Erol Özkaraca auf dem Landesparteitag der SPD am 13.05.2011
Erol Özkaraca kämpft um den Einzug ins Berliner Abgeordnetenhaus / Hüseyin Islek

Berlinwahl - „Religion ist Privatsache, Extremismus nicht“

Für seinen Wahlkreis Nord-Neukölln will Erol Özkaraca ohne den Rückhalt seiner Partei einen Sitz im Berliner Abgeordnetenhaus erringen. Als säkularer Muslim sitzt der SPD-Mann zwischen allen Stühlen

Autoreninfo

Ramon Schack ist Journalist und Buchautor mit Sitz in Berlin. Zuletzt erschienen seine Bücher „Neukölln ist nirgendwo“ und „Begegnungen mit Peter Scholl-Latour“.

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Die Hermannstraße ist eine der großen Einkaufs-und Verkehrstraßen des Berliner Bezirks Neukölln, teils heruntergekommen, teils im Aufbruch befindlich. Schon am frühen Morgen donnern hier LKWs und Doppeldeckerbusse entlang. Ein Obdachloser schält sich aus seinem Schlafsack, der von leeren Alkoholflaschen umrahmt wird. Ein penetranter Uringeruch liegt in der Luft. Es ist nicht weit zum Schillerkiez, dem neuen, jungen, urbanen Neukölln.

Hier, in einem unscheinbaren Achtzigerjahre-Bau, befindet sich das Abgeordnetenbüro von Erol Özkaraca. Der türkischstämmige SPD-Politiker kämpft von hier aus um seinen Platz im Abgeordnetenhaus, das am Sonntag gewählt wird. Doch diesmal ist alles anders. Diesmal ist Özkaraca allein. Von seiner Partei bekommt er keine offizielle Unterstützung, bei der Delegiertenversammlung im November wurde ihm ein Listenplatz verwehrt.

Streit mit Partei über Trennung von Staat und Kirche

Im Sommer 2015 hatte sich Özkaraca mit seinem Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh, wie er Muslim, überworfen. Es ging um die Frage, wie nah Islam und Staat sich kommen dürfen. Özkaraca interpretiert seinen Glauben liberal, er besteht auf einer strikten Trennung zwischen Religion und Staat. Saleh trat dagegen ein für einen Staatsvertrag mit Berlins muslimischen Verbänden, wie in Hamburg und in Bremen. Und er zeigte sich offen für eine Änderung des Berliner Neutralitätsgesetzes, das Lehrern sichtbare religiöse Symbole verbietet, also auch Frauen ein Kopftuch.

Vor dem Bürofenster Özkaracas ist eine ganze Batterie von seinen Wahlplakaten aufgestellt, versehen mit dem Konterfei des Kandidaten sowie politischen Slogans, die angesichts der allgemeinen Einfallslosigkeit der sonstigen gedruckten politischen Aussagen teils frech, teils provokant erscheinen. „Der Rechtsstaat gilt überall. Sogar in Neukölln“ steht dort zu lesen, oder „Religion ist Privatsache. Extremismus nicht“.

Özkaraca kämpft um ein Direktmandat

In seinem Büro herrscht Chaos. Aktenordner, Wahlflyer und Plakate bedecken den Schreibtisch, in dem überfüllten Aschenbecher glimmt eine Kippe. Dahinter sitzt Özkaraca, 53, von Beruf Anwalt, Halbglatze, Hemd. Auf dem Boden lehnt ein Porträt von Willy Brandt. Özcaraca spricht mit Gerald Winter. Der ist sein Wahlkampfmanager, ein Parteifreund und alter Kumpel, Politologe von Beruf und macht ihn gerade auf eine Analyse aufmerksam, wonach die grüne Hegemonie im Wahlkreis zu wackeln beginnt. „Ha!“, ruft Özkaraca aus, läuft zum Kühlschrank, der randvoll mit Cola Zero gefüllt ist, und gönnt sich und seinem Besucher eine Dose. Er kann nur über ein Direktmandat in das Abgeordnetenhaus kommen. Etwa die Hälfte der Parlamentarier wird direkt gewählt. 652 Direktkandidaten treten in 78 Wahlkreisen der Hauptstadt an.

