Bassam Tibi
Bassam Tibi: „Beim Bild des Muslim pendeln die Deutschen zwischen den Extremen“ / picture alliance

Deutschland und der Islam - „Wir Muslime sind doch normale Menschen“

Die Deutschen, auch ihre Wissenschaftler, sehen den Muslim entweder als unterlegenen Gewaltmenschen oder als „edlen Wilden“. Nichts davon ist wahr, schreibt Bassam Tibi in seinem Essay

Autoreninfo

Bassam Tibi hat in den Jahren 2007-2010 als erster Muslim am Center for Advanced Holocaust Studies in Washington D.C. als Resnick Fellow seine zuvor in 22 islamischen Ländern betriebene Forschung in dem Buch „Islamism and Islam“  zusammengefasst, das Yale University Press 2012 veröffentlichte. Darin argumentiert er mit Beweisen, wie die Islamisierung des Antisemitismus erfolgt. Tibi ist auch Mit-Autor des von Charles Small herausgegeben fünfbändigen Standardwerks „Global Antisemitism“ (New York 2013) und veröffentliche auch ein Kapitel in dem Buch „Yale Papers on Antisemitism“ (New York 2015).
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Ein unbeteiligter Beobachter, der die Wahrnehmung „des Muslim“ als homo islamicus in der deutschen Perzeption des Fremden verfolgt, gerät zuweilen in Unsicherheit darüber, was er überhaupt vernimmt. In dieser Unsicherheit stellt man sich eben verunsichert die Frage: Was ist denn dieser homo islamicus für ein Mensch? Ist er etwa der gleichermaßen verteufelte und dem Europäer rassenpsychologisch unterlegene Gewaltmensch des Dschihad? Oder ist er gar das Gegenteil hiervon, also ein dem Europäer überlegener homo islamicus, der wegen freier Sexualität zu verherrlichen ist? Und gibt es überhaupt diesen homo islamicus?

In beiden Fällen der Verteufelung oder Verherrlichung haben wir es eindeutig mit Extremen von Fremdbildern zu tun. Fremde Menschen werden entweder ganz negativ oder ganz positiv eingeordnet. Der Stereotyp des homo islamicus steht als Exempel dafür. Bei dieser Sichtweise scheint es sich um Schöpfungen der deutschen Islamwissenschaft zu handeln, die diese kulturellen „Images“ vom Anderen mit Besessenheit pflegt. Edward Said verwarf das negative westliche Bild vom homo islamicus als „Orientalismus“. Said und seine Anhänger kehrten jedoch das negative Bild positiv um. Der in Damaskus geboren und in Yale ausgebildete Philosoph Sadik J. al-Azm sieht darin nur einen „orientalism in reverse“, also keine Befreiung von den westlichen Vorurteilen des Orientalismus, sondern allein ihre Umkehrung.

Rassistisches Menschenbild des homo islamicus

Das rassistische Menschenbild vom homo islamicus findet man in den zweibändigen Islamstudien von Carl Heinrich Becker. Dieser deutsche Rassist gilt als Begründer der deutschen Islamwissenschaft, er avancierte später zum preußischen Kultusminister. Das entgegengesetzte Extrem gedeiht bei den manchen Islamwissenschaftlern; diese sprechen vom homo islamicus als sexuell freien Menschen. Dieses Muslim-Bild findet man in dem Buch „Kultur der Ambiguität“ von Prof. Thomas Bauer. Dieses Buch hat den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhalten. Was stimmt denn nun?

Ich habe als Muslim aus Syrien in Frankfurt neben meinem Studium der Kritischen Theorie bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno auch Islamwissenschaft bei Rudolf Sellheim studiert. Doch in meinen reifen Jahren seit den 1980er Jahren habe ich eine Alternative dazu in drei Buchtrilogien entfaltet. Diese Alternative nenne ich: Islamologie. Das ist kein Fremdwort für Islamwissenschaft, sondern eine neue Disziplin. Mit diesem Hintergrund möchte ich mein Wissen über den Gegenstand, das ich gleichermaßen in drei Welten – in Deutschland, in den USA und in der Welt des Islam – erworben habe, zur Beleuchtung der gestellten Fragen heranziehen.

Der grundlegende Gedanke bei der anstehenden Auseinandersetzung mit dem deutschen Islambild am Beispiel der deutschen Islamwissenschaft betrifft das Verhältnis der Deutschen zu den Fremden im Kontext des Wandels von Fremdbildern. Anders formuliert: Ich wage zu sagen, dass die deutsche Islamwissenschaft mich nicht so sehr als akademische Disziplin interessiert, sondern als Feld der Spannung der deutschen Bilder von Muslimen im Pendeln zwischen dem homo islamicus als rassistisch unterlegener Gewaltmensch vs. dem Muslim als „Bon Sauvage“ (edlem Wilden) mit einer diesmal überlegenen „Kultur der Ambiguität“. Wir sind also wieder beim deutschen „Pendeln zwischen den Extremen“. Ich behaupte dies: Wir Muslime sind doch normale Menschen, unter uns befinden sich gute wie schlechte Menschen. Wir sind also weder Gewaltmenschen noch bisexuelle „lovers“ mit einer „Kultur der Ambiguität“.

Den Deutschen den Spiegel vorhalten

Mit diesen Ausführungen halte ich als ein in Deutschland als Migrant lebender Muslim „den Deutschen“ den Spiegel vor. In Deutschland redet man heute vom Bedarf, Respekt für andere Kulturen aufzubringen; einen Respekt, der bei manchen so weit geht, dass diese sogar für Kopftuch und für Burka als angebliche Scharia-Vorschriften eintreten. Ich bin ein liberaler Muslim und bitte um Respekt für weit weniger: nur um Respekt für meinen nichtdeutschen, also kulturell-orientalischen Schreibstil, der sehr persönlich ist. Ich bin ein arabisch-muslimischer Wissenschaftler, der die deutsche Abstraktion vom Menschen im Namen von Sachlichkeit nicht gutheißt; für mich lasse ich eine solche Verneinung des konkreten Menschen nicht gelten.

Mein Gegenstand bei der Anfertigung dieses Artikels ist der Versuch, als Muslim und Wissenschaftler zu verstehen, wie Deutsche anhand ihrer Islamwissenschaft mit der islamischen Zivilisation umgehen, aus der ich komme. Ich schaffte es als erster Syrer in der deutschen Geschichte, einen Lehrstuhl an einer angesehenen deutschen Universität, also in Göttingen, zu bekommen. Dies war in der Politikwissenschaft möglich, nicht aber in der damals rassistisch dominierten Islamwissenschaft. Selbst in der liberalen deutschen Sozialwissenschaft habe ich es nicht geschafft, dieselbe wissenschaftliche Anerkennung wie ein Einheimischer zu bekommen. Mit diesem Hintergrund nahm ich Abstand zu Deutschland; und ich ging in die USA zum Ort meiner dritten Sozialisation. Meine wissenschaftliche Karriere fand in den USA an Ivy-League-Universitäten ab 1982 erst in Harvard, dann bis 2010, also bis zum Ende meiner akademischen Laufbahn an der Cornell University statt. Ich erwähne dies deshalb, weil ich in den USA Abstand zum deutschen Islambild gewinnen konnte.  

Unterschiede zwischen Islamwissenschaft und Islamologie

Zwischen 1982 und 1996 hatte ich in Harvard in dem großen islamisch-irakischen Gelehrten Muhsin Mahdi einen vorzüglichen Mentor gefunden, der mich beim Schreiben meiner islamischen Ideengeschichte „Der wahre Imam“ geleitet hat. Professor Mahdi hatte bis zu seinem Tod 2007 den Lehrstuhl für islamische Philosophie an der Harvard University inne. Neben Mahdi war Maxime Rodinson von der Sorbonne der zweite Islamwissenschaftler, der einen großen geistigen Einfluss auf mich hatte in dem Prozess, mich von der deutschen Islamwissenschaft zu befreien. In den USA habe ich unter diesen Einflüssen in den 1980er Jahren meine erste Buchtrilogie zur Grundlegung der neuen Wissenschaftsdisziplin der Islamologie vorgelegt. Ich wiederhole meinen Anspruch: Für mich ist Islamologie die Alternative zur Islamwissenschaft. Worin bestehen die Unterschiede zwischen der altkolonialen deutschen Islamwissenschaft und der von mir begründeten Islamologie? Ein Unterschied ist politisch, der andere ist wissenschaftlich-methodologisch; es sieht wie folgt aus:  

1. Im Gegensatz zur deutschen Islamwissenschaft mit ihrer altkolonialen Verankerung ist Islamologie im Sinne von Maxime Rodinson eine entkolonialisierte Islamforschung.

2. Im Gegensatz zur philologisch-kulturwissenschaftlichen Islamwissenschaft ist die Islamologie methodisch und inhaltlich eine historisch-sozialwissenschaftliche und religionskritische Disziplin.

Doch wie ordnen deutschen Islamwissenschaftler die Zivilisation, in der ich sozialisiert worden bin, ein? Wandel erfolgt durch Veränderung und dies geschieht auch für die Wissenschaft, etwa durch Paradigmenwechsel; hat es in den vergangenen Jahrzehnten ein Wandel dieser Art in der deutschen Islamwissenschaft gegeben?

Ich betone mit allem Nachdruck, dass es mir hier nicht um klassisch-wissenschaftliche Fragen geht, wenn ich von dem erkenntnisleitenden Interesse in meinem Denken spreche. Mein Kampf um Anerkennung als Muslim im deutschen Wissenschaftsbetrieb leitete meine Erkenntnis bei der Suche nach Anschluss an die internationale Orientalismus-Debatte. Dies tue ich mit der Frage, wie sich die deutsche Islamforschung und somit deutsche Islambilder durch diesen Anschluss verändert haben. Wieder muss ich zwei Aspekte näher beleuchten:

Der erste Aspekt bezieht sich auf die Wissenschaftssystematik; es ist durch die bisherigen Ausführungen klar geworden, dass an der deutschen Universität die Islamforschung Islamwissenschaft heißt. Diese ist eine weitgehend philologische Disziplin, die in Arabistik, Turkologie, Iranistik, etc. untergliedert ist. Man nannte diese philologischen Fächer zu meinen Studienzeiten in den 1960er Jahren Orchideenfächer der Kulturwissenschaften. Unter dem politischen Einfluss der islamischen Migration nach Europa gewinnen diese Randfächer heute eine besondere Bedeutung und bewegen sich hierbei vom Rand zum Zentrum. Dies geschieht jedoch ohne Paradigmenwechsel und ohne Änderung der politisch folgenreichen Wissenschaftssystematik.

