25.02.2019, Nordrhein-Westfalen, Bielefeld: Ein Säugling bekommt bei einer Vorsorgeuntersuchung in der Praxis von einem Kinderarzt eine Impfung mit einer Spritze.
Kleiner Pieks, große Wirkung: Impfskeptikern ist die soziale Dimension ihrer Verweigerung oft nicht klar / picture alliance

Impfen - „Zwang wirkt kontraproduktiv“

Die Bundesregierung erwägt die Einführung einer gesetzlichen Impfpflicht. Radikale Impfgegner protestieren wütend dagegen. Die Psychologin Cornelia Betsch hat ihre Motive untersucht. An die Politik richtet sie einen Appell

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Cornelia Betsch ist Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt und Beraterin für die Weltgesundheitsorganisation WHO. Gerade hat sie in einer Studie mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung untersucht, warum Menschen sich und ihre Kinder nicht impfen lassen. 

Frau Betsch, die Zahl der Masern-Erkrankungen steigt in Europa gerade wieder an. Seit Jahresbeginn waren es 40 000 neue Erkrankungen und 40 Tote. Woran liegt das? 
Es wird in Europa nicht flächendeckend gegen Masern geimpft. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schreibt vor, dass 95 Prozent der Bevölkerung geimpft werden müssen. Diese Zahl wird aber nicht erreicht. Deshalb kommt es in periodischen Abständen immer wieder zu neuen Ausbrüchen.  

In Deutschland sind etwa 97 Prozent der fünf- bis sechsjährigen Kinder gegen Masern geimpft. Die Quote ist also gar nicht so schlecht.
Sie dürfen die Erwachsenen nicht vergessen, die nicht geimpft sind. Es gibt die Empfehlung, dass alle, die nach 1970 geboren sind, ihren Status nochmal checken lassen sollten. Man sollte zweimal gegen Masern geimpft werden. Viele sind es nur einmal.

Zwei bis fünf Prozent der Bundesbürger gelten als Impfgegner. Reden wir nicht von einer sehr kleinen Gruppe von Menschen, die sich mit Impfungen schwer tut?
Richtig, nach Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist diese Gruppe in den vergangenen Jahren konstant geblieben. Wir unterscheiden aber zwischen Impfgegnern und Impfskeptikern. Wir interessieren uns vor allem für die Skeptiker, die Fragen haben und an der einen oder anderen Impfung zweifeln, aber nicht an allen. Und diese Gruppe ist nicht gerade sehr klein. Sie umfasst ein Fünftel der Bevölkerung.  

Warum hat man den Eindruck, die Gruppe der Impfgegner sei größer als die der Skeptiker?
Diese Menschen sind eben sehr gut vernetzt – und sie sind sehr laut. Man denkt immer, das liegt an dem „bösen“ Internet, aber auf dem Buchmarkt sieht es fast noch schlimmer aus. Im Internet gibt es eine Menge guter wissenschaftliche Portale neben Portalen für Impfgegner, man muss sie nur finden. Im Buchladen aber finden sich fast nur impfkritische Bücher. Das ist ungünstig, denn bei diesem wichtigen Thema kauft man ja vielleicht doch mal ein Buch, so wie man auch einen Reiseführer kauft. Doch die meisten der verfügbaren Bücher führen zu Falschinformationen und wecken Zweifel. 

Aber wer würde diese Bücher kaufen, wenn er nicht schon vorher misstrauisch wäre?  
Misstrauen ist aber nur einer von fünf Gründen, die wir in unserer Studie untersucht haben – und zwar der, über den die Medien am liebsten berichten. Impfgegner, das ist eine klar abgegrenzte Gruppe von Menschen mit merkwürdigen Ansichten. Es ist aber wichtig, auch die anderen Gründe zu betrachten. Vielen Menschen sind die Risiken der Krankheiten gar nicht bewusst, sie wissen zu wenig über Impfungen oder denken nicht daran, dass sie der Gemeinschaft schaden können, wenn sie sich nicht impfen lassen. Ganz wichtig sind auch die praktischen Hürden. 