Erol Özkaracas größte Konkurrentin ist Susanna Kahlefeld, die Spitzenkandidatin der Grünen im Wahlkreis Neukölln 2. Es wird knapp. Rund 25 Prozent der Erststimmen erhielt Özkaraca bei der vergangenen Wahl 2011, Kahlefeld knapp 30. „Wir kämpfen wirklich um jede Stimme, das wird eine Zitterpartie“, sagt Özkaraca. „Die Zusammensetzung der Bevölkerung hat sich verändert. Wir werden sehen, wie sich das auswirkt.“

Neukölln hat sich verändert

Er selbst wuchs in Hamburg-Sasel auf und kam 1987 nach Berlin-Neukölln. Lange Zeit galten die Einwohner des Bezirks, und vor allem von Özkaracas Wahlkreis, fast als als Aussätzige, zumindest in der medialen Wahrnehmung. Ihr Auftreten, Aussehen, ihre Herkunft und ihr Verhalten waren gleichbedeutend mit all den Phänomenen, vor denen sich Deutschland fürchtet: soziale Verwahrlosung, Überfremdung, gescheiterte Integration, prekäre Lebensverhältnisse, Hartz IV, Kriminalität und Gewalt. Sollte das jemals der Realität entsprochen haben, schaut es inzwischen ganz anders aus. Die Gegend ist im Kommen, der Prozess der Gentrifizierung schreitet voran. Der Stadtteil befindet sich auf einer Reise, deren Geschwindigkeit permanent zunimmt – mit unbekanntem Ziel. 

Für Erol Özkaraca ist sein Wahlkreis heute einer der aufregendsten Orte der Republik. Ein explosiver und stimulierender demografischer Mix sei das aus Schwaben und Salafisten, Hipstern und Hartz IV-Empfängern, kleinbürgerlich bis bettelarm, neureich und neurotisch. „Es macht Spaß, hier zu kandidieren“, sagt er, auch wenn er schon seit längerer Zeit nicht mehr hier lebt. Er ist ins bürgerliche Frohnau gezogen, im hohen Norden der Hauptstadt, mehr als 20 Kilometer von Nordneukölln entfernt. Özkaraca sagt, die Familie habe ein Haus mit Garten gewollt, das gebe es im Neuköllner Norden nun mal nicht. „Ich bin da eigentlich nur zum Schlafen, kenne mich dort kaum aus.“

Nähe zu Heinz Buschkowsky 

In der Berliner SPD gilt er als politischer Ziehsohn des ehemaligen Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky, der mit seinen provozierenden Thesen zur Integration durch die Talkshows der Republik tourte und den Bestseller „Neukölln ist überall“ schrieb. Buschkowsky hat der Neuköllner SPD inzwischen verboten, Werbung mit seinem Namen zu machen. „Ich möchte Euch auffordern, die Facebook-Seite in meinem Namen mit sofortiger Wirkung einzustellen“, forderte er vor einigen Monaten seine Parteigenossen auf. Grund war der Besuch seiner Nachfolgerin und Parteigenossin Franziska Giffey in einer vom Verfassungsschutz beobachteten Moschee. Laut der Behörde gehört die Gemeinde zur radikalislamischen Muslimbruderschaft, die einen Gottesstaat propagiert. Özkaraca stimmt nicht mit allen Positionen Buschkowskys überein, aber: „Da bin ich ganz auf der Linie von Heinz.“

Zum Kopftuchverbot in Berlin war von Özkaraca zu hören, eine Erlaubnis würde Parallelstrukturen fördern und die Integration behindern. „Dann werden ausgerechnet die liberaleren Muslime unter Druck gesetzt, die wir eigentlich fördern wollen.“ Nicht nur in seiner Partei, auch in seinem Wahlkreis polarisiert Özkaraca mit solchen Sätzen. Er erhält viel Zuspruch, aber auch Gegenwind: „Biodeutsche“, die ihn aufgrund seiner türkischen Herkunft bepöbeln, Islamisten, die ihn bedrohen, und selbsternannte Gutmenschen, die ihn als Populisten schmähen, der AfD-Thesen im SPD-Gewand vertrete. „Ja, ich befinde mich zwischen allen Stühlen“, bekennt er schmunzelnd. „Aber vielleicht mache ich ja was richtig, wenn sich einige Leute so aufregen?“ Ein bisschen mehr Unterstützung von seiner Partei würde er sich aber schon wünschen.