Im deutschen Geschichtsbild haben Araber keinen Platz

Im Gegensatz zu Deutschland sind die Islamic Studies in den USA in die Fakultäten der großen Disziplinen eingegliedert. Als studierter Sozial- und Islamwissenschaftler habe ich in meinen Harvard-Jahren mit großem Neid darüber gestaunt, dass etwa allein in Harvard‘s Fachbereich Geschichtswissenschaft drei große Lehrstühle für islamische Geschichte eingerichtet waren. Ich fragte mich 1982 und tue es heute 2016 immer noch, warum islamische Geschichte nicht innerhalb der deutschen Geschichtswissenschaft gelehrt und erforscht wird. Die Antwort auf diese Frage gab mir der deutsche Islamwissenschaftler Barber Johansen, als wir beide an der University of Calgary/Alberta/Canada an dem Forschungsprojekt „Middle Eastern Studies. International Prospectives“ mitwirkten.

Unter demselben Namen des Projektes ist 1990 ein Buch in New York erschienen. In seinem Kapitel zum gleichnamigen Buch schreibt Barber Johansen offen und kritisch, dass die deutsche Geschichtswissenschaft seit Ranke und Meinecke nur eine Weltgeschichte anerkennt, zu der ausschließlich germanische und romanische Völker gehören. Johansen führt in aller Klarheit aus, dass Araber und Muslime nach diesem Geschichtsverständnis nicht zur Weltgeschichte gehören. Mit diesem kritischen Denken konnte Johansen sich an der deutschen Universität nicht mehr halten; er ging zunächst nach Paris und vor dort wurde er an die Harvard University berufen, wo er bis heute wirkt.

Es kommt noch schlimmer, es wird behauptet, diese Völker hätten gar keine Geschichte und gehörten daher nicht zur deutschen Geschichtswissenschaft. Es gibt im Englischen hierfür die Kategorie „People without Histoy“.  

Der zweite Aspekt betrifft die Ideologiekritik vom Herrschaftsdenken in der deutschen Islamwissenschaft, die gleichermaßen alt-kolonial und rassistisch vorbelastet ist. Wie eingangs hervorgehoben, versuchen heutige junge Islamwissenschaftler dieser Belastung zu entkommen; sie verfallen jedoch in das Gegenteil, also in das deutsche, von Plessner beschriebene „Pendeln zwischen den Extremen“. Seit der Veröffentlichung von Edward Saids Buch „Orientalism“ 1978 wurde eine Debatte losgetreten, die ich im Kapitel „Orientalismus-Debatte“ in meinem Buch „Einladung in die islamische Geschichte“ zusammenfasse. Im Rahmen dieser Debatte hat sich die akademische Welt in Bezug auf den Islam global und radikal verändert.

Mit Edward Said kam der Wandel

Seit jener Zeit der frühen 1970er Jahre hat der Aufstieg des Politischen Islam zu einer globalen Explosion der Islamic Studies geführt. Auch in Deutschland sind die Islamwissenschaften kein Orchideen-Fach mehr. Viele Studenten mit Migrationshintergrund studieren Islamwissenschaft in der Hoffnung auf eine bessere Karriere, zumal die „Drittmittel“ zur Finanzierung der Islamwissenschaften permanent wachsen. Wissen wir hierdurch mehr über den Islam? Die ehrliche Antwort ist: nein. Während des Golfkrieges 1991 musste ich mich über deutsche Professoren der Islamwissenschaft belustigen, die mit Textstellen aus dem Koran damalige politische Geschehnisse, etwa die Dschihad-Deklaration von Saddam Husein, erklären wollten.

Der Wandel begann ungefähr mit der Veröffentlichung von Edward Saids Buch. Obwohl Edward Said ein sehr hohes Ansehen bei mir genießt, kann ich seine Orientalismus-Kritik nicht voll teilen, eben wegen der Gefahren, die ihr inhärent sind. Eine dieser Gefahren nannte Sadiq J. al-Azm „orientalism in reverse“, also eine Umkehrung des Orientalismus. Zum besseren Verständnis dieser Kritik erlaube ich mir hier eine Parallele, nämlich Frantz Fanons „Les Damnés de la Terre“ und dem dazugehörigen Vorwort von Jean-Paul Sartre. Fanon zeigte in jenem Buch, dass Afrikaner auf den weißen Rassismus mit einem schwarzen Rassismus reagieren, indem sie das Schwarz-Sein heiligen statt dieses eben als rassistisch zu überwinden. Sartre nannte dies „antirassistischen Rassismus“. Ähnlich kann es der Orientalismus-Kritik von Said passieren und in der Tat – es ist schon passiert im postmodernen Saidismus.

Schriftgläubigkeit deutscher und muslimischer Wissenschaftler

Mein Mentor Maxime Rodinson hat in seinem Buch „La fascination de l’Islam“ vor einer Ideologisierung der Orientalismus-Kritik gewarnt und hervorgehoben, dass die Befreiung vom orientalistischen Geist nicht allein auf das Ideologische beschränkt sein darf, eben weil ein wissenschaftlicher Wandel dazu auch erforderlich ist. Er nannte das auf Französisch „la fin de l‘hégémonie de la philologie“. Diese Dominanz der Philologie ist nicht nur wissenschaftlich, denn der Skripturalismus, den sie beinhaltet, begründet auch eine politisch-religiöse Schriftgläubigkeit sowohl deutscher Islamwissenschaftler als auch der Muslime. Ich behaupte schroff, dass man hierbei nicht klar zwischen einem islamischen Salafisten und einem deutschen Islamwissenschaftler unterscheiden kann; beide sind auf den Text getreu dem Credo sola scriptura fixiert. Genau dies hatte ich im Blick, als ich die Islamologie begründete, um die Islamforschung vom philologischen Fokus hin zur sozialwissenschaftlichen Erforschung islamischer Realitäten umzusteuern.

Auf dem Jahreskongress der Middle East Studies Association in Chicago habe ich vor 2000 Hörern Edward Said eine Frage über die auseinander zu haltenden zwei Ebenen, nämlich Entkolonialisierung und Paradigmenwechsel (vgl. die oben angesprochenen zwei Aspekte) – leider hat er die Frage nicht beantwortet.  

Eintopf-Islam, den es nicht gibt

Said und die Orientalisten haben trotz aller Feindschaft eine Gemeinsamkeit: Beide reden vom Islam im Singular, also von einem Eintopf-Islam, den es in der Realität einer kulturell und religiös weitgehenden vielfältigen Zivilisation gar nicht gibt.

Fakt ist nun folgendes: Es gibt mehrere Islame und einer davon ist der Aufklärungs-Islam, für den wir liberale Muslime eintreten. In der Vergangenheit, zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert wurde dieser vom islamischen falsafa-Rationalismus gegen den Scharia-Islam der fiqh-Orthodoxie und gegen Abtrünnige wie al-Ghazali vertreten. In der modernen Geschichte wird dieser Aufklärungs-Islam seit 1925 vom „enlightened Muslim thought“ repräsentiert. Diese Denkschule beginnt mit dem Werk von Ali Abdarrraziq und hat ihren Höhepunkt als neuzeitlicher islamischer Rationalismus im Werk des marokkanischen Philosophen Mohammed Abed al-Jabri, der 2010 in Rabat gestorben ist. Er schließt am mittelalterlichen islamischen Aufklärungsversuch von Ibn Ruschd/ Averroes (1126-1198) an.

Ein islamischer Aufklärer aus dem Irak, Ali Allawi, hat al-Jabri in einem Buch über die Islamkrise als „the most significant muslim thinker of the age“ gewürdigt. Sowohl al-Jabri als auch Allawi haben die Gemeinsamkeit diese Botschaft zu überbringen: Muslime befinden sich in einer Krise und es wäre eine grobe Vereinfachung, den Westen hierfür verantwortlich zu machen; eine vielversprechende Zukunft für die Muslime könne nur darin bestehen, in sich selbst kritisch hineinzuhorchen, die Krise zu verstehen und den Averrorismus als islamische Denkweise des Rationalismus neu zu beleben. Al-Jabri schreibt in einem seiner Werke, eine bessere Zukunft für Muslime könne „only be Averroist“ sein. Es ist schlicht empörend, zu sehen, wie diese innerislamische Diskussion von deutschen Islamwissenschaftlern übergangen und mit keinem Wort erwähnt wird; sie scheint deutschen Islamwissenschaftler nicht bekannt zu sein.

Warum Aufklärung im Islam?

Warum Aufklärung für die islamische Zivilisation? Eine islamische Akkommodation der Aufklärung wird als westliche Nachahmung diskreditiert. Wir Aufklärungsmuslime widersprechen jedoch heftig. Die Fragen lauten: Was ist Aufklärung? Und warum soll diese für uns Muslime von Belang sein?  Mein akademischer Lehrer in Frankfurt war Jürgen Habermas, der auf die Frage nach der Aufklärung folgendes in seinem Buch „Der philosophische Diskurs der Moderne“ schrieb. „Kant setzt die Vernunft als den oberste Gerichtshof ein, vor dem sich rechtfertigen muss, was überhaupt auf Gültigkeit Anspruch erhebt.“ Kant lebte in den Jahren 1724-1804. Der islamische Philosoph Ibn Ruschd lebte viele Jahrhunderte vor ihm – 1126-1198. Die Charakterisierung des Kantischen Denkens im Habermas-Zitat kann als „Primat der Vernunft“ identifiziert werden. Dieses Primat finden wir bei Ibn Ruschd. Deswegen frage ich, warum westliche Islamwissenschaftler diese Leistung nicht als islamische Aufklärung anerkennen, ja sogar behaupten, dass Muslime „keine Aufklärung“ benötigen.

Die deutschen Extreme sind hier diese: Alt-Islamwissenschaftler behaupten, wir Muslime hätten keine Aufklärung und seien hierzu nicht fähig. Neu-Islamwissenschaftler gehen in das Gegenextrem und behaupten den Unsinn, dass Muslime keine Aufklärung benötigen. Das ist eine Beleidigung für uns islamischen Averroisten. Mit al-Jabri behaupten wir eine Aufklärung in unserer Geschichte gehabt zu haben, die durch die islamische fiqh-Orthodoxie erstickt worden ist. Primat der Vernunft ist ein Universalismus, den al-Jabri für die gesamte Menschheit, also auch für uns Muslime befürwortet. Dieser Rationalismus ist Bestandteil der kulturellen Moderne, die nach al-Jabri eine Brücke zwischen islamischem und europäischem Geist bildet.

Patriarchale Einstellungen bleiben

Heutige angeblich wohlwollende deutsche Islamwissenschaftler betreiben einen „orientalism in reverse“ und sprechen für uns. An der patriarchalischen Einstellung der Islamwissenschaft, wonach wir Muslime Objekte der europäischen Forschung - so wie die Tiere für die Zoologie - sind, hat sich trotz Umkehrung des Orientalismus nichts geändert. Das Muster des homo islamicus dominiert weiterhin. Heutige Islamwissenschaftler wollen keine Rassisten mehr sein, wie es der Begründer ihrer Disziplin C.H. Becker war; sie machen aus uns edle Wilde, die einen Vormund benötigen. Frank Griffel, Islamwissenschaftler an der Yale-University steht für diese Geisteshaltung und schreibt ungeniert, das „Unglück“ der Muslime sei allein „der Westen“ Fakt ist: Unserer islamische Zivilisation befindet sich heute in einer Krise und es wäre irrational, die Opferrolle zu spielen.

