Emil Noldes „Verlorenes Paradies“
Emil Noldes „Verlorenes Paradies“ ist nun im Museum Hamburger Bahnhof zu sehen / picture alliance

Angela Merkel und Emil Nolde - Gehören diese Bilder in den Giftschrank?

Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ im Kanzleramt zwei Bilder von Emil Nolde abhängen, obwohl er nachweislich zu ihren Lieblingskünstlern gehört. Die Verstrickungen des Künstlers mit dem Nationalsozialismus zeigt jetzt eine Ausstellung in Berlin. Kann man mit Nolde noch deutsche Wände schmücken?

Autoreninfo

Tobias Timm ist ein deutscher Journalist, Kunstmarktexperte und Sachbuchautor.

So erreichen Sie Tobias Timm:

Selten entfaltet eine Ausstellung schon vor ihrer Eröffnung eine derart starke Wirkung. Seit diesen Freitag ist im Museum Hamburger Bahnhof in Berlin „Emil Nolde – Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus“ zu sehen, doch schon vergangene Woche entwickelte diese Schau eine solche Druckwelle, dass man im Bundeskanzleramt ziemlich verklemmt und kommentarlos zwei Nolde-Gemälde aus Angela Merkels Büro abhängte. Merkel selbst hatte sich 2006 das bunte Gartenbild und das Gemälde „Brecher" von 1936, eine gewaltig schäumenden Welle unter dunkelrot dräuender Wolkenlandschaft, als Leihgabe der Berliner Nationalgalerie ausgesucht.

Schon zu Jugendzeiten, verriet sie 2006 dem Cicero, sei die Kunst Noldes ihr Favorit gewesen. Diese Neigung teilte sie mit ihrem Vorgänger Helmut Schmidt, der 1968 an Siegfried Lenz schrieb: „Seit meinem 16. Lebensjahr ist Emil Nolde für mich, gemeinsam mit Ernst Barlach, der größte deutsche Künstler dieses Jahrhunderts; seine Einreihung in die NS-Ausstellung sogenannter entarteter Künstler löste bei mir als damals Siebzehnjährigen den Bruch mit dem Nationalsozialismus aus.“ Auch Schmidt hängte sich Nolde-Bilder in das Bonner Kanzleramt, machte sein Büro zu einem Nolde-Zimmer. Mit Noldes Blumen- und Wolkenbildern – so lautete die damals gängige Erzählung – hängte man sich ein Stück Widerstand gegen die Nazis an die Wände.

Ausarbeitung eines „Entjudungsplans“

Diesen Mythos zertrümmert die Ausstellung im Hamburger Bahnhof jetzt nachhaltig. Schon 2013 hatte Stefan Koldehoff in der Zeit neu aufgetauchte Schriften Noldes präsentiert, die einen deutlichen Antisemitismus bezeugten. Nach jahrelanger, akribischer Forschungsarbeit breiten nun der Historiker Bernhard Fulda und die Kunsthistorikerin Aya Soika in ihrer Ausstellung – und dem lesenswerten, zweibändigen Katalog (Prestel-Verlag) – sehr viele weitere Belege für die Nazigesinnung Noldes bis hin zum Kriegsende aus.

Erst Christian Ring, der neue Direktor der Nolde Stiftung Seebüll, hatte den beiden Forschern mit einer Öffnung der Archive diese Arbeit ermöglicht. Zu dritt haben sie die Ausstellung kuratiert und zeigen gleich zu Beginn Beispiele für einen Nolde-Kult, der in den 1910er- und 1920er-Jahren im Gegensatz zu einem zunächst als französisch, später als jüdisch diffamierten Impressionismus etabliert wurde.

Viele Künstler begeisterten sich nach der Machtübernahme Hitlers für den Nationalsozialismus, doch Nolde ging einen Schritt weiter: Er machte sich 1933 an die Ausarbeitung eines „Entjudungsplans“ für die deutsche Gesellschaft, den er Hitler persönlich vorlegen wollte. Er denunzierte Max Pechstein als Juden, pflegte Kontakte zu den höchsten Nazikreisen, wurde etwa von Himmler eingeladen. Umso größer war seine Enttäuschung schließlich, als seine Kunst ab 1937 als „entartet“ aus den Museen beschlagnahmt wurde. Noldes Gegner hatten sich in den kulturpolitischen Behörden durchgesetzt, doch hatte er weiterhin mächtige Fürsprecher im Regime wie Baldur von Schirach. Nolde fühlte sich – wie schon in den Jahren vor den Faschismus – als verkanntes Genie und radikalisierte sich in seinem Antisemitismus weiter.

Noch im Dezember 1944 glaubt er, dass man die Russen besiegen könne: „Der Bolschewismus muss gebrochen werden.“ Bis zuletzt hoffte Nolde – und das wohl nicht völlig unbegründet – noch als „deutsch, stark, herb und innig“ erkannt zu werden. So wurden seine Bilder nach 1938 auch wieder aus der berüchtigten Ausstellung „Entartete Kunst“ entfernt. 1940 zählte er zu den bestverdienenden Künstler, verkaufte seine Bilder etwa an Nazi-Industrielle. Auf seinen Gemälden waren jetzt allerdings keine biblischen Szenen mehr zu sehen, er mochte nach 1933 wohl keine Juden mehr malen. Dafür tauchten vermehrt Wikinger und Rekruten auf – Beispiele dafür lassen sich in Berlin begutachten.

Eine geschönte Vergangenheit

Die Ausstellung zeichnet aber auch die Legendenbildung nach dem Zweiten Weltkrieg nach, bei der etwa Werner Haftmann, der erste Direktor der Neuen Nationalgalerie in Berlin, kräftig mitwirkte. Ganz bewusst verschwieg Haftmann, der selbst, wie Nolde auch, NSDAP-Mitglied gewesen war, die Nazi-Affinität in seinen Nolde-Katalogen und half so den Mythos von den „ungemalten Bilder“ in die Welt zu setzen. Der wurde später von Siegfried Lenz für seinen Roman „Deutschstunde“ aufgenommen. Auch Nolde selbst schönte seine Memoiren nachträglich und vernichtete bestimmte Dokumente. Zwar konnte er nach 1941 wegen des Ausschlusses aus der Reichskunstkammer keine Bilder mehr ohne Genehmigung ausstellen oder verkaufen, ein durch Gestapo-Agenten überwachtes Malverbot gab es jedoch nie.

