Schüler protestieren an einem Freitag in Berlin für mehr Klimaschutz
Werden die Freitagsdemos von Schülern von Moskau gesteuert? Die Bundeskanzlerin hat da einen schlimmen Verdacht / picture alliance

Verschwörungstheorien - Marschbefehl für die Springer-Presse

Ständig warnen Politiker vor Fake-News und Desinformation im Internet. Allerdings haben Angela Merkel, Ralf Stegner und Jürgen Trittin binnen kürzester Zeit selbst krude Thesen in die Welt gesetzt. So vergiften sie den Diskurs

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Wir hätten da mal eine heiße Information für Sie! Wussten Sie schon, dass die „ehemalige kommunistische FDJlerin und Superfreimaurerin Angela Merkel“ in ihrer Migrationspolitik einem geheimen Plan folgt, hinter dem „ein Netzwerk von pro-NATO-Denkfabriken“ steht? Der „investigative Journalist F. William Engdahl“ hat nämlich herausgefunden, dass der deutschen Bundeskanzlerin entsprechende Handlungsanweisungen „in einem Dokument, das bereits mit dem Merkel-Plan betitelt war“, erteilt wurden. Und zwar „von einer neu geschaffenen und offensichtlich gut finanzierten internationalen Denkfabrik“, bei der natürlich auch George Soros seine Finger im Spiel hatte. So schaut’s also aus! Zumindest wenn man der Webseite „noch.info“ vertraut. Dort finden sich übrigens unzählige andere erschütternde Enthüllungen, etwa darüber, „wie das US-Militär die Deutschen vergiftet“. Oder über Vertuschungen der „Bilderberg-Medien“ über Angela Merkels „schleierhafte DDR-Vergangenheit“.

Verschwörungstheorien sind wahrlich kein neues Phänomen, durch das Internet finden sie aber eine Verbreitung, wie sie zu analogen Zeiten unvorstellbar gewesen wäre. Und weil Verschwörungstheoretiker nunmal dazu neigen, jegliches Gegenargument, und sei es noch so plausibel, selbst wiederum als gezielte Desinformation irgendwelcher finsteren Mächte abzutun, ist ein vernünftiger Diskurs kaum möglich. Der Glaube ersetzt das Wissen. Allerdings herrschen im Bereich des Politischen gerade keine absoluten Gewissheiten; fast nichts kann dort mit naturwissenschaftlichen Methoden falsifiziert werden. Deshalb wirkt das verschwörungstheoretische Gift besonders zersetzend auf offene Demokratien, die letztlich immer auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens beruhen. Und zwar darüber, dass Vernunft, Redlichkeit und eine aufklärerische Grundhaltung herrschen sollten. Nicht nur in der Politik, aber dort besonders.

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Sandra Richter | Fr., 1. März 2019 - 18:28

Das sind ja noch harmlosesten Verschwörungstheorien, die die Bundesregierung in die Welt gesetzt hat. Das "Highlight" waren ja wohl die direkt durch die Bundesregierung in die Welt gebrachten "Hetzjagden und Zusammenrottungen" in Chemnitz, die bekanntlich nie stattgefunden haben. Dafür aber in der ganzen Welt Schockreaktionen ausgelöst hatten, weil man offenbar der Bundesregierung dort noch Glauben schenkt. Einmal in die Welt gesetzt, wurde sie auch nicht mehr zurückgenommen, stattdessen wurde sogar mit dem redlichen Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen der Aufklärer darüber von der Bundesregierung gefeuert und durch einen willigen Nachfolger ersetzt.

Oder die Verschwörungstheorie von SPD, Grüne und Linke und deren Anhang in den Medien, dass es 2015 keine Grenzöffnung gegeben hat.

Beide Verschwörungstheorien sind völlig absurd und lassen sich durch Fakten leicht wiederlegen. Die sind aber heutzutage nicht mehr sonderlich gefragt, wie man so schön sagt stinkt der Fisch vom Kopf.

Dann sind Sie offensichtlich besser informiert, als der Rest der Welt.

Fakt ist vielmehr: Wer behauptet, die Bundesregierung (wie Sie schreiben) habe die Bevölkerung bewußt angelogen (wohl, um bestimmte Ziele zu verfolgen, warum denn sonst..), macht sich selbst zum/r Verschwörungestheoretiker/in.

Es gab sehr wohl Aussagen, Hinweise und auch Videoaufnahmen, dass es Hetzjagden gab - die mag man infragestellen, was aber noch lange kein Fakt dafür ist, dass es sich um irgendeine gezielte "Verschwörung" von oben handelt.

Gleiches gilt für die Grenzöffnung: natürlich waren im Jahr 2015 noch alle Grenzen innerhalb des Schengenraumes, also auch die meisten Aussengrenzen Deutschlands, offen.

Dennis Staudmann | Fr., 1. März 2019 - 18:46

an der Seite des Irans. Vielleicht sollte er sich einmal die Frage stellen, ob man mit einem Land, in welchem sogar Kinder hingerichtet und Homosexuelle an Baukränen gehängt werden, überhaupt diplomatische Beziehungen haben sollte. Der Iran führt auch Krieg im Jemen und in Syrien und hat sich nie davon distanziert, dass Ahmadinejad einst die Vernichtung Israels anstrebte und den Holocaust leugnete. Auch wenn einem in diesem Zusammenhang das Lachen im Halse stecken bleibt, ist die Tatsache, dass Trittin sich als "Demokrat" sieht, ein schlechter Witz. Über Stegner muss man keine Worte verlieren. Wer nimmt den schon ernst?

