichen Erregung als besonders politisch wahrnimmt.