Mit einem neuen, durch diese Kenntnisse geschärften Blick sieht man in Berlin auf die bisher langweilig und harmlos anmutenden Blumenbilder, auf all die Dahlien, den Mohn und die Sonnenblumen. Die Bilder gewinnen eine neue, eine böse Ambivalenz. Die Ausstellung ist kein Aufruf zum Bildersturm, zur Verbannung von Noldes-Kunst in den Giftschrank, wie manche voreilige Kritiker nun vermuten. Im Gegenteil: Der bislang in Angela Merkels Büro hoch gesicherte „Brecher“ wird erst hier für ein breites Publikum sichtbar. Schon immer, sagt Bernhard Fulda, wurde mit den Bildern Emil Noldes auch die deutsche Identität verhandelt. Diese Debatte ist jetzt in eine neue Phase getreten. Einfach nur schmücken kann man sich mit Noldes Brecher, Burgen und Blumen allerdings nicht mehr.


Dieser Beitrag erschien zuerst bei Monopol.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 12. April 2019 - 12:50

erklären müssen?
Ich hätte gedacht, Nolde ist wirklich etwas, das ich bei ihr verstehen könnte, diese Farben, diese Ausdruckskraft etc.
Sie rennt zu Wagner und hängt Nolde ab?
Wagner habe ich nie gemocht, vor allem seiner "Bilder" wegen, aber Nolde ist es mir wert, eine Debatte um ihn zu führen.
Wie machen das die anderen Länder?
Juden waren leider in vielen europäischen Ländern nicht wohl gelitten? Agatha Christie ist auch nicht frei davon.
Es hat keinen Sinn, das verleugnen zu wollen. Wer mag eigentlich wirklich Deutsche .. genau...bei sich?
Man muss es hinterfragen, damit man es aufbrechen kann.
Ich liebe Else Lasker-Schülers Sprachkraft, Mendelssohn-Bartholdy etc.
Nolde muss sich verstiegen haben!
Was schaffen israelische Künstler heutzutage?
Wir brauchen Normalität, um den Giftschrank zu entsorgen.
Nur gefragt:
Nicht nur das NT, auch das AT ist ein relligiöses Kulturzeugnis erster Güte und von nicht auszumachendem Rang für Europa.
Die Lebendigen passten nicht immer?

Liebe Frau Sehrt-Irrek, da teile ich Ihre Meinung nicht. Nolde muss weg, da handelt Frau Merkel ganz richtig.

Aber noch immer sind viele, zu viele Systeme der unrümlichen Vergangenheit Deutschlands üerall anzutreffen.

Man nehme nur die etlichen Hindenburg-Strassen oder - Plätze, in Würdigung eines Mannes, der mit seiner Dolchstoss-Lüge der ersten deutschen Demokratie heftigst in den Rücken gefallen ist und tatkräftig an ihrer Beschädigung mitgewirkt hat.

gabriele bondzio | So., 14. April 2019 - 19:50

Antwort auf von Gerhard Lenz

da könnte was zusammenkommen, Herr Lenz. Komisch, dass es bis gestern Niemanden gestört hat.
Da denke ich an von der Leyen, die nach dem Vorwurf "rechtsextreme Seilschaften"(gab es die überhaupt?) in der Truppe zu spät gesehen zu haben. Die Flucht nach vorn antrat die Aufmerksamkeit der Fragenden auf die Namen von Kasernen lenkte.

gabriele bondzio | So., 14. April 2019 - 19:53

Antwort auf von Gerhard Lenz

da könnte was zusammenkommen, Herr Lenz. Komisch, dass es bis gestern Niemanden gestört hat.
Da denke ich an von der Leyen, die nach dem Vorwurf "rechtsextreme Seilschaften"(gab es die überhaupt?) in der Truppe zu spät gesehen zu haben. Die Flucht nach vorn antrat die Aufmerksamkeit der Fragenden auf die Namen von Kasernen lenkte.
Ja, ja die Fluch nach vorn...

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 15. April 2019 - 12:29

Antwort auf von Gerhard Lenz

auf die auf Sie noch antwortenden Kommentare schaue, so weiss ich nicht, ob wir das dann noch werden Welt nennen können, wenn munter zur Seite geschafft wird, um es freundlich auszudrücken.
Natürlich darf Frau Merkel Nolde im Kanzleramt abhängen, wenn sie ihn aufhängte.
Wenn sie ihn nicht aufhängte, will sie da vielleicht dauerhaft einziehen, ein Exempel.. oder wie ich einmal überspitzt schrieb, "Jesus greift durch"?
Sie kann sich ja auf die Reinigung des Tempels durch Jesus berufen?
ich möchte trotzdem nicht 2000 Jahre mit Merkel zurück, werde innigst in der evangelischen Kirche bleiben, soweit man mich lässt, Christin sowieso, was auch ohne Kirche ginge und schaue doch langsam nach vorne.
"Bilderkämpfe" sind nicht mein Ding, "Säuberungen" auch nicht.
Diskussionen aber schon und da finde ich Ihren Beitrag wieder wertvoll, Herr Lenz.
Ich finde nicht nur, dass man Ihnen anmerkt, dass Sie hier mittun möchten, ich finde, Sie passen hier auch.
Merkel setzt für mich keine Massstäbe

Udo Dreisörner | Mo., 15. April 2019 - 12:30

Antwort auf von Gerhard Lenz

Ich hoffe Sie fahren keinen Volkswagen. Und wie weiter unten schon von mir angemerkt stolziert unser Wachbataillon mit dem K98k herum. Diese Liste könnte wirklich lang fortgesetzt werden. Wie stehen Sie zu Mercedes Benz? Immerhin ist das die Lieblingsmarke des Führers gewesen. Ihre Ansicht ist wirklich sehr einseitig.

Ich mag sie unterstützen und erinnere daran, Hitler soll Vegetarier gewesen sein. Sind grüne Vegatierer Hitlerverehrer? Er soll lt. einigen Aussagen homosexuell gewesen sein. Wenn' s stimmt, müssten wir diese Menschen eigentlich ächten oder? Müsste sein Scheitel nicht verboten werden? Müsste nicht der Reichstag abgerissen werden, er hielt dort Reden? Berchtesgarden müsste eigentlich neu gebaut werden und der Obersalzberg, naja abtragen, dort hatte er sein Domiziel. Nunja, die Liste der Wahnwitzigkeiten sie wäre ellenlang. Mit der Einflussnahme auf die deutsche Sprache wurde ja schon frühzeitig begonnen und das hält bis heute an. Die Nazijäger, sie haben noch viel Arbeit vor sich.

