Matthias Matussek und Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke sitzen auf einem Sofa und diskutieren
Waren einst Kollegen beim Spiegel-Magazin: Matthias Matussek und Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke / Antje Berghäuser

Matthias Matussek - „Schlechte Laune törnt mich ab“

Darf ein Journalist Aktivist werden? Muss er aufbegehren? Ein Streitgespräch über die Grenzen des Engagements zwischen Matthias Matussek und Christoph Schwennicke

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

So erreichen Sie Christoph Schwennicke:

Christoph Schwennicke: Matthias, warum hast du dich Mitte März in Hamburg auf eine Bierkiste gestellt und das Volk aufgewiegelt?
Matthias Matussek: Mir ist einfach der Kragen geplatzt. Im Übrigen will ich seit meiner Pubertät als 16-jähriger Maoist das Volk aufwiegeln.

Und 46 Jahre später ist es dir gelungen.
Der Bürgerprotest als solcher wird ungerecht behandelt. Auf die Straße zu gehen gegen die Regierung, ist ein demokratisches Grundrecht. Jetzt soll es verpönt sein, sogar strafbar? Die Antifa prügelt aufseiten der Regierung, zumindest mit ihrer Duldung. Ich befürchte, dieser unserer Kanzlerin hängt das Politikverständnis der DDR noch sehr in den Klamotten. Die Demokratie ist in Gefahr.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Michaela Diederichs | Fr., 1. Juni 2018 - 13:56

Journalismus ist derzeit zu einer gefährlichen Gratwanderung geworden. Die TAZ schrieb 2016 über den Cicero: " Im Januar nennt ein Spiegel-Redakteur die Chefredakteure des Cicero „Salonhetzer“, ein Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS)nennt den Cicero-Kulturchef einen Mann, der auf Islamversteher und Flüchtlingskrisenverharmloser „eindrischt“, aber nicht annähernd so gut einstecken kann, und der zu Populismus neigende Jakob Augstein schreibt bei Spiegel Online, Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke betreibe „völkische Propaganda“. Herr Matussek tut mir aufrichtig leid. So wie mit ihm umgegangen wird, kommt das ja fast einem Berufsverbot gleich. Verständlich, dass er da auf Kisten steigt.

Juliana Keppelen | Fr., 1. Juni 2018 - 14:54

"Bei dem ganzen moralischen Getue sind oft handfeste ökonomische Interessen im Spiel."
So ist es.
Mit Unterstellungen und schwingen der Moralkeule läßt sich so mancher unliebsame Konkurrent aus dem Feld kegeln. Wer die Deutungshoheit und die Meinungshoheit hat, hat auch die Macht und die will man nicht unbedingt teilen. (Auch die Macht andere zu vernichten).

aber ökonomische Interessen haben meistens einen rationalen Kern.
Positionen wie : Deutschland kann unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen und keiner hat weniger....sind einfach doof und dazu noch gefährlich. Es sollte eigentlich eine Frage des Berufsethos von Journalisten sein kurz (das reicht.) darüber nachzudenken und dann seine Kunden über das Ergebnis seines Denkens zu informieren. Ich bin kein Journalist, insoweit kann ich nicht beurteilen ob zu wenige Journalisten mal selbst kurz denken und sich dann entsprechend äußern, oder ob sie aus ökonomischen Gründen etwas anderes verkünden, als das was sie denken.
"Guter Journalismus macht sich nicht mit einer Sache gemein, auch nicht mit einer guten." Der Mainstream macht sich mit einer Sache gemein, aber nicht mit einer guten.

Michaela Diederichs | Fr., 1. Juni 2018 - 19:51

Antwort auf von wolfgang spremberg

"Der Mainstream macht sich mit einer Sache gemein, aber nicht mit einer guten." Da haben sie meine volle Zustimmung. Wie gut, dass Cicero nie Mainstream war, sondern immer "seinen eigenen Kopf" hatte und hat.

Klaus Reinhardt | Fr., 1. Juni 2018 - 15:48

Danke für diese Gespräch und auch Dank an Herrn Matussek für sein Buch und seine Ansprache am 19.03. in Hamburg.
Jetzt fühle ich mich nicht mehr so allein in meinen Auffassungen. Daß wir in einer DDR 2.0 leben und auf dem Weg in eine EUdSSR sind, vertrete ich schon seit einiger Zeit; und führte mich schon vor 3 Jahren zum Austritt aus einer renommierten politischen Partei.