Es bleibt für uns Muslime mit al-Jabri die Shakespearesche Frage „To be or not to be“ zu stellen. Unser Unglück ist nicht der Westen, sondern der Sieg der islamischen Scharia-Orthodoxie gegen den Rationalismus im islamischen Mittelalter. Damals gab es weder den Westen noch eine westliche Hegemonie noch einen Orientalismus. Und wie steht es mit der islamischen Gegenwart?  

Heute ist die islamische Zivilisation herausgefordert, ihre Probleme mit der kulturellen Moderne selbst zu bewältigen. Keiner der großen islamischen Denker der Gegenwart bekommt den Leibniz-Preis von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Diesen bekommt der Islamwissenschaftler Thomas Bauer für die Ideologie einer Kultur der Ambiguität. Für die folgenreiche Konfrontation der islamischen Zivilisation mit dem hegemonialen Westen bietet dieses preisgekrönte Buch keinerlei Hilfe dafür, die Hauptprobleme der islamischen Länder zu bewältigen. Weder in ihrer alt-kolonialen noch in ihrer heutigen postmodernen saidistischen Gestalt ist die deutsche Islamwissenschaft für Muslime von Bedeutung bei der Bewältigung der von Ali Allawi genannten „Crisis of Islamic Civilization“.

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Steffen Zollondz | So., 25. September 2016 - 10:58

Die Deutschen, auch ihre Wissenschaftler, sehen den Muslim entweder als unterlegenen Gewaltmenschen oder als „edlen Wilden“"?

Wie kommen Sie denn zu dieser pauschalrassistischen Unterstellung?

Wieso "unterlegen"? Wieso "edler Wilder"? Was für eine "Weißer Mann <--> Indianer"-Rhetorik.

Ich persönlich möchte nicht mit der Art Muslimen zusammenleben, die ihre Frauen in Kopftücher stecken, die insgeheim die Scharia als wahres Recht ansehen und eigentlich lieber in einem islamischen Land leben wollen, als in Deutschland.

Das war es aber auch! Ich betrachte die Leute nicht als "unterlegen" oder "wild". Sie haben eine fundamental andere Auffassung davon, wie bspw. Männer und Frauen im Alltag zusammenleben sollten.
Und diese teile ich nicht im Ansatz.
Daraus folgernd hat sich in den letzten Jahren bei mir eine Ablehnung entwickelt, die allerdings keinerlei Unterlegenheitsideologie hat. Das wäre dann rassistisch.
Aber ich muss dieses Gebahren nicht in meiner Nähe haben wollen!

Hallo, Sie schreiben: "Aber ich muss dieses Gebahren nicht in meiner Nähe haben wollen! "
Und warum nicht ? ist meine Frage. Diese Menschen tun Ihnen doch nichts. Wo bleibt die Toleranz, die wichtig ist im Leben ? Kann Ihnen doch egal sein, was andere Frauen anziehen und deren Männer wollen. SIE sind anders und überlassen Ihrer Frau die Wahl der Kleidung - ist doch toll. Es könnte ja sein, dass die muslimische Frau sich auch mal so frei kleiden möchte wie Ihre, dann wäre schon ein Schritt in die liberale, freie Richtung getan.

sie waren wohl seit jahren ausser lande:
diese leute tun ihnen doch nichts
da kann ich sie nur beglueckwuenschen
ich wohne hier in NIZZA, drei queerstrassen vom attentat entfernt,
diesen toten und ihren familien u a hat auch keiner dieser menschen etwas getan,
mittlw 7 mittaeter in haft

Es ist doch mein (unser) Leben und ich ( wir ) wollen das nicht! Vor einigen Jahren wurden ähnliche Statements mit dem Wort - basta - beendet. Gehen Sie doch einfach in Länder, die über ausreichend monetäre Mittel verfügen um genauso zusammen zu leben. Ich bin weder Rassist, Wutbürger, Rechtsradikaler oder sonst etwas aus der Suppe die Sie immer kochen wollen.

Reinhard Oldemeier | So., 25. September 2016 - 11:04

Herr Tibi beschreibt und kritisiert in sehr schönen Worten die Defizite der Islamwissenschaften. Dies ist leider noch nicht Alles. In seinen Augen betreiben die Universitäten ein Art Folklore-Islam.
In Amerika ist das ja Alles ganz Anders.
Ich frage mich nun, Wenn Amerika so gute Islamfakultäten hat, warum schlägt sich das sich nicht nieder in der Politik, in Bezug auf den nahen Osten.
Die Politik der USA hat uns zum größten Teil den Schlamassel erst beschert. An den Beratern kann es ja nicht gelegen haben. Oder vielleicht doch?
Oder versucht Herr Tibi über diesen Weg eine Abrechnung mit unserem Universitätssystem zu lancieren?

Leyendecker, Volker | So., 25. September 2016 - 11:21

Es lässt sich Trefflich über den Islam schreiben. Mich als normaler Mensch der eigentlich alle Religionen hinterfragt zählt nur eins für mein Weltbild Die Taten zählen nicht die vielen Worte und Auslegungen der Bibel oder des Korans . Religionen die Andere Menschen als Minderwertig einstufen sind zu verbieten. Sekten die Kriminell sind können sich nicht auf das Völkerrecht berufen.

Ganz meine Meinung: Keine Religion sollte die Angehörigen einer anderen als minderwertig betrachten, bzw sie "nicht in den Himmel" kommen lassen!.
Also verbieten Sie am besten das Christentum, das Judentum und den Islam. Diese drei monotheistischen Religionen betrachten alle Nichtmitglieder als verloren und stellen für sich einen Anspruch als allein richtig.

Ulrih Baare | So., 25. September 2016 - 12:23

Die lektüre dieses Textes kann ich nur mit einem Wort zusammenfassen: Anstrengend.
Dabei beruht dies nicht auf einem entsprechend hohem intellektuellen Niveau, sondern vielmehr auf diese Art zu schreiben.
MMn. könnte man ohne Abstriche an dem, was der Text aussagen soll, 80% des Textes in die Tonne hauen.
Was sagt er nun aus?
Zum einem: die Islamwissenschaften sollen von ihrer Sprach- und Textfixiertheit zu Gunsten einer mehr historisch-soziologischen Betrachtungsweise abrücken (letztere nennt er "Islamologie").
Zum anderen: Er will einen aufgeklärten Islam fördern, den er in der Nachfolge/Wiederbelebung von Averroes findet. Dieser wäre einer, in dem das 'Primat der Vernunft' vorherrscht, wobei er sich via Habermas auf Kant beruft (und ihm anscheinend nicht klar ist, was Vernunft im Kontext der 'Kritik der reinen Vernunft' bedeutet und welche Folgen dies für eine Religion beinhaltet).
Ob es die von ihm verortete innerislamische Debatte gibt? - Hoffen wir es!

Günter Schaumburg | Mo., 26. September 2016 - 21:01

Antwort auf von Ulrih Baare

Genau Ihrer Meinung, Herr Baare. Ich habe den Text drei Mal gelesen, und weiß noch
immer nicht, was der Herr Professor sagen will. Vielleicht genüge ich auch als ehe-
maliger Lehrer nicht den Ansprüchen solcher Texte. Ich hatte einst u.a. fünf Semester
Journalistik studiert, da hieß es in der ersten Studienwoche: Schreibe immer so, dass
auch die Oma im Allgäu Dein Geschriebenes versteht. Der Herr Professor schreibt wohl
Nicht für die Älpler...

Peter Briller | So., 25. September 2016 - 12:57

Zitat: „Crisis of Islamic Civilization“

Dem möchte ich "Clash of Civilisation", von Huntington,
sowie "From Time Immemorial.
The Origins of the Arab-Jewish Conflictover Palestine" von Joan Peters,
entgegensetzen.

Zitat: Die deutschen Extreme sind hier diese:
Alt-Islamwissenschaftler behaupten, wir Muslime hätten keine
Aufklärung und seien hierzu nicht fähig.

Dazu hätte ich eine Frage:
In der Tat: wo trifft man auf breiteren Versuch dieser Aufklärung?
Gab es irgendwann Frieden zwischen den islamischen Ethnien?
Wie erklären Sie das gegenseitige Abschlachten?
Der Grundstock des Denkens dazu bekommen Kinder in der Familie.
Aus diesen Familien entstammen die Kämpfer.
Wenn der Terror an einer Stelle aufhört, beginnt er an einer anderen.

Peter Briller | So., 25. September 2016 - 13:10

Zitat: Heute ist die islamische Zivilisation herausgefordert, ihre Probleme mit der kulturellen Moderne selbst zu bewältigen.

Das sehe ich ebenso.
Die gesamte islamische Welt hat eine Änderung der Denkweise anzustreben, und die Interpretation des Korans zu reformieren.

Nur kann ich nicht verstehen, warum Millionen islamischer Flüchtlinge/Migranten ihr Wohl in der christlichen Welt suchen?
Das Christentum ist doch unrein, wir werden nicht nur auf ihrem Boden verfolgt, massakriert.

Wo bleibt die Hilfestellung der arabischen Staaten Staaten ihren Brüdern gegenüber? Sehen sie sich nicht in der Pflicht?

Zitat: Es bleibt für uns Muslime mit al-Jabri die Shakespearesche Frage „To be or not to be“ zu stellen.

Was soll die vom islamischen Terror gebeutelte Welt dazu beisteuern? Und warum eigentlich?
Die christliche Welt sollte sich nicht einmischen, außer einer begrenzten humanitären Hilfestellung.
Wir sollten uns zu allererst über das Problem der Ausweitung

Gerdi Franke | So., 25. September 2016 - 13:19

Biologisch gesehen sicher. Aber eben mit anderer Kultur und anderer Rechtsauffassung. Und das passt eben nicht zu Deutschland. Da muss aber dann nicht Deutschland umgeschult werden sondern die Islamisten, die sich in Deutschland niederlassen wollen.

Dirk Badtke | So., 25. September 2016 - 14:01

welches mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Da das "Mein Kampf des MoHa" von den meisten garnicht gelesen und verstanden (arabisch und wirr zusammengewürfelt, manche meinen es ist nicht die Ursprungssprache) werden kann, sondern den verlangt Ungebildeten interpretiert wird, bleibt es bei einer totalitären Ideologie. Die Aussagen kommen doch bei den willigen Schatten garnicht an. Letztlich hat der Lam die meisten "Anhänger" bei "einfachen" Mehrheiten. Nach Kaiser, Faschismus, Stalinismus mit Merkelausläufern muss ich hier nicht mit einer weiteren einzigen, friedlichen, fortschrittlichen Ideologie zu tun haben. Wenn ich frei erfundene Geschichten lesen will, es gibt Karl May. Jeden Tag wird man terrorisiert von den Einzigartigen. Nein Danke! Islamwissenschaftler, den finde ich allerdings wirklich gut?