Was meinen Sie damit?
Ist Impfen eigentlich leicht genug? Man hätte wohl nicht gedacht, dass das hierzulande ein relevanter Punkt ist. Ist er aber. 

Warum?
Wissen Sie zum Beispiel, wann Ihre nächste Impfung fällig ist? Finden Sie es heraus, wenn Sie in Ihren Impfpass schauen? Wenn Sie keinen festen Hausarzt haben, der einen Überblick über alle Ihre Impfungen hat, ist das ein Problem. Impfen zu vereinfachen, bedeutet, die praktischen Barrieren abzubauen. Impfungen in Kindergärten und Schulen und in Gesundheitsämtern könnten helfen. Dann könnte so etwas wie in Essen nicht mehr passieren. 

Was ist da passiert?
Da ist 2018 eine Mutter von drei Kindern gestorben. Bei zwei Impfungen pro Kind hätte im Prinzip sechsmal die Möglichkeit bestanden, sie zu fragen: Sind Sie eigentlich auch gegen Masern geimpft? 

Cornelia Betsch / Marco Borggreve
Cornelia Betsch / Marco Borggreve

Ist der Tod dieser Mutter die Folge der Impfmüdigkeit auf ärztlicher Seite, die Sie in Ihrer Studie kritisieren?
Das können wir in dem Einzelfall nicht sagen, und hier sollen auch keine Schuldzuweisungen getroffen werden. Impfmüde Ärzte gibt es natürlich. Wir konnten zeigen, dass schon geringe Vorbehalte dazu führen, dass die Praxis weniger impffreundlich geführt wird. Aber dennoch sind die Ärzte die wichtigsten Akteure in dem ganzen Prozess – sie sind Vertrauenspersonen und am Ende natürlich die, die die Spritze in der Hand haben. Und nur damit werden Impflücken geschlossen.    

An welchem der fünf Punkte kann denn die Politik am leichtesten etwas ändern? 
An den praktischen Barrieren. Es geht darum, mit der Machete durch diesen Bereich zu gehen, Verfahren zu vereinfachen und rechtliche Grundlagen zu schaffen. Impfen ist eine öffentliche Aufgabe, aber sie wird im Prinzip durch den privaten Sektor – durch Krankenkassen und Ärzte – abgewickelt. Die Frage ist, ob man hier nicht wieder anders denken und den öffentlichen Gesundheitsdienst stärken sollte. 

Aber laufen solche Veränderungen nicht ins Leere, wenn Menschen solche Angebote gar nicht als Hilfe, sondern als Bevormundung empfinden?
Die Hardcore-Impfgegner kriegt man damit natürlich nicht. Das sind Menschen, die Wissenschaft aus verschiedenen Gründen ablehnen. Häufig steckt auch die Verteidigung einer Weltsicht dahinter; diesen Trend kennen wir auch aus internationalen Studien. Es gibt Menschen, die zweifeln alles an, um ihrem Protest gegen den Staat Ausdruck zu verleihen. Die Techniken, mit denen sie ihre Sicht verbreiten, sind überall dieselben. 

Welche sind das?
Da werden „falsche“ Experten herangezogen oder Verschwörungstheorien verbreitet. Da werden nur solche Fakten herausgepickt, die ihr Weltbild untermauern.  

Einer der Vorwürfe der Impfgegner lautet, die Ärzte handelten im Auftrag der Pharma-Industrie. Wie kommen sie darauf?
Am Ende überschneiden sich Wirtschaft und Gesundheitssektor. Die Pharma-Industrie stellt diese Impfstoffe her, will sie verkaufen, und das Gesundheitswesen hat ein Interesse daran, dass sie genutzt werden. Wer hier eine Verschwörung sehen will, hat da leichtes Spiel. Dabei muss man sich klarmachen, dass die Industrie viel mehr Geld mit Medikamenten als mit Impfstoffen verdient – die Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen ist sehr teuer und man braucht sie vergleichsweise selten.  

