FridaysForFuture-Demonstration
Schüler pochen auf die Einhaltung der von erfahrenen Politikern gemachten internationalen Klimavereinbarung / picture alliance

Jugend und Politik - „Parteien sind für jüngere Leute riesige, fremdartige Apparate“

Die früheren Klagen über eine unpolitische Jugend haben sich erledigt. Besonders durch die Bewegung „Fridays for Future“ und die Proteste gegen die Upload-Filter wurde das politische Interesse junger Menschen offensichtlich. Für den Jugendforscher Klaus Hurrelmann kommt dies nicht plötzlich

Autoreninfo

Christine Zinner studierte Sozialwissenschaften und Literaturwissenschaft und ist freie Journalistin.

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Klaus Hurrelmann widmet sich in seiner Forschung der Gesundheits- und Bildungspolitik. Er ist Professor of Public Health and Education an der Hertie School of Governance.

Herr Hurrelmann, lange wurde geklagt, Jugendliche wären zu unpolitisch. Nun begeistern sich aber viele junge Menschen für Fridays for Future und den Protest gegen die Upload-Filter. Woher kommt die plötzliche Begeisterung für solche Bewegungen?
Es erscheint uns plötzlich, aber das war es nicht und wenn wir genauer hinsehen, dann kann man nicht von den Jugendlichen sprechen. Man kann fast sagen, wer vor 2000 geboren wurde, der hat seine Jugendzeit in einer Krisenkonstellation erlebt. Es war nicht sicher, ob man in Ausbildung und Beruf hineinkommt. Das scheint das politische Interesse stark gedämpft zu haben. Auch die Beteiligung an politischen Prozessen scheint zurückgegangen zu sein, weil die jungen Leute den Eindruck hatten, sie müssten zuerst in ihre eigene Ausbildung und Bildung investieren.

Wer nach 2000 geboren wurde, der hat diese Erfahrung nicht gemacht?
Nein, das sind junge Leute, die sind in eine konjunkturell bessere Phase und in eine demografisch günstigere Konstellation hineingekommen. Bei denen standen die Unternehmen zum Teil schon bei Schulabschluss vor der Tür und boten Unterstützung bei Ausbildung und Studium an. Dieses Wegfallen der existenziellen beruflichen Unsicherheit scheint zu politisieren und den Blick frei zu machen.

Dieser Umschwung wirkt sich aber auf die Parteien kaum aus. Jugendliche engagieren sich noch immer wenig in Parteien. Warum ist es der Politik nicht gelungen, die Begeisterung zu nutzen?
Da sind wir bei der Kernfrage. Wie halten es die jungen Leute mit den Parteien, die unsere Repräsentanten einer parlamentarisch-repräsentativen Demokratie sind? Die Parteien sind für jüngere Leute riesige, fremdartige Apparate, die nach bürokratischen Prinzipien fungieren. Sie haben das Gefühl, auch wenn sie Mitglied werden, könnten sie dort nichts bewirken.

Woher kommt diese Entfremdung?
Das hängt ganz stark damit zusammen, dass diese Parteien in der Nachkriegszeit groß geworden sind. Der statistische Durchschnitt ihrer Mitglieder liegt bei 60 Jahren. Ein junger Mensch träte da im Grunde in einen alten Club ein und hat entsprechend natürlich das Gefühl: Die sprechen nicht meine Sprache, die kommen aus einer anderen Welt.

Sind Parteien also nicht mehr zeitgemäß?
So erscheint es den jungen Leuten. Sie sehen natürlich nicht, welche Verdienste die Parteien gerade in Deutschland haben, um ein demokratisch funktionierendes System aufzubauen. Dank Parteien haben wir ein stabiles politisches System mit repräsentativen Wahlen, die festen Regeln folgen. Aber die Dauer solcher Auswahlprozesse, die Formen der Entscheidungen über Personal- und Sachfragen, genau das ist etwas, das junge Leute zumindest irritiert, wenn nicht sogar verschreckt.

