Kriegsbild vor Hamburge Tor
Bilder können helfen, über das Geschehene nachzudenken. Dieses stand vor vier Jahren vor dem Brandenburger Tor / picture alliance

Tag der Befreiung - Verbrechen lassen sich nicht aufrechnen

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. 40 Jahre später erklärte Richard von Weizsäcker in einer Rede diesen Tag zu einem „Tag der Befreiung“. Die Niederlage der Deutschen beendete die NS-Diktatur. Bis heute bleibt die Frage, wie wir uns angemessen an die Gräueltaten erinnern

Rainer Paris

Autoreninfo

Rainer Paris, Jg. 1948, war bis 2013 Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze in Fach- und Kulturzeitschriften, unter anderem im „Merkur“ und zuletzt die Bücher: „Der Wille des Einen ist das Tun des Anderen. Aufsätze zur Machttheorie“ (Weilerswist 2015) und „Ein Ball. Kleine Schriften zur Soziologie“ (Heidelberg 2016).

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Als Richard von Weizsäcker in seiner berühmten Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes im Deutschen Bundestag vom 8. Mai 1945 als einem „Tag der Befreiung“ sprach, war die Resonanz auf diese Wortwahl gewaltig. Nie zuvor, so schien es, sei in dieser Klarheit in der westdeutschen Politik und Gesellschaft von der nationalsozialistischen Vergangenheit so geredet worden. Dabei hatte er eigentlich nur eine allseits bekannte Tatsache benannt: Die Niederlage im Krieg beendete gleichzeitig die NS-Diktatur.

Woher kam diese durchschlagende Wirkung? Nun, die Rede von Weizsäckers unterschied und entkoppelte zwei Paradigmen, die in der bundesrepublikanischen Sicht auf den Nationalsozialismus und den durch Hitler entfesselten Zweiten Weltkrieg allzu oft vermischt und gegeneinander ausgespielt wurden. Das Referenzsystem der „Niederlage“ ist der Krieg, das der „Befreiung“ die Diktatur. Wo vorher in Rhetorik und Erinnerung zumeist von „der Katastrophe“ die Rede war, schlug die begriffliche Differenzierung mit einem Mal eine Schneise, die fortan kognitiv und moralisch nicht mehr ignoriert werden konnte.

Indirekt war damit zugleich der Unterschied des Schicksals der Deutschen zu allen anderen Ländern angesprochen, die im Krieg von den Deutschen besetzt worden waren. Für sie bedeutete der Sieg der Alliierten zugleich die Befreiung vom Terror der Besatzungsmacht. Sie hatten allen Grund für überschäumende Freude und Jubel. Die Deutschen hingegen hatten alle Veranlassung, die Vergeltung der Sieger zu fürchten.

NS-Diktatur war Zustimmungsdiktatur

Die NS-Diktatur war ja, anders als beispielsweise die DDR, bis in die letzten Kriegsmonate hinein immer noch weitgehend eine Zustimmungsdiktatur geblieben, die Loyalität zum „Führer“ war trotz der sich abzeichnenden Niederlage in breiten Bevölkerungskreisen ungebrochen. Der Historiker und Hitler-Biograph Ian Kershaw hat diese Situation als „charismatische Herrschaft ohne Charisma“ charakterisiert.

Nicht das Gefühl der Unterdrückung, sondern die Angst vor der Niederlage und ihren Folgen stand für fast alle im Vordergrund. Dass die Kapitulation der Wehrmacht zugleich die Befreiung von der Nazi-Diktatur war, war nur für eine Minderheit der Deutschen das ausschlaggebende Moment. Wie aber befreit man Menschen, die gar nicht wissen, dass sie eine Befreiung nötig haben?

Das gegeneinander Ausspielen von Kriegsgräueln

Stattdessen gewannen schon bald nach dem Kriegsende und spätestens in den fünfziger Jahren in beiden deutschen Staaten Legitimationsmuster an Boden, die in unterschiedlicher Weise Kriegsgräuel, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und staatlich organisierte Massenverbrechen unter jeweils anderen ideologischen Vorzeichen in Beziehung setzten und häufig im Endeffekt gegeneinander ausspielten. Die Verbrechen des einen wurden gegen die Verbrechen des anderen aufgerechnet, und damit indirekt ein Stück weit entschuldigt. Dies ist bis heute eine beliebte Rechtfertigungsstrategie, im Grunde nur eine Variante des bekannten Prinzips „Haltet den Dieb!“.

Während der deutschen Belagerung Leningrads sind eine Million Menschen umgekommen, die meisten verhungert. Die von Stalin verfügte und organisierte Hungersnot in der Ukraine zu Beginn der dreißiger Jahre kostete dreieinhalb Millionen Menschen das Leben. Welchen Sinn sollte es haben, die Verhungerten gegeneinander aufzurechnen? Nein, Opfer von Massenverbrechen muss man addieren, nicht voneinander abziehen. Kein einziges Opfer ist durch die Opfer anderer Täter in anderen Konstellationen und Zusammenhängen gerechtfertigt.

Vergleiche nicht grundsätzlich illegitim

Dennoch sind Vergleiche keineswegs grundsätzlich falsch oder illegitim. Gerade der Abgleich von Ähnlichem ermöglicht soziale und historische Differenzierungen und damit wichtige Erkenntnisfortschritte. Zugleich kann er freilich auch Strukturgesetzmäßigkeiten freilegen, die manch einem unerwünscht sind.

