Der Journalist Claas Relotius wird am 27.03.2014 als "CNN Journalist of the Year 2014" für seinen Beitrag " Die Reportage -Der Mörder als Pfleger" im Rahmen einer Gala im Künstlerhaus am Lenbachplatz in Muünchen (Bayern) für herausragende internationale Berichterstattung prämiert.
Einige der Cicero-Texte von Claas Relotius sind gefälscht, einige wurden aber auch verifiziert / picture alliance

Zum Fall Claas Relotius - Gemischtes Bild

Zwischen 2012 und 2015 hat Claas Relotius 18 Texte für den Cicero geschrieben. Unser Faktencheck ist noch nicht abgeschlossen, es zeichnet sich aber ein gemischtes Bild ab: Nicht alle Texte waren gefälscht oder erfunden – einige haben den Recherche-TÜV überstanden

Ulrich Thiele

Autoreninfo

Ulrich Thiele ist Politik-Redakteur bei Business Insider Deutschland. Auf Twitter ist er als @ul_thi zu finden. Threema-ID: 82PEBDW9

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„Sentimentalität ist der Tod“, Interview mit Michael Haneke, Cicero Online 2012
Laut einer Presseagentur gab es nur zwei Termine, an denen Michael Haneke über seinen Film „Amour“ gesprochen hat: Am 21./22. Mai 2012 bei den Filmfestspielen in Cannes, und während der Interviewtage am 11./12. September in Berlin. Relotius stehe bei keinem der Termine auf der Liste und habe sich bei der Agentur auch nicht bezüglich des Films gemeldet. Haneke sei damals bereits in der Planung seines nächsten Films gewesen und habe deswegen „definitiv“ sonst keine Interviews über „Amour“ gegeben. Dass Relotius dennoch außerhalb dieser Termine einen Interviewtermin mit Haneke bekommen haben könnte, sei „sehr unwahrscheinlich“. Folglich hat das Interview mutmaßlich nie stattgefunden.

„Lasst mich euer Monster sein“, Interview mit Emir Kusturica, Cicero Print Dezember 2012
Das Interview wurde in ähnlicher Form auch auf www.profil.at veröffentlicht. Die Kollegen haben diesbezüglich bei Kusturica nachgefragt: „Emir Kusturica teilt auf profil-Anfrage nun mit, dass er [sich] an das lange zurückliegende Interview nicht erinnern könne, die besprochenen Dinge ihm aber wie eine 'Kompilation' aus Interviews, die er anderswo gegeben hatte, erscheine. Kusturica sagt, er sei daher 'nicht sicher', ob Relotius tatsächlich mit ihm gesprochen habe.” Link: https://www.profil.at/home/emir-kusturica-lasst-monster-348172

„Ich kam mir vor wie ein Gespenst“, Interview mit Christian Bale, Cicero Online September 2015
Laut einer internationalen PR-Agentur hat Relotius im Rahmen der Berlinale 2015 an einem 25-minütigen Round-Table-Gespräch mit Christian Bale teilgenommen. Das Interview wurde ebenfalls in der Schweizer Weltwoche veröffentlicht. Link: https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2015-36/artikel/ich-kam-mir-vor-wie-ein-gespenst-die-weltwoche-ausgabe-362015.html

Die Kollegen von 12App kamen während ihrer Recherche zu folgendem Ergebnis: „Da Relotius für die Weltwoche schrieb, meldete er sich beim Schweizer Filmverleih, der 2015 an der Berlinale Interviews mit dem Filmstar anbot. Laut dem Verleih traf Relotius den Schauspieler an einem 20-minütigen Roundtable-Gespräch. Es sassen also mehrere Journalisten am Tisch, die den Batman-Darsteller befragten. Dass er die Fragen der anderen Journalisten im Interview als die eigenen ausgibt, ist so üblich. Mehr als erstaunlich ist aber, dass Relotius ein 20-minütiges Gespräch auf einen Text strecken konnte, der am Ende drei Weltwoche-Seiten füllte.“ Link: https://desktop.12app.ch/articles/25137099

Das Round-Table-Gespräch dauerte, wie bereits erwähnt, laut der internationalen PR-Agentur 25 und nicht 20 Minuten. Offen bleibt bisher, ob und inwiefern das Interview von Relotius gestreckt wurde.

„Ich spüre den Verfall“, Interview mit Joaquin Phoenix, Cicero Online April 2015
Bisher keine Informationen. [Aktualisierung am 03.03.19] Eine Mitarbeiterin eines Filmkonzerns prüft derzeit, ob das Interview stattgefunden hat.

„Tarantino ist ein Spinner“, Interview mit Paul Thomas Anderson, Cicero Online Februar 2015
Bisher keine Informationen. Ein Cicero-Autor weist auf eine Passage im Interview hin, laut der Anderson gesagt haben soll: „Meine drei Geschwister sind alle Musiker geworden und interessieren sich überhaupt nicht für das, was ich mache.“ Tatsächlich hat Anderson mit Halbgeschwistern insgesamt acht Geschwister. Die erwähnten drei Geschwister, die womöglich seine drei Schwestern mit der gemeinsamen Mutter sind, sollen nach Relotius alle Musikerinnen geworden sein. Dafür konnten wir bisher keine Belege finden. [Aktualisierung am 03.03.19] Eine Mitarbeiterin eines Filmkonzerns prüft derzeit, ob das Interview stattgefunden hat.

„Meine Dämonen am Strand von Santa Monica im Bananenboot besiegen“, Protokoll für „Die letzten 24 Stunden“ mit Paul Thomas Anderson, Cicero Print März 2016
Bisher keine Informationen. [Aktualisierung am 03.03.19] Eine Mitarbeiterin eines Filmkonzerns prüft derzeit, ob Relotius und Anderson in Kontakt standen.

„Viele sind für die Kunst gestorben“, Interview mit Harry Ettlinger, Cicero Online Februar 2014
Relotius hat laut einer Presseagentur im Auftrag der Weltwoche an einem Round-Table-Gespräch mit Harry Ettlinger im Rahmen der Berlinale 2014 teilgenommen. Das Gespräch hat folglich stattgefunden. Offen bleibt auch hier bisher, ob und inwiefern das Interview gestreckt ist.

„Hollywood ist heuchlerisch“, Interview mit Steve McQueen, Cicero Online Februar 2014
Laut der Presseabteilung eines Filmverlags hat Relotius das Interview mit Steve McQueen zum Film 12 Years A Slave“ offiziell angefragt und auch durchgeführt. Das Interview fand im Berliner Regent Hotel am 8.12.13 als Einzelinterview statt.

