Anne Will und ihre Gäste
Das Ziel der Debatte bei „Anne Will“ wurde immer undeutlicher / Screenshot ARD-Mediathek

TV-Kritik „Anne Will“ - Viel Marx um nix

Was ist von 200 Jahren Karl Marx geblieben? Diese Frage versuchte die Gesprächsrunde bei „Anne Will“ zu klären. Doch allzu schnell verloren sich die Gäste im tagesaktuellen Klein-Klein. Große Erkenntnisse über den streitbaren Philosophen gab es an diesem Abend nicht

Chiara Thies

Autoreninfo

Chiara Thies ist freie Journalistin und Vorsitzende bei next media makers.

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Vor 200 Jahren wurde Karl Marx geboren und polarisiert noch heute. Ihm zu Ehren enthüllte Marx Geburtsstadt Trier vergangenen Samstag eine große Statue von ihm. Die Ehrung wurde von Demonstrationen sowohl gegen als auch für ihn begleitet. Es wirkt dieser Tage als sei nicht Religion, sondern Marxismus Opium für das Volk. Aber wie viel ist von Karl Marx tatsächlich geblieben? Und wie sozial ist unser Kapitalismus heute? Genau diese Fragen hätte sich der Geehrte und Verschmähte vermutlich nie gestellt. Marx sei gar kein Philosoph, weil sein Denken ein Ziel habe, hat Alain Badiou, einer seiner größten Bewunderer, über ihn gesagt. 

Um diese Fragen drehte sich aber Anne Wills Talkshow. Zu Gast waren Finanzminister Olaf Scholz (SPD), Linke-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht Unternehmer Georg Kofler und Kardinal Reinhard Marx. Sollte diese Debatte überhaupt ein Ziel gehabt haben, wurde es mit zunehmender Sendungsdauer immer undeutlicher. 

Ist Marx Schuld?

Dabei waren die Rollen eigentlich klar verteilt. Georg Kofler ist schließlich Unternehmer und damit ein böser Kapitalist, und so legte er auch gleich gegen den Autoren des „Kapitals“ los. Karl Marx habe aus zwei Gründen kein neues Denkmal verdient: Erstens sei der totalitäre Anspruch seiner Gesellschaftstheorie ein fataler Irrtum. Zweitens sei seine Ökonomie der „größte Flop der Wirtschaftsgeschichte“. Alle kommunistischen Länder seien hoffnungslos heruntergewirtschaftet. Doch kann Marx wirklich dafür verantwortlich gemacht werden? Kardinal Reinhard Marx, der seit Jahren aus dem Zufall, den gleichen Nachnamen wie der Philosoph zu haben, Kapital schlägt, sprang seinem Namensvetter auch sofort bei. Man müsse ihm ja keine Denkmäler bauen, aber die Texte sollte man schon lesen. Dass Sahra Wagenknecht da eifrig nickte, überraschte kaum. Für sie müsse man Karl Marx aus seinen Schriften heraus verstehen. Jesus Christus könne ja auch nicht dafür verantwortlich gemacht werden, was in seinem Namen begangen wurde. Scholz gab sich seiner Position entsprechend moderat. Bei Marx wäre vieles, aber auf keinen Fall alles richtig gewesen. Tja, nun. Im Grunde hätte die Sendung da beendet werden können. Die Statements waren erwartbar und wurden gebetsmühlenartig brav wiederholt.

Zwei Streitpaare, verhaltener Streit

Das liegt auch an Sahra Wagenknecht, die ihren Marx besser kennt als die meisten, geschweige denn ihre Gesprächspartner. Doch sie gab sich ungewohnt ruhig. Nach 20 Minuten hatte sie lediglich ihr Eingangsstatement gehalten. Erst danach begann sie, Scholz zu kritisieren: für seine Aussagen zur Sozialdemokratie, sein Verständnis von sozialer Gerechtigkeit, und sein mit einem Angestellten von Goldman Sachs besetztes Kabinett. Scholz ging jedes Mal geduldig darauf ein. Er rang Wagenknecht das Versprechen ab, ihn in drei Jahren zu loben, wenn er gute Ministerarbeit geleistet habe. Das wirkte dann doch arg bemüht. Damit waren wir zurück im parteipolitischen Einerlei, der Sendung tat das nicht unbedingt gut. 