So werden Vergleiche von Stalinismus und Nationalsozialismus oftmals auch deshalb tabuisiert, weil sie Gemeinsamkeiten zwischen den staatlichen Gewalt- und Terrorsystemen aufzeigen könnten, die dem Zeitgeist und seinen moralischen Imperativen zuwiderlaufen. Man denke hier auch an die kaum vorhandene und unwillige Rezeption von Hannah Arendts Totalitarismustheorie in der sozialwissenschaftlichen Linken und der Frankfurter Schule.

Wie angemessen erinnern und gedenken?

Von der gegenseitigen Aufrechnung der Verwüstungen und Verbrechen ist die Asymmetrie der Gründe zu unterscheiden. Die Anwesenheit der Roten Armee in Berlin im Mai 1945 hatte wesentlich bessere Gründe als die Anwesenheit deutscher Truppen vor Moskau drei Jahre zuvor. Die Deutschen hatten dort einfach nichts zu suchen! Es gibt keine Rechtfertigung für den von Hitler vom Zaun gebrochenen barbarischen Eroberungskrieg.

Trotzdem ist auch hier die moralische Asymmetrie nicht total. So waren es zum Beispiel sehr schlechte Gründe, aus denen Stalin im Herbst 1944 den Vormarsch der Roten Armee vor den Toren Warschaus abstoppen ließ, um abzuwarten, bis Wehrmacht und SS den Warschauer Aufstand niedergeschlagen hatten. (Dies war gewissermaßen eine Neuauflage des Hitler-Stalin-Pakts, nun aber mitten im Krieg.) Kurzum: Auch beim Wägen der Gründe geht es stets um die Betrachtung des Einzelfalls.

Es bleibt ein Problem auf Dauer: Wie können wir angemessen erinnern und gedenken? In jedem Fall ist es falsch, das Gedenken ideologisch aufzuladen und für heutige Konflikte zu instrumentalisieren. Aufrechnen und Verteufeln nützen niemandem und verdrängen im Grunde die Ehrung der Opfer. Ein kleiner Ausweg sind Bilder: Sich einige Fotos aus dieser Zeit vornehmen, sich darin versenken und dann – Nachdenken!

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Jürgen Keil | Mi., 8. Mai 2019 - 16:59

"In jedem Fall ist es falsch, das Gedenken ideologisch aufzuladen und für heutige Konflikte zu instrumentalisieren." Ein vernünftiger Satz, Herr Paris.

..als Warnung dienen.

Junge deutsche Soldaten zogen jubelnd in den 1. Weltkrieg. Zurück kamen sie, wenn überhaupt, als Gedemütigte, oft als Kriegsversehrte, als Krüppel, als Besiegte und Verlierer . Das deutsche Kaiserreich, das an der Seite der Österreicher in den Krieg zog, glaubte besoffen von eigener Überheblichkeit an den schnellen Sieg.
Die vernichtende Niederlage im 1. Weltkrieg trug zweifellos Mitschuld am Scheitern der Weimarer Republik.

Man weigerte sich, aus der Vergangenheit zu lernen, flüchtete sich in absurde Theorien (vom Dolchstoß). Jetzt sollte es der "Führer" richten. Richtig, Deutschland war eine Zustimmungsdikatur, auch wenn heute immer häufiger versucht wird, Regierung und Bevölkerung als gegnerische Seiten darzustellen - was schlicht nicht stimmt.
Auch im 2. Weltkrieg, unter der NS-Dikatur, die von vielen Deutschen gar nicht als Diktatur empfunden wurde, wurden die Deutschen Opfer des eigenen Hochmuts.

...relativieren.

So hört man "hat Stalin nicht mehr Menschen ermordert als Hitler? Wurden die KZs nicht von den Briten erfunden? Haben die US-Amerikaner nicht die amerikanischen Ureinwohner, also die Indianer, ausgerottet?"

Und wenn? Ändert das etwas an der deutschen Kriegsschuld? Man könnte und vielleicht sollte man auch sehr wohl damit argumentieren, dass es eben keine russischen Kriegsverbrechen gegeben hätte, oder dass Dresden eben nicht bombardiert worden wäre, wenn Deutschland nicht den Krieg angezettelt hätte.

Aber gleichzeitig schmälert diese Schlussfolgerung keineswegs die Schuld derer, die sich als Reaktion auf deutsche Gräuel selbst der Verbrechen - wenn auch nicht im juristischen Sinn - gegen die Zivilbevölkerung schuldig gemacht haben.

schon mal was von Christopher Clark "Die Schlafwandler" gehört? Nein, Sie sollten das mal lesen. Geht um den 1. Weltkrieg!

Einige Fakten blenden Sie vollkommen aus.

23.08.1939
Abschluß des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes
(auch Hitler-Stalin-Molotow-Ribbentrop Pakt genannt).
Osteuropa wird in 'Interessen-Sphären' aufgeteilt.