Es dürfte Nolde um 1932 bewusst gewesen sein, dass ihm ein Berufsverbot unter der Nazi-Diktatur drohen würde. Das dürfte der Grund gewesen sein, weshalb er in die NSDAP eintrat, um sich (und seine Familie?) vor so einem potentiell existenzvernichtenden Eingriff zu schützen.
Ähnlich haben zig-tausend andere (beispielsweise der spätere Nobelpreisträger W. Paul) aus ähnlichen Motiven oder zur Förderung ihrer Karriere gehandelt, da sonst schnell Schäden bis zum Tod (etwa beim Einsatz als Kanonenfutter in Feldzügen) drohten.
Das hätte eigentlich auch Frau Merkel vor diesem historischen Hintergrund einleuchten müssen.
Wenn Nolde nun tatsächlich so viel weiter ging, hängt das vermutlich auch mit
der Angst vor noch mehr drohenden Repressalien zusammen. Inhaltlich erscheint
uns das natürlich verwerflich, nachvollziehbar ist diese Ursache dennoch. Insofern
spiegelt Noldes Handeln gerade einen dunklen Teil deutscher Geschichte wider. Ein Kommentieren wäre daher besser als ein Abhängen.

Wie ich gelesen habe, hat es Nolde aber nicht weitergeholfen, denn Hitler mochte die Bilder Noldes nicht.
2013 hat " dieZeit" folgendes geschrieben: "Seine Kunst war im "Dritten Reich" verfemt, seine Bilder wurden beschlagnahmt, er erhielt Malverbot. Und doch blieb Emil Nolde ein glühender Nazi. "
https://www.zeit.de/2013/42/emil-nolde-nationalsozialismus
2019 entdeckt das nun auch Frau Merkel.
Bisher scheinen sie die Bilder ja nicht gestört zu haben.
Seit den Zeiten von Helmut Schmidt ( bekennender Emil-Nolde-Fan) hängen diese Bilder im Kanzleramt.
Waren auch andere Zeiten, wo beim Kunstgeschmack noch keine Ideologische Färbung hinterfragt wurde. Aber heutzutage...

Jürgen Keil | Fr., 12. April 2019 - 13:18

Der Wahnsinn greift um sich. Da wird wohl wieder einmal mit der ach so hochmoralischen und politisch korrekten Elle der Gegenwart die Vergangenheit gemessen. Nolde müsste posthum als Ehrenmitglied in die AFD aufgenommen und, wie es sich nun mal für einen "Nazi" gehört, ausgegrenzt werden. Frau Merkel, warum so inkonsequent. Wagner war Judenhasser: nach Bayreuth sollten Sie ja nun wohl nicht mehr fahren. Vielleicht sollten Sie auch aus der Kirche austreten: Luther war auch nicht gerade ein Judenfreund. Vielleicht drehen Ihnen die Grünen und Linken daraus ja einen Strick? Wenn es nun Mode wird, historische Persönlichkeiten mit heutigen Maßstäben zu beurteilen und zu behandeln, wird Cicero sich wohl umbenennen müssen. Der 60- jährige Cicero soll sein etwa 15-jähriges Mündel Publilia geheiratet haben. Minderjährige, das geht gar nicht, pfui!

Christa Wallau | Fr., 12. April 2019 - 14:15

Antwort auf von Jürgen Keil

Ich habe mich nach Bekanntwerden des Vorganges im Kanzleramt auch sofort gefragt: Warum fährt Merkel dann überhaupt noch nach Bayreuth?
Weiß sie nichts von Wagners Anti-Judaismus?

Natürlich ist es lächerlich, Kunst und ethisch-moralisches Handeln des Künstlers in einen Topf zu werfen. Aber es entspricht haargenau dem (Un)geist unserer Zeit.
In der Politik ist ja auch nicht in erster Linie KÖNNEN gefragt, sondern eine ganz
bestimmte HALTUNG, also das Bekenntnis zu einer als korrekt vorgegebenen
moralischen Gesinnung, der alles untergeordnet wird.
Da mögen die kurz- und erst recht die langfristigen Auswirkungen des politischen
Handeln noch so desaströs sein: Hauptsache - sie entsprangen der richtigen Haltung.
Nun denn: So laßt uns in diesem Sinne auf die künstlerischen Ergüsse von Greta und ihrer Nachläufer warten. Diese kann sich die Kanzlerin dann getrost ins Amtszimmer hängen!

Auch eine Erika Merkel ist vor Doppelmoral nicht gefeit:
auf Richard Wagners judenfeindliche Ergüsse - Kriegsberichtserstattung und Kinospaß nach Nazi-Maß - in Bayreuth muss sie jetzt konsequenterweise auch verzichten …. !
Oder geht es immer nur darum, auf aktuelle grün-linke Fakes zu reagieren?!
Jetzt ist Nolde dran, was kommt dann? Reimt sich sogar ….

Gerhard Lenz | Fr., 12. April 2019 - 19:12

Antwort auf von Günter Johannsen

Sie betrachten die Nazi-Vergangenheit des Künstlers als grün-roten Fake, Kamerad?

Ist das jetzt die üblich-negierende, deutschtümelnde Realitätsausblendung in gewohnter Ewiggestrigenart, verbunden mit der Relativierung, ja offensichtlich nachträglich billigenden Akzeptanz des arischen-reinen Kunstbetriebes, in einem Zug mit der üblichen Schmutzattacke (Erika Merkel) auf Ihre bevorzugtes Haßobjekt?

Kritik an Aushängeschildern des NS-Regimes ist Ihrer Ansicht nach auch nur stalinistische, links-grün versiffte Besudelung des deutschen Wesens?

Verständlich, wenn man bewundernd zu einem Gauland aufschaut, der endlich auch ganz öffentlich auf die etlicher Kriegsverbrechen überführte Wehrmacht stolz sein möchte. Oder auf einen Hoecke, der endlich eine andere Betrachtungsweise der NS-Zeit einfordert.

Da entblösst sich des AfD-Hörigen wahre Geisteshaltung - dessen, der sich doch sonst so gerne in seiner Empörung suhlt, als Rechter, möglicherweise NS-Freund bezichtigt zu werden.

Udo Dreisörner | Mo., 15. April 2019 - 12:39

Antwort auf von Gerhard Lenz

Gerade Sie schreiben von Realitätsausblendung. Sehr sehr lustig. Wie stehen Sie eigentlich zu den Grünen? Ist Ihrer Meinung nach die Pädophilen Debatte ausreichend aufgearbeitet worden? Oder ist das jetzt unangenehm für Sie? Sex mit Kindern galt im grünen Ideenkosmos lange als akzeptabel, solange er „einvernehmlich und gewaltfrei“ vollzogen würde. Bravo Herr Lenz. Ihr Kosmos scheint ja noch völlig in Ordung zu sein.

