Schätzungsweise 100.000 Menschen fanden sich am 4. April 1976, dem Tag des Tsching Ming-Festes (Totenverehrung), auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tien An Men) in Peking ein, um gegen die geplante Absetzung des stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten Deng Xiaoping zu demonstrieren
100.000 Menschen demonstrierten 1976 in Peking gegen die Absetzung des Vize-Ministerpräsidenten Deng Xiaoping / picture alliance

China - Wankender Riese

Vor 40 Jahren wurden die Weichen gestellt für Chinas Weg zur wirtschaftlichen Supermacht. Doch jetzt stößt das Erfolgsmodell an seine Grenzen. Der Handelskrieg mit den USA bedroht nicht nur die Früchte der Reformpolitik, sondern stellt auch die Grundlagen des gesamten postmaoistischen Systems infrage

Autoreninfo

Klaus Mühlhahn ist Präsident der Zeppelin Universität in Friedrichshafen und Inhaber des dortigen Lehrstuhls Moderne Chinastudien.

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Am 13. Dezember 1978 hielt Deng Xiaoping am Ende einer einmonatigen Vorbereitungskonferenz für das historische Dritte Plenum des Elften Zentralkomitees, das vom 18. bis zum 22. Dezember in Beijing tagen sollte, eine sorgfältig durchdachte, genau kalkulierte Rede. Damit sollte in China nicht nur ein riskanter Bruch mit der maoistischen Vergangenheit gewagt, sondern auch eine neue Ära von Reform und Öffnung eingeläutet werden.

Es sei an der Zeit, konstatierte Deng, dass die Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas „ihren Geist emanzipieren, die Köpfe benutzen, die Wahrheit in den Tatsachen suchen und gemeinsam in die Zukunft schauen“. Er kritisierte, dass sich viele Parteimitglieder an „Buchwissen“ klammerten und gewohnt seien, „ihre Fahne in den Wind zu hängen“. Konservativismus und das Anbeten von Schriften müssten aber überwunden werden, um China zu einem „modernen und mächtigen sozialistischen Staat“ zu machen. Aber Deng machte auch unmissverständlich klar, dass Pragmatismus niemals den politischen Führungsanspruch der Kommunistischen Partei Chinas infrage stellen dürfe.

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Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 13. Dezember 2018 - 12:21

vor Weihnachten viel zutun.
Das wäre schon sehr schade für die Chinesen selbst und selbstverständlich für die neugierige und geneigte Weltöffentlichkeit.
Ich sehe mich gerade in die tollen, aufwändig produzierten chinesischen Groß-Serien ein, die man auf Netflix sehen kann, neben sehr vielen asiatischen Filmen.
An wem liegt es, dass man bei Tele 5 "mehr" russische Filme sehen kann als auf Netflix?
Die schönen weihnachtlichen US-Filme schaue ich auch mit Interesse:)

Annette Seliger | Fr., 14. Dezember 2018 - 09:23

Guten Tag Herr Mühlmann, Sie haben in ihrer "Meinung" vergessen zu erwähnen, dass der "Handelskrieg" von den Amerikaner initiiert wurde. Niemand hat die Amerikaner gezwungen in China einzukaufen und es stellt sich doch zuerst einmal die Frage wo denn der ganze Gewinn geblieben ist, den die amerikanischen Unternehmen mit den Produkten aus China erzielt haben. Zugegeben die chinesischen Unternehmen sind stark verschuldet, aber der Staatshaushalt in China ist mehr wie solide. Die Währungsreserven liegen bei über 3 Billionen Euros und hinzu kommen noch die 1 Billion U.S. Staatsanleihen.
Ein wankender Riese ist das nicht.
Gefährlicher ist es in den U.S.A.. Der aktuelle Boom resultiert aus der Steuerreform. Die Exportquote ist nach wie vor niedrig, die Menschen sparen zu wenig und mit vielen Ländern liegt Trump im Clinch. Die U.S.A. sind für Investitionen unberechenbarer - im Gegensatz zu China.
Chinesen denken nicht in demokratischen Rhythmen. Trump ist für die ein temporäres Ereignis.

Hans Bethe | Fr., 14. Dezember 2018 - 13:06

Hallo,

mein Arbeitgeber hat gerade in China ein Produktionswerk gebaut, welches das modernste ist, welches der Konzern betreibt. Dagegen ist unser US Werk ein Schrotthaufen.

Und immer wenn ich aus China zurück nach Deutschland komme, fühle ich mich wie in einem 3. Welt Land. Aber China soll uns ja bekanntlich folgen (siehe Energiewende). Letzten Sonntag habe ich mit 3 chinesichen Kollegen auf einem Parkplatz im Südwesten geparkt. Die fanden es drollig, dass ich ein Parkticket gezogen und mit Münzen bezahlt habe! In China bezahlt man mit WeChat auf dem Smartfone (Ich hab einen Account).

Konzern intern wird auch klar kommuniziert, das der EU und US Markt gegenüber Asien und Indien uninteressant wird.

Ich würde gerne mal ein paar Politiker mit auf Dienstreise nehmen. Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall.

Hans