17.09.1939
Besetzung des östlichen Polens durch sowjetische Truppen.
1940 ermordet Stalins NKWD dann über 20.000 gefangene Polen (Offiziere, Polizisten, Intellektuelle); Stichwort: Katyn

Juni 1940
Sowjetische Truppen besetzen Litauen, Lettland, Estland. Ende der Eigenstaatlichkeit der baltischen Länder; die als 'Sowjet-Republiken' in das rote Imperium eingegliedert werden. Verhaftungen von Angehörigen der führenden (bürgerlichen) Schichten. Deportationen, Massenexekutionen.

Es war Stalin, der 1939 die von seinem eigenen Außenminister Litwinow vertretene Politik der 'kollektiven Sicherheit' aufgab und meinte sich mit Hitler über die Aufteilung Osteuropas 'einigen' zu können.
Im Sommer 1939 hatten Deutschland und die SU keine gemeinsame Grenze!

Das wissen wir alles auch. Selbst Konservative haben Geschichtswissen und können Humanisten sein. Ich finde es einfach nur unerträglich, dass einen, wenn man seine Meinung zu Migration, EU, Afrika, auch Klima und anderen strittigen Themen äußert, und diese Meinung von der links-grünen "Deutungshoheit" abweicht, sofort der Vorwurf des Rassismus, Kolonialismus, Fremdenfeindlichkeit, ja sogar Faschismus treffen kann. Und wenn man dies, wie ich jetzt kritisiert, wird einem noch die Opferrolle angedichtet. Mit eifernden Hypermoralisten ist ein sachlicher Diskurs unwahrscheinlich.

Wer die Erinnerung „um 180 Grad wenden will“ (Höcke), will auch das Individuum und die Gesellschaft vernichten, denn das Gedächtnis funktioniert gewissermaßen für den „Sozialkörper“ wie das Immunsystem für den biologischen Körper als ein Abwehrmechanismus. Durch gemeinsames Wissen und gemeinsamer Erinnerung zirkuliert kultureller Sinn. Auch der soziale Mensch entsteht erst mit einer verbindlichen Erinnerung.

Höre hierzu:

Paul Celans bekanntes Gedicht „Todesfuge“, 1944 bis 1945 entstanden und 1947 erstmals veröffentlicht.

Todesfuge - Paul Celan
https://www.youtube.com/watch?v=gVwLqEHDCQE

Es wird nicht selten gesagt, nach dem Krieg habe man vor 68 in Schulen und Gesellschaft das Dritte Reich und seine Verbrechen unter den Teppich gekehrt und erst seit Weizsäckers Rede habe in Wirkluchkeit ein Umdenken begonnen. Zumindest in den Oberklassen meiner Schulzeit (1950 bis 62) und den umfangreichen Geschichtssendungen über die Hitlerzeit im Fernsehen (das Dritte Reich) war das anders. Wir hatten das Fischer Buch mit detailierten Zeugenaussagen über die Gräuel der Nazizeit (u.a.,Gerstein Bericht) als Pflichtlektüre,wir hörten Orininalreden von Göbbels und Cie und Zeitzeugnisse auf 12 Landspielplatten im Geschichtsunterricht, lasen das Tagebuch der Anne Frank und nicht zuletzt die gesonders Todesfuge von Celan,oder etwa die Moorsoldaten im Deutschunterricht und diskutierten umfangreich due Texte.,Gleichzeitig lief der Auschwitz undcandere Prozesse und über die Vergangengeit sprachen wir mit den Eltern. Weizsäckers Rede fehlte uns damals nicht.

Es erstaunt mich wirklich, ich stimme Ihnen in keinem Satz zu. Wie ist das möglich? Übrigens, zu Ihrem ersten Satz - zogen jubelnd in den Krieg - fällt mir ein gelesen zu haben, dass die Jubelbilder im wesentlichen Propaganda war. In der Realität war das eher anders. Was meiner Meinung nach auch logisch ist, denn wer zieht schon jubelnd in einen Krieg, selbst wenn man (fälschlich) annimmt, dass der in wenigen Wochen zu Ende sein sollte.

Zu Weizäckers Satz vom „Tag der Befreiung“ fällt mir ein, dass er damit die Deutschen im Grunde sprachlich von der Nazizeit entkoppelt und bei den Siegern eingereiht hat. Klar das das gut ankam. Wer will nicht zu den Siegern gehören, insbesondere weil das einem auch davon frei spricht was in der NS-Zeit passiert ist. Ich habe neulich auf YouTube einen US-AntiNazi-Film gesehen. Stehen wir Deutsche also auf der Seite der "Guten", der Amerikaner? Irgendwie ist das falsch, meine ich. Und von wem wurden wir befreit, wenn doch fast alle mitgemacht haben?

Es sollte heute jeder wissen, dass es ohne den Irrsinn von
Versailles keinen "Führer" gegeben hätte. Und die Niederlage
des Kaiserreiches war nicht vernichtend, da kein Soldat der
Entente, plus Amerikaner, im Gegensatz zu WKII, deutschen
Boden betreten hat. Vernichtend war die völkerrechtswidrige
Hungerblockade des British Empire, welches, nach heutigem
Wissen, ein großes Interesse am Untergang Deutschlands
hatte und Hauptbeteiligter dessen war, was zum WKI führte.

Tomas Poth | Do., 9. Mai 2019 - 12:55

Antwort auf von Günter Schaumburg

Ich glaube der Blick muß noch weiter zurückgehen, bis hin zum Wiener Kongress und die damit verbundene Neuordnung Europas nach Napoleon.
Die von anderen starken Nationen behinderte und unglückliche Werdung der Deutschen Nation.

