
- Innenminister ohne Verantwortung?
In einem offenen Brief diverser Kulturschaffender wird Innenminister Horst Seehofer zum Rücktritt aufgefordert, weil er für den demokratischen Rechtstaat nicht mehr tragbar sei. Das Protokoll einer Ausschusssitzung lässt jedoch auch ganz andere Schlüsse zu
Zum Glück ist Horst Seehofer nicht Kulturstaatsminister, sonst müsste er sich womöglich Sorgen machen. Aber da er in der Bundesregierung nun einmal für die Ressorts Inneres, Bau und Heimat verantwortlich zeichnet, dürfte ihn der offene und von einer großen Zahl „Kulturschaffender“ unterzeichnete Brief nicht ganz so hart treffen. Als Innenminister gehört eine gewisse Robustheit zum Berufsprofil, über die Seehofer zweifellos verfügt. Weshalb es ihn auch nicht allzu sehr beeindrucken dürfte, wenn Leute von Hugo Egon Balder über Jochen Busse bis hin zu Günter Wallraff seit heute seinen Rücktritt „noch vor der Landtagswahl in Bayern“ fordern.
Was natürlich deren gutes Recht ist, wobei die Forderung nach einem sofortigen Rücktritt der ganzen Chose vielleicht noch ein bisschen mehr Aplomb verliehen hätte. So bleiben dem Innenminister immerhin noch gut drei Wochen, um dem Wunsch seiner kulturaffinen Kritiker Folge zu leisten. Oder eben auch nicht. Denn eines ist jedenfalls sicher: Sollte er sein Amt tatsächlich aufgeben müssen, dann ganz bestimmt nicht wegen eines offenen Briefes, sondern eher wegen offener Rechnungen innerhalb seiner eigenen Partei. We shall see.