Mich dieses Gespräch auch sehr berührt und bewegt. Die Meinungsfreiheit in Deutschland ist mittlerweile in einem beklagenswerten Zustand und Journalisten, die nicht im Schwarm mitschwimmen wollen, haben einen sehr schweren Stand.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 1. Juni 2018 - 16:41

Eine zeitlang ging es mir nur um Inhalte.
Wie schön, dass er da nicht mehr ist.
Andererseits schreiben die meisten Journalist_innen für mehrere Blätter, nur nicht verantwortlich.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 1. Juni 2018 - 16:53

Es hat etwas Ungefähres, dass in diesen Zusammenhängen auch seinen Platz haben sollte.
Kann man es auch Gott nennen?

Volker Mittelmann | Sa., 2. Juni 2018 - 09:23

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Du liebe Zeit... Sie nun wieder! ("Kann man es auch Gott nennen")

Bernd Muhlack | Mo., 4. Juni 2018 - 12:32

Antwort auf von Volker Mittelmann

Joop Herr Mittelmann! Das ist wie Methusalix und Automatix, nicht wahr? Sicherlich verstehen Sie, was ich meine...

Christa Wallau | Fr., 1. Juni 2018 - 17:08

Der eine Journalist (Matussek) hat den Ausbruch in die wirkliche Meinungsfreiheit gewagt, weil er es einfach nicht mehr aushielt im Glashaus der political correctness. Er wäre geplatzt, wenn er nicht so gehandelt hätte! Der andere (Schwennicke) leidet gar nicht so sehr unter der Glasglockenatmosphäre wie sein Kollege, so daß er deshalb auch keinen Ausbruch ins Auge fassen muß. (Nicht ohne Grund ist er ein Angler, der warten kann!) Schwennicke begnügt sich vielmehr mit Kratzen an den Wänden, natürlich auch deshalb, weil er große finanzielle Nachteile zu befürchten hätte, wenn er im Glashaus heftig randalierte.

Weil es allgemein viel mehr Schwennickes (geduldig angepaßte, liebenswerte Optimisten) als Matusseks (unruhig-getriebene, klarsichtige Ankläger) gibt, dauert es in Deutschland u. a. so elend lange, bis das Merkel'sche Kartenhaus krachend einstürzt. Inzwischen geschieht jeden Tag neuer, schwerer Schaden...

Sehr geehrte Frau Wallau,

Ihrem zutreffenden Kommentar ist im Prinzip nichts hinzuzufügen, außer vielleicht folgende Zitate:

„Die Wahrheit ist eine unzerstörbare Pflanze. Man kann sie ruhig unter einen Felsen vergraben, sie stößt trotzdem durch, wenn es an der Zeit ist“.

„Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist“.

Ich schließe mich Ihrer Einschätzung an.

In Deutschland gibt es jedoch (leider) keine Anti-Merkel-Stimmung.
Die Bürger geben sich mangels Alternativen mit ihr zufrieden.
Unter all den Alleinherrschern auf dieser Erde wirkt Merkel für die Mehrheit der Bürger immer noch wie die letzte Garantin für Stabilität.

Als die „Retterin der freien Welt“, die es eigentlich nicht mehr gibt.

Merkels unumschränkte Machtposition ist erst dann gefährdet, wenn  Deutschlands starke ökonomische Position deutlich ins Wanken gerät.

Aber dies kann sich niemand ernsthaft wünschen.

Herzliche Grüße!

Verhüllungsjournalismus versucht zu verhindern das wir die Kaiserin nackt sehen.
Der Anblick wäre auch nicht sehr schön. Diejenigen, die hinter den Schleier blicken wenden sich mit Grauen ab. "Flüchtlingskrise", Eurokrise", "Beziehungskrise" mit unseren Freunden und Nachbarn...dafür retten wir das Klima, Afrika...ach eigentlich die ganze Welt und dafür opfern uns, unsere Identität und die Zukunft unserer Kinder.