Der klassische Generationskonflikt?
Könnte man sagen. Die jungen Leute sehen nur das in ihren Augen Negative an den heutigen Parteien, ohne dass sie schon einen Gegenentwurf hätten.

Aber was müsste man denn verändern, damit sich die Jungen in den Parteien wiederfinden?
Es kommt darauf an, diese Kluft zwischen den Parteien und der jungen Generation zu überbrücken. Und das bedeutet, die Parteien müssen sich öffnen und neue Formen der Mitgliedschaft anbieten. Man ist also nicht Mitglied auf Lebenszeit, sondern für eine begrenzte Zeit. Man muss nicht Vollmitglied sein, sondern kann nur sympathisierendes Mitglied sein. Hier muss eine Flexibilisierung hinein, die bei einigen Parteien auch schon praktiziert wird.

Reicht das schon?
Nein, es wäre sehr klug, wenn Parteien sich eine selbstverbindliche Quote auferlegen. Wenn sie also zum Beispiel bei allen zukünftigen Wahlen beschließen, 30 Prozent Kandidaten und Kandidatinnen unter 35 Jahren aufzustellen.

Unter den bekannteren Politikern sieht man inzwischen immer mehr junge Gesichter. Zum Beispiel Luise Neubauer bei den Grünen oder Kevin Kühnert bei der SPD. Sind das schon die ersten Schritte der Parteien, um wieder mehr auf die jungen Leute zuzugehen?
Ja, das sind für junge Leute natürlich sehr wichtige symbolische Veränderungen, zu sehen, dass auch jüngere Personen wichtige politische Funktionen haben. Politik lebt sehr stark von Ikonen, an denen man sich orientieren kann.

Klaus Hurrelmann
Klaus Hurrelmann / Hertie School of Governance

Was halten Sie von der Bewegung Fridays for Future?
Ich finde das ganz bemerkenswert, dass wir bei dieser jungen Gruppe eine solche Fähigkeit und Bereitschaft haben, ein politisches Thema aufzuarbeiten. Es fällt auf, dass die Bewegung eine starke emotionale Strömung hat. Hier ist ein Thema gewählt worden, das bei jungen Leuten Existenzängste auslöst. Mädchen und die junge Frauen fühlen sich ganz offenbar von Umweltproblemen angesprochen. Da steckt eine unterschwellige Angst drin, und die wird sehr diszipliniert artikuliert. Die Demonstrationen folgen einer geschickten Dramaturgie. Da kann man nur sagen: Hut ab!

Sie erwähnten vorhin schon die Bedeutung von politischen Ikonen. Greta Thunberg als Gesicht von Fridays for Future wird von den einen als Marionette beschimpft, von den anderen geradezu vergöttert. Wie schätzen Sie ihre Bedeutung ein?
Sie ist wahrscheinlich ein Grund dafür, dass sich auch in Deutschland so viele junge Leute in dieser Weise engagieren, wie wir das im Augenblick erleben. Das wäre ohne ihr Vorbild nicht möglich. Was auffällt ist, dass sie das mit einer stoischen Sachlichkeit tut.

Ist das nicht eine Folge ihres Autismus?
Vermutlich. Sie sagt ja von sich, dass sie eine milde Form des Asperger-Syndroms hat. Das hat Nachteile, aber es hat den Vorteil, dass man sich als Mensch sehr stark auf bestimmte Themen konzentrieren kann. Das hat sie mit zur Ikone gemacht, dass sie sich unwahrscheinlich intensiv gebildet und informiert hat. Entgegen so manchem politischen Schnodderton, das sei ein Thema für Fachleute, macht sie deutlich, sie ist eine Fachfrau. Auch in ihren jungen Jahren. Sie streikte und das praktisch ganz alleine. Das beeindruckt Gleichaltrige.

Man braucht also gar nicht besonders viel Lebenserfahrung, um in der Politik eine Rolle zu spielen?
Das würde ich so sagen. Nur muss man unterscheiden zwischen einer Forderung und deren Umsetzung. Die Forderung, die Klimavereinbarung der internationalen Konferenzen nun auch tatsächlich umzusetzen, ist in diesem Falle sehr klug gemacht von der Bewegung. Das Umsetzen aber ist das Geschäft von Politik, und das muss man nun realistisch sehen. Es ist ein wahnsinniges Aushandeln von Interessen.