Roland Völkel | Mo., 15. April 2019 - 17:46

Antwort auf von Gerhard Lenz

Herr Lenz,
ich bin erstaunt, dass sie sich mit dem Kommentar von Herrn Johannsen identifizieren und ihn Kamerad nennen!
Fehlt nur noch ein Bützchen!
Lt. Duden steht Kamarad für eine Person, mit der jemand durch die Gemeinsamkeit der Arbeit, des Schulbesuchs, des Spiels, besonders auch des Militärdienstes verbunden ist.

so leicht würde ich es mir nicht machen.
Ich glaube bei Naturalisten gab es schon mal Aversionen.
Es ist aber z.B. ein Riesenirrtum, "Leibfeindlichkeit" jüdischen Traditionen anzuhängen.
Der Leib mag nicht besonders hoch im Kurs gestanden haben, siehe die Geschichte vom Sündenfall, aber das Verhältnis von Jehova und seinem Volk scheint mir VON FERNE eher eines des "Aushandelns" zu sein, um gut leben zu können, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Sodom und Gomorrha mögen drastisch sein, aber es muss ja Vorbilder gegeben haben.
Ich denke manchmal, dass das Lesen der hebräischen Texte von europäischen Christen oft misslungen ist.
Räusper, das Lesen des Neuen Testamentes nicht minder, wovon ich Israelis aber nicht ausnehme.
Hoffentlich ist eine neue Geschichte des Miteinanders möglich und zwischen Muslimen und Christen, sowie Juden werden Gräben zugeschüttet..
Radrennen gibt es in der Türkei und in Israel.
Ich empfehle die Rabbi-Small-Krimis von Harry Kemelmann

Gute Frage Frau Wallau.
Mein Versuch einer Antwort: Vermutlich zum Schlafen, denn was oder wer Wagner war wusste und weiß sie nachweislich.
Sie nimm dort vermutlich eine stundenlange Auszeit um ihre Gedanken zu Wagner vertiefen zu lernen.
Demnächst wird wohl noch vegetarische Kost in Ungnade fallen denn, wer war nochmal ein berühmt berüchtigter Vegetarier in den 30er un 40er Jahren?

Hitler war auch nur ein Mensch und hatte menschliche Seiten, vielleicht sogar liebevolle?
Durften andere in seiner Gegenwart gemischt essen?
Vielleicht war er sogar nur zu schwach, um sich anderen starken Nazis in den Weg zu stellen.
Zuvor hatte er sie aber mit an die Macht gebracht.
Vielleicht war Hitler vor allem sich selbst nicht gewachsen, sowenig wie der Aufgabe, die er sich aber nun mal unbedingt geschichtlich gestellt sehen wollte. Schauen wir auf uns.
Wir leben in besseren Zeiten, da bin ich ganz sicher!
Und weil ich nicht glaube, dass Hitlers eigene Überhöhung oder die durch Zeitgenossen ein geschichtlicher Sonderfall sind, streite ich munter für Debatte, Demokratie und Vielfalt.
Vegetarisch essen, bedeutet einen bestimmten Bereich des Körpers nicht zu bedienen und diesen evtl. durchgreifend neu aufstellen zu können?
Wir "fressen" vielleicht durch/wegen fortschreitende/r "gesundheitliche/r Behinderung"?
Ich will nicht meckern, aber Zucker ist zumindest pflanzlich?

Karin Busch | Fr., 12. April 2019 - 15:36

Antwort auf von Jürgen Keil

Ach Herr Keil,
welch ein erfrischender Kommentar in der etwas chaotischen Zeit. Ich bin fassungslos 0b der 180°-Wende von der Kanzlerin. Aber irgendwie sind wir doch an Ihre Eskapaden gewöhnt, gleich welches Ereignis es betrifft. Man sollte sich nicht mehr wundern. Wen hatte sie nicht schon als ihre Vorbilder auserkoren. Waren es nicht Katharina II., K. Adenauer? H. Schmidt scheidet wohl aus, denke ich jedenfalls. Was ist mit den Tonträgern so begnadeter Dirigenten wie Karajan, Furtwängler? Werden diese dann aus dem Verkehr gezogen? Da ich die Gemälde von Nolde mag, werde ich wohl in die "Schmuddelkiste" verbannt. Macht nichts, ich bleibe wie ich bin. Für mich zählt die Kunst und nicht die politische Haltung.

Bernhard Jasper | Fr., 12. April 2019 - 15:38

Antwort auf von Jürgen Keil

Als die bürgerliche Mittelschicht, die katholische Kirche, die Beamten und die Armee die Partei NSDAP unterstützten, begann die radikale Umgestaltung der Gesellschaft in den 20er/30er Jahren. Das Beispiel Nolde zeigt, wie wichtig die Aufarbeitung der Nazi-Zeit bleibt. Warum Subjekte für die faschistischen Heilsversprechen empfänglich wurden, ist die eigentlich politische Frage.
Diese Anziehungskraft des Pessimismus. Ebenso die obsessive Beschäftigung mit dem Niedergang, Demütigungen, Opferrolle, das alles ist dem Faschismus inhärent.

Maria Fischer | Sa., 13. April 2019 - 10:58

Antwort auf von Bernhard Jasper

Das „Böse“ erkennen!
Neulich, bei einem Essen erzählte eine Frau, dass sie in ihrem Büro einen Kunden hatte, der regelmäßig vorbei kam. Er war sehr nett.
Es hat sich herausgestellt, dass dieser Mann ein Mörder ist, der seine Frau auf brutalste Weise umgebracht hat. Er hat sie zersägt.
Die Frau beim Abendessen war immer noch ganz fassungslos. Sie erzählte immer wieder, wie normal und nett dieser Mensch war!
Man hätte es ihm gar nicht angesehen!

Herr Jaspers, jedes totalitäre Regime ist abzulehnen, ob von Rechts oder Links. Die Anziehungskraft für ideologische Propaganda verläuft nach ähnlichen Mustern.
Die einen sind die Guten, die anderen die Bösen!
Kennen Sie Archipel Gulag? Kennen Sie die geheimpolizeiliche Arbeitstechnik der Zersetzung in der DDR? Die Methoden der PIDE in Portugal?
Hannah Arendts Argumentation zu "Gut und Böse"?

Bernhard Jasper | Mo., 15. April 2019 - 10:56

Antwort auf von Maria Fischer

Kennen Sie „Macht und Gewalt“ Hannah Arendt?
Oder vielleicht die geistige Welt des Schweizers Armin Mohler (Journalist und Schriftsteller). Eine Schlüsselfigur bei der Reorganisation der äußersten Rechten in der Bundesrepublik Deutschland. Mohlers Schüler war der Publizist Götz Kubitschek ("Pegida" und "AfD"), der auch wirre Pamphlete verlegt.

In dieser "Erbfolge" sei noch kurz Oswald Spengler " Der Untergang des Abendlandes" genannt , ganz zu schweigen von Ernst Jünger.

