
- Rassistische Gartentipps?
Im Bayerischen Rundfunk wird nach der Nähe der Zeitschrift „Landlust“ zur „nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Ideologie“ gefragt. Der absurde Vergleich zeigt, wie vorurteilsbeladen der öffentlich-rechtliche Rundfunk sein kann. So wird er seinem Auftrag kaum gerecht
Zum ewigen Trendwort entwickelt sich das Wörtlein „mutmaßlich“. Es hat seine hohe Zeit in all den vielen Fällen, bei denen man eine starke Ahnung hat vom Verlauf eines dramatischen Geschehens, aber nichts Genaues weiß. Es gibt den mutmaßlichen Straftäter, den mutmaßlichen Spender, die mutmaßliche Betrügerin. Im Reich der Mutmaßlichkeiten hat es viele Indizien, aber keine Gewissheiten; herrscht ein vorläufiges Wollen, kein abschließendes Wissen. Insofern ist es eine traurige Sache, wenn in einem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender erklärt wird, die Monatszeitschrift Landlust verbreite nur „mutmaßlich“ keine Nazi-Ideologie.
Propagieren „weiße Gesichter“ ein braunes Weltbild?
Die Landlust spendiert ihrer vielhunderttausendköpfigen Leserschar jede Menge Gartentipps, Basteltipps, Ausflugstipps, Rezepte und Reportagen, zwischen Lüneburger Heide und Neusiedler See. Das Verbrechen, dessen die Landlust nun im Bayerischen Rundfunk angeklagt wird, lautet jedoch Rassismus: Man finde auf den Landlust-Seiten „ausschließlich weiße Gesichter“. Diese Einseitigkeit sei „mutmaßlich kein Rückgriff auf eine nationalsozialistische Blut-und-Boden-Ideologie. Wohl aber eine mit dieser Ideologie eng verbundene, über 200 Jahre alte, sehr stabile kulturelle Figur: ganz selbstverständlich wird mit Heimat eine homogene deutsche Bevölkerung und Kultur verbunden.“ Wenn die Landlust nur mutmaßlich nicht aus nationalsozialistischem Gedankengut schöpft, heißt das erstens, dass die Frage nach der Nähe von Landlust und Nazitum vernünftig ist – und dass zweitens diese Frage vermutlich, aber eben nicht ganz sicher zu verneinen sei. Vielleicht propagiert die Landlust doch ein braunes Weltbild, in dem nur „weiße Gesichter“ gelitten sind.