Spannender war dagegen die Diskussion zwischen Unternehmer Kofler und Kirchenmann Marx. Zwar waren sie augenscheinlich mehrfach verschiedener Ansicht, fanden dann aber doch immer wieder zueinander. Im Gegensatz zum farblosen Scholz, der immer wieder vergeblich versuchte, sich einzuklinken, waren die kleinen Dispute zwischen Kardinal Marx und Georg Kofler von ungewohnt lustigem Esprit. Kofler griff Wagenknechts Aussage zu Goldman Sachs auf: „Nix System, das System gibt es nicht.“ Denn gehe es den Arbeitnehmern gut, gehe es auch dem Unternehmen gut. Das bestritt Kardinal Marx nicht, er wolle keine „moralische Debatte“. Für ihn stehe das Gefühl, gebraucht zu werden, im Vordergrund. Sei das nicht gegeben, führe das zu Populismus.

Fünf Minuten Digitalisierung 

Scholz will das am Negativ-Beispiel Amazon und Deutsche Post mit Tarifverträgen lösen. Dafür fehle es in den Betrieben allerdings erst einmal an ordentlichen Betriebsräten. Für Wagenknecht reicht das nicht. Sie kenne „couragierte Unternehmer“, die viel für ihre Angestellten leisten. Desto größer jedoch das Unternehmen sei, umso schlechter sei die Situation für die Arbeitnehmer. Die SPD habe zwölf Jahre lang regiert beispielsweise nichts gegen die Zeitarbeit unternommen. Für den Unternehmer Georg Kofler stellen Zeitarbeiter jedoch eine gute Zwischenlösung dar, um flexibel auf den Markt zu reagieren. Das sei essentiell, um dynamisch zu bleiben. Natürlich sei dieses Argument bei der Deutschen Post, das seine Angestellten jahrelang in Zeitarbeit hält, hinfällig. Auch Kardinal Marx forderte bessere Rahmenbedingungen. Kofler entgegnete ihm, dass es die schon gebe, und: „Das Paradies ist doch Ihr Job.“ Da muss selbst der Kardinal lachen.

Klar, dass es am Ende der Talkshow noch irgendwie um Digitalisierung gehen musste. Dazu blieben fünf Minuten. Die Antworten fielen deswegen alle sehr verknappt und auch hier wenig überraschend aus. Kofler sprach sich gegen eine Regulierung durch die Politik aus, da die es auch nicht besser machen könnte als ein dynamischer Markt. Kardinal Marx sah genau darin die Forderung, dass wir uns an den Markt „anzupassen“ hätten. Olaf Scholz forderte, dass wir uns nicht immer so erschrecken sollten. Für den alternativen Fahrdienst Uber habe man ja auch eine Regelung gefunden. Für Sahra Wagenknecht waren neue Technologien an sich weder gut noch schlecht. Natürlich gebe es viele Annehmlichkeiten. Aber wo bleibe der Gewinn? Die Digitalisierung, das wird klar, ist auch in dieser Talkshow ein Überwort, dem sich keiner so recht nähern und konkretisieren mag. Immerhin hat niemand das Unwort Breitband-Ausbau in den Raum geworfen.

Fruchtlose Debatte

So hatten zwar alle Gesprächsteilnehmer unterschiedliche Meinungen zu Karl Marx, waren sich am Ende in ihren Ansichten zur Sozialdemokratie jedoch erstaunlich einig. Ja, es gebe Unternehmen, die viel für ihre Angestellten tun. Beispiele wie Amazon oder die deutsche Post gingen aber natürlich gar nicht. Was sollten sie auch anderes sagen? Olaf Scholz möchte nun mit den Beteiligten Großunternehmen darüber reden, hat aber entsprechende Gespräche gerade erst angefragt. Wagenknecht reichte das wie immer nicht. Ideen, wie man es anders lösen konnte, brachte aber auch sie nicht ein. Den Geburtstag von Karl Marx hätte man so jedoch nicht als Überbau für die Sendung benötigt. Es ging eben um die Themen soziale Marktwirtschaft und ihre aktuellen Herausforderungen, zum xten Mal in einer Talkshow. Und so erging es Karl Marx bei „Anne Will“ wie so oft in seiner Rezeptionsgeschichte. Er war zwar omnipräsent, fehlte aber trotzdem. Wenigstens musste an diesem Abend keiner deswegen sterben.   