War das nicht im Zusammenhang mit einem Besuch Kohls bei Mitterand, ein kleiner weihevoller Abstecher im Gedenken an Ernst Jünger?
Mein Gott, diskutiert die wissenschaftliche Welt nicht noch über "Der Untergang des Abendlandes", "da hat evtl. eine der hellsichtigsten Wissenschaftlerinnen des Universums, Spengler schon aus der Bibliothek des Kanzleramtes genommen"? Hat es da so etwas wie eine Bibliothek?
Vieles wurde in den Jahrzehnten vor dem 3. Reich diskutiert und vieles mag jedenfalls nicht davon weggeführt haben, aber auch vieles andere trug zu dem Wahnsinn bei.
Vielleicht auch, dass sich immer schnell Richter fanden und solche, die ausführten?
Ich meide Wagner, ihn als unmusikalisch empfindend.
Ich mag Jünger nicht.
Ich mied Nietzsche lange, vor allem wegen Wagners Musik und ich kann Ihnen MEIN Ergebnis sagen: Entweder Nietzsche war tendenziell unmusikalisch, weshalb er Wagner liebte, dann kann ich ihm verzeihen oder ich übersah gravierende Fehler seines Denkens.
So what

Günter Johannsen | Fr., 12. April 2019 - 16:46

Antwort auf von Jürgen Keil

War sie nur pro Forma in der evang. Kirche … und ist es noch?
Mit Christentum hat sie nur in sofern zu tun, als dass sie Gollwitzers linke Theorie der Gesamtkirche aufdrücken wollte …? Das ist wohlbemerkt eine Frage! Gollwitzer: "Ein Christ MUSS Sozialist sein. Ein Sozialist KANN Christ sein!"
Merkels Elternhaus war zwar kirchlich (ich vermeide die Vokabel christlich), aber Pastor Kasner galt in der Landeskirche Berlin - Brandenburg vor 1989 als "roter Pastor".... !
Dass sie, die als Pastorentochter in der Sowjetunion studieren durfte, nach 1989 ausgerechnet in die in die CDU eingetreten ist und diese Karriere machte, hat für viele Ostdeutsche ein gewisses Geschmäckle!

Zustimmung Herr Johannsen, nur ein kleiner Hinweis. Laut Vera Lengsfeld ist A. Merkel niemals von sich aus in die CDU eingetreten. Sie hat nie einen Antrag gestellt. Sie wollte eigentlich zu Bündnis 90 und/oder zur SPD, die sie nicht wollten. Irgendwie hatte ihr dann jemand ein CDU-Parteibuch "geschenkt".
Paralellen mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind vorhanden und nicht zufällig. Alle Gute.

Günter Johannsen | So., 14. April 2019 - 14:11

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

wäre Erika niemals an Kohl rangekommen und hätte auch niemals eine Chance bekommen, Kanzlerin zu werden. Das war auch den Hintermännern- und Frauen klar. Deshalb musste sie in die CDU, damit sie es soweit schafft, dann kann man den Laden von innen heraus Umwandeln oder "Modernisieren" - : wir schaffen das ! ;-)

Ernst-Günther Konrad | Fr., 12. April 2019 - 18:00

Antwort auf von Jürgen Keil

Herrlich analysiert. Das Netz politischer Korrektheit ist sehr brüchig. Vor allem aber demaskieren und blamieren sich diese politisch Korrekten bei solchen Aktionen öffentlich selber. Hitler warf man mit Recht Sippenhaft und Rassenlehre vor. Wer von wem abstammt usw. Wir wissen das alle. Nun haben welche herausgefunden, das Nolde angeblich Antisisemit gewesen sein soll. Wie weit in der Ahnenforschung müssen wir bei jedem einzelnen zurück gehen, bis wir Verwandtschaft zu einem Massenmörder, Kinderverderber usw. finden. Wir dürfen bald nichts mehr machen, denken oder fühlen. Irgendjemand findet immer einen Bezug zur bösen Geschichte. Dabei geht es um Kunst, um Bilder und nicht darum, was dieser Mann angeblich politisch gedacht hat. Trägt Frau Merkel Hosenanzüge von einem Designer, dessen Großvater einen Judenhasser kannte und muss sie jetzt besser Rock tragen? Bei Asterix heisst es: Die spinnen die Römer".

Hallo Herr Konrad,
jetzt muß die Angelegenheit doch mal vom Ende her gedacht werden. Sie erwähnen "nur" ihre Hosenanzüge!
Seien wir mal pinnelig & voll "Political Correct" und hinterfragen auch folgende, bisher nicht geklärte Fragen: Trug AM nicht mal in früherer Zeit eine "Siegfried" Frisur?
Was bedeutet die "Raute" wirklich? Ist es ein geheimes Zeichen nordischen Ursprungs, eines Geheimbundes oder gar ein Symbol arischen Ursprungs?
Ihr öfters vorgetragenes "Alternativlos"-nicht dass das auch in "Mein Kampf" vorkommt. Bedenklich auch ihr Wahlkreis auf Rügen-Greifswald mit fast 20% AfD Anteil! Weitere Bedenken erspare ich mir: Ach doch noch eins ist mir wichtig: Bezieht sie Strom aus Braunkohlekraftwerken oder gar von AKW´s ?
Wenn man/frau keine Sorgen hat-schaft man/frau sich eben welche !
Ich empfehle hierzu auch "The Logical Song" von Supertramp!
Crisis?what Crisis?

Hans-Jürgen Stellbrink | Fr., 12. April 2019 - 14:10

Der Kampf gegen Nazis wird umso intensiver, je weniger es von ihnen gibt und je länger das "Dritte Reich" zurückliegt. In ihrem bilderstürmerischen Eifer bei der Rückabwicklung der Geschichte inklusive ihrer künstlerischen Leistungen und Fehlleistungen, bei der Tilgung jedes Hauchs von Antisemitismus und rechter Gesinnung aus der Kultur wird die Zeit- und Kontextgebundenheit der Menschen beiseite gewischt. Wird jemand in der Zukunft auch den linken Antisemitismus derartig rückblickend ausmerzen?
Nur weil ein Künstler hirnverbrannte Ansichten pflegt, schmälert das nicht seine künstlerische Leistung.
Jedem Einzelnen steht es frei, Nolde nicht zu schätzen. Die Rückabwicklung der Geschichte und der Kunst ihres zeitlichen Kontexts verhindert aber, dass man aus ihr lernt - und zwar aus eigener Anschauung, nicht durch den Filter der political correctness auf das volkserzieherisch Unbedenkliche reduziert.

Der Kampf gegen "Nazis" - also was man dafür hält - ist bei uns das Maß aller Dinge, bsw. in der USA, sind das wiederum andere Dinge. Wenn man nun nicht an Kunst interessiert ist, sondern diese als Ausdruck der eigenen Haltung versteht, dann passiert so etwas wie bei Nolde. Ich erinnere auch an den Spiegel-Redakteur, der seine Geschichten passend zusammen schrieb und damit die Haltung der Leser und Vorgesetzten bediente. Ein anderes derartiges Beispiel ist Günter Grass. Wer die Haltung zum allein selig machenden Maßstab macht, muss sich nicht wundern, wenn er oder sie erfundene Geschichten vorgesetzt bekommt. Wie so etwas endet zeigt die Zeit von Sigmund Freud, als das was öffentlich erlaubt war maximal geregelt war, und der deshalb Dinge wie Ich, es und Über-ich "entdeckte". Wir sind auf dem Weg das zu wiederholen. Zumindest der Teil der deutschen Gesellschaft, der sich daran orientiert was in der veröffentlichten, deutschen Darstellung berichtet wird.