Özkaraca warnt vor dem politischen Islam

Sein Wahlkampfteam besteht aus einigen jungen Leuten. Der Auszubildende Furkan K. verteilt jeden Abend Wahlkampfmaterial in den dichtbevölkerten Straßen Nordneuköllns. Dabei habe es auch schon handfeste Drohungen gegeben. Aber Erol Özkaraca lässt sich nicht abbringen von seinem Hauptanliegen: der politische Islam und dessen Auswirkungen auf das Zusammenleben in unserer Gesellschaft. „Wenn wir als Volkspartei dieses Thema nicht offensiv angehen, dann fliegt uns schon bald einiges um die Ohren.“ Die SPD verhalte sich da oft politisch naiv. „Dabei benötigt man weder billigen Populismus noch die rosarote Brille. Gesunder Menschenverstand ist eigentlich ausreichend.“

Erol Özkaraca begleitet den Besucher vor die Tür seines Büros. Auf eines seiner Wahlplakate hat irgendjemand einen ausländerfeindlichen Spruch geschmiert. Er nimmt es gelassen. „Das kenne ich schon seit meiner Kindheit, so ganz werde ich wohl nie in Deutschland ankommen, da kann ich beruflich aufsteigen, mich integrieren, wie ich möchte, solche Sprüche wird es immer geben.“

Er berichtet, wie er 1991 nach Neukölln zog, frisch verheiratet, und der Vermieter auf dem Mietvertrag handschriftlich eine Klausel hinzugefügt hatte, wonach das Schlachten von Schafen auf dem Balkon verboten sei.

Jetzt, auf der Straße, bittet ihn eine blonde Frau um ein Autogramm. „Ick finde Sie knorke, obwohl Sie ja aus Hamburg stammen“, sagt sie.

Nachtrag: Erol Özkaraca hat es nicht geschafft, er unterlag in seinem Wahlkreis Neukölln 2 der Grünen-Kandidatin Susanna Kahlefeld
 

 

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Bernd Fischer | Do., 15. September 2016 - 20:36

was soll man zu solcher SPD in Berlin ( Stadt ) noch sagen.
Man kann sich nur noch mit Grausen und Verachtung von der SPD abwenden.
Im Bund sieht es auch nicht besser aus.

Die, die dort schon sind mit Migrationshintergrund und in Verantwortung stehen , verachten den Özkaraca in Berlin ( Stadt ) .

Anstatt die Chance zu ergreifen einen aufgeklärten säkuläreren Muslim in der SPD zu unterstützen...einzubinden, und um eine Brücke zu bauen zwischen den "Hardcore" Muslimen, übt man sich in Unterwerfungsgesten gegenüber dem Zentralrat der Muslime, und besucht lieber eine Moschee die vom Verfassungsschutz verstärkt überwacht wird.

Macht weiter so Genossen.

Der Wähler ist wachsam.

Andreas Johanning | Do., 15. September 2016 - 21:25

...wenn liberale Muslime noch viel mehr in den Medien zu Wort kommen. In den Talkshows sieht man immer nur die Vertreter der knackig konservativen Muslimverbände und die immer gleichen Kopftuchträgerinnen. Bei denen hat man immer das Gefühl, die verfolgen eine zweite Agenda für den Fall, dass sie irgendwann mal die Mehrheit bilden. Da ist es erfrischend zu sehen, dass es auch bei den Muslimen Menschen gibt, die sich nicht zuerst über ihre Religion definieren. [Anm. der Redaktion: gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen]

Karl Kuhn | Fr., 16. September 2016 - 12:12

Antwort auf von Andreas Johanning

Wg. "Unterstellungen". Verzichten Sie bitte auf diese in letzter Zeit zunehmenden Belehrungen der Leserbriefschreiber aus nichtigstem Anlass. Wenn Sie keine zugespitzten Aussagen im Rahmen der Meinungsfreiheit aushalten können, dann machen Sie doch den Kommentarteil dicht. Macht dann auch weniger Arbeit.