Wer sitzt denn alles mit am Verhandlungstisch?
Es gibt in Deutschland riesige, wirtschaftliche Konzerne, die gegen diese Vereinbarungen sind, politische Kräfte, die dagegen sind. Wie handle ich das aus? Dafür sind bittere Entscheidungen notwendig, die tief einschneiden in alltägliche Verhaltensgewohnheiten. Dieses Geschäft verlangt viel Kenntnis und Fähigkeiten. Hier bräuchten wir Leute, die das politische Geschäft beherrschen und wissen, wie man schwierige Entscheidungen in unserer komplexen Gesellschaft hinbekommt.

Ist an der mangelnden Kenntnis der politischen Prozesse auch der Protest gegen die Upload-Filter gescheitert?
Ja, daran kann man illustrieren, welche Schwierigkeiten es gibt. Die Protestierenden haben im Grunde das Ideal verfolgt, freien Zugang zu Daten zu haben, ohne dass das in irgendeiner Weise reglementiert wird. Sie haben zum Teil dabei nicht nachvollziehen können, dass die Rechte an den Inhalten bei den Urhebern liegen. Ihr Protest hat nicht die Durchschlagskraft der „Fridays-for-Future“-Bewegung.

Hat die Politik junge Wähler endgültig vor den Kopf gestoßen, als sie Artikel 13 abgesegnet hat?
Ich glaube nicht. Es kommt jetzt sehr darauf an, wie sich die Umsetzung der Beschlüsse des Europäischen Parlamentes faktisch vollzieht. Dafür haben sich die nationalen Regierungen Spielräume erbeten. Es wird eine sehr große Rolle spielen, ob hierüber in Deutschland diskutiert wird und ob junge Leute daran beteiligt werden.

Gibt es eigentlich auch Parteien, die möglicherweise von der Proteststimmung unter jungen Leuten profitieren? Etwa die Grünen oder die AfD?
Die Grünen sind bei jungen Leuten schon seit 20 Jahren die am stärksten gewählte Partei. Da ist eine Partei, die die Interessen und Themen der jungen Leute schon seit längerer Zeit anspricht. Insofern ist es auch jetzt hier kein Wunder, dass einige der Aktivisten wie Luisa Neubauer Mitglieder der Grünen geworden sind. Am Ende muss sich die Bewegung auch mit Parteien verbinden, wenn sie ihre Ziele umsetzen will. Sie muss dabei dann über die Grünen hinausgehen.

Und was ist mit der AfD?
Bislang fällt auf, dass die jungen Leute nicht überdurchschnittlich stark nach rechts tendieren. Auch nicht zur AfD mit ihrem autoritären und nationalistischen Akzent. Aber das ist nicht in Stein gemeißelt. Junge Leute sind sehr emotional beim Herangehen an politische Themen, gehen unverhohlen von ihren persönlichen Bedürfnissen aus. Parteien, die in der Lage sind das aufzugreifen und in Sachpolitik zu überführen, haben eine echte Chance.

Also begeistern sich so wenig junge Leute für die AfD, weil es der Partei noch nicht gelungen ist, sie emotional mitzureißen?
Die AfD ist besonders für solche Menschen attraktiv, die sich sozial und wirtschaftlich benachteiligt fühlen und in der zunehmenden Globalisierung und Einwanderung die Ursachen hierfür sehen. Unter Jugendlichen trifft das vor allem auf junge Männer ohne Schulabschluss und Berufsausbildung zu. Ihre sozialen und beruflichen Beteiligungschancen sind zur Zeit ausreichend. Sollte es aber zu einer Arbeitsmarktkrise kommen, hätte die AfD ein leichtes Spiel, hier mit emotional aufgeladenen Angstparolen zu punkten.

