
- Witzischkeit und ihre Grenzen
Annegret Kramp-Karrenbauer hat mit einem Witz beim Karneval für Empörung gesorgt. Der Humor in Deutschland ist offenbar in der Krise. Dafür sorgen auch die öffentlich-rechtlichen Sender mit ihrer Parade aus Witzeerzählern und ein paar politischen Kabarettisten
Claus von Wagner, neben Max Uthoff gastgebender Klinikchef der ZDF-„Anstalt“, erachtete es unlängst beim Blick auf den Zustand seiner Zunft als dringend geboten, an die Definition seiner Kunstsparte zu erinnern. „Kabarett“, sagte er, „ist das Spiel mit dem erworbenen Wissenszusammenhang eines informierten Zuschauers.“ Und fügte hinzu: „Doch was macht man, wenn über wesentliche Belange nicht, falsch oder manipulativ berichtet wird?“
In normalen Zeiten sind Journalisten dafür zuständig, Journalismus zu betreiben, während sich die Kabarettisten um das Kunsthandwerk der satirischen Nachrichtenbearbeitung kümmern. Doch wir leben nicht in normalen Zeiten. Die Ära Merkel hat die Republik umfassend sediert und sie in einen Dämmerzustand aus Opportunismus, Diskursverschleppung und Paralyse versetzt. Aus diesem Grund müssen politische Künstler sich nicht nur durch das Blabla der politischen Macht kämpfen, sondern parallel auch noch die journalistischen Defizite der loyalen Leitmedien aufarbeiten. Das kostet Nerven und unendlich viel Zeit, also auch Sendezeit. Und so greifen die „Anstalts“-Macher immer wieder zum Trick der antiquierten Grundschulschautafel, um den Zuschauern auf diesem Weg die grundlegenden Fakten des jeweiligen Themas zu vermitteln.