Illustration Merkel und Seehofer spielen Schach und Dart
Nicht nur strategisch, auch kulturell finden CDU und CSU nicht mehr zueinander / Martin Haake

CSU und CDU - Die entfremdeten Schwestern

Die CSU kämpft in Bayern um ihre Vormachtstellung und rauft sich in Berlin mit der Schwesterpartei CDU. Wenn die bayerische Landtagswahl verloren geht, scheint das Ende des bürgerlich-konservativen Parteien­bündnisses nicht mehr ausgeschlossen

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Christoph Seils war Ressortleiter der „Berliner Republik“ bei Cicero bis Juni 2019. Im Januar 2011 ist im wjs-Verlag sein Buch Parteiendämmerung oder was kommt nach den Volksparteien erschienen.

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In Bad Windsheim ist die christsoziale Welt noch in Ordnung: Ein sonniger Samstagmorgen Anfang Juli in der mittelfränkischen Provinz, vor dem Kongresszentrum des romantischen Städtchens tummeln sich die Leute. Der CSU-Bezirksverband hat zum Parteitag geladen. Auf dem Weg in die Halle haben sich einige Demonstranten platziert. Wer glaubt, sie würden gegen Horst Seehofers Migrationsplan protestieren, der die Republik seit Wochen in Atem hält, sieht sich getäuscht. Es handelt sich um Mitglieder des Vereins Direktversicherungsgeschädigte e.V., ihre Forderung: „Sofortiger Stopp der Zwangsabgabe auf Direktversicherungen“. Entwarnung.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, gleichzeitig Bezirksvorsitzender der mittelfränkischen CSU, hält die Eröffnungsrede. Es geht um die Landtagswahl im Oktober, Herrmann spricht von einer „Riesenherausforderung“ und malt im nächsten Atemzug die Erfolge des Freistaats in den schillerndsten Farben: boomende Wirtschaft, moderne Infrastruktur, engagierte Bildungspolitik. Nicht zu vergessen die niedrigste Arbeitslosenquote und die geringste Kriminalität in ganz Deutschland. Gegen Mittag dann der Höhepunkt des Parteitags: Zu Marschmusik vom Band zieht Ministerpräsident Markus Söder in die Halle ein. Gut gelaunt steigt er auf die Bühne und brennt in der folgenden halben Stunde ein regelrechtes Feuerwerk ab.

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Norbert Heyer | Do., 26. Juli 2018 - 13:33

Entfremdung ist eine noch zu schwache Beschreibung des Zustandes der Union-Ehe. Um beim Begriff der Ehe zu bleiben: Hier sind zwei Lebensentwürfe sichtbar, die sich völlig voneinander unterscheiden. Der eine ist locker, unüberlegt und verantwortungslos, der andere ist konservativ, traditionell und gesetzestreu. Da kann es mit der Ehe nicht mehr lange gutgehen. Die Wahlen werden - bei großen Stimmenverlusten - vielleicht dann die Zäsur darstellen. Und die Öffentlichkeit wird in weiten Teilen nicht wahrhaben wollen, dass die Frau am Scheitern der Ehe die Hauptschuld trägt ...

Joachim Wittenbecher | Do., 26. Juli 2018 - 15:17

Der Linkskurs der CDU in der Gesellschaftspolitik (nicht in der Wirtschaftspolitik) unter Merkel musste zum Konflikt mit der CSU führen. Bleibt die CSU zähneknirschend im Unionsverband, besteht die Gefahr, bei den BTW in Bayern auf 34% abzurutschen und damit bundesweit die 5%-Hürde zu unterschreiten. Dehnt sie sich bundesweit aus, etabliert sich die CDU in Bayern. Auch hier zeigt sich die zerstörerische Kraft von Merkels Politik. Die CSU, die erfolgreichste Volkspartei seit 1945 in Europa vor dem totalen Scheitern?

