US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton bei einer Wahlkampfveranstaltung in Tampa, Florida, am 06.09.2016
Hillary Clintons eigentliche Krankheit ist ihr schwieriger Umgang mit der Wahrheit / picture alliance

Hillary Clinton - Bloß keine Schwäche zeigen

Der Schwächeanfall von Hillary Clinton hat ihr nicht so sehr geschadet wie ihr Umgang damit. Jeder weiß, dass sie gelogen hat, als sie nach ihrem Zusammenbruch beteuerte, es ginge ihr gut. Damit spielt sie nur ihrem Kontrahenten Trump in die Hände

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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Wahlkampf ist ein mörderisches Geschäft, und New York im Spätsommer eine oft brütende Angelegenheit, wie eben erst wieder die Tennis-Elite bei den US Open in Flushing Meadows am eigenen Leib erleben musste. Keinen Hund würde man in die schwüle Hitze jagen, in der Angelique Kerber und Co. stundenlang Bällen hinterherlaufen mussten.

Ein Schwächeanfall ist keine Schande

Deshalb ist es für sich genommen nicht ehrenrührig, dass Hillary Clinton, die Präsidentschafts-Kandidatin der US-Demokraten, bei der Trauerfeier für die Opfer von 9/11 im Backofen von New York einen Schwächeanfall erlitt. Jeder Rekrut bei einem Gelöbnis weiß, was es heißt, bei 40 Grad im Schatten stundenlang regungslos stehen zu müssen. Reihenweise fallen da auch fitte junge Männer um.

Das Problem ist Clintons Umgang mit diesem Vorfall. Denn er belegt alle Vorurteile gegenüber ihrer Person und den mit ihr verbundenen Politikerclans. Der Wahlkampf ihres Herausforderers Donald Trump von den Republikanern zielt erfolgreich darauf ab, einen großen Graben zwischen denen da oben und denen da unten zu ziehen. Zu dieser Strategie gehört, immer wieder zu betonen, dass die da oben abgehoben sind und die da unten belügen. Zu ihrem eigenen Nutzen und für den Erhalt ihrer Posten. Und beim Clinton-Clan verfängt dieser Vorhalt besonders gut. Denn dort hat schon einmal einer gelogen, dass sich die Balken bogen, um eine Affäre mit einer Praktikantin zu leugnen.

Clintons wahrer Zustand für alle sichtbar

Hillary Clinton wollte nun offenbar das tun, was auch Tennisprofi Stan Wawrinka in der Schüssel von Flushing Meadows im Finale gegen Nowak Djokovic erfolgreich vormachte: bloß keine Schwäche zeigen. Er blieb in einer Zwangspause wegen Zehenproblemen seines Gegners demonstrativ stehen, obwohl ihm die Oberschenkel vor Krämpfen so schmerzten, dass er hätte schreien mögen, wie er später erzählte.

Wawrinkas Vorteil gegenüber Clinton: Man sah ihm das nicht an. Vom Zustand seiner Schenkel kündeten keine Bilder. Bei Hillary Clinton aber sah alle Welt ein Videos, in dem zu sehen war, wie sie zusammensackte und nur von einer Assistentin gestützt das Innere ihres Wagens erreichen konnte. Und noch schlimmer: Man sah ihren Zustand, als sie aus der Wohnung ihrer Tochter kam, in die sie sich zurückgezogen hatte. Es reicht an die Groteske des berühmten Statements des irakischen  „Informationsministers“ heran, der vor laufenden Kameras leugnete, dass die US-Truppen vor der Einnahme Bagdads stünden – und hinter ihm sah man schon das Mündungsfeuer der anrollenden Panzer.