Constantin Wissmann | Fr., 16. September 2016 - 12:36

Antwort auf von Karl Kuhn

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Karl Kuhn | Fr., 16. September 2016 - 13:19

Antwort auf von Constantin Wissmann

Der Hinweis [bearbeitet, d. Redaktion] reicht völlig aus. Sie sollten aus ihrer Machtposition heraus Foristen nicht mit Haltungsnoten bedenken. Sie können Beiträge kürzen, ohne darüber überhaupt ein Wort zu verlieren, das verursacht bei allen Beteiligten den wenigsten Ärger. Einfach mal als Vorschlag.

Klaus Damert | Do., 15. September 2016 - 21:30

Viel Erfolg diesem tapferen und gescheiten Kandidaten. Wenn die SPD solche Leute nicht haben will, schafft sie sich selbst ab. Inzwischen ist das nicht einmal mehr zu bedauern.

Christa Wallau | Fr., 16. September 2016 - 10:59

Antwort auf von Klaus Damert

Ihnen, Herr Damert, und auch Herrn Fischer kann ich nur beipflichten.
Wie verblendet muß man als Deutsche(r) eigentlich sein, um solche vernünftigen Menschen wie Herrn Özkaraca nicht mit aller Kraft zu unterstützen?
Leider ist es so, wie Herr Sarrazin es ausgedrückt hat:
Deutschland schafft sich ab. Dazu bedarf es kaum der aktiven Hilfe von
Migranten. Die urdeutschen "Gutmenschen" packen das ganz alleine...

Alexander Mazurek | Do., 15. September 2016 - 23:48

... ist eine postlutherische Erfindung der entgleisten gottlosen "Aufklärung". Die Religion hatte und hat immer vor allem eine soziale Dimension, war und ist (nicht eine jede...) Maßstab des zivilisatorischen Fortschritts. Luther, der via "sola fide, sola gratia" die Tat vom "Glauben" trennte, machte es möglich, dass die Gottlosen sie ins Private verbannen konnten, so wie sie diverse, immer "andere" (sexuelle) "Orientierungen" öffentlich machen. Also "Religion" in den Darkroom, die "anderen" Praktiken/Meinungen in die Öffentlichkeit, DIE Maxime der Modernisten. Alles ganz normal ... Der Untergang der Vernunft. Ein kleiner Fehler am Anfang am Ende ein großer ist.

Daniel Anderson | Fr., 16. September 2016 - 01:21

Für die SPD ist Herr Ayman vom Zentralrat der Muslime eine Stimme der Vernunft. [Anm. der Redaktion: gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen] Dann ist es nur zu logisch, dass einer wie Özkaraca ausgegrenzt wird, anstatt solche Stimmen zu stärken. Die Gesellschaft SOLL gespalten werden, denn anders ist das alles nicht mehr zu erklären. Denn andernfalls müsste die Berliner SPD gerade solche Menschen fördern und sie offensiv in die Pflicht nehmen. Wer aber auf dem radikalen, klerikal-faschistisch muslimischen Auge blind ist, der MUSS so handeln. Schämt euch. Wieder mal kostenlose Wahlwerbung für die AfD. Herzlichen Glückwunsch.

Hans Günther Holl | Fr., 16. September 2016 - 07:40

Was ist ein "säkularer Muslim"?

Leyendecker, Volker | Fr., 16. September 2016 - 08:18

Kann man das Verhalten der SPD überhaupt noch nachvollziehen ? Das D für Deutschland sollten die Sozis doch einfach streichen. Parteien die nur die Internationale singen können darüber das eigene Volk ignorieren brauchen wir nicht. Der militante Islam gehört nicht zu Deutschland .

Gerdi Franke | Fr., 16. September 2016 - 10:46

Aber was ist Religion? Jeder verbirgt da etwas anderes dahintet. Das ist ja nicht nur der Glaube. Da wird ja von Migranten auch Kultur und Recht und Kleidung reininterpretiert. Und Deutschland zeigt sich hilflos und lässt das zu.