Robert Müller | Do., 9. Mai 2019 - 12:56

Antwort auf von Günter Schaumburg

Versailles trug zumindest in der politischen Auseinandersetzung eine wesentliche Mitschuld, ob das auch in der Realität so war, ist nicht beweisbar, da es keine Geschichts-Experimente gibt.

Für unsere heutige Zeit ist wahrscheinlich relevanter, dass damals in der wirtschaftlichen Not der internationale Handel zusammenbrach, weil jeder sich selbst der Nächste war. Die Folge war bei uns in DE Massenarbeitslosigkeit, die an Griechenland heute erinnert. Der aktuelle Handelskonflikt zwischen China und der USA könnte im schlimmsten Fall zu etwas ähnlichem führen. wobei es schon wichtig ist diesen Konflikt zu führen, nur ist er auch extrem gefährlich. So ist zu erinnern, dass dem Krieg USA-Japan eine wirtschaftliche Blockade Japans zuvorging. Sollte es nicht morgen heißen - "Wir haben einen Vertrag" - dann wird dieser Konflikt noch monatelang weiter gehen und sein Ausgang wahrscheinlich das 21. Jahrhundert bestimmen.

Rolf Pohl | Do., 9. Mai 2019 - 16:04

Antwort auf von Günter Schaumburg

... im Gegensatz zu WKII, deutschen Boden betreten hat."

Lieber Herr Schaumburg, hörten Sie schon von der Rheinlandbesetzung nach Kapitulation im WKI durch französische Truppen?
Von der erneuten Okkupation des Elsass, ebenfalls durch französische Truppen?

Dem Rest Ihrer Zeilen stimme ich zu.

Sehr geehrter Herr Pohl,
das Waffenstillstandsabkommen der Allierten mit Deutschland
vom 11.11.1918, zuvor wurden gleichartige Abkommen mit
Bulgarien, dem Osmanischen Reich und Österreich Ungarn
abgeschlossen, beendete den I. Weltkrieg. Die Besetzung des
Rheinlandes begann am 24.01.1919. Völkerrechtlich verbindlich
wurde das Endes des Krieges in den nachfolgenden Pariser Vor-
ortverträgen

... deutschen Boden betrat."

Lieber Herr Schaumburg, Dank für Ihre Info.
Allerdings blieb und bleibts dabei: Wer das Rheinland besetzte, wer zu welchem Zeitpunkt immer, musste notwendigerweise das Rheinland betreten.
Oder sehen Sie eine weitere Möglichkeit dessen?

Sehr geehrter Herr Pohl,
im Gegensatz zum 2. Weltkrieg hat in WK1 eben kein fremder Soldat,
in Kampfhandlungen stehend, deutschen Boden betreten. Das meinte
ich. Die Besetzung des Rheinlandes war aus militärischer Sicht lediglich
ein Sandkastenspiel.

Im Unterschied zum 2. Weltkrieg war die Niederlage im 1. Weltkrieg gerade nicht vernichtend. Alle Kampfhandlungen (im Westen) fanden auf den Territorien Frankreichs und Belgiens statt. Als die Niederlage absehbar war, demissionierte General Ludendorff; noch der Kaiser ernannte mit Prinz Max von Baden einen neuen Reichskanzler (3.10.18) und noch diese (kaiserliche) Regierung nahm Waffenstillstandsverhandlungen auf.
'Mitschuld' am Scheitern der Weimarer Republik trugen die harten Bestimmungen des 'Friedens'-'Vertrages' von Versailles. Über diesen Vertrag schrieb der später berühmt gewordene US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Keynes bereits im Jahre 1919 (!!!): 'Denn wenn wir bewusst auf die Verarmung Mitteleuropas hinarbeiten, dann wird ... die Rache nicht auf sich warten lassen.' Der von der verfassungsgebenden Weimarer Nationalversammlung zum Ministerpräsidenten gewählte Sozialdemokrat Scheidemann: 'Die Hand, die diesen Vertrag unterzeichnet, muß verdorren ...' .

Der weltbekannte Ökonom, Mathematiker und Politiker John Maynard Keynes war kein US-Amerikaner, sondern waschechter Engländer, lehrte viele Jahre an der Uni Cambridge. Er "war Mitglied der britischen Delegation bei den Versailler Vertragsverhandlungen, trat aber kurz vor Abschluss der Verhandlungen unter Protest gegen die Vertragsbedingungen, die Deutschland auferlegt werden sollten, von seinem Posten in der Delegation zurück" (Siehe WIKIPEDIA). Keynes warnte 1919 vor den Folgen des Versailler Friedensvertrages, indem er die Deutschland auferlegten Reparationszahlungen als ökonomisch widersinnig kritisierte. Zur Ehre von UK müsste hier auch noch zu den Ursachen des Kriegseintrittes durch die Briten einiges ergänzt werden, nämlich die Rolle der Briten als Garantiemacht für die Neutralität Belgiens, welche das Kaiserreich gemäß Schlieffenplan völlig ignorierte.