„Ich fühle mich großartig, und es ist ein wunderbarer Tag in New York“, behauptete Clinton mit Sonnenbrille und wächsernem Gesicht während ihr Körper zur gleichen Zeit geradezu in die Kamera schrie: „Ich fühle mich furchtbar, und diese Affenhitze hier und meine Lungenentzündung bringen mich noch um!“

Trump eigentlich ein einfacher Gegner

Es ist im US-Präsidentschaftswahlkampf im Moment ein bisschen wie hierzulande: Wenn die SPD einen guten Kanzlerkandidaten hätte, dann wäre Angela Merkel zum ersten Mal schlagbar. Und wenn die Demokraten in den USA eine über Zweifel erhabene Kandidatin hätten, dann müsste man sich keine Gedanken darüber machen, ob das vormals für viele Unvorstellbare wahr werden könnte und Donald Trump im November ins Weiße Haus einzieht.

Hillary Clinton aber ist nicht diese Kandidatin. Ihr fliegen die Herzen nicht zu. Sie ist nicht die sympathische Gegenfigur zum Poltergeist Trump. Sie steht für nichts, außer für ihren Ehrgeiz und dafür, als erste Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten werden zu können. Bei keinem Thema hat sie eine klare Position bezogen. Bei Donald Trump wissen möglicherweise viele Wähler, dass sie nicht seiner Meinung sind. Aber sie immerhin kennen sie die Meinung des Kandidaten.

Im Prinzip versucht Clinton, mit Merkels Satz „Sie kennen mich“ Präsidentin zu werden. Die erfahrene Ex-Außenministerin bietet sich als diejenige an, von der man im Unterschied zum Polit-Greenhorn Trump annehmen darf, dass sie Politik auf jeder Bühne kann.

Wir wissen, dass du lügst

Dieses „Sie kennen mich“ verkehrt sich aber nun gegen Clinton. „Ja, genau, wir kennen dich“, könnten sich viele Wähler denken angesichts der Groteske um ihre Lungenentzündung, oder was immer es am Ende ist. „Wir kennen dich und wissen, dass du Dinge sagst, die erkennbar nicht stimmen. Dass du uns also genauso anlügst, wie dein Kontrahent es schon immer behauptet hat. Und wie es dein Mann auch getan hat. “

Die Lage ist ernst für Hillary Clinton. Sie hatte die Wahl zu keinem Zeitpunkt schon gewonnen. Und im Moment ist sie von einem klaren Sieg weiter entfernt denn je. Ob wir das hier in Europa und anderswo auf der Welt nun mögen oder nicht: Wir müssen uns nach dieser Farce von Clinton mit dem Gedanken vertraut machen, dass der 45. Präsident der Vereinigten Staaten Donald Trump heißen könnte.

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Petra Wilhelmi | So., 18. September 2016 - 13:10

Na und? Sind nicht alle Politiker Schauspieler? Wäre Trump nicht ebenso schlecht oder gut wie R.Reagan? Unter Reagan ist die USA auch nicht untergegangen. Präsidenten sind nicht so wichtig. Sie sind nur Vordermänner für graue Eminenzen. Warum hat H.Clinton IMMER ihren Arzt (keine Hausärtzin) neben sich stehen? Es war keine Lungenentzündung, kann nie eine gewesen sein, weiß ich aus eigener Erahrung. Die heilt nicht nach 3 Tagen. Wieso werden so viele Zeilen für eine Clinton verschwendet? Wieso bekommt sie soviel Aufmerksamkeit? Nur weil sie eine Frau ist und es noch keine US-Präsidentin gab? Ist Frau an sich schon eine Qualifikation? Will sie etwa Quotenfrau werden? Wieso machen die meisten deutschen Medien immer noch Wahlkampf für Clinton, obwohl sie nichts zu entscheiden haben? Wieso solch ein Senf für diese kleine Wohlstandsfrau?

Cornelius Angermann | So., 18. September 2016 - 13:53

Wir sollten auch nie vergessen, dass schon ganz andere US-Präsidenten mit dem Finger am nuklearen Abzug gespielt haben. In der Ära des Kalten Krieges hat Kennedy eine Strategie des US-Militäres gegen die Sowjetunion gebilligt, in der Deutschland (West + Ost) das Hauptschlachtfeld darstellten (WINTEX)(https://www.welt.de/geschichte/article150290008/Hunderte-Ziele-von-US-A…). Bis zu 80% Verluste unter der Zivilbevölkerung galten als "akzeptabel".