Bernhard K. Kopp | So., 25. September 2016 - 18:02

Die wissenschaftliche Durchdringung der Themaktik in allen Ehren, aber ganz praktisch geht es um die Frage warum sich in den islamischen Ländern nirgendwo eine ausreichend einflussreiche politische Elite gebildet hat - aus der Kolonialzeit oder aus der osmanischen Zeit - die heute, bis zu 100 Jahre später, eine für die Mehrheit der Menschen erträgliche Rechts- und Gesellschaftsordnung etabliert hätte, die ohne ein Übermass an innerer Gewalt und Repression auskäme. Es ist ja nicht nur ein arabisches Thema - Pakistan ist nichts besser, wie mehrere andere Länder auch. Warum können die Moslems keinen 'Staat' ohne menschenverachtende Gewaltherrschaft?

Hallo,
die Moslems können das und haben es in der Vergangenheit bewiesen. Libyen war unter Gaddafi ein hoch entwickelter Sozialstaat. Die Religionen konnten nebeneinander existieren, der Islam war moderat, was den Saudis nicht gefiel.
Gaddafi machte seine Politik und versuchte vom Westen unabhängig zu werden. Eine Todsünde für die USA und den Westen. Den Rest kennen wir. Regime change, wer nicht pariert, wird ermordet oder das Land dem Erdboden gleich gemacht.
Dann Syrien. Unter Assad war der Islam moderat, alle Religionen konnten ungestraft ausgeübt werden. Syrien war das dritt-best entwickelte Land in Afrika. Vor kurzem bat der Bischof von Allepo die deutschen Bischöfe um Hilfe sich für Frieden in Syrien einzusetzen. Doch sie schwiegen.
Auch Assad versuchte die Daumenschrauben von IWF, Weltbank, EU loszuwerden mit dem entsprechenden Ergebnis:Krieg.
Sie sehen:"Es kann selbst der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt" wusste schon Schiller.

Den Sie hier skizzieren, gab es nicht. Gadafhi hat jahrelang Terroristen finanziert und
der Anschlag von Lockerby mit 298 Toten, ganz vergessen? Es war der lybische Geheimdienst, der dafür verantwortlich war.

Der Lockerbie-Anschlag war ein Bombenanschlag auf ein Verkehrsflugzeug vom Typ Boeing 747-121 der US- amerikanischen Fluglinie Pan American World Airways (Pan-Am-Flug 103) am 21. Dezember 1988.
Überlebende‎: ‎0‎
Passagiere‎: ‎243‎
Datum‎: ‎21. Dezember 1988‎
Todesopfer‎: ‎270 (11 davon am Boden)
Das Zitat "Der Frömmste..." unterstreicht doch eine ganz exklusive Weltanschauung!

Als Fakt kann man dagegen einmal ganz unaufgeregt feststellen, dass die augenblicklich schlimmsten, humanitären Katastrophen in muslimisch geprägten Ländern stattfinden: Syrien, Jemen und Nigerias Norden.
Wenn das so ist, sollte das jeder selbst interpretieren.

Die Probleme liegen in der 'Familie' selbst. Von Marokko bis zum Golf, selbst die reichsten Länder können nur mit repressiver Gewaltherrschaft und mit bitterer Armut für die Mehrheit der Bevölkerung - auch wenn diese in Saudi Arabien und am Golf weitgehend importiert ist. Wir können hier nicht alle einzeln diskutieren, aber auch Libyen, Irak oder Syrien waren vor den desaströsen Interventionen keine für die Bevölkerung auch nur annähernd erträgliche Rechts-, Sozial- und Wirtschaftsordnung.

Sven Bergmann | So., 25. September 2016 - 19:06

Eine Sternstunde, diesen Artikel zu lesen.
Sie bringen es auf den Punkt, woran die Debatte hakt.
Es ist absurd, dass man schon als Nichtmuslim für ähnliche Aussagen von Rechtspopulisten wie Linken gleichermassen angepöbelt wird.

Aber als Muslim und Wissenschaftler im religiösen, politischen und wissenschaftlichem Kreuzfeuer zu stehen, muss eine enorm harte Erfahrung sein.

Danke für Ihre Arbeit, Professor Tibi.

Reiner Kraa | So., 25. September 2016 - 19:58

Die Grundfunktion aller Religionen ist immer die Ausübung und Festigung der Herrschaft einzelner "Religionsdefinierer". Das gilt für den Islam, aber auch das Christentum hatte diese Funktion. Hauptergebnis der europäischen Aufklärung ist es deshalb, die Rolle der Religionen als bestimmender Maßstab in der Gesellschaft abgeschafft zu haben. Das musste, gerade zu Beginn der Aufklärung, mit Verfolgung, Leid und Tod teuer errungen werden. Die Zurückdrängung der Vorherrschaft des Christentums ist aber die Basis für die Wohlfahrt in den heutigen europäischen Staaten. Das selbe muss sich in der islamischen Welt vollziehen, sonst gibt es dort keinen Fortschritt. Wenn es in früheren Jahrhunderten dort Aufklärungsbemühungen gab, ist das nur anzuerkennen. Heute aber zählt , was heute geschieht. Insofern liegt noch viel Arbeit vor den Muslimen. Auf den Islam und andere hier nicht "heimische" Religionen können und wollen wir Deutschen aber gern verzichten. Wir haben genug mit " unseren" zu tun.

Hallo, schön dass Sie das so sehen. Aber in meinem Namen können und dürfen Sie nicht schreiben, wenn Sie z.B. sagen: "Auf den Islam und andere hier nicht "heimische" Religionen können und wollen wir Deutschen aber gern verzichten. Wir haben genug mit " unseren" zu tun."

Das geht nicht. Ich bin auch eine Deutsche und stimme in diesem Fall Ihrer Aussage NICHT zu, denn ich bin der Meinung, dass in DE alle Glaubensgemeinschaften nebeneinander leben können. Es wird kein Krieg ausbrechen, wenn mein Nachbar in die Moschee geht und ich ich in die Kirche.

Wenn auch die Vorherrschaft des Christentums und damit auch die der Fürsten und Könige zurückgedrängt wurde, so hat es doch seine Stellung innerhalb der westl. Gesellschaften behalten.

Muslime können sich demokratisch eingliedern, wenn sie die Möglichkeit haben und es wollen. Bisher ist das sehr gut gegangen. Die Neuankömmlinge haben eine Chance verdient, u.a. auch darum, weil DE a.d. Zerstörung Syriens beteiligt ist.

Danke, Reiner!
Alle Religionen waren und sind ein Instrument der Macht in den Händen der Herrschenden. Religionen entstanden mit dem ersten Mehr-Wissen einzelner Menschen, die besondere Entdeckungen machten (Zusammenhänge in der Fruchtfolge von Pflanzen, Wetterphänomene). So wurde aus dem Wissenden ein göttlicher Herrscher. Ein sichtbares Beispiel ist das ganze große Kasperl-Theater um den Papst herum; zehntausende Männer in Frauenkleidern (weltweit) mit göttlicher Botschaft von Himmel und Hölle. DAS ist schon mehr als genug. Und dann sollen wir die Bereicherung durch den Islam als europäisch auch noch verkraften?
Ich fürchte, dass sich unsere Männer in Frauenkleidern noch sehr lange durch die Medien bewegen werden.

Ulf Kampfmeier | So., 25. September 2016 - 21:38

Bassam Tibi könnte den Deutschen (den Europäern) den Islam erklären sowie den Moslems erklären, welchen Islam sie für ein Leben in Deutschland (und in Europa) benötigen.
Daher schlage ich Tibi zur Wahl als nächsten Bundespräsidenten vor.

gerd steimer | So., 25. September 2016 - 22:23

Der Islam ist ein paar hundert Jahre jünger als das Christentum, und etwa auf dem Stand des (fürchterlichen) christlichen Weltbildes vor 100 oder 200 Jahren. Fürchterlich weil inhuman, doktrinär und gegen jede Liberalität und offenem Denken in einem (unendlich) weitem Spektrum.

Ich bin Atheist, also auf der untersten Stufe des gläubigen Muslimen. Ob man jetzt im -für den Normalbürger unverständlichen- psycho- oder pseudowissenschaftlichen Ton daher redet oder nicht, es interessiert die Masse der Leute nicht, erklärt nichts, verändert nichts, es dient nur der persönlichen Eitelkeit des Schreibenden.

Ich gebe zu, ich habe die Ausführungen nur überflogen, sie waren mir zu langweilig und inhaltslos

bitte lesen Sie diesen Artikel aufmerksam, nur so ueberfliegen geht tatsaechlich nicht, der Artikel ist allerdings wissenschaftlich geschrieben,Sie brauchen aber den Autor nicht beleidigen, im uebrigen meint er dasunter nderem auch in seinem Artikel, Ueberheblichkeit der Deutschen, Sie merken es nicht einmal!

Nun Wissenschaft beruht auf Fakten und nachprüffähigen Theorien, nicht auf Meinungen und Vermutungen und endlosem Redefluss dessen Inhalt auch mit einem Fünftel des Textes auskommen kann. "Religionswissenschaft" ist eigentlich ein Widerspruch in sich, Religion ist nicht wissenschaftlich, sondern purer Glaube an etwas völlig imaginäres und nicht im Mindesten faktisch. Religionen haben seit 2000 Jahren nur Unglück, Mord und Feindschaft gebracht. Wissenschaftlich wäre der Versuch einer Erklärung warum überhaupt jemand glaubt.
Sorry - aber ich kann im Islam nichts positives sehen. Im Christen- und Judentum allerdings auch nicht, wobei diese zum Glück sehr zahm geworden sind und auch viel weniger doktrinär.
Ich wiederhole mich - als Atheist steht man für diese Leute auf der untersten Stufe der Menschheit, das ist lächerlich, wenn es nicht per se so gefährlich wäre.

Petra Wilhelmi | So., 25. September 2016 - 22:28

1. Herr Tibi, sie irritieren mich. Sei meinten unlängst, dass der europäische Islam gestorben wäre und hier stellen sie eine Aufklärung im Islam unter ein Fragezeichen, dass er nicht notwendig wäre. Es stimmt dass es DEN Islam nicht gibt. Die beiden Hauptströmungen z.B. streiten sich seit dem Tod von Mohammed über die wahrhaftige Erbfolge und konnten bis heute keinen Modus viventi darüber finden und ermorden sich gegenseitig. Andere Islamströmungen sind je nachdem wo, auch verboten wie z.B. die Suffi. Zwar gibt es nicht DEN Islam, aber alle Strömungen des Islam sind sich in einem sehr, sehr einig: Sie wollen die Ungläubigen vom Erdboden tilgen. Also mich. Entweder ich konvertiere oder ich bin Arbeissklave oder tot. Eins von den dreien, wäre mein Los. Als Frau hätte ich noch ein schlimmeres Los zu tragen, nämlich das Sklavendasein. Nicht anders kann ich die Unmündigkeit muslemischer Frauen bezeichnen. Fortsetzung:

Petra Wilhelmi | So., 25. September 2016 - 22:42

2. Ein hoher saudiarabischer Gelehrte erlaubt Männern in Notsituationen das Essen von Körperteilen seiner Frau. Muslime fühlen sich persé als die besseren Menschen. Überall in der Welt haben Muslime Probleme mit der Mehrheitsbevölkerung und können diese und deren Gesetze nicht akzeptieren. Dort muss der Islam ansetzen, damit das Wort Allahs in die neue Zeit adaptiert werden kann. Die Trennung von Spiritualität, Staat und Recht muss kommen, weil sonst niemand außerhalb des Islam mit Muslimen friedlich zusammenleben kann. Leider. Dem steht auch entgegen, dass alles Denken mit dem Tode bedroht wird. Keine Gesellschaft, keine Religion kann sich weiterentwickeln, wenn sie jegliches Denken verbietet und sie dazu verurteilt buchstabengetreu ein Buch zu leben. Allah könnte sich ebenso im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben. Er dürfte, da er ja weise sein soll, nicht an Altersstarrsinn leiden. Die Menschen sollten es ihm nachmachen. Vor allem die arabischen Länder könnten davon profitieren.