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Gerdi Franke | Mo., 7. Mai 2018 - 13:53

"Märkte" und "Kapital"regulieren oder laufen lassen? Die Politik ist leider immer noch ohne klare Zukunftsperspektiven. Der Staat sollte für das Auskommen und das Einkommen derjeniger seines Volkes zu sorgen, die nicht mehr am Arbeitsprozess teilhaben können. Aber die Konkurrenz mit anderen europäischen Staaten und der Welt ist groß. Und es werden viele neidisch sein und an diesem System teilhaben wollen. Die Frage, wer zukünftig was finanzieren soll und muss und wer davon profitiert wird immer bedeutender. Und es wird zu Verteilungskämpfen kommen, wenn die Leistungen zu unterschiedlich sind.

Susanne antalic | Mo., 7. Mai 2018 - 13:56

Es ist wieder mal köstlich, wenn 4 Menschen die in ihrem Leben noch nie richtig gearbeitetet hatten und nur von Steuerzahleler alimentieret wurden und werden, argumentieren, gegen einem, der hart arbeiten muss und wen er das nicht tut, bleibt er auf der Strecke. Man hatte gesehn in allen komunistischen Ländern, wohin diese Marxismus geführt hatte, aber eigentlich, die gleiche 4 Menschen, die ihm so überwerten wollten, haben auch mit solchen Berufen in komunistischen Ländern alles, sie haben Wasser geprädigt und Wein getrunken und die anderen, müssten schuften, das ist Sociale Gerechtigkeit in den Augen von diesen vier.

Dr. Roland Mock | Di., 8. Mai 2018 - 09:18

Antwort auf von Susanne antalic

So, genauso ist es, liebe Frau antalic. Vier Leute, die nie in Ihrem Leben gearbeitet haben und denen mit ihren fetten, vom Steuerzahler finanzierten, Pensionsansprüchen nichts mehr passieren kann, argumentieren gegen den einzigen an, der sich diese erarbeiten mußte. Der Artikel ist nicht schlecht, aber Ihr Kommentar bringt es perfekt auf den Punkt. Chapeau?

Markus Gerle | Di., 8. Mai 2018 - 14:56

Antwort auf von Susanne antalic

Frau antalic, Sie sind mir mit Ihrem Kommentar zuvor gekommen. Ich habe die Talk-Show gleich wieder weg gedrückt, als ich sah, dass dort 4 Teilnehmer einer Talkshow, die sich eine obszöne Luxusversorgung vom Steuerzahler genehmigen gegen einen wettern, der diese Steuern mit seinen Mitarbeitern erwirtschaften muss. Diese vom Steuerzahler alimentierten Damen und Herren taugen nun wirklich nicht als moralische Instanz. Im Gegenteil, da auch ich über die Hälfte des Jahres nur für den Staat arbeite, sehe ich diese Typen als morallose Ausbeuter an. So was muss man sich wirklich nicht mehr antun. Es reicht, dass man diesen Mist bezahlen muss.

Dr. Waltraud Berle | Mo., 7. Mai 2018 - 14:42

Minus mal Minus = Plus. Was also? Kurz gesagt: die Zukunft liegt VORNE, nicht hinten. Marx ist hinten. Murx macht Merkel und liegt in Wirklichkeit (historisch) auch bereits hinten. Das kann gaaaanz schnell gehen, wie man an der OB-Wahl in Freiburg sieht, wo der arrogante grüne "Amtsinhaber" jetzt plötzlich bei einem "David gegen Goliath" hin- weggefegt wurde. Ja, und die arroganten GEZ-Leute werden es auch noch lernen mit ihren kindischen Talkrunden. Ach und dieser wunderliche Bischoff mit Namen Murx, der Kreuze nicht mag, obwohl sie das Firmensignet sind, von dem er lebt, ebenfalls.

Das Konzept dieser Sendungen ist immer gleich. Moderator*IN und Gäste sind sich weitgehend einig - bis auf das "Opfer". Die ÖRR sind einfach nur lächerlich, beschämend, schamlos. Dass Menschen überhaupt noch in solche Sendungen gehen - unbegreiflich. Solche Sendungen muss man durch Verweigerung austrocknen. Herr Schwennicke, gehen Sie da bitte nicht hin!!!

Bernhard Jasper | Mo., 7. Mai 2018 - 14:51

Das utopische Ideal ist: die Abschaffung des kapitalistischen Eigentums an Produktionsmitteln. Dieses zur Theorie der sozialistischen Kulturrevolution, die gesetzmäßig weiterentwickelt werden sollte. Die verheerenden und menschenverachtenden Ergebnisse konnte ich mir im Wirtschaftsraum der implodierten „DDR“ und „UdSSR“ berufsbedingt in der Praxis ansehen.