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde! Und Trump ist da nicht besser aber auch nicht schlimmer als viele seiner Vorgänger, falls er Präsident würde.

Martin Arndt | So., 18. September 2016 - 14:36

Mit dieser „Dame“ muss man keine Empathie haben. Sie hat mehrere Gerichtsverfahren laufen, und hat sich elitär zu den normal arbeitenden Menschen geäussert, die Trump wählen („deplorables“). Erst hat sie für die Invasion der USA in den Irak gestimmt – und gleicht auch hier ihrem ostdeutschen double. Beide stehen für nichts als ihren Ehrgeiz. Die USA unter Obama klagen gegenüber China „human rights“ ein – und lassen im eigenen Land Schwarze erschiessen und halten ein Menschenrechte verletztendes Gefängnis in Guantanamo; ihr double ist kaltblütig gegenüber den Schlecker-Mitarbeiterinnen, aber stolz darauf, sich auf einem „selfie“ photographieren zu lassen. Warum soll der „Bürger“ diesem inauthentischen Establishment vertrauen?

Jens Hofer | So., 18. September 2016 - 15:19

Mag sein, dass Soldaten bei 40 Grad Celsius im Schatten umkippen, in New York hatte es zu dem Zeitpunkt rund 25 Grad Celsius...nur schlecht recherchiert oder bewusst manipulierend?

inge grafe-kieklak | Mo., 19. September 2016 - 15:22

Antwort auf von Jens Hofer

genau richtig, ich lebe hier und wir hatten einen sehr angenehmen, trockenen tag.

Wilhelm Maier | So., 18. September 2016 - 15:49

„“mit Merkels Satz „Sie kennen mich“ „ ist niemand wählbar!.

Karola Schramm | So., 18. September 2016 - 20:05

Klasse die Situation heraus gearbeitet Herr Schwennicke. Dem ist, von meiner Seite aus nichts mehr hinzuzufügen. Glückwunsch.

Dimitri Gales | So., 18. September 2016 - 20:27

Kranke Politiker sind keine Seltenheit: Kennedy war krank, Mitterand hat seine Krebserkrankung verheimlichen lassen, obwohl er schon vor Regierungsantritt davon informiert wurde...etc.
Das Problem Clintons besteht in ihrer Neigung, zu verdecken.
Die psychische und mentale Anspannung, um jeden Preis zu gewinnen, führte und führt sie auf unlautere Wege. Sie ist Maske, sie ist nicht authentisch.
Bei vielen Amerikanern kommt die direkte, wenn auch holzfällerartige Sprache Trumps gut an. Sie wissen, dass er vielleicht ein Zehntel seiner Wahlkampfaussagen verwirklichen wird, dass er manchmal zu sehr aufdreht, aber darauf kommt es ihnen nicht an. Clinton zählt für sie zum Establishment der Politelite, der man nicht vertrauen kann. Trump hingegen wirkt autenthisch.

Bonga Rottanina | So., 18. September 2016 - 21:33

mir scheint so, daß sie sich selber abgeschafft hatte
und die Allah-Rufe werden Trump zum Sieg verhelfen. Nur was macht unser Außenminister, wird er dann abtreten, denn ich glaube Trump wird ihn nicht sehen wollen....

Markus Baecker | Mo., 19. September 2016 - 10:15

das diese Schwächeanfälle bei Frau Clinton seit Jahren auftreten, was auch ihr Ehemann in seinem Interview mit dem Sender CBS noch einmal bestätigt hat. Und da ist die Frage woran Frau Clinton wirklich leidet durchaus berechtigt, denn die USA sind nicht irgendein Wald- und Wiesenstaat, sondern die größte Militärmacht auf diesem Planeten - Nuklearoption inklusive PS: "bei 40 Grad im Schatten stundenlang regungslos stehen zu müssen". An besagtem Vormittag lag die Temperatur um 9:30 Uhr bei 25/26 C, es war bewölkt und es wehte sogar ein laues Lüftchen. Mit Verlaub, aber Sie vergleichen hier Äpfel mit Birnen.