Johann Dostthaler | Do., 26. Juli 2018 - 15:23

für beide Parteien ist, dass sich in der CDU kein Nachfolger für Angela Merkel abzeichnet, der von der CSU akzeptiert werden könnte. Buffier zu alt, Schäuble zu alt, sonst nichts brauchbares in Sicht

Dr. Florian Bode | Do., 26. Juli 2018 - 19:39

Antwort auf von Johann Dostthaler

Sein Alter ist nicht der einzige Grund, der gegen Buffier als Merkelnachfolger spricht. Nur sein Geschmuse mit den Grünen dürfte aus CDU-Sicht für ihn sprechenm

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 27. Juli 2018 - 07:34

Antwort auf von Johann Dostthaler

Ich denke jeder CDU-Politiker ist für die CSU akzeptabel, solange es sich um seriöse Politiker handelt, die etwas von ihrem Handwerk verstehen.
Da haben auch CDU´ler aus dem Osten eine gute Chance, solange sie verantwortliche Politik machen wollen.
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Bayern, da gibt es sicher vertrauensvolle Zusammenarbeit?
Man muss sich als Konservativer nicht deprimieren lassen:)
Nur weil Merkel versucht, sich solange wie möglich an der Macht zu halten, wird die Erinnerung an sie sicher nicht besser..., dafür die Freude über neue Gesichter umso größer.
Es ist natürlich nicht ausgemacht, aber ich glaube nicht, dass Alternativen zu Merkel jetzt viel von sich reden machen.
Wozu die Einheit der Partei gefährden, man hat ja gesehen, wie sie CDU und CSU nicht kann.
Schön übrigens, dass Schäuble sich, wie auch Schröder schon, in der Causa Özil zu Wort gemeldet haben.
Sie sind nun mal gesellschaftspolitische Vorbilder, so wie ich das in der Politik kenne.

Sehr geehrte Frau Sehrt-Irrek,
ich kann ihnen weitestgehend zustimmen: natürlich gibt es auch in der CDU jede Menge potentieller Merkel-Nachfolger; auch ihr Hinweis auf ostdeutsche CDU-Politiker trifft den Kern, ich denke zum Beispiel an den MP von Sachsen oder Mike Mohring aus Thüringen; zwar bevorzuge ich diese Art von "Konservatismus pur" persönlich nicht unbedingt, es ist jedoch wichtig, dem Wähler das vollständige geistige Spektrum anzubieten. Auch den MP von Hessen, Herrn Bouffier, halte ich für passabel. Was Merkel anbelangt, ist es mir zunehmend mehr unverständlich, warum diese Gallionsfigur zwanghaft an der Macht gehalten wird - die sie tragenden Kräfte, sagen wir: Wirtschaft/Grüne, NGO, Rest-CDU- müssten eigentlich wissen, dass längst das Stadium der Selbstbeschädigung erreicht ist, also Unglück im Unglück. Soviel Blindheit macht fassungslos - und animiert trotzdem zum Engagement. Viele Grüße - Joachim Wittenbecher

Gottfried Meier | Do., 26. Juli 2018 - 15:44

Wenn die CSU im Herbst verliert, was zu befürchten ist, werden die "herrschenden" Medien Seehofer die Schuld in die Schuhe schieben. Sein Streit mit Merkel wird dann als die Ursache dingfest gemacht, für das Anwachsen der AfD. Dass die CSU bereits bei der Bundestagswahl wegen Merkel erdrutschartige Verluste hinnehmen musste, wird dann niemanden mehr interessieren. Man hat ja dann Seehofer als Buhmann.

Ich persönlich werde die CSU nicht wählen, weil ich Merkel nicht unterstützen will, auch indirekt nicht.

Ich denke genau so wie Sie es beschreiben, wird`s kommen. Und so ganz nebenbei werden alte Rechnungen beglichen zwischen den "buddies" Söder und Seehofer. Das dabei beide Federn lassen, ist halt bei zwei Hähnen auf zu kleinem Hof immer drin;-)
Und wer darf sich mal wieder die Siegerhände reiben, sorry die Siegerraute machen?
Aber keine Angst, die große Schwester lässt die Gerupften bestimmt wieder zurück in`s warme Nest! MfG

Günter Johannsen | Do., 26. Juli 2018 - 15:59

Die CSU muss sich endlich von diese Merkel-CDU lösen, sonst ist die absolute Mehrheit auf Jahre dahin. Merkel hat diese CDU so sehr nach links gezwungen, dass selbst wohlwollende Parteigänger ihren Verein nicht wiedererkennen und sich angewidert abwenden. Will die CSU nicht in den Geruch der Linken Einheitsfront(SPD/LINKE; CDU; Grüne) kommen, muss sie sich von Merkels Vasallen-Truppe trennen!

Bettina Diehl | Do., 26. Juli 2018 - 17:02

wenden sich nicht von der CSU aufgrund des Streits mit Merkel und dem "verrohten" Ton ab. Meiner Meinung nach wendet sich der Wähler ab, weil er enttäuscht darüber ist, wie kraftlos die CSU ihre Interessen durchsetzt.Obergrenze 200 T? Familiennachzug? Abgelehnte Asylbewerber dürfen wieder einreisen etc. Wir kennen Bayern nicht mehr wieder. Kopftuch statt Dirndl. Ich wünschte die CSU würde mit den AfD koalieren. Wo bleiben die Taten Seehofers (Sachleistungen).