Oswald Poplas | Fr., 16. September 2016 - 13:19

Es gibt keinen liberalen oder säkularen Muslim.
Das ist ein logischer Widerspruch in sich.Muslim bedeutet " jemand der sich ( dem Willen Allah ) unterwirft.Elliptische Definition, weil man sich den Zusatz " dem Willen Allahs " sich dazudenken muß.

Ich kann mich nicht dem Willen Allahs unterwerfen und gleichzeitig behaupten, ich sei ein säkularer oder sogar ein liberaler Moslems.
Und der Begriff " liberaler Moslem" ist genauso ein Unsinn, weil es in den islamischen Ländern noch nie einen politischen Liberalismus gegeben hat.

Da sind mir ehrlich gesagt, die sogenannten Ex-Moslems lieber.

Wenn sich jemand noch immer als Moslem sieht und versteht, verfolgt er noch immer die langfristigen Ziele, die im Koran festgelegt worden sind.Da führt kein Weg vorbei.

Karl Kuhn | Fr., 16. September 2016 - 14:02

Antwort auf von Oswald Poplas

Bitte verstehen Sie die prekäre Lage dieses mutigen Mannes. Er bekommt schon Gegenwind genug. Wenn er jetzt auch noch erzählen würde, dass er eigentlich nicht mehr gläubig ist, dann kann er für die Wahl gleich einpacken und Polizeischutz beantragen. Wahlweise ist ein glaubensmäßiger Rosinenpicker wie fast alle zeitgenössischen Christen auch. Nach dem Motto: Denn sie wissen nicht, was sie glauben.

Rudolf Bosse | Fr., 16. September 2016 - 14:20

Antwort auf von Oswald Poplas

Ihre Meinung Herr Poplas trifft den Kern der Frage!
Ich bin Atheist und wenn ich fragen würde: "Vielleicht gibt's doch einen Gott", dann wäre ich eben kein Atheist!

Adrian Engler | Fr., 16. September 2016 - 17:37

Antwort auf von Oswald Poplas

Theoretisch stimme ich Ihnen zu. Das trifft dann aber auch für andere Religionen zu, auch in den "heiligen Schriften" von Christen und Juden steht viel Grausames, Aufrufe zu Gewalt und Diskriminierung. Den liberalen Gläubigen dieser Religionen kann man auch Inkonsequenz vorwerfen.

Aber in all diesen Religionen, die sich ihnen weiterhin verbunden fühlen, auch wenn sie sich primär an säkularen humanistischen Werten verpflichtet fühlen, und ich als Atheist denke, dass das eine Entwicklung ist, die zu begrüßen ist.

Ein eigentlicher liberaler Islam hat sich tatsächlich weniger stark entwickelt als ein liberales Christentum und ein liberales Judentum. Aber es gab in vielen mehrheitlich muslimischen Ländern politische Bewegungen, die weitgehend säkular waren und sich nicht an den im Koran festgelegten Zielen orientierten. Gerade auch Angehörige der muslimischen Minderheiten in Europa könnten eine wichtige Rolle dabei spielen, dass sich eine solche liberale Version stärker entwickelt.

Reinhard Oldemeier | So., 18. September 2016 - 11:44

Antwort auf von Oswald Poplas

Sehr geehrter Herr Poplas,
Es gibt viele Muslimische Einwanderer die mit Religion nichts am Hut haben. Aber auch Viele die ihre Religion nicht ausleben.
Diese Gruppen geben sich nicht zuerkennen. Ich finde es bezeichnend hier in diesem Forum, dass dieses viel zu wenig diskutiert wird. Man hört immer auf eine laute Minderheit, die versucht sich ein Gehör zu verschaffen. Genauso geschieht das in der Politik.
Denn die Muslimverbände sind nicht die Mehrheit. Sie sind es, die eine Integration verhindern. Sie werden vom Ausland gesteuert und verhindern ein Zusammenleben.
Es ist erfrischend zu lesen, dass ein SPD Mitglied wie Herr Özkaraca den Mut besitzt ohne Listen-Platz zu kandidieren.
Wir sollten nicht die Schere im Kopf haben, dass der Islam nur politisch ist, dieses kann auch das Christentum.
Deswegen finde ich es gut, dass so ein Artikel im Ciecero erscheint.