Gelehrter erlaubt in Notsituationen das Essen von Körperteilen seiner Frau! Ja, wo leben wir denn? Was erfahren wir fast Tag für Tag aus der islamischen Welt? Sind es Dinge, die die Menschheit weiter bringt? Mitnichten, das Gegenteil ist der Fall. So hat vor einiger Zeit ein islamischer Gelehrter, ob aus Ägypten oder Saudi-Arabien behauptet, daß Frauen, die sich ans Steuer eines Autos setzen, unfruchtbar werden. Oder hat nicht der türkische Ministerpräsident anläßlich seines Besuches in Havanna behauptet, daß Muslime Amerika entdeckt hätten, nur weil Kolumbus in seinem Logbuch beschrieben hatte, daß die Berge der Küste ihn an eine Moschee erinnerten? Wenn man nur den Koran kennt und nur wenige Dinge außerhalb dieses Buches sollte man, finde ich, besser den Mund halten, weil ansonsten peinlich. Ich denke, daß alle, die wir hier unsere Meinung über den Islam äußern, es nicht mehr erleben werden, daß der Islam weltoffen, tolerant und in breiten Schichten gebildet wird.

Hallo und sorry, das ist nicht so. Es wird jetzt gerade so getan, als wäre der Islam kannibalisch, was er sicher nicht ist. In Notsituation essen auch christliche oder glaubenslose Menschen menschliche tote Körper - aber das in einen Zusammenhang mit dem Islam zu bringen, halte ich für sehr, sehr überzogen und nicht hilfreich. Wurden nicht auch mal Schwarze als Menschenfresser dargestellt ?

Ich hoffe Sie merken, dass Sie sich auf einem Boden bewegen, der ganz und gar nicht gut ist.

In Syrien, Libyen und in Ägypten lebten die Menschen bis zum Eingreifen der NATO und des westlichen Militärs auf einem sehr hohen, wirtschaftlichen und spirituellen Niveau.

Es geht letztlich dem Westen darum, die afrikanischen Länder per Wirtschaft und Globalisierung wieder neu zu kolonialisieren. Alle ehemaligen Kolonialländer sind daran beteiligt, weil es dort BODENSCHÄTZE gibt. Mal googelen: neokolinialismus. Sehr interessant.

Karl Mallinger | Do., 29. September 2016 - 16:25

Antwort auf von Karola Schramm

Allerdings soll der betreffende saudische Sheikh Abdul Aziz bin Abdullah gesagt haben, ein Mann dürfe in einer extremen Notsituation auch seine noch LEBENDE Frau sukzessive aufessen, um nicht zu verhungern. Und DAS ist schon ein GANZ ANDERES Kaliber.

Marcus Hallmoser | Mo., 26. September 2016 - 06:27

Die bequeme von Ethnie, Herkunft, Nation ... absehende Unterscheidung in Muslime [Gläubige] und "Nicht-Muslime" [Ungläubige] entstammt dem Koran und ist der westlichen Denkweise fremd.

Ebenso befremdlich ist die Idee einer "islamischen Kultur oder Zivilisation", da sie unhistorisch ist und die tatsächliche kulturelle wie zivilisatorische Entwicklung der verschiedenen Völker verdeckt oder gar aus dem Denken auslöscht.

Die literarische Figur des "Edlen Wilden" wurde in der Romantik erfunden und von einigen Aufklärern auf den "Edlen Orientalen und Muslim" übertragen. Das müssen sich westliche intellektuelle Kreise tatsächlich ankreiden lassen.

Es obliegt nun aber den Menschen aus den verschiedenen Völkern und Kulturen beides von sich zu weisen, also sowohl die Reduzierung auf die Bezeichnung als "Muslim" als auch die Überhöhung als "Edler Orientale".

Damit und nur damit normalisiert man die Beziehungen. Man ist also bspw Syrer, Handwerker, Familienvater ... anstelle "Muslim".

Albert Schabert | Mo., 26. September 2016 - 07:20

Das Muslime ganz normale Menschen sind bestreitet wohl niemand. Das Problem ist ihre Religion, der sie sich bedingungslos unterwerfen. Ihr Gott fordert Gewalt gegen andere.Ca.180 mal taucht im Koran "Töten" auf. Der Islam ist eine gewaltbereite Religion und eine große Gefahr für Europa. Von Gewalt die vom Islam ausgeht, spricht Herr Tibi nicht.
Was Herr Tibi jedoch in seinem langen Artikel, voll gepackt mit Fremdwörtern, aussagen will erschließt sich kaum jemanden. Ich erkenne darin nur den Islam zu verharmlosen und hoffähig machen zu wollen.
Dem widersprechen die geschichtlichen Tatsachen und meine Erfahrung mit Muslimen.
Albert Schabert

Ulrich Berger | Mo., 26. September 2016 - 09:47

Soeben las ich, dass über 50% aller französischen Muslime die Scharia über das Recht der französischen Republik stellen und sie dementsprechend eingeführt sehen wollen.
In Deutschland soll es ähnlich sein.
Ich sehe mich daher gezwungen, das negative Bild vom "homo islamicus" für wesentlich wahrheitsnäher zu halten, als die positivere Deutung.
Der Islam hat mMn n extrem starken expansionistischen, absolute Priorität beanspruchenden Kern, den er auch in den nächsten Jahrzehnten (Jahrhunderten?) nicht ablegen wird.
Da kann mir Herr Tibi mit seiner "Islamologie" nichts erzählen.

Paul Reuter | Di., 4. Oktober 2016 - 16:03

Antwort auf von Ulrich Berger

interessiert die Linken überhaupt nicht. Es sind prinzipiell immer OPFER. Wohlhabende Menschen hingegen, genau wie Kapitalisten zB, sind immer TÄTER. Dabei mögen Muslime überhaupt keine Linke. Sie sind für Muslime der Inbegriff der Dezadenz. Bizarr oder?
Die Linken schaufeln sich ihr eigenes Grab.

Steffen Loos | Mo., 26. September 2016 - 10:01

Religion ist per se eine ab- und ausgrenzende Institution. Entweder man gehört dazu, oder man gehört einer anderen an. In der Regel sind diese „Anderen“ auf dem falschen Weg und „Ungläubige“. Dafür hat jede dieser Gruppen im Laufe der Geschichte Regeln, Gesetze und Rituale entwickelt um sich von den Anderen abzugrenzen und die eigene Identität zu schützen. Jede Gruppe hat eine gewisse, von Vorurteilen durchzogene Vorstellung der anderen. Ein von der christlich Kultur geprägter Mensch wird auch als studierter Orientalist den Islam anders wahrnehmen als ein Islamischer. Anders herum ist es sicher auch so, sofern es im Orient ein Studium für „Occidentalistik“ oder „Christentumswissenschfaft“ gibt. Es ist schön wenn man in unserer pluralistischen Gesellschaft darüber philosophieren kann. Den liberalen Islam, den Sie vertreten, den gibt es in der islamischen Welt aber nicht, was Schriftsteller wie Sansal und Daoud unter Lebensgefahr anprangern. Daher ist dieser Essay wirklichkeitsfremd.

Ruth Teibold-Wagner | Mo., 26. September 2016 - 10:02

Basam Tibi benutzt die identitäre Floskel "Wir Muslime". Das Wörtchen "Wir" beinhaltet "Ich". Er bezeichnet sich selbst also als "Muslim".

In seinem Text finde ich aber nichts religiöses. Weder von Glauben an Allah, noch von Mohammed, dem Propheten, noch ein Bezug auf den Koran ist in seinem Text zu lesen.

Er schreibt nicht, wie oft er täglich betet, ob er auf der Hadsch war oder sie noch vorhat. Wie oft er in die Moschee geht, oder ob er überhaupt in eine Moschee geht.

Nichts steht in dem ganzen Text, was irgendwie darauf hinweist, dass er WIRKLICH "Muslim" ist, also RELIGIÖS ist.

Warum nennt er sich dann einen Muslim?

Mein Verdacht: Er tut das, um eine identitäre Position zu gewinnen, von der aus er andere als "Rassisten" diffamieren kann, um sich auf ein moralisches Podest stellen zu können.

Religiöser Glaube, insbesondere muslimischer religiöser Glaube, sieht anders aus, als das, was dieser angebliche Muslim schreibt.

Hallo,
ja muss denn Herr Tibi Ihnen oder der Welt beweisen, dass er ein Muslim ist ?
Ich bin auch christlich und trage mein Christsein nicht wie eine Monstranz vor mir her.
Viel schöner ist es, wenn man mich an meinen Taten und meinem So-Sein erkennt.
Herr Tibi beweist, dass man als Muslem kein Menschenfresser ist, mit Messer und Gabel essen kann, einen aufrechten Gang hat und den Koran liest, wie er von aufgeklärten Menschen gelesen werden kann.

Irgendwie kann man auch sagen, aber das darf ein Prof. nicht, erst recht in einem Essay, von Dumpfbacken zu reden, die meinen, die Scharia auf der ganzen Welt einführen zu müssen.
Man muss auch mal merken, dass es diese Dumpfbacken in jeder Religion und jeder politischen Richtung gibt.

helmut armbruster | Mo., 26. September 2016 - 10:20

warum nur so kompliziert? Wenn ich in einem islamischen Land bin, passe ich mich so weit an, dass ich die Gefühle und Empfindungen von niemandem verletze, z.B. esse ich im Ramadan nicht öffentlich u.ä. mehr.
Dasselbe erwarte ich von Muslimen und Muslima hier. Sie müssen sich uns anpassen. Wenn sie nicht wollen oder nicht können, dann sind sie in Europa am falschen Ort. Niemand kann erwarten, dass wir uns hier in Europa an sie anpassen.
Das ist eigentlich alles und das Weitere ist nur bla...bla...

Benno Pluder | Mo., 26. September 2016 - 10:30

Wir Muslime. Was soll das? Es gibt Menschen, unterschiedlichster Nationalität und damit verschiedenartigster kultureller Prägung und Sozialisierung, die dem Islam als Glauben anhängen und diesen praktizieren. DIE MUSLIME gibt es m.E. nicht.
Für mich entscheidend ist, mit welcher Vehemenz dieser Glauben den Alltag seiner Gläubigen bestimmt und ihr (Un-) Verständnis für und damit den Umgang mit anderen Religionen, also auch deren Anhängern, ganz zu schweigen von "Ungläubigen" vorschreibt.
Dieser Artikel spricht für mich die deutliche Sprache der Kritikunfähigkeit, des Anspruchsdenkens und des Strebens nach Glaubenshegemonie. Für mich als Konfessionslosen maximal zu respektieren, doch nie zu akzeptieren, schon gar nicht zu machen.