Ganz hartnäckige Impfgegner sollen so genannte Masernparties veranstalten, auf denen sich gesunde Kinder bei erkrankten Kindern anstecken, um auf diesem Wege Abwehrkräfte zu entwickeln. 
Ich hab davon auch schon häufiger gehört, halte das aber für eine urban legend. Wenn es so etwas wirklich gäbe, sollte man sich darüber im Klaren sein, was so eine Infektion für den Körper bedeutet. Studien haben gezeigt, dass das Immunsystem noch Jahre nach der Ansteckung geschwächt ist. 

Auch eine Impfung ist nicht ohne Nebenwirkungen. Was wiegt schwerer?
Impfen ist immer eine Risiko-Abwägung. Das müssen wir aber eigentlich nicht selbst tun, die Ständige Impfkommission (STIKO) entwickelt nach einem international anerkannten Verfahren die Impfempfehlungen. Bei jeder neuen Impfung werden systematische Literaturanalysen durchgeführt und Risiken bewertet und abgewogen. 

Der Impfstoff gegen Masern ist schon seit Jahrzehnten auf dem Markt. Woher kommt plötzlich die Sorge, er könne Autismus hervorrufen oder Multiple Sklerose begünstigen? 
Diese Gerüchte kommen aus verschiedenen Ländern – das Autismus-Gerücht aus England und das MS-Gerücht aus Frankreich. In einer globalisierten Welt vermischen sich diese Verschwörungstheorien. Sie halten sich in unseren Köpfen. Die Medien sind daran auch nicht ganz unschuldig. 

Wie meinen Sie das?
Da steht dann zum Beispiel in der Überschrift eines Artikels: „Führt Impfen zu Autismus?“ Die Leute lesen dann aber nicht weiter, merken sich: Impfen und Autismus, da war doch was. Wenn so etwas einmal in die Welt kommt, wird es schwierig, das zu widerlegen.   

Welche Rolle spielt der Gemeinschaftsgedanke? Ist es den Impfgegnern egal, dass sie nicht nur sich selbst gefährden, sondern auch andere? 
Da gibt es große regionale Unterschiede. In individualistischen Ländern wie Amerika und Deutschland ist der Fremdschutzgedanke naturgemäß nicht so ausgeprägt wie in den kollektivistischen Ländern im Osten. In Asien wird Impfen eher als soziale Entscheidung gesehen. Bei uns muss man vielen Menschen diesen Zusatznutzen erst erklären. Dann allerdings wird das für sie ein zusätzlicher Anreiz.   

Der Mikrobiologe Alex Berezow hat Impfgegner in einem wissenschaftlichen Bericht moralisch mit betrunkenen Autofahrern verglichen. Beide seien egoistisch, rücksichtslos und gefährdeten wissentlich das Leben anderer. Hat er Recht? 
Interessanter Vergleich, aber er hinkt. Wenn ich betrunken Auto fahre, tue ich das mit Absicht. Wenn ich mich nicht impfen lasse, unterlasse ich etwas. Aber nicht jede ausgelassene Impfung ist eine bewusste Entscheidung dagegen. 

Der Nationale Aktionsplan sieht vor, dass Masern und Röteln bis 2020 eliminiert werden sollen. Kann Deutschland dieses Ziel erreichen? 
Na ja, dieser Nachweis muss über mehrere Jahre erbracht werden. Masern und Röteln dürfen nur in einer bestimmten Inzidenz auftreten – Masern zum Beispiel nur ein Fall pro einer Million Einwohner. Dieses Ziel haben wir schon verfehlt. Aber die Bemühungen werden fortgesetzt. Es ist klar, dass da was passieren muss. 