Rolf Pohl | Do., 26. Juli 2018 - 17:34

.... sich die CSU Bundesweit zur Wahl stellt.

Dass die CDU dann auch in Bayern antritt, na und?
Wo sitzen mehr Wähler die dann eher einer CSU zugeneigt wären als einer CDU, in Bayern oder im Rest der Republik?
"Leider seh ich mich ja derzeit gezwungen der AfD meine Stimme zu geben, sozusagen als Vehikel wegen mangelnder CDU Kompetenz" denkt wohl so mancher Bürger.

Sehr geehrter Herr Pohl,
ihr Vorschlag der bundesweiten CSU-Ausdehnung wäre zu befürworten, wenn nicht ein solcher Versuch 1990 - als DSU - in den neuen Bundesländern gescheitert wäre. Bei einer bundesweiten Ausdehnung würde die CSU in Bayern ihr Alleinstellungsmerkmal verlieren. Langfristig bliebe folgende Möglichkeit: CDU und CSU bleiben zusammen und die CSU tut alles, um Merkels Ablösung als Kanzlerin zu beschleunigen. Danach öffnet sich die CDU für demokratische Rechte und wäre damit programmatisch identisch mit der CSU. Der wirkliche Tonangeber wäre die CSU, die CDU behält formal Namen und eigene Strukturen. Ich fürchte jedoch, die CDU ist nach weiteren Merkel-Jahren dazu nicht mehr bereit und fähig. MfG - Joachim Wittenbecher

Sie sehen lieber Herr Wittenbecher, schon Ihr gesetztes Fragezeichen zeigt: Zum bereits diskutierten, getrennten Vorgehen von CSU und CDU giebts ganz sicher noch Fragen. Selbstverständlich geht das Ganze erst richtig los im Falle, dass im Oktober die CSU in Bayern bei rund 35 Prozent landet.
Es ist und gilt doch ohnhin als ein Kuriosum, dass eine Regionalpartei am Ende ggf. im Bund mitbestimmt.
Mit dem Jahr 1990, DSU im neuen Osten Deutschlands, ist doch die Situation seit Herbst 2015, incl. EU und EURO Krise, nicht vergleichbar.

Aber lieber Herr Wittenbecher, auch wieder erwartbar, Herr "Horst Merkel" ;-) wird wohl schon im Herbst 2018, nach der Bayern-Wahl, entgültig in Rente gehn. Für meinen Teil hoff ich, gemeinsam mit Frau Merkel.

Kommen Sie gut durch die aktuelle Hitze und sein Sie freundlich gegrüßt.

Recht hat der Mann. Alles ist damit gesagt. Aber es ist noch nicht dunkel genug um das Licht wieder sehen zu können.

dass die CSU eine Partei des Freistaates Bayern ist und darin schon eine regionale.
Eher kann sich die CDU nach Bayern ausweiten.
In unserer gelobten Bundesrepublik von einst gab es sicher auch immer mal Konflikte, es ging hoch her, aber es war m.E. nie so aussichtslos wie mit Merkel.
Diese Prosperität und Freiheit des Westens mag damals ein guter Grund gewesen sein, sich von der DDR in einer friedlichen Revolution zu befreien.
Irgendwann kommt das auch bei Merkel an?
Spass am Rande.

Dieter Wenzel | Do., 26. Juli 2018 - 19:03

werden in der Wahlkabine erdverbunden wählen. Es ist etwas ganz anderes irgendwelche Fragen zur Wahl zu beantworten, oder in der Stunde der Not sein Bayern zu verraten und Kreuzchen bei den Sozis, bei den Grünphantasten,, ganz Roten oder AFD zu setzen. Freie Wähler geht gerade noch, alles andere wird FJS mit einem Donnerwetter von oben ahnden. Wenn wir Bayern weiter etwas zu sagen haben wollen geht nur dies, sonst verraten wir unseren Freistaat an die Aussätzigen - halt das heißt Auswärtigen - Preußen, usw. " Da tat ich mer ja in den tot nei schäm!