Reiner Bergmann | So., 18. September 2016 - 19:13

Antwort auf von Oswald Poplas

Herr Poplas, volle Zustimmung! Ehrlich gesagt, ich habe keine Lust mehr meine Zeit für aufwendige und gut recherchierte Kommentare zu verschwenden. Das Thema ist ausdiskutiert.
Was ist in diesem Land nur los? Wer kann sollte auswandern!

Christiane Bohm | Do., 22. September 2016 - 19:58

Antwort auf von Oswald Poplas

Selbstverständlich gibt es auch Moslems, die nicht religiös sind, wie in jeder anderen Religion auch, deswegen aber nicht austreten, sowas gibt es im Islam sowieso nicht. Außerdem zielt er wohl auch auf Moslems als Wähler.
Ansonsten gebe ich Frau Wallau recht, diese Menschen brauchen Unterstützung.
Ich behaupte auch mal, wäre er Apostat oder Konvertit, hätte er Schwierigkeiten, in der Berliner SPD aufgenommen zu werden.

Karola Schramm | Fr., 16. September 2016 - 14:42

Viel Glück Herr Özkaraca. Mit Ihrer Einstellung haben Sie es verdient, im Abgeordnetenhaus zu sitzen.

Elisabeth Zillmann | Fr., 16. September 2016 - 16:25

Herrn Özkaraca wünsche ich von Herzen Erfolg bei der Wahl.Wie bescheuert ist die SPD,solche Leute nicht mit allen Kräften zu unterstützen!

Walter Wust | Fr., 16. September 2016 - 16:48

Der Fehler liegt in dem Bekenntnis, der Islam gehört zu Deutschland. Aus Sicht der Muslime ist Deutschland somit ein Teil eines Islamischen Staates. Wir Deutsche haben uns ohne Not in diese Situation manövriert und werden täglich immer mehr vereinnahmt. Wir verteidigen die Burkah als modisches Accessoire und sehen über die Kinderehe hinweg als islamische Eigenart der Besitzstandswahrung. Wer hier noch deutsches Gedankengut hegt, ist ein Nazi und wer nicht im Mainstream mitdenkt, ein Fall für den Verfassungsschutz. Wir schaffen Das.

Michaela Diederichs | Sa., 17. September 2016 - 21:58

Antwort auf von Walter Wust

[Anm. der Redaktion: Gekürzt. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette] Die "Unterwerfung" wie von Michel Houellebecq beschrieben, ist bereits in vollem Gange. Muslime dürften sich bestärkt darin sehen, den Islam auch in seiner politischen Form nach Deutschland zu tragen, wie wir es auf der Köln-Demo sehen konnten. Wer das nicht akzeptieren möchte, wird als "rechts" verortet - gerne noch garniert mit "populistisch"-, ist reaktionär, rassistisch, islamophob. Die Menschen wenden sich ab auf der Suche nach einem neuen geistigen Zuhause. Dass die Medien diese Politik auch noch stützen, macht die Sache nicht besser.

Sabine Bauer | Fr., 16. September 2016 - 18:40

Mehr Mitglieder mit Ihrer Haltung in der SPD - und ich hätte Hoffnung für die Genossen.
Mögen Sie Gehör finden.

stefan riedel | Fr., 16. September 2016 - 19:04

Wenn Herr Erol Özkaraca ein gläubiger Moslem ist,wird die Sache spannend.
Da ist dann das Mandat ein Sprungbrett,wie fürÖ....... in Bremerhaven.Daraus kann jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.

Ronald Solle | Fr., 16. September 2016 - 22:22

Seien wir doch ehrlich in der Politik wird nur noch vor dem Islam ein katzbuckeln durchgeführt. Selbst Migranten die vor ihm warnen dem Islam werden soweit wie möglich klein gemacht/klein geredet.
Besser wäre es für die SPD hier ein klares Bekenntnis für die europäische Art zu leben Partei zu ergreifen .So wie jetzt sich unsere sogenannten Volksparteien benehmen kann man sie kaum als Volkspartei verstehen. Eher als Partei des falschen Weges.Weg von Europa. Hin zu einer Form der Gesellschaft der Demokratie und Gleichberechtigung fremd sind.
Mit freundlichen Grüßen.