Besonnen oder angepasst? das ist hier die Frage. Und womit erreiche ich langfristig mehr? Ich persönlich halte Herrn Schwennicke für einen besonnenen, kritischen Journalisten. Wären er und seine Redaktionsmitglieder angepasst, wäre ich nie beim Cicero gelandet oder ihm nicht lange treu geblieben. Herr Schwennicke ist Angler (war mein Vater auch). Sehr sympathisch. Jesus war auch ein Fischer - ein Menschenfischer und am Ende sehr erfolgreich. Ich gehöre auch zu denen, die wie Herr Matussek, gerne mal wild um sich schlagen. Daher kann ich ihn sehr gut verstehen, denn vieles ist einfach nicht mehr auszuhalten. Aber was erreiche ich damit, wenn ich unsachlich und wütend reagiere? Ich biete denen, die ich kaum ertrage, eine Angriffsfläche. Herr Wißmann von der Online-Redaktion passt da auf mich auf. Und das ist auch gut so. Finden Sie den Beitrag von Herrn Schwennicke vom 14.09.2015 tatsächlich angepasst? Ich fand ihn mutig und vor allem - besonnen und alles andere als angepasst.

Maria Fischer | Sa., 2. Juni 2018 - 11:14

Vielen Dank.

Das „pathologische gute Gewissen“ und die „moralisierende Sonderrolle“ Deutschlands, sind seit langem, bekannte Symptome.
Sie werden u.a. bei Joachim Fest, „Nach dem Scheitern der Utopien“ ausführlich beschrieben.
„Stets mystisch , grundsätzlich abstrakt.
Nicht selten scheint sie den Menschen aus dem Auge zu verlieren.... Mit bleichem Ernst widmet sie sich den „ großen Anliegen“, betreibt die Heilung der Welt und verachtet das Detail- kurzum, sie ist ideologisch.“
Bis zu Frau Merkel, traten diese wiederkehrende Symptome im Nachkriegsdeutschland bei Randgruppen auf. Grüne, Linke oder Rechte. Ideologisch / Utopisch .
Austauschbar in ihrer Grundform.
Sie wurden stets gebannt durch einen mehr oder weniger Realpolitischen Ansatz.
Jetzt ist dieses ideologische Gerüst aber zur Staatsform geworden.
Das ist das unfassbare.
Der utopische Albtraum, mit den dazugehörigen totalitären Ansprüchen, ist die Realität.

Jürgen Heidtmann | So., 3. Juni 2018 - 10:08

Ich habe das Buch dieses Katholiban gelesen.

Fazit: Der Fehler der der Welt war, diesen überhaupt einzustellen.

Günter Fischer | Do., 7. Juni 2018 - 15:41

Lieber Matthias Matussek und Christoph Schwennicke,

wenn Sie wollen, dann kann ich das einrichten. Ich habe noch ein paar solcher Aktivistennadeln - wie die in der DDR hiessen, in einer Schachtel rumliegen. Die gab es regelmässig am 7. Oktober und am 1. Mai.
Dann lassen Sie mal ´ne Laudatio schreiben.
Um noch auf den Artikel zu kommen - Bierkiste ist gut, auch aufwiegeln, allerdings von maoistischen Tendenzen würde ich abraten, denn jeder weis vom Grundsatz her wie das früher bis zur Kulturrevolution dort abgegab´ngen ist. Man lese das Buch von Jun Chang "Wild Swans", das es auch in deutscher Sprache geben soll. Dann kann man es nachvollziehen. Nachwirkungen spürt man noch heute, wie ich jahrelang in meiner Tätigkeit dort feststellen konnte.
Aber:
Es wäre gut, wenn sich mal mehrere mit einem grösseren Sprachrohr als wir Kommentatoren hier auf den Weg machten und den "Deutschen Michel" so wecken, damit er begreift, was hier tatsächlich abgeht.
Dann werden Sie wirklich Aktivist.

Nicolas Chauvin | Do., 7. Juni 2018 - 16:15

Herr Schwennicke mit Ihren Äusserungen wegen der Gauland Entgleisung haben Sie keinesfalls eine konstruktive Diskussion eröffnet. Wer mit allen mögliche negativen Ausdrücken seine Meinung ausdrückt, kann nicht erwarten, dass sein journalistische Profil damit gestärkt wird. Mir sind dann Leute wie Matussek weitaus lieber, die Position beziehen und der ständigen Verar... durch die Bundesregierung entgegen treten.

Elfie Jung | Do., 28. Juni 2018 - 22:10

Habe soeben der oben genannte Buch von
Matthias Matussek gelesen. Ich kann es wärmstens
empfehlen. Wir brauchen endlich mehr Leute wie ihn
in diesem Land, die Klartext reden.