Im Beschichtungswerk für Pipeline-Rohre der Wasco Coatings Germanay GmbH in Mukran (Mecklenburg-Vorpommern) auf der Insel Rügen wird am 11.09.2017 die Ummantelung der Stahlrohre für die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 durchgeführt.
Rund 1200 Kilometer lang soll die Röhre vom russischen Wyborg bis ins deutsche Lubmin werden / picture alliance

Nord Stream 2 - Oberste Meeresleitung

Wladimir Putin hat Kanzlerin Angela Merkel im Streit um die Nord-Stream-2-Pipeline zugesagt, auch zukünftig Gas durch die Ukraine zu leiten. Nun kämpft US-Präsident Donald Trump gegen die Pipeline. Hat Merkel hat die geopolitische Dimension des Riesenprojekts unter­schätzt?

Autoreninfo

Christian F. Trippe ist Korrespondent der Deutschen Welle und lebt in Berlin. Zurzeit arbeitet er gemeinsam mit dem Leipziger Autor Ulli Wendelmann an einem Dokumentarfilm über Nord Stream 2. Die Ko-Pro­duk­tion zwischen MDR und 
DW wird im Frühjahr 2018 im deutsch-französischen Kanal Arte zu sehen sein.

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Die Kennzahlen und Rahmendaten sind eindeutig. Aus rein wirtschaftlicher Sicht dürfte kaum einer am Projekt Nord Stream 2 zweifeln. Europa braucht neue Primärenergiequellen, weil die britische, die norwegische und die niederländische Gasförderung kontinuierlich zurückgehen – um durchschnittlich 2,5 Prozent in jedem Jahr. Russisches Erdgas ist preiswert. Nun eine zweite Röhre neben der bestehenden Ostseepipeline Nord Stream zu verlegen, gilt technisch und planerisch als nicht sonderlich aufwändig. Die voraussichtlichen Baukosten von rund zehn Milliarden Euro könnten sich dementsprechend relativ rasch amortisieren. 

So zumindest kalkuliert ein vom russischen Energiekonzern Gazprom geführtes Konsortium, das sich vor zwei Jahren zusammenfand. Etwa die Hälfte von dessen Anteilen verteilt sich auf die beiden deutschen Unternehmen Uniper (ehemals Eon) und Wintershall (BASF-Tochter), auf die niederländisch-­britische Shell, die österreichische OMV und die französische Engie. Die fünf europäischen Konzerne und Gazprom warten nur darauf, dass die Pipe­linebauer damit beginnen, die zweite Energieader in der Ostsee zu verlegen. Rund 1200 Kilometer lang soll die Röhre werden, vom nordwestrussischen Wyborg bis zum vorpommerschen Lubmin bei Greifswald. 

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Beate Kunze | Sa., 6. Januar 2018 - 18:53

Hier wird die Doppelmoral deutscher Politik wieder einmal sehr deutlich. Den Amerikanern werfen wir vor, zuerst an sich selbst zu denken. Selber macht es unsere Regierung (Merkel, Gabriel) nicht anders. Bloss mit dem Unterschied sich selbst als die großartigen Moralapostel hinzustellen. Fragt sich nur wie schlau das sich, sich von russischen Energielieferungen abhängig zu machen, nach Frau Merkels Energiewende. Jedenfalls ist der Vorgang ein weiteres Beispiel für deutsche Alleingaenge.

Jürgen Lehmann | So., 20. Mai 2018 - 11:45

Antwort auf von Beate Kunze

Russland war schon immer ein zuverlässiger Partner und ist auf jeden Fall anderen Energielieferanten vorzuziehen (vor allem den SAUDIS und ähnlichen islamistischen Ländern).

Energiemäßig ist ein DEUTSCHER Alleingang sinnvoll und angebracht.

walter gerdes | Mo., 21. Mai 2018 - 19:08

Antwort auf von Beate Kunze

Völlig falsch.