Klaus Funke | Fr., 12. April 2019 - 15:36

Wieder so ein Alibi-Event - die Enttarnung des Emil Nolde. Wie herrlich man wieder Symbol-Politik machen kann. Bilder verbannen. Bilderstürmerei! Wird man dadurch zum Anti-Nationalsozialisten-Staat? Kriegt die BRD dadurch ein antifaschistisches Image? Wusste man über Nolde diese Tatsachen nicht schon früher? Warum jetzt? So wohlfeil vor diversen Wahlen? Mir kommt das Ganze erbärmlich und durchsichtig vor. Fakt ist: Emild Nolde war ein überragender Künstler, genau wie Willi Sitte einer war oder Arno Breker oder Werner Tübke. Nachträglich ideologische Rache an ihnen zu nehmen, ist eine Reaktion der primistivsten Sorte... Gegen dieses "Zentrum für politische Schönheit" gibt es auch pro und contra. Warum? Alle diese Reaktionen sind pure Heuchelei.

helmut armbruster | Fr., 12. April 2019 - 16:04

anstatt die Bilder der Künstler an die Wand zu hängen, hängen wir ab sofort eine Zusammenfassung ihrer Gesinnung dorthin.
Und danach sollte jeder Draufschauer sich fragen, wie blöd bin ich eigentlich?

Wolfgang Tröbner | Sa., 13. April 2019 - 11:52

Antwort auf von helmut armbruster

Ihren Vorschlag, die Kunstwerke von Künstlern mit fragwürdiger Gesinnung aus den Galerien und Museen zu verbannen und stattdessen kurze Zusammenfassungen ihrer politischen Meinungen zu präsentieren, finde ich sehr gut. Alternativ könnten auch die Experten aus Politik und Medien mit der richtigen Gesinnung ihre Werke aus der Kindergartenzeit ausstellen, damit die Museen nicht ganz so leer sind. Der wievielte Bildersturm fegt eigentlich derzeit über Deutschland hinweg?

Günter Johannsen | Fr., 12. April 2019 - 19:33

"Schont die Sockel, wenn ihr Denkmäler stürzt. Sie können noch gebraucht werden."
Stanislaw Jerzy

Alfred Simon | Fr., 12. April 2019 - 19:44

Wenn das Gemälde von Nolde "Verlorenes Paradies"
in den Giftschrank gehört, wohin soll man dessen
bisherige Bewunderer z.B. Merkel entsorgen?

Das hatten wir doch schon mal. Entartete Kunst und Bücherverbrennung,Herkunfts- und Glaubensverfolgte. Umbenannte Straßen und Sporthallen, Denkmäler werden vernichtet, weil die Namensgeber in der Zeit lebten und aus welchen, größtenteils nicht mehr nachvollziehbaren Gründen in ihrer Zeit möglicherweise nur zum eigenen Schutz in der NSDAP waren, natürlich neben den auch fanatischen Verehrern dieser Ideologie. Diese Menschen sind tot, können sich nicht mehr wehren und befragt werden. Ihre Nachkommen leiden, wenn heute die Moralapostel anfangen nachträglich zu urteilen. Das ales weil sie Bilder hinterlassen haben. Eigentlich absurd. Beim einen endet es damals in einem verbrecherischen System und wohin führt uns das jetzt? Werden die Kritiker der herrschenden Politik demnächst einen AFD-Stern tragen müssen?

Glauben Sie mir Herr Tröbner, dass ich einmal diese Frage mir selbst stellen muss, dass ist eine bittere Erkenntnis. Bei aller Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen in über 60 Jahren meines Daseins, als nach dem Krieg geborener mit Geschichtsbewusstsein, hätte ich niemals gedacht, dass mri eine solche Frage mal über die Lippen kommen müsste. Ich ändere Ihren Beitrag für mich dahingehnd ab:
Deutschland ist gerade dabei, sich als demokratisches Land zu verabschieden!!!

Seit Erikas Amtsantritt hat sich Deutschland Stück für Stück in ein System des "realen Sozialismus" nach DDR-Muster entwickelt. Wie wird das enden, frage ich mich? Wann wird die friedliche Revolution von 1989 endlich zu Ende gebracht bzw. vervollständigt?
Hier zeigt sich doch, welche Gefahren eine unbegrenzte Kanzlerschaft mit sich bringt. Wer das nicht versteht, sollte wohl mal die Brille putzen und genauer hinschauen … auch in die Geschichtsbücher, denn: "Wer aus der Geschichte nichts lern, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen"!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 15. April 2019 - 16:32

Antwort auf von Günter Johannsen

"IM Erika" ist meines Wissens nicht bewiesen.
Es muss überhaupt nicht stimmen oder sie hatte einen anderen Namen.
Mir reicht, was sie politisch wie bewegt hat.
Hehre Absichten will ich nicht einmal in Abrede stellen.
Schön wäre auch, wenn sie ihre Geschichtsbücher nicht selbst schreiben würde.
Ansonsten Herr Johannsen rufe ich Sie "zurück" in den Guten-Ton-Kreis des Cicero.
Sie bringen auch uns damit in Bedrängnis?
Gebe zu, davon nicht frei zu sein, aber spannende Diskussionen finde ich um so vieles schöner und ich muss nicht dauernd widersprechen.
Andere Meinungen sind grundwichtig!
Es mag manchmal die eine oder die andere Meinung richtig sein.
Meist jedoch komme ich ohne ein ganz großes Konzert an Stimmen nicht aus.
Frohe Ostern
Dann kommt noch Pfingsten.
Und überhaupt kommt noch viel Leben und Leben lassen.