als Mahnung zu begreifen. Da haben Sie vollkommen recht werter Herr Lenz! Zugleich stellen Sie damit an sich selbst und uns alle den Anspruch, mit den robusten Lehren der Vergangenheit besser umzugehen als vorige Generationen. Schauen Sie sich die aktuellen Auseinandersetzungen der Menschheit um!Nicht mal in unserer kleinen Kommentarblase hier schaffen wir es ohne Gezänke, gegenseitige Unterstellungen oder wer an was Schuld hatte oder demnächst die Schuld trägt. Auch ich bin weit von der Rolle des Friedensrichters entfernt;-), hatte aber das Glück innerhalb einer streitbaren Familie aufzuwachsen,wo beide Generationen Großeltern 14/18 in Jugend erlebten und als Eltern danach Weltkrieg II meine beiden Eltern durchbrachten. Aber! Die beiden Familien hätten unterschiedlicher nicht sein können, was" Gesinnung" wie Religion betraf. Damals noch wichtig! Die nicht immer "tabufreien" Familienstorys" sind für mich der Grundlagen-Erfahrungsschatz schlechthin. Und Anstoß es besser zu machen! FG

stimme ich Ihnen zu, Herr Lenz. Was aber genau hat das mit der heutigen Zeit zu tun? Ich sehe keinerlei Bestrebungen dieser Art, bei KEINER Partei, das zu wiederholen. Man hat damals nichts gelernt und war schon nach nur ca. 20 Jahren dem gleichen Wahn erlegen, hatte allesvergessen. Unbegreiflich, mussten doch die Gräuel und Verluste noch allgegenwärtig gewesen sein. Ich bin der festen Überzeugung, dass bis heute, zumal in Europa, ein deutlicher Lernprozess stattgefunden hat. Vor diesem Hintergrund verstehe ich umso weniger, weshalb die von Ihnen und vielen anderen so sehr abgelehnte bestimmte Partei so dermaßen angegiftet und offenbar nachträglich für alles verantwortlich gemacht wird. Es sind, viele stellen es fest, die selben Mechanismen wieder im Gang, nur dieses Mal von der anderen Seite. Und nur, weil Höcke einen unschönen Ton hat, gleichwohl aber sein Heimatland beschützen wollen darf, so ein Tumult in der Gesellschaft?

Kurt Walther | Do., 9. Mai 2019 - 10:25

Antwort auf von Petra Führmann

Stimme Ihnen, Frau Führmann, als geborener und gelernter Ostdeutscher und als vom links-grünen Mainstream verpönter "alter weißer Mann" zu 100 % zu. Ich habe bereits für die "sehr abgelehnte bestimmte Partei", die " so dermaßen angegiftet" wird, per Briefwahl votiert (Kommunalwal und EU). Und das wird im Sept. (LTW) wiederholt. Und selbstverständlich mache ich aus meinem Herzen keine Mördergrube: Wer es von mir wissen will, kann es gerne erfahren. Auch das Warum: Die politische Linksverschiebung der Union und die vielen Fehlentscheidungen der Merkel-Regierung.

Es sind auch aus meiner Sicht die richtigen Worte, wenn Sie, Herr Lenz, die Stimmung vor dem 1. WK mit "besoffen von eigener Überheblichkeit" und die 12 Jahre NS-Diktatur " Zustimmungsdiktatur" nennen. Von einer "vernichtenden Niederlage" 1918 würde ich aber so nicht sprechen wollen, zumindest war diese für viele Deutsche nicht deutlich genug erkennbar - ganz im Gegensatz zu 1945. Auch das war ein Grund für das Ausbreiten der "Dolchstoßlegende". 1945 und in der Folgezeit hat dann jeder Deutsche die vernichtende Niederlage tatsächlich am eigene Leibe mitbekommen. Das sollte aus Sicht der Alliierten auch so sein. Für mich waren es mit die ersten bleibenden Erinnerungen, dass in unserem Haus Soldaten mit Schnürschuhen sich mit mir beschäftigten, bis dann (laut Mutter) ein Vorgesetzter tönte: "No fraternation". Wochen später kamen die Russen. Das war in Thüringen. Der Hochmut der Deutschen überlebte auch das, denn nun retten wir mit größter Inbrunst die ganze Welt.

Über das von Ihnen kritisierte übertriebenes Sendungsbewußtsein macht sich der Kabarettist Andreas Rebers lustig.
Auf youtube gibt es einige witzige Videos.
Tip zum googeln:
'Wir reiten auf Kamelen durch Berlin'.

(
dieses Lied ist aus dem Jahre 2011.
Mit der aktuellen Migrationsdebatte hat es nichts zu tun.
Es werden auch keine Nicht-Deutschen verächtlich gemacht.
)

Vielen Dank, sehr geehrter Herr Düring, für den Tipp. Ich kannte Andreas Rebers bis heute nicht. Unglaublich, wie aktuell das von Ihnen erwähnte Lied von 2011 ist.
Ich bin jetzt sehr neugierig auf weitere Videos dieses Kaberettisten.

Wilfried Düring | Fr., 10. Mai 2019 - 13:42

Antwort auf von Renate Brunner

Danke zurück.
Von Rebers findet sich viel im Netz (Youtube, Google). Empfehlenswert.
Er tritt auch in der ARD-Satiresendung 'Nuhr im Ersten auf (21.03.2019)
Manchmal bleibt einem das Lachen im Halse stecken.