„Wir alle stehen in seiner Schuld“, Interview mit Christo Brand, Cicero Online Dezember 2013
[Aktualisiert am 03.02.19] In der FAS hat Claas Relotius ebenfalls ein Interview mit Christo Brand, dem ehemaligen Gefängniswärter von Nelson Mandela auf Robben Island, veröffentlicht. Die Kollegen haben Brand das Interview in englischer Übersetzung vorgelegt. Dazu: „Brand hat seine Erinnerungen in dem Buch 'Mein Gefangener, mein Freund Mandela' veröffentlicht; es erschien jedoch erst neun Monate nach dem Interview, auf Englisch und auf Deutsch. Die Redaktion hat Brand gefragt, ob er sich an Relotius und an das Gespräch erinnere. Darauf antwortete er: 'Ich kann mich an dieses Interview nicht erinnern, allerdings haben mich 2013 viele Journalisten interviewt, sogar Leute aus Deutschland.' Auch ein Foto von Relotius erkannte er nicht wieder: 'Das Gesicht auf dem Foto ist mir nicht vertraut. Ich kann nicht sagen, ob ich ihn getroffen habe oder nicht.' Wir haben das Interview daraufhin ins Englische übersetzt und Brand gebeten, die ihm zugeschriebenen Antworten zu überprüfen. Daraufhin schrieb er uns, 'einige Teile des Interviews sind nicht meine Worte'. Zum Beispiel würde er niemals sagen, dass auf Mandelas Hemd eine Gefangenennummer gewesen sei, denn das habe er nie gesehen. 'Ich hätte auch nicht gesagt, dass Mandela mich auf Afrikaans begrüßte. Der erste Gefangene, der mit mir Afrikaans sprach, als ich in Sektion B begann, war Andrew Mlangeni.' Möglicherweise hat sich Relotius bei anderen Interviews bedient. Sollte er mit Brand gesprochen haben, wären zumindest Teile des Gesprächs gefälscht.“ Die beschriebenen Passagen gelten auch für das Cicero-Interview. Link: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/relotius-texte-und-faelschungen-in-der-f-a-s-16021540.html

„Kokettieren mit der rechten Scheiße“, Interview mit Leon de Winter, Cicero Online November 2013
Laut seinem deutschen Verlag ist das Interview echt. Leon de Winter habe es persönlich als korrekt zitiert verifiziert. Das Interview erschien auch in der Weltwoche. Auch den Kollegen bestätigte de Winter die Echtheit des Interviews: „Ich erinnere mich an einen gutvorbereiteten Interviewer und bin komplett mit dem gedruckten Stück einverstanden. In meinem Fall leistete er [Relotius, die Red.] erstklassige Arbeit.“ Link: https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2019-4/artikel/intern-die-weltwoche-ausgabe-4-2019.html

„Sie durften uns schlagen, sie durften uns töten“, Interview mit Shin Dong-hyuk, Cicero Online Mai 2013
[Aktualisiert am 03.02.19] In der FAS hat Claas Relotius ebenfalls ein Interview mit Shin Dong-hyuk veröffentlicht. Die Kollegen dazu: „Der Nordkoreaner Shin Dong-hyuk hat auf mehrfache Versuche unseres Hauses, ihn zu kontaktieren, allerdings nicht reagiert. Relotius hatte in der Einleitung geschrieben, er habe Shin in einem 'traditionellen koreanischen Café in der Innenstadt von Seoul' getroffen. Doch ist ebenso gut möglich, dass es nie zu diesem Treffen kam. Denn wesentliche Teile des Gesprächs stehen wörtlich oder sinngemäß in einem Buch, das schon 2012 in Amerika erschienen war und die Lebensgeschichte des Nordkoreaners erzählt. Geschrieben wurde 'Escape from Camp 14' von Blaine Harden, einem erfahrenen Korrespondenten der New York Times. Auf Deutsch erschien es 2014 als 'Spiegel-Buch'.“ Link: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/relotius-texte-und-faelschungen-in-der-f-a-s-16021540.html

Interessant in diesem Zusammenhang: Shin Dong-hyuk hat ein Buch über sein Leben in einem nordkoreanischen KZ geschrieben. Später stellte sich heraus, dass er unwahre Angaben zu Zeiten und Orten gemacht hat. Link: http://www.spiegel.de/politik/ausland/shin-dong-hyuk-widerruft-teile-des-berichts-flucht-aus-lager-14-a-1013638.html

„Ich habe eine Leinwandikone des Feminismus kreiert“, Interview mit Ethan Hawke, Cicero Online Juni 2013
Relotius hat laut einer internationalen Presseagentur an einem Round-Table-Gespräch mit Ethan Hawke im Rahmen der Berlinale 2013 teilgenommen. Das Gespräch hat folglich stattgefunden. Offen bleibt auch hier bisher, ob und inwiefern das Interview gestreckt ist.

Eine Kleinigkeit: In der ersten Frage sagt Relotius, Hawke habe bereits drei Romane veröffentlicht. Das Interview ist vom Juni 2013. Ethan Hawkes dritter Roman „Rules for a Knight” kam unserer Erkenntnis nach erst im Jahr 2015 heraus. Link: https://www.newyorker.com/culture/culture-desk/ethan-hawke-explains-his-thing-for-knights

„Mein Texas, mein Scotch und mein Schaukelstuhl“, Protokoll für „Die letzten 24 Stunden“ mit Ethan Hawke, Cicero Print April 2014
Bisher keine Informationen. Eine Kleinigkeit: Hawkes Sohn ist im Januar 2002 geboren, war im April 2014 also zwölf und nicht elf Jahre alt. Dies hat jedoch nichts zu bedeuten, wenn das Protokoll schon 2013 aufgenommen wurde. Link: https://www.imdb.com/name/nm1600102/

„Schreiben, weiterschreiben, bis der Wald um mich schweigt“, Protokoll mit T.C. Boyle, Cicero Print September 2014
Laut der Presseabteilung seines Verlages ist das Protokoll nicht gefälscht, die Zitate wurden als „fraglos O-Ton T.C. Boyle“ verifiziert.

„Seltsam wird’s am Ende“, Protokoll für „Die letzten 24 Stunden“ mit Aki Kaurismäki, Cicero Print September 2013
Eine Mitarbeiterin von Aki Kaurismäki hat ihm auf Cicero-Anfrage den Text in einer englischen Übersetzung vorgelegt. Kaurismäki sagt, er habe – zumindest seiner Erinnerung nach – mit Relotius nie in Kontakt gestanden. Außerdem würde er niemals die Sprache und die Ausdrucksweise verwenden, die er im Protokoll an den Tag gelegt haben soll.

„Baschar hat keine Zukunft“, ein Gespräch mit Ribal al-Assad, Cicero Print Juni 2012
[Aktualisiert am 03.02.19] Bisher hat Ribal al-Assad auf keine der Cicero-Anfragen reagiert. Das Interview mit ihm erschien in einer längeren Fassung ebenfalls in der Weltwoche. Auf der Homepage der „Organisation for Democracy and Freedom in Syria”, deren Gründer und Direktor al-Assad ist, wurde die PDF-Datei des Weltwoche-Interviews veröffentlicht. Dies könnte eventuell als Beleg für die Echtheit des Interviews gedeutet werden. Wir werden weiter versuchen, Ribal al-Assad zu erreichen. Link: http://www.odf-syria.org/news/news/ribal-alassad-calls-for-a-diplomatic-solution-in-syria-in-interview-with-swiss-magazine-die-weltwoche

„Der Rettung des Vaterlandes“, Reportage, Cicero Print März 2014

[Aktualisiert am 31.01.19] In dieser Reportage beschreibt Claas Relotius die Alzheimer-Forschung des Wissenschaftlers Francisco Javier Lopera von der Universität Antioquia in Medellín. Lopera und sein Team forschen seit Jahrzehnten in abgeschiedenen Bergdörfern der kolumbianischen Anden, wo auffällig viele Menschen an Alzheimer erkranken. Lopera sagt auf Cicero-Anfrage, „wir“ (gemeint sind vermutlich er und sein Team) könnten sich nicht an Relotius erinnern, allerdings hätten sie in den vergangenen Jahren viel Besuch von etlichen Journalisten aus aller Welt bekommen. Lopera vermutet, dass Relotius die Informationen von anderen Journalisten aus dem Internet übernommen hat, will die Reportage aber noch einmal auf Ungereimtheiten überprüfen.