Arnim Bernhardt | Do., 26. Juli 2018 - 20:02

Unsere Parteienlandschaft wird sich verändern,es werden neue und andere Mehrheiten entstehen.Ich muss einige Politiker der AfD ja nicht mögen,aber ich denke schon,dass diese Partei die Stimmen und Interessen vieler Menschen in Deutschland vertritt.Entäuschend finde ich (als ehemaliger Ossi!) den überwiegenden Teil unserer Medien,Cicero ausgenommen.Dieses Anbiedern und Ansiedeln im Darm der Frau aus der Uckermark,das ist unsäglich und erinnert mich an die DDR-Journaille.Ein Beispiel:Eine große sächsische Tageszeitung brachte vor ein paar Tagen im Zusammenhang mit dem Lübecker-Bus-Messer-Attentäter folgende Aussage zur Nationalität des Angreifers:"es war ein Deutscher,der aber nicht in Deutschland geboren wurde"! Semantische Verrenkungen für Deutsch-Iraner.Das ist nicht nur peinlich,das ist jämmerlich.Für diesen Journalisten darf man sich fremdschämen.

Hubertus Elster | Fr., 27. Juli 2018 - 08:34

Eine respektable Partei wie die CSU, konservativ, geradeaus, Bürger -und Wirtschaftsnah hat es eigentlich nicht verdient im Fahrwasser der linksgewendeten CDU unter zu gehen. Leider sieht es derzeit danach aus. Manchmal ist Trennung besser als gemeinsames ewiges Leiden. Sicher ist die Hoffnung auf CSU-Seite vorhanden das in der Ära nach Merkel evtl. wieder etwas mehr Konservatismus in die CDU einkehrt. Das könnte eine falsche Hoffnung sein bei den vielen Abnickern in der Partei.
Ich kann leider die CSU nicht wählen solange ich damit Merkel wähle. Ein völliges NOGO. Also bekommt die Alternative meine Stimme.

Karola Schramm | Fr., 27. Juli 2018 - 11:52

Meine Meinung ist, dass sich CDU und CSU trennen sollten. Dieses Zusammenkleben beider Parteien hatte vielleicht nach dem Krieg mal einen Sinn (NPD-Mitglieder sind überwiegend in die CDU eingetreten)CSU war zu klein und galt als Mehrheitsbeschaffer doch jetzt - erst recht durch Merkels ambivalente Haltung - total verwässert sind da Kräfte am Werk, die nichts Gutes ahnen lassen.

Die CSU täte gut daran nicht auf die CDU zu hören und gerade im Wahlkampf die Themen Asyl und Migration anzusprechen. Seehofer war mit der Erste,neben Wagenknecht, der sich in 2015 gegen Merkels Öffnung der Grenzen stellte und wurde zurückpfiffen genau wie Wagenknecht. Hätten er und die CSU sich damals stark durchgesetzt, hätte die AfD diese Chance, die sie durch diesen Rückzug bekommen hat, nie bekommen.
Die CSU darf ihr Anderssein von der CDU nicht dauernd verleugnen, was sie im Grunde massiv schwächt, was der CDU bisher auch recht sein konnte. Also Trennung von der CDU und erwachsen werden, liebe CSU.

Frank Rech | Fr., 27. Juli 2018 - 11:58

Bis zur Bayernwahl Mitte Oktober kann noch viel passieren. Die CSU hat jedenfalls in Sachen Migration noch teilweise die Kurve gekriegt, und u.a. deswegen wird sie sicherlich auch wieder den Regierungsauftrag erhalten. Eine absolute Mehrheit ist angesichts der Heterogenität der Menschen zwar kaum mehr zu erreichen, aber das muß nicht weiter störend sein solange die CSU ihr christliches und soziales Profil bewahrt zusammen mit kultureller Tradition und Heimattreue.
Das Anbringen von christlichen Kreuzen in Amtsräumen kommt weithin (außer leider bei einigen Kirchenoberen! wie Kardinal Marx) gut an und verlangt auch gerade denjenigen mit islamischer Orientierung Respekt ab.

ja wo kommt er denn her unser Marx? Gute Frage der eine Philosoph schon lange tot aus Chemnitz, der andere ist kein Bayer kommt aus Westfalen und wie er selbst vorgibt etwas links geprägt. Also wollt er uns ärgern der Papst, unserer Mutter Bavaria so einen in die Hauptstadt ihres Landes zu setzen. Wie gesagt dieser Kardinal hat es nicht so mit den Devotionalien seiner Zunft er legt sie lieber ab, so geschehen in Jerusalem. Also einem echten Bayern wär dess net passiert, denn wir san wir.