Sie meinen die gesetzliche Einführung einer Impfpflicht, die die Bundesregierung gerade wieder diskutiert?
Nein, ich würde mir eher wünschen, die Politik greift die Ergebnisse unserer und anderer Studien auf: Und sie baut Impfbarrieren ab und macht schon vorhandene Angebote bekannter. Eine gesetzliche Impfpflicht kann auch Nebenwirkungen haben. 

Welche?
Eine Impfpflicht wäre ein starker Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Sie sollte wirklich nur das letzte Mittel sein. Es gibt zahlreiche Methoden, die man zuerst erproben könnte – zum Beispiel eine Widerspruchsregelung wie bei der Organtransplantation. So etwas könnte man auch mit Schulimpfungen verbinden. Zwang wirkt kontraproduktiv. Wenn man nur die Masern-Impfung vorschreiben würde, das zeigen uns Studien, holen sich die Leute die Entscheidungsfreiheit an anderer Stelle zurück ...

... und verzichten aus Protest auf eine Impfung gegen Tetanus oder Diphterie?
Genau, und das kann keiner wollen. 

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Ulrich Jarzina | Fr., 29. März 2019 - 15:16

Anstatt einer Impfpflicht könnte man doch zunächst einmal eine regelmäßige Titerbestimmung (etwa alle 10 Jahre) zur Kassenleistung machen, um festzustellen, gegen welche Erreger ein Patient immunisiert ist.
Ich selbst erachte Impfungen zwar prinzipiell als sinnvoll. Andererseits bin ich mir aber auch bewusst, dass es sich hier um einen Markt beträchtlichen Ausmaßes handelt. Eine Impfpflicht würde meines Erachtens:

a) keine 100% Durchimpfungsrate garantieren. Das mussten sogar seinerzeit die Nazis unter Hitler einsehen.

b) ohne vorherigen Test u.U. mehr schaden als nützen. Wer gegen Masern bereits immunisiert ist, setzt sich mit einer verpflichtenden Impfung grundlos den Nebenwirkungen aus. Und die können z.T. heftig sein.

c) Verspricht eine Impflicht den Pharmakonzernen Traumumsätze. (Selbstverständlich denken unsere Politiker und Experten hierzulande aber ausschließlich an die Gesundheit der Bevölkerung).

Durch eine Impfpflicht wird also nichts besser, im Gegenteil.

Zu a)
Eine 100% Durchimpfungsrate muß gar nicht erreicht werden. Sobald die Ungeimpften vereinzelt genug sind, kann der Erreger sich nämlich nicht mehr fortpflanzen und stirbt aus.
In vielen Ländern hat das z.B. bei Masern auch schon sehr gut funktioniert.

Zu c)
Nein, denn der Großteil der Kinder wird ja bereits geimpft. Die paar Prozent Impfungen mehr machen im Umsatz nicht viel aus. Ein paar Prozent mehr sind aber hinsichtlich des Erfolgs der Ausrottung (siehe a) ) sehr wichtig.
Nachimpfungen wären ein einmaliges "Geschäft". Der langfristige Nutzen wiegt die Kosten eindeutig auf.

Zu b)
Ihr Vorschlag wäre allerdings ein riesiges Konjunkturprogramm für die Labormediziner und die zuliefernde Pharmaindustrie! Sie widersprechen sich hier selbst.

Holger Busekros | Fr., 29. März 2019 - 16:01

wie kann jemand, der nicht geimpft ist, Menschen anstecken, die geimpft sind? Wenn Masern wirklich so gefährlich sind wie hier mal wieder propagiert wird, dann gefährdet er sich ja nur selbst. All den glücklich geimpften sollte es doch egal sein. Also wozu die Aufregung und jetzt auch die Verbote für Kitas, wo nicht geimpfte Kinder nicht mehr zugelassen werden sollen. In der Schweiz will auch eine Hochschule den Zutritt von Studenten verweigern, wenn sie kein Impfpass haben.
Die der Selbstbestimmung des Menschen scheint nicht mehr so wichtig zu sein. Ich bin verantwortlich für meinen Körper, nicht der Staat oder die WHO usw. Ich hatte als Kind die Masern, zwei Tage etwas Fieber und das war es dann. Habe aber schon von einigen Müttern erfahren, dass ihre Kinder nach den obligatorischen Impfungen Tage bis Wochen krank waren. Und Ärzte Kinder nicht mehr behandeln wollten, wenn sich die Eltern geweigert haben diese Impfungen durchzuführen.