Schönes Wochenende zusammen.

ich stimme Ihren Aussagen hier im Großen und Ganzen zu.
Wobei ich das mit dem Jubel und dem Ersten Weltkrieg hier nicht passend finde, es geht um den Zeiten und aus dem Ersten – da haben Sie Recht – hätte man viel früher lernen sollen.

Was mich stört, ist die deutsche Gedenkkultur und daher fand ich im obigen Artikel von Herrn Paris den Satz so gut, dass „Vergleiche“ (die durchaus Sinn machen) oft „tabuisiert“ werden, weil sie „dem Zeitgeist und seinen moralischen Imperativen zuwiderlaufen“.
Ein oftmals falsches und auch von mir scharf verurteiltes Aufrechnen von Verbrechen ändert nichts daran, dass es Verbrechen waren und ein Erwähnen oder eine Einordnung dieser Verbrechen eben gerade n i c h t eine „Abmilderung“ der Naziverbrechen darstellt.
So wird es aber in der deutschen öffentlichen Gedenkmaschinerie in der Regel ausgelegt und ein jeder mit der Nazikeule traktiert, der von der vorgegebenen Gedenkmarschroute abweicht.
So schafft man Raum für Gerüchte und Eigeninterpretationen.

helmut armbruster | Mi., 8. Mai 2019 - 17:44

besiegelt durch die bedingungslose Kapitulation.
Längerfristig betrachtet war es aber auch ein Tag der Befreiung.
Und es war der Tag der Sieger. Sie konnten jetzt mit dem, was der Krieg von Deutschland übrig gelassen hatte, verfahren wie es ihnen beliebte.
Das tun alle Sieger und es ist seit jeher so üblich gewesen.
Dass Deutschland dann trotzdem wieder auf die Beine gekommen ist, dass die ehemaligen Sieger schließlich auch zur Versöhnung bereit waren, das ist das eigentliche Wunder an der ganzen Geschichte.

Heidemarie Heim | Mi., 8. Mai 2019 - 17:58

Ein schwieriges Unterfangen was viel Feinarbeit verlangt,wie Prof. Paris hier sehr anschaulich schildert vor dem Hintergrund all des Grauens zu dem Menschen fähig sind oder auch nur geneigt, den Verursachern bis zum eigenen Untergang zu folgen. Wobei die Motive und Grenzen der Freiwilligkeit im Diffusen der historischen Erinnerung je nach Lage sozusagen verschwinden, tabuisiert werden oder zu Zwecken der Instrumentalisierung hervorgeholt werden,wird man einer gemeinsamen und ehrlichen Erinnerung an die Opfer nicht gerecht werden können.
Auch ein Streit oder Unterstellungen über das wie, wer oder was der jeweils anderen Erinnerungskultur haben auf dem Feld der Opfer m.E. zu unterbleiben. Ein Gedenken ist wie das andere, Hauptsache es wird Ihrer gedacht!
Ein für mich beeindruckendes Beispiel war der Besuch einer Begräbnisstätte auf der Insel Kreta
wo man Kriegsgefallene gemeinsam,gleich welcher Herkunft bettete. Eine Symmetrie des Grauens beim Blick auf die identischen Jahrgänge! FG

Bernd Muhlack | Mi., 8. Mai 2019 - 18:54

Zitat: "Wie aber befreit man Menschen, die gar nicht wissen, dass sie eine Befreiung nötig haben?"
Herr Paris, Sie sind Jahrgang 48, also die so genannte Gnade der späteren Geburt; so weit so gut und Glück gehabt!
Ich möchte nur zwei Links dranhängen; unser unvergleichbarer Bundespräsident Richard von Weizsäcker am achten Mai 1985 sowie Vladimir Putin in 2001; jeweils im Bundestag!

ttps://www.youtube.com/watch?v=Gr4jDx1o4Eo
https://www.youtube.com/watch?v=9jyLQmyg9hs

Karin Busch | Do., 9. Mai 2019 - 16:56

Antwort auf von Bernd Muhlack

Vielen Dank für die beiden Hinweise. Ich habe sie zum wiederholten Male mir vorhin noch einmal angehört. Schade, sehr schade, diese Reden gehören offensichtlich nicht in das Lehrprogramm politischer Bildung in unseren Schulen. Die mahnenden Worte in vielerlei Hinsicht wären es aus meiner Sicht wert, dass nicht nur Jugendliche sondern auch Erwachsene darüber nachdenken, was und wo die Ursachen zu suchen sind, dass in unserem Land die Spaltung der Gesellschaft immer weiter voran schreitet, die Achtung vor der Meinung Andersdenkender ignoriert oder mit Ausgrenzung quittiert wird. Es wird nicht die sachliche Diskussion gesucht, sondern die Konfrontation. Wir sind auf keinem guten Weg.

Dieter Zorn | Mi., 8. Mai 2019 - 18:55

Erinnern und Gedenken sind schöne Rituale. Leider führen sie zu keiner Veränderung im Verhalten der Menschen. Weder werden dadurch die Führer besser noch die Verführten. Leere Rituale können sogar kontraproduktiv sein. Was hilft ist eine offene Gesellschaft ohne Diskussionsverbote und eine Erziehung zur Verantwortung jedes Einzelnen. Die Debatten um Schuld und Sühne wurden nach dem Dritten Reich in den Familien geführt. Das war ein grosser Fortschritt. Heute sind sie Unterrichtsgegenstand und Teil der Fernsehshow. Das ist zu abstrakt. Daraus können Jugendliche nichts lernen. Und was die nicht lernen, beherrschen sie als Erwachsene nicht.