Das politische Engagement junger Menschen wird oft verspottet. Die Mehrheit der jungen Leute bei Fridays for Future würde sich vor allem dafür begeistern freitags die Schule zu schwänzen. Stimmt das?
Die Initiatoren dieser Bewegung haben sich bewusst und aus Kalkül für das Format eines Streiks entschieden. Damit lösen sie genau den Protest aus, den sie nötig haben, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie nehmen in Kauf, dass es eine große Gruppe von Mitläufern gibt, die nur die Schule schwänzen wollen. Umso wichtiger ist, dass die Schulen sehr klar und deutlich reagieren und gegen Schulschwänzer Sanktionen verhängen. Dann muss jeder Schüler und jede Schülerin genau abwägen, ob er oder sie die Bewegung unterstützt oder nicht.

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Jürgen Keil | Do., 25. April 2019 - 09:43

Hier ist ein Thema gewählt worden, das bei jungen Leuten Existenzängste auslöst.“ Nein, Herr Hurrelmann, nicht das Thema löst Ängste aus, die Ängste werden bewusst geschürt. Das was die Grünen der AFD vorwerfen, tun sie selbst. Auch sie sind Angstpopulisten.
„Mädchen und die jungen Frauen fühlen sich ganz offenbar von Umweltproblemen angesprochen.“ Wenn ich höre, wie sich die jungen Leute zum Thema artikulieren, habe ich Zweifel, ob ihnen in sachlicher Form gesagt wurde, das über die Ursachen der Erderwärmung unter Wissenschaftlern bei weiten noch keine Einigkeit besteht. „Die Demonstrationen folgen einer geschickten Dramaturgie.“ Da sagen Sie mal was Wahres. Die Plant for Planet Foundation, Herr Finkhbein haben, nach ihrer Übung vor 10 Jahren mit Felix Finkhbein, dazu gelernt.
„Sie nehmen in Kauf, dass es eine große Gruppe von Mitläufern gibt, die nur die Schule schwänzen wollen.“ Und diese große Gruppe wird eben manipuliert. Das finden Sie gut?

Professor Hurrelmann spricht die riesigen Wirtschaftskonzerne an, aber auch Politikerinnen und Politiker in wirtschaftsnahen Parteien (etwa CDU, CSU, FDP, SPD), die alles daransetzen, die umweltpolitischen Forderungen dieser Bewegung zu konterkarieren.
Es sollte den jungen Streikenden also vornehmlich darum gehen, die breite Mehrheit unserer Bevölkerung von ihren umweltstrategischen Zielen zu überzeugen. Das gelingt zwar zunehmend, ist aber nicht immer leicht. Das Schlimme ist, daß die schon erwähnten Wirtschaftskonzerne viel Geld in die Hand nehmen, um die Bewegung zu unterlaufen und schließlich zu stoppen. Dazu bedienen sich diese Konzerne willfähriger Politikerinnen und Politiker, die sich für ein finanzielles Zubrot als Gegenbewegung organisieren. Es gibt also noch viel zu tun für die jungen Streikenden; sie sollten möglichst nicht erlahmen bei ihren weiteren Aktivitäten.

… besagt: wo man den christlichen Glauben aus dem Haus geworfen hat, kommt er als Aberglaube zur Hintertür wieder herein! Das Dilemma unserer verfassten Amts-Kirchen ist doch heute, dass die die Boten die Botschaft selber nicht glauben!
Die Kirchen nehmen heute leider ihre Herausforderung nicht mehr an, dass immer mehr Menschen die relevanten Lebensfragen nicht mehr an sie stellen, sondern sich billige Antworten im Supermarkt der linkspopulistischen Beliebigkeits-Ideologie kaufen. Aber dass es dort nur Antworten zum Preis der Aufgabe des eigenständigen Denkens gibt, scheint anfangs keinen Menschen zu stören. Kirchen, die nur noch einem Zeitgeist hinterher laufen und beliebige Angebote in ihr Schaufenster stellen, haben ihre Existenzberechtigung verloren und werden auf Dauer nicht überleben!