Romuald Veselic | Mo., 26. September 2016 - 11:45

dass Sie ein aufgeklärter Moslem sind, ist mir schon seit langem klar. Was aber zählt, dass für einen Scharia Moslem, Sie kein Moslem sind. Und von dieser Scharia Moslem Sorte; sind die meisten unter ihnen. Was dazu führt, dass Sie keine Chance haben, dieses Verhältnis umzupolen. Diese Mechanismen, basieren auf der physischen Macht. Geschichtlich waren es nur die Bolschewiki, die fähig waren, den Islam zu neutralisieren. In dem sie sich ähnlichen Instrumenten bedienten, wie früher die Moslems, als sie ihr Glauben/ihre Ideologie, exportiert haben.

Peter Rosenstein | Mo., 26. September 2016 - 12:10

"Die Deutschen, auch ihre Wissenschaftler, sehen den Muslim entweder als unterlegenen Gewaltmenschen oder als „edlen Wilden“.

Es ist grober Unfug, Herr Tibi, 82 Millionen Menschen über einen Kamm zu scheren. Viele Deutsche, darunter auch ich, sehen den Islam und die Moslems durchaus differentiert, haben beispielsweise Sorge in Anbetracht eines radikalisierten politischen Islams, betrachten aber Moslems in erster Linie als Menschen und nicht als wildgewordene Salafisten. Auch die Verherrlichung der Muslime als rousseau'sche "Edle Wilde" fiele mir niemals ein, insofern ist Ihre Eingangsprämisse bereits verfehlt. Oder bin ich Ihnen auf den Leim gegangen und Sie wollten derart zuspitzen?

Ruth Müller Duisburg | Mo., 26. September 2016 - 13:09

Lieber Herr Tibi,

Es gibt hunderte Religionen.
Warum haben wir immer nur mit wenigen ein Problem?
Der Islam sei hier genannt und zur Vielfalt noch Scientology als Beispiel.
Was zeichnet diese aus, dass wir uns ständig genötigt sehen sich mit diesen auseinander zu setzen?

MfG
Müller

Christa Wallau | Mo., 26. September 2016 - 14:03

Sie, sehr geehrter Herr Tibi, sind als Muslim sicherlich ein "normaler Mensch" in dem Sinne, wie man diesen Begriff in Europa, den USA usw. benutzt.
Allerdings sind viele Muslime - leider - jedoch
k e i n e normalen Menschen nach diesem "westlichen" Verständnis.
Vielmehr findet man bei ihnen ein Übermaß
an Gewaltbereitschaft, religiösem Fanatismus, Unterjochung der Frauen, Intoleranz gegenüber anderen Religionen usw. Das läßt sich nicht mehr mit "normal" beschreiben, sondern nur mit "exzessiv" oder "radikal". Insofern ist es dringend notwendig, daß die
Verkünder (Prediger) des Islam, wo auch immer sie auftreten, sich hier auf die "normalen Menschen" zubewegen. Erst dann können sie behandelt werden wie andere auch.

Wenn Sie, Herr Tibi, mit Ihrer "Islamologie" dazu beitragen würden, wäre das äußerst begrüßenswert. Bitte, bringen Sie uns und Ihren
Millionen von Glaubensbrüdern die großen Denker der islamischen Gegenwart näher!
Es eilt!

Werner Kaunzner | Di., 27. September 2016 - 11:16

Antwort auf von Christa Wallau

Sehr geehrte Frau Wallau,
Professor Tibi wird vor allem von den hiesigen Gutmenschen gemobbt.
Die Vertreter der Interessenverbände werden hofiert.
Von Professor Tibi stammt der Begriff Leitkultur, der von den rot-grünen Medien und Politikern verspottet wurde. Allerdings meine Professor Tibi eine Europäische Leitkultur, was eine deutsche Leitkultur einschließt.

Die marxistisch-maoistisch orientierte LInke (das schließt die Grünen und Frau Merkel ein) lehnen alles Deutsche ab, Sie wollen den Neuen Menschen, wie Stalin und Mao, nur gewaltfrei. Sie benutzen das Mittel der Manipulation durch Sprache.
Weltoffen klingt gut. Was bedeutet das? Offen für alle Welt, auch für Kameltreiber und Terroristen. Hauptsache der Satz eines prominenten Grünen:
Ausländer, lasst uns nicht mit den Deutschen allein.
Und diese Leute beschimpfen die AfD als Populisten.

Christa Wallau | Di., 27. September 2016 - 16:10

Antwort auf von Werner Kaunzner

...lieber Herr Kaunzner, für Ihre Antwort.

Sie schreiben völlig zutreffend, daß sich die derzeitige politische "Elite" in Deutschland auch gegen Prof. Tibi und seine Sicht des Umgangs mit dem Islam richtet. In dieser Hinsicht geht es ihm wie der AfD. Niemand will die Argumente
hören und erst recht nicht gelten lassen.
Anscheinend ist die Verblendung der Leute unausrottbar, die vom "Neuen Menschen", (sozusagen dem "Weltbürger-Gutmenschen") träumen.
Anthropologische Erkenntnisse (Fakten) interessieren solche Leute nicht, sie haben ja ihre Ideologien. Dazu kommt in Deutschland (Ein Alleinstellungsmerkmal spezieller Art!) sogar Haß auf die eigene Identität, wie ihn besonders die Grünen pflegen.
Was soll einem dazu noch einfallen???
Vielleicht nur ein kurzes Bonmot: "Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht
ganz dicht sein."
Herzliche Grüße
C.Wallau

Klaus D. Lubjuhn | Mo., 26. September 2016 - 15:11

"In Deutschland redet man heute vom Bedarf, Respekt für andere Kulturen aufzubringen; einen Respekt, der bei manchen so weit geht, dass diese sogar für Kopftuch und für Burka als angebliche Scharia-Vorschriften eintreten".
Dieses Zitat von Bassam Tibi zeigt besonders prägnant, dass die in Deutschland betriebene Islamwissenschaft den Holzweg des 19. Jh. weiter zu gehen versucht - und immer wieder auf ihr altes Paradigma (Edward Said )stößt, das sie nicht weiterbringt, sondern sie immer wieder zu neuen Schleifen führt, in die sie sich auch aktuell in der Flüchtlingskrise verfängt. Wir müssen alles wieder gut machen, was wir seit den Zeiten des Kolonialismus angerichtet haben. Dazu gehört dann auch der Tanz um den Schleier als vermeintlichen Kulturträger des islamischen Kulturkreises.

Gudrun Philipp | Mo., 26. September 2016 - 16:46

Das zweifeln viele Deutsche auch nicht an, lieber Herr Bassam Tibi. Sie haben hier die lange, bis weit ins Mittelalter - damit meine ich die europäische Definition des Mittelalters - reichende Auseinandersetzung islamischer Gelehrter mit der Vernunft dargelegt, was sicherlich für viele islamische und auch europäische Historiker sehr interessant ist, aber, und nun kommt das große ABER: Für den normalen europäischen oder sagen wir deutschen Bürger, zu dem auch ich mich zähle, ist, wenn überhaupt, die eigene Geschichte natürlich viel interessanter und auch wichtiger. Auch wenn es, wie Sie schreiben, im Islam in Vergangenheit und heute Aufklärung gegeben hat, so ist leider festzustellen, daß diese Aufklärung nur in relativ wenigen Köpfen - verglichen mit der Zahl der Gläubigen - stattgefunden hat, leider aber nicht bei der Mehrzahl der Imame, die einen Islam verkünden, der aufgrund patriachalischer Strukturen die Annäherung an die Lebensvorstellungen westlicher Bürger ja geradezu

Gudrun Philipp | Mo., 26. September 2016 - 17:03

verteufeln. Natürlich sind Muslime genau solche Menschen wie alle Menschen auf der Welt, was uns Menschen unterscheidet, sind die Religionen oder auch Ideologien, die schon immer in der gesamten Menschheitsgeschichte zu unerbittlichen Kriegen und Machtkämpfen geführt haben, und ich fürchte, angesichts der knapper werdenden Ressourcen und der erschreckenden Zunahme der Bevölkerung wird es immer wieder diese blutigen Auseinandersetzungen geben. Solange der normale Europäer das Gefühl nicht los wird, daß der Islam auch hier in Europa die Vorherrschaft anstrebt, so lange wird es hier auf breiter Ebene nur eine eingeschränkte Toleranz gegenüber Moslems geben. Sie, Herr Tibi, konnten sich mit der Vorstellung eines liberalen "Euro-Islam" leider auch nicht auf breiter Ebene durchsetzen. So bleibt uns Europäern nichts anderes übrig, als mit Gesetzen unsere Verhaltens- und Denkweisen als die für uns gültigen zu zementieren. "Ex oriente lux", das gab es einmal, heute sehe ich nur noch Dunkelheit.

Carola Takács | Mo., 26. September 2016 - 17:58

es ist sehr interessant, diesen Denkanstoss kannte ich nicht, ich werde Ihre Buecher kaufen und lesen, aber nicht alle Deutschen denken so einseitig, ich habe selber 6 Jahre im Iran gelebt und habe vor den Menschen dort eine hohe Meinung, sie sind viel kultuvierter in ihren menschlichen Beziehungen, als hier in Deutschland

Werner Kaunzner | Mo., 26. September 2016 - 18:08

Professor Tibi fiel mir vor Jahrzehnten in der FAZ durch einen ungewühnlichen Namen und seine klugen Lseserbrief auf.
Das war zu der Zeit, als die FAZ noch eine seriöse konservative Zeitung war.

Wie "Deutschland" mit Prof. Tibi umgesprungen ist, die Uni Göttingen zum Beispiel, ist eine Schande für Deutschland.

Eine Schande für Deutschland ist auch, dass er in den Quasselmedien bei den Quasselshows mit zweit- bis drittklassigen Teilnehmern zusammen auftreten muss.