Gestern konnte ich die Gedenkfeiern zum Ende des 2. Weltkrieg zufällig in Prag erleben. Wie wir nebeneinander, Tschechen und Deutsche ,den Feierlichkeiten friedlich zusehen konnten ,lässt für die Zukunft hoffen,

Tomas Poth | Mi., 8. Mai 2019 - 22:33

Es war der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, ein Unrechtsregime und gleichzeitig war es auch der Tag des vollständigen Zusammenbruchs und Scheiterns.
Ein Unrecht kann nicht durch ein anderes geheilt werden, alter juristischer Grundsatz.
Gräuel kann man nicht gegeneinander aufrechnen, aber Gräuel bleibt Gräuel egal von wem es verübt wurde. Kein Gräuel sollte verschwiegen werden, nur weil es von den Siegern verübt wurde.

Günter Johannsen | Mi., 8. Mai 2019 - 23:26

Es geht nicht um Aufrechnen, aber unbedingt um einen klaren Blick nach links-faschistisch und rechts-faschistisch: Beides ist mörderisch! Die Täter der letzten (kommunistischen) Diktatur versuchen immer noch, von ihren eigenen SED/MfS-Verbrechen abzulenken, indem sie mit Fingern auf Menschen mit eigener Meinung zeigen ... und sie als Nazis diskreditieren. Die Stasi-Seilschaften können/wollen von ihren Gesinnungsterror-Methoden nicht lassen: diffamieren, hetzen und "Klassenfeinde" zersetzen! Man muss nicht so weit in die Geschichte zurückgreifen. Die Verbrechen unter dem kommunistischen SED-Regime in der 40 Jahren DDR sind viel näher, als uns die Linksfaschisten glauben machen wollen! Aufrechnen hat wenig Zweck. Es ist zwingend notwendig, dass man die Ursache kennt: Jede Ideologie, die sich für die einzig Richtige ausgibt, spricht Andersdenkenden die Existenzberechtigung ab. Wenn man das zu Ende denkt, landet man automatisch immer wieder bei "lebensunwertem Leben" und KZs bzw. Gulags!

Ernst-Günther Konrad | Do., 9. Mai 2019 - 08:53

Richard von Weizäcker, ein Mann der meine volle Hochachtung noch immer hat. Seine Rede und deren Aussagen, sie wurden einfach wieder vergessen. In diesem unsäglichen Krieg gab es viele Opfer und viele Täter. Auch hier wurden Menschen ideologisch auf allen Seiten missbraucht und kehrten in ihren Kriegshandlungen abgrundtief verachtenswerte Einzelhandlungen aus dem Untersten ihrer Seele nach oben. Ich habe nie den Streit darüber verstanden, wer, wie viel Tote zu verantworten hat. Jeder einzelne Tote aus welchem Motiv heraus getötet ist und war einer zu viel. Heute wird der gleiche Fehler der Überlebenden gemacht, den Hitler, Stalin und auch viele andere despotische Verbrecher als Basis ihres Hasses machten. Ideologie wurde emotionalisiert und als "gerecht" moralisiert. Von Weizäcker hat es fertig gebracht, die Dinge sachlich von einander zu trennen und jedem klar gemacht, wo an welcher Stelle er selbst bei sich mit der Fehlersuche anfangen muss und das es aber auch ein Ende haben muss.

Ernst-Günther Konrad | Do., 9. Mai 2019 - 09:10

Wir schreiben 2019. Es dürften nur noch ganz wenige Menschen der Kriegsgeneration leben. Ob nun Opfer oder Täter. Den Opfern gedenken und sich der Täter mahnend erinnern, ja das muss man. Nur, haben die Generationen nach dem Krieg noch "schuld"?
Nein, das haben sie nicht. Wir würden sonst Hitlers Sippenhafttheorie gedanklich weiter fortführen. Haben die Nachfolgegenerationen Verpflichtungen? Ja, gemeinsam mit den anderen Völkern dafür zu sorgen, das solche wie auch immer begründete Kriege nicht mehr stattfinden. So wie man den Franzosen nicht ihren Napoleon mehr ständig vorhalten darf, den ausgewanderten Europäern nach Amerika gegenüber den Indianern. Das ist das was mich schon immer gestört hat und was von Weizäcker wollte. Eine sachliche, differenzierte Auseinandersetzung mit dem was war und dann aber auch ein Ende finden. Respekt vor der jeeiligen Geschichte des anderen.
Sonst müsse man sich fragen, ob Migrationsdeutsche auch verantwortlich sind, weil sie hier leben. Absurd.