Alexander Mazurek | Fr., 1. März 2019 - 19:28

… Greta eine Inkarnation von Pippi, ja, der aus der Villa Kunterbunt, auch da galt zwei mal zwei macht neune, oder sonst was, nur nicht vier, das wäre diskriminierend. Kinderglaube ist gut in der Kinderwelt, sonst ist er tödlich. Dieser Prozess wird seit Jahrzehnten forciert, und nein, nicht durch Russland, was sich diesem "Fortschritt" verweigert und deswegen sanktioniert und verleumdet wird.

Heidemarie Heim | Fr., 1. März 2019 - 20:52

Denn die medialen "Gesinnungsfreunde" hat er u.a. auch hier ausfindig gemacht? Hoffentlich hat er auch unsere Kommentare dazu gelesen! Da sieht man mal wieder, wie auch gestandene PolitikerInnen mithilfe solcher Theorien den "Erklär-Bären" für sich selbst und andere geben. Nach der Majestätsbeleidigung hier;-) fehlt jetzt nur noch ein Artikel liebe Redaktion über die entgegen der EU-Vorgaben verschärften Entwürfe für das neue Gesetz betreffs Industriespionage. Denn es soll u.a. beinhalten ein Anzeigerecht und damit verbundene Ermittlungen
gegen Journalisten (bisher ausgenommen!)und whistle blower wegen Verrat vom sogenannten Geschäftsgeheimnis. Dann Ade! Pressefreiheit, Cum Ex-Recherche, Panama leaks ...? Denn selbst wenn alles seine redaktionelle Ordnung hat, bleibt bei solch langwierigen Verfahren doch was hängen,siehe Prüf-Fall! Das ganze soll bisher relativ geräuschlos und unkommentiert seitens des Ministeriums vonstatten gegangen sein. Die Schrauben werden leise angezogen;-(

Christa Wallau | Fr., 1. März 2019 - 21:12

Aber, lieber Herr Marguier, wußten Sie denn noch nicht, daß es g u t e und s c h l e c h t e Verschwörungstherorien gibt?
Diejenigen der Regierung und der sie stützenden Meinungsmacher sind selbstverständlich wahr und gut, während die "Normalbürger" sich natürlich stets nur etwas zurechtspinnen, wenn sie konspiratives Handeln vermuten.
(Ironie aus.)

"Desinformation ist eben kein Alleinstellungsmerkmal rechter Demagogen."

Richtig, Herr Marguier. Falschinformation ("Fake news") ist ein allgemein beliebtes Mittel, das von allen möglichen Leuten, die sich eine positive Wirkung für sich selber davon erwarten und die es mit der Wahrheit nicht genau nehmen, oft und gerne benutzt wird.
Solche Leute sind überall vorhanden, ob in linken, rechten, mittleren oder beliebigen Parteien und Interessensgruppen.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 2. März 2019 - 07:58

Es mag diesen großen Plan geben. Waren wir auf dem Mond? Hat der Kennedymörder allein gehandelt? Seit je her haben Menschen Theorien darüber entwickelt, wie das große Ganze wohl zusammen hängen könnte. Auch die Kirche reitet auf dieser Welle. Fake News hat es schon immer gegeben. Denken wir nur an die Wochenschau und der Propaganda eines Goebbels. Für uns Menschen besteht inzwischen das Problem, das diesen Fake News eben nicht mehr mit nachvollziehbaren wissenschaftlichen Beweisen oder durch Befragung von Augen- oder Ohrenzeugen auf den Grund gegangen werden kann. Das Verbreiten von bewussten und unbewussten Fake News halten wir nicht mehr auf. Jeder benutzt dieses Instrument zu seinen Zwecken. Ein Fünkchen Wahrheit ist wohl dran, sagt der Volksmund. Nur, welcher Funken ist wahr? Ich verlasse mich auf meinen hoffentlich noch lange vorhandenen gesunden Menschenverstand und einem ausgewogen Bauchgefühl. Nur eines weis ich. Je mehr etwas skandalisiert wird, desto genauer schaue ich hin.

Gisela Fimiani | Sa., 2. März 2019 - 12:48

Man darf sich die berechtigte Frage stellen, wer bei zunehmender politisch-medialer Infantilisierung und Denkschwäche noch imstande sein wird, eine aufgeklärte bürgerliche res publica zu verteidigen?

Roland Schueren | Sa., 2. März 2019 - 20:28

Sehr geehrte Frau Richter,
ich stimme Ihnen in allem uneingeschränkt zu.
Es liessen sich noch weitere Beispiele dafür anführen, daß es inzwischen normal scheint, jeden frei und eigenständig denkenden Menschen als Verschwörungstheoretiker abzutun. Oder als Rechts=Rechtsextrem etc.
Aber durch das neue Framing Manual der ARD und ähnliche Instrumente wird ja bald Abhilfe geschaffen. Da mehr und mehr auferlegte Denk- und Sprachmuster zur Volksbeglückung auferlegt werden, hat sich das mit den Verschwörungstheoretikern bald erledigt?. Und dann gibt es sicher auch bald ein Wahrheitsministerium, das dafür sorgt, das solchen Spinnern das Handwerk gelegt wird.?

Jens Rudolf | So., 3. März 2019 - 09:46

trauen ihrem politischen Gegner nur zu, was sie selbst tun würden und sicher schon getan haben.