Die sogenannten deutschen Christen habenkaum Ahnung von ihrer eigenen Religion, vom Islam schon gar nicht. Deshalb sind sie "tolerant".

oelsner andreas | Mo., 26. September 2016 - 19:01

keine christen ,buddhisten .hindus .atheisten .voodoos sehen sich veranlasst dem rest der welt erklären zu müssen dass sie ´´auch normale menschen ´´sind .wie kommt das? denken sie mal drüber nach bevor sie sich erdreisten anderen zb den deutschen .einen ´´spiegel vorzuhalten´´mfg

Robert Müller | Mo., 26. September 2016 - 19:46

Das ist nicht ein Text, sondern das sind viele Texte. Motto: Was ich schon immer sagen wollte. Und was interessiert die Allgemeinheit die Probleme in den Islamwissenschaften? Auch das hier - "Im deutschen Geschichtsbild haben Araber keinen Platz" - ist so ein merkwürdiger Satz. Die Chinesen kommen auch im deutschen Geschichtsbild eher nicht vor. Beklagen die sich deshalb? Bei uns ist es halt die römische und die griechische Zivilisation, die die Grundlagen unserer eigenen Kultur bilden. Die Araber sind irgendwann mal von der arabischen Halbinsel aufgebrochen, ähnlich wie die Türken aus der russischen Steppe nach Kleinasien gekommen sind. Beide Gruppen sind heute für Deutschland wichtig, aber für das deutsche Geschichtsbild sind sie (noch) unwichtig. In hundert Jahren wird das sicher anders sein. Vielleicht wird bald im Deutschen Museum das gewisse Selfie von Merkel ausgestellt werden?

Wie es in Deutschland um das Deutsche Museum herum aussehen wird weniger.
Als Geste Deutschlands für Flüchtlinge war es richtig.
Was Frau Merkel dann daraus gemacht hat, wird hoffentlich in 100 Jahren vergessen sein.

Peter Briller | Mo., 26. September 2016 - 20:48

„To be or not to be“ hat die gleiche Relevanz für die christliche Welt.

Der Islam, intolerant und fordernd, hat sich aus eigener Kraft in diese Position der weltweiten Ablehnung gebracht.
Es macht den Anschein, dass die Bevölkerung in einem Kokon der "heilen Welt des Islam", gehalten werden soll.
Mit dem Islam verhält es sich jedoch tatsächlich so: Man kann nicht sagen, wann und wo es das nächste Mal krachen wird.
Aber das passiert mit Sicherheit und fast täglich.
Dann heißt es wieder: "Das hat nichts mit dem Islam zu tun".
Was für ein Schutzschild!
Angesichts dessen, was derzeit im Namen dieser Religion weltweit geschieht, ist eine ablehnende Haltung nur natürlich.

Welches Land möchte sich Verhältnisse wie im nahen oder mittleren Osten freiwillig importieren?

Wir sollten uns über das Problem der Ausweitung der
islamischen Denkweisen und Einflussnahme in Europa beschäftigen.

Gerd Runge | Mo., 26. September 2016 - 21:04

zu diesem Artikel einem Kommentar abzugeben. Ich hätte mich gefreut, es gäbe, wie lange zu erwarten, überhaupt keine Kommentare, aber:
"edler Wilder" trifft ja nun gar nicht zu. Und "unterlegener Gewaltmensch" auch nicht. Eher schon "überlegener Gewaltmensch". Denn Menschen, die Gewalt als erstes Mittel der Auseinandersetzung sehen, sind Menschen, die auf den Dialog setzen, erst einmal überlegen. Und dies ist nun einmal für uns die spürbare Form des "Diskurses".

Bernd Fischer | Mo., 26. September 2016 - 21:43

Nach zweimaligen Lesen ihres Beitrages , obwohl Sie aufgeklärt sind, kann ich nur zwingend zu dem Schluss kommen das die Muslime wenn es denn einen Nobelpreis für "Beleidigt sein" geben würde, einen ersten und nachhaltigen Anspruch darauf hätten.

Sie sollten lieber Ihre intellektueller Fähigkeiten dazu nutzen, nicht die Deutschen zu belehren oder zu kritisieren, sondern ihre Glaubensbrüder...oder Landsleute zu belehren bzw. zu gewissen Dingen kritisieren.

Ruth Falk | Mo., 26. September 2016 - 21:48

gewiss sind Musleme Menschen wie Du und ich, nur haben die allerwenigsten ihr Wissen in der Frankfurter Schule und ähnlichen elitären Instituten erworben, können also auch nicht wissen, dass es im Mittelalter eine islamische Aufklärung gab, die der heutige Islam anscheinend gern vergessen machen will.
Wenn ich als "Eingeborene" in z.B. Ffm. über die Zeil gehe und fast nur noch Frauen mit Kopftuch, Kleidern bis zum Boden, einem Kind im Bauch, eins im Kinderwagen und 2 bis 3 verschiedenen Alters drumrum begegne, dann bekomme ich Angst und fühle mich bedrängt. Das sollte sogar ein Intellektueller von Ihrem hohen Niveau verstehen.
Es wäre dringend an der Zeit, dass Lehrer/Imame darauf eingehen, dass Musleme sich in Gastländern anzupassen haben, anstatt ihr Anderssein so provozierend zur Schau zu stellen. Mit Religiosität hat das nichts zu tun, es würde nur das beklemmende Gefühl entschärfen, vereinnahmt zu werden im eigenen Land. Toleranz ist keine Einbahnstrasse.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 27. September 2016 - 12:45

Antwort auf von Ruth Falk

Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen.
Deutschland wie wir es kannten gibt es nicht mehr, Dank Frau Merkel.
Sie hat es sich bequem gemacht und uns vor vollendete Tatsachen gestellt.
Als Gastfreundschaft ein schöner, wenn auch nicht naheliegender Ansatz.
Aber Merkel will m.E. mehr, evtl. die Besiedelung Europas durch den "homo islamicus" und den sogenannten "homo sapiens".
Europa darf nicht nach seiner facon selig werden, denn seine Facon wäre nach Merkels Sicht der Dinge, den Raum freizuhalten für andere?
Merkel wäre demnach eine `Umkehrung der Dinge´, Europa als Leerfläche?
Hoffentlich bleibt das friedlich.
Wenn es denn in der Fülle unserer Kultur geschähe, aber mir graut bei Merkel eher in Ermangelung.
Ich habe die DDR gesehen, eine Mischung aus Wüstenei und Gefängnis.
Die Bevölkerung lebt wieder auf, aber nicht wegen Merkel sondern weil sie sich befreite.
Hoffentlich bleibt es friedlich........................................................................

Gudrun Philipp | Di., 27. September 2016 - 16:39

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Guten Tag Frau Sehrt-Irrek, Ihr Wunsch, daß es in Europa friedlich bleiben möge, in Gottes Ohr. Ich befürchte das Gegenteil, und vielleicht ist die aktuelle Detonation vor der Dresdner Moschee bereits der Beginn einer unfriedlichen Auseinandersetzung, die auf der Straße stattfinden wird. Die Politiker, die auf die Befindlichkeiten des eigenen Volkes und auf die der europäischen Länder in gar keiner Weise Rücksicht genommen haben, allen voran die Bundeskanzlerin, werden jetzt lautstark mit Fingern auf die zeigen, die leider keine andere Möglichkeit sehen und vielleicht auch nicht haben, als vor einer Moschee einen Sprengsatz hochgehen zu lassen. Natürlich ist ein solches Vorgehen nicht das, das Menschen, die Worte für die Auseinandersetzungen benutzen, gutheißen, aber wenn die Politiker nicht in sich gehen und über die Zustände, die sie mitverursacht haben, nachdenken und das Ruder deutlich herumreißen, dann wird Dresden u.U. die Initialzündung für weitere Aktionen wo auch immer sein.

August-Johann Müller | Mo., 26. September 2016 - 22:13

Erst durch die intelligenten Kommentare der Cicero-Leser habe ich den Artikel teilweise verstanden - Dank an alle und volle Zustimmung zu den kritischen Anmerkungen.

Ernst Laub | Mo., 26. September 2016 - 23:09

Für mich ist der „normale“ Muslim derjenige, der in einer von ihm beherrschten Gesellschaft Nicht- und Andersgläubigen nicht als gleichwertige und gleichberechtigte Menschen anerkennt. Die Geschichte der noch lange nicht abgeschlossenen islamischen Expansion bestätigt dies…… Über den „normalen“ nichtmuslimischen Westeuropäer möchte ich hingegen nur ein einziges Wort verlieren: bekloppt. Bin ich nun ein "Rassist", wenn ich Westeuropäer für bekloppt und Muslime für intolerant halte?

Karola Schramm | Mo., 26. September 2016 - 23:16

Das scheint das Problem zu sein: "Unser Unglück ist nicht der Westen, sondern der Sieg der islamischen Scharia-Orthodoxie gegen den Rationalismus im islamischen Mittelalter. Damals gab es weder den Westen noch eine westliche Hegemonie noch einen Orientalismus."

Und gelobt und gepreist werden die, die das nicht einsehen wollen und denken, sie müssten das Rad neu erfinden.
Es ist alles schon da, man muss es nur sehen wollen.
Doch da in DE nicht nur der Islam auf dem Prüfstand steht, sondern auch die Kirchen in ihrer Moderne angefeindet werden mit dem Wunsch zurück ins Mittelalter, wird es nicht leicht, Veränderungen zu akzeptieren.
Zumal "der Islam" jetzt als pol. Waffe eingesetzt wird, um die Legitimation für Militarisierung, Sozialabbau, moderne Sklaverei und neue Unterschichten zu begründen. Auf diese Chance werden Politiker, die im Sinne der Wirtschaft agieren, nicht verzichten wollen. Sie fachen den Kampf gegen "den" Islam weiter an, weil er in jeder Hinsicht profitabel ist.

Andre Vogel | Mo., 26. September 2016 - 23:23

Schwere Kost der Beitrag von Ihnen Herr Tibi,
ansonsten ist auch dieser Beitrag in der an Fahrt aufnehmenden Islamdiskussion wichtig.
Die differenzierte Betrachtung der verschiedenen islamischen Richtungen muss im Westen mehr Raum gewinnen. Die islamische Welt so scheint es befindet sich in ihrem 30-jährigen Krieg, der offenbar unausweichlich in Syrien und dem Irak sichtbar wird. Die Unterstützung des Westens sollte dem moderaten, liberalen Islam gelten, der ohne diese Hilfe vom radikalen Islam zunehmend bedrängt wird. Für D heißt dies, dass die Imamausbildung unter staatli. Kontrolle zu stellen ist und die insbes. saudischen Hassprediger auszuweisen sind. Das Anerkenntnis, dass das Grundgesetz über allen Religionen steht, muss gesetzlich geregelt werden und ist die Grundbedingung für freie Religionsausübung. Religionsgemeinschaften, die das ablehnen, sind als Sekten einzustufen und unter Beobachtung der Verfassungsschutzorg. zu stellen. Deutschland muss sein Grundgesetz ergänzen!

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 27. September 2016 - 10:43

Hat es je Probleme für Europa gegeben, in z.B. Farah Diba eine kultivierte Persönlichkeit und Frau zu sehen, eher noch als im Schah, der aufgrund für Europa längst veralteter Selbstherrlichkeit, um nicht zu sagen "Diktatur", als modernen freien Zeiten unangemessen erschien, zu recht.
Sein Sturz brachte die Herrschaft von etwas, das ich persönlich als noch nie dagewesene Abwesenheit von Zivilisation befürchte.
Sind wir so sicher, dass Khamenei die Ablehnung Achmadin.. überlebt?
Das Erscheinungsbild eines Erdogan inmitten seiner Kopftücher tragenden weiblichen Angehörigen gipfelte in der Tragik des Böhmermann Falles, dessen "Schmähgedicht" nicht als massiv verzerrte Wirklichkeit wahrgenommen wird, also nicht zur Satire taugt.
Neuland für europäische Standards der Kultur.
Frau Merkel dismanagte einen Clash der Kulturen, so dass Tibi sicher mangelnde politische Übersicht beklagen und damit weit über Frau Merkel verortet werden kann, im Sinne von Einsicht in politische Wirklichkeit.