Lopera spreche nicht so gut Englisch wie er es liest, zudem sei er ein sehr beschäftigter Mann, weshalb eine mit seiner Arbeit vertraute Person, die anonym bleiben möchte, sich für ein Gespräch mit Cicero bereit erklärt und sich über den Wahrheitsgehalt der im Text genannten wissenschaftlichen Fakten geäußert hat. Vorweg: Einige Fakten sind offenbar korrekt, einige falsch und/oder erheblich überspitzt, dramatisiert und einen falschen Eindruck erweckend dargestellt. Allerdings handelt es sich nicht um Fehler und Falschangaben, die auf eine Fälschung des Artikels rückschließen lassen. Lopera selbst überprüft derzeit, ob die von Relotius über ihn geschriebenen Anekdoten Ungereimtheiten aufweisen. Hier die Ergebnisse des Gesprächs. Anmerkung: Das Protokoll wurde der Ansprechperson nach dem Gespräch nochmals vorgelegt. Die zusätzlichen Anmerkungen werden ebenfalls erwähnt:

-    Im Teaser der Reportage steht: „In abgeschiedenen Bergdörfern der kolumbianischen Anden erkrankt jeder zweite Mensch an dem Hirnleiden.“ Das stimmt nicht. Es erkrankt dort nicht jeder Zweite an dem Hirnleiden, sondern jeder zweite Mensch in den Familien, die diese Mutation haben. Es handelt sich um eine dominante Mutation. Wenn der Vater oder die Mutter einer Mutter nun also die Krankheit hat, hat jedes Kind das fünfzigprozentige Risiko, ebenfalls an Alzheimer zu erkranken. Aber es hat nicht in jedem Dorf aus der Bergregion jede Familie dieses Gen. Geschätzt soll es dort insgesamt 5000 Menschen geben, die dieses Gen oder schon die Krankheit haben.

-    In der Reportage schreibt Relotius: „Was die Paísa für den Neurologen Francisco Lopera, 62, und sein Team der Universität von Antioquia so interessant macht: In vielen Dörfern wird jeder Zweite von ihnen schon mit Anfang 40 von erblicher Demenz dahingerafft.“ Wie bereits erwähnt: Nicht jeder Zweite, sondern jeder Zweite in einer betroffenen Familie. Die Altersangabe ist übertrieben. Lopera hat viele Studien veröffentlicht, in einer hat er über Jahrzehnte vorsichtig charakterisiert, wann die Leute krank werden. Mit 38 oder 39 Jahren haben sie demnach die ersten Symptome wie Gedächtnisprobleme. Dement werden sie im Durchschnitt erst mit 45 Jahren. Das dramatische „dahingerafft“ ist deshalb übertrieben, da mit 40 Jahren eben meist nur erste Symptome erkennbar sind. Mit durchschnittlich 50 Jahren sterben sie an der Krankheit.

-    Weiter im Text: „Es ist eine besonders tragische und seltene Form der Alzheimer-Krankheit, gerade 6000 Fälle sind weltweit bekannt. Allein 5000 davon in den Bergen Kolumbiens, wo sich der Gendefekt, der die Krankheit auslöst, innerhalb weit verzweigter Familienclans über drei Jahrhunderte so unbemerkt verbreiten konnte, dass Experten heute von der 'Paísa'-Mutation sprechen.“ Die Ansprechperson merkt hierzu an: „Hier bin ich mir nicht sicher. 'Fälle' – meint er damit derzeit lebende Patienten? Ich glaube, er meint erfasste Mitglieder dieser Familien. Das ist kompliziert, weil etwa 250 verschiedene Mutationen in diesem Gen, PS1, bekannt sind. Die 'Paísa' , oder E280A, ist nur eine davon. Sie stammt aus dem Baskenland, und einige Träger sind auch in den USA bekannt. Wie viele Träger der E280A es genau gibt, weiß ich nicht. Jedenfalls richtig ist, dass die E280A Population die weltgrößte bekannte Trägerschaft einer einzelnen PS-1 Mutation darstellt. Wenn man alle dominanten Alzheimer Mutationen in PS1 (und den zwei anderen Alzheimergenen PS2 und APP) mitzählt, dann stimmt: Die Zahl 6000 war 2014 noch etwa richtig, mittlerweile ist die aber Zahl höher.“

-    Im weiteren Verlauf schildert Relotius den Fall einer Familie: „Das Zuhause der Familie Poscero, seit Jahrzehnten im Hochland verwurzelt und seit Generationen von einem Leiden verfolgt, das die Paísa bis heute la bobera, die Torheit, nennen, weil es den Menschen den Verstand zu rauben scheint. Oscar Poscero, der mit leerem Blick in einem Schaukelstuhl vor dem Haus sitzen bleibt, während sein alter Vater die Forscher mit einer Umarmung begrüßt, war erst 39 und stand in der Mitte seines Lebens, als es passierte.“ Dazu: Die Beschreibungen der Person Oscars Poscero sind insofern plausibel, als die wissenschaftlichen Fakten stimmen und mit Ende 30 wie bereits erwähnt in der Tat die ersten Symptome auftauchen. Die Krankheit wird in der lokalen Mythologie tatsächlich „la bobera“ genannt.

-    Im Anschluss beschreibt Relotius den Beginn der Krankheit bei Oscar Poscero: „Es begann mit kleinen Dingen. An manchen Tagen vergaß er die Kühe zu melken, an anderen erinnerte er sich nicht mehr an die Namen der Bauern, mit denen er Geschäfte machte. Eines Morgens brachte er seine kleine Tochter Valeria zur Schule in das Nachbardorf und verschwand. Die Bauern fanden ihn zwei Nächte später in einem Kartoffelfeld hockend, die Arme so krampfhaft über seinem Kopf verschränkt, als würde sich darin ein schmerzhafter Kampf abspielen.“ Die Symptome beginnen wirklich stets mit kleinen Dingen. Das Beispiel, dass er sich nicht mehr an Namen erinnern konnte, ist plausibel. Das Beispiel des Verschwindens und Auftauchens im Kartoffelfeld hingegen wirkt weniger plausibel, weil solche Symptome erst im fortgeschrittenen Stadium auftauchen. Normalerweise müsste der Erkrankte in diesem Fall mindestens 43 Jahre alt sein. Dies ist allerdings kein grober Fehler, sondern eine kleine Ungenauigkeit.