Per L. Johansson | Fr., 29. März 2019 - 18:27

Antwort auf von Holger Busekros

Mal abgesehen davon, daß die Kosten für eine schwere Erkrankung bei uns gar nicht der Einzelne allein trägt, sondern immer auch die Gemeinschaft.
Ein Ungeimpfter gefährdet nicht nur die eigene Gesundheit, sondern fungiert auch immer als Reservoir und Überträger für die Infektionskrankheit.
Grippeviren beispielsweise schwirren ja nicht einfach so durch die Landschaft, sondern brauchen ungeimpfte Menschen für ihre Vermehrung und Verbreitung. Ohne diese gäbe es die Krankheit längst nicht mehr.

Man muß hierbei auch bedenken, daß nicht jeder sich durch Impfen schützen kann!
Personen mit Immunschwäche und Säuglinge im ersten Lebensjahr sind darauf angewiesen, bestimmten Erregern schlicht nicht zu begegnen. Auch die vermeintlich harmlosen „Kinderkrankheiten“ wie Masern können nämlich töten.
Sich impfen zu lassen ist somit immer auch ein sozialer Akt, insbesondere im Dienste der Schwächsten unserer Gesellschaft.
Genau deshalb haben auch gar nicht wenige Staaten eine Impfpflicht.

Pardon, das kommt davon, wenn man einen Text zusammenkürzt und Sätze unpassend kombiniert...
Grippe könnte man durch Impfen natürlich nicht gänzlich zum Verschwinden bringen, da immer wieder neue Formen entstehen und auch Tiere als Reservoir dienen.
Für viele menschliche Infektionserkrankungen wie z.B. Masern ist eine Ausrottung aber sehr wohl machbar und in vielen Ländern auch schon gelungen. Man muß nur dafür sorgen, daß der Erreger keinen nächsten Wirt findet.
Der Reiseverkehr macht das natürlich immer wieder zunichte, solange es woanders weiterhin Überträger gibt. Daher verliert man auch international so langsam die Geduld mit dem zögerlichen Europa, speziell Deutschland.
Während selbst in vielen Drittweltländern Masern inzwischen dank Massenimpfungen verschwunden sind, nehmen sie bei uns wieder zu. Das ist doch nicht mehr vermittelbar!
Wer meint, den Mißstand durch neue Aufklärungskampagnen beheben zu können, träumt. Derweil sterben Jahr für Jahr Menschen völlig unnötig.

Dr. Ilse Jüngling | Fr., 29. März 2019 - 21:50

Antwort auf von Holger Busekros

Sehr geehrter Herr Busekros,

Bis vor kurzem gehörte Masern zu den Erkrankungen mit der höchsten Kindersterblichkeit in der 3. Welt. Ich selbst war als gesunder Mensch insgesamt 3 Monate 1962 im Krankenhaus mit Abschiedszimmer etc. Es ist unverantwortlich von Ihnen zu behaupten, dass es mit 2 Tagen Fieber getan ist. Vielleicht gibt es auch Menschen mit anderen Erfahrungen.

