
- Warum die CDU gegen ihre Zukunft im Osten gestimmt hat
Mit der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur Parteivorsitzenden hat die CDU eine strategische Fehlentscheidung gefällt. Bei den kommenden Landtagswahlen im Osten dürfte die Spaltung des Landes zementiert werden. Ein Gastbeitrag von Christoph Ernst
Das war's. Das große Demokratieexperiment der CDU. Die Partei hat sich für ein tapferes „Weiter so“ entschieden. Annegret Kramp-Karrenbauer ist kein Neuanfang, sondern die Fortsetzung des Alten mit anderen Mitteln. Mit ihr bleibt auch Angela Merkel Kanzlerin. Damit, fürchte ich, hat die CDU eine strategische Entscheidung gegen ihre eigenen Interessen gefällt, eine Entscheidung gegen ihre Selbsterhaltung. Denn sie hat gegen ihre Zukunft im Osten gestimmt und für die Grünen als künftige Koalitionspartner. Denen liefert sie sich nun auf Gedeih und Verderb aus. Bei den Landtagswahlen nächsten Herbst in Brandenburg, Sachsen und Thüringen dürfte die AfD kräftig zulegen. Die Spaltung des Landes wird zementiert.
Merkels letzter großer Sieg
Man kann die Wahl Kramp-Karrenbauers als letzten großen Sieg Merkels sehen, dieser vom Wesen her extrem unpolitischen Kanzlerin, die nur Machtimpulsen gehorcht, nicht in historischen Dimensionen denkt und bedenkenlos kulturelle Identitäten zerstört, weil sie selbst keine hat. Friedrich Merz und Jens Spahn hätten ihre Herrschaft gefährdet, durch ihre schlichte Präsenz auf Merkels Bilanz hingewiesen und so dringend nahegelegt, dass sie endlich geht und die Bühne frei macht für einen Kurswechsel. Nun darf sie bleiben. Sollten die Folgen ihres Handelns je zu offensichtlich werden, kann sie sich immer noch aus der Affäre ziehen, zumal vordergründig nicht ja nicht mehr sie, sondern ihre Nachfolgerin die Verantwortung trägt. Deshalb war Kramp-Karrenbauer ihre Wunschkandidatin.