Bettina Jung | Do., 25. April 2019 - 10:32

meinen Sie die Eltern, die jedem Familienmitglied mind. ein Smartphone kaufen? Die den Kids Klassenfahrten mit dem Flugzeug finanzieren? Eltern, die den Kids Urlaub in exotischen Gefilden bieten, anstatt Bayerischer Wald? Meinen die Kids den Wohlstand (Warme Häuser, Heißes Wasser, Autos etc), von dem sie am meisten profitieren? Verachten sie Fastfood-Ketten und Red Bull Dosen (die sie in unserem Innenhof werfen?). Ich lese auf den Pappen nur dumme Parolen. Diese Kids "spielen" Demonstration. Und dahinter stehen die eifrigen Spendensammler von Finkbeiner, die Spenden verwendet er wahrscheinlich wie Frau Roth, die auf die Fidschi Inseln fliegt, um sich über das Klima zu informieren. Verlogener Aktionismus

Würden es die jungen Friday for Future-Demonstranten ehrlich meinen, so hätten wenigstens einige von denen einen blauen Sack im Gepäck zum Aufsammeln der Pappe-Parolen und der Pappbecher. Diese Arbeit überlässt man gerne der Stadtreinigung.
Würde man ihnen die von Frau Jung aufgezählten Annehmlichkeiten wegnehmen, wären auch die Freitagsdemos mit einem Schlag beendet. Von diesem „Schauspiel“ profitiert aber nur eine Partei und zwar die Grünen, denn die Umwelt muss von der breiten Masse geschützt werden, niemals aber von Claudia Roth, Katharina Schulze und sonstigen Konsorten aus ihren Reihen. Ministerpräsident Kretzschmann lässt sich mit dem Helikopter am Wochenende aus Zeitgründen in ein Naturschutzgebiet fliegen und Grüne waren es, die dem Hambacher Forst den Todesstoß gaben. Umwelt- und Klimaschutz bedeutet nur, delegieren können.

Daniela Wagner | Do., 25. April 2019 - 10:42

Mir wird angst und bange, wenn ich an politische Ikonen denke. Hitler, Stalin, Che Guevara, Castro, Mussolini.....waren welche. Mit zum Teil katastrophalen Folgen! Personenkult in der Politik hat immer etwas mit Diktatur, mangelnder Demokratie und Dogmatismus zu tun. Genau das Gegenteil brauchen wir. Politiker sollten mit Augenmaß, Weitblick, unter Abwägung aller Prämissen kompromissbereit Entscheidungen treffen. Dazu ist ein junger Mensch aus Mangel an Erfahrung zumeist nicht in der Lage. Wir brauchen keine neuen Ikonen. Wir brauchen Menschen mit Verstand und Erfahrung. Es ist in Ordnung, wenn junge Menschen sich politisch engagieren, aber es ist nicht in Ordnung, wenn Sie von Erwachsenen vor ihren Karren gespannt werden.

dieter schimanek | Do., 25. April 2019 - 11:01

Das Feld der Interessen beschränkt sich haupsächlich auf Umweltthemen. Dabei spielt Wissenschaft keine große Rolle. Emotionen ausgelöst durch Ideologie kann auch zur Selbstverstümmelung führen. Wir haben das in Deutschland schon erlebt. Im nahen Osten sehen wir täglich was Ideologie bewirkt. Für eine defekte Demokratie sind Kinder und Jugendliche diejenigen, die am leichtesten zu beeinflussen sind, fragt sich nur, ob die Richtung stimmt. Ich habe da erhebliche Zweifel.

Christa Wallau | Do., 25. April 2019 - 11:46

Eine für eine IDEOLOGIE emotionalisierte Jugend ist nicht unbedingt zu begrüßen, sondern kann sich brandgefährlich auswirken, besonders natürlich dann, wenn - wie Sie richtig sagen - "die Richtung nicht stimmt" bzw. das Engagement sich ausschließlich auf ganz bestimmte Themen beschränkt.