-    Weiter schreibt Relotius: „Als sie Oscar wieder nach Hause fuhren, stand sein Vater Don Eligio mit bibberndem Kinn in der Tür und wusste Bescheid. Er hatte es schon bei seiner Frau sowie zwei anderen Söhnen und Töchtern erlebt. Vor Oscar waren bereits vier seiner neun Kinder bobo geworden. Sie alle sind mittlerweile tot. Nur seine 74-jährige Frau Berta, die er rund um die Uhr pflegen muss, ist noch am Leben. Aus ihrer Familienlinie stammt das Gen, das, dominant vererbt, jedem zweiten Nachkommen die Krankheit bringt. Eine seltene Mutation auf Chromosom 14 ist schuld, dass schon ihr Vater und Großvater an Alzheimer litten. Jetzt hat es Oscar, ihren letzten Sohn, getroffen.“ Dazu: Die Fakten sind richtig. Hier schreibt Relotius auch richtig, dass jedes zweite Familienmitglied das Gen erbt. Dass die 74-jährige Frau noch am leben ist, ist ungewöhnlich, aber nicht unmöglich. Normalerweise sterben die Menschen innerhalb von zehn Jahren. Das Szenario des pflegenden Ehemanns ist ebenfalls glaubwürdig: Die Menschen dort pflegen ihre Familienmitglieder „ausgezeichnet und hingebungsvoll“, so die Ansprechperson. Wenn die Menschen ansonsten gesund sind und ein starkes Herz haben, können sie auch mit Alzheimer sehr lange leben. Der beschriebene Fall ist folglich verwunderlich, aber nicht unmöglich.

-    Weiter im Text: „Wird dessen Schwester Olga, 38, das jüngste Kind Bertas und Don Eligios, die Nächste sein? Doktor Lopera, der die Familie schon seit Jahren begleitet, weiß es nicht, und wenn, dann würde er es nicht sagen. Zu wichtig ist für seine Studie, dass keine der Testpersonen Phantom-Merkmale einer Krankheit entwickelt, an der sie womöglich gar nicht leidet.“ Die Angaben zur Methode stimmen.

-    Weiter im Text: „Doch die Tests sind nicht ohne Risiken. In den USA erlitten Teilnehmer vergleichbarer Studien bereits Nervenschäden und Hirnhautentzündungen, ihre Zeugungsfähigkeit nahm ab, einige starben.“ Das ist laut der Ansprechperson eine „grobe Vereinfachung und dramatisiert“. Es gab Fälle von Hirnhautentzündungen im Zuge des Einsatzes des ersten Impfstoffes gegen Alzheimer. Das war im Jahr 2002, seitdem hat sich allerdings viel geändert. Damals wurde ein anderes Medikament eingesetzt, das einen anderen Wirkmechanismus hatte, weil es eine aktive Immunisierung war und kein Antikörper wie hier in der Kolumbien-Studie. Zur Zeugungsfähigkeit: In der Tat ist die Zeugungsfähigkeit ein Thema in klinischen Versuchen und auch in dieser Studie, allerdings auf andere Art und Weise. In den meisten Alzheimerstudien sind die Patienten bereits älter und kriegen keine Kinder mehr, und diejenigen, die noch im zeugungsfähigen Alter sind, müssen aus Vorbeugungsgründen verhüten. In dieser Studie ist das noch wichtiger, da die Teilnehmer um einiges jünger sind. Einige von ihnen haben sogar auf die Studienteilnahme verzichtet, weil sie in den nächsten 5 Jahren Kinder bekommen wollten. Allerdings ist über die Medikamente gegen Alzheimer, die derzeit eingesetzt werden, keine die Zeugungsfähigkeit einschränkende Wirkung dokumentiert. Dies ist laut der Ansprechperson eine „grobe Ungenauigkeit“.

-    Andere Fakten stimmen, etwa wenn Relotius schreibt: „Crenezumab heißt das Medikament. Es wird unter die Haut gespritzt und soll die Bildung von Plaques um das Protein Beta-Amyloid im Gehirn verhindern, da diese zum langsamen Absterben der Nervenzellen führen. Experten vermuten, dass hierin der Ursprung von Alzheimer liegen könnte.“ Zusätzlicher Nachtrag der Ansprechperson nach dem Telefonat: Jüngst wurde vermeldet, dass der Konzern Roche zwei klinische Phase-III-Studien für das Medikament Crenezumab abbricht. Die Kolumbien-Studie läuft aber weiter – bei ihr besteht noch Hoffnung, weil die Leute jünger sind. Link: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/pharmakonzern-roche-stoppt-studien-mit-alzheimer-medikament/23926098.html?ticket=ST-1502187-gMbMfu1hmDbR6ggWLstD-ap2

-    Anschließend wird Relotius laut der Ansprechperson „sehr kitschig“: „Die Suche nach einem Mittel gegen Alzheimer ist ein Kampf, über dem sein [Loperas] einst dunkles Haar schlohweiß wurde und der ihn schon sein ganzes Forscherleben antreibt. Er begann vor 31 Jahren.“ Zum einen ist nicht ungewöhnlich, als Mann in den 60ern graue Haare zu haben. Zum anderen zeigt das Bild auf der Seite, dass Loperas Haar nicht schlohweiß, sondern grau ist.

-    Relotius beschreibt aber daraufhin richtig, wie Lopera zur Alzheimerforschung kam: „Lopera hatte gerade erst sein Studium beendet und eine Stelle als Assistenzarzt angenommen, als eine Frau aus dem Hochland mit ihrem Mann in seine Sprechstunde kam und um Hilfe bat. Der Mann war erst 50, doch verwirrt wie ein Greis.“

-    Auch das Fortschreiten seiner Nachforschungen beschreibt Relotius vollkommen richtig: „Es dauerte zehn Jahre bis Lopera mit seinen Nachforschungen zu einem eindeutigen Befund kam. Was ihm half, waren die Kirchenbücher von Yarumal, einer kleinen Paísa-Gemeinde nördlich von Medellín. Im Pfarrhaus fand er eine Kiste mit Dokumenten, durch die Lopera sämtliche Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle über Jahrhunderte bis ins Detail zurückverfolgen konnte.“

-    Im Folgenden beschreibt Relotius den Fall der 16-jährigen Laura, deren an Alzheimer erkrankte Mutter Roselia seit einem Jahr das Bett nicht verlassen habe und die nicht mehr in der Lage ist, zu sprechen, obwohl sie erst 40 Jahre alt ist. Sie hat laut Relotius „Alzheimer im Endstadium“. Der Fall kommt der Ansprechperson suspekt vor, wenngleich er nicht unmöglich ist. Wenn Relotius sich auf einen wahren Fall beruft, kritisiert die Ansprechperson, hat er einen absoluten Ausnahmefall dargestellt und somit eine Dramatisierung vorgenommen, die die Schilderung eines durchschnittlichen Falles nicht bewirkt hätte. Im Alter von 40 Jahren sind die meisten Erkrankten noch nicht so weit, dass sie bettlägerig sind, sie haben meist nur leichte Symptome. Es ist derzeit noch offen, ob Relotius einen Ausnahmefall schildert, das Alter zugunsten der Dramatik von 50 auf 40 reduziert oder die Person gar ganz erfunden hat.