Und alle die bestimmte Theorien immer noch gut finden, kann ich nur empfehlen sich mit der Frage zu beschäftigen, was der Mensch ist.

Abgesehen davon, dass die Marx-Ideologie zur Lebenszeit diese Herrn (!!!) gar nicht so verkehrt waren, würde ich meinen, dass die SED/RAF-Kommunisten Marxens Philosophie für eigenen Zwecke nur ausgenutzt und verdreht haben.
Nicht "Marx ist Opium fürs Volk", sondern das was die Linke Einheitssuppe (einschließlich Antifa)draus gemacht hat, ist Opium für´s Volk!
Beobachtung mit wachem Auge: Aus dem Erscheinungsbild der sogenannten „Linken Einheitsfront“ schält sich so langsam die Fratze des Linksfaschismus heraus. Das ist die wirkliche Gefahr für die freiheitliche Demokratie in Deutschland und Europa!

Wir haben ihn längst den Linksfaschismus. Er schlägt sich vor allem in den Medien nieder. Cora Stephan schreibt hierzu: "Ja, die Gesellschaft ist gespalten. Nicht im Sinne konkurrierender Interessen, das ginge ja noch. Es ist weit alarmierender. „Diversity“, Identitätspolitik, der Abschied vom Begriff des „Normalen“ und die snobistische Verachtung hergebrachter Orientierungen und Bindungen wie etwa Familie oder Nachbarschaft, Kultur und Tradition oder gar „Heimat“ – all diese Versatzstücke „progressiver“ Weltsicht verfehlen nicht nur die Lebensrealität der Vielen. Sie laufen letztendlich auf etwas hinaus, was ihre Verfechter gar nicht zu bemerken scheinen: Wenn alles in diverse und womöglich gar noch verfeindete Identitäten zerfällt, alle herkömmlichen Bindungen aufgelöst sind, bleibt das Individuum zurück, nackt und bloß, allein und damit staatsabhängig in nie zuvor gekannter Weise, dem Druck konformer Meinungen mehr ausgesetzt als vielleicht jemals bevor."

Christine Sander | Mo., 7. Mai 2018 - 15:21

wie die meisten Talkshows ermüdend oberflächlich und inhaltsleer und zeigen einmal mehr, daß weder die Moderatorin noch die Teilnehmer (vielleicht in diesem Fall mit einer Ausnahme) das Thema nicht beherrschen, keine Ahnung haben und die Zeit mit Geschwätz füllen als Preis dafür, um in allen Wohnzimmern (soweit in diesen überhaupt noch ferngesehen wird) präsent zu sein.

Marx:Das Sein bestimmt das Bewußtsein. Damit wollte er den Idealismus Hegel's vom Kopf auf die Beine stellen. Ich denke, Hegel als auch Marx hatten recht, jedoch auf völlig unterschiedlichen Etagen des Denkens. Hegels Etage liegt deutlich weiter oben (das ist keinesfalls verächtlich gemeint). Die Wissenschaft von heute beweist immer mehr wie das Sein das Bewußtsein bestimmt.Nur: Das bedeutet "Rassismus pur",
Das darf aber nicht sein - so die Meinung der vorherrschenden Guten.

Karl Marx hat viel Nachdenkenswertes geschrieben. "Das Sein bestimmt das Bewußtsein" stammt jedoch von Siegmund Freud, wenn ich richtig informiert bin.
In der Diskussions-Show mit Anne Will konnte einzig Sahra Wagenknecht die Hintergründe der Lehren von Karl Marx und Friedrich Engels aufzeigen und interpretieren.
Der Unternehmer-Vertreter, ehemaliger Geschäftsführer von SAT 1 und PRO SIEBEN, schien kaum imstande, zusammenhängende Erklärungen abzugeben.
Und Olaf Scholz, der raffinierte Politiker, ging auf die gestellten Fragen schon gar nicht ein.
Solche Sendungen sollte man ruhig verpassen und sich am besten selbst mit dem "Kommunistischen Manifest" von Marx und Engels beschäftigen. Dies bringt sicherlich mehr Erkenntnisgewinn.