Matthias Noack | Mo., 19. September 2016 - 10:36

aber wenn Frau Clinton jetzt mal ehrlich wäre, dann würde sie einmal die Wahrheit sagen, wenn sie weiterhin einen Bogen um die Wahrheit macht, bleibt sie immerhin konsequent.

Peter Gentsch | Mo., 19. September 2016 - 12:46

Ich glaube, dass diese Schlussfolgerung fuer die USA nicht unbedingt zutrifft. Dort werden Menschen, die sich von (gesundheitlichen oder beruflichen) Rueckschlaegen nicht entmutigen lassen und weiterhin Optimismus ausstrahlen, im allgemeinen hoch geschaetzt. Das Verhalten von Hillary Clinton koennte sich also durchaus zu ihrem Vorteil auswirken.

Arndt Reichstätter | Mo., 19. September 2016 - 13:11

muss ich mich mit dem Gedanken an einen Präsident Trump nicht. Er ist der deutlich bessere Kandidat und seine Partei vertritt die deutlich bessere Kultur.

Aber die Presse sollte sich langsam damit vertraut machen, dass harte Zeiten auf sie zukommt.

Donald Trump hat vor einem Jahr dem Internetportal INFOWARS ein Interview gegeben, aber ist gleichzeitig einfach so einer FOX NEWS TV-Debatte fern geblieben.

Ich wünsche der linksideologischen Presse viel Spaß in den kommenden Jahren.

Reinhard Spengeler | Mo., 19. September 2016 - 16:19

... und Frau Clinton musste nicht "von einer Assistentin gestützt" , sondern von mehreren Leuten unter beiden Achseln gegriffen werden, weil sie zu Boden sackte. Zeigt das Video ganz klar. Mich wundert, wie peinlich exakt der Verdacht der Parkinsonschen Erkrankung in allen Medien vermieden wird. Obschon man es besser wissen muss.

Karin Zeitz | Di., 20. September 2016 - 14:43

- dass stimmt wahrhaftig, denn wir kennen H.C. zur Genüge. Als Außenministerin der USA hat sie oft genug bewiesen, dass sie den militärisch-wirtschaftlichen Komplex vertritt. Die Welt würde mit einer Präsidentin Clinton weiterhin nicht zur Ruhe kommen und der Gedanke, dass sie dann das Recht bekäme, den "roten Knopf" zu bedienen, sollte uns beunruhigen. Die Unterstützung Clintons und die Hetze gegen Trump in unseren Massenmedien finde ich einfach unangemessen. Die Wähler in den USA müssen sich entscheiden - auch wenn wir uns vielleicht eine ganz andere Person an der Spitze der USA wünschen würden. Im Übrigen war auch der Strahlemann Obama im Grunde genommen eine Enttäuschung - der Friedensnobelpreis für ihn hat nicht dazu geführt, dass die Welt friedlicher geworden wäre.

Christoph Kuhlmann | Mi., 21. September 2016 - 17:43

wer regiert Clinton oder der/die Vize. Es sind beides Vertreter derselben Klientel. Bei der Alternative kann man getrost vom kleineren Übel ausgehen. Falls sie nicht aus irgendeinem Grund einen neuen failed state herbeibombt.

Ronny reim | Fr., 23. September 2016 - 14:28

Antwort auf von Christoph Kuhlmann

Trump setzt sich für das ungeborene Leben ein, er will nach seiner Wahl die Tötung ungeborener Kinder verbieten und Gelder die dies bisher unterstützten streichen. bei Hillary Clinton haben Ungeboren nach ihrer Ansicht kein Lebensrecht. sehr viele Abtreibungsbefürworter unterstützen den Wahlkampf Clintons. Sie darf diese Wahl nicht gewinnen. Mögen sich die Amerikaner endlich ein Herz fassen. Ich plädiere daher für Trump als Präsident. schlimmer kann es nicht werden.