-    Auch der Vater von Laura soll laut Relotius an Alzheimer gestorben sein: „Den Vater hat ihnen [Laura und ihrem kleinen Bruder] die Krankheit schon genommen. Bei ihm, einem Taxifahrer, ging es ganz schnell. Mit Ende 30, sagen die Nachbarn, verfuhr er sich plötzlich immer häufiger in der Gemeinde. Ein Jahr später war er tot.“ Auch dieser Fall ist suspekt, kann von der Ansprechperson aber nicht als falsch bewiesen werden. Mit Ende 30 schon solche Demenz-Erscheinungen zu haben und bereits ein Jahr später zu sterben ist „extrem ungewöhnlich“, aber nicht ganz unmöglich. Auch ist suspekt, dass beide Eltern das Gen haben, in den meisten Familien hat es nur ein Elternteil. Allerdings ist bekannt, dass dieses Phänomen in dieser Bergregion aufgrund der Verwandtenehen auftritt. Es gibt durchaus ein paar Familien, in denen beide Elternteile das Gen haben. Zusätzlich Anmerkung der Ansprechperson nach dem Telefonat: „Das Alter des Symptombeginns ist so kompliziert, weil die 'Paísa'-Mutation die Krankheit auslöst, aber viele andere Gene mitbestimmen, wann genau das passiert. Die sogenannten 'modifying genes'. Der Symptombeginn fällt demnach in eine Gauß-Kurve, wo die meisten Leute mit 38 anfangen und um die 50 sterben, aber es gibt eben auch ein paar wenige Menschen mit früherem oder spärerem Verlauf.“

-    An anderer Stelle schreibt Relotius: „Solange ein Mensch lebt, ist Alzheimer nur eine Diagnose. Echte Gewissheit lässt sich allein durch die Analyse offenliegender Hirnstrukturen erlangen.“ Dies ist ein altmodisches Argument, es gibt längst Techniken, die vor allem in genetischen Familien eine Diagnose während der Lebenszeit sehr sicher anstellen können.

-    „Arg vereinfacht“ ist laut der Ansprechperson auch die Passage über Alois Alzheimer: „Anhand der gespendeten Organe konnte Lopera vor einigen Jahren zeigen, dass sich bei allen Verstorbenen genau jene eiweißhaltigen Plaques auf den Nervenzellen im Gehirn abgelagert hatten, die ein Jahrhundert zuvor schon Alois Alzheimer als typische Merkmale der Krankheit beschrieb. Erst damit war der Beweis erbracht, dass es sich bei dem erblichen Leiden der Andenbauern um Alzheimer handelt.“

-    Eine weitere Vereinfachung folgt darauf: „Rund 5000 Kilometer nördlich von Antioquia, in Phoenix, Arizona, hatten Wissenschaftler des Banner Alzheimer’s Institute schon seit Jahrzehnten nach Menschen mit genetisch bedingter Demenz gesucht. Amerikas führendes Forschungslabor für Alzheimer-Prävention ist heute der wichtigste Förderer der 100 Millionen Dollar teuren Studie in Medellín.“ Dazu: Es gibt in den USA vier oder fünf führende Forschungsgruppen für die Alzheimerprävention. Das Banner Institute ist eines davon. Die Angaben zur Förderung stimmen auch nicht. Die Studie wird hauptsächlich finanziell gefördert vom National Institute on Aging und Roche/Genentech. Das Banner Institute ist der amerikanische Forschungsstützpunkt, aber nicht der größte finanzielle Förderer. Dies ist laut der Ansprechperson eine „zu krasse Übertreibung, als dass man das stehen lassen sollte.“

-    Zum Ende der Reportage kommt es zu einem weiteren Fehler, wenn Relotius schreibt: „Lopera ist zuversichtlich, dass einer der insgesamt 18 Wirkstoffe, die im Laufe der Studie zum Einsatz kommen könnten, den Amyloid-Befall im Gehirn der Patienten stoppen und damit auch die Krankheit hinauszögern oder gar verhindern werde.“ Dies ist laut der Ansprechperson „Unsinn“. Die beschriebene Studie testet nur einen Wirkstoff. Lopera und die Leute vom Banner Institute haben andere Studien geplant, in denen auch andere Wirkstoffe erprobt werden. Die Studie, über die Relotius schreibt, testet aber nur einen Wirkstoff. Die anderen Studien, die Lopera seitdem gestartet hat, testen drei. Die Zahl 18 könnte Relotius eventuell aufgegriffen haben, als er geprüft hat, wie viele Medikamente in der Alzheimerforschung getestet werden – in dem Fall stimmt die Zahl ungefähr. Zusätzliche Anmerkung der Ansprechperson nach dem Telefonat: „Auch das ist natürlich komplizierter. Wenn man Phase 1 mitzählt, sind es mehr als 18. Aber die meisten Phase-1-Wirkstoffe scheiden im Laufe der Untersuchungen aus. Wenn man nur phase 3 zählt, stimmt es eher.“

-    Fazit: Relotius hat seine Reportage stark zugespitzt und dramatisiert, auch zeugt der Text von einigen faktischen Fehlern. Sehr viele Fakten sind jedoch gut recherchiert und sauber. Ob die beschriebenen Personen aus den Bergdörfern real sind und ob Relotius sie tatsächlich getroffen hat, ist noch offen. Diesbezüglich warten wir noch auf Antwort von Francisco Lopera. Dazu eine Anmerkung: Im Text sind zwei Bilder, die laut Credit von Relotius geschossen wurden. Das eine zeigt laut Bildunterschrift die 16-jährige Laura am Bett ihrer bettlägerigen Mutter. Das andere zeigt laut Bildunterschrift Oscar Poscero und seine kleine Tochter Valeria.

-    Wir warten des Weiteren noch auf eine Antwort von Francisco Lopera bezüglich mancher Anekdoten über ihn. Beispielsweise eine Anekdote über einen Witz über Alzheimer und Krebs, den er seinem Team erzählt haben soll: „Sagt ein Arzt zum Patienten: Es tut mir leid, aber Sie haben Krebs und Alzheimer. Antwortet der Patient: Ich verstehe, na immerhin kein Krebs!“ Oder auch jene Anekdote, laut der Lopera eines Tages von fünf bewaffneten Guerilleros in den Bergen entführt wurde. Laut einem Artikel der New York Times-Reporterin Pam Belluck ist es Lucía Madrigal (eine Lopera assistierende Krankenpflegerin), die von Guerilleros entführt wurde, nicht Lopera. Relotius schreibt in seiner Reportage: „Eines Tages entführten ihn [Lopera] fünf bewaffnete Guerilleros. Er fürchtete nicht um sein Leben, sondern allein um die Blutplasma-Proben und Aufzeichnungen, die er gemacht hatte. 'Macht mit mir, was ihr wollt', sagte er, 'doch sorgt dafür, dass alles davon in die Stadt kommt.'” In der New York Times steht über Lucía Madrigal: „Once, a nurse assisting Dr. Lopera, Lucía Madrigal, was kidnapped by guerrillas while collecting blood for gene testing. 'I do not care how long you retain me,' she said, but 'take care of the samples.'” Link: https://www.nytimes.com/2010/06/02/health/02alzheimers.html

-    Die Ansprechperson verweist als positives Beispiel für eine detaillierte und korrekt geschilderte, nicht unangemessen vereinfachte und dramatisierte Reportage auf die gerade genannte Reporterin Pam Belluck von der New York Times, die ebenfalls über Loperas Arbeit geschrieben hat.

