Erregung für die Presse
Immer neue Erregungs-Happen für die Medien / picture alliance

Kevin Kühnert und Boris Palmer - Erregung als Politikersatz

Schlagzeilen-Debatten wie die um Kevin Kühnert und um Boris Palmer zeigen, dass auch wir Medien der akuten Erregung zu leicht anheim fallen. Dabei sollten Politiker, Journalisten und auch die Bürger endlich wieder mehr Wert auf das Wesentliche legen

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Kann sich noch jemand an die Zeit vor der Permanenz erinnern? Als wir alle noch nicht immer und überall vernetzt und verbunden waren? Es war eine reizärmere Zeit, langweiliger auch. Aber waren wir weniger glücklich?

Die Erfindung des Papiers hat die Schriftlichkeit gebracht, hat das Flüchtige und Erzählte durch das Haltbare und Übertragbare ersetzt. Die Erfindung des Netzes, vor allem die Erweiterung durch das mobile Netz hat die Permanenz gebracht. Jetzt warten wir alle wie die Süchtigen auf 5G, damit alles noch schneller geht.

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Gerd Runge | Mo., 6. Mai 2019 - 10:59

mit Ihrem Artikel liegen Sie in jeder Hinsicht völlig richtig.
Und der Tipp mit dem z. Zt. noch sehr kalten Ostseewasser ist ebenfalls sehr treffend.
Das hilft trotz Wathose auf jeden Fall gegen Priapismus. :o)

Ernst-Günther Konrad | Mo., 6. Mai 2019 - 11:39

so kenne ich Sie doch eigentlich, klar und unmissverständlich in Darstellung und Wertung. Damit kann man etwas anfangen, das kann ich unterschreiben, das ist Beschreibung der Realität. Nicht weil Sie meine Meinung getroffen haben, sondern weil Sie mit kühlem, nüchternen Sachverstand, die derzeitge Hysterie beschreiben, mit der die Printmedien versuchen, zu spät in papierform, schnell und unüberlegt in den Onlinediensten versuchen Ihre Meinungen zu verkaufen. Was passiert gerade? Die Bürger werden auf der Grundlage hysterisch falscher durch "Experten" abgesicherte "Wahrheiten" manipuliert. Warum? Es braucht Machterhalt, es geht um das eigene ganz persönliche Überleben eines jeden Parteifunktionärs und Regierungspolitikers. Es geht nicht um Volkesmeinung, die wird nur an der Stelle akzeptiert, wo sie Regierungswillen abbildet. Andernsdenkende werden in Grund- und Boden mit der "rechten" Keule geprügelt. Ja, es wird wieder laut diskutiert, im Hintergrund werden aber die Strippen gezogen

Werter Herr Konrad,
es geht nicht um das Überleben von Parteifunktionären und Regierungspolitikern. Es geht um das Überleben von Journalisten, Redakteuren und sonstigen Medienvertretern. Zur Zeit versuchen sie gerade, durch das "weltweite Artensterben" ihren eigenen Broterwerb zu sichern und möglichst zu verlängern. Und spätestens übermorgen wird die nächste wilde Sau durchs Dorf getrieben.

Gerhard Lenz | Mo., 6. Mai 2019 - 16:25

Antwort auf von Willy Ehrlich

...Leute, die unter Anklage der Mitgliedschaft in der "Lügenpresse" in den Augen der "Dauerempörten" jegliche Legitimation verloren haben...

Herr Lenz, leider gibt es in Deutschland neben Dauerempoerten noch mehr Dauererregte; scheint ein typisch deutsches Merkmal zu sein, immer erregt und der Meinung sein, dass Deutschland der Nabel der Welt ist.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 6. Mai 2019 - 18:30

Antwort auf von Willy Ehrlich

Sie haben da recht. Nur kann der eine ohne den anderen inzwischen nicht mehr überleben. Die Politik hat massiven Einfluss in einen Teil der Medien und hat somit gewollt oder mit sanftem Zwang auch die Journalisten erreicht. Die Presse hat einen Teil ihrer Freiheiten an die Politik verpfändet. Schreibst du gut über mich, gibts ein Interview, wenn nicht, ich kenne da auch andere, die machen es. Der Intendant oder ihr Verleger ist ein guter Freund von mir, mals sehen was der dazu sagt.Bis in die höchsten Medienstellen hat der Parteienproporz Einzug gehalten. Die unkritischen Presseleute haben sich zu deren Werkzeug machen lassen oder müssen aus existenzieller Angst heraus gute Miene zum bösen Spiel machen. Hörige Presseteile und Politik sind eine ungute Symbiose eingegangen. Auch Journalisten sind häufig von der Politik abhängig. So sehe ich das. Ich denke das widerspricht nicht Ihrer Auffassung.