Chesterton: „Allein tote Fische und Müll schwimmen nur immer mit dem Strom.“
Zu meiner Jugendzeit in der - Gott sei Dank - untergegangenen DDR zeichnete sich die Jugend dadurch aus, dass sie GEGEN den Strom der linkspopulistischen SED-Propaganda schwamm! Heute lässt sich die Jugend leider instrumentalisieren und schwimmt mit dem grün-linken Strom, weil sie kaum Wurzeln und auch keinen Halt in kulturbedingten Werten hat. Wie ein Fähnlein im Wind scheinen sie jedem Zeitgeist-Unsinn hinterher zu laufen, der irgendwie einen Sinn oder nur annähernd Werte-Volles verspricht.
Aber nun ist selbst die vermeintliche Prophetin Greta auch nur ein instrumentalisiertes Wesen - um den Begriff Opfer zu vermeiden - … Was passiert, wenn die Verführten das plötzlich begreifen?
Die selbsternannte links-grüne Einheitssuppe weiß gar nicht, was sie da anrichtet ... und sie kann eigentlich nur hoffen, dass die Ent- oder Getäuschten sich dann nicht wütend gegen sie selbst als Urheber und Anstifter richten!

... und man ihnen so früh schon Illusionen, ihr/das Vertrauen in "die sie umgebende Gesellschaft" nimmt, sie in einer von daher ziemlich freudlosen Atmosphäre aufwachsen, sich individuelle Götzen schaffen, falschen leicht zum OPfer fallen.
Ein sich langfristig, sehr destruktiv auswirkender Aspekt, den Sie da ansprechen, Herr Johannsen.

Jürgen Lehmann | Do., 25. April 2019 - 12:29

Als Jugendforscher kann man Klaus Hurrelmann nach diesem Artikel kaum bezeichnen.
Welche JUGEND erforscht er denn?

Eine Investition in die eigene Ausbildung und Bildung sollte immer noch wichtiger sein als durch Demonstrationen ein „politische Interesse“ zu zeigen.

Ein QUOTENDENKEN, dass ca. 30 Prozent Kandidaten und Kandidatinnen unter 35 Jahren aufzustellen sind, könnte nur Erfolg haben, wenn diese Anzahl „junger Leute“ auch genügend Erfahrung mitbringt.

Meinen Hut kann ich nicht abnehmen vor „Fridays for Future“? Diese - von Ewachsenen durchorganisierten Demonstrationen - sind Unsinn. Auch wenn Greta Thunberg als FACHFRAU bezeichnet wird.
Herr Keil bezeichnete die Demonstrationen richtig als manipuliert!!!
Sich um die Umwelt zu sorgen ist zwar der richtige Weg, jedoch nicht durch Schulschwänzerei.
Ein gewaltiges Umdenken zum eigenen Lebensstiel ist die erste Voraussetzung. Ob hierfür die Jugendlichen bereit sind wird sich erst später zeigen.

Ernst-Günther Konrad | Do., 25. April 2019 - 14:12

Die Kommentare meiner Vorredner kann ich nur unterschreiben. Wo ist die Liste?

gabriele bondzio | Do., 25. April 2019 - 15:17

Den Protest gegen Die Upload-Filter laß ich als eigenständige, autentische Interessenvertretung jugendlicher gelten. Den Computer, Smartphone sind Dinge welche Jugendliche beherrschen und verstehen.
„Fridays for Future“ jedoch sehe ich als eine, von Erwachsenen rüber-und angeschobene Sache. Existenzängste sind nicht auf ihren Mist gewachsen. Daran ändert auch Greta, als Galionsfigur, nichts.
"Dieses Wegfallen der existenziellen beruflichen Unsicherheit scheint zu politisieren und den Blick frei zu machen."...ja, oft so frei das man ewig ausprobiert. Was passt denn zu mir. Und vieleicht mal Anfang-Mitte 30sig was gefunden hat. Umsonst sucht das Handwerk nicht Hände ringend Nachwuchs.
Das Formen der Entscheidungen über Personal- und Sachfragen bei Partein, ihnen nicht gefallen, kann ich recht gut verstehen. Die verstehen viele Erwachsene auch nicht.
Und lassen sich auch nicht, mit dem jugendlichen Gerechtigkeitsgefüge und Idealen über das Leben, in Einklang bringen.