„Eine tödliche Tradition“, Reportage, Cicero Print März 2012
In der NZZ am Sonntag ist ebenfalls eine Reportage von Relotius über die Blutrache in Albanien veröffentlicht worden. Dazu die Recherchen der Kollegen: „Ein anderes Beispiel stammt aus 'Auge um Auge, Blut um Blut', einem Artikel über Blutrache in Albanien, erschienen am 9. Dezember 2012: Der Reporter begleitet einen vermeintlichen Vertreter des Nationalen Versöhnungskomitees, einer albanischen Nichtregierungsorganisation. Dieser Mann, 43 Jahre alt, beschrieben als knurriger Typ mit Wollpullover und Gummistiefeln, heisst im Text Jenva Bashi. Eine Anfrage beim Nationalen Versöhnungskomitee ergibt: Dort hat nie ein Jenva Bashi gearbeitet. Dies bestätigt Gjin Marku, der Leiter der albanischen NGO.“ Link: https://nzzas.nzz.ch/notizen/claas-relotius-frei-erfunden-was-wir-ueber-seine-beitraege-in-nzz-am-sonntag-wissen-ld.1447208

Jenva Bashi kommt auch in der Cicero-Reportage zu dem Thema vor, mit derselben Beschreibung. Relotius beschreibt in der Reportage, wie er gemeinsam mit Bashi eine Familie besucht, die eine Blutrache am Sohn einer anderen Familie ausüben will. Der Part kann so folglich nicht stimmen, wenn Bashi nicht existiert. Da die Reportage so aufgebaut ist, als wäre Bashi der Vermittler zwischen der einen Familie, deren Sohn ermordet werden soll, und der anderen Familie, die den Mord ausüben will, liegt die Vermutung nahe, dass die Protagonisten erdacht sind. Dies ist aber nur eine Mutmaßung.

Einige der Zahlen, die Relotius im Text nennt, scheinen zu stimmen. So sollen tatsächlich seit seit 1991 ungefähr 20.000 Menschen in Blutfehden verwickelt und knapp die Hälfte von ihnen ermordet worden sein. Link: https://www.dw.com/de/albanien-blutrache/a-6526139

Andere Zahlen scheinen nicht zu stimmen: Relotius schreibt, mehr als 1500 Kinder und Jugendlichen lebten isoliert aus Angst vor der Blutrache. Andere schreiben von 200. Link: https://www.dw.com/de/albanien-auch-kinder-leiden-an-folgen-der-blutrache/a-2423939-1.

Auch zieht Relotius einen falschen Spannungsbogen, wenn er impliziert, die Blutrache eskaliere – tatsächlich ist und war sie zum Zeitpunkt des Artikels im Rückgang. Link 1: https://www.dw.com/de/eine-lehrerin-k%C3%A4mpft-gegen-die-blutrache/a-36269004. Link 2: https://www.bbc.com/news/world-europe-41901300

Der Journalist Krsto Lazarevic hat für Übermedien einen (im Tonfall zuweilen wütenden) Text über die Albanien-Reportage geschrieben. Laut Lazarevic „zeichnet [Relotius] ein Bild von den Regionen, aus denen er berichtet, das wenig mit der Realität zu tun hat. Relotius 'Reportagen' bedienen Vorurteile, sind unterkomplex und stellenweise sogar rassistisch.“

Weiter schreibt er: „In seinem Text schreibt er [Relotius] von über 3000 Familien, die im nordalbanischen Shkodra im Blutfehden verwickelt seien. In einer Stadt mit 135.000 Einwohnern würde dies bedeuten, dass ein großer Teil der Bevölkerung in Blutfehden verstrickt wäre. Wenn das stimmt, würde es täglich zur Blutrache kommen, würden jedes Jahr Hunderte ermordet werden und die Bevölkerung sich dezimieren. Dieses Bild zeichnet Relotius von der nordalbanischen Stadt und verstärkt es durch Protagonisten, die er frei erfunden hat. Das ist aber nicht die Realität vor Ort. Shkodra ist eine ziemlich sichere Stadt.“

In seiner Reportage schreibt Relotius: „Am westlichen Ende Shkoders gibt es eine Gegend, die das Blutviertel genannt wird, weil dort vor allem Familien leben, deren Männer von Blutrache bedroht sind und aus den Bergen an den Stadtrand geflohen sind. Vor ein paar Jahren, sagt Bashi, habe die Regierung die kaputten Straßen des Viertels sanieren wollen, doch die Bewohner hätten sich dagegen gewehrt. Solange die Straßen schlecht befahrbar seien, habe es geheißen, könnten die Rächer nicht so plötzlich angreifen.“ Auch schreibt Relotius: „Ein böses Wort, eine harmlose Beleidigung oder ein Streit um Geld reiche heute aus, damit ein Mann den anderen erschlägt.“

Laut Krsto Lazarevic gibt es diesen Ort so in dieser Form nicht, er verweist als Beleg auf einen albanischsprachigen Artikel. Auch wirft er der Passage über Gewalt Rassismus vor. Lazarevic: „Solche Sätze bedienen das Bedürfnis vieler Leser und Redakteure nach Exotik, aber so, wie von Relotius beschrieben, gibt es dieses Viertel in Shkodra nicht. An einer Stelle im Text wird es noch schlimmer, weil er nun beginnt, den Albanern verallgemeinernd negative Eigenschaften zu unterstellen [...] Solche Sätze sind rassistisch, weil sie den Eindruck erwecken, alle Albaner seien potentielle Mörder, die sich nicht unter Kontrolle haben. Es sind Schauergeschichten über wilde Bergvölker im Südosten Europas, die sich allesamt untereinander töten. Das ist nicht nur erlogen, es ist nicht mal gute Literatur. Wer gute Literatur zum Thema Blutrache sucht, dem sei Ismail Kadares Roman 'Zerrissener April' ans Herz gelegt.“. Link: https://uebermedien.de/34075/schauergeschichten-ueber-wilde-bergvoelker-im-suedosten-europas/ Link zum albanischen Artikel: http://dialogplus.ch/sy-per-sy-gjak-per-gjak-a-i-manipuloi-gazetari-gjerman-claas-relotius-edhe-rrefimet-nga-shqiperia-131958