Ellwangen hätte auf die Agenda gehört. Aber Madame Will möchte Madame Merkel sicherlich nicht in Verlegenheit bringen oder anders ausgedrückt - man muss den Ball flach halten, besonders in diesem Fall. Da muss dann Kalle Marx her. Ich gucke generell nicht mehr. Und bin damit vermutlich auch kein Einzelfall. ARD und ZDF sind tot, sie wollen es nur noch nicht wahrhaben.

Günter Fischer | Mo., 7. Mai 2018 - 15:31

Was auch immer man liest oder hört aus dem Anne Will´s Munde und deren Gäste.
Ich denke, dass keiner das Kapital oder eine der zusammenfassenden Werke wirklich gelesen hat.
Wer es gelesen hat, der wusste/weis früher und auch jetzt, dass Karl Marx die Mechanismen des Kapitalismus genau beschrieben hat.
Einer der Gründe, dass viele wichtige Wirtschaftsmanager sich damit beschäftigten.
Wer dann auch in der Lage ist, dass das die damaligen kapitalistischen Bedingungen beschrieb, der weis auch, dass darin von den vielfältigsten Versionen des Monopols und anderer extremer Möglichkeiten analytisch berichtet wurde.
Es waren für ihn die Entwicklungen nicht im Detail vorauszusehen. Es war aber immer so:
Wert + Arbeit = Mehrwert.
Und Reichwerden hängt noch immer davon ab, wie der Mehrwert verteilt wird. Ob die Erarbeiter es bekommen oder die, die im Besitz der Produktionsmittel sind. Woher auch immer sie diese haben, denn als es begann, haben alle bei "0" angefangen. Sehr lange her.

Hans W. Koerfges | Mo., 7. Mai 2018 - 15:35

In allen Diskussionen vermisse ich die Antwort auf die Frage, warum bemühte sich Marx um Änderungen des Lebens des Proletariats. Dabei ist die Antwort simpel.

Die Frühkapitalisten haben den entscheidenden Fehler gemacht, in dem sie die Arbeitnehmer nicht als das wichtigste Kapital ihrer Unternehmen angesehen haben. Die Antwort hat nichts damit gemein, dass sie nicht dem Denken der Frühkapitalisten entspricht. Die frühen Unternehmer stammten fast überwiegend dem sogenannten Proletariat. Sie heuerten Arbeiter aus den Slums oder dem Land an. Die Ausbildung an den Maschinen dauerte maximal 1 Jahr. Dann überliess man die Arbeiter ihrem Schicksal. So musste es also dazu kommen, dass ein Theoretiker wie Marx glaubte, den Schlüssel für die Zukunft gefunden zu haben. Ein Irrtum, dem Abermillionen Menschen zum Opfer gefallen sind.

Karin Zeitz | Mo., 7. Mai 2018 - 15:47

in den Talkrunden der ö.-r Medien schaue ich mir schon lange nicht mehr an. Die Zeit kann ich besser nutzen, mich wieder mal durch einen Blick ins “Kapital“ mit der treffenden marxschen Analyse über die Wirkungsweise des kapitalistischen Systems zu beschäftigen und über die misslungenen Versuche, seine Visionen zu verwirklichen, zu sinnieren.

Kretzer Heinrich | Mo., 7. Mai 2018 - 17:14

...also August Bebel hat mich eigentlich schon immer mehr beindruckt. Der andere sozialismus=
götze hat es trotz all seiner bourgeoisiekritik betr.
deren verlogenheit ironischerweise auch noch fertiggebracht
seiner hausangestellten ein kind zu machen -auch
wenn solches geschehen ein typisches beispiel für
eben diese verlogenheit war.

b

Karla Vetter | Mo., 7. Mai 2018 - 20:04

Antwort auf von Kretzer Heinrich

Kann es sein , das Sie Bebel mit Friedrich Engels verwechseln? Der war der andere Götze.August Bebel war Sozialdemokrat und Schriftsteller z.B.:" Die Frau im Sozialismus ".

Kretzer Heinrich | Di., 8. Mai 2018 - 15:38

Antwort auf von Karla Vetter

danke Frau Vetter,

der andere Götze ist in meinen Augen eigentlich Lenin.!
auch von Engels habe ich eine ungleich höhere Meinung wie eben von Bebel.

herzlichst Ihr h.k.