Günter Johannsen | Mo., 15. April 2019 - 17:30

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Noch einmal: ich verlasse mich lieber auf das, was ich sehe und höre! Die Situation in der SED-Diktatur kenne ich wohl sehr viel besser als sie, wie ich das aus ihren - mit Verlaub - sehr naiven Ausführungen ersehen kann. Das, was uns die Staats-Medien als DIE Wahrheit aufdrücken wollen, ist für ein geübtes Auge leichter erkennbar als das, was es wirklich ist: Staatspropaganda vom Feinsten! Was "unabhängigen" Moderatoren im Staats-TV von sich geben, interessiert mich herzlich wenig. Ich empfehle Ihnen auch dringend, das Filter der Selbstzensur einschließlich selektivem Denken auszuschalten und das eigene Hirn zu benutzen.
Die Selbstzensur im vorauseilenden Gehorsam führt unter Umständen in eine erneute Diktatur: "Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!" (Tucholsky). Und eine Frage noch: die AfD ist weder rechtsradikal, noch von Nazi-Ideologiedurchsetzt. Warum wird ihr dann ungeprüft (ohne Beweise!) - auch von ihnen - Nazi-Gedankengut unterstellt?!

geringe Abgrenzung, mangelnde Sensibilität in Richtung Wortwahl.
In der Tat blieb ich verschont von DDR-Verhätnissen, woher auch ein gerüttelt Maß an Verständnis in Bezug auf den Zorn gegen Merkel herrührt.
Aber nicht in Bezug auf teils Mittel und Wege und nicht ausgreifend auf das Gedankengut der AfD.
Ihre Sprache scheint mir nicht die eines 90 jährigen, der den Faschismus noch selbst erlebte.
Und Sie würden glauben, es hätte auf hohem wissenschaftlichen Niveau eine Auseinandersetzung in der DDR über den Faschismus stattgefunden?
Ich kann Ihnen versichern, im Westen schon.
Das 3. Reich ist noch nicht so lange her, dass von einer wirklichen Bewältigung ausgegangen werden kann.
Das mache ich auch ein bisschen an der Art fest, wie kategorisch der Islam angegangen wird,
andere Religionen nicht beachtet werden.
Meine "kategoriale" Beschäftigung betrifft ALLE Religionen.
Naiv wie ich auf Sie wirke, bin ich doch Teil einer recht internationalen Familie.
Das nenne ich Leben

Maria Fischer | Sa., 13. April 2019 - 12:16

„Mit einem neuen, durch diese Kenntnisse
geschärften Blick sieht man in Berlin auf die bisher langweilig und harmlos anmutenden Blumenbilder, auf all die Dahlien, den Mohn und die Sonnenblumen.
Die Bilder gewinnen eine neue, eine böse Ambivalenz.“

Ach wirklich?
Die malerische Qualität dieser Bilder ist unter Kunsthistoriker unumstritten.
Wenn Sie als Kunstmarktexperte, Noldes Bilder bisher als langweilig angesehen haben, so werden diese auch weiterhin langweilig bleiben.
Sie haben sich nicht verändert. Es ist Farbe auf Leinwand oder Papier, sonst nichts.
Sollten Sie sich also eher für die Biographie von Nolde interessieren, gebrauchen sie nicht all zu leicht „all die Dahlien, den Mohn und die Sonnenblumen“ als Projektionsfläche um Koldehoffs Statement „Der gute Maler war ein furchtbarer Mensch“ zu genügen?

Elisabeth Ellermann | Sa., 13. April 2019 - 15:54

Durch die heutige Moralbrille gesehen, haben sicher nur eine handvoll Deutsche, nämlich die Nachkommen der Widerstandskämpfer, eine Daseinsberechtigung. Alle anderen und alles andere bitte in den Giftschrank.

Budde Peter | Sa., 13. April 2019 - 16:43

Es ist einfach lächerlich, jetzt Bilder von Nolde abzuhängen, weil er sich, wie so viele, politisch mit den damaligen Machthabern gemein gemacht hat. Wenn man diesen Maßstab ansetzen würde, dann müßte man auch Brecht, die Gebrüder Mann, Feuchtwanger, Eisenstein, Satre, Shaw, Toller, Kisch, .... verfemen, weil sie als Apologeten einer totalitären Ideologie aufgetreten sind, die 100 Millionen Menschen unter die Erde gebracht haben. Irrtümer nach rechts oder links waren in den damaligen Zeiten keine Seltenheit und diejenigen, die jetzt den ersten Stein werfen haben die Charaktereigenschaften, die es damals zum roten oder braunen Blockwart gebracht hätten.
In ein paar Jahren, wenn man den Wahn und die finanziellen und kulturellen Auswirkungen von Merkels Politik erkannt hat, wird es eng werden, mit ihren schwarz-rot-grünen Mitläufern und Mittätern. Es wird interessant sein, in 20 Jahren im Schaukelstuhl zu sitzen und die Debattenschlachten um die Politik der Kanzlerin zu beobachten.

So isses Herr Peter,
Wäre interessant zu wissen wer in 20 Jahren abgehängt wird.
Im Osten und im Westen - werden wohl nicht die Gleichen sein.
Was mich betrifft, so werde ich wahrscheinlich "Nichts":) abhängen müssen, weil ich weiß "Was":) ich bis jetzt und ganz bestimmt auch in Zukunft nicht an die Wand
gehängt habe oder hängen werde. Ausgenommen natürlich jene Bilder, welche der in Ferne im dortigen Lichte der Erkenntnis liegende Zeitgeist mir, um meines Vorteils willen, abzuhängen empfehlenswert erscheint.
Sofern dann und dort mein "Hals die nötige Wende" toleriert.
Ein Versuch wärs ja wert.
Gibt schließlich ein paar dsbzgl. erfolgreiche Modellathleten.
Nicht mitgerechnet jene, die schon dem Führer in die Arme gefallen wären.
Wenn sie denn können gedurft hätten. :):):)

Hans Page | So., 14. April 2019 - 15:46

Wenn Nolde Gemälde als kontaminiert betrachtet werden, was ist dann mit Wagner Aufführungen in Bayreuth?

Albert Schultheis | So., 14. April 2019 - 23:28

wofür sie steht, was sie entscheidet und tut, ist echt oder authentisch, geschweige denn selbst empfunden oder zumindest nachempfunden. Sie ist die Kanzlerin ohne jegliche Überzeugung, ohne irgendein Feuer oder Flamme, ohne jegliches politisches oder ethisches Motiv. Alles dient ausschließlich nur dem einen Ziel: Dem Machterhalt.
Sie schmückt sich über Jahrzehnte mit moderner Kunst und schasst den Künstler beim ersten Anflug von Anrüchigkeit. Damit zeigt sie, dass sie auch von dem großen Projekt der Moderne nicht das Geringste verstanden hat. Es ist erstaunlich, wie sich so jemand über Jahrzehnte politisch halten kann - möglich ist das wahrscheinlich ausschließlich in Deutschland.

ja, so ist sie. Ehemaliger Weggefährten werden weggebissen, verunglimpft oder unbequeme Mitarbeiter in den Ruhestand geschickt und der Wähler denunziert. Und das alles ohne Regung, ohne Emphatie, mit aufgesetztem Lächeln. Warum auch nicht, lt. Umfrage wieder die beliebteste Politikerin in D und weltweit die mächtigste Frau. Glauben Sie mir das stimmt, das war im Fernsehen und Bild und Focus berichten. Das muss das wahr sein.