„Kubas Ernst & Young“, Reportage, Cicero Print Juli 2013
Die Reportage über einen kubanischen Steuerberater fand in den vergangenen Wochen große Aufmerksamkeit, dementsprechend viel wurde dazu anderorten geschrieben und recherchiert. Tatsächlich hat sich Relotius von Februar bis März 2013 als Stipendiat der Heinz-Kühn-Stiftung auf Kuba aufgehalten. Mittlerweile hat Relotius das Stipendium zurückgegeben. Link: https://amerika21.de/2019/01/220627/claas-relotius-kuba-cuba-stipendium

Die Angaben zu dem Steuerberater sind widersprüchlich. „Nach seiner aus Steuergeldern finanzierten Reise verfasste Relotius einen Aufsatz im Rahmen einer mehr als 600-seitigen Jahrespublikation mit Kapiteln wie 'Die Revolution verkauft ihre Kinder' und 'Zur Arbeit: Recherchieren in der Diktatur'. In diesem Beitrag kommt auch der angeblich 'erste Steuerberater' der Insel vor, der einmal mit dem Namen 'Ajerez', meist jedoch mit dem Nachnamen 'Ajero' vorgestellt wird; einmal mit dem Vornamen 'Alvarez', einnmal als 'Adolfo'. Der Text über den angeblichen Steuerberater in der Publikation der NRW-Stiftung weist zudem eine Reihe weiterer Fehler und Widersprüche auf.“ Link: https://amerika21.de/2018/12/219609/relotius-spiegel-kuba-kuehn-stiftung-lasc Link zur PDF der Jahrespublikation: http://www.heinz-kuehn-stiftung.de/pdf/jahrb27/jahrb27_14.pdf

Auch Juan Moreno verweist auf Widersprüche (aus demselben Amerika-21-Artikel): „Auch nach Ansicht des Spiegel-Reporters Juan Moreno, der einen der schwerwiegendsten Skandale in der Geschichte des deutschen Journalismus mit aufgedeckt hat, könnte sein ehemaliger Kollege den Bericht über Steuern in Kuba gefälscht haben. Moreno verweist ebenfalls auf den Beitrag über den 'ersten Steuerberater des Inselsozialismus', der im September 2013 in der konservativen Zeitschrift Cicero erschien. 'Ich hatte irgendwann, lange bevor Relotius beim Spiegel anfing, einen Text von ihm gelesen. Es ging um den angeblich ersten Steuerberater im sozialistischen Kuba.' Der Mann verdiene 20.000 Dollar im Halbjahr, und 'Schuhputzer' stünden Schlange, um sich von ihm beraten zu lassen“, schreibt Moreno. Er habe also gedacht: 'Also noch mal, Schuhputzer haben Steuergestaltungsfragen, und das auf Kuba!' In dem Artikel (…) schreibt Relotius, dass 'aus dem Büro am Küchentisch (...) ein boomendes kubanisches Beratungsunternehmen' entstanden sei. Sein Protagonist verdiene nun mehr als in seinem ganzen Leben als Fahrlehrer, fügte er in dem für ihn typischen lyrischen Stil hinzu: 'Er kann einen in Verzweiflung stürzen und manchmal doch so süß schmecken, der Kapitalismus.'“

Dazu auch direkt aus Morenos Text im Spiegel: „Ich hatte irgendwann, lange bevor Relotius beim SPIEGEL anfing, einen Text von ihm gelesen. Es ging um den angeblich ersten Steuerberater im sozialistischen Kuba. Der Mann verdiene 20.000 Dollar im Halbjahr, und 'Schuhputzer' stünden Schlange, um sich von ihm beraten zu lassen. Ich dachte: 'Also noch mal, Schuhputzer haben Steuergestaltungsfragen, und das auf Kuba!' Genau. Man muss sich das wie eine Impfung vorstellen. Wer heute einen Claas-Relotius-Text liest, wird sich fragen, wie dämlich der SPIEGEL und all die Preisjurys gewesen sein müssen, um den Unfug zu glauben. Es liest sich absurd, die Detailfülle, die Genauigkeit. Es liest sich ausgedacht. Jetzt.“ Link: http://www.spiegel.de/spiegel/fall-claas-relotius-wie-juan-moreno-den-betrug-aufdeckte-a-1245063.html

[Aktualisierung am 03.02.19] Relotius beschreibt außerdem eine Begegnung mit dem Ökonomen Oscar Espinosa Alvarez. Der Ökonom und Dissident Oscar Espinosa Chepe, der damit wohl gemeint sein könnte, ist im September 2013 gestorben. Cicero-Leser haben dies als Beleg dafür gesehen, dass die Begegnung nicht stattgefunden habe. Relotius war aber von Februar bis März 2013 auf Kuba, als Espinosa also noch lebte. Espinosa ist allerdings nach schwerer Krankheit in Spanien gestorben, und es ist fraglich, ob er wenige Monate zuvor noch Relotius getroffen hat. Anmerkung: „fraglich“ ist eine spekulative Wertung und reine Mutmaßung. Chepe soll jedoch bereits im Frühjahr 2013 nach Spanien ausgereist sein. Falls Relotius tatsächlich den Ökonomen Oscar Espinosa Chepe meint: Die Beschreibungen ähneln zumindest dessen Lebensgeschichte: „In der Bar La Floridita, in welcher der Legende nach Hemingway den Daiquiri für sich entdeckte, sitzt der Ökonom Oscar Espinosa Alvarez, 46, an der holzvertäfelten Bar. Er stochert in seinem ersten Drink seit 14 Monaten. So lange saß er im Gefängnis, weil er auf dem Höhepunkt der Krise im kubanischen Fernsehen gefragt hatte, wie es sein könne, dass eine Bananenrepublik nicht in der Lage sei, der darbenden Bevölkerung wenigstens ausreichend Bananen zur Verfügung zu stellen?“ Dazu: Oscar Espinosa Chepe war im Februar/März 2013 nicht 46, sondern 72 Jahre alt. Außerdem saß Chepe zwar in Haft, allerdings nicht 14, sondern 20 Monate. Er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, jedoch aus gesundheitlichen Gründen früher freigelassen. Er wurde wegen seiner angeblichen Tätigkeit als Söldner für die US-Regierung verhaftet, die er jedoch bestritt. Fazit: Die Figur des Oscar Espinosa Alvarez wirkt wie eine fiktionale Figur, die auf der Grundlage des Lebensweges einer realen Persönlichkeit erdacht wurde. Link zum Tod Chepes: https://www.nytimes.com/2013/09/26/world/americas/oscar-espinosa-chepe-cuban-economist-and-critic-of-castro-dies-at-72.html Link zur Ausreise Chepes: http://www.taz.de/!5050737/

Sollten Sie oder betroffene Protagonisten und Interviewpartner außerdem sachdienliche Hinweise zu einzelnen Texten haben, bitten wir darum, uns diese an redaktion@cicero.de zukommen zu lassen. Für die bisher eingegangenen Hinweise bedanken wir uns.