Georg Czerwinski | Mo., 7. Mai 2018 - 17:38

Vielleicht wollen viele Menschen betrogen werden, weil sie in eine Idee verliebt sind - soziale Gerechtigkeit, also Gleichheit der Lebensverhältnisse.
Eigentlich ist das eine Utopie und hat doch mehr mit Glauben zu tun als mit Wissen bzw. guten Beispielen.
Die Linke (Wagenknecht) teilt mit der Religion (Marx) den Bekehrungsauftrag.

Eberhard Rademeier | Mo., 7. Mai 2018 - 23:54

Da sitzen fünf Nasen im Stuhlkreis, von denen vier mit einiger Wahrscheinlichkeit noch nie in ihrem Leben einer produktiven Tätigkeit nachgegangen sind, und sollen über das „Werk des großen deutschen Philosophen Marx“ (ich würde ihn als Wirtschaftstheoretiker ohne das geringste Wissen über Wirtschaft bezeichnen) diskutieren. Passend deshalb, weil Marx selbst nie einer richtigen Arbeit nachgegangen ist und sich stattdessen von seinem Freund Engels, einem Sohn eines von Marx so verhassten Kapitalisten, alimentieren ließ. Seine Frau, eine Jenny von Westphalen und deren gemeinsame Kinder, lebten in tiefstem Elend. Kurz – ein Menschenfreund. Und nun kommt die Stadt Trier. Deren Stadtväter lassen sich von China eine überdimensionale Marx-Statue aufs Auge drücken. Die Mehrzahl der Chemnitzer dürften wohl froh sein, dass ihre Stadt den Namen Karl-Marx-Stadt los ist, die Trierer scheinen sich nicht mal ernsthaft gegen den Kolossal-Charly gewehrt zu haben. Wo leben wir?

Bernhard Jasper | Di., 8. Mai 2018 - 15:42

Auch heute noch wird die verheerende Bilanz des Marxismus vertuscht und relativiert. In den Funktionärs-Reden waren sie „Antifaschisten“, dabei waren sie selber „Linksfaschisten“. Sie fühlten sich legitimiert eine „Volkswirtschaft“ zu ruinieren, es ging ja gegen den "Klassenfeind". Und natürlich braucht ein derartiges „System“ Mitläufer.

Nur in einer Gesellschaft in der das Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum garantiert wird, herrscht Zivilisation.

Werner Baumschlager | Di., 8. Mai 2018 - 15:43

Bei "Dittsche" kommt für mich regelmäßig mehr rum.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 8. Mai 2018 - 19:28

Antwort auf von Werner Baumschlager

oder bei Dokumentationen, politische wie natur gelandet, war aber, solange ich es sah ein Riesenfan von Dittsche.
Olli Dittrich ist recht klug und kann dies auch in dieser Rolle zum Ausdruck bringen.
Ich rate durchaus dazu, reale Leute aus dem Milieu nicht "nur als Abfall" zu sehen, sondern ihre Sprache zu verstehen suchen.
Ich hoffe, dass dies auch ein Moment dieser Sendung ist.

Tomas Poth | Di., 8. Mai 2018 - 18:03

seine Gegenspieler hin oder her, am Ende bleiben zwei Fragen: Wie verteilen wir das gemeinsam erwirtschaftete und wie erhält jeder die Möglichkeit sich am Wirtschaftsprozess zu beteiligen, um seine Existenz zu behaupten.
Dazu ein Vorschlag: Was in allen Bilanzen letztlich als Gewinn übrig bleibt wird abgeschöpft und zum Nutzen aller verteilt/verwendet und daraus auch Finanzmittel zur Beteiligung aller am Wirtschaften bereitgestellt.
Funktioniert nur wenn weltweit alle es so machten, also den Menschen in den Mittelpunkt stellten, statt die Akkumulation von Kapital und Entscheidungsmacht. War aber noch nie so in der Menschheitsgeschichte. Deshalb haben wir die Talkrunden als "Blitzableiter" und Profilierungscontest?

Cecilia Mohn | Mi., 9. Mai 2018 - 10:02

Ich bin kein Marxist- finde aber Das Kapital von Karl Marx ist eine spannende Lektüre. Eine absolut stimmige und hochaktuelle Analyse des Kapitalismus. Wo der Ausweg liegt? Keine Ahnung- die Menschheit wird ihn hoffentlich finden. Marx verdienst ist die klare Analyse. Mehr nicht. Die Talkshow? Die "Spezialisten" dort sollten ueber das Reden worueber sie sich auskennen. Ob da noch etwas zum Reden bleibt?