Markus Michaelis | Mo., 6. Mai 2019 - 11:42

Es stimmt, was Herr Schwennicke hier sagt. Nur erreicht diese Aufgeregtheit nicht nur die Medien sondern auch größere Teile der Gesellschaft und wird damit eben doch relevant. Das Denken der Leute dreht sich viel um Gerechtigkeit, sei es unter identitären Aspekten, wie bei Palmer, oder wirtschaftlichen, wie bei Kühnert. Große Aufregungen bedeuten da eben auch große Politik.

Man wird es schaffen müssen, dass "die Leute" solche Themen auch unaufgeregt sehen und Vertrauen in die Repräsentanten (in Medien, Wirtschaft, Politik etc.) haben. Die Frage ist "Vertrauen in Was", wenn Richtung und Ziele unklar (oder sehr verschieden) geworden sind.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 7. Mai 2019 - 09:48

Antwort auf von Markus Michaelis

wollen Sie Herrn Palmer "einen Strick um den politischen Hals legen"?
Ein Wort reicht mittlerweile aus, denke ich und sei es eine ungeübte Zuschreibung.
Ich nenne das Wort nicht einmal, da es dazu eine gewissermassen extreme Form gibt und würde also sagen, Herrn Palmers Überlegungen zur gesellschaftlichen identität der Bevölkerung Deutschlands, des Landes geographisch gesehen hier.
Gut, dass er das zurückgenommen hat.
Eine Übersehung des kleinen Wörtchen "Differenz", bei aller Identität, könnte den Ausschluss aus dem Kreis der nachgewiesen wahrhaftigen Bevölkerung bewirken.
Dass zur Wahrheit, dem inneren Walten des Wesens, besten!falls alle zumindest gehört werden sollten, wenn nicht beteiligt sein sollten, war evtl. noch selten das Problem großer linker Theorien.
Diversity galt nicht wirklich für abweichende Meinungen und Selbstreflexion auch nicht, siehe wieder die Hommage unseres Cartoonisten an Frau Merkel.
Nix für ungut, gezeichnet sind sie schon sehr gut! Knuffelig :)

Heidemarie Heim | Di., 7. Mai 2019 - 10:19

Antwort auf von Markus Michaelis

Vor allem in wen kann ich noch Vertrauen setzen? In Politiker/Parteien, die jeder "Springprozession" Ehre machen würden? Zeitungsredaktionen, Medien, die selbstgerecht bestimmen welche "Konfession" der Leser oder das Applauspublikum zu haben hat, aber dabei dünnhäutig auf Gegenwind reagieren. Man ist in der heutigen allgemeinen Kakophonie froh, das es Ausnahmen wie den Cicero und wenige andere gibt, die noch zu eigenem "Hirnschmalz" anregen und gegenläufige Meinungen gelten lassen. Bei den sogenannten Nachwuchspolitikern stört mich nicht mal die "große Klappe", jedoch habe ich manchmal persönlich Probleme mit der Identifikation. Der sogenannte Parteinachwuchs bildet doch die allgemeine Vita immer weniger ab. Da tue ich mich leider schwer was das Vertrauen betrifft. Mag sein das es auch zu oft, in dem Fall von den Alten, enttäuscht wurde. Alles Gute! MfG

Heidemarie Heim | Di., 7. Mai 2019 - 13:39

Interessante Wortwahl was den momentan herrschenden "Zustand" betrifft geehrter Herr Schwennicke! Sollte Ihr Hechtprojekt über Gebühr erfolgreich sein, habe ich bei WIKI ein probates Mittel bzw. Beispiel zur "Wiederherstellung" des vorhergehenden Zustandes ausgemacht;-)
Bei den Etruskern brachte man dazu dem Gott Priapus ein Schwein als Opfergabe.
Dann doch lieber Hornhecht! Gute Erholung und Petri Heil! MfG