Ihre Cicero-Redaktion

 

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Ernst-Günther Konrad | Mi., 30. Januar 2019 - 12:34

ich habe, wie seinerzeit in meinem Kommentar zum Fall. C.R. meine Erwartung wiedergefunden, dass Ihr selbst recherchiert bzw. mit Kollegn anderer betroffener Medien den Dingen auf den Grund geht. Natürlich kann man als Jounalist auch belogen werden und wenn einer gut ist, kann er dies so tun, dass es groben Überprüfungen stand
hält. Gerade Vorortrecherchen allein durchgeführt oder Einzelinterviews sind geeignet, wenn man lügen will, dies zu tun. Was ich aber grundsätzlich bis heute nicht verstehe ist die Tatsache, dass niemand gemerkt hat, das Personen erfunden sind, Interviews nicht stattgefunden haben, das es C.R. zum Teil gelungen ist allein zu agieren ohne Fotograf und ohne Abrechnungen von Kosten immer die "tollsten" Sachen machen zu können. Die Redaktionen sollten sich überlegen, ob bestimmte Reportagen nicht grundsätzlich dem Vier-Augen-Prinzip unterworfen werden. Auch, wenn es etwas mehr kostet. Der Schaden und das Misstrauen durch C.R. verursacht ist unermeßlich.

Jens Rotmann | Mi., 30. Januar 2019 - 12:59

Die Sache wurde vom Spiegel zum Fall Relotius "runtergerechnet". Für mich ist ein Fall Spiegel ! Die Redaktion hat diese Märchengeschichten ungeprüft durch gewunken und stilisiert ihre nachträgliche Recherche jetzt noch zum journalistischen Highlight . Wahrscheinlich ist Relotius nur die Spitze vom Eisberg im deutschen Blätterwald. Cicero ausgenommen.

Markus Michaelis | Mi., 30. Januar 2019 - 13:32

Was mich erstaunt ist, dass es anscheinend relativ einfach zu sein scheint Interviews abzuändern oder ganz frei zu erfinden. Wie kann das eigentlich sein? Die Wahrscheinlichkeit sollte doch recht hoch sein, dass der Interviewte, sein Agent oder ein sonstiger Vertrauter das Interview liest und dagegen vorgeht. Kommt das nicht vor? Wird es von den Zeitungen abgeblockt?

Petra Reis | Mi., 30. Januar 2019 - 14:48

es gibt einen Spruch hier in Deutschland der lautet wie folgt: wer einmal lügt , dem glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht. Sorry, diesem Herren kann man nichts abkaufen, auch wenn es diesen TÜV gibt.

Inge Meier | Mi., 30. Januar 2019 - 16:41

Ist ja schön, dass Cicero sich hier um Aufarbeitung bemüht. Aber es ist auch erschütternd zu sehen wie leicht es ist Fakten zumindest -teilweise- zu verdrehen und damit durchzukommen! Will hoffen Relotius ist absolut eine Ausnahme....

Thomas Bode | Mi., 30. Januar 2019 - 17:16

Weil nicht alles Fake war ist es untrem Strich "gemischt"? Witzig. Wenn ich Wein verkaufe der nicht nur aus roter Farbe und Glykol besteht, sondern teils sogar aus Wein ist das einerseits-andererseits?

Harald Pflüger | Mi., 30. Januar 2019 - 21:21

Gerade die perfide Mischung macht es ja: Mal alles erfunden, mal ein Teil, mal alles in Ordnung. Und mal Hand aufs Herz: Wer recherchiert schon einem Rechercheur ständig hinterher. Klingt vielleicht altbacken, aber da greift doch das gute alte Vertrauen. Es ist allerdings eine zarte Pflanze. Wird sie einmal beschädigt, wächst sich das nicht so einfach aus. Nun sollen wir aber Journalisten auch nicht so überhöhen, als seien sie die Entdecker und Bewahrer vieler Wahrheiten. Das sind sie ebenso wenig wie sie permanente Lügner sind. Und das gilt für uns alle, oder? Ortega y Gasset ordnete den Menschen ein als "ni angel, ni bestia", nicht Engel und nicht Bestie. Wer sich dem Phänomen der Lüge intellektuell wie unterhaltsam nähern möchte, dem sei die "Weltgeschichte der Lüge" von Dieter Hildebrandt und Roger Willemsen ( 2 CDs) aus 2007 sehr empfohlen. Da werden Kaliber aufgefahren, gegen die C.R. ein ganz kleines journalistisches Kirchenlicht ist, eher ein Armleuchter.

Fritz Gessler | Mi., 30. Januar 2019 - 22:43

und CICERO ist da mittendrin. wer nun wirklich glaubt, relotius sei ein bedauerliche einzelfall, dem ist nicht zu helfen.
btw, worin besteht eigentlich der job von chefredakteuren, verantwortlichen & ähnlichen wichtigtuern? vielleicht einmal die artikelchen/interviews/glossen ihrer (freelance/festbesoldeten) shooting stars auf WAHRHEIT zu überprüfen?

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 31. Januar 2019 - 09:43

haben, in dem ein Junge den Bürgerkrieg in Syrien auslöst.
Das kam mir vor wie "asymmetrische Kampfführung", ich hielt es für einen Propagandaartikel der Rebellenseite in Syrien, der vor allem auf Mitleid pocht, aber eben "KÄMPFT", Kampf legitimiert von der schwächsten Stelle der Gesellschaften her, den Kindern.
Ich mag schon nicht, wenn in der Werbung "Knirpse" erklären, warum "Mutti die richtige Versicherung gewählt hat", aber es scheint mir evtl. das Niveau, auf dem Politik heutzutage auch verhandelt wird und zugegeben fand ich das Lied "Kinder an die Macht" furchtbar, weil ich Kinder nicht mit Macht assoziiere.
Dieser Stil missfällt mir bei den Grünen und ich weiss nicht, welchem Umstand wir es zu verdanken haben, dass die Linke damit noch nicht angefangen hat.
Unser Bundespräsident bekommt derzeit keine gute Presse.
Deshalb möchte ich mein Fernseherlebnis kundtun, bei dem Herr Steinmeier in Addis Abeba mit Politikern zusammensass.
Keine Kinder, keine Mutti, POLITIK

Michael Studer | Fr., 1. Februar 2019 - 18:01

Auch wenn Cicero von den zahlreichen Presse-Protagonisten für mich gefühlt am anständigsten agiert, möchte ich es in meine Bitten an alle Journalisten mit einbeziehen:

Wir brauchen Pressefreiheit, aber keine Narrenfreiheit. Wer Fakten erfindet oder bewusst manipulativ einseitig darstellt, muss klare und öffentliche Sanktionen bekommen.

Wir brauchen in einem kompetenzerweiterten Presserat Journalismusprüfer, die in Stichproben / unregelmäßigen Abständen Berichte und Artikel auf Herz und Nieren prüfen. Wer nicht besteht, wird öffentlich gemacht und muss an gleicher Stelle und in ähnlicher Länge eine Richtigstellung bringen.

Wir brauchen wieder die alten journalistischen Sorgfalts-Werzeuge. Zitate richtig kennzeichnen. Vermutungen als solche benennen. Vermeidung tendenziöser Füllwörter. Dazu Zahlen, Daten, Vergleichswerte.

Das wird dann zu trocken, das liest keiner mehr? Sehe ich anders.

Cicero, bitte geht, noch konsequenter, mit gutem Beispiel voran.