Deutsche Interessen sind nun mal unsere. Andere profitieren in der EU auch von N 2. Wir machen Geschäfte mit RU. Dem Quark, den RU in den Dingen politisch vertreten mit ihrem Großmachtwahn per Annexionen, Nachbarn anzuzünden, müssen wir nicht mitmachen.
Genau so wenig wie wir den polnischen Interessen, gegründet auf dem dämlichen Chauvinismus des polnischen Minderwertigkeitskomplexes, folgen müssen.

Hier in der BRD spielt in dem Fall die Musik. Unsere Grundversorgung ist zu sichern. Wir können es uns leisten den Preis dafür zu bezahlen. Andere sollen mal daran kommen.

Karin Zeitz | So., 7. Januar 2018 - 10:33

wird Nord Stream 2 so vehement angegriffen. Schließlich geht es sowohl um politische als auch wirtschaftliche Interessen der USA. Das politische Kalkül besteht in der Stärkung der Ukraine, deren Bedeutung und deren Einnahmen schwinden, wenn sie vom Gastransfer abgehängt wird. Wirtschaftlich wollen die USA den europäischen Markt für ihr Schiefergas erschließen. Es gibt in Brüssel genügend Lobbyisten, die sich für diese Ziele einsetzen und die deutschen Interessen an einer stabilen Energieversorgung ignorieren. Inwieweit Deutschland tatsächlich eine führende Rolle in der EU inne hat kann man auch daran ermessen, ob es nur Unterstützung findet, wenn es im Interesse anderer Länder handelt oder ob man auch bereit ist, die originären deutschen Interessen zu unterstützen.

Stefan Jess | Sa., 19. Mai 2018 - 21:14

Lieber Cicero, bitte nicht auch diese "lustigen Wortspielchen" à la SPIEGEL.

Ihr seid mehr.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 21. Mai 2018 - 10:47

Ukraine Schwesterstaat zu Russland, wie Weissrussland auch.
Zwischen den Staaten wird es noch längere Zeit Konflikte geben, die in der langen Tradition derer gemeinsamen Geschichte liegen.
Keinesfalls darf man die Energieversorgung Europas von der Ukraine oder Weissrussland abhängig machen. m.E. auch nicht von der Türkei.
Bulgarien und Rümänien wären sichere europäische Transitländer, wie auch die Baltischen Staaten oder Polen.
Es wird Zeit, dass Polen in Europa ankommt.
Nur weil Schröder auf Weltniveau praktisch die Russlandpolitik für ganz Europa macht, sollte man doch jetzt Verantwortung an Polen übergeben und die MeeresPipeline in Polen ankommen lassen oder gleich durch die baltischen Staaten in Richtung Resteuropa verlaufen lassen.
Deutschland war nur so mächtig, solange es über die entsprechenden weitblickenden Politiker verfügte.
Mit Merkel kann davon keine Rede mehr sein.
Polen muss Verantwortung übernehmen.
Russlands alte Liebe galt dem deutschen Reich -> Finis

Gerhard Hein | Mo., 21. Mai 2018 - 12:15

Den Titel finde ich schon mal doof ! Und es handelt sich schon gar nicht um Germany first, sondern um sichere Bereitstellung von Energien, welche in Europa nicht ausreichend zur Verfügung stehen.
Wer kann mit Sicherheit sagen, dass der Weg über die Ukraine sicher ist ? Richtig : wir sind von Russland abhängig ! Aber die Einwände der USA dienen "Amerika first" und wie sicher und
dauerhaft Verträge mit den USA sind, erleben
gerade. Das Ergebnis der Politik der USA im
Orient und Afrika hat ebenso wir die Politik
Russlands mit Völkerrechtsverletzungen gezeigt,
dass beide nicht in der Lage sind eine friedvolle
Welt zum Wohle und Nutzen der Völker sicherzustellen.