Illustration Angela Merkel im Theater
„Hätte ich sie erkannt, die Kanzlerin, hätte ich ihr ein Wort zugerufen, ein kräftiges?“ / Laura Breiling

Angela Merkel - Da oder nicht?

Wer etwas von Angela Merkel nach der Europawahl hören oder sehen möchte, muss CNN schauen. Die Kanzlerin macht sich gern rar. Unser Autor war einmal mit ihr im Theater, ohne es zu merken

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Manche Dinge geschehen ohne einen, obwohl man dabei war. Oder war man es am Ende gar nicht? War man zwar da, aber nicht dabei – oder dabei, aber nicht da? Dann liest man in den Akten der Erinnerungen und findet sich nicht. Dann ist es, als führte ein anderer das Regiment über das eigene Leben. Als hätte ein Schwamm die Tropfen des Gewesenen aufgesogen, restlos, und nur eine blitzblanke, leere Oberfläche im Oberstübchen zurückgelassen. Sie dürfen nun andere beschreiben.

All das frug ich mich neulich, als ich in einer Theaterkritik las, Angela Merkel habe der Premiere des Schauspiels „Der Menschenfeind“ von Molière beigewohnt. In Berlin, im Deutschen Theater, Reihe 6, Parkett Mitte. Ich schaute auf meine Eintrittskarte und fand die Ahnung bestätigt, dass ich tatsächlich am selben Abend zur selben Zeit am selben Ort weilte. In Reihe 7, Parkett links, Platz 20. Grob geschätzte dreieinhalb Meter Luftlinie schräg hinter der Bundeskanzlerin – ohne sie gesehen, bemerkt, gehört zu haben. War sie wirklich da? Oder spielt hier gerade ein Gerücht stille Post, bis niemand mehr weiß, was da wirklich geschah, in der Hauptstadt, zwischen halb acht und zehn nach neun, in einem Theater oder sonst wo, wo die Kanzlerin applaudierte oder gar nicht da war?

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Ernst-Günther Konrad | Di., 28. Mai 2019 - 15:33

Herr Kissler, während ich meinen Kommentar tippe und überlege, wieviel Humor Menschen doch brauchen, um solche Artikel zu schreiben, da sah ich wieder ihr Bild neben dem Artikel und jetzt wusste ich, an wen Sie mich ein wenig erinnern. An Harry Potter, Sie wissen schon, der mit dem Zauberstab und Hermine an seiner Seite, der permanent das jagte, was man nicht mit Namen nennen darf und dessen Existenz lange von der Zauberwelt verneint wurde. Nun, AM hat ihre Zauberlehrlinge, Laschet, AKK und die vielen anderen aus dem Hause Slytherin, die mal offen oder verdeckt für ihre "Herrin und Meisterin" eintreten, sie interpretieren und für sie den Anschein erwecken, als gäbe es sie. Auch mir stellte sich das ganze Wochenende die Frage, gibt es sie und ihre Raute noch? Musste ihr Hersteller der Hosenanzüge Insolvenz anmelden oder sitzt sie irgendwo in Augsburg, bei der Puppenkiste und lässt dort Menschen an Fäden sich bewegen und spielt eine neue Geschichte ein, die wir noch nicht kennen?

Bernd Muhlack | Di., 28. Mai 2019 - 16:25

Ja Herr Kissler, da ist der Kelch zum Glück noch einmal an Ihnen vorüber gegangen!
"Kissler!" - "Angenehm. Raute!"

Mir fiel dazu "Longline" von Gerhard Polt ein.
Sinngemäß: "Tennis, das ist culture, learning of behaviour. Wembleydon, da sitzen die Royals eine oder 2 Reihen vor einem und schlürfen ihr Cola, denen können sie auf die Büchse spucken! You know!"

Zitat: "Ich aber sah sie nicht, hörte sie nicht, bemerkte sie nicht. So wurde es ein schöner Abend. Für Angela Merkel und für mich." Zitat Ende.

Ich war sicherlich seit 30 j nicht mehr im Theater, das ist nicht mein "Ding"; wie sagte Hanns Dieter Hüsch einmal so trefflich: "Banane auf indisch geht nicht an misch, nee. Aber aufgewärmte Bratkartoffeln sin wat feines, echt lecker!

Der Link zu Gerhard Polts "Longline", Teile 1 u 2; Polt in Höchstform und zeitlose Weltklasse!
(natürlich nicht politisch korrekt, POLT ist POLT, gell?)
https://www.youtube.com/watch?v=h6buezJ81eI
https://www.youtube.com/watch?v=4FL0ln4Rj-o

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 28. Mai 2019 - 20:35

nicht.
Sie hätten sich höflich verneigt und sei es vor dem Amt, auch nach Dienstschluss.
Kohl wäre immer durch seine körperliche Größe aufgefallen, aber auch durch seine Präsenz im Raum, Schmidtchen durch seine Klugheit.
Nun ja, er sah auch sehr gut aus.
Wie kam nun Frau Merkel ins Theater, durch speziellen Einlass, wie früher die Könige und Kaiser?
Wer nicht durch die Vordertür geht...
Aber vielleicht haben Sie auch einfach ihr Ankommen verpasst oder sie übersehen.
Ich wünsche Ihnen für ein weiteres Mal mehr Glück, denn ich bin sicher, dass Sie ohne Fehl und Tadel sein werden.
Freundlichst

Ernst-Günther Konrad | Mi., 29. Mai 2019 - 09:16

stimmt ja, Merkel war gestern Abend zum Essen in Brüssel. Gaaanz, ganz wichtige EU-Angelegenheit. Sie wollte dort Weber als Kommisssionspräsident "durchsetzen", aber nicht um jeden Preis natürlich. So gab es ja dann auch ein "überraschendes" Ergebnis. Die Regierungschef waren sich mal einig. Einig darüber, das man sich nicht einig ist und über Personal erst später beraten wird. Wenn man mal nicht weiter weiß, bilden wir nen Arbeitskreis. Den Populisten wirft man vor, das sie nicht in allen Fragen einig sind. Das geben die aber auch offen zu. Da gibt es gemeinsames und auch nicht gemeinsames. So ist das in einer Parteienfamilie. Das aber die EU-Befürworter sich mal nicht einig sind, wo sich doch Europa einig sein muss und soll, ja das hat "überrascht". Die EU wird ihrer Linie treu bleiben und sich selbst außer Gefecht setzen durch Streit zwischen Regierungen und Parlament, da war sich die EU doch schon immer einig oder? Sich selbst, das werden sie nicht in Frage stellen. Warum auch?

Ich gehe einmal davon aus, dass er sich wenn auch "Kaschube" doch zuvörderst als Pole und Europäer sieht, obwohl ihn sein Land nicht in seiner Position sehen wollte.
Mich hat zwar sein Foto auf dem Buchrücken von Prof.Dr.Höhlers Buch irritiert, aber immerhin kommt er noch runter, ich sogar mit beiden Handinnenflächen auf den Boden, aber nicht nicht mehr so gut rauf.
Scherz am Rande.
Eigentlich habe ich ihn immer gemocht und er kann sich jetzt beweisen.
Wenn er "gegen" den Willen des europäischen Parlamentes auf Druck jemanden durchsetzt, muss er "mir" dann nicht in Polen den Saubermann gegen die polnische PiS geben.
Er kann den Wahlergebnissen Rechnung tragen und einer Stärkung des Parlamentes.
Bin gespannt. Wir werden vom Cicero bestimmt ausreichend informiert.