Sie mochte doch Nolde.
Ich denke, dass sie ihn nur nicht verteidigen kann oder sich mal wieder? eines Besseren besann.
Ich frage lieber Kunsthistoriker in aller Welt.
Schafft Nolde in seinen Bildern eine Art "Antisemitismus" oder malt er eine Art "NSDAP"?
Bin offen für Argumente und Sichtweisen.
Vielleicht konnte sich Frau Merkel nur schon blitzschnell neu orientieren.
Ich bin eher vom Schlage "Gut Ding will Weile haben" und einem Sehen, das vielleicht umschrieben wäre mit "bei Gott sind tausend Jahre wie ein Tag"
Mit Gott verbinde ich schon eine andere Zeit, Frieden und Verständigung, die sich erübrigen würde.
Ich habe Liebe so erfahren, wenn sie glückte.
Diese Welt verliert meine Aufmerksamkeit, in dem Maße, wie ich mich danach sehne?
Hoffentlich nicht.
Es wird das Alter sein:)

Ernst-Günther Konrad | Mo., 15. April 2019 - 17:13

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Nein Frau Sehrt-Irrek, Nolde stellt auf seinen Bildern nichts da, was auch nur ansatzweise eine Verherrlichung der NSDAP oder anderen dieser Verbrecher nahe kommt. Was er möglicherweise gedacht hat, ob und warum er möglicherweise Antisemit war, mögen Geschichtshistoriker klären. Ich habe ein Problem damit, dass gerade in der heutigen aufgwühlten Zeit, wo hinter jedem Kritiker ein Nazi vermutet wird, wieder mit Bildern/Kunst argumentiert wird, andere zu belasten. Mit den gleichen Mitteln, mit denen Hitler und seine Schergen gegen die Juden agierten, wird nun wiederum gegen die vermeintlichen Antisemiten dieser Zeit agiert. Es wird mit den gleichen Methoden unter Umkehr der politischen Vorzeichen erneut die Geschichte wiederholt. Das ist mein Problem. Hätte man damals die Bilder von vorne herein nicht dort aufgehängt. Okay. Wären die Bilder lautlos ausgetauscht worden, weil die Kanzlerin andere (unvorbelastete) vielleicht zeitgenössische Künstler wünschte. Okay. So aber nicht.

Brigitte Simon | Mo., 15. April 2019 - 17:00

Kurz und bündig:

Daniel Barenboim war jahrelang Musikdirektor und Intendant in Bayreuth. Er verehrt Wagner.
Herbert von Karajan war in Wagners Musik in seinem Element. 1933 trat er in die NSDAP ein.
Nun fehlen Beide in meinem Musikschrank.
Am Wochende loderte mein Kachelofen. Hin-
ein mit Goethe, weg mit Voltaire, weg mit
Günther Grass, weg mit Publius Cornelius Tacitus (Zitat), weg mit William Shakespeares Zitat,
weg mit Ludwig Thoma. Ich hoffe, kein Buch
übersehen zu haben.
Womit fülle ich nur diese Löcher in der Bücher-
wand? Mit Pilcher? Lindström? "Ein Herz mit
zwei Seelen"? Oder "Kommissar Douglas"?
Lieber nicht. Nett ist auch "Mariechen auf der
Waldbank".

vielleicht findet ja jetzt an Ostern vor dem Kanzleramt ein Osterfeuer statt. Da wird Brennmaterial gebraucht. Obwohl, Osterfeuer? Das oll es damals in der blsen Zeit gegeben haben. Wir sollten das Osterfeuer verbieten, damit können Andersgläubige eh nichts anfangen. Wenn Sie jetzt Platz im Bücherregal haben, nun da passt bestimmt Merkels Biografie hinein und andere Selbstbeweihräucherungsbücher unserer Politiker. Nicht verzagen Frau Simon. Erstens komtt es anders, zweitens als man denkt. Alles Gute.

Brigitte Simon | Mo., 15. April 2019 - 21:19

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Haben Sie etwas gegen mich lieber Herr Konrad? Mir Merkels Biografie zu em-
pfehlen? Das war das erste Buch, mit welchem ich das Feuer anzündete.

War das richtig?
Liebe Grüße Brigitte Simon

Brigitte Simon | Di., 16. April 2019 - 10:58

Antwort auf von Günter Johannsen

Danke lieber Herr Johanssen für Ihren Vorschlag. Was halten Sie vom "Struwel-
peter"? Nein, das ist zu gefährlich, möglich, daß die GRÜNEN diesen entdecken
wenn sie losgelassen. Und das sind sie immer. Die GRÜNEN forderten unter
Androhungen die Verlage auf, die Struwelpeters nicht mehr zu drucken. Grund:
Zu rassistisch u.a. "Die zehn kleinen Negerlein", zu grausam "Das Paulinchen war
allein zuhaus" usw. usw...
Etwas Spaß und Ironie darf doch sein? Ich erkundigte mich vorher. Ich bewege mich hart an der Grenze.

Ich zitiere den ersten Absatz aus der heutigen SZ:

"In ihrem Büro will Angela Merkel keine Bilder Emil Noldes mehr aufhängen,
vermutlich, weil der Maler Hitlerfan war. "T u g e n d h y s t e r i e wirft der
Historiker Michael W o l f f s o h n ihr vor. Die ZEIT sieht Nolde zum Schämen in die Ecke gestellt, und Karin Prien, CDU-Bildungsministerin in Kiel, bestellte sich demonstrativ einen Nolde für ihr Arbeitszimmer, als Zeichen gegen eine "hysterisch geführte Moraldebatte".

Und last not least: Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt nannte sein
Bonner Büro mit einem Bild des Malers ehrfürchtig "Noldezimmer, der Publizist
Henri Nannen errichtete in Emden ein Museum um Noldes Stücke, ohne sich allzusehr um dessen dunkle Seite zu kümmern":

ich weiss nicht, was Sie wählen, aber Ihre Auskünfte beruhigen mich wieder.
Herr Wolfssohn ist in der Beziehung für mich über jeden Zweifel erhaben.
Der Westen ging sehr schnell den Weg der Versöhnung und auch in Bezug auf die DDR.
Langfristig trägt das sicher.
Vor allem, wenn Aufarbeitung immer möglich sein wird.
Also ist eine Debatte schon auch gut.
Ich wußte es nicht, kannte es eher von ich glaube Naturalisten?

Walter Rupp | Mi., 17. April 2019 - 05:25

Die halbintellektuelle Angela Merkel ist wie Hillary Clinton ein Chameleon, sie richtet ihr politisches Fähnchen nach dem Wind. Angenommen die radikalen Feministinnen würden sich durchsetzen und die weißen alten Männer verfolgen wie ehemals die Juden verfolgt wurden. Ich bin nicht sicher, ob sie dann nicht auch das gutheißen würde.