Hat Napoleon nicht ein Mausoleum in Paris? Ich mag über Ähnliches in Berlin gar nicht nachdenken, wenn unsere "Erinnerungskultur" umschwenkt.

helmut armbruster | Do., 9. Mai 2019 - 09:21

ich finde es merkwürdig, dass die Jahrestage der deutschen bedingungslosen Kapitulation in den Medien regelmäßig nie erwähnt werden.
Dieser Tag war in deutschen Geschichte mehr als ein Jahrhundertereignis.
Er war ein Jahrtausendereignis und bestimmte und bestimmt die deutsche Geschichte danach.
Dass ein solcher Tag nicht erwähnt wird, zeigt, dass wir immer noch zu keinem offenen und lockeren Umgang mit unserer Geschichte fähig sind.
Statt dessen wird weiterhin verdrängt und geschwiegen.

Hallo Herr Armbruster,

... Statt dessen wird weiterhin verdrängt und geschwiegen. Leider muß ich Ihnen zu-stimmen. Es wird noch schlimmer, ja endgültiger.

Wie ich heute auf T-online lesen muß, wollen der Linke Bodo Ramelow und der SPD-hörige Wolfgang Thierse unsere Nationalhymne verändern. Ist der Text der SPD-eigenen Hymne" und wir schreiten Seit an Seit...1 Woche Hammerschlag zittern noch in unseren Adern ..." noch singhaft für die SPD?

Und der linke Bodo Ramelow sprach sich für eine neue deutsche Hymne aus, Denn:
Viele Ostdeutsche würden das "Lied" nicht mitsingen. Denn er könne dabei "das Bild
der Naziaufmärsche von 1933 bis 1945 nicht ausblenden".
Bodo Ramelow wurde am 16. Februar 1956 geboren.

Romuald Veselic | Do., 9. Mai 2019 - 10:04

wer was dazu erzählt. Ein sauberer Krieg gibt's nicht. Ob Befreiungs- o. Eroberungskrieg.
Der Krieg in Indochina bis 1975 war eine unendliche Serie der Barbarei. Wobei nicht die US-Truppen die schlimmsten Verbrechen begingen, sondern deren Verbündeten, 2 Divisionen der Südkoreanischen Armee. Deshalb hatten sie auch niedrigste Verlustrate in eigenen Reihen, denn Vietcong und Nordvietnam es vermieden, S-Korea-Soldaten sich mit anzulegen. Die S-Koreaner besaßen ganz andere Kampfmoral. Ebenso bis heute sind die Verbrechen von Vietcong u. Nordvietnam nicht aufgearbeitet worden. Es bleibt auch so, solange die Kommunisten dort an der Macht sind.
Man darf auch nicht vergessen die Zerstörung v. Magdeburg in A.D. 1631. Nur ca. 700 Einwohner überlebten das Massaker. Von ca. 30000.
Um es abzuschließen: Die Nordkoreaner, wenn man endlich die Kim-Diktatur beseitigen wird, werden sich ebenso fühlen, wie die Deutschen im Mai 45.

Bei dem im Artikel enthaltenen Satz: "Wie aber befreit man Menschen, die gar nicht wissen, dass sie eine Befreiung nötig haben?" fiel mir spontan Nordkorea ein.
Allerdings: Wer bestimmt darüber, wer eine "Befreiung" nötig hat?

Ernst-Günther Konrad | Fr., 10. Mai 2019 - 07:54

Antwort auf von Willy Ehrlich

Allerdings: Wer bestimmt darüber, wer eine "Befreiung" nötig hat?

Eine sehr interessante Frage, die ich mir auch stelle. Zunächst am einfachsten könnte man sagen, das "unterdrückte" Volk will die Befreiung. Zu diesem Volk gehören aber auch diejenigen, die ihren Anführer verehren, unterstützen und vom System profitieren. Auch sie haben einen Volkeswillen.
Darf von Außen eingegriffen werden, um eigene "Demokratievorstellungen dem "unterdrückten" Volk angedeihen zu lassen?
Wollen die eigentlich Demokratie oder nur einfach etwas bessere Lebensverhältnisse?
Lassen Kultur und Religion bei bestimmten, unterdrückten Völkern überhaupt Demokratie im westlichen Sinne zu?
Darf von Außen eingegriffen werden, weil eigene Interesse welcher Art verfolgt werden?
Mal einfach ein Volk befreien, scheint für mich gar nicht so einfach zu sein.

Albert Schultheis | Do., 9. Mai 2019 - 15:34

"Wie aber befreit man Menschen, die gar nicht wissen, dass sie eine Befreiung nötig haben?" -
Meine Mutter war damals eine junge, aufgeweckte Frau, lediglich mit Dorfschulabschluss. Sie hatte den Krieg als Bäurin auf unseren Äcker verbracht, zum Teil allein mit dem jungen französischen Kriegsgefangenen, der sie nach der Befreiung heiraten wollte. Einmal war sie ganz allein von einem englischen Spitfire auf freiem Feld beschossen worden. Sie konnte den Piloten in der Maschine sehen, wie er mehrmals auf sie anflog und sie beschoss. Ihren geliebten Bruder hatte sie in Russland verloren. Gefallen.
Als die Amerikaner endlich ohne Beschuss unser Dorf einnahmen, flohen die Nazis über den Rhein. Für meine Mutter war das die Befreiung und in ihrer Beglückung rief sie den Amis zu, sie sollten den Nazis in den A**** schießen. Die Amerikaner haben sich übrigens, nach ihrer Erzählung, bei der Einnahme des Dorfes gegenüber den Frauen und Mädchen absolut korrekt verhalten.