Österreichs Außenministerin Karin Kneissl
Karin Kneissl lud Wladimir Putin zu ihrer Hochzeit ein / picture alliance

Karin Kneissl - Walzer mit Putin

In einem Interview reagiert Österreichs Außenministerin Karin Kneissl auf Vorwürfe, sie biedere sich dem russischen Präsidenten an. Sie sagt, sie könne auf ihrer Hochzeit Walzer mit Wladimir Putin tanzen und trotzdem Sanktionen vertreten

Bastian Brauns

Autoreninfo

Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

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In unserem Nachbarland Österreich kritisieren Politiker und Journalisten die FPÖ-nahe Außenministerin Karin Kneissl. Diese hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu ihrer Hochzeit eingeladen und der von der russischen Regierung finanzierte Fernsehsender Russia Today veröffentlichte Videomaterial, auf dem zu sehen ist, wie Kneissl vor Putin knickst. Die Frage, die sich viele stellen seitdem: Knickt Kneissl, die gerade EU-Ratspräsidentin ist, gegenüber Putin etwa auch ein, wenn es um die EU-Sanktionen gegen Russland wegen dessen völkerrechtswidriger Krim-Besetzung geht?

Kneissl gab nun den Kollegen vom österreichischen Standard ein ausführliches Interview, bei dem man sich gut ein eigenes Bild machen kann von der ehemaligen Journalistin. Kneissl räumt ein, dass die enstandenen Bilder nicht günstig, aber so auch nicht gewollt gewesen seien. Ihre Einschätzungen zur Entwicklung der EU und den Herausforderungen der österreichischen Ratspräsidentschaft lesen sich jedenfalls ebenso spannend, wie ihre Haltung zu Russland.

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Bernd Wollmann | Mo., 27. August 2018 - 18:04

kann zu ihrer Hochzeit einladen wen sie will. An Putins Händen klebt weniger Blut als an denen seiner amerikanischen „Amtskollegen“ . Wer hat denn den Irak, Libyen u. Syrien ins totale Chaos gestoßen mit Hunderttausenden Toten und Millionen Flüchtlingen (fast alle wollen zu uns oder sind schon da)?

Bernhard K. Kopp | Mo., 27. August 2018 - 18:28

Antwort auf von Bernd Wollmann

das ist endlich einmal Klartext unter Freunden. Von Links-Grün wurde Frau Kneissl natürlich auch in Österreich heftig kritisiert. Man wird sich beruhigen.

Stefanie Reger | Mi., 29. August 2018 - 08:15

Antwort auf von Bernd Wollmann

Ja, sie kann zu ihrer Hochzeit einladen, wen sie will. Aber: Am Syrienchaos sind aber ebenso die russische wie die amerikanische Regierung beteiligt, beide eher indirekt. Obama hat durch leere Worte gefehlt, Putin durch die fulminante Unterstützung eines fassbombenwerfenden, giftgaseinsetzenden Präsidenten. Wer hat da mehr Blut an seinen Händen?

Wilhelm Maier | Mo., 27. August 2018 - 22:10

"ihre Haltung zu Russland", auch ohne knicks, würde ich begrüßen. Mischen Sie auch, Bitte, nicht Privates und alles Mediales zusammen Herr Brauns. Bitte!.
„Wir sollten uns weniger mit dem Antagonismus zwischen Washington, Moskau und Europa beschäftigen,“- sagt die kluge Frau Kneissl.
Mit "völkerrechtswidriger Krim-Besetzung" sollte man nicht unbedingt übereilen. Ob es eine Annexion oder eine Sezession war steht alles noch am Himmel.Oder in den Sternen, was auch "im Himmel" bedeutet...
Nur in der Zukunft wird sich das herausstellen, und über das Vorgehensweise richtig entschieden. Wenn die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Zur Zeit ist das alles noch ganz Trüb.
"die EU-Sanktionen gegen Russland" wie Sie es erwähnen, ich doch absoluter Unsinn, und schadet allen und nützt niemandem. Or maybe yes?

Stefanie Reger | Mi., 29. August 2018 - 08:10

Antwort auf von Wilhelm Maier

Doch, dass es sich eine völkerrechtswidrige Krim-Besetzung handelt - ja, nach einer ebenso völkerrechtswidrigen Sezession - ist eine Tatsache.

Piotr Mordel | Mo., 27. August 2018 - 22:53

Wie glaubwürdig ist das, nach Gerhardt Schröder? Alle sind gleich, aber manche sind gleicher?

kritisiert nur es juckt ihn gottseidank nicht. Und so sollte auch die österreichische Außenminsterin verfahren. Sie kann einladen wenn sie will und die Eingeladenen entscheiden ob sie kommen wollen oder nicht.
Und zum Thema Krim zählt nur dass die Krimbewohner glücklich sind über ihre Wiedervereinigung und sonst nichts. Das die Nato-Oberen schäumen über den schon fest eingeplanten Nato-Stützpunk auf der Krim sollten wir Deutschen verschmerzen, die Krimbewohner tun es ganz bestimmt.