Im Übrigen wurden wir früher alle an Pocken zwangsgeimpft und die Pocken ausgerottet. Soviel zum Thema: Zwang ist keine Lösung.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 29. März 2019 - 16:32

Artikel, der leider im ersten Teil ein bisschen im Abwehr/Kampfmodus verbleibt.
Das größte Hindernis für flächendeckende Impfungen könnten weltweit immer noch eher Medizinmänner/frauen, Schaman*nnen etc. sein als Verschwörungstheoretiker, wenn gleich Letztere eher für Europa/USA relevant sein könnten.
Wie gesagt, den Stil des Interviews mag ich nicht besonders, die Botschaft finde ich aber wichtig, zumal ich nun gerade die Masernimpfung für interessant halte als Mittel zur Vorbeugung gegen MS.
Als altersmäßig Oma habe ich auch schon überlegt, gefährdet zu sein beim Umgang mit Kleinkindern, fühle mich aber bei meiner Hausärztin und dem Hausarztprogramm sehr gut aufgehoben.
Ganz wichtig also ist freundliche und beharrliche Aufklärung und Hausärzte, die ihre Patienten gut und möglichst umfassend versorgen.
Freue mich jetzt direkt auf meinen nächsten Arztbesuch.

Heidemarie Heim | Fr., 29. März 2019 - 16:37

Und die P-Rechte meines Nächsten auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit durch Infektion oder Übertragung einer Seuche? Wir haben so viele gesetzlich geregelte Pflichten die für jeden in der Gemeinschaft gelten und die auch bei Nachlässigkeit oder Unterlassen geahndet werden, und das obwohl sie weniger gravierende Folgen haben. Das Gesetz kennt den Begriff der Kindeswohlgefährdung. Genau darunter könnte ein wissentliches oder nachlässiges Verweigern einer Krankheitsprävention wie Impfen durch die Eltern auch fallen. In den USA ist man, wie man letzte Woche vernehmen konnte, wenig zimperlich im Umgang mit nicht immunisierten Personen. Nach einem Masernausbruch verfügte man kurz mal ein Verbot für diesen gesamten Personenkreis am öffentlichen Leben teilzunehmen, also Hausarrest. Welche Impf- Nebenwirkung ist so schlimm wie eine drohende Hirnhautentzündung mit darauf lebenslanger geistiger und körperlicher Schwerstbehinderung eines ehemals gesund geborenen Kindes!? MfG

Ernst-Günther Konrad | Fr., 29. März 2019 - 16:41

es gibt also "falsche" und "echte" Experten. Wer dagegen ist, hört also auf die "Falschen". Woran erinnert mich das nur? Ach richtig, an moralische Bevormundung, an Aushöhlung der elterlichen Sorgegewalt, an staatlich betreutes Denken. Meine Geschwister und ich hatten alle Masern und ohne Impfung überstanden. Ja, es mag schon immer jemand im Extremfall an einer Krankheit, so auch an Masern sterben. Nur, belegt wurde nie, ob es auch Impfopfer gibt. Es sollte jedermann selbst entscheiden, ob er sich impfen lassen will oder nicht. Von Amtswegen aber eine Impfpflicht einführen, greift massiv auf mein Recht der freien Entfaltung meiner Persönlichkeit ein. Es soll ja Kitas geben, denen durch die Behörde vorgeschrieben wurde, nur geimpfte Kinder aufzunehmen. Passt irgendwie. Etliche Kinderkrankheitén haben die Generationen ohne Impfungen nach dem Krieg überstanden, selten kam es zu Todesfällen. Jetzt ist plötzlich alles lebengefährlich. Weniger als 5 % Impgegner und dafür der Aufwand?