Breiter, Wolfgang | Sa., 17. September 2016 - 10:15

Liebe Onlineredaktion
Ich beziehe mich auf ihre Antwort an Herrn Karl Kuhn und verweise auf den Beitrag von Herrn Alexander Mazurek.
Ihre Leitlinien für eine anspruchsvolle Diskussion entsprechen meinen Erwartungen. Bezüglich des Beitrags von Herrn Mazurek möchte ich deshalb darauf hinweisen, dass der Begriff Gottlos durchaus als Beleidigung religionsfreier Menschen benutzt wird. Schon das Wort Aufklärung in Anführungszeichen zu setzten sagt einiges. Die Unterstellung in dem Satz "… so wie sie diverse, immer "andere" (sexuelle) "Orientierungen" öffentlich machen" ist für mich ein eindeutiger Hinweis auf die von interessierter Seite sogenannte "Homolobby", eine abwertende Bezeichnung für Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung versuchen allgemeingültige Menschenrechte für sich einzufordern.
Zusammengefasst empfinde ich den Beitrag von Herrn Mazurek ausschließlich polemisch und diffamierend und sehe darin weder eine interessante noch relevante Erkenntnis zum Thema.

Alexander Mazurek | So., 18. September 2016 - 23:03

Antwort auf von Breiter, Wolfgang

... aber "hier stehe ich und kann nicht anders". Die Erben der entgleisten Aufklärung der Französischen Revolution eines Marquis de Sade haben den zivilisatorischen Fortschritt der griechischen Philosophie eines Platon und Aristoteles, wie auch des Judaismus und Christentums schamlos für sich gekapert und fortan als "Humanismus" verkauft. Ihre Erben versuchen nun, diesen zu pervertieren. Wissenschaft ist, zu unterscheiden, dh. zu diskriminieren, und nicht, alles und jedes gleich-zu-machen. Aktuelle Forschungen zeigen, wie es Ortega y Gasset vor fast 100 Jahren treffend in "Aufstand der Massen" beschrieben hat, "... dass mittelmäßige Leser, die sich nie mit diesen Fragen beschäftigten, wenn sie ihn lesen, es nicht tun, um etwas von ihm zu lernen, sondern im Gegenteil, um ihn abzuurteilen, sobald er nicht mit den Plattheiten übereinstimmt, die sie im Kopf haben...".
DAS ist die wahre Wirklichkeit de Moderne, auch Platon hat im "Höhlengleichnis" vor 2500 Jahren davor gewarnt.

Harro Meyer | Sa., 17. September 2016 - 13:17

Begriffe, wie "liberaler Muslim" oder "christlicher Demokrat" sind Antonyme, also Begriffe, die nicht zueinander passen, einzig dafür gemacht, die Wähler zu übertölpeln, denen das Nachdenken weh tut.

claudie cotet | So., 18. September 2016 - 15:14

das mit dem christlichen demokraten gefertigte fallnetz ist eine so geniale konstruktion,
sind seit kriegsende viele fischlein gefangen worden
herr harro meyer: haetten sie fuer SPD einen aehnlichen hint?

Petra Schaefer | So., 18. September 2016 - 16:02

Lieber Herr Solle - Ihrem Kommentar des "katzbuckelns der Politik zum Islam" stimme ich vollkommen zu. Es ist mittlerweile nahezu unerträglich, wie unsere Werte und Freiheit aufgegeben werden für eine intolerante Religion. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen/Medien (und Wähler)den Koran lesen - evlt. auch "Generation Allah" v. Ahmad Mansour. Nur dann ist "Köln" zu verstehen, der religiöse Extremismus und einiges mehr...DANKE dem Cicero-Team.

Nicolas Linkert | So., 18. September 2016 - 21:08

... des Islam von der Politik wird nicht funktionieren. Mag sein, dass Herr Özkaraca ein lobenswerter Mann ist, aber auch er wird hoffnungslos an diesem Entkopplungsversuch scheitern. Die Durchdringung des Politischen mit dem Islam und vice versa ist allumfassend und durchaus ein Teil des Kerns dieser Polit-Religion. [Anm. der Redaktion: gekürzt. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette]

Bonga Rottanina | So., 18. September 2016 - 21:37

ich kann nicht vorstellen, daß die neue Regierung eine weitere Multikulti (liegt jetzt schon über 30 %)
anstreben will, weil die Eskalationen fangen an richtig los zu gehen. Wir werden es sehen, ob dieses Verhältnis ein gutes Beispiel wird?????