Helmuth Boeger | Di., 28. August 2018 - 00:23

Charles Joseph de Ligne wird ein Satz über den Wiener Kongress(1814-1815) zugeschrieben: "Le congrès danse beaucoup, mais il ne marche pas“ (Der Kongress tanzt, aber er geht nicht weiter). Mir persönlich gefällt "Walzer-Diplomatie" jedenfalls besser als eine andere Art der Politik mit anderen Mitteln.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 28. August 2018 - 12:08

Antwort auf von Helmuth Boeger

aber genau das hätte Frau Kneissl evtl. nicht zugestanden, wenn ich die Leute vom standard richtig gelesen habe.
Entweder es war persönlich oder unbedacht, aber Politik?

Renate Brunner | Di., 28. August 2018 - 13:52

Antwort auf von Helmuth Boeger

Es war eine politische, histor. Großtat von Fürst Metternich und dem österreichischen Kaiser diesen Wiener Kongress, der über ein Jahr dauerte ins Leben zu rufen. Ja, es gab viele Festivitäten und Wien war überfüllt von Diplomaten, abgesehen vom Zaren und anderen Landesfürsten. Dem Kaiser hat das ein Riesenvermögen gekostet, aber es hat sich gelohnt, es war nach dem Westfälischen Frieden, die zweite Wiederherstellung der politischen Ordnung nach den verheerenden napoleonischen Kriegen. Immerhin hielt die "Die Heilige Allianz" einige Jahrzehnte.

Renate Brunner | Di., 28. August 2018 - 06:54

Es ist alles eine Frage der Wahrnehmung, der eigenen Sichtweise. So wie Fotos von Putin zB mit nacktem Oberkörper am Pferd sitzend, nicht für "den Westen" bestimmt sind/waren, sondern ein Zeichen an die eigene Bevölkerung, insbesondere NACH der Zeit Jelzin. Aber alles kann, wenn man will zu Propagandazwecken missbraucht werden.
So auch die Einladung Putins zur Hochzeit der österr. Außenministerin. Vielleicht war es ein Fehler, vielleicht auch nicht. Ist es in Stein gemeißelt, dass die Sanktionen gegen Russland richtig sind oder darf man auch eine andere Sichtweise haben? Haben wir schon vergessen,
welche Absichten die USA an der Ukraine hatten oder haben, ich erinnere nur an die 5 Milliarden Dollar und an Frau Nuland. Sind die Scharfschützen am Maidan schon vergessen? Wie auch immer, Propaganda und Polemik gibt es auf beiden Seiten. Und die Krim ist ein eigenes Kapitel,
nicht alle sind der Meinung, dass es eine Annexion war.

Rudolf Stein | Di., 28. August 2018 - 18:43

Antwort auf von Renate Brunner

Scharfschützen am Meidan? Wie sagte der Vopo an der Stelle, wo am Tag vorher noch das Stalinbild stand, "gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen".

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 28. August 2018 - 11:29

Spontaneität, das ging protokollarisch gar nicht, Frau Kneissl.
Es sei denn, dies wäre der Beginn einer persönlichen Freundschaft.
Zu bedenken gilt aber auch da, dass Sie nicht wissen können, wie Putin das sieht.
Das Interview des standard las sich allerdings auch eher wie ein Monolog über die Richtigkeit der Sanktionen und dass Putin mit Vorsicht zu geniessen sei.
Unangenehm, aber in der Beschreibung der Sachverhalte evtl. richtig, jedenfalls möglich.
Freundschaft über Standesgrenzen, gar Landesgrenzen wird doch aber in Österreich möglich sein?

Klaus Reinhardt | Di., 28. August 2018 - 15:33

Es ist eine Frage von gepflegtem Benehmen. Als ich den Wiener Walzer lernte, gehörte es sich, daß der Herr sich vor der Dame verbeugte, als Dank für das angenehme Tanzerlebnis, und die Dame erwiderte diese Geste mit einem Knicks. Wir tun es heute noch. Was soll die Aufregung?

Stefanie Reger | Mi., 29. August 2018 - 08:07

sondern seit 2014 Donald Tusk.

Österreich hat die alle 6 Monate wechselnde Ratspräsidentschaft inne. Das macht aber auch nicht Frau Kneissl zur Vorsitzender sondern ihren Bundeskanzler Kurz.