Per L. Johansson | Fr., 29. März 2019 - 18:37

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Viele auch arme Länder weltweit haben z.B. die Masern bei sich inzwischen quasi ausgerottet, gerade Amerika (nicht nur die USA wohlgemerkt) hat hier viel erreicht.
Währenddessen sind wir, ein reiches Industrieland, davon immer noch weit entfernt. Offensichtlich haben jahrzehntelange Überzeugungsbemühungen eben nicht den erhofften Erfolg. Warum sollte sich das ändern?
Im Gegenteil, je weniger Fälle es gibt, desto seltener erleben wir die teils tödlichen Komplikationen, desto geringer ist den Leuten die Gefahr präsent. Ihre Argumentation ist ein Paradebeispiel dafür.
Im Gegensatz zu Impfbefürwortern müssen Impfgegner die Bürger auch gar nicht von ihrem Standpunkt überzeugen. Denen reicht es schon, Zweifel zu säen. DAS ist das psychologische Problembei der Sache. Dagegen kommen die Impfexperten der Ständigen Impfkommission niemals an. Und deshalb ist ein Umdenken notwendig.
Wenn es unschuldige Menschenleben kostet, hört das Recht des Einzelnen auf seine "freie" Fehlentscheidung auf.

Es bleibt Ihnen gerne überlassen, ob sie anderen "dem Staat" die Verantwortung für ihre Impfeinstellung überlassen wollen oder nicht. Ich bin Impfkritiker und werde es bleiben. Ich akzeptiere aber auch jeden, der das anders sieht und sich gegen was auch immer impfen lassen will. Jeder ist halt seines Glückes Schmied. Nur und da setzt eben meine Kritik an, Menschen ggfls. zum impfen gesetzlich zwingen zu wollen, das verstößt für mich gegen die Menschenrechte. Im Bericht werden "impfmüde Ärzte" genannt. Ich kenne Ärzte die gegen das Impfen sind und deshalb dafür nicht pro aktiv werben, es aber tun, wenn es der "Kunde" verlangt. Ich kenne Ärzte die selbst keine Chemo anwenden, dennoch als Behandlungsmethode anbieten. Mein eigenes körperliches Wohlbefinden und das meiner Kinder, damals im Erziehungsalter - ist und war meine Sache. Wollen Sie einen Impfgegner notfalls von der Polizei holen lassen und mit körperlichem Zwang festhalten und impfen? Vorsicht. Das gab es schon mal so ähnlich.

Patrick Vögtle | Sa., 30. März 2019 - 07:13

Sollte es zu einer Impfpflicht kommen, wer trägt dann die Verantwortung für eventuelle Impfschäden? Impfschäden kommen je nach geimpfter Krankheit mehr oder weniger häufig vor. Bisher ist es die Abwägung jedes einzelnen oder der Eltern, ob das Risiko einer Infektion oder das Risiko eines Impfschadens eingegangen wird. Wenn man aus dem näheren Umfeld jemanden kennt, der einen dauerhaften Impfschaden hat, überlegt man sich jede Impfung 2 Mal.
Man stelle sich vor: Ein Elternteil ist für die Impfung, der andere gegen die Impfung. Der Elternteil für die Impfung ist verantwortlich, wenn ein Impfschaden auftritt, der andere, wenn eine Infektion auftritt. Welches Risiko möchte man eingehen.
Noch zur Erläuterung: Es gibt Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Einer der Gründe ist, dass Impfungen im Regelfall ohne größere Komplikationen verlaufen, aber dieser Regelfall nicht immer eintritt und bei geschwächten Menschen tendenziell weniger häufig eintritt.

gabriele bondzio | Sa., 30. März 2019 - 09:40

Und Zwang ruft immer Gegenreaktionen auf den Plan. Ein natürlicher Vorgang.
Trotzdem halte ich bestimmte Impfungen für durchaus zweckmäßig, wie z.B. gegen Masern.
Viele Kinderkrankheiten, sind richtig gefährlich, wenn sie uns als Erwachsene heimsuchen.
Da sich viele Menschen global bewegen, ist auch die Ansteckungsgefahr sehr gestiegen...somit das Risiko.

Tomas Poth | So., 31. März 2019 - 00:06

steht der Freiheit entgegen. Wer für Zwang ist ist gegen Freiheit! Freiwilliger Schutz durch Impfung ja, Ausgrenzung der nicht geimpften ist Totalitarismus!