Wolfgang Tröbner | Di., 27. September 2016 - 11:35

Herr Tibi, ich habe schon einiges von Ihnen bzw. über Sie gelesen und schätze Sie daher eigentlich sehr. Ein paar kritische Anmerkungen zu Ihrem Artikel habe ich dennoch.

Warum glauben Sie, dass Sie uns Deutschen unbedingt den Spiegel vorhalten müssen? Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten zig Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende oder Migranten, darunter exorbitant viele Muslime, aufgenommen, versorgt, ausgebildet etc. Was man im Gegenzug, insbesondere von muslimischer Seite, allerdings immer nur hört, ist das, was Deutschland nicht oder falsch gemacht oder unterlassen hat. Ein einfaches "Danke" würde eigentlich ausreichen, hört man aber eher selten.

Halten Sie auch mal Ihren muslimischen Glaubensbrüdern in gleicher Weise den Spiegel vor? Das erschiene mir dringend erforderlich. Ich vermute, dass das Bild, dass die Muslime von uns Deutschen haben, wahrscheinlich noch viel falscher ist als das, was die Deutschen von den Muslimen haben.

Ruth Teibold-Wagner | Di., 27. September 2016 - 11:43

Wenn Herr Tibi von "Wir Muslime" spricht, stellt sich doch die Frage, ob das überhaupt stimmt.

Ich bestreite, dass Herr Tibi ein Muslim ist. Er stammt aus einer muslimischen Community, hat also eine muslimische HERKUNFT. Aber er hat sich vom Islam, also vom RELIGIÖSEN GLAUBEN, abgewendet. Er ist Atheist oder Agnostiker.

Er ist ein typischer westlichter Intellektueller, der keinen religiössen Glauben besitzt. Ich meine das nicht als Vorwurf. Das ist einfach so.

Sich selbst als "Muslim" zu bezeichnen, ohne ein gläubiger, religiöser Mensch zu sein, ist ausgesprochen seltsam.

Das ist ungefähr so, als wenn sich ein heutiger säkularer Deutscher, der als Baby getauft wurde, aber nichts, aber auch wirklich gar nichts in seinem Leben mit dem Christentum zu tun hat, und gar nicht an die Existenz eines personalen Gottes glaubt, der als areligiös ist, als "Christ" bezeichnen würde.

Seine Selbst-Identifizierung als "Muslim" ist insofern schlicht und einfach (Selbst-?)Täuschung!

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 27. September 2016 - 12:50

Antwort auf von Ruth Teibold-Wagner

Gerade, wenn ich die Argumentationsstruktur des Textes auf mich wirken lasse.
Eigentlich wollte ich nichts schreiben, weil es mir so sehr auffiel.

Werner Schütz | Di., 27. September 2016 - 12:13

Islam bedeutet Hingabe bzw. Unterwerfung unter Allahs Wille. Der Koran übermittelte unmittelbar Gottes letzter Wille an Mohammed - er bestimmt wie sich die Menschen zu verhalten haben. Die Gemeinschaft der Muslime sei die beste menschliche Gemeinschaft, die es je auf Erden gegeben habe. Und - sie sei den Nichtmuslimen zu vermitteln - auch gewaltsam - sobald es die Machtverhältnisse zulassen. Das was der Koran nicht vermittelt wird in den Hadithen vermittelt. Dabei wird das Verhalten Mohammeds als absolutes Vorbild für den Muslim vermittelt.
Wie problematisch diese Vorgaben sind, zeigt nicht nur das Verhalten Mohammeds in Jathrib (Medina)nach der Auswanderung (Ermordung von Juden).
Zu diesen Problemen sagt Prof. Tibi kein Wort.
Nun zu Aufklärung im Islam: Ich hätte mir Gewünscht, dass er seine Sicht dem sog. Philosophenstreit erläutert: Al Ghazali vs. Ibn Sina und die Entgegnung von Ibn Ruschd (Averoes).
Bassam Tibi erwähnt zwar den Aristoteles-Kommentator Ibn Ruschd.

Cornelius Peter | Di., 27. September 2016 - 12:15

Nein, Herr Tibi so ist das nicht, daß Muslime generell hinterwälderisch sind und sozial auf einer niederen Ebene stehen. Die Wahrheit, die Sie sicher kennen, ist eine andere. Die muslimische Religion ist primär nicht ethisch orientiert; sie ist vielmehr eine theokratische Staatsidee, die jeden Muslim - egal in welchem Land er wohnt - zu absolutem Gehorsam dem keiner Diskussion unterliegenden Aussage des Korn verpflichtet. Und so werden Abtrünnige und Kritiker des Islam (siehe den Fall Abdel Hamad) munter weiter mit dem Tode bedroht. Und genau aus ähnlichen Gründen gelingt die Integration von »gläubigen« Muslimen in Europa nicht, da ihre Loyalität primär einer theokratischen Staatsidee vorbehalten bleibt.
Anders steht es mit den Muslimen, die sich innerlich von diesem absoluten Glauben etwas entfernt haben. Sie haben meist keinerlei Probleme und sind oft tüchtige und gesachtete Mitglieder unserer Gesellschaft.
Cornelius Peter OTL a.D.

Heinz Beier | Di., 27. September 2016 - 14:06

Sehr geehrter Herr Tibi, ich muss sagen, dass ich von Ihren Ausführungen, die alle gut fundiert sein mögen etwas enttäuscht bin. Ich will jetzt nicht alle Punkte aufführen, die mich enttäuscher, aber wenigstens einen. Ich verstehe nicht was der Unsinn vom homo islamicus soll. Es gibt ihn nicht, weil er eine Religion darstellt und keine Rasse. Muslimische Menschen sind je nach Herkunft völlig unterschiedliche Individuen. Es wäre genauso Unsinn von einem homo christianus zu sprechen. Also kann auch ein Muslim unterschiedliche sein, je nachdem wo er herkommt, wie bei anderen Religionen. und da gibt es eben große Unterschiede, die zum Teil auch das Problem des Islam sind, wie in anderen Religionen.

Werner Schütz | Di., 27. September 2016 - 17:19

Er sagt aber nicht, dass Ibn Ruschd seinerzeit aus Spanien verbannt und seine Schriften verboten wurden weil er gegen Al Ghazali behauptete, dass die menschliche Vernunft nicht im Widerspruch zum Glauben stehe.
Der Philosophiehistoriker Kurt Flasch urteilt ("Philosophisches Denken im Mittelalter" S.241):"Die islamische Zivilisation, die von 800 bis 1200 der griechischen Wissenschaft und Philosophie eine Heimstadt geboten hatte, verschloss sich von da an dem wissenschaftlichen Fortschritt". So wurde bspw. der Buchdruck im Osmanischen Reich aufgrund des Einflusses der Ulama erst etwa 1720 eingeführt.
Dazu kam die Rückeroberung Cordobas durch die Christen und die Zerstörung Bagdads durch die Mongolen. Nach Hans Küng wurde das "Klassisch-islamische Weltreligions-Paradigma durch das Ulama-Sufi-Paradigma abgelöst.
Deshalb v. a. fand der Fortschritt in Wissenschaft und Technik ab dem 13. Jh. im christlichen Abendland statt und nicht in der muslimischen Welt Herr Prfessor Tibi!

Eine "islamische Zivilisation" gab und gibt es nicht. Wohl aber eine arabische Kultur, die einst noch nicht vom Islam durchdrungen und überformt war, allzu häufig wird aber kontrafaktisch und irreführend arabisch mit islamisch gleichgesetzt. Der historische Islam zerstörte auf seinem Ausbreitungsweg systematisch die kulturellen, technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften der babylonischen, mesopotamischen altägyptischen, persischen und indischen Zivilisation. Der tatsächlich "arabische Beitrag" zur technisch-wissenschaftlichen Entwicklung Europas geht nahezu gegen Null, wie Wußing et al in Geschichte der Naturwissenschaften und 6000 Jahre Mathematik nachweisbar belegen können. Das nichtislamisierte Europa erlebte, gerade weil es vom Islam verschont blieb, in der Renaissance einen wissenschaftlich-technischen Neustart, der alles andere hinter sich liess. Dabei waren auch die von den islamischen Osmanen 1453 aus Konstantinopel vertriebenen Griechen eine Quelle der Befruchtung.

Engelbert Dechant | Fr., 30. September 2016 - 08:39

Allahu Akbar heißt nicht Allah ist groß, sondern Gott ist größer/am größten. Akbar ist die Steigerungsform des Adjektivs kabir (groß).

Allah, der Gott der Muslime, ist größer. Daraus leiten sie das Recht und den Auftrag des Islam ab, die Ungläubigen zu vernichten. Genau deshalb auch dieser Kampfruf bei den Attentaten

Zitate aus dem Koran:

Sure 4, Vers 89.
Und wenn sie (die Ungläubigen) sich abwenden, dann ergreift sie und tötet sie, wo immer ihr sie auffindet.

Sure 8 Vers 12.
Wahrlich in die Herzen der Ungläubigen werfe Ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab.

Sure 47 Vers 4.
Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt.

Solange das landauf und landab gepredigt wird, kann von normal nicht die Rede sein.

Werner Schütz | Fr., 30. September 2016 - 17:13

Antwort auf von Engelbert Dechant

Eine gute Zusammenfassung mit Kommentaren bietet Hartmut Krauss in "Islam in Reinkultur - Zur Antriebs und Legitimationsprundlage des Islamischen Staates und seiner antizivilisatorischen Schreckensherrschaft" (vorhanden Im Netz ).
Eine Bestätigung findet Krauss u. a. durch den Islamwissenschaftler Tilmann Nagel.

Mich würde mal interessieren was Basssam Tibi zu diesen Suren meint!

Andreas Müller | Do., 6. Oktober 2016 - 19:21

Ich würde mir wünschen, dass eine Stimme wie Bassam Tibi, die sich nicht so einfach in den Konflikt von "islamverharmlosend" und "islamfeindlich" einordnen lässt mit etwas mehr Respekt und Wohlwollen aufgenommen wird. Jeder kann googlen und nachlesen, was dieser Mann bereits Vernünftiges und Menschenfreundliches geschrieben hat.
Es scheint ihm sehr darum zu gehen, den einzelnen Moslem nicht zu sehr mit dem Buchstaben des Koran gleichzusetzen. Selbst wer den Islam kritisch sieht, sollte dem Einzelnen zugestehen, dass er seiner Religion distanziert gegenübersteht und auch von ganz anderen Motiven beeinflusst ist als seinem Glauben. Das ist (weder bei ihm noch bei mir) ein Plädoyer für Multikulti oder Masseneinwanderung, sondern ein Plädoyer für Augenmaß. Trotz allem.