Karl Franz | So., 18. September 2016 - 23:05

Es ist die Sache des Volkes, zu entscheiden, ob es Einwanderung will. Falls es welche will, sodann auch, welche es sein soll.
Nichts davon wurde eingehalten. Schleichend wurde Deutschland manipuliert, "Gast"arbeiter hieß es zunächst und heute sieht man das Ergebnis in Neukölln, Marxloh usw. usf.
Wir Deutsche wurden belogen und betrogen, von allen etablierten Parteien.
Der krasse Höhepunkt war vorläufig die "Flüchtlings"krise, jetzt soll es durch Familiennachzug verschäft werden.
Alle Welt hat offenbar ein Recht auf Einwanderung nach Deutschland - nur wir Deutsche haben nicht das Recht, über Zuzug zu entscheiden. Und dann stellen sich die Politiker in Berlin auf das Podium und nennen sich "Demokraten"?

Die Entmündigung des deutschen Volkes in Bezug auf zentrale Fragen wie Einwanderung, Währung, Wehrpflicht u.a. bleibt nicht ohne Gegenreaktionen. Diese müssen aber noch sehr viel stärker werden, wenn wir eine Zukunft haben wollen.

Romuald Veselic | Mo., 19. September 2016 - 08:36

Ländern/Staaten, denken anders als die dt. SPD, die in der Annahme ist, ihre Ansichtsmaßstäbe anderen aufzuzwingen und dabei unfähig, sich in die Lage des Andersdenkenden zu versetzen. Das ist ein deutsches Phänomen, der suizide Züge bekommen hat. Sentimentalität ist ebenso gefährlich, wie Romantik oder Idealismus.
Mein Vorschlag ist, dass die Menschen mit ähnlichen Lebenseinstellung, ihre eigene Communities bilden. Z.B. die Burka/Niqab/Tschador Anhänger, sollen ihren Staat gründen und das Tragen ihrer Kluft bis zur Extase ausleben, ohne damit diejenigen, die es ablehnen, zu behelligen. Oder FKK Menschen in ihrem Staate können meinetwegen nackt in die Arbeit gehen, nackt auf dem Kronleuchter schaukeln und ebenso nackt ihre Meetings abhalten...
;-)

Frau Göhring | Mo., 19. September 2016 - 09:57

Man möchte verzweifeln, wenn man sich die Parteien anschaut. Wer hat denn endlich den Mut, eine Partei "klarer Menschenverstand" zu gründen? Eine Partei, bei der wir alle unterkommen können, die wir vernünftig und logisch denken. Was den Islam angeht, glaube ich den Menschen, die aus persönlicher Erfahrung sprechen und nicht denjenigen, die nur ihr Wunschdenken äußern.

Steffen Zollondz | Fr., 23. September 2016 - 06:21

„Dabei benötigt man weder billigen Populismus noch die rosarote Brille. Gesunder Menschenverstand ist eigentlich ausreichend.“

Das halte ich für zutreffend. Hinzufügen möchte ich, dass das, was oft als "billige(r) Populismus" bezeichnet wird, aus meiner Sicht ziemlich häufig gesunder Menschenverstand ist.
Nur fällt den Parteien auf diesen nichts plausibles ein. Sie haben auf diese Fragen keine Antworten, weil sie ihnen manchmal seit Jahrzehnten ausgewichen sind und es auch immernoch versuchen.
Nun kommt da eine Partei daher, die den Finger so sehr in die Wunde legt, wie es das in Deutschland im Nachkriegsdeutschland lange nicht gab.
Die Parteien reagieren bisher fast ausschließlich mit Beißreflexen und Diffamierungen.
Eigentlich eigentlich mindestens genau so wahre Populisten.
Wobei ich dazu sagen muss, dass Politiker immer ein großes Stück Populisten sind.
Aber Psst! Das bleibt mein Geheimnis.
(Anm. d. Red.: bearbeitet)