Christoph Kuhlmann | Do., 25. April 2019 - 16:34

nur Mittel zum Zweck um die Umwelt zu kontrollieren. Eine wirkungsmächtige Rolle in der Gesellschaft zu finden etc. Bedenkt man dann noch, dass gerade junge Menschen zu einem moralischen Rigorismus neigen, der oft durch keinerlei Erfahrung mit Kosten-Nutzen Abwägungen getrübt ist, Dann darf man sich nicht wundern. Der Adressat der Forderungen ist immer die Gesellschaft, die dann auch die Kosten tragen soll. Leider wird dabei intransparent wieviel Kosten der Einzelne durch den Klimaschutz hat und wieviel Nutzen. Vergessen wir doch bitte nicht, dass die Industrialisierung die existentielle Bedrohung durch Mangel in den Industriestaaten weitgehend beseitigte und die Beseitigung dieses Mangels in den Entwicklungs- und Schwellenländern immer noch im Vordergrund steht. Die Meeresspiegel schwankten schon immer um ca. 100 Meter in der Geschichte des Planeten. Die Kausalitäten sind da keineswegs nachgewiesen

Gisela Fimiani | Do., 25. April 2019 - 19:20

Ich provoziere 2-fach:
1.Was genau will das Interview mir mitteilen?
2.Ich vermute, dass Herr Hurrelmann weiß wer die Organisatoren fördert, vor deren „Dramaturgie“(interessante Wortwahl)er den Hut zieht. Eine Dramaturgie, die junge Menschen für ihre Zwecke einspannt und dies als „neue Politisierung“ der Jugend umschreibt.
Erwachsene haben die Pflicht, das sapere aude, das kritisch rationale Selbstdenken der Jugend zu fördern, anstatt diese in kulturpessimistischer Manier zu einer romantischen Hordenmoral zu verführen. Die Jugend wird auf diese Weise nicht gefördert, sondern mißbraucht.

Klaus Dittrich | Do., 25. April 2019 - 23:08

„aber das war es nicht und wenn wir genauer hinsehen, dann kann man nicht von den Jugendlichen sprechen.“
Richtig! Man sehe sich mal die sog. Studierendenvertretungen – früher: Astas – an: von weniger als 10 % der Studierenden gewählt, können diese Sektierer schalten und walten, ohne dass sich die Mehrheit der Kommilitonen regt.

„Dieses Wegfallen der existenziellen beruflichen Unsicherheit scheint zu politisieren und den Blick frei zu machen.“
Aha, jugendliche Salonkommunisten!

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 26. April 2019 - 13:10

und sind, ist für die Jugendlichen das Internet.
Entsprechenden Zugang brauchen sie für die Parlamente, denn wenn sie auch nicht unbedingt in Parteien sind, reden und ihre Sachen vertreten können sie.
Die NGOs sollten sich auf Wahllisten der Parteien setzen lassen oder sich selbst zur Wahl stellen?

Um so wichtiger ist gesellschaftliche und politische Einbindung.
Ich erinnere einen Artikel von Herrn Assheuer, kürzlich in der ZEIT, nach dem der Attentäter von Christchurch einem Youtuber aus der rechten Szene Geld vermachte.
Pew...sowieso, ein Youtuber mit mehr Followern, als große Parteien aufweisen können.
Ich schrieb ihn, wie so oft in den letzten Jahrzehnten durchaus besorgt an und verwies auf die Notwendigkeit, die Jugendkultur stärker zu fördern und einzubinden, ich würde jetzt anfügen, der politischen Jugendkultur parlamentarische Wege zu öffnen, Beteiligungen.
Ich bin nicht glücklich damit, wie wenig der Protest der jugendlichen Medienkultur aufgegriffen wurde beim Paragrafen 113.
Ich erinnere ganz woanders die Friedensnobelpreisträgerin Malala, eine Jugendaktivistin.
Ich sehe jetzt Greta Thunberg, von Krankheit gezeichnet und ich möchte klarstellen, dass ich nicht möchte, dass unsere Jugend zu "Vollstreckern" mutiert, weil Erwachsene sich dem Protest nicht öffnen.